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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Oh wie gut tut doch ein Hut



pojke
04.03.2011, 16:12
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Wie man sich absichtlich missverstehen kann

Im Hutladen

Verkäuferin: Guten Tag, Sie wünschen?
Karl Valentin: Einen Hut.
Verkäuferin: Was soll das für ein Hut sein?
Karl Valentin: Einer zum Anziehen.
Verkäuferin: Ja, anziehen können Sie niemals einen Hut, den muß man immer aufsetzen.
Karl Valentin: Nein, immer nicht - in der Kirche zum Beispiel kann ich den
Hut nicht aufsetzen.
Verkäuferin: In der Kirche nicht - aber Sie gehen doch nicht immer in die
Kirche.
Karl Valentin: Nein, nur da und hie.
Verkäuferin: Sie meinen wohl nur hie und da!
Karl Valentin: Ja, ich will einen Hut zum Auf- und Absetzen.
Verkäuferin: Jeden Hut können Sie auf- und absetzen! Wollen Sie einen
weichen oder einen steifen Hut?
Karl Valentin: Nein - einen grauen.
Verkäuferin: Ich meine, was für eine Fasson?
Karl Valentin: Eine farblose Fasson.
Verkäuferin: Sie meinen, eine schicke Fasson - wir haben allerlei schicke
Fassonen in allen Farben.
Karl Valentin: In allen Farben? - Dann hellgelb!
Verkäuferin: Aber hellgelbe Hüte gibt es nur im Karneval - einen hellgelben Herrenhut können Sie doch nicht tragen.
Karl Valentin: Ich will ihn ja nicht tragen, sondern aufsetzen.
Verkäuferin: Mit einem hellgelben Hut werden Sie ja aufgelacht.
Karl Valentin: Aber Strohhüte sind doch hellgelb.
Verkäuferin: Ach, Sie wollen einen Strohhut?
Karl Valentin: Nein, ein Strohhut ist mir zu feuergefährlich.
Verkäuferin: Asbesthüte gibt es leider noch nicht! - Schöne weiche Filzhüte hätten wir.
Karl Valentin: Die weichen Filzhüte haben den Nachteil, daß man sie nicht hört, wenn sie einem vom Kopf auf den Boden fallen.
Verkäuferin: Na, dann müssen Sie sich eben einen Stahlhelm kaufen, den hört man fallen.
Karl Valentin: Als Zivilist darf ich keinen Stahlhelm tragen.
Verkäuferin: Nun müssen Sie sich aber bald entschließen, was Sie für einen Hut wollen.
Karl Valentin: Einen neuen Hut!
Verkäuferin: Ja, wir haben nur neue.
Karl Valentin: Ich will ja einen neuen.
Verkäuferin: Ja, aber was für einen?
Karl Valentin: Einen Herrenhut!
Verkäuferin: Damenhüte führen wir nicht!
Karl Valentin: Ich will auch keinen Damenhut!
Verkäuferin: Sie sind sehr schwer zu bedienen, ich zeige Ihnen mehrere Hüte.
Karl Valentin: Was heißt mehrere, ich will doch nur einen. Ich habe ja auch nur einen Kopf.
Verkäuferin: Nein, zur Auswahl zeige ich Ihnen mehrere.
Karl Valentin: Ich will keine Auswahl haben, sondern einen Hut, der mir paßt.
Verkäuferin: Natürlich muß ein Hut passen, wenn Sie mir Ihre Kopfweite sagen, dann werde ich schon einen passenden Hut finden.
Karl Valentin: Meine Kopfweite ist bei weitem nicht so weit, wie Sie denken! Ich habe Kopfweite 55 - will aber Hutnummer 60 haben.
Verkäuferin: Dann ist Ihnen ja der Hut zu groß.
Karl Valentin: Aber er sitzt gut! Habe ich aber einen um fünf Nummern klei-neren, der fällt mir runter.
Verkäuferin: Das hat auch keinen Sinn; wenn man Kopfweite 55 hat, dann muß auch die Hutnummer 55 sein! Das war schon von jeher so.
Karl Valentin: Von jeher! - Das ist ja eben das Traurige, daß die Geschäfts-leute an den alten Sitten und Gebräuchen hängen und nicht mit der Zeit gehen.
Verkäuferin: Was hat denn die Hutweite mit der neuen Zeit zu tun?
Karl Valentin: Erlauben Sie mir: die Köpfe der Menschen bleiben doch nicht dieselben, die ändern sich doch fortwährend!
Verkäuferin: Innen - aber außen doch nicht! Wir kommen da zu weit.
Karl Valentin: Ja, Sie wollen doch die Weite wissen!
Verkäuferin: Aber nicht von der neuen Zeit, sondern von Ihrem Kopf.
Karl Valentin: Ich habe Ihnen nur erklären wollen, daß die Menschen in der sogenannten guten alten Zeit andere Köpfe hatten als heute.
Verkäuferin: Das ist Quatsch - natürlich hatte jeder Mensch, solange die Menschheit besteht, seinen eigenen Kopf, aber wir reden doch nicht von der Eigenart, sondern von der Größe Ihres Kopfes. - Also, lassen Sie sich von mir belehren, nehmen sie diesen Hut hier, Größe 55, der Hut kostet fünfzehn Mark, ist schön und gut und ist auch modern.
Karl Valentin: Natürlich lasse ich mich von Ihnen belehren, denn Sie sind Fachmann. Also, der Hut ist modern, sagen Sie
Verkäuferin: Ja, was heißt heute modern! Es gibt Herren, sogenannte Son-derlinge, die laufen Sommer und Winter ohne Hut im Freien herum und behaupten, das sei das Modernste!
Karl Valentin: So, keinen Hut tragen ist das Modernste? Dann kaufe ich mir auch keinen. Auf Wiedersehen!

Karl Valentin

Hillie
07.03.2011, 14:23
:eek:

wegwill
07.03.2011, 16:29
:!: