PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Betrüger fiel auf BKA-Mann herein



queru
23.06.2006, 15:52
Der V-Mann vom Bundeskriminalamt wollte noch mehr. „10 000 Euro sind doch Kinderkacke“, soll er dem 40-jährigen drogenabhängigen Vladimir K. aus Nümbrecht gesagt haben, 500 000 Euro, das wär' was. Über einen Mittelsmann auf Gran Canaria und einen Bekannten in Bulgarien hatte Vladimir 10 000 Euro beschafft, fünfzig 200-Euro-Scheine, „Blüten von allerbester Qualität“, wie Oberstaatsanwalt Breuer vor dem Waldbröler Schöffengericht erklärte.

Wegen des „Inverkehrbringens von Falschgeld“ musste sich dort Vladimir K. gestern verantworten. Er kam geradewegs aus der Haft, verbüßt eine 18-monatige Strafe wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Immer mal wieder hatte er es geschafft, von seiner 20 Jahre währenden Heroinsucht los zu kommen, hatte Therapien gemacht und regelmäßig gearbeitet, was sein letzter Arbeitgeber auch mit einem guten Zwischenzeugnis testierte.

Auf Gran Canaria lernte er dann allerdings einen dubiosen Geschäftsmann kennen, der ihn fragte, ob er nicht Falschgeld beschaffen könne, dafür gebe es in Deutschland einen zuverlässigen Abnehmer. Vladimir K. hatte einen Bekannten in Bulgarien, eine Urlaubsbekanntschaft. Den kontaktierte er, und der Bulgare beschaffte das Geld. Am 8. Januar 2005 übergab Vladimir K. die 10 000 Euro an der Raststätte Siegburg-Ost, erhielt dafür 3500 Euro Echtgeld und überwies davon 3250 Euro nach Bulgarien.

Dass der Abnehmer ein BKA-Mann war, wusste er nicht. Auch nicht, dass das BKA seit längerem ermittelte, unter anderem auf richterlichen Beschluss alle Telefongespräche abhörte, zumal die hohe Qualität der Blüten als echte Gefahr angesehen wurde. Sowohl der V-Mann als auch der Geschäftsmann auf Gran Canaria drängten Vladimir K. in der Folgezeit, 500 000 Euro weiterer Blüten zu beschaffen. „Dass es dazu nicht kam, lag nicht im Verantwortungsbereich des Angeklagten“, meinte der Oberstaatsanwalt. Im Dezember 2005 wurde Vladimir K. verhaftet und die Bewährung widerrufen.

Auch der Bulgare sitzt inzwischen, er soll zudem in Waffenschiebereien und Menschenhandel verwickelt sein.

Als positiv werteten Staatsanwalt und Gericht K.s umfassendes Geständnis. Auch hatte er gestern zugegeben, in der Haft weiter Heroin konsumiert zu haben. Es sei dort kein Problem, an Rauschgift heranzukommen.

Das Urteil: Zwei Jahre und zwei Monate Haft, mit der Heroin-Strafe verknüpft zu einer Gesamtstrafe von drei Jahren. Vladimir K. nahm das Urteil sofort an. (mf)

Artikel aus dem Kölner Stadt-Anzeiger vom 23. Juni 2006