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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mitarbeiter einstellen - ohne finanzielles Risiko?!



Ex-User
19.06.2011, 19:51
Ich würde gerne wissen, ob es eine Möglichkeit gibt, Mitarbeiter in Spanien einzustellen, ohne extreme Risiken einzugehen.

Die Mitarbeiter sollen ein durchschnittliches Festgehalt bekommen, das alleine schon über dem kanarischen Niveau liegt, plus erfolgsabhängige Vergütung , und würden so sehr gut verdienen können.... Aber ich weiss von zumindest einer Firma, die mit mehreren(!) spanischen Steuerberatern zusammengearbeitet hat (angeblich den besten), verschiedene Formen von Arbeitsverträgen hatte, und wo doch die Mitarbeiter immer eine Abfindung oder sonstige Leistungen erstreiten konnten - die nicht unbedingt berechtigt waren - und die schon ziemlich hoch waren.

Also mal direkt gesagt.. Es wäre kein Problem dem Mitarbeiter, selbst wenn der Job nichts für ihn ist, 3 Monate Festgehalt zu zahlen. Aber wenn man dann aufgrund gesetzlicher Bestimmungen, und wenn der Mitarbeiter nichtmal mehr im Unternehmen ist, 6 Monatsgehälter oder mehr zahlen muss, wäre das schon etwas schwierig - besonders wenn man als Arbeitgeber da keine Gegenleistung für bekommt oO.

Ich weiss wie gesagt von mindestens einer Firma, die da verschiedene Modelle probiert hat - wo das aber niemals gut ausging - mit dem Resultat dass die jetzt in ihrem 300 qm Luxusbüro (war vorher PriceWaterhouseCoopers drin, die Unternehmensberatung) nur noch 4 Leute sitzen haben (statt vorher mal 25).... Wovon alle miteinandern auch neben der Firma bekannt oder sogar verwandt sind.

Und diese Firma ist anders als viele andere Firmen die ich kenne - vom Kapital her wirklich gut aufgestellt und hatte die besten ortsansässigen Steuerberater....

Von einer anderen Firma , die es in Deutschland schon 20 Jahre oder länger gibt, weiss ich auch dass die mit ihrer spanischen Niederlassung am Ende nur noch Probleme hatten - auch wegen Abfindungen - und deswegen komplett dicht machten in Spanien.

Auf der anderen Seite kenn ich auch zumindest eine Firma, die es schon sehr lange gibt, wo ca. 60-80 Deutsche arbeiten seit Jahren und wo es diese Probleme offenbar nicht gibt. Trotz legaler Arbeitsverträge.

Die Fragen eilen nicht, also wenn da jemand was genaues zu weiss oder Erfahrungen zu hat würde ich mich sehr über Antworten hier oder per PN freuen :!:

leo-gc
19.06.2011, 20:40
Bei einem festen Arbeitsvertrag gibt es hier an sich immer eine Abfindung für die Mitarbeiter, ich habe noch nie etwas anderes gehört. Das hat auch ein bisle was mit dem Sozielen System zu tun. Spanien ist der Meinung das sich die Wirtschaft selbst regulieren muss. Also an sich finde ich dieses Modell "fairer".

Zumal man als Arbeitgeber auch keine Horrenden Sozialabgaben zahlen muss, selbst bei einem hohen Gehalt...

So hat alles eine Vor- und Nachteile...

Aber es kann auch sein das ich mich irre, evtl. weiß queru mehr...??

Ich kenne es nicht anders.

queru
19.06.2011, 21:13
Als erste Info: Es gibt verschiedene Höhen von Abfindungen. Die normale ist bei einem Festvertrag 45 Tage Abfindung pro gearbeitetem Jahr wenn der Arbeitgeber grundlos kündigt. Wie eine konkrete Berechnung aussieht schreib ich gleich.

Bei Zeitverträgen ist die Abfindung 8 Tage pro gearbeitetem Jahr.
Bei neueren Verträgen die, ich glaube, seit letztes Jahr abgeschlossen wurden kann man (soweit ich weiss unter gewissen Umständen) eine Abfindung von nur 33 Tagen pro gearbeitetem Jahr vertraglich festlegen. Die genauen Umstände hab ich momentan nicht parat.

Der Grund warum es manchmal für eine Firma besser sein kann ihre Aktivität komplett zu beenden ist der, dass die Abfindung im Fall von mehreren Entlassungen nur 20 Tage pro gearbeitetem Jahr sein kann. Ob man aber als Firma dieses Recht hat muss die in der Arbeitsmaterie zuständige Behörde feststellen.
Damit ist aber nicht gemeint, dass jemand eine Firma ummacht um danach eine neue Firma mit den gleichen Angestellten und dem gleichen Geschäftsaktivität wieder aufmacht.

queru
19.06.2011, 21:47
Beispiel:

Arbeiter angemeldet am 1.1.2001, grundlos gekündigt am 1.1.2008

Lohn im Monat vor der Entlassung:

Grundlohn: 751,27 Euro
Plus Betriebszugehörigkeit: 108,18 Euro
Plus Tarifvertrag: 132,22 Euro
2 Extrazahlungen von 859,45 Euro jede einzelne

Die Entschädigung berechnet sich wie folgt:

Lohn:
751,27:30 = 25,04
108,18:30 = 3,61
132,22:30 = 4,40
= 33,06 Euro

Extrazahlungen:
2 (Zahlungen) x 859,45 : 365 = 4,71 Euro

Beides zusammengezählt ergibt einen Tageslohn von:
33,06 + 4,71 = 37,77 Euro/Tag

Entschädigung = Anzahl Tage Entschädigung x Tageslohn x gearbeitete Jahre
45 (Tage Abfindung pro gearbeitetem Jahr) x 37,77 (Tageslohn) x 7 (gearbeitete Jahre) = 11.897,55 Euro (1)

(1) Die Gesamtabfindungssumme darf nicht höher sein als:
42 Monatslöhne bei Recht auf 45 Tage Abfindung
24 Monatslöhne bei Recht auf 33 Tage Abfindung
12 Monatslöhne bei Recht auf 20 Tage Abfindung

queru
19.06.2011, 22:05
Ach so, ein weiterer Grund eine Firma einfach dicht zu machen ist natürlich der naheliegste, nämlich der, dass die Firma die ausstehenden Entschädigungen nicht zahlen will oder kann.
Kaum eine Firma bildet eine Reserve für etwaige anfallende Entschädigungen.

queru
19.06.2011, 22:07
und wo doch die Mitarbeiter immer eine Abfindung oder sonstige Leistungen erstreiten konnten
In einer normalen Firma braucht man sich die Entschädigungen nicht zu erstreiten sondern die Firma stellt diese dem Arbeiter gleichzeitig mit der Kündigung zur Verfügung.

Ex-User
19.06.2011, 22:12
Danke für die Infos. Wenn jemand 7 Jahre gearbeitet hat sollte ihm natürlich eine entsprechende Abfindung zustehen, ich denke das sieht jeder seriöse Chef auch so. Das bewegt sich ja dann auch noch alles im Rahmen (wenn man genug Startkapital hat und das Geschäft gut läuft, und man entsprechend Rücklagen bildet wie Du ja schon sagst,kann man das alles bezahlen). Ich weiss auch nicht,warum einige Chefs dann immer davon sprechen,dass es -Zitat- "Abzocker gibt, die sich bewusst bei neuen Firmen bewerben um dort im Endeffekt nur Abfindungen abzugreifen". Zumindest bei einem Fall, wars so, dass der (deutsche) Arbeitnehmer nur recht kurz zur Arbeit gekommen war - und sich dann krankschreiben liess von einem spanischen Arzt. Wenn man dann nicht beweisen kann, dass er gar nicht krank ist, wirds wahrscheinlich recht teuer.

queru
19.06.2011, 22:21
In diesem Falle würde ich darauf tippen, dass der Arbeitgeber sich nicht gut auskannte oder nicht gut beraten war, denn obwohl es nicht schön klingt, in Spanien kann ein Arbeitgeber einen krank geschriebenen Arbeiter entlassen, er muss ihm nur die 45 Tage pro Jahr Abfindung zahlen.

Hier ein dementsprechendes Urteil: http://www.expansion.com/2008/02/07/juridico/1086944.html

Ich habe bisher nichts gegenteiliges gehört. (Der Gesetzgeber könnte die Gesetze ändern wenn er das verhindern wollte)

queru
20.06.2011, 12:07
Ich weiss auch nicht,warum einige Chefs dann immer davon sprechen,dass es -Zitat- "Abzocker gibt,...
Wußtest du noch nicht, dass einer der Grundsätze eines Geschäftsmannes jenen Personen gegenüber die Geld von ihm zu bekommen haben lautet:"Die wollen mich alle nur besch......".

Das gehört praktisch zum Unternehmer Einmaleins. :grin:

Tax
20.06.2011, 12:25
Ich weiss auch nicht,warum einige Chefs dann immer davon sprechen,dass es -Zitat- "Abzocker gibt,...
Wußtest du noch nicht, dass einer der Grundsätze eines Geschäftsmannes jenen Personen gegenüber die Geld von ihm zu bekommen haben lautet:"Die wollen mich alle nur besch......".

Das gehört praktisch zum Unternehmer Einmaleins. :grin: :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Genau für solche Sachen sind in Deutschland in den Bilanzen Rückstellungen zu bilden. Damit ist das Geld dann für den Fall eines Falles bereits "reserviert". Denke mal das das in Spanien gleich oder ähnlich gehandhabt wird.