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Ex-User
05.03.2006, 11:21
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Die natürlichen Wasserquellen sind Regen, Schnee und die Feuchtigkeit aus den Wolken. Allerdings versickern nur 20 % des auf diese Weise gewonnenen Wassers in den Boden, der Rest verdunstet oder gelangt über die Abflüsse ins Meer. Die westliche Kanarengruppe hat pro Jahr etwa die dreifache Wassermenge zu erwarten, wie die östlichen Inseln.
Der Wasserhaushalt der Inseln hat, nach der Inbesitznahme durch die Spanier und die damit verbundene intensive Landwirtschaft, sowie durch die erhebliche Entwaldung, wesentliche Änderungen erfahren. Während früher die Mehrzahl der Barrancos mehr oder weniger ständig fließende Wasserläufe aufwiesen, werden diese heute bereits in ihren Oberläufen für landwirtschaftliche Zwecke abgeleitet. Doch dieses Oberflächenwasser genügt bei weitem nicht um den Bedarf, der durch die intensive Landwirtschaft und durch die ständig steigenden Bevölkerungszahlen entsteht, zu decken. Die grundlegende Aufgabe der kanarischen Wasserwirtschaft ist es daher, die verhältnismäßig geringen natürlichen Wasservorräte zu erschließen, sie zu speichern und sie gerecht zu verteilen.
Fast alle noch vorhandenen Quellen auf Gran Canaria, Teneriffa, La Palma und La Gomera werden für die Zwecke der Bewässerungswirtschaft genutzt. Nur die Mineralquellen, und die für die Trinkwasserversorgung der Siedlungen unerläßlichen Quellen, sind davon ausgenommen. Die Quellen treten meist an einer Erosionsdiskordanz zwischen verwittertem Anstehenden und porösen jüngeren Basalten aus, deren Oberflächen optimale Infiltrationsbedingungen haben. Sie werden für die Bewässerungswirtschaft bereits oberhalb der Grenze des Kulturlandes erfaßt. Vorteil des Quellwassers ist sein niedriger Wasserpreis, der die Rentabilität der agrarischen Produktion merklich erhöht. Jedoch ist die Ergiebigkeit der für die Bewässerungswirtschaft bereitsgestellten Wassermengen zu gering, als daß sie eine ausschlaggebende Rolle spielen würde.
Seit dem Jahr 1860 werden durch die Berge horizontale Stollen gesprengt, sog. galerías, mit denen das Wasser, das durch den porösen Vulkanboden hindurchsickert und sich schließlich auf einer undurchlässigen Schicht sammelt, angezapft wird.
Bei dieser Art der Erschließung der Grundwasservorkommen werden die Grundwasser führende Bereiche in hochpermeablen Pyroklastika und klüftigen Laven erschlossen, die durch annähernd undurchlässige, steilstehende Gänge gegliedert sind. Nach Entwässerung eines solchen Bereiches läßt sich das Wasser des nächsten durch Weitertreiben des Stollen bis zum nächsten Gang hin erschließen (Rothe 1986). Insbesondere die durch das Ganggestein gebildeten Kammern werden dabei aufgeschlossen. Die Stollenhöhe ist durchschnittlich 1,5 m, ihre Länge meist 500 bis 800 m, manchmal aber auch mehr als 2 km. Allein auf der Insel Teneriffa sind bis heute 940 Stollen mit einer Gesamtlänge von über 2000 km angelegt worden. Im Durchschnitt werden pro Stollen 20.000 bis 30.000 hl Wasser pro Tag gefördert (Matznetter 1956). Die Betreibung solcher Anlagen ist mit einem großen Risiko verbunden, da oftmals überhaupt kein Wasser oder nur eine unbedeutende Menge gefördert wird, die die immensen Baukosten keineswegs amortisieren.
Seit 1925 wird noch eine weitere Methode angewendet, bei der die Anzapfung des Grundwassers durch Ausschachtung tiefer Brunnen (pozos) erfolgt, was vor allem in den flacher gelegenen Gebieten vorteilhaft ist. Die Brunnen besitzen einen Durchmesser von 3 m und sind in der Regel 150 bis 300 m tief. Das Wasser wird dabei entweder durch Verbrennungsmotoren oder durch Windräder gefördert. Letztere gibt es vor allem im küstennahen Bereich. Sie haben die besondere Aufgabe, das schon etwas brackische Wasser dieser Zone zu fördern. Die Brunnen liefern ca. 10.000 hl Wasser pro Tag. Sie sind meist im Grunde der Barrancos oder im Ansatz ihrer Seitenhänge angelegt, von wo sie den unterhalb fließenden Grundwasserstrom anzapfen. Vom Brunnenschacht können horizontale Stollen abzweigen bzw. die Speichergesteine durch horizontale Bohrungen weiter erschlossen werden. Das von ihnen geförderte Wasser dient in erster Linie zur Bewässerung der cultivos ordinarios (unter cultivos ordniarios werden auf den Kanaren alle kultivierten Pflanzen zusammengefaßt, die nicht für den Export, sondern ausschließlich für den lokalen Konsum bestimmt sind - alle Getreidesorten, Kartoffeln, Leguminosen, Zwiebeln, Gemüse und Futterpflanzen). Ein nicht zu unterschätzendes Problem bei der Anlage von Brunnen, ist die Absenkung des Grundwasserspiegels. So wurde z.B. auf der Insel Gran Canaria der Grundwasserspiegel von mindestens 2362 Brunnen in nur zwei Jahrzehnten um mehrere hundert Meter abgesenkt (Matznetter 1956, Aschbacher 1990, Rothe 1986, Reifenberger 1992, Baillon 1994).






Aufgrund erhöhter Anforderungen (Landwirtschaft, völlig neuer, auf den Tourismus ausgerichtete Siedlungen, den Häfen etc.) und durch Unregelmäßigkeiten oder gar Ausbleiben von Niederschlägen bedingt, wächst z.B. auf Gran Canaria zunehmend die Bedeutung und die Zahl kleinerer und größerer Staudämme (presas), deren Speichervermögen insgesamt (auf genannter Insel) auf 100 Millionen m³ Wasser geschätzt wird. Der Grund für die Errichtung von Stauwerken liegt in den günstigen Reliefverhältnissen, gerade auf Gran Canaria. Ausbleibender Regen Mitte der 70er Jahre haben z.B. das fast völlige Austrocknen solcher wichtigen Reservoire verursacht (Kunkel 1993).
Heute stammen 22,6 % des Wassers aus Brunnen, nur noch 2,3 % aus Quellen und 75,1 % aus Stollen. Ein Drittel dieser Stollen sind bereits aufgegeben, weil man teilweise nie fündig wurde oder weil sie schon trockengefallen sind. 1952 wurden pro Meter Bohrung noch 712 l im Jahr gefördert, heute sind es nur noch 101 l pro Jahr. Entscheidend zur Verbesserung im Leitungs- und Speicherungssystem hat der Übergang von der früher üblichen Holzbauweise (meist Teakholz) zur überwiegenden Verwendung von Stein oder Beton beigetragen.
TeilII
Problematisch für die Wasserversorgung ist neben den steigenden Touristenzahlen auch die veränderte demographische Entwicklung. . Wahrend die Bevölkerung aller Inseln (außer auf La Gomera) zunahm, hat die kleine Insel Hierro eben erst eine vergleichbare Dichte der 20er Jahre erreicht. Teneriffa und Gran Canaria absorbieren weiterhin die Zuwanderer kleinerer Nebeninseln. Fuerteventura und Lanzarote erleben dagegen einen rasanten Anstieg, wobei aller Wahrscheinlichkeit nach sich die demographische Situation auch auf den Westinseln einpendeln wird. Die Bevölkerungsdichte von Gran Canaria ist mit 460 Einwohner pro km² doppel so hoch wie in Deutschland. Las Palmas hatte im Jahr 1986 eine Einwohnerdichte von 3.566 Bürgern pro km². In Deutschland wird dieser Wert nur von München mit 4.107 Bürgern pro km² übertroffen (Kunkel 1993).
Alle Wasserwerke auf den Kanaren befinden sich heute in Privatbesitz. Die Kommunalverwaltungen kaufen das teure Wasser nach Bedarf ein und verteilen es dann an die Endverbraucher, mit denen auf Zählerbasis abgerechnet wird. Das Wasser für Berieselungsanlagen wird ebenfalls von privaten Wasserwerken oder Privatleuten verkauft.


Wasser für Bewässerungszwecke wird in überall sichtbaren, offenen Tanks gespeichert, die von den Galerías oder Brunnen gespeist werden. Der Wasserkäufer muß die vereinbarte Mengen immer, auch wenn es regnen sollte, abnehmen, damit ein Überfließen der Versorgungsreservoirs vermieden wird.

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Ein großes Problem auf den Kanaren ist die Wasserqualität. Da der Grundwasserspiegel unter den Meeresspiegel fällt, wird das Wasser brackig und salzig. Ein weiteres, nicht zu vernachlässigendes Problem, ist der hohe natürliche Fluorgehalt, der besonders bei Kindern zu Zahnkrankheiten führt (Baillon 1994). Nach Reifenberger (1992) fördert nur ein Drittel der Brunnen auf Gran Canaria noch verwertbares Brackwasser, d.h. mit einem NaCl-Gehalt bis 0,5 g/l. Der Spitzennitratwert des Wassers beträgt 270 mg/l und liegt damit sechs mal höher als der Nitrat-Grenzwert von 50 mg/l, aufgestellt von der WHO. Die Flüssigkeit ist somit hervorragend als Düngemittel geeignet, beim Menschen wirkt sie jedoch stark cancerogen. Der extrem hohe Nitratwert ist auf den jahrzehntelangen Mineraldüngermißbrauch in den Bananenplantagen zurückzuführen. Zum Trinken und Kochen wird auf Gran Canaria nur Mineralwasser verwendet.


Resumen

Die Tourismusbranche ist ein wichtiger Wirtschaftsbereich auf den Kanarischen Inseln. In manchen Tourismuszentren sind bis zu 90 % aller Berufstätigen in dieser Branche beschäftigt. Zu dem hängen viele andere Branchen (Bauwirtschaft, Handel, Transport) direkt mit der Tourismusindustrie zusammen. Insofern sind die ökologischen Auswirkungen einer solchen expansiven Industrie nicht zu vernachlässigen. Der an vielen Stellen betriebene, oftmals planlose, Bau von Hotel- und Appartmentanlagen zergliederte die Landschaft und versiegelte die Flächen. Mit Hilfe von Umweltverträglichkeitsgesetzen oder Umweltschutzgesetzen wird versucht, die Umweltzerstörung zu vermindern. Diese Maßnahmen stehen wiederum den Interessen einer prosperierenden Bauwirtschaft diametral entgegen. Der Korruption von Ausnahmeanträgen wird in einer solchen Situation der Boden bereitet.
Die Wasserversorgung geschieht über natürliche Quellen, horizontale Stollen (galerías), tiefen Brunnen (pozos) und kleinere oder größere Staudämme (presas).

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