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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : selbstanzeige Seguridad Social???



WebFranco
25.04.2012, 14:24
Hallo,

ich hoffe mir kann hier jemand weiterhelfen.
Ich arbeite seit mehr als 6 Jahren für den selben Arbeitgeber. Vollzeit mit einem Nettogehalt von 1500 Euro.
Angemeldet bin ich allerdinge (wie wahrscheinlich viele hier) nur auf 10 Std. pro Woche.
Offiziell verdiene ich laut Nomina lediglich netto ca. 300 Euro ... und das schon seit Beginn meiner Tätigkeit in dieser Firma.
Nun will mir mein Arbeitgeber kündigen, weil er das Geschäft verkaufen wird und der neue Inhaber die Angestellten nicht übernehmen möchte.
Mein Arbeitgeber will mich nun mit einer Abfindung von 1500 Euro abspeisen.
Normalerweise, so meine Information steht einem Arbeitnehmer im Falle einer Kündigung jedoch eine Abfindung von einem Monatsgehalt pro gearbeitetem Jahr zu. In meinem Fall wären das also (wäre ich korrekt angemeldet gewesen!!!) ca. 9000 Euro Abfindung die mir zustehen würden.
Abgesehen davon geht mir durch die nicht korekte Anmeldung in den letzten 6 Jahren natürlich auch ein erheblicher Anspruch auf Arbeitslosengeld verloren.

Nun meine Frage:
Was passiert MIR wenn ich die Kündigung so nicht unterschreibe und stattdessen eine Meldung bei der Seguridad Social mache. Meinen Arbeitgeber also dort anzeige, weil er mich und diverse andere Mitarbeiter in den vergangenen Jahren, seit bestehen der Firma nie korrekt angemeldet hat.

Ich habe mein Gehalt immer in bar ausgezahlt bekommen, in einem Briefumschlag, auf dem mein Arbeitgeber jeweils handschriftlich den Betrag den ich tatsächlich erhalten habe, notiert hat. Diese Umschläge habe ich teilweise auch noch und ich habe mein volles Gehalt immer selber auf mein Girokonto eingezahlt, mit dem Verwendungszweck: Nomina - "Monat"/"Jahr" - Name der Firma.

Ich wäre sehr dankbar wenn sich jemand, der sich diesbezüglich auskennt, bei mir meldet.

Vielen Dank im Vorraus

brösel
25.04.2012, 16:13
Gehe zum Anwalt!! Falls du Spanisch kannst, solltest du eine Kanzlei aus Vecindario nehmen, die auf Arbeitsrecht spezialisiert ist.

queru
25.04.2012, 21:59
Schwieriges Thema. Der vorherige Rat von brösel klingt für mich korrekt.
Ich gebe nur zu bedenken, dass sofern du deinem Chef das nachweisen kannst, auch dir deftige Nachzahlungen ins Haus stehen könnten und zwar in Bezug auf die seit Jahren nicht entrichtete Einkommensteuer. Dies nur als Hinweis und ohne Gewähr.

Waidpower
26.04.2012, 17:54
Super! Erst jahrelang keine Steuern zahlen und dann den Mittäter in die Pfanne hauen.
Wenn du die nicht gezahlten Steuern und Abgaben gespart hättest, kämst du locker auf die € 9000,-.

strandkicker
26.04.2012, 18:19
In D würde ich ihn zu einem versierten Strafverteidiger schicken. Der Rat kann auf dem Inselchen nur derselbe sein. Also: Ab zum Anwalt, aber bitte vorher informieren und nicht zum erstbesten Advokaten, der irgendwo gerade sein Schild vor die Tür gezimmert hat.

Mit Anschwärzen des vermeintlichen Mittäters hat das weinig bis nichts zu tun. Die beiden (Arbeitgeber + Arbeitnehmer) sind ja schließlich keine Diebes- oder Räubergesellen, die sich einvernehmlich auf gleicher Ebene zusammengeschlossen haben. Der Arbeitnehmer sitzt immer am kürzeren Hebel. Entweder er spielt die Melodie mit, die der wirtschaflich stärkere Arbeitgeber vorgibt oder darf sich nach einem neuen Job umschauen. Da hat der einzelne Arbeitswillige wenig Spielraum, siehe in D der 400 € Missbrauch. In vielen Branchen geht der darüber hinausschießende Teil in bar auf die Hand.

Und ob auf den Arbeitnehmer Nachzahlungen nach spanischem Recht zukommen, kann nur ein entsprechend Rechtskundiger mit der nötigen Sicherheit beantworten. Evt. trifft die Verantwortlichkeit für Nachzahlungen auch ausschließlich den Hauptprofiteur der konkreten Vorgehensweise, nämlich den Arbeitgeber.

Waidpower
26.04.2012, 19:14
Mit Anschwärzen des vermeintlichen Mittäters hat das weinig bis nichts zu tun. Die beiden (Arbeitgeber + Arbeitnehmer) sind ja schließlich keine Diebes- oder Räubergesellen, die sich einvernehmlich auf gleicher Ebene zusammengeschlossen haben.

Aber wohl X, die einvernehmlich diese Handlung begehen.
Die weitere Argumentation hat mit Strafrecht nichts zu tun und ist auch kein Rechtfertigungsgrund, mindert höchstens ein wenig die Schuld im strafrechtlichen Sinne.

EDIT: Dieses 3 Wörter wurden vorsichtshalber entfernt. gez. queru

strandkicker
26.04.2012, 19:32
Ob sich der Arbeitnehmer nach spanischem Recht überhaupt strafbar gemacht hat, ist doch hier noch gar nicht geklärt. Die Frage kann nur ein entsprechender Kenner des spanischen Rechts beantworten. Auch in D ist für das Abführen von Sozialversicherungsbeiträgen immer noch der Arbeitgeber verantwortlich. Da fällt der Arbeitnehmer schon mal raus. Bei der Steuer schützt die Selbstanzeige, so dass in D keine Strafbarkeit des Arbeitnehmers gegeben ist. Daher ist der Arbeitnehmer auch kein Betrüger, es sei denn, er stand nebenher im Bezug von Arbeitslosengeld I oder II und hat die weiteren Einkünfte verschwiegen.

Vor diesem Hintergrund sollte man nicht blindlings und pauschal die Betrugskeule schwingen.

doro65
27.04.2012, 02:04
Ohje,Abfindung wirste da wahrscheinlich nicht mehr kriegen! Wenn du nur auf 10 Stunden angemeldet warst ist das ja noch "fuerstlich"!! Erkundige dich hier: http://www.euroagora.com/sindicato_de_trabajadores_de_canarias-1160195.html ist ne Art Gewerkschaft in Vecindario,evtl stellen die auch einen Anwalt!? weiss nicht..brauchte die bisher noch nicht
hilfreich koennte auch sein bei der Seguridad Sozial in Telde ein "Certificado de Vida Laboral" zu holen,kostet nix u.wird sofort ausgedruckt(Pass u.Nie-NR mitnehmen) dort erkennst du jeden Arbeitgeber u.ob u.was er fuer dich einbezahlt hat,oder ob du ueberhaupt gemeldet warst!:-) angemerkt sei meine 2.bessere Haelfte war ueber 6 J.bei "Ly...-Energy" beschaeftigt,aber echte Vollzeit..!!(von den Ueberstunden mal abgesehen) abgemacht waren ca. 11000eu.ging vor Gericht, gekriegt hat er7900..naja.besser als nix:)
Good Luck!!

GELEWU
27.04.2012, 11:42
Wahrscheinlich gibt es auf den Kanaren gar keine Arbeitslosigkeit, die arbeiten einfach nur alle schwarz …

brösel
27.04.2012, 12:04
.... aber nicht alle freiwillig. Ein Kollege meiner besseren Hälfte arbeitete 20 Jahre für eine Firma. Er hat nie sein "Certificado de Vida Laboral" eingesehen und erst beim Antrag seiner Rente festgestellt, dass er von seinem Arbeitgeber nie angemeldet wurde.Nun ist er mit Mitte 70 immer noch am buckeln. Eine weitere beliebte Variante: Vom AG angemeldet, um dem AN den Zettel zukommen zu lassen und nach einem Monat wieder abmelden. Der AN ahnt nichts, bis er mal auf seine VL schaut. Genauso ergeht es Mitarbeitern, die irgendwann mal feststellen, dass die Anmeldung nicht zum vereinbarten Gehalt erfolgte. Keine Theorie - alles real auf GC vorgekommen!!
Nochmals mein Rat: Ab zum Fachanwalt!

dyson
27.04.2012, 12:23
Ich verstehe nicht ganz, warum Du erst nach 6 Jahren gemerkt hast, dass Du nur mit 300Euro bzw. 10 Stunden/Woche angemeldet bist. Irgendwie kann das doch nicht sein. Zur Schwarzarbeit gehören doch immer 2 die Steuern hinterziehen....
1.200Euro schwarz jeden Monat ist ganz schön viel!

martin1
27.04.2012, 12:46
Ich glaube da kann man niemanden einen Ratschlag geben was er machen soll. Ich persönlich würde einfach still sein. Vermutlich wäre der zu erwartende Schaden um vieles höher als ein vielleicht zu erwartender Gewinn.

dyson
27.04.2012, 14:06
@martin1:Da hast Du recht, finde ich. So viel Geld über so eine lange Zeit schwarz zahlen und einstecken, da müssen sich doch Arbeitgeber und Arbeitnehmer darauf geeinigt haben, also nach meiner Meinung sollten sie sich jetzt auch so trennen und froh sein, dass ihnen niemand drauf gekommen ist.
Aber wie Du sagst, da kann man keinen Ratschlag geben, muss jeder für sich entscheiden.

Waidpower
27.04.2012, 18:26
Auch in D ist für das Abführen von Sozialversicherungsbeiträgen immer noch der Arbeitgeber verantwortlich. Da fällt der Arbeitnehmer schon mal raus. Bei der Steuer schützt die Selbstanzeige, so dass in D keine Strafbarkeit des Arbeitnehmers gegeben ist. Daher ist der Arbeitnehmer auch kein Betrüger, es sei denn, er stand nebenher im Bezug von Arbeitslosengeld I oder II und hat die weiteren Einkünfte verschwiegen.

Vor diesem Hintergrund sollte man nicht blindlings und pauschal die Betrugskeule schwingen.

1. Die alleinige Abführungspflicht des Arbeitgebers bezieht sich doch wohl nur auf rechtlich einwandfreie Arbeitsverhältnisse. Davon kann hier keine Rede sein, da der AN über das gesetzwidrige Verhalten des AG Bescheid wusste.
Da fällt der AN also nicht raus.

2. Die Selbstanzeige schützt nur in den vom Gesetz vorgesehenen Fällen. Sollte die Strafbarkeit entfallen, bleibt es trotzdem eine "betrügerische Handlung" i.S. des Straf- oder Steuerrechts. Außerdem setzt dies voraus, dass die entzogene Steuer plus eines Strafzuschlags gezahlt wird. Man entgeht also nur einer strafrechtlichen Verurteilung.

Ich glaube kaum, dass der Fragesteller beabsichtigt, die von ihm entzogene Steuer nachzuzahlen.
Im Gegenteil möchte er sich ja gerade in eine Position versetzen, als ob er rechtlich einwandfrei gehandelt hätte und wie ein rechtstreuer AN behandelt werden, der noch weitere Ansprüche hat.

Ich glaube kaum, dass der spanische Gesetzgeber in seinen Steuergesetzen solche Winkelzüge berücksichtigt hat.

Bei objektiver Betrachtung wurde hier also nicht "blindlings und pauschal die Betrugskeule" geschwungen.

Es sollten dem Fragesteller nur einige rechtliche Argumente vor Augen geführt werden, damit er nicht blindlings in sein Unglück rennt.

Manchmal ist weniger einfach mehr.

strandkicker
27.04.2012, 19:29
Dem Herrn Waidpower ist im letzten Satz zuzustimmen: Etwas weniger von seinen Ausführungen, wären in der Tat mehr für den betroffenen und fragestellenden Arbeitnehmer. Aber leider ist Herr Waidpower kein Volljurist, was seinen pauschalen Vorwürfen mehr als deutlich anzumerken ist.

Da es hier um ein spanisches und nicht um ein deutsches evt. strafrechtlich Problem geht, werde ich an dieser Stelle auch keine Abhandlungen hinsichtlich der Tatbestände des Betruges, der Beitragsvorenthaltung und der Steuerhinterziehung in D darlegen .

Es ändert nichts an der ursprünglichen und auch von anderen Mitgliedern geteilten Auffassung, dass ein Gang zu einem Rechtsexperten auf der Insel der einzig vernünftige Ratschlag ist.

zapp
27.04.2012, 22:04
Also ich finde das schon , ne eigentlich hab ich gar keinen zugelassenen Ausdruck dafuer.jahrelang eht man arbeiten in bestem Einvernehmen mit einem niedrigen offiziellen Lohn , nur um Abgaben zu sparen , und haette dies mit Sicherheit auch noch weiterhin mit groesster Freude weiter so betrieben , aber dann wenn die Angelegenheit zu Ende geht will man zu nicht abgefuehrten
Abgaben auch noch ne Abfindung obendrauf. Seid mal beide froh wenn ihr nicht auffliegt und uebrigens beide kraeftig bestraft werdet da das Ganze in bestem Einvernehmen stattgefunden hat.
Zapp

Waidpower
28.04.2012, 12:23
Da es hier um ein spanisches und nicht um ein deutsches evt. strafrechtlich Problem geht, werde ich an dieser Stelle auch keine Abhandlungen hinsichtlich der Tatbestände des Betruges, der Beitragsvorenthaltung und der Steuerhinterziehung in D darlegen .

Es ändert nichts an der ursprünglichen und auch von anderen Mitgliedern geteilten Auffassung, dass ein Gang zu einem Rechtsexperten auf der Insel der einzig vernünftige Ratschlag ist.

Das hätte Herr Strandkicker sich überlegen sollen, bevor er selbst die deutsche Rechtslage ins Spiel bringt.
Auf seine juristischen Darlegungen kann man getrost verzichten, da es genügend Kommentare von Fachleuten gibt.
Wessen Ausführungen pauschal oder konkret sind überlasse ich der Beurteilung der Forumsmitglieder.

Dass man bei Rechtsproblemen am besten zu einem Anwalt geht, wusste der Fragesteller bestimmt schon vor seinen Ausführungen. Insofern ist der Hinweis nicht hilfreich.

Es wäre interessant, wenn der Fragesteller über den weiteren Fortgang berichten würde.

WebFranco
01.05.2012, 16:05
Hallo und DANKE für die vielen Antworten auf meinen Beitrag.
Ich selber sehe mich nun wirklich nicht als Betrüger, denn ich habe neben meinem Job keinerlei Sozialleistungen vom Arbeitsamt oder von sonst wo bezogen.
Als ich vor 6 Jahren in der Firma anfing, war ich tatsächlich nur 10 Std. / Woche dort beschäftigt und habe einen Arbeitsvertrag für 3 Monate und 10 Std. pro Woche unterschrieben. Bis dahin war alles korrekt.
Danach wurde mir angeboten Vollzeit dort zu arbeiten mit einem monatlichen Gehalt von netto 1200€ und ich habe dies dankend angenommen und eine Vertragsverlängerung für weitere 6 Monate unterschrieben.
Dann hörte der damalige Manager dort auf, weil er zuirück nach England gegangen ist und mir wurde angeboten, einige Aufgaben von ihm mit zu übernehmen und dafür ein Gehalt von 1500 Euro zu beziehen. Wieder wurde mein Vertrag verlängert. Diesmal in einen Indefinido, jedoch Tiempo parcial.
Auf meine Frage hin, warum der Vertrag nur ein Teilzeitvertrag sei, wurde mir von meinem Arbeitgeber mitgeteilt, dass ich ja definitiv nur 30 Std. pro Woche arbeite und Vollzeit wären 40 Std. / Woche - Deshalb der Teilzeitvertrag.
Dies habe ich so hingenommen.
Meine Gehalt (1500 Euro) habe ich jeweils am Monatsende pünktlich in bar erhalten.
Als ich mir dann in einem Autohaus ein neues Auto finanzieren wollte, fragte man mich nach meiner Vida Laboral, die ich dann umgehend angefordert habe. Erst dann habe ich festgestellt dass ich die ganze Zeit nur mit dem geringsten Satz angemeldet war.
Als ich meinen Arbeitgeber dann darauf angesprochen habe, sagte dieser mir "das ist hier so üblich" was ich natürlich so nicht hinnehmen wollte. Und nun hat er mir dann eben die Kündigung vorgeschlagen, was ich allerdings nicht will solange er nicht bereit ist mir die verlorene Zeit in irgendeiner Form zu vergüten (verlorener Anspruch auf Arbeitslosengeld / Rentenversicherung etc.) - z.B. durch rückwirkende korrekte Anmeldung oder irgendeinen finanziellen ausgleich.
Aktueller Stand ist nun, dass ich weiterhin dort beschäftigt bin, allerdings immernoch mit der selben besch****** Anmeldung.
Ich habe dann geäussert dass ich zunächst prüfen lassen werde, welche rechtlichen Möglichkeiten ich habe, und nun sieht es so aus dass man mich versucht mit aller Kraft aus dem Betrieb rauszuekeln.
Der ursprünglich geplante Verkauf der Firma ist mitlerweile geplatzt, weil der potentielle Käufer abgesprungen ist.
Natürlich hätte ich es besser wissen müssen und schon viel früher handeln. Aber bei den Arbeitslosenzahlen, war ich froh einen "guten" Job zu haben.
Und bis es zu all diesen Vorfällen kam habe ich auch immer gerne dort gearbeitet und ein gutes Verhältnis zu meinem Arbeitgeber gehabt. Nun sieht es leider anders aus und ich will eigentlich nur noch dort weg. Aber verzichten möchte ich auf die nicht eingezahlten Beitröge zur Arbeitslosen- und Rentenversicherung natürlich auch nicht. Bin ich nun ein Betrüger oder nicht?

Waidpower
02.05.2012, 11:21
Ich glaube, das Forum ist nicht die richtige Instanz, um dies - weder juristisch noch moralisch - definitiv zu beurteilen.
Was Du rechtlich unternimmst, ist einzig Deine Entscheidung.
Die Beiträge hier geben genügend Hinweise, was dabei auf Dich zukommen könnte.