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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Viele Arbeitslose vom Bau wollen gar keine Arbeit



queru
16.09.2009, 19:39
Die kanarischen Arbeitsämter haben heute ihr Erstaunen zum Ausdruck gebracht über die große Zahl von Arbeitslosen des Bausektor die Arbeitsangebote oder Fortbildungskurse die von ihnen angeboten werden um den Wiedereintritt in das Arbeitsleben zu erleichtern ablehnen.
Manche geben Gesundheitsprobleme an aber die meisten sagen einfach, dass sie der Arbeitsvertrag der ihnen angeboten wird nicht interessiert. Dies kann, sofern Arbeitslosengeld bezogen wird, Betrug sein.
Die Zahl der Arbeitsplätze die in diesem Wiedereingliederungsprojekt für Arbeitslose des Bausektors angestellt werden sollen ist 378.
Auf Teneriffa werden 148 Stellen angeboten und man hat bisher mit 393 Arbeitslosen Kontakt aufgenommen. 143 haben abgelehnt und 47 haben nicht geantwortet.
Auf Gran Canaria werden 118 Stellen angeboten, man hat 207 Personen kontaktiert. 100 haben abgelehnt und bis jetzt sind 32 Stellen besetzt.
Auf Lanzarote gibt’s 35 Verträge im Angebot. Man hat 105 Arbeitlose kontaktiert, 70 haben abgelehnt und aktuell gibt es noch 5 Stellen zu vergeben.
Auf La Palma gabs 29 Verträge, mit 101 Arbeitslosen wurde Kontakt aufgenommen, 70 haben abgelehnt. 21 Stellen konnten bisher belegt werden.
Auf Fuerteventura wurden erst gestern die 28 Stellen ausgeschrieben.
La Gomera: 19 Verträge, 30 Arbeitslose kontaktiert, 15 haben abgelehnt.
El Hierro: 10 verträge, 32 Arbeitslose kontaktiert, 21 haben abgelehnt.

felin
16.09.2009, 20:03
Bin ich doch sehr erstaunt drüber und kann es mir eigentlich nicht vorstellen

Nehmen wir mal die "Baustelle" Palmitos:

Die Firma die den Wiederaufbau und auch den Bau des Delfinarium macht, ist ein ganz kleines Bauunternehmen mit weniger als 10 Mann Personal.
Alle Arbeitskräfte die er zusätzlich braucht hat er sich über das Arbeitsamt besorgt. Zeitweise waren es 120 Mann.

Die Arbeitsbedingungen waren und sind nun wirklich nicht die Besten.
Oft musste Nachts gearbeitet werden, um die Besucher nicht zu belästigen.
An den Samstagen wurde gearbeitet, auch Nachts.
An den Freitagen früher Feierabend? Fehlanzeige.
An den Feiertagen wurde gearbeitet.
An einen 8 Stundentag brauchten sie gar nicht erst denken, klar wurden Überstunden bezahlt.

Alle sind sie müde und geschafft jetzt.

Und????

Sie freuen sich, das es danach nach Mallorca geht und zum Folgeauftrag von uns kommt.

Die ganze Truppe zieht um.

queru
16.09.2009, 20:08
Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Diese Mentalität, erstmal das zustehende Arbeitslosengeld zu kassieren gab es hier schon immer. Nebenbei wird eh schwarz gearbeitet.

Das einzige was mich erstaunt hat, dass es das in den aktuellen Krisenzeiten auch noch gibt.

felin
16.09.2009, 20:23
Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Diese Mentalität, erstmal das zustehende Arbeitslosengeld zu kassieren gab es hier schon immer. Nebenbei wird eh schwarz gearbeitet.

Das einzige was mich erstaunt hat, dass es das in den aktuellen Krisenzeiten auch noch gibt.

Es widerspricht sich mit dem, was ich gerade erlebe.
Ich quatsche ja auch mit den Bauarbeitern und man redet auch über die "Krise"

fio
17.09.2009, 07:40
Es gibt dazu einen spanischen Witz:
In Madrid demonstrieren 100.000de Arbeitslose für Arbeit. Ein Unternehmer sucht schon lange einen Arbeiter und fragt deshalb einen der Demonstranten ob er nicht bei ihm arbeiten will. Der entgegnet: "Mann xtausende suchen Arbeit und da kommen sie gerade auf mich?"
fio

queru
17.09.2009, 09:52
*looooooooooool* Der war suuuuuper!

Ex-User
18.09.2009, 21:57
Ich sage immer der Arbeiten will der findet auch Arbeit.
:!:

Sumcocan
19.09.2009, 10:49
Leider ist nicht alles schwarz oder weiss... es gibt viele Grautöne.
Den Canarios nun einfach pauschal Unwilligkeit zu unterstellen halte ich für vermessen.
Auch wenn Queru recht hat, das viele ihr "PARO" ausnutzen, ist die Mehrzahl gerade jetzt bestrebt auch "Zeitverträge" anzunehmen um ihren Anspruch zu verlängern.
Somit sagen die Zahlen also nicht allzuviel aus, denn es geht nicht daraus hervor :
Arbeitsbedingungen
Grund der Ablehnung

Oftmals ist es einfach unrentabel von z.B. Moya nach Mogan zu fahren um dort zu geringem Lohn schwer zu arbeiten.... Man müsste also jeden Fall individuell betrachten. Im Übrigen decken sich die Erfahrungen von Oliver mit den Meinigen.

queru
20.09.2009, 14:30
Somit sagen die Zahlen also nicht allzuviel aus, denn es geht nicht daraus hervor :
Arbeitsbedingungen
Grund der Ablehnung

Wie ich oben schrieb "Manche geben Gesundheitsprobleme an aber die meisten sagen einfach, dass sie der Arbeitsvertrag der ihnen angeboten wird nicht interessiert."

Soweit ich weiss sind Arbeitsbedingungen kein Argument dass ein Arbeitsloser der Geld vom Staat kassiert anbringen kann um ein Arbeitsangebot abzulehnen welches seiner Qualifikation entspricht. Dann dürfte dieser Arbeitlose sich zwar arbeitlos melden müsste aber auf das Geld der Allgemeinheit verzichten.

Auch Krankheitsgründe sind sehr erstaunlich, denn wenn jemand arbeitslos ist, muss er die Krankmeldung sowie die folgenden Bestätigungen der Krankheit genauso beim Arbeitsamt abgeben wie er es zu aktiven Zeiten beim Arbeitgeber abgeben musste. Wenn eine solche Krankmeldung vorgelegen hätte bin ich mir sicher, dass diese Arbeiter erst gar nicht gefragt worden wären.

Bleiben also nur 2 Möglichkeiten:
Entweder man sagt nur dass man krank ist ohne es zu belegen, dann fällt man eh damit durch oder jemand besorgt sich eine Krankmeldung nachdem er erfahren hat, dass er vom Arbeitsamt angerufen wurde. Dann ist die Sache zwar dokumentarisch belegt, hat aber einen fahlen Beigeschmack. Man wird sich sicher fragen wieso der ausgerechnet jetzt krank wurde wo er arbeiten soll.

Ich gehe davon aus, dass fast allen die die Arbeitsplätze abgelehnt haben das Arbeitslosengeld gesperrt oder definitiv gestrichen wird.

Die Gerichte die nach der Sperrung oft von jenen Arbeitslosen angerufen werden entscheiden überwiegend gegen die Kläger denn es fehlen ihnen "gewichtige Argumente" warum der Arbeitslose einen konkreten Arbeitsplatz abgelehnt hat. Ein Arbeitsloser kann sich weigern einen freien Arbeitsplatz abzulehnen wenn er beweisen kann, dass dieser nicht mit seinem Arbeitsprofil übereinstimmt.

karsten
24.09.2009, 10:40
Wie hoch ist den der Stundenlohn im durchschnitt ???

Sumcocan
24.09.2009, 10:56
Wie hoch ist den der Stundenlohn im durchschnitt ???kann man zur Zeit nicht sagen. Vor der Krise gab es zwischen 10 und 25 Euro ( je nach Unternehmer und Ausbildung), aber zur zeit - nach Auskunft eines Obrero- zwischen 5 und 15 Euro.
Die Unrtergrenze liegt bei 3 Euro für Peones (Hilfsarbeiter) ohne Vertrag. Sind meist illegale Einwanderer.

Wie hoch die Bezahlung bei den staatlich geförderten Projekten ist, weiss ich nicht.
Allerdings wird dort oft Gehalt gezahlt. Auf Stundenlohn umgerechnet sind dies in der Regel rund 8 Euro - nach Auskunft des Obreros.

queru
24.09.2009, 10:57
Habe gerade eben zufällig einen Artikel gelesen in dem der Direktor des kanarischen Arbeitsamts schrieb, dass es sich nicht um so genannte "Müll-Arbeitsverträge" handelt bei denen man nur 300 Euro bekommt sondern man verdient bei den angebotenen Arbeitsplätzen zwischen 1000 und 1200 Euro monatlich.

Er zeigte sich auch sehr erstaunt über die Tatsache, dass es auf Teneriffa 50 Fälle von Arbeitslosen gibt die keinerlei staatliche Unterstützung beziehen und trotzdem die Arbeitsangebote abgelehnt haben.

Ex-User
24.09.2009, 11:15
Er zeigte sich auch sehr erstaunt über die Tatsache, dass es auf Teneriffa 50 Fälle von Arbeitslosen gibt die keinerlei staatliche Unterstützung beziehen und trotzdem die Arbeitsangebote abgelehnt haben.

Da dürfte es sich dann ja wohl um die sogenannte Nachbarschaftshilfe handeln, um das Wort mit der Farbe nicht zu verwenden :lol:

Sumcocan
24.09.2009, 11:22
..sondern man verdient bei den angebotenen Arbeitsplätzen zwischen 1000 und 1200 Euro monatlich.
also rund 7,50€ die Stunde

karsten
24.09.2009, 11:46
NETTO ???

Gomera
24.09.2009, 18:46
Arbeitsbedingungen
Grund der Ablehnung
....
Oftmals ist es einfach unrentabel von z.B. Moya nach Mogan zu fahren um dort zu geringem Lohn schwer zu arbeiten.... .

Soweit ich das verfolgt habe, handelt es sich bei den angebotenen Verträgen um Umschulungsprojekte für arbeitslose Bauarbeiter um einen Wiedereinstieg in andere Sparten zu erleichtern.

Angeboten werden 6 Monatsverträge, Löhne unterschiedlich, je nach Umschulung. Auf La Gomera z.B. werden 19 Arbeitsplätze für 6 Monate in einem Landwirtschaftprojekt geboten. Moderne Praktiken, ökologische Landwirtschaft und auch Vermarktung, Aufbau einer Firma und Weiterverkauf sind die Lernziele dieses Projetks.

In einem Artikel las ich, habe vergessen wo, dass auch z.B. Kranführerkurse und Spezialistenkurse angeboten werden.

Im Valle Gran Rey ist die Bauwirtschaft fast komplett zum Stilllegen gekommen, auf einer Baustelle werden dringend Hilfsarbeiter gesucht und trotz hoher Arbeitslosigkeit im Sektor, lehnen Arbeitslose ab, da sie keine Lust haben von 8.ºº bis 14.ºº und von 15.ºº-17.ºº Uhr zu arbeiten, max bis 14.ºº oder 15.ºº Uhr ist der Wunsch.

Viele warten auch auf die 6 Monatsverträge der Cabildos, Rathäuser, ´ne ruhige Kugel schieben bis 14.ºº Uhr und dann wieder ein paar Monate "Paro".
Und ich meine nicht nur die Gomeros, auch unter den Residenten sind diese "Cabildojobs" beliebt.