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marc62
25.05.2012, 14:45
Bastian Schweinsteiger und Arjen Robben freuen sich auf Weihnachten.

Schweinsteiger sagt: "Dieses Jahr ist Heiligabend an einem Freitag!"

Sagt Robben: "Hoffentlich nicht an einem 13.!"

ein Gast
28.11.2021, 14:33
Ich glaube hier -in der Witzeabteilung- sind kleinere oder auch längere Geschichten zur Weihnachtszeit richtig aufgehoben ?
Wenn es meine Zeit erlaubt, werde ich jeden Tag eine "Geschichte" hier posten.

Einen schönen 1. Advent -vom Polarkreis- wünsche ich mit diesem:

Weihnachtsbraten

es ist eine satirische Betrachtung von "Hans-Christian Krull".

Haben Sie schon einen Weihnachtsbraten?
Ich habe ihn kürzlich besorgt. Es war allerdings nicht leicht, ein Stück Wildbret zu ergattern, das nicht unbedingt aus Neuseeland stammt und schon eine Weltreise hinter sich hat.

Ich hätte gern die Hirschkeule, sprach ich die Verkäuferin hinter der Theke an und fragte sie gleichzeitig, ob sie etwas zu der Herkunft des Fleisches sagen könne. Sie sah mich mit großen Augen an und meinte, das müsste eigentlich aus der Region kommen. Mit dieser Antwort konnte ich mich nun wirklich nicht zufrieden geben, denn was bedeutet schon eigentlich.

Sie müsse doch einen Nachweis darüber haben, eine Art Zertifikat, entgegnete ich. Es müsse doch rückverfolgbar sein, wo das Tier gelebt, wie es gelebt und wer es letztlich gejagt und erlegt hat. Darüber hinaus sollte ein Schulungsnachweis vorliegen, ob der Jäger auch eine Sicherheitsbelehrung über den Waffengebrauch bekommen hat und ob er zertifizierte, lebensmitteltaugliche, metalldetektierbare Munition verwendete. Wichtig sei auch noch, fügte ich an, dass im Rahmen der Messerpolice sein Jagdmesser entsprechend sicher sei und nach jedem Gebrauch hoffentlich ausreichend desinfiziert wird, mit einer Desinfektionslösung, die lebensmittelverträglich und nicht umweltschädlich ist. Welche Arbeitskleidung trug der Jäger, während er den hoffentlich gleich tödlichen Schuss abgegeben hat? Geschah dies von einem Hochsitz aus, auf dem die Kleidung mit Holzsplittern kontaminiert hätte werden können? Hatte der Jäger die Möglichkeit, sich die Hände zu waschen und zu desinfizieren, bevor er sein erlegtes Wildbret aufbrach? Hat etwa sein Hund an dem erlegten Tier geschnüffelt? Was hatte der Hund zuvor gefressen? Woher stammte das Hundefutter? Gab es für das Hundefutter ein Zertifikat, das Salmonellenfreiheit bescheinigt? Wann wurde der Betrieb, in dem das Hundefutter hergestellt wurde, zertifiziert? Handelte es sich um einen ausgebildeten Jagdhund mit entsprechendem Ausbildungsnachweis eines anerkannten Hundetrainers? Ist der Jäger im Besitz eines gültigen Hundeführerscheines?

Ob Sie denn wisse, fragte ich weiter, ob das Tier nach dem tödlichen Schuss auf dem nackten Waldboden aufgebrochen wurde, etwa inmitten von Bäumen oder gar in einer Schonung? Fremdkörper, Ungeziefer hätten so freie Bahn, das Fleisch zu kontaminieren. Auch gab ich zu bedenken, dass der vermooste Waldboden jenseits des zulässigen PH-Wertes liegen könnte und Pilze und Sporen somit toxische Reaktionen auslösen würden. Darüber hinaus wäre es gut zu wissen, wie sich das Tier denn wohl ernährte, als es noch lebte. Hat es Eicheln und Kastanien gefressen, stammten diese denn wohl auch aus zertifiziertem Saatgut, das sich im Rahmen der Nachhaltigkeit in kontrolliertem Anbau entwickelt hat?

Sollte es sich nicht um freilebendes Wild handeln, sondern um gezüchtetes Rotwild, so müsse sichergestellt sein, dass der die Weide umgebende Elektrozaun mit Strom aus nachhaltiger Energie versorgt werde, also auf keinen Fall dürfe Atomstrom im Spiel sein. Kann ich mir beim Kauf des Fleisches sicher sein, dass Waldspaziergänger, denen man den Zutritt zum Wald schlecht verweigern kann, sich an die Hygienebestimmungen und Verhaltensrichtlinien halten und auf keinen Fall Erdnüsse mit sich führen, diese weder verzehren, um durch den Atem die reine Waldluft nicht zu kontaminieren, noch etwa verlieren, denn sonst müsse das Fleisch entsprechend deklariert werden – kann Spuren von Erdnüssen enthalten, weil die Gefahr besteht, dass die Tiere des Waldes die verlorenen Erdnüsse gefressen haben könnten.

Ich hatte das Gefühl, die Verkäuferin hörte überhaupt nicht mehr zu, denn sie drückte heftig auf ihrem Handy herum und inzwischen wurde auch die Menschenschlange, die sich hinter mir gebildet hatte, etwas unruhig. Aus der Ferne vernahm ich ein sich schnell näherndes Tatü Tata. Kurze Augenblicke später bemerkte ich quasi aus den Augenwinkeln, dass weiß gekleidete Männer in den Verkaufsraum stürmten und mir ein schürzenähnliches Gebilde umbanden …………….

Die Diagnose, die man mir in der Klinik eiskalt und unverblümt ins Gesicht schleuderte, lautete:

Auditwahn

ein Gast
29.11.2021, 08:36
Apfent Apfent
der Bärwurz brennt

von Toni Lauerer
eingeschickt von Rainer Glosse, Claudia Sevignani und Thomas Karle

Der Apfent ist die schönste Zeit vom Winter.
Die meisten Leute haben im Winter eine Grippe. Die ist mit Fieber.
Wir haben auch eine. Aber die ist mit Beleuchtung. Und man schreibt sie mit K.
Drei Wochen bevor das Christkindl kommt, stellt der Papa die Krippe im Wohnzimmer auf und meine kleine Schwester und ich dürfen mithelfen.
Viele Krippen sind dodal langweilig, aber die unsere nicht, weil wir haben mords tolle Figuren drin. Ich habe einmal den Josef und das Christkindl auf unseren Ofen gestellt damit sie es schön warm haben. Aber es war ihnen zu heiß.
Das Christkindl ist ganz schwarz g'wordn und den Josef hat's in lauter Trümmer zerrissn. Ein Fuß von ihm ist bis in den Plätzlteig geflogen und das war kein schöner Anblick. Meine Mama hat mich geschimpft und gesagt, daß nicht einmal die Heiligen vor meiner Blödheit sicher sind. Wenn Maria ohne Mann und ohne Kind in der Krippe herumsteht, schaut es nicht gut aus.
Aber ich habe gottseidank viele Figuren in meiner Spielkiste und der Josef ist jetzt Donald Duck. Als Christkindl wollte ich den Asterix nehmen, weil der ist als einziger so klein, dass er in den Futtertrog gepasst hätte. Da hat meine Mama gesagt, man kann doch als Christkindl keinen Asterix hernehmen, da ist ja das verbrannte Christkindl noch besser.
Es ist zwar schwarz, aber immerhin ein Christkindl. Hinter dem Christkindl stehen zwei Oxen, ein Esel, ein Nilpferd und ein Brontosaurier. Das Nilpferd und den Brontosaurier hab ich hingestellt, weil der Ox und der Esel waren mir allein zu langweilig.
Links neben dem Stall kommen gerade die Heiligen Drei Könige daher. Ein König ist dem Papa im letzten Apfent beim Putzen runtergefallen und war dodal hin. Jetzt haben wir nur noch Zwei heilige Könige und einen heiligen Batman als Ersatz.
Eigentlich wollte ich ja Vier Heilige Drei Könige, doch der Spiderman muss ja im Stall auf die ********************erten Schafe aufpassn. Normal haben die Heiligen Könige einen Haufen Zeug für das Christkindl dabei, nämlich Gold, Weihrauch und Pürree. Von den unseren hat einer anstatt Gold ein Kaugummipapierl dabei, das glänzt auch schön. Der andere hat eine Marlboro in der Hand, weil wir keinen Weihrauch haben. Aber die Marlboro raucht auch schön, wenn man sie anzündet. Der heilige Batman hat eine Pistole dabei. Das ist zwar kein Geschenk für das Christkindl, aber damit kann er es vor dem Saurier beschützen.
Hinter den Heiligen sind ein paar rothäutige Indianer und ein kaasiger Engel. Dem Engel ist ein Fuß abgebrochen, darum haben wir ihn auf ein Motorrad gesetzt, damit er sich leichter tut. Mit dem Motorrad kann er fahren, wenn er nicht gerade fliegt. Rechts neben dem Stall haben wir ein Rotkäppchen hingestellt. Sie hat eine Pizza und drei Weizen für die Oma dabei und reißt gerade eine Marone ab. Einen Wolf haben wir leider nicht. Dafür lurt hinter dem Baum ein Bummerl als Ersatz-Wolf hervor, mehr steht in unserer Krippe nicht.
Aber das reicht voll. Am Abend schalten wir die Lampe an und dann ist unsere Krippe erst richtig schön. Wir sitzen so herum und singen Lieder vom Apfent.
Manche gefallen mir, aber die meisten sind mir zu lusert. Mein Opa hat mit ein Gedicht vom Apfent gelernt und das geht so: "Apfent, Apfent, der Bärwurz brennt. Erst trinkst oan, dann zwoa - drei - vier, dann hauts'de mit deim Hirn an d'Tür" Obwohl das Gedicht ganz schön ist, hat die Mama g'sagt, dass ich es mir nicht merken darf.
Im Apfent wird auch gebastelt. Wir haben eine große Schüssel voll Nüsse und eine kleine voll mit Goldstaub. Darin wälzen wir die Nüsse, bis sie goldern sind und das Christkindl hängt sie später an den Christbaum. Man darf gar net fest schnaufen, weil der Goldstaub ist dodal leicht und er fliegt überall rum wenn man hineinschnauft.
Einmal hab ich vorher in den Goldstaub ein Niespulver hineingetan und wie der Papa die erste Nuss dann drin gewälzt hat, hat er einen Nieserer gmacht, dass es ihn grissn hat und sein Gsicht war goldern und die Nuss nicht. Die Mama hat ihn dann geschimpft weil er keine Beherrschung hat und sie hat gsagt, dass er sich dümmer anstellt als ein Kind. Dann war der Papa recht z'wieder und er hat nicht mehr mitgetan. Er hat nur gsagt, dass bei dem Goldstaub irgendwas net stimmt. Ich habe mich sehr gefreut, weil es war insgesamtein lustiger Apfentabend.
Kurz vor Weihnachten müssen wir unsere Wunschzettel schreiben. Meine Schwester wünscht sich meistens Puppen oder sonst ein Glump. Ich schreibe vorsichtshalber gleich mehr Sachen drauf und zum Schluss schreibe ich dem Christkindl, es soll einfach soviel kaufen, bis das Geld ausgeht. Die Mama sagt, das ist eine Unverschämtheit und irgendwann bringt mir das Christkindl gar nix mehr, weil ich nicht bescheiden bin. Aber bis jetzt habe ich immer etwas gekriegt.
Und wenn ich groß bin und ein Geld verdiene, dann kaufe ich mir selber etwas und bin auch überhaupt nicht bescheiden. Dann kann sich das Christkindl von mir aus ärgern, weil dann ist es mir wurscht.
Bis man schaut ist der Apfent vorbei und Weihnachten aus. Und mit dem restlichen Jahr geht es auch dahin. Die Geschenke sind ausgepackt und man kriegt bis Ostern nix mehr, höchstens wenn man Geburtstag hat.
Aber eins ist Gewiss: Der Apfent kommt immer wieder...

ein Gast
30.11.2021, 07:16
Das attraktive Seifenschälchen
von Rita Fehling

War das mal wieder ein Stress dieses Jahr vor dem Fest!
Essen vorbereitet für drei Tage, die Wohnung geputzt und dekoriert, Weihnachtskarten geschrieben und viele, viele Geschenke gekauft. Morgen ist Heiligabend und ich bin heilfroh, dass jetzt wirklich alles fertig ist. Jetzt können wir uns in Ruhe auf die Feiertage freuen. Was jetzt nicht besorgt ist, das fehlt dann eben.
Da fällt mir ein, dass ich meiner Nachbarin, Frau Neuhaus, versprochen hatte, nochmal kurz auf eine Tasse Kaffee bei ihr vorbeizukommen. Kann man einen Tag vor Weihnachten jemanden besuchen, ohne ein Geschenk dabei zu haben? Eigentlich nicht. Weihnachten ist doch das Fest des Gebens. Aber was tun? Die Geschäfte sind geschlossen. Da habe ich die rettende Idee und mir fällt ein, dass ich zu einem ähnlichen Anlass im letzten Jahr von der Mutter eines Freundes meines Sohnes ein attraktives Seifenschälchen bekommen habe. Es sah ein bisschen aus wie ein Werbegeschenk, das man bei diesen Kaffeefahrten bekommt. Ich habe es nicht benutzt, genauer gesagt hatte ich es ausgepackt und irgendwo in der Schublade verstaut, in der die Dinge aufbewahrt werden, für die es keinen richtigen Platz gibt. Ja, denke ich, Seifenschälchen gehen immer. Ich krame das etwas verstaubte Teil aus der Schublade hervor, packe es noch nett ein und mache mich auf den Weg zu meiner Nachbarin. Sie hatte noch ein paar andere Frauen eingeladen.
Er war wirklich nett, unser kleiner vorweihnachtlicher Plausch bei Kaffee, Kuchen und Kerzenlicht. Bis auf die Kleinigkeit und Peinlichkeit, als die Nachbarin die mitgebrachten Geschenke auspackte. Frau Jäger, besagte Mutter des Freundes meines Sohnes, war nämlich auch da und ich wollte am liebsten im Boden versinken, wenn ich mir vorstellte, was passieren würden wenn sie ihr Seifenschälchen wieder erkannte.
"Ach, wie entzückend, ein Kerzenständer!"
Frau Neuhaus war begeistert. Der Kerzenständer war eine Gabe von Frau Martin von gegenüber. Frau Neuhaus strahlte Frau Martin an und bedankte sich.
Die aber strahlte nicht zurück sondern sah hochroten Kopfes die neben sich sitzende Frau Jäger an, die ziemlich zynisch zischte: "Der kommt mir aber bekannt vor." Vermutlich hatte Frau Jäger also im letzten Jahr den Kerzenständer Frau Martin geschenkt, die ihn in diesem Jahr an Frau Neuhaus weitergereicht hatte. Kein Grund zur Aufregung, dachte ich noch, als Frau Neuhaus mein Päckchen mit dem attraktiven Seifenschälchen auspackte.
"Wunderschön", rief sie und ich warf einen demütigen Blick auf Frau Jäger. Doch die schien sich, manchmal hat man eben Glück, nicht an das Seifenschälchen zu erinnern. Inzwischen packte meine Nachbarin das nächste Geschenk aus mit den Worten:
"Ich bitte Sie, das wär doch nicht nötig gewesen, Sie sollten mir doch nichts mitbringen."
Nein, das hätten wir wohl nicht tun sollen, denn in dem Paket von Frau Becker steckte ein mit weihnachtlichen Motiven geschmückter Kaffeebecher, dessen Anblick Frau Neuhaus mit großer Wiedersehensfreude erfüllte.
Ich habe später alle Beteiligten getrennt voneinander befragt, konnte aber den Gang von Kerzenständer, Seifenschälchen und Kaffeebecher nicht ganz bis zum Jahr des käuflichen Erwerbens zurückverfolgen.
Unbestätigten Gerüchten zufolge sollen alle Damen vor Jahren einmal an einer Kaffeefahrt teilgenommen haben.

ein Gast
01.12.2021, 06:38
Der Christbaumständer
Verfasser Heinz Günter Raspe


Beim Aufräumen des Dachbodens - ein paar Wochen vor Weihnachten -entdeckte ein Familienvater in einer Ecke einen ganz verstaubten, uralten Weihnachtsbaumständer. Es war ein besonderer Ständer mit einem Drehmechanismus und einer eingebauten Spielwalze. Beim vorsichtigen Drehen konnte man das Lied "O du fröhliche" erkennen. Das musste der Christbaumständer sein, von dem Großmutter immer erzählte, wenn die Weihnachtszeit herankam. Das Ding sah zwar fürchterlich aus, doch da kam ihm ein wunderbarer Gedanke. Wie würde sich Großmutter freuen, wenn sie am Heiligabend vor dem Baum säße und dieser sich auf einmal wie in uralter Zeit zu drehen begänne und dazu "O du fröhliche" spielte. Nicht nur Großmutter, die ganze Familie würde staunen.
Es gelang ihm, mit dem antiken Stück ungesehen in seinen Bastelraum zu verschwinden. Gut gereinigt, eine neue Feder, dann müsste der Mechanismus wieder funktionieren, überlegte er. Abends zog er sich jetzt geheimnisvoll in seinen Hobbyraum zurück, verriegelte die Tür und werkelte. Auf neugierige Fragen antwortete er immer nur "Weihnachtsüberraschung". Kurz vor Weihnachten hatte er es geschafft. Wie neu sah der Ständer aus, nachdem er auch noch einen Anstrich erhalten hatte.
Jetzt aber gleich los und einen prächtigen Christbaum besorgen, dachte er. Mindestens zwei Meter sollte der messen. Mit einem wirklich schön gewachsenen Exemplar verschwand Vater dann in seinem Hobbyraum, wo er auch gleich einen Probelauf startete. Es funktionierte alles bestens. Würde Großmutter Augen machen!
Endlich war Heiligabend.
"Den Baum schmücke ich alleine", tönte Vater. So aufgeregt war er lange nicht mehr. Echte Kerzen hatte er besorgt, alles sollte stimmen. "Die werden Augen machen", sagte er bei jeder Kugel, die er in den Baum hing. Vater hatte wirklich an alles gedacht. Der Stern von Bethlehem saß oben auf der Spitze, bunte Kugeln, Naschwerk und Wunderkerzen waren untergebracht, Engelhaar und Lametta dekorativ aufgehängt. Die Feier konnte beginnen.
Vater schleppte für Großmutter den großen Ohrensessel herbei. Feierlich wurde sie geholt und zu ihrem Ehrenplatz geleitet. Die Stühle hatte er in einem Halbkreis um den Tannenbaum gruppiert. Die Eltern setzten sich rechts und links von Großmutter, die Kinder nahmen außen Platz. Jetzt kam Vaters großer Auftritt. Bedächtig zündete er Kerze für Kerze an, dann noch die Wunderkerzen. "Und jetzt kommt die große Überraschung", verkündete er, löste die Sperre am Ständer und nahm ganz schnell seinen Platz ein.
Langsam drehte sich der Weihnachtsbaum, hell spielte die Musikwalze "O du fröhliche". War das eine Freude! Die Kinder klatschten vergnügt in die Hände. Oma hatte Tränen der Rührung in den Augen. Immer wieder sagte sie: "Wenn Großvater das noch erleben könnte, dass ich das noch erleben darf." Mutter war stumm vor Staunen.
Eine ganze Weile schaute die Familie beglückt und stumm auf den sich im Festgewand drehenden Weihnachtsbaum, als ein schnarrendes Geräusch sie jäh aus ihrer Versunkenheit riss. Ein Zittern durchlief den Baum, die bunten Kugeln klirrten wie Glöckchen. Der Baum fing an, sich wie verrückt zu drehen. Die Musikwalze hämmerte los. Es hörte sich an, als wollte "O du fröhliche" sich selbst überholen. Mutter rief mit überschnappender Stimme: "So tu doch etwas!" Vater saß wie versteinert, was den Baum nicht davon abhielt, seine Geschwindigkeit zu steigern. Er drehte sich so rasant, dass die Flammen hinter ihren Kerzen hinterher wehten. Großmutter bekreuzigte sich und betete.
Dann murmelte sie: "Wenn das Großvater noch erlebt hätte."
Als Erstes löste sich der Stern von Bethlehem, sauste wie ein Komet durch das Zimmer, klatschte gegen den Türrahmen und fiel dann auf Felix, den Dackel, der dort ein Nickerchen hielt. Der arme Hund flitzte wie von der Tarantel gestochen aus dem Zimmer in die Küche, wo man von ihm nur noch die Nase und ein Auge um die Ecke schielen sah. Lametta und Engelhaar hatten sich erhoben und schwebten wie ein Kettenkarussell am Weihnachtsbaum.
Vater gab das Kommando "Alles in Deckung!"
Ein Rauschgoldengel trudelte losgelöst durchs Zimmer, nicht wissend, was er mit seiner plötzlichen Freiheit anfangen sollte. Weihnachtskugeln, gefüllter Schokoladenschmuck und andere Anhängsel sausten wie Geschosse durch das Zimmer und platzten beim Aufschlagen auseinander.
Die Kinder hatten hinter Großmutters Sessel Schutz gefunden. Vater und Mutter lagen flach auf dem Bauch, den Kopf mit den Armen schützend. Mutter jammerte in den Teppich hinein: "Alles umsonst, die viele Arbeit, alles umsonst!" Vater war das alles sehr peinlich. Oma saß immer noch auf ihrem Logenplatz, wie erstarrt, von oben bis unten mit Engelhaar und Lametta geschmückt. Ihr kam Großvater in den Sinn, als dieser 14-18 in den Ardennen in feindlichem Artilleriefeuer gelegen hatte. Genau so musste es gewesen sein. Als gefüllter Schokoladenbaumschmuck an ihrem Kopf explodierte, registrierte sie trocken "Kirschwasser" und murmelte:
"Wenn Großvater das noch erlebt hätte!"
Zu allem jaulte die Musikwalze im Schlupfakkord "O du fröhliche", bis mit einem ächzenden Ton der Ständer seinen Geist aufgab.
Durch den plötzlichen Stopp neigte sich der Christbaum in Zeitlupe, fiel aufs kalte Buffet, die letzten Nadeln von sich gebend.
Totenstille!
Großmutter, geschmückt wie nach einer New Yorker Konfettiparade, erhob sich schweigend. Kopfschüttelnd begab sie sich, eine Lamettagirlande wie eine Schleppe tragend, auf ihr Zimmer. In der Tür stehend sagte sie:
"Wie gut, dass Großvater das nicht erlebt hat!"
Mutter, völlig aufgelöst zu Vater: "Wenn ich mir diese Bescherung ansehe, dann ist deine große Überraschung wirklich gelungen."
Andreas meinte:
"Du, Papi, das war echt stark! Machen wir das jetzt Weihnachten immer so?"

ein Gast
02.12.2021, 06:16
Der kleine Flori und der Nikolaus
Von Irina Korschunow

Der kleine Flori war vom ersten Schultag an ein ganz schlimmer Schlamper. Dauernd ließ er irgend etwas im Schulzimmer liegen, die Mütze oder seine Handschuhe, die Fibel, das Rechenbuch, die Tafel, ein Heft oder das Federmäppchen. Ja, manchmal vergaß er sogar alles miteinander und lief mit leerem Schulranzen heim. Und es kam noch schlimmer: Eines Nachmittags nämlich, als Flori die vergessene Fibel holen wollte, lag sie nicht mehr auf seiner Bank; Flori suchte und suchte, aber die Fibel war wie weggeblasen. Am nächsten Tag konnte Flori das Rechenbuch nicht finden, am übernächsten Tag war die Tafel fort. Das war kurz vor dem Nikolaustag, und die Mutter meinte: "Ich glaube, diesmal bringt der Nikolaus höchstens eine Rute.
Aber das glaubte der kleine Flori auf keinen Fall. In den vergangenen Jahren war der heilige Nikolaus immer nett zu ihm gewesen, obwohl er schon damals herumgetrödelt und nie aufgeräumt hatte. Sicher würde der Nikolaus auch in diesem Jahr nichts von der Schlamperei gemerkt haben und wieder die guten Mandellebkuchen mitbringen, die Flori so gerne aß und die nur der Nikolaus hatte.
Ja, und dann kam er, der Nikolaus! Er pochte laut an der Tür und stapfte herein in seinem roten Mantel und mit der Bischofsmütze aus Gold. Auch einen vollen Sack hatte er dabei, an welcher Stelle wohl die Lebkuchen für ihn stecken mochten. Aber der Nikolaus machte gar keine Anstalten, Lebkuchen aus dem Sack zu holen. Er schaute den Flori mit gerunzelter Stirn an, so streng wie er noch nie ausgesehen hatte.
"Warst du auch brav, Flori?"
"Ja", sagte Flori schnell, obwohl er natürlich genau wußte, daß das nicht ganz stimmte.
"So, so", brummte der Nikolaus, "brav warst du? Und immer recht ordentlich? Und du hast nie etwas verschlampt oder vertrödelt?"
O weh! Jetzt sagte der kleine Flori gar nichts mehr. Ob der Nikolaus doch etwas wußte? Floris Herz fing laut zu klopfen an
"Was meinst du wohl, was ich dir mitgebracht habe?" fragte der Nikolaus und griff nach seinem Sack.
"Ma-Ma-Mandellebkuchen", stotterte Flori.
Aber der Nikolaus schüttelte seinen Kopf.
"Für Mandellebkuchen war im Sack kein Platz mehr", sagte er, "weil ich doch so viele andere Dinge für dich einpacken mußte. Hier, dies zum Beispiel..." Und was holte er aus dem Sack? Die Fibel!
"Und dies..." Das Rechenbuch!
"Und das..." "Und das..." Die Tafel, Floris Pudelmütze, den linken Handschuh, die Bastelschere, drei Bleistifte, eine Schachtel Malkreide - eins nach dem anderen holte der Nikolaus hervor. Nur kein Paket Mandellebkuchen, nicht einmal ein einiges Stück!
"Also dann bis zum nächsten Jahr, kleiner Flori", meinte der Nikolaus freundlich. "Und wenn ich dann nicht soviel Trödelkram für dich mitbringen muß, hab' ich auch sicher Platz für Lebkuchen."
Und er stapfte wieder aus der Stube hinaus.
Ja, da stand er, der Flori, und hatte nichts, überhaupt nichts vom Nikolaus bekommen! Eigentlich ist das eine traurige Geschichte.
Aber zum Glück geht sie gut aus! Weil nämlich der heilige Nikolaus wirklich von Herzen gütig ist und weil sich der kleine Flori von diesem Tag an große Mühe gab und fast gar nichts mehr verschlampte, lag in der Woche vor Weihnachten auf einmal eine bunte Schachtel im Briefkasten. "An den kleinen Flori" stand darauf.
Ihr könnt euch vielleicht schon denken, was sie enthielt! In der Schachtel waren die guten Mandellebkuchen, wie sie nur der Nikolaus hat!

ein Gast
03.12.2021, 07:23
Der Weihnachtsbraten
von Rita Fehling

"Sag mal, was soll ich dieses Jahr eigentlich zu Weihnachten kochen?"
Diese bedeutungsschwere Frage richte ich an meinen Sohn, der in letzter Zeit mit dem Essen sehr mäkelig geworden ist. Ich will schließlich nicht riskieren, dass er am heiligen Fest ein langes Gesicht macht. Er wartet auf mütterliche Vorschläge. Gans, Ente, Wildschwein, Hase, Rehrücken... Ist ihm alles nicht Recht.
Mit Freude nehme ich sein Interesse am Kochen zur Kenntnis, das er durch den Kochunterricht in der Schule erworben hat. Stolz erzählt er, welche komplizierten und doch sehr schmackhaften Gerichte er dort schon gekocht hat. Er sieht mich schwer beeindruckt.
"Wenn dir alles nicht passt, was ich kochen will, wie wär's, wenn du kochst?" Ich weiß, ein sehr abenteuerlicher Vorschlag. Ich stelle mir bildlich vor, wie an diesem hohen Feiertag meine Küche aufs Wildeste verwüstet wird. Aber warum eigentlich nicht? Schließlich lernen die Kids kochen nur durch kochen. Und wenn ich immer all die Arbeit an mich reiße, dann kann er ja keine Erfahrungen sammeln. Ich lasse mich also auf den Deal ein.

"Papa, weißt du schon, dass ich dieses Jahr zu Weihnachten koche?"
Ein wahrhaft erstauntes Grunzen kommt aus väterlichem Mund. "Nie im Leben, das erlaubt Mama nie!"
"Doch, kannst sie fragen, ich darf kochen."
"Glaub ich nicht."
"Jawohl!"
"Du und kochen? Du maulst doch schon, wenn du bloß mal das Frühstück machen sollst. Dann koche ich schon lieber."
Nachdenklich legt der Sohn seinen Kopf schief und stellt sich seinen Erzeuger vor, wie er ein weihnachtliches Menü zubereitet. "Mensch, Papa, du kannst doch gar nicht kochen."
"Was glaubst du denn, was ich alles kann. Ich wird's dir beweisen." Sprach's und ging seiner Wege. Der Sohn hingegen war nun doch froh, dass er nicht dafür büßen musste, dass er seinen Mund zu voll genommen hatte. Es kamen - berechtigte - Zweifel wegen des Bewältigens dieser Aufgabe in ihm hoch. Aber wenn Papa das machen würde.... um so besser.

Es begab sich aber in diesem Jahr, dass nach dem turbulenten Fest des Heiligen Abends in einer kleinen Familie in Deutschland alle drei Familienmitglieder sich etwas ratlos ansahen, denn nach dem Frühstück und den vormittäglichen Verwandtschaftsbesuchen stellte sich ein leichtes Hungergefühl ein. Und ein jeglicher wartete, dass der andere kochen möge. Aber jeder hatte sich auf den anderen verlassen.

Was es bei uns zu Essen gab? Wissen Sie, Spaghetti schmecken eigentlich immer.

ein Gast
04.12.2021, 06:59
Die rechte Weihnachtsfreude
von Elke Bräunling

»Vati, was wünschst du dir zu Weihnachten?«

Seit Tagen verfolgten wir Vater mit dieser Frage; denn wir wollten ihm gerne etwas Besonderes schenken, etwas, was ihn immer an uns erinnerte. Und, ganz wichtig, es durfte nichts kosten. Unser Taschengeld war nämlich längst alle. Außerdem sagte Vati, etwas Selbstgemachtes sei viel schöner. Über unsere Basteleien hatte er sich ja auch immer mächtig gefreut, doch nach Weihnachten landeten sie in einer dunklen Ecke im Schlamperschrank, wo alles Überflüssige aufbewahrt wurde.

Dieses Mal musste es deshalb ein Geschenk sein, das er so schnell nicht vergessen würde. Aber was? Wir dachten lange darüber nach und löcherten jeden, der uns über den Weg lief, mit bohrenden Fragen. Aber alles Grübeln half nichts. Wir hatten keine Idee.

»Was sollen wir dir schenken?« Zum x-ten Male störten wir Vati bei der Arbeit, und sein Gesicht wurde immer unfreundlicher.

»Weiße Mäuse mit karierten Schwänzen«, brummte er.

»Hihi.« Wir kicherten albern. »Das gibt es doch gar nicht.« »Müssen es karierte Schwänze sein?« fragte Lenk, meine kleine Schwester, vorsichtig nach. »Hm?« Er sah uns erstaunt an. »Bitte, was?« Wir waren sauer. Er hatte uns gar nicht zugehört. »Karierte Schwänze!« brüllten wir ihm ins linke Ohr.

Vati starrte uns entgeistert an. »Ihr wollt mich wohl zum Narren halten?« Stöhnte er. »Raus jetzt!«

Doch wir ließen nicht locker. Schließlich rückte Weihnachten immer näher. »Du musst nur sagen, was du dir wünschst! Dann lassen wir dich arbeiten.« »Schenkt mir zwei ganz liebe brave Mädchen, die mir nicht dauernd auf die Nerven gehen«, knurrte Vati.

Zwei liebe brave Mädchen? Lena war empört. »Aber du hast doch uns«, sagte sie und zupfte ihn am Ärmel. »Wozu brauchst du noch zwei Mädchen?«

Vati, der schon wieder in seine Arbeit vertieft war, sprang auf und brüllte. »Es würde mich unglaublich freuen, wenn ihr auf der Stelle verschwindet. Das wäre für mich das allerschönste Geschenk. Wie soll ich sonst ruhig arbeiten?« Er fuchtelte mit den Armen und scheuchte uns aus dem Zimmer.

Wir waren ratlos. Verschwinden? Ob das die rechte Weihnachtsfreude für Vati war? Wir konnten daran nichts Erfreuliches sehen, wenigstens nicht für uns. »Man muss nicht immer alles so wörtlich nehmen«, trösteten wir uns und schlichen leise zu Vati zurück.

»Könnte es nicht sein«, flötete ich ihm ins Ohr, »dass es etwas gäbe, was dir noch mehr Freude macht? Vielleicht ein Wunsch, bei dem wir nicht verschwinden müssten?«

»Hä?« Vati kapierte überhaupt nichts mehr. »Was wollt ihr?«

Verlegen drucksten wir herum. »Es ist noch immer wegen Weihnachten!«

Vati fuhr sich verzweifelt durch die Haare, und er sah uns so mitleiderregend an, dass wir freiwillig gingen. »Wünschen ist doch langweilig«, rief er hinter uns her. »Ich lasse mich lieber überraschen. Das ist schöner.«

Grrr! Wir nahmen uns vor, ihn nie wieder nach einem Wunsch zu fragen. Eher würden wir uns die Zunge abbeißen. Doch wir beschlossen, wie die Luchse aufzupassen. Irgendwann wird er sich bestimmt verraten, dachten wir. Jeder hat schließlich Wünsche. -
Jawohl! Er sollte seine Überraschung haben! Und wir belauerten Vati bei allem, was er sagte, und konnten es nicht erwarten, daß ihm versehentlich ein Wunsch herausrutschte.

So verging die Zeit, und Weihnachten war nicht mehr weit. Und eines Tages hatten wir Glück: Beim Frühstück fragte Mutti: »Soll ich heute Nachmittag Tante Ida zum Tee einladen?«

Vati drehte gequält die Augen und stöhnte: »Die fehlt mir gerade noch zu meinem Glück!«

Tante Ida? Es würde Vati glücklich machen, Tante Ida zu sehen?

Als ersten Wunsch notierten wir: >Tante Ida zu Weihnachten einladen!< Das fiel uns nicht leicht, denn von allen Tanten mochten wir Tante Ida am allerwenigsten leiden. Doch wenn sie Vati glücklich machte, sollte es uns recht sein. Vatis zweiter Wunsch folgte bald. Wir saßen noch immer am Frühstückstisch, und Vati meckerte über seinen Chef, den Herrn Kniesig. »Dem würde ich gerne ein Liedchen singen«, knurrte er böse, »wenn ich nur könnte.«

Wir notierten unter zwei: >Für Vati dem Herrn Kniesig ein Lied singen. In Klammern: Vielleicht ein Weihnachtslied?< Na bitte, schon zwei Wünsche! Es war unser Glückstag.

Wir konnten noch mehr wundervolle Wünsche notieren: »Ein Königreich für einen hungrigen Kater«, schrie Vati laut, als eine Maus im Keller an ihm vorbeihuschte. >Einen Kater für die Mäusejagd ausleihen<, schrieben wir auf unsere Liste.

Dann die Sache mit der Heinoplatte, die Mutti für Oma gekauft hatte. Vati lachte und verzog das Gesicht. »Diese Schmalzplatte«, rief er aus, »würde ich nur meinem größten Feind schenken, aber nicht Oma!«

Mutti legte die Platte ärgerlich zur Seite, und wir schrieben: >Heinoplatte zu Weihnachten an Vatis größten Feind verschenken. In
Klammern: Das ist bestimmt Nachbar Locke, der alte Meckerkopf, der keine Kinder und Tiere mag.<

Ja, und dann Vatis Weihnachtswunsch für die olle Meyer: Viele im Ort mochten sie nicht leiden. Ich weiß nicht, warum das so war. Zu uns Kindern war die olle Meyer immer nett. Sie sprach nie mit uns, doch wenn wir ihr begegneten, lächelte sie uns freundlich an. Das gefiel uns. Auch Vati konnte nicht verstehen, warum alle über sie schimpften.
»Was habt ihr nur gegen die olle Meyer«, sagte er an unserem Glückstag. »Ich finde, die ist ganz okay, wenn sie auch nicht ganz richtig tickt.« Und er tippte sich mit der Fingerspitze an die Stirn. »Dafür kann sie nichts«, fuhr Vati fort. >Ich würde der Meyer mein letztes Hemd hergeben, wenn ich ihr damit eine Freude machen könnte«.
So sprach Vati! Und wir notierten: >Vatis Weihnachtsfreude an Frau Meyer: Sein letztes Hemd!< Da wir aber nicht wussten, welches wohl sein letztes Hemd war, schrieben wir dazu: >Bestimmt werden sich Vati und die olle Meyer noch mehr freuen, wenn es nicht nur ein Hemd ist.< Damit waren wir fein heraus.

Wir jubelten: Schon fünf Wünsche, und keiner kostete Geld.

Toll! Welchen aber sollten wir Vati erfüllen?

»Schenken wir ihm alles«, schlug Lena vor und grinste. »Wo's doch kein Geld kostet!«

Ich war einverstanden. »Vati wird sehr glücklich sein.«

»Hihi!« Wir freuten uns diebisch.

In den nächsten Tagen hatten wir viel zu tun. Gleich fünf Wünsche, die man noch dazu nicht kaufen konnte, zu erfüllen, war nicht einfach, und wir machten uns einen richtigen Plan.

Dann kam auch schon Heiligabend. Was waren wir aufgeregt!

Gleich nach dem Mittagessen machten wir uns leise davon. Zuerst gingen wir zu Nachbar Locke, und unsere Knie fühlten sich an wie Pudding! Den Herrn Locke fürchteten wir nämlich fast so sehr wie die Poltergeister aus dem Gruselbuch.

»Wir werden es schon schaffen!«

»Ja, Vati zuliebe.«

Unsere Herzen pochten laut, als wir dem verdutzten Locke die Heinoplatte überreichten und stotternd unsere Weihnachtsgrüße aufsagten. Und dann staunten wir ganz schön: Nachbar Locke beschimpfte uns nämlich nicht wie sonst. Er sah uns nur ganz komisch an, und mir war, als hätte er auch ein bisschen gestottert. »Das ist ... das ist ...«, sagte er ein um das andere Mal.

Mehr hörten wir nicht, denn wir rasten wie der Blitz davon.
Aber merkwürdig war's trotzdem.

Auch der Besuch bei der ollen Meyer verlief anders als geplant: Wir wollten nur unser Paket mit Vatis Hemden abgeben und frohe Weihnachten wünschen. Die Meyer aber machte uns einen Strich durch die Rechnung. Zuerst lächelte sie uns wie immer freundlich an, doch dann purzelten die Worte wie ein Wasserfall aus ihrem Mund: »Danke, danke, danke schön. Ach, wie mich das freut. Was für eine nette Überraschung. Ich danke euch. Ach, ist das schön ...«

Sie redete und redete, lachte zwischendurch und redete weiter.

Wir erschraken. Nie hätten wir gedacht, dass die olle Meyer soviel reden konnte. Und sie unterbrach ihren Redefluss nicht ein einziges Mal. Das war uns unheimlich, und wir zogen uns vorsichtig zurück. Doch Frau Meyer kam uns zuvor. Sie packte uns, schloss uns in die Arme und murmelte: »Was seid ihr für liebe nette Mädchen. Denkt an einem Tag wie heute an eine olle Frau wie mich. Das ist lieb von euch, so lieb ...«
Und dicke Tränen kullerten über ihr faltiges Gesicht. Wir hielten mucksmäuschenstill. Nun mochten wir die olle Meyer noch besser
leiden, und insgeheim wünschten wir uns, wir hätten sie auch ohne Vatis Weihnachtswunsch besucht. Einfach so!
Später zog uns Frau Meyer in die Küche, wo es süß nach Lebkuchen duftete. Dort saßen wir dann gemütlich auf der alten Eckbank, tranken heiße Schokolade und probierten alle Lebkuchensorten aus. Frau Meyer zündete Kerzen an und erzählte uns von früher, von Weihnachten, damals, als sie ein kleines Mädchen war. Das war richtig kuschelig gemütlich, und wir vergaßen alle Zeit.
Als wir endlich wieder an Vati dachten, war es schon spät. Wie gerne wären wir noch in der gemütlichen Küche sitzen geblieben,
doch wir mussten weiter. Aber wir versprachen, bald wieder zu kommen. Ich glaube, Frau Meyer hatte sich arg über unseren Besuch gefreut. Und dabei hatte sie Vatis Hemden gar nicht ausgepackt. Merkwürdig!

Merkwürdig verlief auch unser Singen bei den Kniesigs: Den Herrn Kniesig hatten wir uns als einen dicken, mürrischen Mann vorgestellt. Aber er war ganz anders und sehr nett. Seine Frau übrigens auch, und ganz besonders der wuschelige Hund der Kniesigs, der uns gleich begrüßte und fröhlich bellte, während wir Weihnachtslieder sangen.

Das klang ungefähr so: »Leise - wau, wau - rieselt der - wau - Schnee - wau, wuff...«

Es machte großen Spaß. Ja, und zum Schluss mussten die Kniesigs sogar ein bisschen weinen, weil sie sich so freuten. »Noch nie haben Kinder für uns gesungen«, sagte Frau Kniesig und umarmte uns. Und Herr Kniesig rief ein um das andere Mal: »Danke schön. Danke. Vielen, vielen Dank!« Dann wollten die beiden uns noch zu einem Stück Kuchen einladen, aber wir waren schon so satt. Wir hatten auch keine Zeit mehr. So riefen wir nur schnell »Frohe Weihnachten« und rannten weiter.

Es war höchste Zeit, denn nun mussten wir zu Onkel Udo sausen und Kater Mimo abholen, den wir uns für Vati ausleihen wollten. Wegen der Mäuse! Onkel Udo und Mimo standen am Fenster und warteten auf uns.

»Wir dachten schon, ihr kommt nicht mehr«, rief uns Onkel Udo entgegen. Er packte Mimo in einen großen Korb und deckte ihn mit einem bunten Tuch zu. »Damit es eine Überraschung wird«, sagte er und grinste. Das war merkwürdig, denn immer, wenn Onkel Udo grinste, passierte etwas Schreckliches. Onkel Udo ist nämlich Vatis kleiner Bruder, und es macht ihm immer Spaß, Vati zu ärgern. Auch heute noch, wo er doch längst erwachsen ist.
»Dann feiert mal schön«, rief Onkel Udo uns lachend nach. Wirklich merkwürdig! Wir hätten gerne gewusst, warum er so grinste. Heute war doch Weihnachten.

Doch zum Nachdenken blieb keine Zeit. Wir mussten uns sputen. Bald nämlich würde Tante Ida mit Dackel Püppi zu Hause eintreffen, und wir wollten sie bis zur Bescherung in unserem Zimmer verstecken.

Wir rannten so schnell wir konnten, und weil wir es so eilig hatten, achteten wir nicht auf den Schneematsch, der schmierig auf der Straße lag. So spritzte >plitsch, platsch< ein grauer Matschfleck nach dem anderen auf unsere Festtagsröcke und die neuen weißen Strümpfe. Au weia! Als wir endlich vor unserer Haustür standen, sahen wir aus wie die Räuber: über und über mit Schmutz bespritzt. Eine schöne Bescherung!

Aber das war erst der Anfang. Was jetzt noch alles passierte, werde ich bestimmt nie mehr vergessen: Wir wollten uns leise ins Haus schleichen, doch da riss Vati schon die Tür auf. Im Unterhemd stand er vor uns, und er sah überhaupt nicht weihnachtlich-fröhlich aus. 0 nein! Er musterte uns von oben bis unten, atmete tief durch, und dann brüllte er los: »Wo habt ihr gesteckt? Wisst ihr eigentlich, wie spät es ist? Und überhaupt: >>Wie seht ihr nur aus? Ihr Schmutzfinken! Und das an Weihnachten...«
Seine Stimme wurde immer lauter. »... und was habt ihr mit meinen Hemden angestellt? Im ganzen Haus ist kein einziges Hemd zu finden.« Er zerrte wild an seinem Unterhemd. »Soll ich vielleicht soo Weihnachten feiern?« Oh weh!

Vati tobte wirklich.

Und weil er gar nicht mehr aufhörte, kam Mutti pitschnass aus der Badewanne gerannt, denn sie dachte, es sei etwas passiert.

Tropfend, in ein Badetuch gehüllt, Lockenwickler auf dem Kopf und eine hellgrüne Gurkenmaske im Gesicht, stand sie neben Vati und starrte uns an. Doch gerade als sie etwas sagen wollte, hörten wir hinter uns eine meckernde Stimme: »Was ist hier los! Feiert man heutzutage sooo Weihnachten?« Tante Ida! O je!

Die hatten wir ja ganz vergessen!

Vati und Mutti standen wie zwei Steinfiguren an der Haustür und stierten Tante Ida an, die in ihren besten Festtagskleidern auf uns zu trippelte. Was war sie voll beladen: rechts ein Koffer, links ein Korb mit Weihnachtspäckchen und Püppis Hundeleine, unter dem Arm Tannenzweige. Ein Bild, das keiner von uns so bald vergessen wird.
»Frohe Weihnacht«, sagte Tante Ida und reichte Mutti den Korb mit den Geschenken. »Nimm das mal ab!« befahl sie. »Und schau nicht zu, wie sich deine alte Tante abschleppt! Und überhaupt: Wie seht ihr denn aus? Bin ich etwa zu früh?« Sie schob Mutti beiseite und betrat das Haus.

»Ah, wir freuen uns, mit euch Weihnachten zu feiern«, rief sie fröhlich. »Das ist schön, nicht wahr, Püppilein?« Vorsichtig hob sie Püppi hoch und setzte ihn auf Muttis Lieblingssessel.

Mutti atmete laut ein, doch es war, als hätte sie ihre Sprache verloren. Kein Wort kam über ihre Lippen. Vati faßte sich als erster. »Guten Tag, Tante Ida«, sagte er leise und hustete. »Was machst du eigentlich ...« Weiter kam er nicht; denn Püppi hatte sich neugierig Mimos Korb, den wir noch immer in den Händen hielten, genähert.

Erst schnupperte er, dann begann er wütend zu bellen. Das war zu viel für Mimo, der sich die ganze Zeit mäuschenstill verhalten hatte. Mit einem schrillen Miau sprang er aus dem Korb und jagte an uns vorbei ins Wohnzimmer. Püppi war empört.

Ein Kater! Mit einem wütenden Knurren, den Schwanz steil aufgerichtet, sauste er wie eine Rakete hinter Mimo her.

Was waren wir erschrocken, doch es blieb keine Zeit für Erklärungen. Als der ganze Schreck vorbei war, rannten wir fast gleichzeitig den beiden Kampfhähnen hinterher.

»Püppi, mein armes Püppilein!« schrie Tante Ida ein um das andere Mal. »Mistköter, wirst du wohl still sein!« »Wo kommt nur dieser wildgewordene Kater her?«

Schimpfend und fluchend versuchten Vati und Mutti, die beiden Ausreißer einzufangen. Das sah vielleicht komisch aus: Mutti im Badetuch, mit grünem Gesicht und Lockenwicklern, Vati im Unterhemd und Tante Ida auf hohen Stöckelschuhen - so rannten sie um den Weihnachtsbaum herum.

Wir konnten nichts dafür, doch es war wirklich so komisch, dass wir einfach lachen mussten. Wir lachten und lachten, und das machte die drei noch wütender. Natürlich schafften sie es nicht, Mimo und Püppi einzufangen. Die Jagd wurde immer wilder und Vatis Gesicht immer röter. Und als es gerade am schönsten war, erklang plötzlich von draußen Weihnachtsmusik - laut und falsch:
>O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit... < Im gleichen Moment sauste ein großes weiß-braunes Wollbündel mit lautem Gebell ins Wohnzimmer. Es war Hüna, der freundliche Hund der Kniesigs. Der Gesang wurde auch immer lauter, und dann standen die Kniesigs mit vielen Tüten im Arm mitten im Wohnzimmer.

»Die Tür war offen«, sagte Herr Kniesig entschuldigend. »Wir wollten nur frohe Weihnachten wünschen und danke schön sagen!«

»Ich auch!« rief es von hinten. Eine knurrige Stimme, die uns schon so manchen Schrecken eingejagt hatte. Nachbar Locke.

Und in den Händen balancierte er eine schöne große selbstgebackene Weihnachtstorte. Nun fehlt nur noch die olle Meyer...

Lena zupfte mich am Ärmel. »Glaubst du nicht, es wäre besser, wir würden verschwinden?« fragte sie leise. Ein guter Vorschlag.

Ich nickte. »Ja, weg! Nichts wie weg!«

Und während unsere Eltern, hilflos und nichts begreifend, unsere Weihnachtsüberraschungen »auspackten«, zogen wir uns vorsichtig zurück. Langsam, Schritt für Schritt. Fast wäre uns die Flucht geglückt. Wir hatten schon die immer noch offenstehende Haustür erreicht, doch da plötzlich packte uns eine Faust am Kragen.

»Na, herrscht bei euch schon das große Chaos? Wie geht's denn dem armen Mimo? « Uh! Onkel Udo. Gott sei Dank, nur Onkel Udo: »Ich war einfach neugierig«, sagte er grinsend. »Und ich habe etwas mitgebracht!«

Er ging zur Tür und trug einen Korb Flaschen herein, und - hinter ihm - stand die olle Meyer. Sie hatte ein richtig freundliches Weihnachtsmannlächeln im Gesicht, und sie war beladen mit einem köstlich bunten Esskorb - und unserem Hemdenpaket. Au weia!

Es wurde dann doch noch ein schönes Weihnachtsfest. Irgendwann hatte Vati den ersten Schreck überwunden. Dann dauerte es auch nicht mehr lange, und alle hatten sich beruhigt. Vieles wurde gesagt, erklärt und belächelt. Zum Schluss rief Mutti:
»Und nun feiern wir Weihnachten - gemeinsam!«

Da freuten sich alle, denn eigentlich fand es jeder schöner, mit uns zu feiern, als an diesem Tag alleine zu sein. Und - wer hätte das vorher gedacht? - alle verstanden sich ganz prima. Es war ein Weihnachtsfest, das keiner von uns jemals vergessen würde - lustig, fröhlich, feierlich und sehr weihnachtlich -, und am allerwenigsten würde Vati unsere fünf Geschenke, die kein Geld kosteten, jemals irgendwo in einer Ecke im Schlamperschrank vergraben.

ein Gast
05.12.2021, 08:37
Die Weihnachtsmaus
von Sarah Sofia Granborg

Ausgerechnet in der Weihnachtszeit musste uns so etwas passieren! Ich kam morgens nichts ahnend in die Speisekammer, da fiel mir eine Packung Cornflakes auf den Kopf. Einfach so, ohne dass jemand anwesend war! Sie musste wohl nicht richtig im Regal gestanden haben und war von allein heruntergefallen...

Doch dann erblickte ich das Kräutersalz. Der Deckel war offen, es war umgefallen und ein Teil des Inhalts lag daneben, auf dem Küchenschrank verstreut. Als ich schließlich noch die aufgerissenen Rosinen fand, gab es keinen Zweifel mehr: wir waren nicht allein im Haus!

Nun wohnen wir nicht erst seit gestern auf dem Lande und sind uns durchaus bewusst, dass Herbst und Winter die Jahreszeiten sind, in denen die Mäuse in den Häusern Zuflucht suchen. Aber gerade zu Weihnachten? Wie viel Pech kann man denn haben?!! Und überhaupt, sie sollten doch schon längst in den Häusern sein! Warum lief denn da draußen noch immer eine frei herum?

Nun, da half alles nichts, wir mussten schleunigst Fallen aufstellen und sie bald möglichst fangen. Denn jetzt war es erst. Mit einer Maus in der Speisekammer ist nicht zu spaßen! Es ist Maus gegen Mensch. Entweder bekommt SIE den Weihnachtsbraten (und -Kuchen) oder WIR! Wenn wir das Fest nicht gänzlich ruiniert wissen wollten, hatten wir schnell zu handeln!

Gesagt, getan. Ich räumte die ganze Kammer leer. Zum einen um zu sehen, wie umfassend der Schaden war und zum anderen, um alles noch rechtzeitig vor dem Fest wieder sauber zu haben und die angeknapperten Vorräte ergänzen zu können. Die Arbeit war mühselig, anstrengend und zeitraubend, denn unsere Speisekammer ist in der Regel so voll gestopft, dass man damit glatt ein ganzes Regiment für ein halbes Jahr lang durchbringen könnte. Und zu Weihnachten ist sie ganz bestimmt nicht leerer!

Endlich war ich fertig, mein Mann hatte die Fallen aufgestellt und sogar das Fenster war jetzt geputzt! Aber etwas hatte mich stutzig gemacht. Normalerweise riecht es ‘nach Maus’, wenn man ‘Nager-Besuch’ hat und auch hatte ich keine Exkremente gefunden. Schon komisch, aber vermutlich war sie noch nicht so lange in der Kammer gewesen, als ich den Schaden entdeckt hatte und versteckte sich jetzt hinter Küchenschrank oder Regalen... Wer weiß!

Die Tage verstrichen, der heilige Abend rückte immer näher, aber keine Maus war in die Fallen gegangen, obgleich der Speisekammerboden einem Mienenfeld glich.
Wir hatten nur die feinsten Spezialitäten in die Fallen gepackt, von denen wir wussten, dass eine jede ‘Feinschmecker-Maus’ sie lieben würde: die saftigsten, frischen Rosinen und winzige ‘After-Eight’-Stückchen!

Inzwischen hatten wir einen weiteren ‘Angriff’ auf das Lebensmittellager feststellen können. Also es war klar, wir mussten nun energischer zu Werks gehen! Doch was tun? Verzweifelt wandten wir uns an die ‘Ratten-Frau’, die Dame, die für solche Problematiken in unserer Gemeinde zuständig ist.

Nein, Ratten hätten wir sicher nicht, meinte sie entschlossen und gab mir eine Liste über alles mögliche andere Getier, das bei uns Unterschlupf gefunden haben könnte und riet mir, direkt unter dem Fenster eine Falle aufzustellen, die das Tier lebendig fangen könnte.
Und sieh zu, dass es eine richtig große Falle ist, denn du weißt nicht, was sich da alles herumtreiben kann! Es können in der Tat recht große Tiere sein”.
Kreidebleich eröffnete ich meinem Mann die Neuigkeiten. Er eilte daraufhin in den nächsten Baumarkt.

Noch einen Tag bis Heiligabend! Ich hatte langsam die Nase voll vom täglichen Putzen, ‘Lebensmittel-Wegwerfen’ und ‘wieder-neu-Erstatten’, in der Hoffnung, dass wir morgen dann doch noch ein gutes und unangeknappertes Mahl einnehmen würden können!

Am Morgen des heiligen Abends traute ich mich überhaupt nicht mehr in die Speisekammer. Was nun, wenn gar nichts mehr vom Festtagsessen übrig war? Dann wäre unser schönes Fest ruiniert, bevor es überhaupt angefangen hatte! Glücklicherweise bot mein Mann sich an, die Fallen zu überprüfen und kam alsbald schelmisch lachend zurück.

Wir haben den Übeltäter gefangen!” rief er freudig aus.
Wie schlimm ist es?” kreischte ich hysterisch.
Ist überall Blut? Hat sie alles angefressen? Darf ich den ganzen Heiligabend wischen und putzen?” Ich war den Tränen nahe.

Nein, kein Blut, wir haben sie lebendig gefangen und soweit ich sehen kann, muss sie in die Falle gegangen sein, gleich nachdem sie durchs Fenster gekommen war... aber du solltest in Zukunft wirklich aufpassen, dass du das Fenster nicht mehr so weit offen stehen lässt...!” er schaute mich jetzt eher spöttisch an,
Ach noch was: Ehe ich es vergesse! Es ist keine Maus, sondern eine Katze!”
Waaas?!” schrie ich nun noch hysterischer.

Jetzt waren die Kinder dazugekommen und wollten unbedingt den ungebetenen Besucher begutachten und schliesslich erklang es einstimmig, als sie sahen, dass es sich noch um ein recht junges und hübsches Kätzchen handelte:
Mami, Mami dürfen wir die Katze behalten? Ich will auch sonst gar nichts zu Weihnachten, nur die Katze behalten dürfen!”

Und so kam es, dass wir die verkannte Maus feierlich ins Haus einluden und zwangsweise in den Kreis der Familie aufnahmen.
Jedoch hat sie sich seither den Spitznamen ‘Mausi’ gefallen lassen müssen!

ein Gast
06.12.2021, 06:03
DWB
DWB (Dienstweihnachtsbaum)-Verordnung für Beamte ...


Begriff
Ein Dienstweihnachtsbaum (DWB) ist ein Weihnachtsbaum natürlichen Ursprungs oder einem natürlichen Weihnachtsbaum nachgebildeter Weihnachtsbaum, der zur Weihnachtszeit in Diensträumen aufgestellt wird.

Aufstellen der Weihnachtsbäume

Ein Dienstweihnachtsbaum (DWB) darf nur von sachkundigen Personen nach Anweisung des unmittelbaren Vorgesetzten aufgestellt werden. Dieser hat darauf zu achten, dass

... der DWB (Dienstweihnachtsbaum) mit seinem unteren der Spitze entgegengesetzten Ende in einen zur Aufnahme von Baumenden geeigneten Halter eingebracht und befestigt wird

... der DWB in der Haltevorrichtung derart verkeilt wird, dass er senkrecht steht

... im Umfallbereich des DWB keine zerbrechlichen oder durch umfallende DWB in ihrer Funktion zu beeinträchtigende Anlagen vorhanden sind

Behandeln der Beleuchtung

Der DWB ist mit weihnachtlichem Behang nach Maßgabe des Dienststellenleiters zu versehen. Weihnachtsbaumbeleuchtung, deren Flammenwirkung auf dem Verbrennen eines Brennstoffes mit Flammenwirkung beruht (sogenannte Kerzen), dürfen nur Verwendung finden, wenn

...die Bediensteten über die Gefahren von Feuersbrünsten hinreichend unterrichtet sind

...während der Brennzeit der Beleuchtungskörper ein in der Feuerbekämpfung unterwiesener Beamter mit Feuerlöscher bereitsteht.

Aufführen von Krippenspielen

In Dienststellen mit ausreichendem Personal können Krippenspiele unter Leitung eines erfahrenen Vorgesetzten zur Aufführung gelangen. In der Besetzung sind folgende in der Personalplanung vorzusehende Personen notwendig:

...Maria: möglichst weibliche Beamtin oder ähnliche Person

...Josef: älterer Beamter mit Bart

...Kind: kleinwüchsiger Beamter oder Auszubildender

...Esel und Schafe: geeignete Beamte/Beamtin

...Heilige Drei Könige: sehr religiöse Beamte.

Absingen von Weihnachtsliedern

Zum Absingen von Weihnachtsliedern stellen sich die Bediensteten unter Anleitung eines Vorgesetzten ganz zwanglos nach Dienstgraden geordnet um den DWB auf. Eventuell vorhandene Weihnachtsgeschenke können bei dieser Gelegenheit durch einen Vorgesetzten in Gestalt eines Weihnachtsmannes an die Untergebenen verteilt werden. Zwar ist bei einer solchen Gelegenheit das Besprechen unerledigter Verfügungen aus dem zu Ende gehenden Arbeitsjahr nicht unbedingt gefordert, jedoch scheint es angebracht, die allgemeine Anwesenheit des Dienstpersonals auch für Dienstgeschäfte zu nutzen.

Vorgenannte Richtlinien der Verordnung sind in geeigneter Weise im entsprechenden Zuständigkeitsbereich bekanntzugeben und einzuhalten.

ein Gast
07.12.2021, 05:13
Das Honigkuchenherz
Verfasser unbekannt

Vor der Bude beim Zuckerbäcker stand
der Opa mit seinem Enkelkind an der Hand.
Fritzchen wählte nach langem Suchen
ein großes Herz aus Honigkuchen.

Nun ging der Opa mit Fritzchen die Runde,
es dauerte schon eine ganze Stunde.
Vor jeder Bude blieb Fritzchen stehen,
überall gab es Neues zu sehen.

Plötzlich sagte er ganz leise „Opilein...
Opa, ich muss mal, auch bloß ganz klein.“
„Schon recht“, sagte der Opa, der Gute,
„komm, Fritzchen, geh einfach hinter die Bude.“

Fest in der Hand den Honigkuchen
ist Fritzchen vorne das Knöpfchen am Suchen.
Der kalte Wind pfiff ihm um die Ohren,
die Fingerchen waren schon blau gefroren.

Deshalb traf er einige Male
das Lebkuchenherz mit seinem Strahle.
Das kleine Fritzchen merkte es gleich,
denn der Honigkuchen wurde ganz weich.

Danach sagte er ohne Unterlass
„Opa, mein schönes Herz ist nass!“
Da ging halt der Opa, der einzig Gute,
mit Fritzchen zurück an die Zuckerbude
und stillte den großen Schmerz
mit einem neuen Lebkuchenherz.

Nun hatte er zwei Herzen und es war ja klar,
dass eines davon nicht in Ordnung war.
Doch Fritzchen wollte sich damit nicht befassen,
und dieses den Opa entscheiden lassen.

Der Opa wusste auch hier in der Tat
gleich wieder einen guten Rat:
„Weißt Du, mein Junge, das machen wir so,
das schenken wir der Oma, die tunkt sowieso!“

ein Gast
07.12.2021, 21:25
Eine Wintergeschichte oder wie man wegen Schnee verrückt wird !
Verfasser unbekannt.
zugeschickt hat sie mir "Achim der Gastwirt".


8. Dezember 18:00

Es hat angefangen zu schneien. Der erste Schnee in diesem Jahr. Meine Frau und ich haben unsere Cocktails genommen und stundenlang am Fenster gesessen und zugesehen wie riesige, weiße Flocken vom Himmel herunter schweben. Es sah aus wie im Märchen. So romantisch - wir fühlten uns wie frisch verheiratet. Ich liebe Schnee.

9. Dezember

Als wir wach wurden, hatte eine riesige, wunderschöne Decke aus weißem Schnee jeden Zentimeter der Landschaft zugedeckt. Was für ein phantastischer Anblick! Kann es einen schöneren Platz auf der Welt geben? Hierher zu ziehen war die beste Idee, die ich je in meinem Leben hatte. Habe zum ersten Mal seit Jahren wieder Schnee geschaufelt und fühlte mich wieder wie ein kleiner Junge. Habe die Einfahrt und den Bürgersteig freigeschaufelt. Heute Nachmittag kam der Schneepflug vorbei und hat den Bürgersteig und die Einfahrt wieder zugeschoben, also holte ich die Schaufel wieder raus. Was für ein tolles Leben!

12. Dezember

Die Sonne hat unseren ganzen schönen Schnee geschmolzen. Was für eine Enttäuschung. Mein Nachbar sagt, dass ich mir keine Sorgen machen soll, wir werden definitiv eine weiße Weihnacht haben. Kein Schnee zu Weihnachten wäre schrecklich! Bob sagt, dass wir bis zum Jahresende so viel Schnee haben werden, dass ich nie wieder Schnee sehen will. Ich glaube nicht, dass das möglich ist. Bob ist sehr nett - ich bin froh, dass er unser Nachbar ist.

14. Dezember

Schnee, wundervoller Schnee! 30 cm letzte Nacht. Die Temperatur ist auf -20 Grad gesunken. Die Kälte lässt alles glitzern. Der Wind nahm mir den Atem, aber ich habe mich beim Schaufeln aufgewärmt. Das ist das Leben!! Der Schneepflug kam heute Nachmittag zurück und hat wieder alles zugeschoben. Mir war nicht klar, dass ich soviel würde schaufeln müssen, aber so komme ich wieder in Form. Wünschte ich würde nicht so Pusten und Schnaufen.

15. Dezember

60 cm Vorhersage. Habe meinen Kombi verscheuert und einen Jeep gekauft. Und Winterreifen für das Auto meiner Frau und zwei Extra-Schaufeln. Habe den Kühlschrank aufgefüllt. Meine Frau will einen Holzofen, falls der Strom ausfällt. Das ist lächerlich - schließlich sind wir nicht in Alaska.

16. Dezember

Eissturm heute Morgen. Bin in der Einfahrt auf den Arsch gefallen, als ich Salz streuen wollte. Tut höllisch weh. Meine Frau hat eine Stunde gelacht. Das finde ich ziemlich grausam.

17. Dezember

Immer noch weit unter Null! Die Straßen sind zu vereist, um irgendwohin zu kommen. Der Strom war 5 Stunden weg. Musste mich in Decken wickeln, um nicht zu erfrieren. Kein Fernseher. Nichts zu tun als meine Frau anzustarren und zu versuchen, sie zu irritieren. Glaube, wir hätten einen Holzofen kaufen sollen, würde das aber nie zugeben. Ich hasse es, wenn sie recht hat! Ich hasse es, in meinem eigenen Wohnzimmer zu erfrieren!

20. Dezember

Der Strom ist wieder da, aber nochmal 40 cm von dem verdammten Zeug letzte Nacht! Noch mehr schaufeln. Hat den ganzen Tag gedauert. Der beschissene Schneepflug kam zweimal vorbei. Habe versucht eines der Nachbarskinder zum Schaufeln zu überreden. Aber die sagen, sie hätten keine Zeit, weil sie Hockey spielen müssen. Ich glaube, dass die lügen. Wollte eine Schneefräse im Baumarkt kaufen. Die hatten keine mehr. Kriegen erst im März wieder welche rein. Ich glaube, dass die lügen. Bob sagt, dass ich schaufeln muss oder die Stadt macht es und schickt mir die Rechnung. Ich glaube, dass er lügt.

22. Dezember

Bob hatte recht mit weißer Weihnacht, weil heute Nacht nochmal 30 cm von dem weißen Zeug gefallen ist und es ist so kalt, dass es bis August nicht schmelzen wird. Es hat 45 Minuten gedauert, bis ich fertig angezogen war zum Schaufeln und dann musste ich pinkeln. Als ich mich schließlich ausgezogen, gepinkelt und wieder angezogen hatte, war ich zu müde zum Schaufeln. Habe versucht für den Rest des Winters Bob anzuheuern, der eine Schneefräse an seinem Lastwagen hat, aber er sagt, dass er zu viel zu tun hat. Ich glaube, dass der Wichser lügt.

24. Dezember

20 Zentimeter. Der Schnee ist vom Schneepflug so fest zusammengeschoben, dass ich die Schaufel abgebrochen habe. Dachte ich kriege einen Herzanfall. Falls ich jemals den Arsch kriege, der den Schneepflug fährt, ziehe ich ihn an seinen Eiern durch den Schnee. Ich weiß genau, dass er sich hinter der Ecke versteckt und wartet bis ich mit dem Schaufeln fertig bin. Und dann kommt er mit 150 km/h die Straße runtergerast und wirft tonnenweise Schnee auf die Stelle, wo ich gerade war. Heute Nacht wollte meine Frau mit mir Weihnachtslieder singen und Geschenke auspacken, aber ich hatte keine Zeit. Musste nach dem Schneepflug Ausschau halten.

25. Dezember

Frohe Weihnachten. 60 Zentimeter mehr von der weißen Kacke. Eingeschneit. Der Gedanke an Schneeschaufeln lässt mein Blut kochen. Gott, ich hasse Schnee! Dann kam der Schneepflugfahrer vorbei und hat nach einer Spende gefragt. Ich hab ihm meine Schaufel über den Kopf gezogen. Meine Frau sagt, dass ich schlechte Manieren habe. Ich glaube, dass sie eine Idiotin ist. Wenn ich noch einmal Wolfgang Petry anhören muss, werde ich sie umbringen.

26. Dezember

Immer noch eingeschneit. Warum um alles in der Welt sind wir hierher gezogen? Es war alles IHRE Idee. Sie geht mir auf die Nerven.

27. Dezember

Die Temperatur ist auf -30 Grad gefallen und die Wasserrohre sind eingefroren.

28. Dezember

Es hat sich auf -5 Grad erwärmt. Immer noch eingeschneit. DIE ALTE MACHT MICH VERRÜCKT!!!!

29. Dezember

Nochmal 30 Zentimeter. Bob sagt, dass ich das Dach freischaufeln muss, oder es wird einstürzen. Das ist das Dämlichste was ich je gehört habe. Für wie blöd hält der mich eigentlich?

30. Dezember

Das Dach ist eingestürzt. Der Schneepflugfahrer hat mich auf 50.000 € Schmerzensgeld verklagt. Meine Frau ist zu ihrer Mutter gefahren. 25 Zentimeter vorhergesagt.

31. Dezember

Habe den Rest vom Haus angesteckt. Nie mehr Schaufeln.

8. Januar

Mir geht es gut. Ich mag die kleinen Pillen, die sie mir dauernd geben. Warum bin ich an das Bett gefesselt??

ein Gast
08.12.2021, 15:29
Die Geschichte vom Lametta
Verfasser unbekannt

Weihnachten naht, das Fest der Feste-
Das Fest der Kinder - Fest der Gäste-
Da geht es vorher hektisch zu.....
Von Früh bis Abend - keine Ruh -
Ein Hetzen, Kaufen, Proben, Messen -
Hat man auch niemanden vergessen...?

So geht es mir - keine Ahnung habend -
Vor ein paar Jahren - Heiligabend -
der zu dem noch ein Sonntag war.
Ich saß grad bei der Kinderschar,
da sprach mein Weib: "Tu dich nicht drücken,
Du hast heut noch den Baum zu schmücken!"

Da Einspruch meistens mir nichts nützt,
hab kurz darauf ich schon geschwitzt:
Den Baum gestutzt - gebohrt - gesägt -
und in den Ständer eingelegt.
Dann kamen Kugeln, Kerzen, Sterne,
Krippenfiguren mit Laterne,
Zum Schluss ---- ja Himmelwetta......!
Nirgends fand ich das Lametta!

Es wurde meiner Frau ganz heiß
und stotternd sprach sie: "Ja, ich weiß,
im letzten Jahr war es arg verschlissen -
Drum habe ich es weggeschmissen.
Und - in dem Trubel dieser Tage,
bei Arbeit, Müh und Plage -
Vergaß ich, Neues zu besorgen!
Ich werde was vom Nachbarn borgen!

Die Nachbarn - links, rechts, drunter, drüber -
die hatten kein Lametta über
! Da schauten wir uns an verdrossen;
Die Läden sind ja auch geschlossen....

"Hört zu! Wir werden heuer haben
einen Baum -- altdeutscher Stil,
Weil ... mir Lametta nicht gefiel..."
Da gab es Heuler, Schluchzen, Tränen...
und ich gab nach den Schmerzfontänen:
"Hört endlich auf mit dem Gezeta ---
ihr kriegt nenn Baum - mit viel Lametta!"

Zwar konnte ich da noch nicht begreifen,
woher ich nehme die Silberstreifen...!
Doch grade, als ich sucht - mein Messa -
da ließ ich: "Hengstenberg MILDESSA"..
Es war die Sauerkrautkonserve!
Ich kombinier mit Messers Schärfe:
Hier liegt die Lösung eingebettet,
das Weihnachtsfest, es ist gerettet!!!!

Schnell wurde der Deckel aufgedreht,
das Kraut gepresst, so gut es geht -
zum Trocknen - einzeln - aufgehängt-
und dann geföhnt, -- doch nicht versengt!!
Die trocknen Streifen, sehr geblichen
mit Silberbronze angestrichen -
Auf beiden Seiten, Silberkleid!
Oh freue Dich, Du Christenheit!

Der Christbaum war einmalig schön,
Wie selten man ihn hatte gesehen!
Zwar rochs süßsauer zur Bescherung,
geruchlich gabs ne Überquerung,
weil mit Benzin ich wusch die Hände,
mit Nitro reinigt die Wände,
dazu noch Räucherkerzen und Myrte -
Der Duft die Menge leicht verwirrte!
Und Jemand sprach still, verwundert:
"Hier riechts nach technischem Jahrhundert!"

Ne Woche drauf! .. Ich saß gemütlich
im Sessel, las die Zeitung friedlich,
den Bauch voll Feiertage-Reste --
es war wieder Sonntag - und Sylvester.

Es sprach mein Weib: "Du weißt Bescheid?!
Es kommen heut zur Abendzeit
Schulzes, Lehmanns und Herr Meier
zu unserer Silvesterfeier..."
Wir werden leben wie die Fürsten --
es gibt Sauerkraut mit Wiener Würsten!!"
Ein Schrei ertönt! Entsetzt sie schaut:
"Am Christbaum hängt mein Sauerkraut!!
Vergessen, Neues zu besorgen!
Ich werde was vom Nachbarn borgen!"
Die Nachbarn links, rechts, drunter, drüber -
die hatten - leider - keines über!
Da schauten wir uns an verdrossen:
Die Läden sind ja auch geschlossen!!

Und so ward wieder ICH der Retter
nahm ab vom Baum das Lametta!
Mit Terpentinöl und Bedacht
hab ich das Silber abgemacht.
Das Kraut dann gründlich durchgewässert,
mit reichlich Essig noch verbessert,
dazu noch Nelken, Pfeffer, Salz
und Curry, Ingwer, Gänseschmalz!
Dann, als das Ganze sich erhitzte -
das Kraut das funkelte und blitzte -
da konnte ich nur nach oben flehen:
Lass diesen Kelch vorübergehen...!

Als später dann das Kraut serviert
ist auch noch folgendes passiert:
Als eine Dame musste niesen
sah man aus ihrem Näschen sprießen
tausend kleine Silbersterne...
"Mach es noch einmal, ich sehe das so gerne.."
so rief man ringsum, hocherfreut -
die Dame wusste nicht Bescheid!

Franziska Lehmann sprach zum Franz:
"Dein Goldzahn hat heut Silberglanz!"
Und einer, der da musste mal
der rief: "Ich hab nen Silberstrahl!"
So gabs nach dieser Krautmethode
noch manche nette Episode!

Beim Heimgang sprach ein Gast zu mir:
"Es hat mir gut gefallen hier,
doch wär die Wohnung noch viel netter
hättest du am Weihnachtsbaum Lametta!!!"
Ich konnte da gequält nur lächeln
und mir noch frische Luft zufächeln.
Ich sprach - und klopfte ihm aufs Jäckchen:
"Im nächsten Jahr, da kauf ich 100 Päckchen!!"

ein Gast
09.12.2021, 07:43
Karibische "Jingle Bells"
von Rita Fehling

"Nein wirklich, dieser ganze Weihnachtstrubel geht mir so auf die Nerven.
"Ich heule mich bei meiner Freundin aus, die meine Einstellung nun gar nicht teilt." Seit Wochen nur "Jingle Bells" und ,Oh Tannenbaum'. Alles rennt und hetzt, nur weil bald Weihnachten ist.
"Ach, Weihnachten ist doch schön! Ich weiß gar nicht, was du hast. Wenn du irgendwo wärst, wo man nicht so feiert wie hier, wärst du auch nicht zufrieden."
Mensch, das ist es, denke ich mir! Irgendwohin, wo es nicht so verdammt weihnachtlich ist. Ganz vorsichtig frage ich bei meiner Familie an, ob wir in diesem Jahr nicht einmal verreisen wollen. "Es gibt bestimmt noch ein paar günstige Last-Minute-Angebote," locke ich. Doch Kind und Mann wollen davon nichts wissen. Weihnachten ist nur schön zu Hause. Sagen sie. Ist ja auch kein Wunder. Wer hat denn die ganze Verantwortung für die Vorbereitungen an der Backe? Wer plant das Essen, wer schreibt den Stapel Weihnachtskarten, wer kauft die Geschenke, wer backt die Plätzchen? Advent, Advent, die Mutti rennt.
Ich erzähle meinen beiden von den vielen Dingen, die ich noch zu erledigen habe und male gleichzeitig in den schönsten Tönen die Vorzüge einer karibischen Weihnacht aus. Es hat einige Tage gedauert, aber ich hab's geschafft.
Wir haben noch ein richtiges Reiseschnäppchen gemacht. Eine Woche Dominikanische Republik.
Ein Wahnsinn: Weihnachten am Strand. Palmen, Meer und warmes Wetter, keine übervollen Weihnachtsmärkte, keine Lichterketten, keine Hektik, kein Weihnachtsbraten, der vorbereitet werden will. Das Hotel hat natürlich für den 24. ein besonderes Programm. Für die meist europäischen Gäste haben sie ein perfektes Arrangement zusammengestellt. In der Lounge des Hotels ist ein riesiger Tannenbaum aufgestellt. Dahinter hat man eine künstliche Schneelandschaft mit Schneemännern und Schlitten aufgebaut. Und man sang "Jingle Bells". Alle sangen "Jingle Bells". Auch wir. Mit Tränen der Rührung in den Augen, Weihnachtslieder singend, genossen wir den Heiligen Abend und dachten an unsere Lieben daheim.

"Ja, es war wunderbar", bestätigte ich meiner Freundin. Ich bereue nicht, dass wir dieses Mal vor Weihnachten geflohen sind." Ob wir denn nichts vermisst hätten, fragt sie noch.
"Vermisst? Nö, vielleicht hätten sie noch ,Oh Tannenbaum' singen sollen."

ein Gast
09.12.2021, 15:34
Mister Santa
von Tilde Michels

Diese Geschichte hat John Berry vor einigen Jahren in New York erlebt.
Er schreibt sie hier auf, genauso wie sie sich zugetragen hat:
Es war wie verhext. Ich konnte einfach keine Arbeit finden. Von Beruf bin ich Installateur, aber ich hätte auch jede andere Stelle angenommen; als Koch oder Ausfahrer oder sonst was.
Drei Monate war ich schon arbeitslos. Ich wohnte in einer kalten verwahrlosten Bude. Wenn ich mich aufwärmen wollte, ging ich in eine Kneipe.
Das war Anfang Dezember. Immer um diese Zeit sind die breiten Prachtstraßen von New York mit bunten Lichterketten überspannt, und aus allen Schaufenstern der Innenstadt glänzt ein Weihnachtszauber von Glitzersternen, Elfen, Zwergen und Spielzeugstädten. Auf dem Platz im Rockefeller Center steht der größte Weihnachtsbaum der Welt. Er ist so hoch wie ein Haus mit Zehn Stockwerken, und unter diesem riesigen Weihnachtsbaum gibt es in jedem Jahr eine Schlittschuhbahn.
Aber damals interessierte mich das alles nicht. Ich hatte kein Geld, ich war hungrig und durchgefroren, und ich suchte Arbeit. Jeder Job war mir recht.
So kam es, dass ich Weihnachtsmann in einem großen Warenhaus wurde.
Vor Weihnachten hat jedes Kaufhaus seinen eigenen Weihnachtsmann; in Amerika heißt er Santa Claus. Zu dem gehen die Kinder und flüstern ihm zu, was sie sich wünschen. Der Kaufhaus-Santa-Claus schreibt ihre Namen und Wünsche auf. Später holen sich die Mütter die Wunschzettel ab. Und weil das von den Kaufhausleuten so praktisch eingerichtet ist, kaufen sie auch gleich alles an Ort und Stelle.
Als Santa Claus also saß ich auf einem Weihnachtsthron in der Spielzeugabteilung. Auf alt und würdig geschminkt, mit angeklebtem weißem Bart, rotem Umhang und roter Zipfelmütze. Meiner Stimme gab ich einen tiefen und vollen Klang.
Vor mir standen die Kinder in einer langen Schlange und warteten, bis sie an der Reihe waren.
Die Kleinen glaubten, ich sei der echte Weihnachtsmann; die Größeren natürlich nicht. Die kamen oft nur, um mich zu ärgern. Sie zerrten an meinem Bart, rissen mir die Mütze herunter und flüsterten mir statt ihrer Weihnachtswünsche Schimpfworte ins Ohr.
Scharen von Kindern kamen jeden Tag. Ich habe längst vergessen, was sie sich alles wünschten und wie sie aussahen - nur Paco habe ich nicht vergessen. Sein braunes Gesicht mit den dunklen Augen sehe ich noch genau vor mir.
Eines Abends stand er da. Nicht gläubig wie die Kleinen, nicht übermütig wie die Größeren. Ganz ernst blickte er mich an. Seine Hände hielt er geballt in den Taschen. Er nannte mir seinen Namen und die Straße, in der er wohnte. Sie lag im Norden der Stadt in einem elenden Viertel, wo nur die ärmsten Farbigen leben.
"Mister Santa", sagte er mit einer rauhen Stimme in holprigem Englisch, "ich brauche Schlittschuh."
"Schlittschuh?" fragte ich.
"Ja, Schlittschuh", wiederholte er. "Größe 6. Direkt am Stiefel festgemacht, verstehst du?"
Ich antwortete nicht gleich.
Paco senkte den Kopf. "Meine Mutter sagt, sie kann die Schlittschuh nicht kaufen. Aber du, Mister Santa...vielleicht kannst du..."
Die anderen Kinder drängten vor. Sie wollten endlich drankommen und schubsten Paco weg. Er wehrte sich nicht.
Auf dem Nachhauseweg kam ich an der Eisbahn unter dem riesigen Weihnachtsbaum vorbei. Dort sah ich Paco wieder. Seine dunklen Augen folgten den Kurven und Kreisen der Schlittschuhläufer auf dem hellerleuchteten Eis. Die Musik aus den Lautsprechern dröhnte über den Platz.
Es war kalt, und Paco hatte nur einen dünnen Pullover an. Aber er stand unbeweglich und schaute auf die glitzernde Eisfläche.
Als er zum zweiten Mal ins Warenhaus kam, fragte ich ihn: "Paco, warum brauchst du eigentlich Schlittschuhe? Es gibt doch viel nützlichere Sachen."
Da warf er die Arme in die Luft und sagte:
"Mister Santa, Schlittschuhlaufen, das ist..." Er suchte nach Worten und sagte dann nur: "Das ist schön."
Er fuchtelte mit seiner kleinen Faust vor meinem Bart herum. "Ich muss Schlittschuh haben, verstehst du?"
Ich sah, dass der Abteilungsleiter uns beobachtete. Er merkte natürlich, dass Paco allein war, dass niemand etwas für ihn kaufen würde. Und ohne lange zu überlegen, flüsterte ich Paco zu, "Komm morgen wieder, Paco. Morgen ist Heiliger Abend, da ist alles möglich... vielleicht sogar ein Wunder."
Der Abteilungsleiter trat heran und sagte höflich, aber mit deutlichem Tadel:
"Santa Claus, da sind noch andere liebe Kinder, die warten."
Paco ging ohne ein Wort weg.
Am Vormittag des Heiligen Abends - es war mein letzter Tag als Santa Claus - kaufte ich ein Paar Schlittschuhe mit Stiefeln Größe 6. Sie kosteten eine Menge Geld. Fast die Hälfte meines Wochenlohns als Weihnachtsmann. Und da fiel mir noch dazu ein, dass es mit den Schlittschuhen nicht genug war, dass Paco auch Eintrittsgeld für die Eisbahn brauchte. Er hatte bestimmt keinen Cent.
Wohl oder übel musste ich ihm noch ein paar Dollar extra in die Stiefel stecken. Ich tat es nicht gern, und ich ärgerte mich dabei über mich selbst. "Total übergeschnappt", dachte ich. "Die Hälfte eines Wochenlohns für einen fremden Jungen. Wohltätigkeitsfimmel! Weihnachtsmann spielen!"
Trotzdem wartete ich ungeduldig auf Paco.
Aber Paco kam nicht.
Die letzten Kinder waren abgezogen. Das Kaufhaus schloss seine Tore.
Ich legte die Santa-Claus-Verkleidung ab und zog meine eigene Jacke über. Dann ging ich hinaus auf den Platz mit dem großen Weihnachtsbaum. In der Hand trug ich die Tüte mit den Schlittschuhen.
Von der Eisbahn schallte die Musik herüber.
Langsam überquerte ich den Platz. Dann aber begann ich zu laufen, weil ich plötzlich fürchtete, zu spät zu kommen. Ich drängte mich nach vorn an die Eisfläche und suchte die Zuschauerreihen ab... und da entdeckte ich Paco. In seinem dünnen Pullover stand er wieder dort und starrte auf die Schlittschuhläufer. Die Fäuste hielt er vor den Mund gepresst.
"Guten Abend, Paco", sagte ich.
Paco blickte zu mir auf. Er erkannte mich nicht. "Wer sind Sie, Mister?"
"Ich komme von Santa Claus", sagte ich. "Ich mache manchmal Besorgungen für ihn. Er hat auf dich gewartet. Warum bist du nicht gekommen?"
Paco schüttelte den Kopf. "Meine Mutter hat gesagt, es gibt keine Wunder. Für uns nicht."
Da reichte ich ihm die Tüte mit den Schlittschuhen. "Von Santa Claus", sagte ich.
Mit offenem Mund schaute Paco in die Tüte. Es dauerte lange, bis er begriff, dass die Schlittschuhe ihm gehören sollten.
"Von Santa?" fragte er leise. "Wirklich?"
Er deutete mit dem Kopf hinüber zum Kaufhaus. "Wartet er noch?"
"Es ist schon geschlossen", sagte ich. "Santa Claus ist fort. - Aber wenn du willst, kann ich ihm sagen, dass du dich freust."
Paco nickte. Er drückte die Schlittschuhe an sich. Und dann lachte er. Seine kleinen weißen Zähne blitzen aus dem dunklen Gesicht. Alles an ihm leuchtete.
"Jetzt probiere ich's", sagte er.
Dann rannte er zur Schlittschuhbahn.
Nach ein paar vorsichtigen Bögen auf dem Eis drehte er sich noch einmal zu mir um. Er wedelte mit den Armen und schrie:
"Ich kann's! Sagen Sie's ihm! Sagen Sie Santa Claus, dass ich's kann! Und - fröhliche Weihnachten, Mister!"
"Fröhliche Weihnachten, Paco", rief ich zurück.
Ich sah ihn davonkurven. er tauchte unter in der Menge der anderen Schlittschuhläufer.

ein Gast
10.12.2021, 05:32
Das Weihnachtsmanngedicht
Verfasser unbekannt

Im Wald stand einst ein Weihnachtsmann
und schaute sich die Bäume an.
Sein Bart war lang und weiß wie Schnee
er träumte von Wiesen und von Klee.

Man müsste einfach Urlaub machen,
dachte er und musste lachen.
Er schnappte sich Sack und Kleiderpacken,
und fing an durch den Wald zu tappen.

Am ersten Bahnhof hielt er an
und stellte sich am Schalter an.
Eine Fahrkarte, das wollte er
in den Süden, und nicht mehr.

Doch wie sollte er bezahlen?
Wo Weihnachtsmänner doch kein Geld haben.
Da ging er erst zur nächsten Bank,
und pumpte die erst kräftig an.

Mit dem dicken Portemonnaie
ging es dann in den Zug “Oh je”
Welch ein Geschieb’ und ein Gedrück’
der Weihnachtsmann war viel zu dick.

Er quetschte sich in ein Abteil
und schlief dort erst mal selig ein.
der neue Morgen dämmerte schon,
da war er an der Endstation.

Im Süden war es heiß und schwül,
wie war’s zu Hause so schön kühl.
Die Menschen konnt’ er nicht versteh’n,
so eine Gegend hatte er auch noch nie geseh’n.

Kein Klee war dort und keine Wiesen,
nur Menschen die durch’s Wasser schießen.
Es war ein Jubel und ein Trubel,
da ging er die Weihnachtsstimmung suchen.

Er irrte durch die lauten Gassen
und konnte es noch gar nicht fassen.
Von Weihnachtsstimmung keine Spur,
nur Discosound in einer Tour.

Da ging er in das Land hinaus,
die Gegend sah so trostlos aus.
Ausgedörrt von Sommerhitze,
kein Weihnachtsbaum mit schöner Spitze.

Doch was war das dort in der Ferne,
ein kleines Licht auf einem Berge.
Er nahm die Beine in die Hand,
und rannte übers flache Land.

Außer Atem kam er dann,
an einer kleinen Hütte an.
Ein kleines Mädchen, zart und fein,
ließ ihn in das Haus hinein.

Das Hüttchen das war ziemlich klein,
geteilt mit Hühner Hund und Schwein.
Doch in der Ecke, klitzeklein,
stand ein geschmücktes Bäumelein.

Mit dickem Mantel, oh wie schwer,
schwitzte der Nikolaus doch sehr.
Das Mädchen drehte sich gleich um,
und reichte Wasser zur Erfrischung.

Der Nikolaus, der schaute dann,
das kleine Mädchen lange an.
Ein Wesen das so zart und klein,
das darf doch nicht alleine sein.

Ich habe Hühner, Hund und Schwein,
mehr brauch ich nicht zum Glücklich sein.
Und immer in der Weihnachtszeit,
dürfen die mit in das Haus hinein.

Dort teilen wir uns Tisch und Bett,
mit einem Bäumlein in der Eck.
Gedenken in der ruhigen Stunde,
der großen weihnachtlichen Kunde.

Der Ort hier, der hat ganz gewiss,
die Stimmung die er so vermisst.
Das, was den meisten heute fehlt,
weil es nur um Geschenke geht.

Doch auch für einen Nikolaus,
da ist der Urlaub einmal aus.
Doch am Heilgen Abend dann,
klopfte er wieder an der Hütte an.

Er öffnete den großen Sack,
indem er seine Sachen hat.
Heraus, da kamen viele Sachen,
die dem Mädchen Freude machen.

Zusammen bauten sie sodann,
ein großes Haus gleich nebenan.
Mit Stall für Hühner und das Schwein,
und Hütte für das Hundilein.

Das Mädchen lachte und sie freute sich,
mit strahlenden Augen im Gesicht.
Doch Weihnachten, räumte sie ein,
soll alles so wie früher sein.

Mit Hühner und mit Hund und Schwein,
und dem geschmücktem Bäumelein.
Und jedes Jahr an Heilgen Abend,
kam Nikolaus mit seinen Gaben.

Und Urlaub? Da muss er heute lachen,
den Stress will er sich nicht mehr machen.
Er bleibt lieber in seinem Wald,
und sei es auch noch so bitterkalt.

ein Gast
10.12.2021, 08:01
DIE WEIHNACHTSMANN GESCHICHTE

Anmerkung: die personalisierten Daten sind Musterdaten und in GROSS SCHRIFT hervorgehoben.
Bezugsquelle, siehe unten !

Bald ist es wieder soweit. - Das schönste Fest im Jahr steht bevor!
Der fünfjährige FLORIAN MAYER aus Wien kann es kaum noch erwarten.
An dem Abend, als er zuvor mit KONSTANTIN und JULIA durch OBERURSEL bummelte und die weihnachtlich geschmückten Fenster gesehen hatte, träumte er vom Weihnachtsmann.
Er lag im Bett, als es draußen in dicken Flocken zu schneien begann.
Da plötzlich hörte er eine freundliche Stimme am Fenster.
Erstaunt sah FLORIAN ein rotnäsiges Rentier, das ihn liebevoll ansah.
"Ich heiße Rudolf und komme vom Weihnachtsmann. Er braucht deine Hilfe. Kommst du mit?"

"Oh ja, natürlich komme ich mit," und FLORIAN sprang sogleich in den bereitstehenden Schlitten. In Windeseile flogen sie den Sternen entgegen. Nach langer Reise durch den monderleuchteten Himmel kamen sie in eine tief verschneite Landschaft. Inmitten dieser lag blau schimmernd und glitzernd ein Schloss aus Eis und Schnee.

"Rudolf, was ist das für ein Schloss da unten", fragte FLORIAN. "Das ist das Schloss des Weihnachtsmannes, wir sind nun da. Halte dich gut fest, wir landen gleich." Ganz sanft hielt der Schlitten vor dem großen Tor. "Komm mit, FLORIAN, der Weihnachtsmann erwartet uns." Da öffnete sich das Tor. FLORIAN klopfte das Herz bis zum Hals, als sie in eine wohlig warme Stube kamen, wo es nach Lebkuchen und Weihnachtskeksen duftete. "Herzlich willkommen", begrüßte der Weihnachtsmann FLORIAN, "Ich bin froh, dass du mitgekommen bist!"

"Sicherlich hast du Lust auf ein paar Süßigkeiten", meinte er und führte ihn in die Backstube. "Hier sind besondere Kekse, speziell für dich, FLORIAN", sagte eine nette Frau und gab ihm ein Päckchen mit köstlichen Leckereien. Ich backe hier die Lebkuchen-Kekse und all' die Süßigkeiten für das Weihnachtsfest." "Die riechen ja köstlich", sagte FLORIAN und kostete sofort davon.

Dann zeigte Rudolf ihm die Werkstatt des Weihnachtsmannes. Viele tausend Zwerge arbeiten da Tag und Nacht und bauen die tollsten Spielsachen, die du dir vorstellen kannst! FLORIAN konnte sich nicht satt sehen an den schönen Spielsachen und wusste nicht, was er am liebsten gehabt hätte.

Im anderen Raum gab es Puppen und Stofftiere. "Ich habe noch nie so viele hübsche Puppen und Kuscheltiere gesehen", rief FLORIAN, "Ich wünschte, CARINA, SIMON und JULIAN könnten auch hier sein!"

Rudolf meinte:
"Der Weihnachtsmann denkt an jedes Kind und weiß, welche Spielsachen es sich am meisten wünscht. Es fehlt ihm nur noch ein Wunsch, welchen die Menschen heute schon vergessen haben." "FLORIAN, dieser Wunsch soll Friede, Freude und Liebe in die Herzen der Menschen bringen", sagte der Weihnachtsmann. "Würdest du für alle Menschen diesen Weihnachtswunsch aussprechen?" FLORIAN versprach dem Weihnachtsmann: "Gerne werde ich diesen Wunsch aussprechen."

Er dachte an die Weihnachtszeit, an die schönen Dinge, an Stille, ans Freudeschenken und an die Liebenswürdigkeit der Menschen.
Auf einmal - WING! - erschien ihr Wunsch als strahlender Stern.
Der Weihnachtsmann freute sich und meinte: "Das war ein perfekter Wunsch, FLORIAN, dieser Wunsch wird als Weihnachtsstern die Botschaft von Frieden, Liebe, Freude und Hoffnung in die Herzen der Menschen bringen. Ich lege ihn bis zum Weihnachtsabend in diese schöne Schatulle."

Rudolf freute sich ebenso und meinte:
"Mit deiner Hilfe werden alle Menschen ein frohes Weihnachtsfest haben. Nun ist es aber zeit, ich muss dich wieder nach Hause bringen."
"Danke", sagte FLORIAN, "du hast mir sehr geholfen", und er verabschiedete sich vom Weihnachtsmann.

Im hellen Mondschein winkte er Auf Wiedersehen, als der Schlitten sich in Bewegung setzte. Langsam verschwand das Schloss in der Ferne, und FLORIAN dachte: "Ich freue mich schon darauf, KONSTANTIN und JULIA von meinem herrlichen Weihnachtserlebnis zu erzählen."

KOPIE der Bezugsquelle:
Das personalisierte Buch "Der Weihnachtsmann" mit dem Namen Ihres Kindes kann bei:
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Stand 10.12.2021

ein Gast
10.12.2021, 18:24
Nikolaus und Nikola
von Rita Fehling

Alle Jahre wieder im Dezember.
Ein Blick auf den Kalender sagt mir, dass das Fest der Feste nicht mehr fern ist.
Ich hätte es eigentlich wissen müssen, trotzdem kommt es mir wie in jedem Jahr so vor, als ob ausgerechnet dieses Mal Weihnachten wieder sehr plötzlich kommt.
Auf einmal steht die zur Verfügung stehende Zeit in einem äußerst ungünstigen Verhältnis zu den noch zu erledigenden Aufgaben. Die alljährliche Hetze kann beginnen.
Eins, zwei, drei, vier... neun Personen müssen mit Geschenken versehen und eine dreifache Anzahl mit Weihnachtskarten beglückt werden.
(Wo ist bloß die Liste, damit ich nicht wieder Onkel Alfred vergesse?).
Das ganze Fest vom Heiligabend angefangen bis zum Abend des zweiten Weihnachtstages muss organisiert und geplant werden. Schließlich wollen meine Lieben sowohl kulinarisch als auch geschenkemäßig versorgt und verwöhnt werden.
Meine beiden Männer (Sohne- und Ehemann) sehen meinem munteren Treiben zu und machen sich keinen Kopf drum.
Advent, Advent, die Mutti rennt...
Dieser Spruch ist zwar nicht neu, aber hat leider seine Gültigkeit nicht verloren.
Der Herr des Hauses glaubt, mit dem Aussuchen eines neuen Parfums (wahlweise auch Pullover, Pralinen oder Prosecco) und dem heiligabendlichen Aufstellen der Hallelujastaude seine Pflicht und Schuldigkeit getan zu haben. Weihnachten ist -und bleibt es wohl auch noch eine Zeit lang- Frauensache.
Warum eigentlich? Wer kann mir diese Frage beantworten?
Dabei ist es doch der Weihnachts-Mann, der an diesem Fest eine Hauptrolle spielt.
Mir ist aufgefallen, dass es neuerdings auch Weihnachts-Frauen gibt. Allerdings sind die wasserstoffblond, haben eine atemberaubende Figur, für Männeraugen zumindest, tragen einen roten Supermini und sind aus Schokolade.
Komisch, der Schoko-Weihnachtsmann oder -Nikolaus dagegen ist ein seriöser, älterer, untersetzter Herr mit Rauschebart - sein weibliches Gegenstück, die Nikola ist eine niedliche Kleine, die nicht den leisesten Anschein von Seriosität ausstrahlt.
Warum nicht mal einen Nikolaus mit Waschbrettbauch, sexy Po und Kleiderschrankkreuz?
Was wollen uns die Hersteller der weihnachtlichen Schokofiguren damit sagen?
Dass Frauen sich nicht von attraktiven (Weihnachts-)Männern ablenken lassen sollen, weil sie verdammt noch mal andere Pflichten in dieser Zeit haben?
Oder wollen sie damit beweisen, dass sie an die Gleichberechtigung gedacht haben?
Puh, von wegen Gleichberechtigung!
Die meiste Arbeit, die das Fest mit sich bringt, bleibt ja doch wieder an uns Frauen hängen. Dieses Jahr habe ich mich allerdings geweigert, die so beliebten wie arbeitsaufwendigen Kekse zu backen. Ich habe meine beiden unmissverständlich wissen lassen, dass ich nicht bereit sei, mehrere Stunden in der Küche zuzubringen, nur damit sie an einem, ich betone an einem Abend Kekse naschen können. Die Erfahrung der vergangenen Jahre hat mich gelehrt, dass die Kekse nur dann interessant sind, wenn sie gerade gebacken sind, danach wird den gekauften Dominosteinen, Lebkuchenherzen und dergleichen den Vorrang gegeben.
Warum weiß ich auch nicht, vielleicht weil meine Backkünste doch zu wünschen übrig lassen.
Egal warum, ich backe dieses Jahr nicht! Und ich bleibe hart.
Mann und Sohn gucken mich an, als hätte ich ihnen soeben den bevorstehenden Weltuntergang prophezeit.
"Aber das riecht doch so schön im Haus," murren sie.
Sollen sie doch selber Plätzchenduft produzieren!
Ich weiß ganz sicher, dass Männer das auch können. Ich habe ihnen schon mal die Zutaten und das Backbuch herausgestellt. Und die Weihnachtskeksdose. Darin befanden sich noch die Kekse vom letzten Jahr, die, die am Backtag nicht alle geworden sind.
Ich werde mich an dem Abend, an dem meine beiden Plätzchen backen, mit meiner Freundin auf ein lauschiges Plätzchen zurückziehen - beim Italiener vielleicht - und werde mal für einen Tag die Hektik vergessen.
Vielleicht unterhalten wir uns über Weihnachtsmänner. Sie wissen schon, über solche mit Waschbrettbauch - aber nicht aus Schokolade.

ein Gast
11.12.2021, 07:43
Plätzchenduft im ganzen Haus
von Rita Fehling

Wieder diese dunkle Jahreszeit. Wieder Dezember. Wieder diese langen Nächte und kurzen Tage. Und wieder die Familie, die quengelt, ich soll Plätzchen backen.
"Nein!" sage ich dieses Mal entschieden.
"Ich backe in diesem Jahr keine Plätzchen. Mann und Sohn gucken mich an, als ob ich ihnen soeben mitgeteilt hätte, dass ich beabsichtige, nach Timbuktu auszuwandern. Alles, nur das nicht. Sie flehen. Sie nölen. Sie schimpfen. Und ich argumentiere damit, dass es keinen Spaß macht, viele Stunden in der Küche zuzubringen, nochmals Stunden mit deren Reinigung beschäftigt zu sein, die Produkte meiner Schweiß treibenden Arbeit sich noch am Backtag bis auf die Hälfte dezimieren zu sehen, um dann festzustellen, dass anschließend niemand mehr von den Keksen isst. Nicht nur nicht im Dezember, nein auch am Fest selbst wird alles Mögliche gegessen und genascht, nicht aber Mutters Kekse.
Ich schlug vor, in eine gute Konditorei zu gehen, und ein paar von diesen wunderbaren Keksen zu kaufen, die so schön aussehen, wie ich es niemals hinkriegen würde. Aber sie schüttelten beiden heftig die Köpfe und argumentierten:
"Aber das riecht doch so schön im ganzen Haus."
Okay, da hatten sie ja nun Recht. Trotzdem habe ich keine Lust, Kekse für den Mülleimer zu produzieren. Basta!
Im letzten Jahr hatte ich logisch überlegt und nur noch die Hälfte Kekse gebacken. In der Hoffnung, dass dann alle an einem Tag aufgegessen würden. Aber die Rechnung ging nicht auf.
1. hatte ich fast genau so viel Arbeit, weil es der verschmutzten Küche egal ist, ob zehn oder fünf Bleche gebacken wurden und
2. haben sie von der Hälfte eben wieder nur die Hälfte gegessen. Ob sie es unverschämt gefunden hätten, alles auf einmal zu essen, oder ob ausgerechnet im letzten November ihr Keksappetit nur halb so groß war, bleibt unbekannt. Mein Entschluss stand fester den je:
In diesem Jahr keine Kekse.
Nun waren meine beiden Süßen nicht gewillt, auf selbst gebackene Weihnachtssüßigkeiten zu verzichten. Und weil Muttern dieses Mal nicht als Produzentin zur Verfügung stand passierte, was passieren musste. Die beiden wälzten Backbücher, kauften Frauenzeitschriften mit Plätzchenrezepten und bereiteten sich akribisch auf den großen Backtag vor.
Wenn eine Frau kocht oder backt, geht sie in die Küche, schmeißt Ofen und Herd in Gang und legt los.
Männer jedoch planen alles bis in die kleinste Kleinigkeit. Sie lasen die Rezepte, murmelten was von Kuvertüre, Petit Fours und viele andere leckere Ausdrücke.
Ich schmunzelte, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie das hinkriegen würden. Meine Kekse, die ich immer genau nach Anweisung backte, sahen nie so umwerfend toll aus, wie sie in den Zeitschriften oder Backbüchern abgebildet waren.
Aber die beiden hatten - so schien es - den Anspruch, es besser zu machen als ich.
Ich gebe zu, dass ich ein bisschen in meinem hausfraulichen Stolz gekränkt war. Und ein bisschen juckte es mich doch, ihnen zu zeigen, wer hier besser backen konnte. Doch ein Zurück gab es nun nicht mehr für mich. Zu viel hatte ich daran gesetzt, mein Ziel zu erreichen. Um nicht in irgendeine Versuchung zu kommen, in den nachmittäglichen Backvorgang einzugreifen, verzog ich mich für einige Stunden.
Ja, es stimmt, ich war sehr neugierig, als ich nach Hause kam.
Was dort dekorativ in einer Schale angerichtet war, verschlug mir den Atem.
Vanillekipferl mit Puderzucker, Zimtsterne mit rosa Verzierungen und vieles mehr.
"Alle Achtung!" Das Kompliment meinte ich wirklich ernst.
Erst am Abend im Bett fiel mir auf, dass etwas gefehlt hatte.
Der Duft. Genau!
Der Plätzchenduft im ganzen Haus.

ein Gast
12.12.2021, 06:59
Weihnachten im Weltall
Verfasser unbekannt, zugeschickt Sybille Mertens
erzählt nach: "Raumschiff Enterprise"

"Wir empfangen sehr sonderbare Signale von diesem Planeten, Sir", meldete der Beobachtungsoffizier.
"Er scheint von intelligenten Lebewesen bewohnt zu sein. Aber das ist unmöglich, wenn unsere Messungen stimmen."
"Die stimmen immer, wie Sie wissen", entgegnete Commander Will Kirkshatt knapp. "Bewohnt, wie? Mmmh!"
"Und Signale?" fuhr er nach kurzem Grübeln fort. Commander Will Kirkshatt wandte sich stirnrunzelnd an seinen Adjutanten Mc Bess. "Lassen Sie sofort Speck auf die Brücke kommen."
"Bin schon da, Sir - Sir", erklang triefend neben ihm die Stimme des schlappohrigen, fetten Lavianers.
Commander Kirkshatt musterte den aufgedunsenen Fleischklops und fragte sich zum tausendsten Male, warum man den gefräßigsten, wenn nicht gar einfältigsten Burschen der ganzen Sternenflotte ausgerechnet ihm als Letzten Offizier zugeordnet hatte.
Kirkshatt unterdrückte das Würgen, das ihn wie immer beim Anblick von Speck überkam.
"Was meinen Sie, Speck?" Kirkshatt hüstelte, wobei er sich ein Schnupftuch vor die Nase presste, um die Schweißausdünstungen des Außerirdischen nicht direkt aufnehmen zu müssen.
Der schlappohrige Lavianer hatte unterdes die empfangenen Messdaten abgerufen und analysiert. "So etwas, Sir, ist mir auch noch nicht begegnet - begegnet", meinte er schließlich, wobei er seine ohnehin winzigen Schweinsaugen noch enger zusammenkniff, soweit das überhaupt möglich war.
Geht dieses endlose Gelaber schon wieder los, dachte Kirkshatt, bevor er sich daran erinnerte, dass der Lavianer ja Gedanken lesen konnte.
Der hatte sie bereits gelesen. "Ich muss doch schon sehr bitten, wenn ich darf, Sir - Sir", tadelte der Letzte fette Offizier ihn prompt.
"Nichts für ungut, Speck", beschwichtigte Kirkshatt ihn. "Also?"
Speck wischte sich den Schweiß von seinem fetttriefenden Gesicht und schüttelte seinen massigen Schädel so heftig, dass seine Schlappohren flogen.
Einfach widerlich, wollte Commander Kirkshatt gedacht haben, besann sich diesmal aber noch rechtzeitig.
Speck räusperte sich, was so etwa einem Erstickungsanfall gleichkam. "Commander", quoll es dann über seine wulstigen Lippen, "auf Heiw I herrschen nord- wie südpolare Verhältnisse - Verhältnisse. Die Durchschnittstemperatur liegt bei etwa 30 Grad minus - minus. Der Planet ist völlig vereist und von einer meterdicken Schneedecke zugedeckt - zugedeckt."
Kirkshatt hatte Mühe, sich zu beherrschen. "Und weiter?" fragte er.
"Die Vegetation an der Messstelle besteht aus Heide und Tannen - Tannen", fuhr Speck fort.
"Das weiß ich ja alles, aber ich weiß nicht, warum es so ist, wie es ist", unterbrach der Commander des berühmten Raumschiffes Entenfang seinen Letzten Offizier. "Und was bedeuten diese Signale? Falls sie etwas zu bedeuten haben", fügte er vorsichtshalber hinzu. "Konnten Sie sie überhaupt entziffern, Speck?"
Herablassend senkte sein Letzter Offizier daraufhin sein fettes linkes Lid auf unnachahmliche Art. "Sir", erwiderte Speck.
"Wir Lavianer können alles entziffern - entziffern."
"Na schön", meinte Kirkshatt ungehalten. "Also, was bedeutet das?"
Speck spitzte die Lippen, soweit man von Spitzen sprechen konnte. "LAL - LU - JEHA - A - JU - LEL - LAH - LAH", buchstabierte er. "Aber was das bedeutet, weiß ich bedauerlicherweise nicht - nicht."
"Interessant", staunte Kirkshatt. "Vergessen wir, dass Sie die Bedeutung nicht wissen. Aber wiederholen Sie doch noch mal freundlicherweise, was Sie entziffert haben, Speck."
Der wölbte wiederum die Lippen. "LAL - LU - JEHA - A - JU - LEL - LAH - LAH", wiederholte er. "Sagt Ihnen das etwas, Sir - Sir?" erkundigte er sich.
"Irgendwie kommt mir das bekannt vor", sagte Kirkshatt ahnungsvoll sinnend. "Ich habe das schon mal irgendwo gehört. Allerdings - aber lassen wir das."
"Dann, Sir - Sir", seiberte Speck, "schlage ich vor, wir beamen einen Erkundungstrupp nach Heiw hinunter - hinunter."
Kirkshatt entgegnete kurz: "Auf die Idee bin ich auch schon gekommen, Speck. Ich leite den Trupp persönlich. Aber Sie bleiben diesmal an Bord. Sie wissen wohl, warum!"
Der Letzte Offizier des Raumschiffes Entenfang wischte sich schuldbewusst den nächsten Schweißstrom vom Gesicht und nickte stumm. Bei der Landung auf Nerost I, im Sternbild des Hasen nämlich, waren die Bewohner bei seinem Anblick fluchtartig davon gehoppelt.
Minuten später stand Commander Kirkshatt frisch gebeamt in intergalaktischer Nordsüdpolarausrüstung mit drei Leuten seines Trupps auf einem gewaltigen Gletscher und musterte erstaunt, das Bild, das sich ihm zu Füßen bot.
Eine richtige kleine Stadt mit Häusern und Hütten aus Eis und Schnee - Iglus nicht ganz unähnlich - war dort errichtet. Dampf stieg aus den Schornsteinen.
"Sir", meldete sich vetad, der lebende Datenfälscher, zu Worte, "nach meinen Berechnungen..."
"Ho-Ho!" unterbrach ihn eine dröhnende außerirdische Stimme. "Ha-Ha!"
Und ehe der verblüffte Commander Kirkshatt, vetad und die zwei anderen Leute seines Trupps zu den Waffen greifen konnten, bimmelte es hinter ihnen heftig.
Kirkshatt drehte sich um und staunte. Der erste Bewohner von Heiw I, dem er begegnete, wirkte überhaupt nicht feindselig, ja, nicht einmal fremd oder gar außerirdisch.
Ganz im Gegenteil.
Gestalt, Gesicht und Kleidung des Heiwers - wenn es denn wirklich einer war - kamen ihm irgendwie sehr vertraut vor. Mehr noch:
Etwas regte sich unbewusst wissend in ihm, wie vorhin, als Speck, der Letzte Offizier der Entenfang, ihm die Signale entziffert hatte.
Er musste es wagen. "LAH - LU?" versuchte Kirkshatt es ganz langsam.
"LAH-LU?" wiederholte daraufhin stirnrunzelnd der weißbärtige, mit einem langen roten Mantel und schwarzen Stiefeln bekleidete Planetenbewohner und überlegte. Dabei bimmelte er wieder mit einer Glocke.
"JU - LEL?" versuchte Kirkshatt es diesmal.
Der Weißbärtige mit den wallenden Locken bimmelte noch heftiger, schüttelte jedoch neuerlich den Kopf.
"Ju - LAH?" Kirkshatt ging jetzt hoffnungsvoll aufs Ganze.
"JU - LAH?" Ein breites Lächeln überzog das Gesicht des Bewohners von Heiw I. Er bimmelte ohrenbetäubend mit der Glocke, während er schrie:
"JU - LAH? LU - JAH! LU - JAH!"
"HO-HO!" brüllte Kirkshatt so laut, daß vetad ihn entsetzt anschaute.
"HO-HO!" brüllte darauf der Weißbärtige mit dem lockigen Haar und bimmelte, daß sich unter dem Getöse mächtige Eiszapfen vom Gletscherrand lösten. Und dann schrie er mit Bassstimme:
"HAL - LE - LU - JAH! HAL - LE - LU - JAH!"
"Ist alles in Ordnung, Commander, Sir?" fragte vetad verstört.
"HALLELUJAH! JA! Alles in Ordnung, vetad!" sprudelte es über Kirkshatts Lippen. "Wissen Sie, wo wir uns hier befinden?"
"Nein, Sir", erwiderte der berühmteste Datenfälscher der Sternenflotte und Vorletzte Offizier der Entenfang eingeschüchtert.
"Heiw ist" - Kirkshatt strahlte über das ganze Gesicht - der Heimatplanet des Weihnachtsmannes."
"HALLELUJAH! HO-HO!" brüllte der Weißbärtige daraufhin und bimmelte so stark, dass der Gletscher unter ihnen zu kalben begann.
"Er hat es! Aber nun, mein Bester, lass uns mal endlich normal miteinander reden. Okay?"
Kirkshatt nickte vor Seligkeit stumm.
"Hast du 'nen anständigen Schluck dabei?"
"Ich lass uns was runterbeamen", kam es über Kirkshatts Lippen. "vetad", sagte der dann, "beamen Sie mit dem Rest der Truppe zurück. Ich komme später nach."
Und so lief die Geschichte auch ab.
Bliebe der abschließende Eintrag im Logbuch der Entenfang nachzutragen:
"Mit dem Weihnachtsmann die ganze Nacht durchgesoffen, gesungen, Schlittenfahrten gemacht und Geschenke ausgepackt. Ich glaube, die Föderation hat einen Freund für immer gewonnen."
PS: "Ich schmeiße Speck, den letzten Offizier, endgültig von Bord. Wegen Unfähigkeit.
Das empfangene Signal lautete eindeutig HALLELUJAH!"
PPS: "Letzter Befehl widerrufen.
Speck bleibt im Dienst. Schließlich ist es ja Weihnachten!"

ein Gast
12.12.2021, 15:38
Mañana... Día de Santa Lucía – 13. Dezember

Dieses Winterfest vereint schwedische und kanarische Traditionen und wird vor allem auf Gran Canaria in
“Santa Lucía de Tirajana” im Südwesten der Insel gefeiert.
Leider fällt in diesem Jahr dieser wunderschöne Umzug aus.

Über "Santa Lucía de Tirajana" kann man hier etwas nachlesen:

https://www.spain-grancanaria.com/de/sehenswertes/osten-suden/santa-lucia-tirajana.html

Die Legende von Santa Lucia

Lucia lebte in Syrakus (Syracuse) zur Zeit der Christenverfolgungen unter Diokletian und war Christin. Sie hatte eine Erscheinung der Heiligen Agathe von Catania und ließ sich daraufhin taufen.
Anderen Christen brachte sie Nahrungsmittel in die Katakomben. Um beide Hände zum Tragen freizuhaben, ging sie mit einer Krone aus brennenden Kerzen auf den Kopf in die dunklen Gänge.
Sie wollte sogar dem weltlichen Leben entsagen und Nonne werden. Als ihr Verlobter davon erfuhr, war er so enttäuscht, dass er sie anzeigte. Christen wurden um diese Zeit hingerichtet.
Lucia sollte von Ochsen zu Tode geschleift werden, aber die Tiere weigerten sich, auch nur einen Schritt zu gehen, so sehr man sie auch quälte und antrieb. Sie wurde dann erstochen und starb so für ihren Glauben.
Besonders in Italien gibt es viele Denkmäler und Heiligenfiguren, die Santa Lucia zeigen.

Der 13. Dezember ist der Tag von Santa Lucia.

Da ihr Tag als Quartalsbeginn im Verwaltungswesen und als Jahresschluss in der Schule bedeutsam war, und außerdem mit dem kirchlichen Qatember:

https://de.wikipedia.org/wiki/Quatember

zusammenfiel, hat der Tag viele Bräuche.
Bis ins 16. Jahrhundert galt die vorausgehende Nacht als die längste des Jahres, mit Lucia begann die Zeit des Lichtes.


Die schwedische Tradition:

In Schweden wird der 13. Dezember besonders gefeiert. Ein weißgekleidetes Mädchen, die Lussibrud ( Lucienbraut) trägt einen Kranz mit brennenden Kerzen auf dem Kopf und weckt in der Familie die Schlafenden und bringt ihnen das Frühstück, zu diesem gehört auch das skandinavische Safranbrot.

Ein Backrezept mit Anleitung steht am Ende dieser "Santa Lucia-Erklärung".

In allen Städten und Dörfern wird eine Lucia-Braut gewählt.
Bis ins 16. Jahrhundert galt die vorausgehende Nacht als die längste des Jahres, mit Lucia begann die Zeit des Lichtes.
Dieser Brauch ist in Schweden 1780 erstmals dokumentiert.
In allen skandinavischen Ländern feiert man das Julfest.
In der Vorweihnachtszeit wird gebastelt, geputzt und gebacken. Man erzählt sich dass die kleinen Hausgeister, die Tomare, den Menschen, nicht nur im laufe des Jahres sondern auch in der Vorweihnachtszeit, hilfreich zur Seite stehen. Als Dank stellt man ihnen am Heilig Abend einen süßen Milchbrei vor die Tür, denn man glaubt, dass ein versäumtes Dankeschön, der Familie Unglück bringt.
Heiligabend nach einem Saunabad versammelt sich die Familie um den Lichterbaum, der mitten in der Wohnstube steht.
Nach einem guten Essen mit Julschinken:

https://www.lecker.de/julschinken-11934.html

...und allen möglichen Köstlichkeiten tanzen alle um den Baum und singen Weihnachtslieder.
Bescherung ist erst nach diesem Weihnachtsreigen. Die Fenster der Wohnstube sind oft geöffnet, denn es kann sein, dass hin und wieder ein Julklapp, ein Geschenkpäckchen eines Freundes oder Nachbarn, ins Haus geflogen kommt.
Am frühen Weihnachtsmorgen besuchen die Familien die Christmette. Zu Hause bewacht der Julbock, ein Ziegenbock aus Stroh, den Weihnachtsbaum und hält die bösen Geister fern.
Auch in Deutschland gibt es heute, bevorzugt in katholischen Gegenden, den Brauch, dass ein weißgekleidetes Mädchen mit dem Lichterkranz in die dunkle Kirche kommt und einen Glanz verbreitet.

Das Rezept für das "Skandinavisches Safranbrot"

Zutaten

500 gr. Mehl
40 gr. Hefe
1/8 l Milch oder Sahne
50 gr. Zucker
eine Prise Salz
2 Eier
100 gr. Margarine
1 Essl. Rum
1/2 Teel. Safran (weil Safran sehr teuer ist, kann man auch Kurkuma nehmen)
2 Teel. Milch
1/2 Tasse gewaschene Rosinen
50 gr. gemahlene Mandeln
2 Eigelb
Mandelblätter

Zubereitung:

Einen Hefeteig aus dem Mehl, Hefe etwas Zucker und Milch herstellen und 15 Minuten gehen lassen.
Den Safran in wenig Milch auflösen.
Die Margarine zerlassen, mit den Eiern, dem restlichen Zucker, Salz, Safran, Rum, Rosinen und den Mandeln zum Vorteig geben und so lange schlagen (kneten) bis der Teig Blasen wirft.
Den Teig weitere 15 Minuten gehen lassen.
Den Teig in zwei oder drei Stränge teilen und daraus einen Zopf oder Striezel flechten.
Den Zopf nochmal gehen lassen
Das Brot mit verquirltem Eigelb bestreichen und mit den Mandelblättern bestreuen.
Das Safranbrot bei 200 Grad (vorgeheizt) etwa 35 - 40 Minuten -goldbraun- backen.

ein Gast
13.12.2021, 12:55
Eine Weihnachtsgeschichte mit tieferen Sinn für Kinder ab ca. 7 Jahren.

Letzte Lieferung vor Weihnachten

von Thomas Weinmann

Heute war wieder eine besonders umfangreiche Lieferung eingetroffen.
Eigentlich, wie immer in diesen Tagen, an denen auf der Erde bald – wie sie es nennen – Weihnachten gefeiert wird.
Wagen um Wagen wurden herangebracht, schwer beladen mit all den vielen Gebeten der Menschen. Eine große Schar beauftragter Engel stürzte sich auf die unüberschaubare Flut, um wenigstens eine gewisse Ordnung in das Ganze zu bringen. Da wird mal grob zwischen Stoßgebeten, gewöhnlichen Bitten, wiederkehrenden Bitten, Lobpreisungen und was es sonst noch gibt. unterschieden. Der Berg der Lobpreisungen und Danksagungen ist dabei, wie üblich, markant kleiner im Vergleich zu den Bitten. Nach etlichen Stunden Vorarbeit wurde das herrliche Himmelstor zu Gott dem Vater aufgestoßen und ein vornehmer Engel brachte den ersten Wagen zu dem Allmächtigen.

Der Engel senkte seinen Blick und sprach demütig:
«Heiliger Herr, heute sind besonders viele Bitten eingetroffen.» Und er dachte so bei sich:
«Unglaublich, was sich die Menschen alles so von Gott wünschen! Da sind die simplen, eher materiell ausgerichteten Wünsche, wie:
Ich möchte ein Haustier, ich wünsche mir eine neue Wohnung. Und dann die Wünsche nach Erfolg:
Herr, schenk, dass ich die Prüfung bestehe, dass ich den Job bekomme. Und dann die Sehnsüchte, die sich widerspiegeln:
Ich möchte endlich eine Frau finden, ein Kind bekommen. Und die Ängste und Nöte:
Mach mich endlich wieder gesund! Greif ein, dass mein Elend endlich ein Ende findet.»

Da blickte der Herr auf den Engel, dessen Gedanken er schon längst erraten hatte, und sprach:
«So unglaublich viel ist es, was die Menschen von mir erhoffen! Und doch lässt sich nicht einfach alles so erfüllen – mit all ihren Wünschen würden die Menschen ein riesiges Chaos anrichten.»

Dann schwieg der Herr. Aber der Engel sah das nachdenkliche Gesicht des Allmächtigen. Und er wagte eine Frage:
«Welche der Gebete sind denn die schwierigsten?»

Ohne Umschweife erwiderte der Herr:
«Das sind die WARUM Fragen».

«Warum, Gott, lässt du das zu? Warum beendest du diesen Krieg nicht? Warum musste mein Kind sterben? Warum hat mein Partner Krebs? Warum gibt es so viel Elend? Warum sind die Menschen so selbstsüchtig?»


Gebete zu Weihnachten zu Weihnachtsgeschichte mit tieferen Sinn

Der Engel wagte nichts darauf zu erwidern, zumal er im Inneren selbst dachte, dass da ja durchaus etwas Wahres daran sei.

«Du kannst dies also den Menschen nachempfinden?» sprach Gott ihn an. Der Engel errötete sogleich vor Scham, überzeugt davon, dass man dem Handeln und Denken des Allmächtigen in keiner Weise zweifeln, geschweige denn widersprechen sollte.

«Die Menschen», fuhr Gott fort, «sind faszinierende Wesen. Sie sind fähig, über sich selbst nachzudenken. Sie sind sich selbst bewusst, sie folgen nicht nur einfachen Bedürfnissen und Instinkten, sie können ihr Handeln planen, überdenken. Sie haben vom Baum der Erkenntnis gegessen - darum erkennen sie. Aber das bedeutet auch, dass sie Entscheidungen treffen müssen, die in irgendeiner Weise Folgen haben werden. Und das heißt, dass sie Verantwortung übernehmen müssen. Wenn sie dabei den wichtigsten Grundsatz perfekt in Ihre Entscheidungen mit einbeziehen könnten – «liebe deinen Nächsten so wie dich selbst» - dann würde das zu einem guten Zusammenleben zwischen den Menschen und der übrigen Natur führen. Wenn sie schon die Selbstverantwortung gewählt haben, dann täte es ihnen gut, sich an meine Grundsätze zu halten.»

Nun wurde der Engel mutiger. Er wagte einzuwenden:
«Nun ist es ja aber nicht so, dass alles auf die mangelnde Verantwortung des Menschen zurückgeführt werden kann…»

«Ja, aber leider ist es sehr viel mehr, als es die Menschen wahrhaben wollen. Viel Elend ist menschengemacht - das meiste sogar – manches direkt und offensichtlich, etliches aber beruht grundsätzlich auf den weitreichenden Folgen von menschlichem Fehlverhalten».

«Die Menschen sind ein Trauerspiel für diesen fantastischen Planeten!» entfuhr es dem Engel.

«Du weißt,» fuhr Gott fort, «ein erster Ansatz, die entartete Menschheit mit einer drastischen Reduktion auf wenige rechtschaffende Menschen zu reduzieren, ist gründlich fehlgeschlagen. Ich habe so sehr darauf gehofft, dass die menschlichen Wesen meine Gemeinschaft suchen würden und sich besser entwickeln würden. Aber der zweite Versuch ist nun erfolgreicher!»

Der Engel runzelte die Stirn und dachte für sich:
«Das sieht aber nicht gerade danach aus…»

«Du kennst die Geschichte. Ich bin selbst hingegangen – heute reden sie von Weihnachten. Ich habe mich in die Gestalt eines Menschen begeben und habe unter den Menschen gelebt und gelitten. Ich habe ihnen ein Vorbild gegeben, welches nicht wenige erfolgreich übernommen haben und noch immer übernehmen. Das hat vieles besser gemacht, aber vieles jedoch auch nicht.

Menschen, Tiere, Pflanzen – ja alles Leben - ist endlich. Die Schöpfung erlebt Geburt und erleidet Tod. Schmerz und Krankheit sind Realität in der materiell gebundenen Welt. Aber mit meinem Kommen in ihre Welt haben ich ihnen das Tor zu meiner unvergänglichen Welt aufgestoßen. Ich bin durch ihren Tod hindurchgegangen und ins ewige Leben zurückgekehrt. Wer sich entscheidet, diesen Weg zu beschreiten, der bekommt ebenfalls Zugang zur immateriellen Ewigkeit. Für diese Menschen, die mich aufnehmen, ist Krankheit, Leiden und Tod noch immer die gleiche Realität wie für alle anderen auch. Aber das ist für sie nun nicht mehr das letzte Wort. Wer mir vertraut, wird leben, auch wenn er stirbt.»

Eigentlich wusste der Engel ja dies alles. Dennoch fragte er sich, warum Gott denn nicht öfters ein Machtwort sprechen würde, um die Menschheit vor Schlimmerem zu bewahren.

«Ich will, dass die Menschen aus freien Stücken mich lieben, meine Grundsätze bewahren und danach handeln. Das bedeutet auch, dass ich die Menschheit im Moment ein Stück weit sich selber überlassen muss – und nur traurig darauf warten kann, bis sie sich wieder mir zuwenden».

Dann wandte sich Gott den riesigen Stapeln zu. Mit geübtem Auge zog er das eine oder andere Gebet zu sich und ließ es in Erfüllung gehen.

ein Gast
14.12.2021, 07:59
Die erste Zigarette
oder
Weihnachten ist erst morgen.

von Egon Oetjen

Weihnachten ist ja schon etwas Besonderes, jedenfalls für mich.
Bis zum heutigen Tage ist der Heilige Abend etwas wunderbares für mich, nicht unbedingt der Geschenke wegen, nein, nein, dieser Tag überhaupt macht den Reiz aus.
So war das auch schon Weihnachten 1953.
Ich war nun ja gerade fünf Jahre alt und Heiligabend stand vor der Tür. Natürlich durfte ich ja nicht wissen, das es keinen Weihnachtsmann gab, also hatten wir Drei, dass heißt, meine beiden älteren Brüder und ich als kleiner Duddsack, die Wohnung, zu verlassen.
Vater und Mutter schickten uns nach draußen, was bei dem kalten und feuchten Dezemberwetter eigentlich nur hieß, rein in den alten Schuppen.
Darin waren wir jedenfalls so einigermaßen vor der nassen Kälte geschützt. Ein alter, zugiger Schuppen, in dem Brennmaterial wie Holz, Torf und Kohlen lagerte. Er bestand größtenteils aus zusammengenagelten Brettern und Blechtafeln, die aus alten Ölfässern hergestellt waren. Daher war das Ganze auch recht löchrig und der eisige Wind pfiff durch die Ritzen.
In diesem Verschlag saßen wir drei Buben nun und warteten auf den Weihnachtsmann.
Irgendwann wurde uns die ganze Geschichte zu langweilig und einer der beiden Großen kam auf die glorreiche Idee, irgendetwas nützliches zu machen.
Ich weiß ja nun nicht, wie er gerade darauf kam, aber Rauchen ist bei Jungens ja immer angesagt. Die so genannte Zigarette sah dann aber eher aus wie eine Trompete. Außen zusammengerolltes Zeitungspapier und drinnen richtig guter Tabak, den die Beiden vom vielen Torfstreu, der dort auf dem Boden lag, "geerntet" hatten.
Ich brauchte in meinem zarten Alter nur einen guten Zug an dieser "Zieh-garette", natürlich auf Lunge.
Dann war Weihnachten für mich vorbei, denn erstens wurde eine neue Hose für mich benötigt und zweitens gab es gehörig welche vor den Hintern.
Dieser Zug hatte bei mir eine durchschlagende Wirkung.
Geschenke wurden dann übrigens erst am nächsten Tag verteilt.
Da war der Weihnachtsmann allerdings schon lange nicht mehr da, aber zum Glück hatte er die Geschenke dagelassen.

ein Gast
14.12.2021, 17:02
Schöne Weihnachtsgeschichten.

Die Adventszeit, es ist die Zeit für schöne Weihnachtsgeschichten.
Unter dem Begriff "schön" mag jeder etwas anderes verstehen, doch diese -älteren- Erzählungen sind ganz bestimmt für viele Menschen genau das Richtige. Zu den langen Wochen, die wir mit der Vorbereitung auf das Fest und mit viel erwartungsvoller Freude verbringen, gehören Weihnachtsgeschichten unbedingt dazu.

Schöne Erzählungen zur Weihnachtszeit stehen für eine harmonische Stimmung, eine wunderbare Fantasie und für glückliche Seufzer.
Sie sorgen für leuchtende Augen, und dies nicht nur bei Kindern. Solche Geschichten werden gern selbst gelesen oder am besten sogar vorgelesen. So hat die ganze Familie Anteil an einer Atmosphäre, die das Herz mit warmer Freude erfüllt.
Überhaupt ist das ein schöner Ritus:
Jeden Tag am Abend, wenn die Familie zusammensitzt, gibt es eine neue schöne Geschichte. So findet jeder mit der Zeit seine neue Lieblings-Weihnachtsgeschichte.

Ich verfolge in diesem Thread und die täglichen Zahlen "der Betrachter", es werden täglich immer mehr, deshalb bedanke mich für das Interesse.


Es folgt eine Geschichte von "Theodor Storm", der in Husum geboren wurde.

https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Storm

Diese Stadt sie liegt in Schleswig-Holstein an der Nordsee, sie wird auch:
"Die graue Stadt am Meer" genannt, sie ist aber doch recht bunt !

Da stand das Kind am Wege
Autor: Theodor Storm

Weihnachtabend kam heran. – Es war noch nachmittags, als Reinhard mit andern Studenten im Ratskeller am alten Eichentisch zusammensaß. Die Lampen an den Wänden waren angezündet, denn hier unten dämmerte es schon; aber die Gäste waren sparsam versammelt, die Kellner lehnten müßig an den Mauerpfeilern. In einem Winkel des Gewölbes saßen ein Geigenspieler und ein Zithermädchen mit feinen zigeunerhaften Zügen; sie hatten ihre Instrumente auf dem Schoße liegen und schienen teilnahmlos vor sich hinzusehen.
Am Studententische knallte ein Champagnerpfropfen. "Trinke, mein böhmisch Liebchen!" rief ein junger Mann von junkerhaftem Äußern, indem er ein volles Glas zu dem Mädchen hinüberreichte.
"Ich mag nicht", sagte sie, ohne ihre Stellung zu verändern.
"So singe!" rief der Junker und warf ihr eine Silbermünze in den Schoß. Das Mädchen strich sich langsam mit den Fingern durch ihr schwarzes Haar, während der Geigenspieler ihr ins Ohr flüsterte; aber sie warf den Kopf zurück und stützte das Kinn auf ihre Zither. "Für den spiel ich nicht", sagte sie.
Reinhard sprang mit dem Glase in der Hand auf und stellte sich vor sie.
"Was willst du?" fragte sie trotzig.
"Deine Augen sehn."
"Was gehn dich meine Augen an?"
Reinhard sah funkelnd auf sie nieder. "Ich weiß wohl, sie sind falsch!" – Sie legte ihre Wange in die flache Hand und sah ihn lauernd an. Reinhard hob sein Glas an den Mund. "Auf deine schönen, sündhaften Augen!" sagte er und trank.
Sie lachte und warf den Kopf herum. "Gib!" sagte sie, und indem sie ihre schwarzen Augen in die seinen heftete, trank sie langsam den Rest. Dann griff sie einen Dreiklang und sang mit tiefer, leidenschaftlicher Stimme:
Heute, nur heute
Bin ich so schön;
Morgen, ach morgen
Muss alles vergehn!
Nur diese Stunde
Bist du noch mein;
Sterben, ach sterben
Soll ich allein.
Während der Geigenspieler in raschem Tempo das Nachspiel einsetzte, gesellte sich ein neuer Ankömmling zu der Gruppe.
"Ich wollte dich abholen, Reinhard", sagte er. "Du warst schon fort; aber das Christkind war bei dir eingekehrt."
"Das Christkind?" sagte Reinhard, "das kommt nicht mehr zu mir."
"Ei was! Dein ganzes Zimmer roch nach Tannenbaum und braunen Kuchen."
Reinhard setzte das Glas aus der Hand und griff nach seiner Mütze.
"Was willst du?" fragte das Mädchen.
"Ich komme schon wieder."
Sie runzelte die Stirn. "Bleib!" rief sie leise und sah ihn vertraulich an.
Reinhard zögerte. "Ich kann nicht", sagte er.
Sie stieß ihn lachend mit der Fußspitze. "Geh!" sagte sie. "Du taugst nichts; ihr taugt alle miteinander nichts." Und während sie sich abwandte, stieg Reinhard langsam die Kellertreppe hinauf.
Draußen auf der Straße war es tiefe Dämmerung; er fühlte die frische Winterluft an seiner heißen Stirn. Hier und da fiel der helle Schein eines brennenden Tannenbaums aus den Fenstern, dann und wann hörte man von drinnen das Geräusch von kleinen Pfeifen und Blechtrompeten und dazwischen jubelnde Kinderstimmen. Scharen von Bettelkindern gingen von Haus zu Haus oder stiegen auf die Treppengeländer und suchten durch die Fenster einen Blick in die versagte Herrlichkeit zu gewinnen. Mitunter wurde auch eine Tür plötzlich aufgerissen, und scheltende Stimmen trieben einen ganzen Schwarm solcher kleinen Gäste aus dem hellen Hause auf die dunkle Gasse hinaus; anderswo wurde auf dem Hausflur ein altes Weihnachtslied gesungen; es waren klare Mädchenstimmen darunter. Reinhard hörte sie nicht, er ging rasch an allem vorüber, aus einer Straße in die andere. Als er an seine Wohnung gekommen, war es fast völlig dunkel geworden; er stolperte die Treppe hinauf und trat in seine Stube. Ein süßer Duft schlug ihm entgegen; das heimelte ihn an, das roch wie zu Haus der Mutter Weihnachtsstube. Mit zitternder Hand zündete er sein Licht an; da lag ein mächtiges Paket auf dem Tisch, und als er es öffnete, fielen die wohlbekannten braunen Festkuchen heraus; auf einigen waren die Anfangsbuchstaben seines Namens in Zucker ausgestreut; das konnte niemand anders als Elisabeth getan haben. Dann kam ein Päckchen mit feiner gestickter Wäsche zum Vorschein, Tücher und Manschetten, zuletzt Briefe von der Mutter und von Elisabeth.
Reinhard öffnete zuerst den letzteren; Elisabeth schrieb:
"Die schönen Zuckerbuchstaben können Dir wohl erzählen, wer bei den Kuchen mitgeholfen hat; dieselbe Person hat die Manschetten für Dich gestickt. Bei uns wird es nun Weihnachtabend sehr still werden; meine Mutter stellt immer schon um halb zehn ihr Spinnrad in die Ecke; es ist gar so einsam diesen Winter, wo Du nicht hier bist. Nun ist auch vorigen Sonntag der Hänfling gestorben, den Du mir geschenkt hattest; ich habe sehr geweint, aber ich hab ihn doch immer gut gewartet. Der sang sonst immer nachmittags, wenn die Sonne auf sein Bauer schien; Du weißt, die Mutter hing oft ein Tuch über, um ihn zu geschweigen, wenn er so recht aus Kräften sang. Da ist es nun noch stiller in der Kammer, nur daß Dein alter Freund Erich uns jetzt mitunter besucht. Du sagtest einmal, er sähe seinem braunen Überrock ähnlich. Daran muß ich nun immer denken, wenn er zur Tür hereinkommt, und es ist gar zu komisch; sag es aber nicht zur Mutter, sie wird dann leicht verdrießlich. – Rat, was ich Deiner Mutter zu Weihnachten schenke! Du rätst es nicht? Mich selber! Der Erich zeichnet mich in schwarzer Kreide; ich habe ihm schon dreimal sitzen müssen, jedesmal eine ganze Stunde. Es war mir recht zuwider, dass der fremde Mensch mein Gesicht so auswendig lernte. Ich wollte auch nicht, aber die Mutter redete mir zu; sie sagte, es würde der guten Frau Werner eine gar große Freude machen.
Aber Du hältst nicht Wort, Reinhard. Du hast keine Märchen geschickt. Ich habe Dich oft bei Deiner Mutter verklagt; sie sagt dann immer, Du habest jetzt mehr zu tun als solche Kindereien. Ich glaub es aber nicht; es ist wohl anders."
Nun las Reinhard auch den Brief seiner Mutter, und als er beide Briefe gelesen und langsam wieder zusammengefaltet und weggelegt hatte, überfiel ihn unerbittliches Heimweh. Er ging eine Zeitlang in seinem Zimmer auf und nieder; er sprach leise und dann halb verständlich zu sich selbst:
Er wäre fast verirret
Und wusste nicht hinaus;
Da stand das Kind am Wege
Und winkte ihm nach Haus!
Dann trat er an sein Pult, nahm einiges Geld heraus und ging wieder auf die Straße hinab. – Hier war es mittlerweile stiller geworden; die Weihnachtsbäume waren ausgebrannt, die Umzüge der Kinder hatten aufgehört. Der Wind fegte durch die einsamen Straßen; Alte und Junge saßen in ihren Häusern familienweise zusammen; der zweite Abschnitt des Weihnachtabends hatte begonnen. –
Als Reinhard in die Nähe des Ratskellers kam, hörte er aus der Tiefe herauf Geigenstrich und den Gesang des Zithermädchens; nun klingelte unten die Kellertür, und eine dunkle Gestalt schwankte die breite, matt erleuchtete Treppe herauf. Reinhard trat in den Häuserschatten und ging dann rasch vorüber. Nach einer Weile erreichte er den erleuchteten Laden eines Juweliers; und nachdem er hier ein kleines Kreuz von roten Korallen eingehandelt hatte, ging er auf demselben Wege, den er gekommen war, wieder zurück.
Nicht weit von seiner Wohnung bemerkte er ein kleines, in klägliche Lumpen gehülltes Mädchen an einer hohen Haustür stehen, in vergeblicher Bemühung, sie zu öffnen. "Soll ich dir helfen?" sagte er. Das Kind erwiderte nichts, ließ aber die schwere Türklinke fahren. Reinhard hatte schon die Tür geöffnet. "Nein", sagte er, "sie könnten dich hinausjagen; komm mit mir! Ich will dir Weihnachtskuchen geben." Dann machte er die Tür wieder zu und fasste das kleine Mädchen an der Hand, das stillschweigend mit ihm in seine Wohnung ging.
Er hatte das Licht beim Weggehen brennen lassen. "Hier hast du Kuchen", sagte er und gab ihr die Hälfte seines ganzen Schatzes in ihre Schürze, nur keine mit den Zuckerbuchstaben. "Nun geh nach Hause und gib deiner Mutter auch davon." Das Kind sah mit einem scheuen Blick zu ihm hinauf; es schien solcher Freundlichkeit ungewohnt und nichts darauf erwidern zu können. Reinhard machte die Tür auf und leuchtete ihr, und nun flog die Kleine wie ein Vogel mit ihren Kuchen die Treppe hinab und zum Hause hinaus.
Reinhard schürte das Feuer in seinem Ofen an und stellte das bestaubte Tintenfass auf seinen Tisch; dann setzte er sich hin und schrieb, und schrieb die ganze Nacht Briefe an seine Mutter, an Elisabeth. Der Rest der Weihnachtskuchen lag unberührt neben ihm; aber die Manschetten von Elisabeth hatte er angeknüpft, was sich gar wunderlich zu seinem weißen Flausrock ausnahm. So saß er noch, als die Wintersonne auf die gefrorenen Fensterscheiben fiel und ihm gegenüber im Spiegel ein blasses, ernstes Antlitz zeigte.

ein Gast
15.12.2021, 10:46
Eine seltsame Geschichte
von Heidi Subera

Als der kleine Martin am Sonntag morgen aufwachte und sich umschaute, war irgendwas ganz komisch.
In seinem Zimmer stimmte etwas nicht. Er konnte aber nicht sagen, was es war.
Die Spielzeugkiste war an ihrem Platz und die Eisenbahn stand auch noch auf ihren Schienen. Seltsam. Martin setzte sich auf und blickte noch einmal rund herum. Er konnte nichts entdecken. Da auf dem Regal neben dem Bett hatte er wie immer seine Stofftiere aufgereiht.
Moment mal!
Saßen die nicht anders als gestern Abend? Martin kniff die Augen zu und machte sie wieder auf. Es war alles genau so wie vor einem Augenblick. Er kletterte aus dem Bett und lugte vorsichtig darunter.
Heh! Was war denn das?
Da lagen lauter Papierschnitzel unter dem Bett und ein kleiner Stoffesel war auch auf den Boden gefallen!
' Ich habe das aber nicht gemacht ' dachte Martin bei sich. Er holte schnell seinen Papierkorb, sammelte die Schnipsel ein und setzte den Esel wieder auf das Regal. Dann zog er seine blaue Hose und sein rotes T-Shirt an. Das konnte er schon, er war ja schon ein großer Junge. Immerhin schon fünf Jahre, drei Monate und zehn Tage.
Martin warf noch einen kurzen Blick zu den Stofftieren. Er war sich sicher, sie saßen anders als gestern!
Schnell schlüpfte er in seine Turnschuhe und lief aus dem Zimmer, die Stufen hinunter und in die Küche. Seine große Schwester und die Mutter waren schon auf. Die Mutter kochte Kaffee und Kakao, Karin, so hieß seine Schwester, strich Butter auf die Frühstücksbrötchen, die herrlich dufteten.
"Schön, dass du schon auf bist" sagte die Mutter. "Das Frühstück ist schon fertig".
Martin setzte sich zum Tisch, der schon gedeckt war.
"Du, Mutti, hast du heute in der Nacht nichts gehört? " begann Karin. "Da hat irgendwas einen ziemlichen Lärm gemacht"
"Wie meinst du das?" fragte die Mutter. "Was für einen Lärm?"
"Ich weiß es auch nicht, aber zuerst hat es gekratzt und dann gescheppert" antwortete Karin.
" Und bei mir unter dem Bett sind gaaanz viele Papierschnipsel gelegen. Ich hab sie aber schon weggeräumt!" krähte Martin dazwischen.
" Ehrlich, Mutti, ich war das nicht!"
Die Mutter meinte, sie hätte nichts gehört. "Im Gegenteil, ich habe heute sehr gut geschlafen." sagte sie. "Aber wir werden Papa fragen, wenn er aufgestanden ist".
Kurz darauf erschien der Vater in der Küche.
"Ich habe einen Bärenhunger, ich könnte ein ganzes Wildschwein aufessen" rief er.
Die Mutter goss Kaffee in eine Tasse und servierte ihn dem Vater zusammen mit einem frischen Brötchen.
"Hmmm, wie gut das riecht, einfach köstlich. Kann ich bitte etwas Marmelade haben? Auf diesen Brötchen brauche ich unbedingt Marmelade ".
Sein Vater ließ sich das Frühstück schmecken. Nachdem alle gegessen hatten, räumte die Mutter den Tisch ab, Karin wusch das Geschirr und der Vater griff sich die Zeitung. Gerade als er zu lesen beginnen wollte, zupfte ihn Martin am Ärmel:
"Papa, hast du heute Nacht nichts gehört?" fragte er. "Nein" antwortete der Vater, "eigentlich nicht,... doch!
Da hat mich einmal ein Geräusch geweckt. Es war ein Kratzen. Hat sich angehört, als wollte die Katze in dein Zimmer".
" Nein, das kann nicht stimmen, weil die Katze heute Nacht bei mir geschlafen hat" sagte Karin.
"Ich weiß, du willst es nicht, Mutti, aber was hätte ich denn tun sollen. Sie hat so laut miaut, da habe ich sie rein gelassen".
"Ist ja auch egal, wird schon irgendwas gewesen sein.", meinte der Vater. "Geht spielen, aber macht nicht so viel Lärm, heute ist Sonntag!"
Als Martin wieder in sein Zimmer kam, schaute er als erstes unter sein Bett. Als er nichts Verdächtiges feststellen konnte, begann er die Eisenbahn aufzubauen. Ein Bahnhof musste her und die Brücke, dann stellte er Bäume dazu und einen Zaun. Hinter dem Zaun platzierte er ein paar Pferde, Kühe waren auch dabei und ein Bauernhof mit Traktoren, Anhänger und allem, was halt so zu einem Bauernhof gehört. Martin ließ Autos fahren, der Zug fuhr in den Bahnhof ein, in Martins Phantasie stiegen Leute ein, andere wiederum aus. Der Schaffner pfiff auf seiner Trillerpfeife und der Zug setzte sich wieder in Bewegung.
Martin war so in sein Spiel vertieft, dass er nicht bemerkte, dass etwas blitzschnell durch sein Zimmer vom Regal in Richtung Fenster huschte. Was das wohl war?
Der kleine Junge sah erst von seinem Spiel auf, als die Mutter zum Mittagessen rief.
"Was, so spät ist es schon wieder?" rief er ." Ich komme gleich, Mutti". Schnell räumte er seine Spielsachen weg, stellte die Autos samt Schachtel auf das Regal.
Was war das? Da lagen ja schon wieder Papierschnipsel auf dem Boden! Martin verstand die Welt nicht mehr. ' Ich habe doch alle Papierschnipsel weggeräumt und in den Papierkorb getan.' dachte Martin. Er guckte im Papierkorb nach. Da waren aber keine Schnipsel mehr drinnen.
"Mutti, bitte komm schnell in mein Zimmer, da ist was echt Komisches!" rief Martin. Als die Mutter in sein Zimmer kam, war Martin ganz aufgeregt. "Heute Morgen ist ein Stofftier am Boden gelegen und unter dem Bett waren lauter Papierschnipsel. Hab ich aber alles aufgeräumt, ehrlich! Und jetzt sind schon wieder welche da. Schau! Die Schnipsel, die ich weggeworfen habe, sind nicht mehr im Papierkorb, die liegen schon wieder am Boden!" Die Mutter zog die Augenbrauen in die Höhe und warf ihrem Sohn einen strengen Blick zu.
"Martin, für so einen Unfug ist mir die Zeit zu schade. Ich habe auch noch was anderes zu tun, als mir solche Geschichten anzuhören. "Aber es stimmt!" beteuerte Martin. "Ich habe gestern Abend ja gar kein Papier gebraucht. Mit den Stofftieren habe ich auch nicht gespielt und trotzdem ist eines am Boden gelegen."
"In Ordnung. Lass es gut sein. Ach Martin, würdest du bitte dein Fenster schließen? Es ist mittlerweile doch schon ziemlich herbstlich."
Die Mutter lächelte ihrem Kind zu und ging wieder in die Küche, um die Jause vorzubereiten. Martin war sehr verwundert, er war sich jetzt gar nicht mehr so sicher, ob er nicht doch mit den Stofftieren gespielt, oder etwas aus Papierresten gebastelt hatte. Nein, das wüsste er doch. Kopfschüttelnd ging auch er in die Küche.
Etwas später kam der Vater vom Garten zurück.
"Stellt euch vor, was ich draußen gesehen habe." sagte er und machte ein geheimnisvolles Gesicht. Martin guckte ihn ganz neugierig an:
"Sag schon, was hast du denn gesehen, bitte, ich bin schon so neugierig!" bettelte Martin.
"Ihr wisst ja, dass schon sehr viele Blätter von den Bäumen gefallen sind. Der wilde Wein, der an unserer Mauer hoch wächst, ist auch schon ziemlich nackt. Na, ich war gerade dabei, das Laub zusammen zu rechen, da habe ich an der Hauswand, wo der Wein ist, ein Rascheln gehört. Was glaubt ihr, habe ich gesehen? Ein Eichhörnchen! Es ist da herum geklettert, es hat so ausgesehen, als wollte es in dein Zimmer, Martin."
"Echt, ein Eichhörnchen?" rief Martin begeistert.
"Wollte es wirklich in mein Zimmer?" "Na, ja, es hat jedenfalls so ausgesehen." antwortete der Vater.
"Moment mal," mischte sich die Mutter ein, "das würde die seltsamen Dinge in Martins Zimmer erklären. Martin hat heute Morgen lauter Papierschnipsel auf dem Boden gefunden. Das Fenster war auch offen. Könnte es sein, dass...?
"Der Vater nickte nachdenklich. " Dass es hinein geklettert ist? Das wäre natürlich möglich. Da wir die Eichhörnchen bis jetzt ja nie in irgendeiner Weise erschreckt haben, sind sie auch nicht besonders ängstlich. Natürlich ist so was ungewöhnlich, könnte aber durchaus sein."
"Toll" rief Martin. Er fand den Gedanken, ein Eichhörnchen in seinem Zimmer zu haben, irrsinnig aufregend. Ob man so ein Tierchen wohl als Haustier haben könnte?
Martin muss wohl so einen Ausdruck in seinem Gesicht gehabt haben, denn in diesem Augenblick sagte der Vater:
" Martin, so ein Eichhörnchen ist kein Kuscheltier, weißt du? Man kann ein Tier, welches die Freiheit gewohnt ist, nicht in einen Käfig sperren, das würde es sehr unglücklich machen" Martin verzog das Gesicht. " Ich hab ja gar nichts gesagt, Papa, aber lustig wäre es schon."
Man kam zu dem Entschluss, dass man das Fenster in Martins Zimmer über Nacht wieder öffnen würde, ein paar Nüsse auf den Boden legen und am Morgen, wenn die Nüsse fort wären, hätte man Gewissheit, dass es das Eichhörnchen war, welches die Unordnung veranstaltet hatte.
Genau so geschah es dann auch.
Am Abend, als es Schlafenszeit war, deponierte Martin einige Nüsse auf dem Boden, öffnete das Fenster, nur einen Spalt, gerade so weit, dass ein Eichhörnchen durch schlüpfen konnte und legte sich schlafen. Am nächsten Morgen, als Martin aufwachte, schaute er sofort nach, ob die Nüsse noch da waren. Und wirklich! Alle Nüsse waren verschwunden! Martin freute sich. Hatte er doch schon gedacht, irgend ein Kobold hätte in seinem Zimmer Quartier bezogen und ihm einen Streich gespielt. Er seufzte erleichtert auf.
Gleich beim Frühstück erzählte er den Eltern, dass alle Nüsse weg waren. "Na, dann hätten wir ja den Missetäter entlarvt." stellte der Vater fest.
Alle mussten lachen, weil so eine seltsame Sache passierte nicht alle Tage.
Von da an legte Martin jeden Abend einige Nüsse auf sein Fensterbrett, damit das Eichhörnchen sie mitnehmen konnte. Das Fenster allerdings machte er fortan immer zu... !

ein Gast
15.12.2021, 21:30
Die Leihgabe

von Wolfdietrich Schnurre

Am meisten hat Vater sich jedesmal zu Weihnachten Mühe gegeben. Da fiel es uns allerdings auch besonders schwer, drüber wegzukommen, dass wir arbeitslos waren. Andere Feiertage, die beging man, oder man beging sie nicht; aber auf Weihnachten lebte man zu, und war es erst da, dann hielt man es fest; und die Schaufenster, die brachten es ja oft noch nicht mal im Januar fertig, sich von ihren Schokoladenweihnachtsmännern zu trennen.
Mir hatten es vor allem die Zwerge und Kasperles angetan. War Vater dabei, sah ich weg; aber das fiel mehr auf, als wenn man hingesehen hätte; und so fing ich dann allmählich doch wieder an, in die Läden zu gucken.
Vater war auch nicht gerade unempfindlich gegen die Schaufensterauslagen, er konnte sich nur besser beherrschen. Weihnachten, sagte er, wäre das Fest der Freude; das Entscheidende wäre jetzt nämlich: nicht traurig zu sein, auch dann nicht, wenn man kein Geld hätte.
"Die meisten Leute", sagte Vater, "sind bloß am ersten und zweiten Feiertag fröhlich vielleicht nachher zu Silvester noch mal. Das genügt aber nicht; man muss mindestens schon einen Monat vorher mit Fröhlichsein anfangen. Zu Silvester", sagte Vater, "da kannst du dann getrost wieder traurig sein; denn es ist nie schön, wenn ein Jahr einfach so weggeht. Nur jetzt, so vor Weihnachten, da ist es unangebracht, traurig zu sein."
Vater selber gab sich auch immer große Mühe, nicht traurig zu sein um diese Zeit; doch er hatte es aus irgendeinem Grund da schwerer als ich; wahrscheinlich deshalb, weil er keinen Vater mehr hatte, der ihm dasselbe sagen konnte, was er mir immer sagte. Es wäre bestimmt auch alles leichter gewesen, hätte Vater noch seine Stelle gehabt. Er hätte jetzt sogar wieder als Hilfspräparator gearbeitet; aber sie brauchten keine Hilfspräparatoren im Augenblick. Der Direktor hatte gesagt, aufhalten im Museum könnte Vater sich gern, aber mit Arbeit müsste er warten, bis bessere Zeiten kämen.
"Und wann, meinen Sie, ist das?" hatte Vater gefragt.
"Ich möchte Ihnen nicht weh tun", hatte der Direktor gesagt.
Frieda hatte mehr Glück gehabt; sie war in einer Großdestille am Alexanderplatz als Küchenhilfe eingestellt worden und war dort auch gleich in Logis. Uns war es ganz angenehm, nicht dauernd mit ihr zusammenzusein; sie war jetzt, wo wir uns nur mittags und abends mal sahen, viel netter.
Aber im Grunde lebten auch wir nicht schlecht. Denn Frieda versorgte uns reichlich mit Essen, und war es zu Hause zu kalt, dann gingen wir ins Museum rüber; und wenn wir uns alles angesehen hatten, lehnten wir uns unter dem Dinosauriergerippe an die Heizung, sahen aus dem Fenster oder fingen mit dem Museumswärter ein Gespräch über Kaninchenzucht an.
An sich war das Jahr also durchaus dazu angetan, in Ruhe und Beschaulichkeit zu Ende gebracht zu werden. Wenn Vater sich nur nicht solche Sorge um einen Weihnachtsbaum gemacht hätte.
Es kam ganz plötzlich.
Wir hatten eben Frieda aus der Destille abgeholt und sie nach Hause gebracht und uns hingelegt, da klappte Vater den Band "Brehms Tierleben" zu, in dem er abends immer noch las, und fragte zu mir rüber:
"Schläfst du schon?"
"Nein", sagte ich, denn es war zu kalt zum Schlafen.
"Mir fällt eben ein", sagte Vater, "wir brauchen ja einen Weihnachtsbaum."
Er machte eine Pause und wartete meine Antwort ab.
"Findest du?" sagte ich.
"Ja", sagte Vater, "und zwar so einen richtigen, schönen; nicht so einen murkligen, der schon umkippt, wenn man bloß mal eine Walnuss dranhängt."
Bei dem Wort Walnuss richtete ich mich auf. Ob man nicht vielleicht auch ein paar Lebkuchen kriegen könnte zum Dranhägen?
Vater räusperte sich. "Gott -", sagte er, "warum nicht; mal mit Frieda reden."
"Vielleicht", sagte ich, "kennt Frieda auch gleich jemand, der uns einen Baum schenkt."
Vater bezweifelte das. Außerdem: so einen Baum, wie er ihn sich vorstellte, den verschenkte niemand, der wäre ein Reichtum, ein Schatz wäre der.
Ob er vielleicht ein Mark wert wäre, fragte ich.
"Eine Mark -?!" Vater blies verächtlich die Luft durch die Nase: "Mindestens zwei."
"Und wo gibt's ihn?"
"Siehst du", sagte Vater, "das überleg' ich auch gerade."
"Aber wir können ihn doch gar nicht kaufen", sagte ich; "zwei Mark: wo willst du die denn jetzt hernehmen?"
Vater hob die Petroleumlampe auf und sah sich im Zimmer um. Ich wusste, er überlegte, ob sich vielleicht noch was ins Leihhaus bringen ließe; es war aber schon alles drin, sogar das Grammophon, bei dem ich so geheult hatte, als der Kerl hinter dem Gitter mit ihm weggeschlurft war.
Vater stellte die Lampe wieder zurück und räusperte sich. "Schlaf mal erst; ich werde mir den Fall durch den Kopf gehen lassen."
In der nächsten Zeit drückten wir uns bloß immer an den Weihnachtsbaumverkaufsständen herum. Baum auf Baum bekam Beine und lief weg; aber wir hatten noch immer keinen.
"Ob man nicht doch -?" fragte ich am fünften Tag, als wir gerade wieder im Museum unter dem Dinosauriergerippe an der Heizung lehnten.
"Ob man was?" fragte Vater scharf.
"Ich meine, ob man nicht doch versuchen sollte, einen gewöhnlichen Baum zu kriegen?"
"Bist du verrückt?!" Vater war empört. "Vielleicht so einen Kohlstrunk, bei dem man nachher nicht weiß, soll es ein Handfeger oder eine Zahnbürste sein.? Kommt gar nicht in Frage."
Doch was half es; Weihnachten kam näher und näher. Anfangs waren die Christbaumwälder in den Straßen noch aufgefüllt worden; aber allmählich lichteten sie sich, und eines Nachmittags waren wir Zeuge, wie der fetteste Christbaumverkäufer vom Alex, der Kraftriemen-Jimmy, sein letztes Bäumchen, ein wahres Streichholz von einem Baum, für drei Mark fünfzig verkaufte, aufs Geld spuckte, sich aufs Rad schwang und wegfuhr.
Nun fingen wir doch an traurig zu werden. Nicht schlimm; aber immerhin, es genügte, dass Frieda die Brauen noch mehr zusammenzog, als sie es sonst schon zu tun pflegte, und dass sie uns fragte, was wir denn hätten.
Wir hatten uns zwar daran gewöhnt, unseren Kummer für uns zu behalten, doch diesmal nicht; und Vater erzählte es ihr.
Frieda hörte aufmerksam zu. "Das ist alles?"
Wir nickten.
"Ihr seid aber komisch", sagte Frieda; "wieso geht ihr denn nicht einfach in den Grunewald, einen klauen?"
Ich habe Vater schon häufig empört gesehen, aber so empört wie an diesem Abend noch nie.
Er war kreidebleich geworden. "Ist das dein Ernst?" fragte er heiser.
Frieda war sehr erstaunt. "Logisch", sagte sie; "das machen doch alle."
"Alle -!" echote Vater dumpf, "alle -!" Er erhob sich steif und nahm mich bei der Hand.
"Du gestattest wohl", sagte er darauf zu Frieda, "dass ich erst den Jungen nach Hause bringe, ehe ich dir hierauf die gebührende Antwort erteile."
Er hat sie ihr niemals erteilt. Frieda war vernünftig; sie tat so, als ginge sie auf Vaters Zimperlichkeit ein, und am nächsten Tag entschuldigte sie sich.
Doch was nützte das alles; einen Baum, gar einen Staatsbaum, wie Vater ihn sich vorstellte, hatten wir deshalb noch lange nicht.
Aber dann - es war der 23. Dezember, und wir hatten eben wieder unseren Stammplatz unter dem Dinosauriergerippe bezogen - hatte Vater die große Erleuchtung.
"Haben Sie einen Spaten?" fragte er den Museumswärter, der neben uns auf seinem Klappstuhl eingenickt war.
"Was?!" rief der und fuhr auf, "was habe ich?!"
"Einen Spaten, Mann", sagte Vater ungeduldig; "ob Sie einen Spaten haben."
Ja, den hätte er schon.
Ich sah unsicher an Vater empor. Er sah jedoch leidlich normal aus; nur sein Blick schien mir eine Spur unsteter zu sein als sonst.
"Gut", sagte er jetzt; "wir kommen heute mit zu Ihnen nach Hause, und Sie borgen ihn uns."
Was er vorhatte, erfuhr ich erst in der Nacht.
"Los", sagte Vater und schüttelte mich, "steh auf."
Ich kroch schlaftrunken über das Bettgitter.
"Was ist denn bloß los?"
"Pass auf", sagte Vater und blieb vor mir stehen:
"Einen Baum stehlen, das ist gemein; aber sich einen borgen, das geht."
"Borgen -?" fragte ich blinzelnd.
"Ja", sagte Vater.
"Wir gehen jetzt in den Friedrichshain und graben eine Blautanne aus. Zu Hause stellen wir sie in die Wanne mit Wasser, feiern morgen dann Weihnachten mit ihr, und nachher pflanzen wir sie wieder am selben Platz ein. Na -?" Er sah mich durchdringend an.
"Eine wunderbare Idee", sagte ich.
Summend und pfeifend gingen wir los; Vater den Spaten auf dem Rücken, ich einen Sack unter dem Arm.
Hin und wieder hörte Vater auf zu pfeifen, und wir sangen zweistimmig...
"Morgen, Kinder, wird's was geben" und "Vom Himmel hoch, da komm' ich her".
Wie immer bei solchen Liedern, hatte Vater Tränen in den Augen, und auch mir war schon ganz feierlich zumute.
Dann tauchte vor uns der Friedrichshain auf, und wir schwiegen.
Die Blautanne, auf die Vater es abgesehen hatte, stand inmitten eines strohgedeckten Rosenrondells.
Sie war gut anderthalb Meter hoch und ein Muster an ebenmäßigem Wuchs.
Da der Boden nur dicht unter der Oberfläche gefroren war, dauerte es auch gar nicht lange, und Vater hatte die Wurzeln freigelegt. Behutsam kippten wir den Baum darauf um, schoben ihn mit den Wurzeln in den Sack, Vater hing seine Joppe über das Ende, das raussah, wir schippten das Loch zu, Stroh wurde drübergestreut, Vater lud sich den Baum auf die Schulter, und wir gingen nach Hause. Hier füllten wir die große Zinkwanne mit Wasser und stellten den Baum rein.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, waren Vater und Frieda schon dabei, ihn zu schmücken.
Er war jetzt mit Hilfe einer Schnur an der Decke befestigt, und Frieda hatte aus Stanniolpapier allerlei Sterne geschnitten, die sie an seinen Zweigen aufhängte; sie sah sehr hübsch aus. Auch einige Lebkuchenmänner sah ich hängen. Ich wollte den beiden den Spaß nicht verderben; daher tat ich so, als schliefe ich noch.
Dabei überlegte ich mir, wie ich mich für ihre Nettigkeit revanchieren könnte.
Schließlich fiel es mir ein:
Vater hatte sich einen Weihnachtsbaum geborgt, warum sollte ich es nicht fertigbringen, mir über die Feiertage unser verpfändetes Grammophon auszuleihen?
Ich tat also, als wachte ich eben erst auf, bejubelte vorschriftsmäßig den Baum, und dann zog ich mich an und ging los.
Der Pfandleiher war ein furchtbarer Mensch, schon als wir zum erstenmal bei ihm gewesen waren und Vater ihm seinen Mantel gegeben hatte, hätte ich dem Kerl sonst was zufügen mögen; aber jetzt musste man freundlich zu ihm sein.
Ich gab mir auch große Mühe. Ich erzählte ihm was von zwei Großmüttern und "gerade zu Weihnachten" und "letzter Freude auf alte Tage" und so, und plötzlich holte der Pfandleiher aus und haute mir eine herunter und sagte ganz ruhig:
"Wie oft du sonst schwindelst, ist mir egal; aber zu Weihnachten wird die Wahrheit gesagt, verstanden?"
Darauf schlurfte er in den Nebenraum und brachte das Grammophon an. "Aber wehe, ihr macht was an ihm kaputt! Und nur für drei Tage! Und auch bloß, weil du's bist!"
Ich machte einen Diener, dass ich mir fast die Stirn an der Kniescheibe stieß; dann nahm ich den Kasten unter den einen, den Trichter unter den anderen Arm und rannte nach Hause.
Ich versteckte beides erst mal in der Waschküche. Frieda allerdings musste ich einweihen, denn die hatte die Platten; aber Frieda hielt dicht.
Mittags hatte uns Friedas Chef, der Destillenwirt, eingeladen.
Es gab eine tadellose Nudelsuppe, anschließend Kartoffelbrei mit Gänseklein. Wir aßen, bis wir uns kaum noch erkannten; darauf gingen wir, um Kohlen zu sparen, noch ein bisschen ins Museum zum Dinosauriergerippe; und am Nachmittag kam Frieda und holte uns ab.
Zu Hause wurde geheizt. Dann packte Frieda eine Riesenschüssel voll übriggebliebenem Gänseklein, drei Flaschen Rotwein und einen Quadratmeter Bienenstich aus, Vater legte für mich seinen Band "Brehms Tierleben" auf den Tisch, und im nächsten unbewachten Augenblick lief ich in die Waschküche runter, holte das Grammophon rauf und sagte Vater, er sollte sich umdrehen.
Er gehorchte auch;
Frieda legte die Platten raus und steckte die Lichter an, und ich machte den Trichter fest und zog das Grammophon auf.
"Moment", sagte ich; "dieser verdammte Trichter - denkst du, ich krieg' das Ding fest?"
Frieda hüstelte.
"Was denn für einen Trichter?" fragte Vater.
Aber da ging es schon los. Es war "Ihr Kinderlein kommet",; es knarrte zwar etwas, und die Platte hatte wohl auch einen Sprung, aber das machte nichts. Frieda und ich sangen mit, und da drehte Vater sich um.
Er schluckte erst und zupfte sich an der Nase, aber dann räusperte er sich und sang auch mit.
Als die Platte zu Ende war, schüttelten wir uns die Hände, und ich erzählte Vater, wie ich das mit dem Grammophon gemacht hätte.
Er war begeistert.
"Na -?" sagte er nur immer wieder zu Frieda und nickte dabei zu mir rüber: "na -?"
Es wurde ein sehr schöner Weihnachtsabend. Erst sangen und spielten wir die Platten durch; dann spielten wir sie noch mal ohne Gesang; dann sang Frieda noch mal alle Platten allein; dann sang sie mit Vater noch mal, und dann aßen wir und tranken den Wein aus, und darauf machten wir noch ein bisschen Musik; dann brachten wir Frieda nach Hause und legten uns auch hin.
Am nächsten Morgen blieb der Baum noch aufgeputzt stehen.
Ich durfte liegenbleiben, und Vater machte den ganzen Tag Grammophonmusik und pfiff zweite Stimme dazu.
Dann, in der folgenden Nacht, nahmen wir den Baum aus der Wanne, steckten ihn, noch mit den Stanniolpapiersternen geschmückt, in den Sack und brachten ihn zurück in den Friedrichshain.
Hier pflanzten wir ihn wieder in sein Rosenrondell. Darauf traten wir die Erde fest und gingen nach Hause.
Am Morgen brachte ich dann auch das Grammophon weg.
Den Baum haben wir noch häufig besucht; er ist wieder angewachsen. Die Stanniolpapiersterne hingen noch eine ganze Weile in seinen Zweigen, einige sogar bis in den Frühling.
Vor ein paar Monaten habe ich mir den Baum wieder mal angesehen.
Er ist jetzt gute zwei Stock hoch und hat den Umfang eines mittleren Fabrikschornsteins.
Es mutet merkwürdig an, sich vorzustellen, dass wir ihn mal zu Gast in unserer Wohnküche hatten.

ein Gast
16.12.2021, 10:15
Die Weihnachtsgans
von Marie Branowitzer-Rodler

In einem Vorort von Flensburg lebten in der hungrigen Zeit nach dem Krieg zwei nette alte Frauen.
Damals war es noch bannig schwer, für Weihnachten einen Festbraten zu kriegen. Nun hatte aber eine der beiden Frauen die Möglichkeit, bei einem Bauern für Zeug eine magere aber springlebendige Gans umzutauschen. In einem Korb verpackt, brachte Fräulein Agathe das Tier nach Hause. Und sofort fingen sie und ihre Schwester an, auf die Gans aufzupassen und sie zu mästen.
Die beiden Frauen hatten eine Wohnung zur Miete im zweiten Stock. Und keiner im Haus wusste, dass in einer der Stuben der Schwestern ein Federvieh hauste, das verwöhnt, gefüttert und großzügig aufgezogen wurde.
Agathe und Emma nahmen sich vor, keinem Menschen etwas davon zu sagen. Und das aus zwei Gründen:
erstens gibt es neidische Leute, die sich keine Gans leisten konnten, und zweitens wollten die Frauen um nichts in der Welt die Gans, wenn sie dick und fett und fein gebraten ist, mit näheren Verwandten teilen.
Darum hatten die beiden in den sechs Wochen bis zu dem 24. Dezember auch keinen Besuch mehr.
Sie lebten nun bloß noch für die Gans. Und so kam dann der Morgen des 23. Dezember heran.
Es war ein klarer, feiner Wintertag. Die ahnungslose Gans stolzierte vergnügt herum - ihren Korb in der Küche nahe der Schlafstube der beiden Schwestern - und war ordentlich am Schnattern. Die beiden Frauen mochten sich nicht anschauen.
Nicht, dass sie böse aufeinander waren, das natürlich nicht. Nein, nun war die Frage, wer die Gans schlachten sollte.
"Das tust du!" sagte Agathe, stand vom Bett auf, zog sich schnell an, nahm den Kuhkopf-Korb, ließ ihre schimpfende Schwester stehen und ging aus der Wohnung.
Was sollte unsere arme Emma tun?
Diese knurrte vor sich hin und dachte, ob sie nicht ihren Nachbarn fragen sollte, die Gans um die Ecke zu bringen.
Doch diesen Gedanken ließ sie wieder fallen, denn sonst hätte man in diesem Jahr auch einen großen Teil von der Gans abgeben müssen.
Sie nahm sich ein Herz und machte sich an das gräuliche Unternehmen, nicht ohne dabei lauthals zu heulen.
Als Agathe nach einer ganzen Zeit wieder nach Hause kam, lag die Gans auf dem Küchentisch und der lange Hals bummelte über die Tischkante. Er war bloß nicht zu sehen, dafür aber zwei alte nette Frauen, die sich heulend in den Armen lagen.
"Wie.... wie....", heulte Agathe los, "Wie hast du das bloß gemacht, Emma?"
"Mit... mit... VERONAL!" heulte Emma.
"Ich habe ein paar von deinen Schlaftabletten aufgelöst und in das Futter gegeben und nun ist sie ... huhu .... tot.
Aber rupfen musst du sie... huhu..."
Aber weder Emma noch Agathe konnten sich dazu entschließen.
In der Küche stand der leere Korb, da war keine Gans mehr, die schnatternd "Guten Morgen" sagte.
Und so saßen die beiden eng umschlungen auf dem Sofa und heulten sich aus.
Endlich nahm sich Agathe zusammen und fing an, den noch warmen Vogel zu rupfen. Eine Feder nach der anderen flog in den Papiersack, der von Emma festgehalten wurde. Und dann sagte Agathe:
" Emma, du nimmst die Gans nun aus", und ging in die Wohnstube, setzte sich auf das Sofa und heulte in das Kissen.
Emma lief ihrer Schwester nach und sagte einfach, dass könnte sie nicht tun.
Daraufhin wurden sich die beiden einig, denn es war nun schon spät am Abend, das Unternehmen von der Gans auf den anderen Tag zu verschieben.
Am nächsten Tag wurden Agathe und Emma in aller Frühe aus dem Schlaf gerissen.
Mit einem Ruck saßen die beiden Frauen gleichzeitig senkrecht im Bett und schauten mit großen Augen nun auf die offene Küchentür. Und wer kam da hereinspaziert?
Eine ulkige, leise schnatternde Gans, die am ganzen Leib zitterte und bebte!
Diese Geschichte ist tatsächlich wahr, aber das kommt noch besser.
Als ich am Weihnachtsabend den beiden Frauen noch schnell ein kleines Päckchen bringen wollte, da kam mir doch wahrhaftig eine vergnügt schnatternde Gans entgegen, die ich aber bloß am Kopf erkennen konnte, denn das ganze Tier steckte in einem warmen Pullover, den die beiden Frauen in aller Eile für ihren Liebling zusammengestrickt hatten.
Diese Pullover-Gans hat noch sieben Jahre gelebt und ist dann eines natürlichen Todes gestorben.

ein Gast
17.12.2021, 03:57
Der WEIHNACHTSBAUM vom WEIHNACHTSMANN
Autor: Cornelia Müller

Der Weihnachtsmann ging durch den Wald. Er war ärgerlich.
Sein weißer Spitz, der sonst immer lustig bellend vor ihm herlief, merkte das- und schlich hinter seinem Herrn mit eingezogener Rute her.
Er hatte nämlich nicht mehr die rechte Freude an seiner Tätigkeit. Es war alle Jahre dasselbe. Es war kein Schwung in der Sache. Spielzeug und Esswaren, das war auf die Dauer nichts. Die Kinder freuten sich wohl darüber, aber quieken sollten sie und jubeln und singen, so wollte er es, das taten sie aber nur selten.
Den ganzen Dezembermonat hatte der Weihnachtsmann schon darüber nachgegrübelt, was er wohl Neues erfinden könne, um einmal wieder eine rechte Weihnachtsfreude in die Kinderwelt zu bringen, eine Weihnachtsfreude, an der auch die Großen teilnehmen würden. Kostbarkeiten durften es auch nicht sein, denn er hatte so und soviel auszugeben und mehr nicht.
So stapfte er denn auch durch den verschneiten Wald, bis er auf dem Kreuzweg war. Dort wollte er das Christkindchen treffen. Mit dem beriet er sich nämlich immer über die Verteilung der Gaben.
Schon von weitem sah er, dass das Christkindchen da war, denn ein heller Schein war dort. Das Christkindchen hatte ein langes weißes Pelzkleidchen an und lachte über das ganze Gesicht. Denn um es herum lagen große Bündel Kleeheu und Bohnenstiegen und Espen- und Weidenzweige, und daran taten sich die hungrigen Hirsche und Rehe und Hasen gütlich. Sogar für die Sauen gab es etwas: Kastanien, Eicheln und Rüben.
Der Weihnachtsmann nahm seinen Wolkenschieber ab und bot dem Christkindchen die Tageszeit.
„Na, Alterchen, wie geht's?“ fragte das Christkind. „Hast wohl schlechte Laune?“ Damit hakte es den Alten unter und ging mit ihm. Hinter ihnen trabte der kleine Spitz, aber er sah gar nicht mehr betrübt aus und hielt seinen Schwanz kühn in die Luft.
„Ja“, sagte der Weihnachtsmann, „die ganze Sache macht mir so recht keinen Spaß mehr. Liegt es am Alter oder an sonst was, ich weiß nicht. Das mit den Pfefferkuchen und den Äpfeln und Nüssen, das ist nichts mehr. Das essen sie auf, und dann ist das Fest vorbei. Man müsste etwas Neues erfinden, etwas, das nicht zum Essen und nicht zum Spielen ist, aber wobei alt und jung singt und lacht und fröhlich wird.“
Das Christkindchen nickte und machte ein nachdenkliches Gesicht; dann sagte es: „Da hast du recht, Alter, mir ist das auch schon aufgefallen. Ich habe daran auch schon gedacht, aber das ist nicht so leicht.“
„Das ist es ja gerade“, knurrte der Weihnachtsmann, „ich bin zu alt und zu dumm dazu. Ich habe schon richtiges Kopfweh vom vielen Nachdenken, und es fällt mir doch nichts Vernünftiges ein. Wenn es so weitergeht, schläft allmählich die ganze Sache ein, und es wird ein Fest wie alle anderen, von dem die Menschen dann weiter nichts haben als Faulenzen, Essen und Trinken.“
Nachdenklich gingen beide durch den weißen Winterwald, der Weihnachtsmann mit brummigem, das Christkindchen mit nachdenklichem Gesicht. Es war so still im Wald, kein Zweig rührte sich, nur wenn die Eule sich auf einen Ast setzte, fiel ein Stück Schneebehang mit halblautem Ton herab. So kamen die beiden, den Spitz hinter sich, aus dem hohen Holz auf einen alten Kahlschlag, auf dem großeund kleine Tannen standen. Das sah wunderschön aus. Der Mond schien hell und klar, alle Sterne leuchteten, der Schnee sah aus wie Silber, und die Tannen standen darin, schwarz und weiß es eine Pracht war. Eine fünf Fuß hohe Tanne, die allein im Vordergrund stand, sah besonders reizend aus. Sie war regelmäßig gewachsen, hatte auf jedem Zweig einen Schneestreifen, an den Zweigspitzen kleine Eiszapfen, und glitzerte und flimmerte nur so im Mondenschein.
Das Christkindchen ließ den Arm des Weihnachtsmannes los, stieß den Alten an, zeigte auf die Tanne und sagte: „Ist das nicht wunderhübsch?“
„Ja“, sagte der Alte, „aber was hilft mir das ?“
„Gib ein paar Äpfel her“, sagte das Christkindchen, „ich habe einen Gedanken.“
Der Weihnachtsmann machte ein dummes Gesicht, denn er konnte es sich nicht recht vorstellen, dass das Christkind bei der Kälte Appetit auf die eiskalten Äpfel hatte. Er hatte zwar noch einen guten alten Schnaps, aber den mochte er dem Christkindchen nicht anbieten.
Er machte sein Tragband ab, stellte seine riesige Kiepe in den Schnee, kramte darin herum und langte ein paar recht schöne Äpfel heraus. Dann fasste er in die Tasche, holte sein Messer heraus, wetzte es an einem Buchenstamm und reichte es dem Christkindchen.
„Sieh, wie schlau du bist“, sagte das Christkindchen. „Nun schneid mal etwas Bindfaden in zwei Finger lange Stücke, und mach mir kleine Pflöckchen.“
Dem Alten kam das alles etwas ulkig vor, aber er sagte nichts und tat, was das Christkind ihm sagte. Als er die Bindfaden Enden und die Pflöckchen fertig hatte, nahm das Christkind einen Apfel, steckte ein Pflöckchen hinein, band den Faden daran und hängte den an einen Ast.
„So“, sagte es dann, „nun müssen auch an die anderen welche, und dabei kannst du helfen, aber vorsichtig, dass kein Schnee abfällt!“
Der Alte half, obgleich er nicht wusste, warum. Aber es machte ihm schließlich Spaß , und als die ganze kleine Tanne voll von rotbäckigen Äpfeln hing, da trat er fünf Schritte zurück, lachte und sagte; „Kiek, wie niedlich das aussieht! Aber was hat das alles für'n Zweck?“
„Braucht denn alles gleich einen Zweck zu haben?“ lachte das Christkind. „Pass auf, das wird noch schöner. Nun gib mal Nüsse her!“
Der Alte krabbelte aus seiner Kiepe Walnüsse heraus und gab sie dem Christkindchen. Das steckte in jedes ein Hölzchen, machte einen Faden daran, rieb immer eine Nuss an der goldenen Oberseite seiner Flügel, dann war die Nuss golden, und die nächste an der silbernen Unterseite seiner Flügel, dann hatte es eine silberne Nuss und hängte sie zwischen die Äpfel.
„Was sagst nun, Alterchen?“ fragte es dann. „Ist das nicht allerliebst?“
„Ja“, sagte der, „aber ich weiß immer noch nicht...“
„Komm schon!“ lachte das Christkindchen. „Hast du Lichter?“
„Lichter nicht“, meinte der Weihnachtsmann, „aber 'nen Wachsstock!“
„Das ist fein“, sagte das Christkind, nahm den Wachsstock, zerschnitt ihn und drehte erst ein Stück um den Mitteltrieb des Bäumchens und die anderen Stücke um die Zweigenden, bog sie hübsch gerade und sagte dann; „Feuerzeug hast du doch?“
„Gewiss “, sagte der Alte, holte Stein, Stahl und Schwammdose heraus, pinkte Feuer aus dem Stein, ließ den Zunder in der Schwammdose zum Glimmen kommen und steckte daran ein paar Schwefelspäne an. Die gab er dem Christkindchen. Das nahm einen hell brennenden Schwefelspan und steckte damit erst das oberste Licht an, dann das nächste davon rechts, dann das gegenüberliegende. Und rund um das Bäumchen gehend, brachte es so ein Licht nach dem andern zum Brennen.
Da stand nun das Bäumchen im Schnee; aus seinem halbverschneiten, dunklen Gezweig sahen die roten Backen der Äpfel, die Gold- und Silbernüsse blitzten und funkelten, und die gelben Wachskerzen brannten feierlich. Das Christkindchen lachte über das ganze rosige Gesicht und patschte in die Hände, der alte Weihnachtsmann sah gar nicht mehr so brummig aus, und der kleine Spitz sprang hin und her und bellte.
Als die Lichter ein wenig heruntergebrannt waren, wehte das Christkindchen mit seinen goldsilbernen Flügeln, und da gingen die Lichter aus. Es sagte dem Weihnachtsmann, er solle das Bäumchen vorsichtig absägen. Das tat der, und dann gingen beide den Berg hinab und nahmen das bunte Bäumchen mit.
Als sie in den Ort kamen, schlief schon alles. Beim kleinsten Hause machten die beiden halt. Das Christkindchen machte leise die Tür auf und trat ein; der Weihnachtsmann ging hinterher. In der Stube stand ein dreibeiniger Schemel mit einer durchlochten Platte. Den stellten sie auf den Tisch und steckten den Baum hinein. Der Weihnachtsmann legte dann noch allerlei schöne Dinge, Spielzeug, Kuchen, Äpfel und Nüsse unter den Baum, und dann verließen beide das Haus so leise, wie sie es betreten hatten.
Als der Mann, dem das Häuschen gehörte, am andern Morgen erwachte und den bunten Baum sah, da staunte er und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Als er aber an dem Türpfosten, den des Christkinds Flügel gestreift hatte, Gold- und Silberflimmer hängen sah, da wusste er Bescheid. Er steckte die Lichter an dem Bäumchen an und weckte Frau und Kinder. Das war eine Freude in dem kleinen Haus wie an keinem Weihnachtstag. Keines von den Kindern sah nach dem Spielzeug, nach dem Kuchen und den Äpfeln, sie sahen nur alle nach dem Lichterbaum. Sie fassten sich an den Händen, tanzten um den Baum und sangen alle Weihnachtslieder, die sie wussten, und selbst das Kleinste, das noch auf dem Arm getragen wurde, krähte, was es krähen konnte.
Als es hell lichter Tag geworden war, da kamen die Freunde und Verwandten des Bergmanns, sahen sich das Bäumchen an, freuten sich darüber und gingen gleich in den Wald, um sich für ihre Kinder auch ein Weihnachtsbäumchen zu holen. Die anderen Leute, die das sahen, machten es nach, jeder holte sich einen Tannenbaum und putzte ihn an, der eine so, der andere so, aber Lichter, Äpfel und Nüsse hängten sie alle daran.
Als es dann Abend wurde, brannte im ganzen Dorf Haus bei Haus ein Weihnachtsbaum, überall hörte man Weihnachtslieder und das Jubeln und Lachen der Kinder.
Von da aus ist der Weihnachtsbaum über ganz Deutschland gewandert und von da über die ganze Erde. Weil aber der erste Weihnachtsbaum am Morgen brannte, so wird in manchen Gegenden den Kindern morgens beschert.

ein Gast
17.12.2021, 16:44
Benedikt der Leuchtturmwärter von Amrum

von Eleonore Görges

Benedikt, der Leuchtturmwärter von Amrum, der sein kleines Reetdachhaus ganz in der Nähe des Leuchtturmes hat, war wieder einmal auf dem Weg zu seiner Schicht.

Heute war Heilig Abend, er war noch recht früh dran, es war erst Spätnachmittag. So ging er langsamen Schrittes durch die Dünenlandschaft, sein Blick schweifte weit über das Meer, bis hin zum Horizont. Diese herrliche Seeluft, er genoss sie immer wieder, dazu der Wind, der heute allerdings recht stürmisch und sehr kalt war.
Er zog seine Mütze etwas tiefer in die Stirn, damit sie ihm nicht davon fliegen konnte, die Hände stemmte er in die Taschen der gelben Öljacke. Benedikt hing seinen Gedanken nach und war traurig, dass er auch in diesem Jahr an Heilig Abend wieder alleine war.
Seine Frau war vor fünf Jahren gestorben, seit dieser Zeit war er sehr einsam, denn Kinder hatten sie keine. Er dachte an all die Familien, die hier lebten und daran, wie sie heute ihre Weihnachtsbäume in den Wohnzimmern schmückten. Weihnachten ist das Fest der Familien, wenn man keine hat, wie Benedikt, dann stimmt das sehr traurig. Eigentlich mochte er Weihnachten nicht mehr, seit seine Frau nicht mehr bei ihm war.
Da stand er auch schon vor dem Leuchtturm, der in seiner rot-weißen Farbe weit über das Meer blickt und den Schiffern Zeichen gibt. Benedikt kramte in seiner Jackentasche nach dem Schlüssel, als er vor der Eingangstür einen großen Hund sitzen sah.
Zuerst erschrak er, aber der Hund sah ihn mit so traurigem Blick an, dass er ihm seine Hand hin hielt, um ihn daran schnüffeln zu lassen.
"Na, wer bist du denn?" fragte er den Hund. "Wie heißt du denn, woher kommst du, hast du dich verlaufen?"
Benedikt blickte sich in alle Richtungen um, ob er nicht ein Herrchen, oder Frauchen sehen konnte, zu irgendjemand musste der Hund doch gehören. Er konnte aber niemanden sehen.
"Du bist wohl ausgebüchst, was, du wirst schon bald gefunden werden", sagte er zu dem großen Hund. "Warte, ich bringe dir einen Topf mit Wasser heraus."
Er schloss die Eingangstür zum Leuchtturm auf, ging hinein und ehe er sich umsah, war der Hund an ihm vorbei und machte es sich sogleich in seinem Arbeitsraum gemütlich. Er legte sich unter den Schreibtisch, so als suche er Schutz, oder wolle sagen: "hier holt mich niemand mehr weg."
"Du bist mir aber einer, mich so zu überlisten", sagte Benedikt. "Wenn ich nur deinen Namen wüsste." Er bückte sich zu dem Hund hinunter. "Du hast zwar ein Halsband an, aber kein Namensschild, keine Markierung. Weißt du was? Ich nenne dich einfach Benni, so hieß mein Hund, den ich als Kind hatte."
Er stellte Benni einen großen Topf frisches Wasser hin und dieser machte sich gleich darüber her, also musste er großen Durst haben.
"Du hast sicher auch Hunger, Benni." Benedikt ging an den Kühlschrank, den er immer gut gefüllt hatte, man weiß ja nie. Da lag noch ein großes Stück Fleischwurst drin, die nahm er heraus, schnitt eine dicke Scheibe von seinem Brot ab, butterte sie und schnitt alles in Stücke. Er füllte eine Schüssel mit Wurst- und Butterbrotstücken und stellte sie Benni hin, dieser hatte die Schüssel schneller leer gefressen, als Benedikt sich umdrehen konnte.
"Mann hast du einen Hunger, weiß der Geier, wann du zum letzten Mal etwas gefressen hast. Vielleicht hat man dich sogar ausgesetzt?"
Dieser Gedanke gefiel ihm gar nicht, aber es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas auf Amrum passieren würde.
"Es sind wieder ein paar Weihnachtsurlauber hier, vielleicht mag dich ja einer von ihnen nicht mehr mit nach Hause nehmen, die Menschen sind oft so schlecht."
Da fiel ihm ein, dass er ja bei der Polizei Bescheid geben könnte, vielleicht würde jemand Benni suchen. Sofort rief er dort an, beschrieb den Hund und sagte ihnen, dass er Benni bei sich behalten würde, bis sein Besitzer gefunden wurde. Mehr konnte er im Moment nicht für ihn tun.
Benni lag wieder unter dem Schreibtisch, er schlief fest. Benedikt wunderte sich sehr, war der Hund doch ganz fremd hier, aber wer weiß, wie lange er schon unterwegs ist, er war auf jeden Fall durstig, hungrig und ist hundemüde. Er ließ ihn schlafen, versuchte, ihn nicht zu stören.
Benni schlief beinahe die ganze Nacht durch, ab und zu wachte er auf, schaute, ob Benedikt noch da war und legte sich dann gleich wieder hin. Er schien zufrieden zu sein.
Als die Nacht vorbei war und der Morgen schon hinter dem Horizont hoch kroch, machte sich Benedikt fertig, um nach Hause zu gehen. Er schaute zu Benni und meinte: "Eigentlich schön, dass du dich verlaufen hast, das war der erste Heilig Abend seit fünf Jahren, an dem ich nicht alleine war."
Ein leichtes Lächeln überzog seinen Mund und sein Herz wurde warm.
"Komm Benni, ich nehme dich mit zu mir nach Hause, bis sich dein Herrchen, oder Frauchen meldet. Solange kannst du bei mir wohnen, dann sind wir beide Weihnachten nicht einsam."
Sie gingen hinaus in die Dünen, Benni folgte Benedikt, ohne dass dieser etwas zu ihm sagen musste. "Was bist du ein braver Kerl", sagte er zu dem Hund.
Zu Hause angekommen gingen sie in das Haus, Benni folgte Benedikt auf Schritt und Tritt. Zuerst bekam er eine große Schüssel Wasser, dann suchte Benedikt nach etwas Wurst und Brot, denn Hundefutter hatte er nicht zu Hause, so musste Benni damit vorlieb nehmen, was dieser auch genüsslich tat. Anschließend kam er zu Benedikt, stupste ihn mit der Nase an und leckte ihm die Hand, ließ sich dann neben ihm nieder.
"Irgendwie ist es schön, einen Hund zu haben", dachte sich Benedikt, "warum habe ich nicht schon längst einen? Dann wäre ich nicht so alleine in dem Haus."
Er ging ins Schlafzimmer, um sich hinzulegen, er war müde nach dieser langen Schicht. Benni folgte ihm und legte sich neben sein Bett, schlief ebenfalls ein.
Das Klingeln des Telefons riss Benedikt aus dem Schlaf, er nahm den Hörer ab, von der anderen Seite meldete sich die Polizei. "Hallo Benedikt, ist der Hund noch bei dir?"
"Ja, ist er, warum, hat sich sein Besitzer bei euch gemeldet?"
"Ja", sein Frauchen steht hier und ist in Tränen aufgelöst, sie sucht ihn schon seit gestern Mittag. Es muss der Hund sein, der bei dir ist, die Beschreibung passt haargenau auf ihn. Kann Frau Ewersen zu dir kommen und sehen, ob es ihr Hund ist?"
"Ja sicher kann sie das, wir sind zu Hause, sie soll gleich kommen."
Er legte den Hörer auf und war irgendwie etwas traurig, bald würde Benni nicht mehr da sein, er würde ihn vermissen.
Benedikt machte sich schnell etwas frisch und zog sich seine Kleidung an, ging hinunter in die Küche und kochte Kaffee. Frau Ewersen würde sicher auch eine Tasse Kaffee trinken.
Benni legte sich derweil unter den Küchentisch, da läutete es auch schon an der Haustür. Beide gingen zur Tür, Benedikt öffnete diese und sah sich einer Frau gegenüber, die sein Alter haben dürfte. Man sah, dass sie geweint hatte.
Bevor er sich vorstellen konnte, sprang Benni an dieser Frau hoch, winselte und leckte ihr über das Gesicht, die Frau umarmte den Hund, drückte ihn an sich und ließ ihren Tränen freien Lauf, Freudentränen, wie man sah.
"Ach mein geliebter Robby, dass ich dich wieder habe, ich war ja so verzweifelt. Jetzt läufst du mir aber nicht mehr davon."
Irgendwie kam Benedikt dieses Gesicht bekannt vor.
"Sie erinnern mich an jemanden", meinte er, zu der Frau gewandt.
"Entschuldigen Sie bitte", sagte diese und sah ihn an, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Helga Ewersen, ich bin auf Weihnachtsurlaub hier mit meinem Hund." Sie reichte ihm die Hand und auch Benedikt stellte sich ihr vor. Da erst sah sie ihn wirklich und erkannte ihn sofort. "Du bist doch Benedikt, erinnerst du dich denn nicht an mich?"
"Helga, bist du die Helga.?" "Ja, die bin ich. Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen, es müssen mindestens 25 Jahre sein."
"Komm doch bitte auf eine Tasse Kaffee herein", sagte er zu ihr, Helga Ewersen nahm die Einladung gerne an und folgte ihm in die Küche, beide wurden von einem freudig hin- und herlaufenden Benni, ach nein, Robby, begleitet.
Kurz ging Benedikt die Zeit durch den Kopf, die beide vor vielen Jahren teilten, sie waren einmal ein Liebespaar gewesen, wenn auch nur für einen kurzen Sommer.
"Robby also heißt er", sagte Benedikt, "ich hatte ihn Benni getauft, weil ich vor vielen Jahren einmal einen Benni hatte. Weißt du, dass er mir fehlen wird, ich habe mich in diesen paar Stunden an ihn gewöhnt. Wie ist er dir denn abhanden gekommen und was machst du hier auf der Insel? Du bist doch vor vielen Jahren von hier weg gezogen."
Helga Ewersen erzählte ihm, dass sie am Vortag in den Dünen unterwegs war mit Robby, er dann einem anderen Hund gefolgt war, so hatten sie sich aus den Augen verloren. "Es war eine schöne Hundedame, ich konnte Robby nicht mehr halten. Stundenlang habe ich nach ihm gesucht, bis spät in die Nacht. Gleich heute Morgen suchte ich weiter, da fiel mir ein, dass ich ihn vermisst melden könnte.
Die Polizei gab mir dann deine Adresse, wobei sie mir deinen Vornamen nicht nannte, sonst hätte ich mich sicher gleich an dich erinnert. Seit wann hast du ein Haus hier in der Nähe des Leuchtturmes?"
Es gab viel zu erzählen, sie merkten nicht, wie die Zeit verging. Benedikt gefiel Helga, sie war ihm gleich wieder sympathisch, hatte immer noch diese offene Art zu reden und immer noch dieses fröhliche Lächeln. Ihre Augen hatten noch diesen Glanz, der ihn vor Jahren schon fasziniert hatte, außerdem sah sie für ihr Alter noch sehr gut aus.
Helga Ewersen war vor beinahe 30 Jahren in die Landesmitte von Deutschland gezogen, die Liebe hatte sie dorthin verschlagen. Nun verbrachte sie die Weihnachtstage bei einem alten Onkel hier auf Amrum. Während dieser Zeit suchte sie ein kleines Haus für sich und Robby, denn sie wollte wieder auf Amrum leben. Sie war seit zwei Jahren verwitwet, es zog sie in die Heimat zurück.
Sie hatte auch bereits ein kleines Haus gefunden, ganz in der Nähe von Benedikt, wie sich herausstellte. Der Kauf sollte heute abgewickelt werden.
"Dann kann ich den Umzug organisieren und werde bereits in spätestens 3 Monaten hier wieder ansässig werden", sagte Helga Ewersen zu Benedikt.
Dieser spürte, wie ein freudiges Gefühl in ihm aufkam. "Das ist sehr schön, dann kann ich Benni, ähm. Robby natürlich, immer sehen und muss ihn nicht vermissen. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, dass wir alle drei sehr gute Freunde werden."
Helga sah Benedikt mit einem Lächeln an und stimmte ihm zu. "Das werden wir mit Sicherheit. Soll ich dir etwas sagen? Ich freue mich schon heute darauf, nun kann ich den Umzug gar nicht mehr erwarten."
Es war bereits früher Nachmittag, Helga musste zum Termin, um den Hauskauf perfekt zu machen. So verabschiedete sie sich von Benedikt, aber nicht, ohne ihm noch einmal ganz herzlich für die liebe Aufnahme von Robby zu danken. Sie reichte ihm die Hand mit den Worten: "auf ein baldiges Wiedersehen und eine lange Freundschaft." Dann nahm sie Benedikt in den Arm und drückte ihn ganz herzlich.
"Was für eine tolle Frau", dachte sich dieser und irgendwie ward ihm ganz leicht, er spürte ein tiefe Wärme in seinem Herzen. "Auch ich freue mich sehr, dass wir bald Nachbarn werden. Ich weiß, dass wir bereits heute eine tief gehende und wertvolle Freundschaft gegründet haben."
So zogen nun Helga und Robby los. Jeder von den dreien fühlte, dass sie die kommenden Weihnachtsfeste gemeinsam feiern würden.

******
Pers. Anmerkung:
Eine Beschreibung vom "großen Amrumer", es war der Arbeitsplatz x103 von “Benedikt”.

Der große Amrumer ist der älteste deutsche Leuchtturm, er wurde im Jahre 1874 erbaut und ging in der Nacht vom 01. auf den 02. Januar 1875 in Betrieb.
Der Sockel ist 1, 74 Meter hoch und 2, 00 Meter dick. Die Turmaußenwand ist ein Vollsteinmauerwerk mit einer Stärke bis zu 1, 75 Meter.
In der damaligen amtlichen Bekanntmachung kann man diese Zeilen nachlesen:
“Die Höhe der Düne beträgt 25 Meter, die Höhe der Flamme 63 Meter und die Höhe des Turms bis zur Spitze 67, 7 Meter über “ordinaire” Flut.
Das Licht ist ein Blinkfeuer 1. Ordnung. Es zeigt eine Periode von 20 Sekunden, von denen 6 Sekunden auf das Licht und 14 Sekunden auf die Verdunkelung fallen. Es leuchtet in alle Richtungen in gleichmäßig hellem Schein, der plötzlich erscheint und plötzlich verschwindet. Das Licht wird bei klarer Luft 20 bis 24 Seemeilen, rund 37 bis 45 Kilometer, sichtbar werde.”

Zunächst allerdings hatte -heute nur noch schwer vorstellbar- der Leuchtturm ein Petroleumlicht als Feuerquelle, für dessen Bedienung eine mehrköpfige Wärtertruppe allnächtlich im Einsatz war. Die Rotation der die Lichtkraft verstärkenden Prismen erfolgte durch eine Art Uhrwerk, dessen Gewichte (ähnlich wie bei einer Standuhr) in einem Schacht des Turmes hingen. Erst seit 1936 wird das Amrumer Leuchtfeuer mit einer 2000 Watt Birne betrieben. Heute ist es eine Halogen-Metalldampflampe von 250 Watt bei 230 Volt.
Dieser Leuchtturm ist zum Besteigen mit einem unglaublichen Weitblick über die Insel und das Wattenmeer.
Sie werden bei schönem Wetter “die halbe Welt sehen können” ein einmaliges Erlebnis, er muss besichtigt werden.

9430 9431

ein Gast
18.12.2021, 08:01
Familienweihnachtswünsche

von Barbara Pronnet

„Alle mal herhören“
Ich ging ins Wohnzimmer wo mein Mann Martin, unsere vierzehnjährige Tochter Lisa und unser siebzehnjähriger Sohn Jonas auf dem Sofa lümmelten und in ihre Smartphones starrten.
„Morgen ist Heiliger Abend und ich habe noch ein Anliegen.
Nach der Bescherung möchte ich, dass wir uns gemütlich an den Tisch setzen und jeder überlegt sich noch einen Wunsch den er sich von der Familie wünscht. Ich hab mir ja schon eben was gewünscht“. Ich lächelte tapfer. Mein Mann grinste mich an, Lisa verdrehte ihre schwarz umrahmten Augen und Jonas schaute erst gar nicht auf.
„Also überlegt euch was und ich freue mich übrigens auf Weihnachten“ fügte ich noch hinzu, falls es noch keinem aufgefallen war und das es für morgen noch eine Menge zu tun gab.
Später im Schlafzimmer zog Martin mich zu sich und küsste mich auf die Stirn.
„ Wir helfen morgen alle zusammen und lass es einfach laufen, wir kriegen schon einen Heiligen Abend als Familie hin. Jetzt muss ich mir noch überlegen was ich mir wünsche“ überlegte er.
„Ich möchte damit erreichen, dass die Gören nach der Bescherung nicht gleich wieder abhauen.“ gähnte ich müde. Wir küssten uns und machten das Licht aus.
Am Weihnachtstag stellten Martin und ich den Christbaum auf, Lisa schmückte ihn und Jonas half mir beim Kartoffelsalat zum Fisch, so war der Plan und es lief auch erstaunlich harmonisch und friedlich ab. Später nach dem Essen gab‘s die Geschenke unter dem herrlichen Christbaum und dann setzten wir uns alle mit unserem Punsch und Plätzchen an den Esstisch. Ich zündete noch eine hübsche goldene Kerze an.
„So, jetzt mal her mit den Familienwünschen. Lisa du fängst an“ strahlte ich meine pubertierende Tochter ermutigend an. Sie hatte zur Feier des Tages schwarzen Lippenstift aufgetragen und schaute mich missmutig an. Da sie ihre teuren Reitstunden geschenkt bekam riss sie sich zumindest etwas zusammen. Sie konnte wirklich fürchterliche Laune haben und war oft wie ein Stockfisch.
„Ich wünsche mir, dass wir mehr vegetarisch essen. Ich kann das Tierleid nicht mehr ertragen. Papa und du, ihr kommt immer strahlend mit eurem Billigfleisch heim, wie Schnäppchenjäger. Aber das ein Tier qualvoll gelitten hat, das seht ihr nicht“. In ihren Augen schwammen Tränen.
Mit sowas hatte ich nun gar nicht gerechnet. Es stimmte schon, Martin und ich kauften gerne Sonderangebote und machten uns wenig Gedanken woher das Fleisch kam.
„Du hast Recht mein Schatz“, ich griff nach ihrer kleinen Hand mit den abgekauten schwarz lackierten Fingernägeln. „ Wir sollten wirklich etwas „anständiger“ essen. Und es muss auch nicht jeden Tag Wurst oder Fleisch auf den Tisch. Das schadet uns allen nicht“.
Jonas verdrehte die Augen aber er hielt sich zurück.
„Hier gibt es doch diesen Biohof im nächsten Dorf, wir könnten da mal hinfahren. Vielleicht wäre das ein guter Anfang?“ Mein Mann zwinkerte Lisa zu und schenkte ihr einen Luftkuss.
Lisa nickte und ich schämte mich etwas. Martin und ich hielten zwar nicht viel von der Bioverarsche aber ich fand es schön, dass unsere Tochter ein gutes Herz hat und sich Gedanken machte. Auch eine Gelegenheit wieder mehr zusammen zu machen, hoffte ich.
„Jetzt du Papa“ sagte Lisa.
„Mehr Sex“ grinste unser Sohn frech.
„Jonas“ rief ich entsetzt und wurde knallrot.
„Keine Sorge“ lachte mein Mann, „bin zufrieden“.
Martin und ich kannten uns seit 25 Jahren und wir waren stolz, dass wir durch alle Höhen und Tiefen eines Ehelebens geschlittert waren ohne auszurutschen. Ich liebte meine Mann sehr und er mich. Die Kinder waren unser größtes Glück, auch wenn sie uns oft an dem Rande der Verzweiflung brachten. Er schaute streng in die Runde.
„Also, ich wünsche mir, dass wir es zumindest einmal am Wochenende hinkriegen zusammen zu frühstücken, gerne auch Brunchen mit vegetarischen Aufstrichen. Damit das halbwegs funktioniert erstelle ich eine Familien-Brunch-Whatsapp-Gruppe. Ich erinnere dann mit Termin. 11.00 Uhr ist eine faire Zeit, dass solltet ihr doch hinkriegen“.
Es war ein ewiges Thema bei uns. Ich wusste, dass Martin großen Wert auf gemeinsame Mahlzeiten legte. Die Kinder kriegten ihre Hintern nicht aus den Betten, kamen irgendwann mittags runter in die Küche und verschwanden wieder mit einem Brot in der Hand. Unter der Woche klappte es auch nur bedingt, jeder stopfte sich irgendwas rein. Ich hatte oft Schicht im Krankenhaus und Martin war oft noch bei Kunden am Abend. Es war ziemlich jämmerlich bei uns und der Kühlschrank war auch noch bis oben hin voll mit unglücklichem Fleisch und Wurst.
„Sehr gute Idee“ sagte ich bestimmt. Die Gören nickten gnädig. Ich war froh, dass Martin seinen Wunsch gleich technisch geschickt verpackt hatte. Unsere Kinder schauten ständig auf ihre Handys, da gibt’s dann keine Ausreden. Ein Versuch war es wert.
Alle sahen wir zu Jonas. Unser Sohn war ein typischer Wohlstandsjüngling, frech, lässig und er war eigentlich auch ein passabler Schüler. Viel wussten wir nicht mehr über ihn aber er kam jeden Abend zum Schlafen nach Hause.
„Ich wünsche mir, dass Leon eine Zeit bei uns hausen kann. Ihr kennt ja seine Eltern, die vollen Freaks. Ich ziehe auch gerne in den Keller, aber Leo muss raus, sonst geht er drauf. Muss ja nicht für lange sein.“
Wir kannten das Familiendrama bei Jonas bestem Freund. Der Vater Alkoholiker, die Mutter hilflos, ständige Streitereien und Gleichgültigkeit dem Kind gegenüber. Leon war eigentlich seit er ein Kindergartenkind war mehr bei uns als bei sich zu Hause. Der Junge war ok, er war ein guter Schüler und wir hatten auch nichts gegen ihn. Aber gleich bei uns einziehen?
Trotzdem überraschte mich auch mein Sohn. Er würde sogar sein Zimmer räumen um seinem Freund zu helfen. Mein Mutterherz begann überzulaufen. Martin schaute zu mir und verstand mich auch ohne Worte.
„ Wir müssen das natürlich noch besprechen auch mit Leons Eltern. Dann können wir es ausprobieren. Aber er muss im Haushalt helfen und unsere Regeln einhalten. Wenn es nicht klappt, muss er wieder ausziehen.“ sagte Martin und ich nickte zustimmend.
„Du musst ihn dann auch in die Whatsapp-Gruppe mit aufnehmen, Papa. Das Aufstehen gilt dann auch für ihn“. Lisa freute sich. Sie hatte schon immer eine Schwäche für den Freund ihres Bruders.
Wir sahen uns alle an. Wir hatten es wirklich geschafft eine Weile gemeinsam am Tisch zu sitzen und jeder hatte ein Anliegen das ihm auf dem Herzen lag ausgesprochen. Ich war stolz und glücklich, für mich ein gelungener Weihnachtsabend.
„Jetzt hab ich doch auch noch einen Wunsch. Ich würde gerne Mensch-Ärgere-Dich-nicht“ spielen. Einfach so, weil es gerade so schön gemütlich ist mit euch“ lachte ich ohne es ernst zu meinen. Ich hatte einfach gute Laune.
„Oh ja, das wird sicher lustig, Papa verliert ja immer so ungern“. Lisa rannte freudig in den Keller, um das verwaiste Gesellschaftspiel zu suchen.
„Ich hol noch Plätzchen. Halleluja“. Jonas war schon Richtung Küche unterwegs.
„Genieß es einfach mein Schatz“, Martin drückte mir die Hand. „ Sie können sich ruhig auch mal von ihrer netten Seite zeigen. Das war eine super Idee von dir. Ob wir gleich alles umsetzen können an Wünschen wird sich zeigen aber ich bin wirklich überrascht über unsere Kinder. Sie haben gute Seelen und denken auch an andere.“
Ich nickte gerührt, küsste ihn und blieb ganz entspannt auf meinen Stuhl sitzen und genoss unseren Heiligen Familienabend.

ein Gast
18.12.2021, 19:19
Der Weihnachtsmann hat auch seine Sorgen

Autorin: Gerda Schmidt

Dieses Jahr sollte alles endlich mal etwas weniger turbulent ablaufen, als die Jahre zuvor.
Schließlich bedeutet Adventszeit auch besinnliche Zeit. Doch das galt scheinbar noch nie für den Nikolaus.
Aber diese Jahr plante er weit voraus.

Ende November begann die Arbeit für den Weihnachtsmann. Er kontrollierte zuerst das wichtigste Gefährt, seinen Schlitten. Die Sommerkissen wurden gegen Winterdecken ausgetauscht. Ein Loch in der Sitzbank, das die Motten über Sommer reingefressen hatten wurde mit einem dunkelgrünen Flicken ausgebessert. Das Rentiergeschirr musste neu poliert werden und die Zügel waren an den baumwollenen Zwischenteilen schon etwas ausgeleiert und bedurften einer Stärkung.

Dann ging es an die Tourenplanung, die den Erfolg des Unternehmens ausmachte. Durch das ständige Umziehen der Leute und den mangelnden Adressangaben kam es schon vor, dass der ein oder andere fälschlicherweise ein verkehrtes Geschenk bekam und dann dem Nikolaus die Schuld in die Schuhe schob. Das musste er dieses Mal unbedingt vermeiden. Deshalb wollte er ein neumodisches Navigationsgerät zu Rate ziehen, das angeblich Adressen bis auf 5 m genau angeben konnte. Doch bei der letzten Aufräumaktion fiel die Gebrauchsanweisung seinem Tatendrang zum Opfer und landete im Sperrmüll. Das war ihm aber doch irgendwie Recht, weil er als Unikum aus den alten Zeiten doch lieber nach althergebrachten Methoden arbeitete. So orientierte er sich lieber nach seinem roten Buch, in das er mit akurater Sütterlinhandschrift:

https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCtterlinschrift

...seine Eintragungen zu machen pflegte und natürlich nach den Sternen, denn er arbeitete hauptsächlich nachts.

Jetzt musste er nur noch das Geschenkpapier besorgen, die Rentiere rufen und die Elfen für ihre Arbeit einteilen, was auch eine genaue Logistik verlangte. Kaum hatte er den Gedanken formuliert, klopfte es an der Tür und der Specht übergab ihm einen Brief. Als Absender konnte er nur zwei Hufabdrücke ausmachen, was nichts gutes bedeuten konnte. Er öffnete das Kuvert und heraus fiel eine Krankmeldung, die gestern ausgestellt wurde. Anbei lag ein Zettel von Rentier Bertie, der hiermit erklärte, dass er beim Schlittschuhlaufen gestürzt sei und sich das Karpalgelenk am rechten Vorderbein gebrochen habe. Weihnachten fiel für ihn dieses Jahr flach. Und schon geriet die Planung ins Wanken. Was sollte der Nikolaus bloß tun?

Schnell fasste er sich wieder und überlegte scharf, wie er eine mögliche Katastrophe abwenden konnte. Ersatz musste her und zwar so schnell, wie möglich. Deshalb setzte er sich hin und malte mehrere große Suchplakate mit dem Hinweis, dass er einen Rentierersatz in der Leitposition brauche. Noch am selben Abend verteilte er sie im großen Weihnachtswald. Völlig erschöpft kam er nach Hause, trank noch ein Glas Glühwein und ging dann müde zu Bett.

Am nächsten Morgen wurde er früh von lautem Pfeifen geweckt. Als er die Türe öffnete saßen 45 Wühlmäuse auf dem Fußabstreifer und erklärten, sie wollten sich für die vakante Stelle als Schlittenzugtier bewerben. Nikolaus glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Er erklärte ihnen, dass sie zu klein für diese Stelle seien, das Geschirr nicht passe und sie das Tempo nicht halten könnten. Das ließen sich die Winzlinge nicht zweimal sagen. Zuerst begannen sie den Nikolaus zu umkreisen, bis ihn beim bloßen zuschauen schon der Drehwurm packte. Dann stürzten sie sich gemeinsam ins Kummet, dass dieses augenblicklich ausgefüllt war und sie gemeinsam aussahen, wie ein großer Hundekopf. Das zwang den Nikolaus zu einer unfeinen Ausrede. Er musste sie leider abweisen, weil die anderen Rentiere keine Mäuse akzeptierten.

Als nächstes klingelte ein Schneetiger an seiner Tür, der sich auf diesem Weg die Heimfahrt nach Sibirien verdienen wollte. Er umringte die bereits eingetroffene Rentierzugtruppe mit schmatzendem Geräusch. Dabei leuchteten die Augen und sein Magen begann zu knurren. Schnell zogen sich die anderen 6 Tiere zurück. Rudi, der Teamleiter trat hervor und drohte dem Nikolaus mit Streik, falls er den Tiger einstelle. Angst sei kein Druckmittel für sie und falls dieses gefräßige Tier jemanden auffressen wolle, würde wieder eine Lücke entstehen. Also schickte Santa Claus auch diesen Aspiranten weg.

Der dritte Bewerber war eine Giraffe, die sehr elegant mit ihrem Kaschmirschal um den Hals aussah. Amanda fror nämlich sehr schnell in diesem Klima. Sofort waren die Rentiere begeistert und wollten ihr schon die Zugregeln erklären. Doch da schaltete sich der Weihnachtsmann ein. Er war schließlich der Schlittenführer und für die Fahrt verantwortlich. Auch dieses Mal wollte er keinen Vertrag abschließen, weil ihm eine Giraffe als Zugtier zu große war. Wie sollte er denn den Weg finden, wenn ihm ständig so ein langer Hals die Sicht versperrte oder deren Schal vor dem Gesicht herumflatterte. Wieder musste er eine Absage erteilen.

Nun kam der wohl ungeeignetste Kandidat zum Vorstellungsgespräch: Ein Elefant. Mit sanfter, tiefer Stimme erklärter er, dass er bereits über Erfahrungen in der Weihnachtsbranche verfüge. Als Reittier habe er schon beim Sarottimohr so manchen Auftrag erfüllt. Er sei ohne Zweifel der in Frage Kommende. Mühsam versuchte Nikolaus ihm klar zu machen, dass eine vornehme Promenade vor erlauchtem Publikum nicht das gleiche sei, wie eine wilde Schlittenfahrt durch die Lüfte. Dafür sei Mumbo einfach zu langsam, zu dick und kurzatmig als auch zu breit, so dass die anderen gar keinen Platz mehr neben ihm hätten. Er solle sich eine Stelle als Solokünstler suchen. Beleidigt zog der Elefant ab. Als er die kleine Mäuseschar sah, erschrak er so sehr, dass er in rasendem Galopp davon eilte.

Jetzt blieb nichts mehr anderes übrig, als die Stellenvermittlung zu kontaktieren. Bereits am nächsten Tag erhielt er dann auch schon einen Stellenanwärter. Als er die Tür öffnete, stand draußen ein mürrisch dreinblickender, grauer Esel. Er musste sich dieses Jahr arbeitslos melden, weil es kaum noch Weihnachtskrippen gab. Dabei liebte er diese Arbeit. Er musste nur im warmen Stall stehen und Heu fressen. Körperliche Arbeit war nichts für ihn. Da er eine 9-köpfige Familie ernährte, blieb ihm aber keine andere Wahl, zumal das Stempelgeld gekürzt wurde. Nach kurzer Instruktion spannte Nikolaus Manolito ein und sie starteten zu einer Probefahrt. Die anderen Rentiere reklamierten zwar wegen seines ungleichen Taktes, doch im großen und ganzen waren alle zufrieden.

Endlich konnte sich der Weihnachtsmann an die eigentliche Arbeit machen - die Geschenke. Doch kaum hatte er die Werkstatt betreten, erhielt er die nächste Hiobsbotschaft. Die Elfen waren noch nicht fertig mit den Geschenken.

Adil der Vorarbeiter, hatte sich mit dem Hammer auf den Daumen gehauen und trug nun einen dicken Verband. Er konnte unmöglich das Puppenhaus für Lisa fertigstellen. Als Ersatz suchten sie ihr ein Kartenspiel aus. Mit dem sie spielen oder ein Kartenhaus bauen konnte. Bei Nichtgefallen konnte sie es einfach umstoßen. Wer spielte heute noch mit Puppen.

Nordil hatte sich einen Finger gequetscht, als er eine Eisenbahn für Thomas zusammenbauen wollte. Als Ersatz packten sie ihm einen Gameboy ein. Damit konnte er Autorennen fahren. Wer spielte heute noch mit Eisenbahnen.

Mandil fiel von der Leiter als er für Marie eine Kutsche zusammenschraubte. Als Ersatz steckten sie ein Kickboard ins Geschenkpapier. Damit kam sie auch an schmalen Stellen schneller voran und konnte sogar Treppen bewältigen. Wer fuhr heute noch mit der Kutsche.

Rudil hatte sich in den Finger geschnitten, als er die Bilder für Werner's Bilderbuch ausschnitt. Außerdem konnte er jetzt keine Weihnachtsgeschichte mehr schreiben. Schnell wickelten sie ihm ein Kindervideo ein und legten eine Hörkassette dazu. Wer betrachtete heute noch Bilderbücher, geschweige denn, dass er las.

Womit hatte er das verdient? Lage es etwa mit daran, dass die Kinder heutzutage sogar zu faul waren einen Wunschzettel zu schreiben. Er setzte sich hin und betrachtete all die halbfertigen Spielsachen, die er selbst ausgesucht hatte. Heute musste wirklich alles elektronisch oder zumindest elektrisch funktionieren. Manuelle Sachen waren nicht mehr gefragt. Wie lange würde es dauern, bis der Weihnachtsmann selbst nicht mehr gefragt war? Wer brachte dann die Geschenke?

Doch er erinnerte sich auch noch an manch lieben Brief von kleinen Kindern an das Christkind. Er lief zurück in seine Arbeitsstube und fand nach kurzem Suchen gleich mehrere Briefe. Er setzte sich in seinen bequemen Lehnstuhl und begann zu lesen.
Lieber Weihnachtsmann!
Bis Weihnachten ist es nicht mehr lange. Diese Jahr habe ich aber keine Wünsche wie sonst. Dafür wäre ich ganz froh, wenn Du mir meine kranke Omi wieder gesund machen würdest. Dafür war ich auch seit dem Herbst immer brav, habe meine Hausaufgaben pünktlich gemacht und Papi beim Rasenmähen geholfen. Ich wünsche mir dieses Jahr nur, dass wir alle zusammen unter dem Weihnachtsbaum Lieder singen und fröhlich sind.
Bitte, bitte erfülle meinen Wunsch!
Liebe Grüße
Sabine

Liebes Christkind,
dieses Jahr wollte ich auch mal andere Kinder glücklich an Weihnachten sehen. Ich habe eine Freundin, deren Eltern nicht soviel Geld haben, weil der Papa arbeitslos ist. Sie bekommt diese Jahr nichts zu Weihnachten geschenkt. Ich habe zwar viele Wünsche, die mir meine Eltern erfüllen würden, aber an Ostern bekam ich ein neues Fahrrad, zum Geburtstag gab es einen Großen Fotoapparat, in den Ferien waren wir 3 Wochen auf den Malediven und meine Großeltern haben mir ein paar Inlineskates geschenkt. Leider macht mir das nicht soviel Spaß alleine zu fahren. Jetzt schlage ich Dir vor, dass Du die Hälfte meiner Wünsche an meine Freundin Doris schickst und ich dafür auf meine Geschenke verzichte. Nächstes Jahr bekomme ich dann wieder etwas.
Ich wünsche Dir frohe Weihnachten
Thorsten


Hallo Nikolaus,
diese Jahr ist mein Wunschzettel ziemlich kurz. Da ich schon alles habe, wünsche ich mir einen tolle Geschichte von Dir. Wenn ich die nicht bekomme, bin ich enttäuscht. Hoffentlich schickst Du sie nicht an die falsche Adresse. Meine Eltern haben keine Zeit für Geschichten, dabei schauen sie den ganzen Abend Fernsehen. In der Zeit könnten sie auch eine tolle Geschichte erfinden. Mal sehen, ob Du etwas Phantasie hast.
Gruß aus München von
Bernd

Der Nikolaus war richtig gerührt, dass es auch noch Menschen gab, die nicht nur materielle Wünsche hatten und an andere dachten. Deshalb kramte er in der ganzen Weihnachtspost, bis er alle Briefe fand, die keine unverschämten Forderungen beinhalteten. Diese Kinder wollte er unbedingt glücklich machen und klebte extra einen Sticker darauf zur bevorzugten Behandlung.

Nachdem er alles was Hände hatte einspannte, um die letzten Aufträge und Arbeiten zu erledigen, konnte er getrost auf den Weihnachtsabend warten.

Lautes Getriebe herrschte vor dem Haus des Nikolaus, alle waren aufgeregt und froh gelaunt. Sogar Manolito hatte sich gut eingearbeitet. Der Schlitten wurde gepackt, die Liste kontrolliert, ob auch nichts vergessen wurde und alle nochmal schnell mit Futter gestärkt. Dann ging die Fahrt los. In der Abenddämmerung sah man schon die ersten Lichter aufleuchten. Mit schönem Geläut zog die fröhliche Schar durch die Lüfte. Wegen des etwas ungleichmäßigen Taktes fiel auch so manches Päckchen unbemerkt aus dem Schlitten. Irgend ein Kind würde sich bestimmt darüber freuen. Die Kamine wurden durch den Schornstein beliefert und nur selten hatten sie Probleme mit dem Zutritt zum Wohnzimmer. Die ganze Welt zog an ihnen vorbei. Die Tannen in Europa ersetzten die Palmen in Australien und Asien. Am schönsten war jedoch, wenn die Menschen Lieder sagen und dabei mit strahlenden und leuchtenden Augen die schön geschmückten Weihnachtsbäume betrachteten. Diese Weihnachten war mal wieder gelungen

Frohe Weihnachten!!

ein Gast
19.12.2021, 07:57
Guten Tag liebe Leser

...mit etwas Spaß wünsche ich Euch einen schönen 4. Advent.

9433

https://www.youtube.com/watch?v=LMh4TcETgXg

https://www.susannealbers.de/music2/merry01.mp4

https://www.susannealbers.de/music2/merry02.mp4

ein Gast
19.12.2021, 17:38
Die zweierlei Freude

von Erich Bockemühl

Da haben sich einmal ein Mann und ein kleiner Junge gefreut. Und wer sich am meisten gefreut hat, das kann ich nicht sagen. Dem Mann aber standen die Tränen in den Augen, als er mir diese Geschichte erzählte.

Es war kurz vor Weihnachten. Und es war Gemeinderatssitzung. Als sie mit allen Besprechungen fertig waren, sagte einer von den Männern:
"Sollen wir nicht für die Armen jetzt vor Weihnachten etwas tun? Es sind so schlechte Zeiten, und manche Kinder haben nicht einmal für die Schule etwas Ordentliches anzuziehen."
So sagte der Mann, und alle waren damit einverstanden.
Am andern Tag fuhren der Gemeindevorsteher und sein Nachbar zur Stadt und kamen am Abend mit einem großen Paket zurück, aus dem sie dann nachher in der Wirtschaft vier Pakete machten, und vier Männer nahmen am Abend eines davon mit nach Hause, jeder eins für eine arme Familie, die am nächsten bei ihm wohnte.
Und bei den vier Männern war denn auch Bauer Hermes, und er hatte wohl das größte Paket, denn nahe bei ihm wohnten arme Leute, die sieben Kinder hatten, und der Vater war erst seit ein paar Tagen aus dem Krankenhaus zurück, wo er operiert worden war. Und sie wohnten in einem kleinen Haus am Wald, ganz einsam lag es da, und wenn im Winter der Schnee auf dem Weg und zwischen den Tannen lag, dann konnte man denken, es wäre Märchenhaus, so lag es zwischen den hohen Bäumen.
Als Bauer Hermes nach Hause kam, sagte er zu seiner Frau:
"Nun werde ich wohl am besten morgen Abend dahin gehen, übermorgen ist schon Heiliger Abend, da kommt man schlecht dazu. Und sie können ja die Sachen den Kindern auf den Tisch legen, die werden ja doch nicht viel bekommen, weil da jetzt der Vater gerade wieder aus dem Krankenhaus gekommen ist..." Und die Frau sagte:
"Da kannst du ihnen von uns auch noch was mitnehmen, ich mache dir ein kleines Päckchen fertig, ein paar Äpfel und Nüsse und Spekulatius... und ein paar Kaffeebohnen und Kakao... aber gib es den Alten nur, nicht, dass die Kinder das vorher zu sehen kriegen!"

Ja, und so ging denn Bauer Hermes am andern Abend hin. Es schneite, und er dachte so für sich:
Nun bin ich der richtige Nikolaus. Es war aber noch nicht so ganz dunkel, die Felder lagen da so weiß, und auf den kleinen Tannen lag der dicke Schnee und auf den Ginstersträuchern auch, und als Bauer Hermes das kleine Haus durch die Bäume sah, und ein Fenster leuchtete von dem rötlichen Lampenlicht, da dachte er: Als wenn der Stall von Bethlehem da liegt. und so stampfte er denn mit seinen Stiefeln weiter durch den dicken Schnee.
Aber es kam doch etwas anders, als er sich gedacht hatte. Tupp, tupp, so klopfte er an die Tür und ging hinein. Da saß der Vater wieder am Ofen und sagte, als der Bauer Hermes guten Abend gesagt und gefragt hatte, wie es ginge, dass er jetzt viel wohler wäre - bloß so vor Weihnachten wäre doch nicht viel Geld mehr übrig geblieben, mit dem Christkindchen sollte es wohl dieses Jahr nicht viel geben. Aber auch die Kinder waren in der Küche. Eins zog sich gerade das Sonntagskleid an, und Karl war schon fertig, und als Bauer Hermes fragte: "Wo wollt ihr denn hin?" da sagten sie ihm:
"Wir gehen zu Mölder in den Saal, da ist Christfeier. Mutter will auch mit, die ist noch am Anziehen..."
Ja, das hatte Bauer Hermes vergessen, da wollte er auch noch hin, aber er hatte gemeint, es wäre erst am andern Abend, am Heiligen Abend, wie sonst doch auch immer. Und als er noch darüber nachdachte, da kam der kleine Ernst in die Stube und war am Weinen. Und der Vater sagte:
"Ja, Junge, ich kann daran nichts ändern." Und zu Bauer Hermes sagte er:
"Er muss zu Haus bleiben, wir haben keine Schuhe für ihn und auch kein ordentliches Zeug, die Schuhe muss Karl anziehen, der muss ein Gedicht sagen."
Und nun kommt das Schönste von der Geschichte:
"Du hast kein Zeug?" sagte der Bauer Hermes da. "Junge, zieh dich sofort aus!
Es ist jetzt fünf Uhr, da ist noch Zeit..." Und er packte sein Paket aus, und mittlerweile kam auch die Mutter herein, und er sagte:
"Nun zieht den Jungen mal an! Erst kommt das Hemd, da ist eins, dann die Unterhose, die ist hier... und was nun? Strümpfe? Da sind sie. jetzt die Schuhe...sind auch da. Passen sie auch?" Oh, sie passten gut. "Und nun? Da hast du einen ganzen Anzug, mein Junge... und oben drauf kommt noch eine Kappe. Nun seht den feinen Kerl!... du sollst doch zur Weihnachtsfeier gehen, das wollen wir doch mal sehen..." Er gab dann den andern auch die Sachen, die er für sie hatte - und er sagte nur, als er es mir erzählte, sie hätten doch alle solche Freude daran gehabt, und - wie der Junge sich gefreut hätte und wie seine Augen geleuchtet hätten und wie er so ein paar Mal aus tiefster Seele ganz stille für sich "ha, haaa" gesagt hätte, immer nur, "ha,haaa..."ja, es hätten ihnen allen die Tränen in den Augen gestanden. Und er hätte noch sagen müssen, dass es nun bald Zeit würde, sie hätten alle die Weihnachtsfeier beinahe vergessen. Und das wäre ja schon eine Weihnachtsfreude gewesen und für ihn die Allerschönste, die er je mitgemacht hätte.
Und er hat den kleinen Jungen an der Hand genommen und gesagt:
"Heute Abend gehst du mit mir, du bist heute Abend mein Junge." Und dabei hat er sich überlegt, dass seine Kinder doch nun alle groß wären und es doch schön wäre, so einen kleinen Jungen auf dem Hof zu haben, und dass er mit den Eltern reden wollte, dass der kleine Ernst zu ihm auf den Hof käme. Und das ist denn auch so geworden. Ernst kam, bis er vierzehn Jahre alt war, zu Bauer Hermes und hat es da gut gehabt.
Ja, und wer sich am meisten gefreut hat? Das kann man nicht wissen. Der Bauer hat sich gefreut, und die Eltern, und ich, und ihr alle freut euch, wenn ihr das lest... aber vielleicht doch am meisten hat sich der kleine Ernst gefreut, der zuerst soviel geweint hatte, weil er nichts Rechtes zum Anziehen hatte und nicht mit durfte. Und wie schön war es erst, als er mit den Geschwistern und den vielen anderen Kindern in dem großen Saal saß, wo die Kerzen brannten und wo alle zusammen sangen:

"O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit...."

ein Gast
20.12.2021, 07:21
Vor dem Fest gibt es Sonderkonditionen

Autor: Peter Benz

„Ehevermittlung - Trautes Heim” ist in der Jungferngasse in unserer Stadt von weitem in großen Lettern zu lesen.
Am Eingang des Hauses wurde ich darauf hingewiesen, dass die Vermittlung per Computer in nur zwanzig Minuten vonstatten geht.
Ich betrat den Computerraum.

„Vor dem Weihnachtsfest Sonderkonditionen“ war das Lockangebot.
Auf einem Hinweisschild war zu lesen:
„Werfen sie bitte 5 Zwei-Euro Münzen in den Automat. Anschließend tippen sie bitte ihre Rentenversicherungsnummer ein.”
Irrtümlicherweise gab ich eine Zahl verkehrt ein. „Sie sind verheiratet Bitte verlassen sie sofort dieses Haus!” ermahnte mich der Computer.
Beim zweiten Mal klappte es. Danach wurden mir über Bildschirm die verschiedensten Fragen gestellt. Die eine Fragestellung war mir direkt peinlich. Ich bestätigte die Zahl drei. „Soll die Partnerin ihren Eigenschaften entsprechen oder entgegengesetzte Charaktereigenschaften besitzen?” fragte mich der EVC 01.
EVC 01 ist die genaue Bezeichnung für den Ehevermittlungscomputer.
Mir fiel die Redewendung „Gegensätze ziehen sich an” ein. Sollten wir, wenn die Ehevermittlung klappt, eines Tages ein Kind haben mit den gleichen Eigenschaften wie wir? Nein! So fiel meine Entscheidung auf die entgegengesetzten Eigenschaften.
„Setzen sie sich bitte mit Fräulein Erna Rauschbach, Lupenstraße 3, in Zickenhorst in Verbindung”, riet mir der Computer.
Erna wird etwa 24 Jahre alt sein, dachte ich mir. Zu Hause zog ich mir rasch noch den grüngesprenkelten Anzug an. Auf der Treppe band ich mir dann schnell den gelben Schlips um und kaufte fix einige Rosen und ein kleines Adventsgeschenk.
Nun war ich an besagter Wohnungstür. Nach dem Klingeln öffnete eine alte Dame.
„Ist ihre Tochter oder Nichte zu sprechen?” fragte ich höflich.
„Ich bin Erna Rauschbach” entgegnete sie.
Die Verblüffung war auf meiner Seite, besonders ihres Alters wegen. Wir plauderten miteinander. Dabei erfuhr ich, wie es zu diesem Missverständnis kam. Sie besaß die entgegengesetzten Eigenschaften. Sollte ich mein Glück noch mal auf diese Art suchen, wähle ich keinesfalls die entgegengesetzten Daten.

ein Gast
20.12.2021, 15:28
Wundersame Weihnacht

Autor: Susanne Ulrike Maria Albrecht

Mit einem lauten Knall schlug Sebastian die Tür hinter sich zu. Wütend warf er die Jeansjacke in die Ecke seines Zimmers und ließ sich traurig aufs Bett fallen. Während er mit den aufsteigenden Tränen kämpfte, schaute er auf den beleuchteten Messingstern. Wie der Stern über Bethlehem strahlte dieser elektrisch beleuchtete Stern aus blank poliertem Messing in seinem Fenster.
9434
Seine Mutter hatte ihn dort angebracht und täglich steigerte er seine Vorfreude auf Weihnachten.
Morgen war Heiligabend und draußen fielen sogar die ersten Schneeflocken, alle Voraussetzungen für ein wunderschönes Weihnachtsfest waren gegeben, nur seine Mutter hatte ihm die Freude daran gründlich verdorben. Gerade heute beim Plätzchen backen hatte sie ihm mitgeteilt, dass er sich schon einmal mit dem Gedanken anfreunden müsse, dass sein Geschenk in diesem Jahr bei Weitem kleiner ausfallen würde als gewünscht. Bei dieser Ankündigung hatte sie Tränen in den Augen und erklärte ihm, dass sie als allein erziehende Mutter, deren Arbeitgeber die diesjährige Weihnachtsgratifikation gestrichen hatte, ganz besonders sparen müsse.
Sebastian wünschte sich ganz weit weg zu sein und wollte damit all diesen Ungerechtigkeiten, die ihm jetzt widerfuhren, entfliehen. Aber allem voran wollte er es seiner Mutter heimzahlen, ihr einen anständigen Denkzettel verpassen. Mit seinem Verschwinden würde er ihr sogar einen großen Dienst erweisen. Denn ohne ihn würde sie bestimmt viel besser zurechtkommen und müsste nicht jeden Cent zweimal umdrehen, dachte er zornig und erhob sich zu allem entschlossen von seinem Bett. Wenn er erst einmal nicht mehr da wäre, dann würde sie die Sache mit dem Geschenk und dem Sparen mehr als bitter bereuen.
Sebastian setzte sich an seinen Tisch, nahm ein Blatt Papier und fing an zu schreiben. Obwohl er noch nicht eingeschult war, konnte er bereits lesen und schreiben, was er seiner Mutter zu verdanken hatte und ihm jetzt zugutekam. Er wollte dorthin, wo sich der Weihnachtsmann das ganze Jahr über aufhielt mit all den bunten, schönen Sachen und Geschenken, die so groß waren, dass sie gar nicht eingepackt werden konnten. Solange er seinen Wunsch persönlich an den Weihnachtsmann richtete, kullerten seine Tränen aufs Papier und vermischten sich mit der Tinte. Nachdem er fertig geschrieben hatte, faltete er das Stück Papier zu einem Flugzeug, öffnete das Fenster mit dem Stern von Bethlehem und ließ es durch den dunklen Nachthimmel mit all den unzählbaren, lautlosen Schneeflocken gleiten. Erst als es nicht mehr zu sehen war, schloss er das Fenster und legte sich trotzig aufs Bett.
Der Duft der frisch gebackenen Plätzchen zog durch die ganze Wohnung und machte auch vor seinem Zimmer nicht halt. Obgleich sein Magen knurrte, wollte er standhaft bleiben und seiner Mutter die Zähne zeigen. Müdigkeit breitete sich über ihm aus, er schlief ein und wachte mitten im Traumland wieder auf. Ein wunderschöner, alles überstrahlender Engel nahm ihn bei der Hand und führte ihn an den Ort seiner Wünsche. Der Weihnachtsmann war derweil mit seinem voll gepackten Schlitten unterwegs, um all die vielen Geschenke pünktlich abzuliefern. Spielsachen, Musikgeräte, Bücher ... so weit das Auge reichte. Alles lag da, was Sebastians Herz begehrte. Aber sein besonderes Augenmerk galt dem Kleidungsstück, das direkt vor ihm lag.
Genau die Jacke, die er sich schon das ganze Jahr über sehnlichst gewünscht hatte und die er jetzt nicht erhalten sollte. Er nahm sie auf, zog sie an und tatsächlich passte sie wie angegossen. Sogar ein Spiegel stand plötzlich da, in dem er sich ausgiebig und freudestrahlend betrachten konnte. Ein wertvolles und wunderschönes Kleidungsstück von überaus langer Lebensdauer war dieser robuste Lammfellblouson im Fliegerstil. Für das Modell hatte man die Farbe Sand ausgewählt und mit Antik-Finish versehen, wodurch der Blouson noch authentischer wirkte. Mit durchgehendem Reißverschluss, zwei Schubtaschen, sportlichen Schließen seitlich am Bund sowie zwei Innentaschen mit Reißverschluss war er ein treuer Begleiter durch die kalte Jahreszeit. Sebastian hörte nicht nur die Worte des Verkäufers, sondern sah diesen geradewegs und zuversichtlich lächelnd hinter sich stehen, während er sich selber im Spiegel bewunderte. Dennoch verging ihm blitzartig die Freude an seinem schönen, teuren Geschenk, als ihm der Engel zeigte, wie traurig seine Mutter über sein Verschwinden war und sich aus Verzweiflung über den Verlust ihres über alles geliebten Sohnes von einer Brücke stürzte. Sebastian zog die Jacke aus und ließ sie achtlos auf den Boden fallen, während er mit tränenerstickter Stimme den Engel bat, ihn doch wieder nach Hause zu seiner Mutter zu bringen, die er mehr als alles und jeden anderen liebte. Der Engel nahm ihn gütig lächelnd bei der Hand und erklärte ihm, dass nur allein die Liebe das größte Geschenk im Himmel wie auf Erden sei. Es war Weihnachtsmorgen. Sebastian rieb sich den Schlaf aus den Augen und schaute durch das Fenster mit dem Bethlehemstern auf die einladende geschlossene Schneedecke. Bei dem Anblick des Sterns musste er sogleich an seine Mutter denken, die diesen so liebevoll an seinem Kinderzimmerfenster aufgehängt hatte. Beunruhigt und angsterfüllt schlich er auf der Suche nach ihr durch die Wohnung und fand sie glücklicherweise in der Küche vor. Dort war sie noch immer zugange, ganz leise zwar, um ihn nicht zu wecken. Und wieder stieg ihm der Duft der frisch gebackenen Plätzchen in die Nase. Die Tränen der Freude und Erleichterung liefen ihm bei ihrem Anblick über die Wangen. Wie immer wenn er sie sah, ging die Sonne für ihn auf. Er war Zuhause und seine über alles geliebte Mutter stand vor ihm. Rasch lief er zu ihr hin und umarmte sie wortlos. Sie zog ihn schweigend und verständnisvoll an sich. Sie brauchten keine Worte. Sie verstand ihn, so wie sie immer alles verstand. Sebastian fühlte sich glücklich und geborgen. Er hörte wieder die Stimme des wunderschönen, alles überstrahlenden Engels, der ihm ins Ohr flüsterte, dass nur allein die Liebe das größte Geschenk im Himmel wie auf Erden sei. Als sie am Abend von der Kirche zurückkamen und es Zeit war für die Bescherung, fand Sebastian unter dem Weihnachtsbaum den Lammfellblouson, den er sich so sehr gewünscht und den er in seinem Traum, oder war es gar kein Traum gewesen, so achtlos hatte zu Boden fallen lassen.
Hastig schlüpfte er in die Jacke und warf sich voll Dankbarkeit in die Arme, seiner nicht weniger überraschten Mutter.
Die kleinen goldfarbenen Glöckchen am Baum fingen leise an zu klingen und Sebastian wusste, dass er dieses wundersame Weihnachtsfest niemals vergessen würde.

ein Gast
21.12.2021, 05:12
ALDI oder NETTO...

Verfasser unbekannt


Wer gammelt so spät noch durch Sträucher und Tann?

Ich mag es nicht glauben, der Weihnachtsmann.

Sein Mantel ist rot und sein Bart nicht verschneit,

und für einen Schwatz hat er wohl eh keine Zeit.

Die Hände voll mit Tüten von Aldi und Netto,

und bestimmt hat der Alte auch noch andere Marken in petto.

Jetzt wird mir's auch klar und ich wundre mich nich,

das ich jedes Jahr von Aldi nen Schlafanzug krich.

Er schleppt sich kraftlos dahin durch Fichten und Tann

und es ist nicht mehr aus der Kindheit der Weihnachtsmann.

Denn der kam mit einen Schlitten und Rentier davor,

darauf einem Sack voll Spielzeug und Süßen und dazu sang ein Engelchor.

Der Weihnachtsmann aus der Kindheit war ein lustiger Mann,

doch der hier ist traurig man sieht es ihm an.

Er schleppt keinen Sack mehr mit kleinen Geschenken.

Nein, er hält duzende Plastetüten in seinen knorrigen Händen.

"He Alter", so sag ich ganz still vor mich hin,

"was ist nur aus Dir geworden, was ist des Weihnachtsfest Sinn?"

Da plötzlich dreht er sich zu mir um,

er macht einen Schritt auf mich zu und ich werde stumm.

Dann spricht er zu mir der alte Weihnachtsmann,

und es fällt ihm wohl schwer, man sieht es ihm an.

"Das Fest der Liebe ist es lange nicht mehr,

alle wollen viel Fressen und der Geschenke noch mehr.

Nur die teuersten Geschenke müssen es sein,

aber es gibt auch welche, für die kauf bei Aldi ich ein.

Die Menschen wurden undankbar, geldgeil und gierig

und sagt überhaupt einer Danke, dann klingt das schon schmierig.

Dabei gibt es anderswo viel Kummer und Leid.

Doch daran zu denken hat wohl keiner mehr Zeit.

Auch der Sinn des Christfest von einst ging verloren

wurde einst doch laut Bibel der Heiland geboren.

Doch besinnliche Weihnacht, das kannst Du heute vergessen,

erst Geschenke aufreißen dann kräftig fressen,

welch Kind singt heut noch ein Lied, wer kennt noch ein Gedicht

und nach dem Ursprung der Weihnacht frag ich lieber nicht.

Das heilige Fest wie wir einst es gedacht,

wurde lange schon durch Euch zum Konsumrauschfest gemacht.

Ich schleppe mich ab jedes Jahr mit den teuersten Geschenken

aber an den Ursprung der Weihnacht tut heut keiner mehr denken."

Und als seine Worte zu Ende er bringt,

eine Träne mehr über seine Wangen rinnt.

"Mach's besser, mein Freund" so ruft er mir noch zu,

dann verschwindet er zwischen den Bäumen im Nu.

Noch lange steh ich zwischen Fichten und Tann,

dann nehme ich meine Gedanken zusamm,

ich gehe nach Hause und für mich steht es fest

ich feiere dieses Jahr das alte Weihnachtsfest.

Wir werden zusammen sitzen unterm Tannenbaum

und ich erzähle meinen Kindern von einem Traum.

Von einem Traum eines alternden Mann

den dennoch jeder der will auch erfüllen kann.

Und wir werden der wahren Weihnacht gedenken

und uns nicht sinnlos mit Werten beschenken,

und singen die alten Lieder im Kerzenschein,

ja, und wer weiß, vielleicht kehrt der alte Weihnachtsmann dann bei uns ein.

Ich wünsche es mir und Euch allen von Herzen

eine frohe gesunde Weihnacht ohne Ärger und Schmerzen,

ohne viel Stress mit viel mehr besinnlicher Zeit, die Ohren macht auf, die Herzen macht weit.

Ich hoffe es wird ein Fest der Liebe und Freude denn dann,

und das sage ich Euch schon heute, gibt es irgendwo zwischen Sträuchern und Tann,

einen alten, aber glücklichen Weihnachtsmann.

ein Gast
21.12.2021, 11:30
Der Weihnachtsmann kommt in den Knast

Verfasser unbekannt
Erhalten von der "Notar- & Anwalts-Kanzlei Raabe"


Lieber guter Weihnachtsmann, 9439

jetzt ist`s soweit, jetzt bist du dran.

Mein Chef ist nämlich Rechtsanwalt.

Der klagt dich an, der stellt dich kalt.


Schon seit vielen hundert Jahren,

bist du nun durch das Land gefahren,

ohne Nummernschild und Licht.

Auch TÜV und ASU gab es nicht.


Dein Schlitten eignet sich nur schwer,

zur Teilnahme am Luftverkehr.

Es wird vor Gericht zu klären sein:

Besitzt du 'nen Pilotenschein?


Durch den Kamin ins Haus zu kommen,

9435

ist rein rechtlich streng genommen

Hausfriedensbruch - Einbruch sogar.

Das gibt Gefängnis, das ist klar.


Und stiehlst du nicht bei den Besuchern,

von fremden Tellern Obst und Kuchen?

Das wird bestraft, das muss man ahnden.

Die Polizei lässt nach dir fahnden.


Es ist auch allgemein bekannt,

du kommst gar nicht aus diesem Land.

Wie man so hört, steht wohl dein Haus

am Nordpol, so sieht es aus,

als kämmst du nicht aus der EU.

Das kommt zur Klageschrift dazu!


Hier kommt das Deutsche Recht zum Tragen.

Ein jeder Richter wird sich fragen,

ob deine Arbeit rechtens ist,

weil du ohne Erlaubnis bist.


Der Engel, der dich stets begleitet,

ist minderjährig und bereitet
9438

uns daher wirklich Kopfzerbrechen.

Das Jugendamt will mit dir sprechen!


Jetzt kommen wir zu ernsten Sachen.

Wir finden es gar nicht zum Lachen,

dass Kindern du mit Schläge drohst.

darüber ist mein Chef erbost.


Nötigung heißt das Vergehen

und wird bestraft, das wirst du sehen,

mit Freiheitsentzug von ein paar Jahren.

Aus ist's bald mit dem Schlittenfahren.

9436

Das Handwerk ist dir bald gelegt,

es sei denn dieser Brief bewegt dich,

die Kanzlei reich zu beschenken.

9437

Dann wird mein Chef es überdenken.

ein Gast
21.12.2021, 18:47
Es ist gar nicht so einfach, etwas Neues zu finden. x97

erhalten von der "reisenden Lady Brigitte"

So ändern sich die Zeiten...

Draußen schneit' s, es ist so weit,
begonnen hat die Weihnachtszeit.
Der Opa holt vom Abstellraum
den Weihnachtsschmuck und schmückt den Baum.

Sein Enkel hilft, so gut er kann
und freut sich auf den Weihnachtsmann.
Zum Schluss die Lämpchen dran noch schnell,
den Stecker rein, schon strahlt es hell.

Da wird der Opa nachdenklich.
Wie war das früher eigentlich?

Die Kerzen waren da noch echt,
aus Wachs mit Docht, das war nicht schlecht.
Der Enkel aber glaubt es kaum:
"Echte Kerzen an dem Baum???"

Die Zeit jedoch bleibt niemals steh' n
und fünfzig weit're Jahr' vergeh'n.
Der Enkel - längst erwachsen schon -
hat heute selbst ' nen Enkelsohn.
Und wieder schneit' s zur Weihnachtszeit.
Ja wieder mal ist es so weit.

Der Opa holt vom Abstellraum
wie jedes Jahr den Plastikbaum.
Sein Enkel hilft so gut er kann
und freut sich auf den Weihnachtsmann.
Der Christbaumschmuck wird angebracht.
Schon strahlt der Plastikbaum voll Pracht.

Da wird der Opa nachdenklich.
Wie war das früher eigentlich?

Da war der Weihnachtsbaum noch echt,
frisch aus dem Wald, das war nicht schlecht.
Der Enkel aber glaubt es kaum:
"Im Wohnzimmer ' nen echten Baum???"

Die Zeit bleibt doch auch jetzt nicht steh 'n
und nochmal fünfzig Jahr' vergeh 'n.

Der Enkel - längst erwachsen schon -
hat wiederum ' nen Enkelsohn.
Und schneit' s auch draußen noch so sehr,
das Weihnachtsfest, das gibt's nicht mehr.

Man holt nichts mehr vom Abstellraum
und hat auch keinen Weihnachtsbaum.
Der Enkel denkt auch nicht daran,
hat nie gehört vom Weihnachtsmann.
Auch vieles andre gibt's nicht mehr.
Die ganze Welt wirkt ziemlich leer.

Da wird der Opa nachdenklich.
Wie war das früher eigentlich?

Da feierte man wirklich echt
ein Fest mit Baum, das war nicht schlecht.
Der Enkel aber glaubt es kaum
und fragt erstaunt:

"Was ist ein Baum???"

ein Gast
22.12.2021, 07:19
Eine Geschichte...
geschrieben von Charlotte Cherete.

Was, wenn Weihnachten nicht vor 2021 Jahren, sondern heute stattgefunden hätte...

Wahrscheinliche Zeitungsschlagzeile:

Säugling in Stall gefunden -
Polizei und Jugendamt ermitteln, Schreiner aus Nazareth und unmündige Mutter vorläufig festgenommen !


BETHLEHEM, JUDÄA -
In den frühen Morgenstunden wurden die Behörden von einem besorgten Bürger alarmiert. Er hatte eine junge Familie entdeckt, die in einem Stall haust. Bei Ankunft fanden die Beamten des Sozialdienstes, die durch Polizeibeamte unterstützt wurden, einen Säugling, der von seiner erst 14-jährigen Mutter, einer gewissen Maria H. aus Nazareth, in Stoffstreifen gewickelt in eine Futterkrippe gelegt worden war.
Bei der Festnahme von Mutter und Kind versuchte ein Mann -der später als Joseph H., ebenfalls aus Nazareth identifiziert wurde- die Sozialarbeiter abzuhalten.
Joseph, unterstützt von anwesenden Hirten, sowie drei unidentifizierten Ausländern, wollte die Mitnahme des Kindes unterbinden, wurde aber von der Polizei daran gehindert.
Festgenommen wurden auch die drei Ausländer, die sich als "weise Männer" eines östlichen Landes bezeichneten. Sowohl das Innenministerium als auch der Zoll sind auf der Suche nach Hinweisen über die Herkunft dieser drei Männer, die sich anscheinend illegal im Land aufhalten. Ein Sprecher der Polizei teilte mit, dass sie keinerlei Identifikation bei sich trugen, aber in Besitz von Gold, sowie einigen möglicherweise verbotenen Substanzen waren. Sie widersetzten sich der Festnahme und behaupteten, Gott habe ihnen aufgetragen, sofort nach Hause zu gehen und jeden Kontakt mit offiziellen Stellen zu vermeiden.
Die mitgeführten Chemikalien wurden zur weiteren Untersuchung in das Kriminallabor geschickt.
Der Aufenthaltsort des Säuglings wird bis auf weiteres nicht bekanntgegeben. Eine schnelle Klärung des ganzen Falls scheint sehr zweifelhaft. Auf Rückfragen teilte eine Mitarbeiterin des Sozialamts mit:
"Der Vater ist mittleren Alters und die Mutter ist definitiv noch nicht volljährig. Wir prüfen gerade mit den Behörden in Nazareth, in welcher Beziehung die beiden zueinander stehen."
Maria ist im Kreiskrankenhaus in Bethlehem zu medizinischen und psychiatrischen Untersuchungen. Sie kann mit einer Anklage wegen Fahrlässigkeit rechnen. Ihr geistiger Zustand wird deshalb näher unter die Lupe genommen, weil sie behauptet, sie wäre noch Jungfrau und der Säugling stamme von Gott. In einer offiziellen Mitteilung des Leiters der Psychiatrie steht:
"Mir steht nicht zu, den Leuten zu sagen, was sie glauben sollen, aber wenn dieser Glaube dazu führt, dass - wie in diesem Fall - ein Neugeborenes gefährdet wird, muss man diese Leute als gefährlich einstufen. Die Tatsache, dass Drogen, die vermutlich von den anwesenden Ausländern verteilt wurden, vor Ort waren, trägt nicht dazu bei, Vertrauen zu erwecken. Ich bin mir jedoch sicher, dass alle Beteiligten mit der nötigen Behandlung in ein paar Jahren wieder normale Mitglieder unserer Gesellschaft werden können."

Zu guter Letzt erreicht uns noch diese Info:
Die anwesenden Hirten behaupteten steif und fest, dass ein großer Mann in einem weißen Nachthemd mit Flügeln auf dem Rücken (!) ihnen befohlen hätte, den Stall aufzusuchen und das Neugeborene zu seinem Geburtstag hoch leben zu lassen.
Dazu meinte ein Sprecher der Drogenfahndung:
"Das ist so ziemlich die dümmste Ausrede eines vollgekifften Junkies, die ich je gehört habe."

ein Gast
22.12.2021, 18:11
Gibt es einen Weihnachtsmann ?

Der folgende Briefwechsel zwischen Virginia O 'Hanlon und Francis P. Church stammt aus dem Jahr 1897.
Er wurde über ein halbes Jahrhundert - bis zur Einstellung der "Sun" 1950 - alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit auf der Titelseite der Zeitung gedruckt.

Die achtjährige Virginia aus New York wollte es ganz genau wissen. Darum schrieb Sie an die Tageszeitung "Sun" einen Brief:
Ich bin 8 Jahre alt. Einige von meinen Freunden sagen, es gibt keinen Weihnachtsmann. Papa sagt, was in der "Sun" steht, ist immer war. Bitte, sagen Sie mir:
Gibt es einen Weihnachtsmann?

Die Sache war dem Chefredakteur Francis Church so wichtig, das er selber antwortete - auf der Titelseite der "Sun":

"Virginia,
Deine kleinen Freunde haben nicht recht. Sie glauben nur was sie sehen; sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit Ihrem kleinen Geist nicht erfassen können. Aller Menschengeist ist klein, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt.
Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann.
Es gibt ihn so gewiss wie die Liebe und Großherzigkeit und Treue. Weil es all das gibt, kann unser Leben schön und heiter sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe!
Es gäbe dann auch keine Virginia, keinen Glauben, keine Poesie - gar nichts, was das Leben erst erträglich machte. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das Licht der Kindheit, das die Welt ausstrahlt, müsste verlöschen. Es gibt einen Weihnachtsmann, sonst könntest Du auch den Märchen nicht glauben.
Gewiss, Du könntest deinen Papa bitten, er solle am Heiligen Abend Leute ausschicken, den Weihnachtsmann zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme den Weihnachtsmann zu Gesicht - was würde das beweisen? Kein Mensch sieht ihn einfach so. Das beweist gar nichts.
Die wichtigsten Dinge bleiben meistens unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie. All die Wunder zu denken - geschweige denn sie zu sehen -, das vermag nicht der Klügste auf der Welt. Was Du auch siehst, Du siehst nie alles. Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönsten Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter.
Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal die Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann werden die Schönheit und Herrlichkeit dahinter zu erkennen sein.
"Ist das denn auch wahr?" kannst Du fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist wahrer und nichts beständiger.
Der Weihnachtsmann lebt, und er wird ewig leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie Dich und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen.

Frohe Weihnacht, Virginia".

Dein Francis Church.

ein Gast
23.12.2021, 05:09
Der Weihnachtsmuckel

von Petra Hoffmann

Ich stand in der Küche und schob gerade das dritte Blech in den Ofen.
Vanillekipferl und Berliner Brot lagen schon auf dem Rost zum Abkühlen.
Nun wollte ich noch Spritzgebäck backen.
Plötzlich hörte ich ein Geräusch im Hintergrund.
Ich drehte mich um und sah ein kleines Männlein gerade einmal einen halben Meter hoch, das auf einem Bein durch unsere riesige Küche hüpfte.
"Meine Güte", rief ich, "was hast Du mich erschrocken. Wer bist du und wo kommst Du her?"
"Ich bin ein Weihnachtsmuckel", antwortete das Männlein, "ich komme direkt vom Weihnachtsmarkt.
Einmal im Jahr darf ich vom Himmel zum Weihnachtsmarkt und anschließend noch zu irgendeiner Familie, welche ich mir aussuche.
Ich freue mich schon lange vor Weihnachten darauf, denn der Weihnachtsmarkt in eurer Stadt ist der Schönste den ich kenne.
So, und nun bin ich bei dir."
Ich war ganz sprachlos denn einem Weihnachtmuckel hatte ich nie zuvor gesehen.
"Komm", sagte ich, "setz dich und nimm ein paar von meinen leckeren Plätzchen."
"Nein", antwortet das Männlein, "ich hab es eilig denn ich muss zurück in den Himmel.
Du hast heute einen Wunsch frei, komm sag schnell was möchtest du."
Ich hatte also einen Wunsch frei, aber was sollte ich mir wünschen?

Ich hatte ja so ziemlich alles und außer "GESUNDHEIT" brauchte ich nichts.

"Gut", sagte ich, "dann wünsche ich mir ........... plötzlich wachte ich auf...............
Es war alles nur ein Traum denn ich hatte schon seit 4 Jahren keine Plätzchen mehr für meine Familie mehr gebacken.

An diesem Nachmittag duftete es in unsrer Küche nach "selbstgebackenen Plätzchen und Weihnachtsmuckeln."

Wann habt Ihr das letzte mal Plätzchen gebacken?

*****
Ein Rezept für:
Euro-Plätzchen

Zutaten:

250 g Butter
325 g Zucker
1 Pck. Vanillinzucker
350 g Mehl
2 Eßl. Kakaopulver
2 Eigelb
4 Tl. Weinbrand
200 g Vollmilch-Kuvertüre
50 g weiße Kuvertüre

Zubereitung:

Butter mit 125 g Zucker, Vanillinzucker, Mehl, Kakao, Eigelb und 2 Tl. Weinbrand verkneten. 30 Minuten kaltstellen. Teig zu Rollen mit 4 cm Durchmesser formen. Die Rollen mit dem übrigen Weinbrand bestreichen, im restlichen Zucker wälzen und zugedeckt 2 Stunden kalt stellen.
Elektro-Ofen auf 200° (Gas: Stufe 3) etwa 10 Minuten backen.
Abkühlen lassen.
Kuvertüren hacken, getrennt schmelzen.
Auf die Plätzchen mit einer Kuvertüre kleine Kreise spritzen, trocknen lassen.

Mit der anderen Kuvertüre ein € Zeichen darauf malen.

ein Gast
23.12.2021, 06:23
Natürlich sollte man(n) oder auch Frau, von den gezuckerten Rollen dünne Scheibchen abschneiden, diese dann auf ein Backblech legen und ca. 10 Minuten "goldgelb" backen....aber nicht so:
goldgelb !!
wie mein schwarzer Hut :wink:

ein Gast
23.12.2021, 13:32
Weihnachtsmann, meine schönste Rolle

von Jay Frankston

Es gibt nichts schöneres als den Traum der Kinder vom Weihnachtsmann.
Ich weiß es, denn ich habe ihn selbst oft geträumt. Aber ich bin Jude, und meine Eltern feierten Weihnachten nicht. Für alle anderen war es ein Fest, nur ich fühlte mich ausgeschlossen, weil ich nicht eingeladen war. Es ging mir nicht um die Spielsachen, sondern um den Weihnachtsmann und den Weihnachtsbaum.

Als ich dann verheiratet war und Kinder hatte, beschloss ich das versäumte nachzuholen. Ich fing mit einer mehr als zwei Meter hohen Tanne an, die über und über mit Lichtern und Lametta geschmückt war. Das war 1956, und wir lebten damals in New York. Meine Tochter Claire war erst 2 Jahre alt, aber sie schaute mit leuchtend Augen auf den Baum. Er strömte eine Behaglichkeit aus, die in allen Ecken des Hauses zu spüren war. Auf seiner Spitze steckte ich einen Davidstern, um meine jüdischen Gäste zu besänftigen, die an der Pracht Anstoß nahmen. Vor dem glitzernden Baum wurde mir warm ums Herz, denn nun fand das Fest in meinem Haus statt, und jedermann war dazu eingeladen.
Doch etwas fehlte noch, etwas Dickes, Rundes, Fröhliches mit Schlittenglöckchen und Hüh-Rufen.
Also kaufte ich einen leuchtendroten Stoff, aus dem meine Frau mir ein Kostüm nähte. Kissen machten meinen dünnen Körper füllig, und eine Maske mit Bart und wallendem weißen Haar ließ mich so echt aussehen, dass ein Kind wirklich an den Weihnachtsmann glauben konnte. Als ich in den Spiegel blickte, stand er leibhaftig vor mir:
der Weihnachtsmann meiner Kindheit. Ich lehnte mich zurück und schob den Kissenbauch vor. Meine Stimme wurde tiefer und klangvoller.
"Allen frohe Weihnachten."
Claire war fast vier und Danny noch nicht ein Jahr, als der Weihnachtsmann zum ersten mal zu uns kam.
Ehrfürchtig saßen sie da, und in ihren Augen konnte ich die Ausstrahlung und den Zauber dessen erkennen, der ich geworden war. Der Weihnachtsmann war etwas besonderes. Er verkörperte Güte und Sanftmut, und er machte auch ein bischen Angst. Zwei Jahre lang spielte ich den Weihnachtsmann für meine Kinder, zu ihrer Furcht und ihrem Entzücken und zu meiner reinen Freude.

Als sich das dritte Jahr dem Ende näherte, war der Weihnachtsmann in mir zu einer eigenen Persönlichkeit herangereift und brauchte ein größeres Betätigungsfeld. Daher suche ich für ihn nach einer Möglichkeit, wie er seine Aufgabe auch bei anderen Kindern erfüllen konnte.
Im November beobachtete ich ein kleines Mädchen, das sich zu einem Briefkastenschlitz hochreckte und sagte:
"Mutti, wird der Weihnachtsmann meinen Brief auch bestimmt bekommen?"
Meine Gedanken begannen zu kreisen. Was geschieht mit diesen Briefen? Ein Anruf bei der Postverwaltung beantwortete meine Frage. In der Abteilung für unzustellbare Briefe stapelten sich Tausende in riesigen Säcken.
Der Weihnachtsmann in mir machte ho! ho! ho!, und wir gingen zum Postamt.
Als ich in den Briefen herumstöberte, ließen mich die Wunschzettel und die Habgier so vieler verwöhnter Kinder etwas unbehaglich fühlen. In den meisten Briefen hieß es:
"Bring mir dies, bring mir das, bring mir jenes!"
Doch aus der Tiefe des Postsacks hörte der Weihnachtsmann in mir eine Stimme. So suchte ich weiter, bis ich auf einen Brief stieß, der mich aufrüttelte:
"Lieber Weihnachtsmann, ich bin ein elfjähriges Mädchen und habe zwei kleine Brüder und eine Schwester, die noch ein Baby ist. Letztes Jahr ist mein Vater gestorben, und meine Mutter ist krank. Ich weiß, dass viele noch ärmer sind als wir, und ich möchte nichts für mich. Aber könntest du uns nicht eine Decke schicken? Mutti friert nachts immer so."
Die Zeilen waren mit Suzy unterschrieben.
Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter.
Ich wühlte weiter in den Postsäcken und fand noch acht ähnliche Briefe mit Hilferufen aus tiefer Armut. Ich nahm sie an mich und schickte jedem Kind ein Telegramm:
"Habe Deinen Brief erhalten. Werde zu Dir kommen. Warte auf mich. Der Weihnachtsmann."
Ich wusste, dass es mir unmöglich war, alle Bedürfnisse dieser Kinder zu erfüllen. Doch wenn ich ihnen wenigstens etwas Hoffnung bringen und ihnen das Gefühl geben konnte, dass ihre Hilferufe nicht ungehört verhallen.....

Mit 150 Dollar machte ich mich auf den Weg, um Geschenke zu kaufen. Am ersten Weihnachtsfeiertag fuhr mich meine Frau von Haus zu Haus. In der Nacht hatte es geschneit, und auf den Straßen lag nun eine dicke weiße Puderschicht. Mein erster Auftrag führte mich in die Außenbezirke der Stadt. Peter Barski hatte in seinem Brief geschrieben:
"Lieber Weihnachtsmann, ich bin zehn Jahre alt und ein Einzelkind. Wir sind gerade erst hierhergezogen, und ich habe noch keine Freunde. Ich bin nicht traurig, weil ich arm, sondern weil ich einsam bin. Ich weiß, dass Du viele Leute besuchen musst. So frage ich gar nicht erst, ob Du zu mir kommen oder etwas mitbringen kannst. Aber könntest Du mir nicht einen Brief schreiben, damit ich weiß, dass es Dich gibt?"
"Lieber Peter", begann mein Telegramm. "Es gibt mich nicht nur, sondern ich werde auch an Weihnachten bei dir sein. Warte auf mich."
Das Haus, in dem Peter wohnte, war zwischen zwei hohen Gebäuden eingezwängt. Es hatte ein Wellblechdach und war eher eine Baracke als ein Haus. Mit einem Sack voller Spielsachen über der Schulter stieg ich die Stufen hinauf und klopfte an. Ein schwergewichtiger Mann öffnete die Tür.
"Boze moj", sagte er erstaunt auf polnisch, das bedeutet "mein Gott".
Dann hielt er die Hand vors Gesicht und stotterte:
"Bitte, der Junge..... in der Messe. Ich werde ihn holen. Bitte warten Sie.
" Er warf sich einen Mantel über, vergewisserte sich, dass ich warten würde, und lief die Straße hinunter.
Gut gelaunt blieb ich vor dem Haus stehen. Da bemerkte ich auf der anderen Straßenseite noch eine Baracke. An der Fensterscheibe konnte ich kleine schwarze Gesichter sehen, die mir zuwinkten. Schüchtern wurde die Tür geöffnet, und mehrere Stimmen riefen:
"Hallo, Weihnachtsmann!"
Ho! ho! ho! frohlockte es in mir, als ich hinüberging.
Eine Frau bat mich hinein, und ich folgte ihr. Drinnen waren fünf Kinder zwischen eins und sieben Jahren. Ich erzählte ihnen vom Weihnachtsmann und dem Geist der Liebe, der das Fest durchdringt. Als ich das zerrissene Geschenkpapier sah, fragte ich sie, ob ihnen die Gaben des Weihnachtsmanns gefielen.
Alle bedankten sich bei mir - für die Wollsocken, den Pullover und die warme Unterwäsche.
"Habe ich euch denn keine Spielsachen mitgebracht?"
Traurig schüttelten sie den Kopf.
"Hoppla, da ist wohl etwas falsch gelaufen", sagte ich. "Das müssen wir in Ordnung bringen." Weil ich wusste, dass wir noch Geschenke im Auto hatten, gab ich jedem Kind ein Spielzeug.
Das war ein Lachen und eine Freude, aber als der Weihnachtsmann wieder aufbrechen wollte, bemerkte er ein weinendes Mädchen.
Ich beugte mich zu ihm hinunter. "Was ist denn los?" "Ach, lieber Weihnachtsmann", schluchzte sie. "Ich bin so glücklich:"
Unter meiner Gummimaske liefen ebenfalls die Tränen.

Als ich auf die Straße trat, hörte ich Herrn Barski auf der gegenüberliegenden Seite:
"Panie, panie, prosze...mein Herr, mein Herr, bitte!"
Peter stand da und schaute, wie der Weihnachtsmann ins Haus trat.
"Du bist gekommen", sagte er. "Ich habe geschrieben, und....du bist gekommen."
Als er sich wieder gefangen hatte, sprach ich mit ihm über Einsamkeit und Freundschaft und gab ihm einen Chemiekasten und einen Basketball. Verwirrt bedankte er sich.
Seine Mutter fragte ihren Mann etwas auf polnisch.
Da meine Eltern Polen waren, spreche ich selbst ein bischen polnisch und verstehe das meiste. "Vom Nordpol", sagte ich auf polnisch. Sie sah mich erstaunt an.
"Sie sprechen polnisch?" "Natürlich, der Weihnachtsmann kann alle Sprachen", sagte ich und ließ sie fröhlich und verwundert zurück.

Als im folgenden Jahr die Weihnachtszeit näher rückte, spürte ich eine innere Aufregung und wusste, dass der Weihnachtsmann in mir zurückgekehrt war. So ging ich also wieder zum Postamt und las die herzzerreißenden Briefe. Ich hatte so viel Freude daran, den Weihnachtsmann zu spielen, dass ich in den folgenden Jahren weiterhin in seine Rolle schlüpfte.

Als Claire zehn Jahre alt war, gab sie mir ein Gedicht, das mit den Worten begann:
"An den Weihnachtsmann glaub' ich nicht mehr, aber lieben tu ich ihn sehr, weil's mein Vati ist. Ho! ho! ho!"
Nun wusste sie es also. Ich führte sie in mein Spielzeuglager im Keller und ließ sie im Laden des Weihnachtsmanns herumstöbern. Sie bekam ganz große Augen über all die vielen Sachen, las die Briefe, weinte mit mir und wurde eine wichtige Hilfe. Sie suchte Spielzeug aus und verpackte es.
Zwölf Jahre lang besuchte ich Kinder, lauschte auf ihre Schreie in ungeöffneten Briefumschlägen, beantwortete so viele Hilferufe wie möglich und ärgerte mich, dass ich nicht allen antworten konnte.
Allmählich sprachen sich meine Auftritte herum, und Spielzeughersteller schickten mir ganze Kisten mit Geschenken.
War ich anfangs in 20 Häusern gewesen, so wurden daraus 120 Besuche, von einer Tür zur anderen, in allen Ecken von New York, von Heiligabend bis zum Ende des ersten Weihnachtsfeiertags.

Bei meinem letzten Besuch vor ein paar Jahren wusste ich schon, dass es in der Familie vier Kinder gab, und war entsprechend vorbereitet. Das Haus war klein und bescheiden eingerichtet. Die Kinder hatten schon den ganzen Tag gewartet, immer wieder das Telegramm gelesen und ihrer skeptischen Mutter beteuert:
"Er kommt bestimmt, Mutti, er kommt bestimmt."
Auf mein Klingelzeichen geht die Tür weit auf. Alle greifen nach meinen Händen und halten sie fest.
"Hallo, lieber Weihnachtsmann. Wir haben es gewusst, dass du kommst." Die armen Kinder strahlen vor Freude und jauchzen. Ich nehme sie der Reihe nach auf den Schoß und erzähle Geschichten über die Freude, das Hoffen und Warten, und alle bekommen ein Spielzeug.
Während der ganzen Zeit steht ein fünftes Kind in der Ecke, ein hübsches Mädchen mit blondem Haar und blauen Augen. Ich wende mich an sie und sage:
"Du gehörst nicht zur Familie, oder?" Betrübt schüttelt sie den Kopf und flüstert:
"Nein."
"Wie heißt du denn?" frage ich.
"Lisa." "Und wie alt bist du?" "Sieben."
"Komm her, und setz' dich auf meinen Schoß." Sie zögert, aber dann kommt sie.
"Hast du zu Weihnachten etwas zum spielen bekommen?" frage ich. "Nein", sagt sie, und so hole ich eine wunderschöne große Puppe hervor. "Möchtest du diese Puppe?"
"Nein", sagt sie. Und sie kommt noch näher und flüstert mir ins Ohr:
"Ich bin Jüdin." Da stupse ich sie an und sage ganz leise:
"Ich bin auch Jude."
Lisa lächelt breit von einem Ohr zum anderen. Sie nimmt die Puppe, umarmt sie und läuft hinaus.
Ich weiß nicht, wer glücklicher ist, sie oder der Weihnachtsmann in mir.

Frohe Weihnachten, Ihnen allen.

ein Gast
23.12.2021, 20:31
Wie der kleine Weihnachtsengel glücklich wurde

von Fabian Lith


Als der kleine Weihnachtsengel erwachte, befand er sich in dem festlich geschmückten Zimmer. Er hing an einem Zweig des Christbaumes ganz in der Nähe einer dicken roten Glaskugel, und wenn er in die Höhe schaute, bis zur Spitze des Baumes, so gewahrte er dort den Weihnachtsstern. Dem kleinen Weihnachtsengel wurde ganz feierlich zumute. Er erlebte dieses alles ja zum ersten Male in seinem Leben; denn er war erst gestern gekauft worden.

"He! Wer sind Sie denn?" plärrte da eine Stimme durch den Raum.
Der Weihnachtsengel erschrak. "Ist jemand da?" fragte er. "Das will ich meinen", lautete die Antwort. "Schauen Sie einmal nach unten". Der kleine Weihnachtsengel folgte dieser Aufforderung und erblickte zu Füßen des Christbaumes einen großen, buntgekleideten Herrn mit einem entsetzlich breiten Mund.
“ Ich bin ein Weihnachtsengel", stellte sich der Weihnachtsengel vor.
"Und wer sind Sie?"
Der buntgekleidete Herr war empört über diese Frage. Er vertrat nämlich die Ansicht, jeder auf der Welt müsse ihn kennen.
"Na, hören Sie mal!" sagte er. "Kennen Sie etwa mich, den Nussknacker, nicht?
Ich bin eine der berühmtesten Persönlichkeiten aller Zeiten.
“Und bei diesen Worten klapperte er abscheulich mit seinem breiten Mund."
“Entschuldigen Sie vielmals", sagte der Weihnachtsengel.
"Ich habe Sie wirklich noch nie in meinem Leben gesehen." "Ich dachte es mir", erwiderte der Nussknacker. "Sie sehen auch ziemlich dumm aus, und arm scheinen Sie obendrein zu sein.
"Er wandte sich an einen Herrn, der neben ihm stand. "Was meinen Sie dazu, Herr Räuchermännchen?"
Das Räuchermännchen sah aus wie ein Nachtwächter. Es trug einen breitkrempigen Hut, einen langen Mantel, ein Nachtwächterhorn, und es paffte aus einer langen Großvaterpfeife.
"Mich geht das nichts an!" brummelte das Räuchermännchen und stieß eine dicke Rauchwolke von sich. "Aber wenn Sie mich fragen, so meine ich, ein wenig Farbe könnte nicht schaden.
"Der Nussknacker lachte laut auf. "Ja, sehen Sie mich an, meine prächtige Uniform!" rief er.
"Ein roter Rock mit goldenen Tressen, eine blaue Hose und ein herrlich langer Säbel. Auf meiner Brust erblicken Sie silberne und goldene Orden, und meine Mütze ist aus edlem Pelzwerk."
Da musste der kleine Weihnachtsengel dem Nussknacker recht geben. Er war wirklich ein schmucker Herr, der sich sehen lassen konnte.
Der kleine Weihnachtsengel hingegen trug nur ein schlichtes Hemdkleid, das ihm bis zu den Füßen reichte. Auf dem Rücken hatte er zwei Flügel, und das einzig Farbige an ihm waren seine rosa Bäckchen. Und das war nun wahrhaftig nicht viel. Der kleine Weihnachtsengel schämte sich, dass er so einfach gekleidet war, viel einfacher noch als das Räuchermännchen, das immerhin zum roten Mantel einen grünen Hut trug, das ein goldenes Horn besaß und eine braune Pfeife zum Räuchern. "Es ist wirklich traurig, wenn man so aussieht wie Sie", meckerte der Nussknacker, klapperte mit seinem breiten Mund, wackelte mit dem Kopf und fragte:
"Sind Sie wenigstens zu etwas nütze?"
Der Weihnachtsengel wusste nicht, was das ist, zu etwas nütze sein. Er musste es sich von dem Nussknacker erklären lassen. Zu etwas nütze sein, so erläuterte ihm der Nussknacker, das sei, wenn man eine gewichtige Aufgabe zu erfüllen habe, wie er zum Beispiel.
"Ich knacke nämlich Nüsse", sagte der Nussknacker und plusterte sich dabei gewaltig auf; denn er war der Meinung, Nüsse knacken sei überhaupt die wichtigste Beschäftigung der Welt. "Knacken Sie vielleicht auch Nüsse?" fragte er den Weihnachtsengel."
“ Nein", antwortete der Weihnachtsengel leise, "ich knacke keine Nüsse."
"Das war mir von Anfang an klar!" rief der Nussknacker. "Sie haben auch einen viel zu kleinen Mund." Er blickte triumphierend in die Runde, als suche er Beifall für seine Worte.
Aber nur das Räuchermännchen nickte mit dem Kopf und meinte, so einfach sei es eben nicht, zu etwas nütze zu sein. Und das Räuchermännchen fragte den Weihnachtsengel, ob er denn vielleicht räuchern und für einen guten Duft in der Weihnachtsstube sorgen könne.
Der Weihnachtsengel musste gestehen, dass er auch nicht zu räuchern verstehe.
"Dann können wir leider nicht mit Ihnen verkehren!" rief höchnäsig der Nussknacker.
"Wir unterhalten uns nur mit Leuten, die farbenprächtig gekleidet sind, wie es sich gehört, und die zu etwas nütze sind." Das Räuchermännchen nickte zu diesen Worten und stieß dicke Rauchwolken aus, während der Nussknacker mit dem breiten Mund klapperte.
Der Weihnachtsengel aber wurde sehr traurig. Er hatte es nie empfunden, dass er arm und gar zu schlicht gekleidet sei. Er hatte sich recht glücklich gefühlt in seinem langen weißen Kleid. Es war ihm auch nie bewusst geworden, dass man zu etwas nütze sein müsse. Aber natürlich, der Nussknacker und das Räuchermännchen hatten recht.
Was wollte er, der Weihnachtsengel, in der Weihnachtsstube? Er war nicht schön, wie alles ringsum, und da gab es nichts, wo er sich hätte nützlich machen können.
Eine winzige Träne kullerte dem kleinen Weihnachtsengel über das Gesicht. Er wandte sich hilfesuchend an den Nussknacker und fragte:
"Was soll ich tun? Was raten Sie mir?" Der Nussknacker lachte hämisch und sagte:
"Ich an Ihrer Stelle würde rasch zurückkehren in den Pappkarton, der auf dem Speicher steht."
Ehe aber der kleine Weihnachtsengel diesen bösen Rat befolgen konnte, öffnete sich die Tür der Weihnachtsstube. Der Vater trat ein, nahm ein Zündholz und steckte die Kerzen in Brand. Dann läutete er mit einer kleinen Porzellanglocke, und die Mutter kam mit den Kindern ins Zimmer. Alle sangen gemeinsam ein Weihnachtslied, und jedes der Kinder musste ein Gedicht aufsagen. Thomas aber, der Jüngste, blieb mitten in seinem Gedicht stecken.
Er hatte den neuen Weihnachtsengel im Baum entdeckt, und glücklich rief er:
"Oh, Mutti, ist der schön!"
Bums - machte es da. Der Nussknacker war vor Ärger umgefallen, und das Räuchermännchen verschluckte sich vor Schreck am Rauch und musste husten. Aber niemand kümmerte sich um sie.
Alle betrachteten den kleinen Weihnachtsengel. Dessen Wangen aber röteten sich vor Freude noch mehr. Er wusste nun, dass man nicht unbedingt bunt sein und mit seinem breiten Mund klappern muss.
Auch ein schlichter Weihnachtsengel ist schön. Thomas hatte es gesagt.
Und nützlich?
Na, ist es nichts, wenn einer einen kleinen Buben glücklich macht?

ein Gast
24.12.2021, 05:40
Der Engel der nicht singen wollte

von Werner Reiser

Als die Menge der himmlischen Heerscharen über den Feldern von Betlehem jubelte:
"Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden", hörte ein kleiner Engel plötzlich zu singen auf. Obwohl er im unendlichen Chor nur eine kleine Stimme war, machte sich sein Schweigen doch bemerkbar. Engel singen in geschlossenen Reihen, da fällt jede Lücke sogleich auf. Die Sänger neben ihm stutzten und setzten ebenfalls aus. Das Schweigen pflanzte sich rasch fort und hätte beinahe den ganzen Chor ins Wanken gebracht, wenn nicht einige unbeirrbare Großengel mit kräftigem Anschwellen der Stimmen den Zusammenbruch des Gesanges verhindert hätten.

Einer von ihnen ging dem gefährlichen Schweigen nach. Mit bewährtem Kopfnicken ordnete er das weitere Singen in der Umgebung und wandte sich dem kleinen Engel zu.

Warum willst du nicht singen?" fragte er ihn streng. Er antwortete:
"Ich wollte ja singen. Ich habe meinen Part gesungen bis zum "Ehre sei Gott in der Höhe". Aber als dann das mit dem "Frieden auf Erden unter den Menschen" kam, konnte ich nicht mehr weiter mitsingen. Auf einmal sah ich die vielen Soldaten in diesem Land und in allen Ländern. Immer und überall verbreiten sie Krieg und Schrecken, bringen Junge und Alte um und nennen das Frieden. Und auch wo nicht Soldaten sind, herrschen Streit und Gewalt, fliegen Fäuste und böse Worte zwischen den Menschen und regiert die Bitterkeit gegen Andersdenkende. Es ist nicht wahr, dass auf Erden Friede unter den Menschen ist, und ich singe nicht gegen meine Überzeugung! Ich merke doch den Unterschied zwischen dem, was wir singen, und dem, was auf Erden ist. Er ist für mein Empfinden zu groß, und ich halte diese Spannung nicht länger aus."

Der große Engel schaute ihn lange schweigend an. Er sah wie abwesend aus. Es war, als ob er auf eine höhere Weisung lauschen würde. Dann nickte er und begann zu reden:
"Gut. Du leidest am Zwiespalt zwischen Himmel und Erde, zwischen der Höhe und der Tiefe. So wisse denn, dass in dieser Nacht eben dieser Zwiespalt überbrückt wurde. Dieses Kind, das geboren wurde und um dessen Zukunft du dir Sorgen machst, soll unseren Frieden in die Welt bringen. Gott gibt in dieser Nacht seinen Frieden allen und will auch den Streit der Menschen gegen ihn beenden. Deshalb singen wir, auch wenn die Menschen dieses Geheimnis mit all seinen Auswirkungen noch nicht hören und verstehen. Wir übertönen mit unserem Gesang nicht den Zwiespalt, wie du meinst. Wir singen das neue Lied." Der kleine Engel rief: "Wenn es so ist, singe ich gerne weiter."

Der Große schüttelte den Kopf und sprach: "Du wirst nicht mitsingen. Du wirst einen anderen Dienst übernehmen. Du wirst nicht mit uns in die Höhe zurückkehren. Du wirst von heute an den Frieden Gottes und dieses Kindes zu den Menschen tragen. Tag und Nacht wirst du unterwegs sein. Du sollst an ihre Häuser pochen und ihnen die Sehnsucht nach ihm in die Herzen legen. Du musst bei ihren trotzigen und langwierigen Verhandlungen dabeisein und mitten ins Gewirr der Meinungen und Drohungen deinen Gedanken fallen lassen. Du mußt ihre heuchlerischen Worte aufdecken und die anderen gegen die falschen Töne misstrauisch machen. Sie werden dir die Türe weisen, aber du wirst auf den Schwellen sitzen bleiben und hartnäckig warten. Du musst die Unschuldigen unter deine Flügel nehmen und ihr Geschrei an uns weiterleiten. Du wirst nichts zu singen haben, du wirst viel zu weinen und zu klagen haben. Du hast es so gewollt. Du liebst die Wahrheit mehr als das Gotteslob. Dieses Merkmal deines Wesens wird nun zu deinem Auftrag. Und nun geh. Unser Gesang wird dich begleiten, damit du nie vergisst es, dass der Friede in dieser Nacht zur Welt gekommen ist."

Der kleine Engel war unter diesen Worten zuerst noch kleiner, dann aber größer und größer geworden, ohne dass er es selber merkte. Er setzte seinen Fuß auf die Felder von Betlehem. Er wanderte mit den Hirten zu dem Kind in der Krippe und öffnete ihnen die Herzen, dass sie verstanden, was sie sahen. Dann ging er in die weite Welt und begann zu wirken. Angefochten und immer neu verwundet, tut er seither seinen Dienst und sorgt dafür, dass die Sehnsucht nach dem Frieden nie mehr verschwindet, sondern wächst, Menschen beunruhigt und dazu antreibt, Frieden zu suchen und zu schaffen. Wer sich ihm öffnet und ihm hilft, hört plötzlich wie von ferne einen Gesang, der ihn ermutigt, das Werk des Friedens unter den Menschen weiterzuführen.

ein Gast
24.12.2021, 07:39
...weil Weihnachten ist, kommen heute ein paar Geschichten mehr x117

Was wir uns schenken werden

Autor: Ephraim Kishon

Damit Klarheit herrscht:
Geld spielt bei uns keine Rolle, solange wir noch Kredit haben. Die Frage ist, was wir einander zu den vielen Festtagen des Jahres schenken sollen. Wir beginnen immer schon Monate vorher an Schlaflosigkeit zu leiden. Der Plunderkasten "Zur weiteren Verwendung" kommt ja für uns selbst nicht in Betracht. Es ist ein fürchterliches Problem.

Vor drei Jahren, zum Beispiel, schenkte mir meine Frau eine komplette Fechtausrüstung und bekam von mir eine zauberhafte Stehlampe. Ich fechte nicht. Vor zwei Jahren verfiel meine Frau auf eine Schreibtischgarnitur aus carrarischem Marmor - samt Briefbeschwerer, Brieföffner, Briefhalter und Briefmappe, während ich sie mit einer zauberhaften Stehlampe überraschte. Ich schreibe keine Briefe. Vorheriges Jahr erreichte die Krise ihren Höhepunkt, als ich meine Frau mit einer zauberhaften Stehlampe bedachte und sie mich mit einer persischen Wasserpfeife. Ich rauche nicht.

Heuer trieb uns die Suche nach passenden Geschenken beinahe in den Wahnsinn. Was sollten wir einander noch kaufen?
Gute Freunde informierten mich, dass sie meine Frau in lebhaftem Gespräch mit einem Grundstücksmakler gesehen hätten. Wir haben ein gemeinsames Bankkonto, für das meine Frau auch allein zeichnungsberechtigt ist. Erbleichend nahm ich sie zur Seite: "Liebling, das muss aufhören. Geschenke sollen Freude machen, aber keine Qual. Deshalb werden wir uns nie mehr den Kopf darüber zerbrechen, was wir einander schenken sollen. Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen einem Feiertag und einem schottischen Kilt, den ich außerdem niemals tragen würde. Wir müssen vernünftig sein, wie es sich für Menschen unseres Intelligenzniveaus geziemt. Lass uns jetzt ein für alle Mal schwören, dass wir einander keine Geschenke mehr machen werden!"

Meine Frau fiel mir um den Hals und nässte ihn mit den Tränen der Dankbarkeit. Auch sie hatte an eine solche Lösung gedacht und hatte nur nicht gewagt, sie vorzuschlagen. Jetzt war das Problem für alle Zeiten gelöst. Am nächsten Tag fiel mir ein, dass ich meiner Frau zum bevorstehenden Fest doch etwas kaufen müsste. Als erstes dachte ich an eine zauberhafte Stehlampe, kam aber wieder davon ab, weil unsere Wohnung durch elf zauberhafte Stehlampen nun schon hinlänglich beleuchtet ist. Außer zauberhaften Stehlampen wüsste ich für meine Frau nichts Passendes oder höchstens ein Brillantdiadem - das einzige, was ihr noch fehlt.
Einem Zeitungsinserat entnahm ich die derzeit gängigen Preise und ließ auch diesen Gedanken wieder fallen.

Zehn Tage vor dem festlichen Datum ertappte ich meine Frau, wie sie ein enormes Paket in unsere Wohnung schleppte. Ich zwang sie, es auf der Stelle zu öffnen. Es enthielt pulverisierte Milch. Ich öffnete jede Dose und untersuchte den Inhalt mit Hilfe eines Siebes auf Manschettenknöpfe, Krawattennadeln und ähnliche Fremdkörper. Ich fand nichts. Trotzdem eilte ich am nächsten Morgen, von unguten Ahnungen erfüllt, zur Bank. Tatsächlich: Meine Frau hatte 260 Pfund von unserem Konto abgehoben, auf dem jetzt nur noch 80 Aguroth verblieben, die ich sofort abhob.

Heißer Zorn überkam mich. Ganz wie Du willst, fluchte ich in mich hinein. Dann kaufe ich dir also einen Astrachanpelz, der uns ruinieren wird. Dann beginne ich jetzt, Schulden zu machen, zu trinken und Kokain zu schnupfen. Ganz wie du willst. Gerade als ich nach Hause kam, schlich sich meine Frau, abermals mit einem riesigen Paket, durch die Hintertür ein. Ich stürzte auf sie zu, entwand ihr das Paket und riss es auf - natürlich. Herrenhemden. Eine Schere ergreifen und die Hemden zu Konfetti zerschneiden war eins. "Da - da!" stieß ich keuchend hervor. "Ich werde dich lehren, feierliche Schwüre zu brechen!" Meine Frau, die soeben meine Hemden aus der Wäscherei geholt hatte, versuchte einzulenken. "Wir sind erwachsene Menschen von hohem Intelligenzniveau", behauptete sie. "Wir müssen Vertrauen zueinander haben. Sonst ist es mit unserem Eheleben vorbei. "Ich brachte die Rede auf die abgehobenen 260 Pfund. Mit denen hätte sie ihre Schulden beim Friseur bezahlt, sagte sie.

Einigermaßen betreten brach ich das Gespräch ab. Wie schändlich von mir, meine kleine Frau, die beste Ehefrau von allen, so völlig grundlos zu verdächtigen. Das Leben kehrte wieder in seine normalen Bahnen zurück. Im Schuhgeschäft sagte man mir, dass man die gewünschten Schlangenschuhe für meine Frau ohne Kenntnis der Fußmaße nicht anfertigen könne, und ich sollte ein Paar alte Schuhe als Muster mitbringen. Als ich mich mit dem Musterpaar unterm Arm aus dem Haupttor drückte, sprang meine Frau, die dort auf der Lauer lag, mich hinterrücks an. Eine erregte Szene folgte. "Du charakterloses Monstrum!" sagte meine Frau. "zuerst wirfst du mir vor, dass ich mich nicht an unsere Abmachung halte, und dann brichst du sie selber! Wahrscheinlich würdest du mir auch noch Vorwürfe machen, weil ich dir nichts geschenkt habe ..." So konnte es nicht weitergehen. Wir erneuerten unseren Eid. Im hellen Schein der elf zauberhaften Stehlampen schworen wir uns, bestimmt und endgültig keine Geschenke zu kaufen.

Zum ersten Mal seit Monaten zog Ruhe in meine Seele ein. - Am Nächsten Morgen folgte ich meiner Frau heimlich auf ihrem Weg nach Jaffa und war sehr erleichtert, als ich sie ein Spezialgeschäft für Damenstrümpfe betreten sah. Fröhlich pfeifend kehrte ich nach Hause zurück. Das Fest stand bevor und es würde keine Überraschung geben. Endlich! Auf dem Heimweg machte ich einen kurzen Besuch bei einem befreundeten Antiquitätenhändler und kaufte eine kleine chinesische Vase aus der Ming-Periode.

Das Schicksal wollte es anders. Warum müssen die Autobusfahrer auch immer so unvermittelt stoppen. Ich versuchte die Scherben zusammenzuleimen, aber das klappte nicht recht. Umso besser. Wenigstens kann ich meine Frau keines Vertragsbruches zeihen.

Meine Frau empfing mich im Speisezimmer festlich gekleidet und mit glückstrahlendem Gesicht. Auf dem großen Speisezimmertisch sah ich, geschmackvoll arrangiert, einen neuen elektrischen Rasierapparat, drei Kugelschreiber, ein Schreibmaschinenfutteral aus Ziegenleder, eine Schachtel Skiwachs, einen Kanarienvogel komplett mit Käfig, eine Brieftasche, eine zauberhafte Stehlampe, einen Radiergummi und ein Koffergrammophon (das sie bei dem alten Strumpfhändler in Jaffa am Basar unter Der Hand gekauft hatte).

Ich stand wie gelähmt und brachte kein Wort hervor. Meine Frau starrte mich ungläubig an. Sie konnte es nicht fassen, dass ich mit leeren Händen gekommen war. Dann brach sie in konvulsivisches Schluchzen aus:
"Also so einer bist du. So behandelst du mich. Einmal in der Zeit könntest du mir eine kleine Freude machen - aber das fällt dir ja gar nicht ein. Pfui, pfui, pfui. Geh mir aus den Augen. Ich will dich nie wieder sehen ..."

Erst als sie geendet hatte, griff ich in die Tasche und zog die goldene Armbanduhr mit den Saphiren hervor.
Kleiner dummer Liebling.

ein Gast
24.12.2021, 07:45
Der kleine Schutzengel

von Sieglinde Breitschwerdt

Sehnsüchtig sah Emanuel zu, wie wieder viele Engel die Himmelsleiter hinabstiegen. Sie beeilten sich, wollten rechtzeitig an Ort und Stelle sein, um die Neugeborenen zu beschützen.
"Ach, was würde ich dafür geben, wenn ich auch ein Schutzengel sein dürfte", seufzte er. "Aber ich habe ja noch nicht einmal Flügel!"
"Emanuel, komm zu mir!" rief Erzengel Gabriel. Er nahm den Kleinen an die Hand und führte ihn zur himmlischen Kleiderkammer. Weiße Gewänder, Flügelpaare und Heiligenscheine wurden dort aufbewahrt.
Gabriel suchte für ihn ein passendes Gewand, Flügelchen und einen Heiligenschein aus. Er half ihm beim Anziehen, steckte die Flügelchen fest und sagte:
"So mein Kleiner, jetzt bist du ein Schutzengel!"
Emanuel hüpfte vor lauter Freude im Kreis und fragte aufgeregt: "Wohin schickst du mich?"
Gabriel zeigte in die Ferne. Am Himmel leuchtete ein wunderschöner Stern mit einem langen silbernen Schweif: "Folge immer diesem Stern, solange, bis er stehen bleibt. Dort wird heute Nacht ein neuer, großer König geboren! Er wird für alle Menschen der König des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung sein!"
Ein König, dachte Emanuel und ihm wurde ganz bange:
"Braucht ein großer König nicht auch einen großen Schutzengel?"
Der Erzengel lächelte und drückte ihm sanft den Heiligenschein aufs Haupt: "Nein, nein! Ein kleiner König und ein kleiner Engel passen gut zusammen!"
Wenig später kletterte Emanuel die Himmelsleiter hinab und folgte immer dem großen Stern.
Ich werde auf meinen König gut aufpassen, dachte er. Wehe, wenn ihm einer etwas tut, dann verhau' ich ... Erschrocken hielt er inne. Ein richtiger Engel durfte so etwas nicht einmal denken.
Hin und wieder schaute er zum Himmel. Er bemerkte, dass der Stern allmählich langsamer wurde. Erstaunt blickte er sich um. Nirgends sah er einen Palast, oder wenigstens ein großes vornehmes Haus?
Er kam durch ein kleines Dorf. Die meisten Häuser waren alt und verfallen, in denen nur arme Leute wohnten.
Neben einem Gasthof stand ein Stall; über ihm blieb der Stern stehen.
Geduldig wartete er darauf, daß der Stern weiterwandern würde. Aber nichts geschah.
Oh mein Gott, durchfuhr es ihn, ich bin dem falschen Stern gefolgt! Vielleicht habe ich mich verlaufen? Ratlos setzte er sich nieder.
Da fiel ihm der kleine König ein, den er beschützen sollte.
Emanuel war so traurig, dass er bitterlich weinte.
Plötzlich fühlte er etwas Weiches an seinem Knie. Ein Schaf rieb sein Köpfchen daran. "Warum bist du so traurig, kleiner Engel?" fragte es.
"Ich habe mich verlaufen!" schluchzte er.
"Verlaufen?" blökte das Schaf verwundert.
Er nickte.
"Irgendwo wird ein neuer König geboren, und nun hat er keinen Schutzengel, weil ich den Palast nicht finden kann!"
Emanuel nahm den Zipfel seines Gewands und schneuzte sich.
"Im Stall wird auch ein Kind geboren! Aber das sind sehr arme Leute!" mähte das Schaf. "Sie kamen mit einem Esel aus einer fernen Stadt!"
Emanuel sah sich um. Er entdeckte auch keinen anderen Engel.
Er streichelte dem Schaf über das Köpfchen und murmelte: "Das arme Kind. Kein Schutzengelchen weit und breit!"
"Dann beschütze doch du das Kind!" schlug das Schaf vor. "Arme Leute haben es nicht leicht im Leben!"
Er nickte. Das Schaf hatte recht. Der kleine Engel stand auf und ging in den Stall. Ein Ochse und ein Esel lagen im Stroh.
Ein älterer Mann stand neben seiner junge Frau, die ihr Kind in die Krippe legte. Emanuel trat näher und sah sich das Neugeborene genauer an. Es war ein hübscher kleiner Junge.
Plötzlich hörte er Räderknirschen, Hufgetrampel und Gewieher; dem folgten Fanfarenstöße und Herolde riefen: "Macht Platz für die Könige!"
Prunkvoll geschmückte Pferde und Kamele hielten vor dem Stall.
Drei Könige in kostbare Gewänder gehüllt, mit goldenen Kronen auf ihren Häuptern, betraten den ärmlichen Raum. Sie beglückwünschten die Eltern zur Geburt ihres Kindes und überreichten Gold, Weihrauch und Myrrhe. Es waren Geschenke für das Neugeborene.
Sie knieten vor der Krippe nieder und jeder König küsste dem kleinen Jungen das Händchen.
Wenig später kamen Hirten. Als sie das Kind in der Krippe sahen, gaben sie ihm alles, was sie hatten:
Brot und Käse, Früchte und Wein, dann knieten auch sie nieder.
Ehrfurchtsvoll und staunend hatte Emanuel alles beobachtet.
Sein kleiner Schützling musste schon etwas Besonderes sein, wenn Könige wie Hirten gleichermaßen vor ihm niederknieten.
Er beugte sich etwas vor - und das Kind lächelte ihn an.
Ich habe mich doch nicht verlaufen, dachte der kleine Schutzengel überglücklich.
Ich bin auch nicht dem falschen Stern gefolgt. Er ist der neue große König, der König des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung, und ich... ich ... ich darf ihn beschützen!

ein Gast
24.12.2021, 09:43
Papa, erzähl mir vom Himmel

Verfasser unbekannt



Märchen beginnen normal immer mit „ Es war einmal“

Meine heutige Weihnachtsgeschichte, nicht. Denn diese Geschichte kann jedes Jahr und überall geschehen, aber eben nur, in der Weihnachtszeit.

Ein Vater hatte gerade seine kleine Tochter vom Kindergarten abgeholt und wie jeden vorangegangenen Tag fragte Klein Anna auch heute:

„ Papa wie oft muss ich noch schlafen bis das Christkind kommt ?“

„ Du kannst es ja heuer überhaupt nicht erwarten, aber ich sage es dir,

einmal noch schlafen und dann kommt das Christkind !“

„ Einmal noch! Nur noch heute ? Dann kommt das Christkind mit all den Päckchen ?

Glaubst du dass es meinen Wunschzettel gefunden hat ?“

„ Er war weg !“ „ Ja du weisst wie oft bei mir ein Spielzeug weg ist

und das hat auch nicht das Christkind geholt !“

„ Anna das ist doch ganz was anderes, deine Spielsachen tauchen alle wieder einmal auf, unterm Bett, im Kasten oder sonst wo !“

„ Und Mama? Hat die auch das Christkind geholt ?“

„ Wie kommst du auf das ??“ „ Na ja wegen dem Wunschzettel, den hat doch das Christkind geholt, dann hat sie vielleicht auch die Mama.....

„ Ja das kann man auch so sagen, Mama ist im Himmel und das Christkind auch!“

„ Papa du schreibst doch Bücher und Geschichten hast du auch eine über den Himmel!“

„ Nein, aber ich werde dir heute vor dem einschlafen eine Geschichte über den Himmel erzählen, aber jetzt lass uns erst mal nach Hause gehen“

Hand in Hand ging Vater und klein Anna die Straße entlang, überall in den Fenstern

sah man schon Weihnachtsbeleuchtungen, in manchen Vorgärten standen beleuchtete Tannenbäume.

Klein Anna plapperte ununterbrochen,

„ Nur noch einmal schlafen“ „ Nur noch einmal schlafen“

und der Vater überlegte sich die ganze Zeit was er über den Himmel erzählen sollte.

Zu Hause war es schön warm, überall standen Adventsachen, kleine Engel als Kerzenleuchter, Weihrauchhäuschen, ein Adventkranz hing von der Decke und auch eine Krippe durfte nicht fehlen.

Klein Anna lief sofort in ihr Zimmer, denn sie hatte in der Früh vergessen das 23zigste Türchen vom Advent - Kalender aufzumachen.

„ Papa ein Schokolade – Stern! Darf ich noch naschen?“ „ Nein erst nach den Abendessen“

„ Zu spät! Er war so weich, dass ich ihm nicht mehr halten konnte!“

„ Anna, man darf doch zu Weihnachten nicht lügen!“ „ Sonst schon?“ „ Anna bitte geh jetzt Hände waschen und komm essen!“

„ Okay, aber vergiss nicht, du hast mir versprochen eine Geschichte über den Himmel zu erzählen“

Während des Essens und auch als Anna badete überlegte der Vater:

“Was soll ich über den Himmel erzählen? Vielleicht vergisst sie? Oder mir wird schon was einfallen“

Nach dem Baden wollte Anna unbedingt noch das Video vom „Rudolf das Rentier“ sehen der Vater verzichte zum zwanzigsten mal auf die Abendnachrichten, denn so oft hatten sie sich heuer schon den „Rudolf“ angeschaut. „ Aber dann ins Bett“ „ Und nur noch einmal schlafen!“

Als der Film zu Ende war lief Anna zum Fernseher drückte die Austaste, lief zurück zum Vater, kuschelte sich an Ihn und sagte:
„ Und nun noch die Geschichte vom Himmel!“

„ Nun gut, der Himmel ist ganz, ganz weit oben, manchmal ist er ganz blau mit kleinen weißen Wolken und in der Nacht, sind Sterne und der gute alte Mond, Papa das weiß ich doch, Ich will nicht wissen AM Himmel ich möchte was wissen IM Himmel“

„ Aha, na gut, im Himmel ist jetzt irrsinnig viel los das Christkind hat alle Wunschzettel eingesammelt und abgeliefert. Jetzt sind alle Engel beschäftigt die Kinderwünsche zu erfüllen.“

„Die Mama ist ja auch im Himmel, ist sie auch ein Engel?“ „ Aber ja mein Liebes, sie ist Dein Schutzengel „ „Dann hat sie auch meinen Wunschzettel gelesen?“

„ Aber sicher, du wirst sehn morgen Abend unter den Weihnachtsbaum werden alle deine Wünsche erfüllt sein.

Heute Nacht wird aber noch gearbeitet, gebastelt und genäht, gehämmert und geklopft und das so laut, dass davon Frau Holle aufwacht und ihre Betten schüttelt dass es auch so richtig weihnachtlich auf Erden wird. Mama hat den Schnee so geliebt, sie war dann wieder wie ein Kind und dann kam die Krankheit und dann waren nur noch wir zwei.“

Und der Vater erzählte noch soviel vom Himmel, dass er gar nicht gleich merkte, dass Anna schon eingeschlafen war.

Er brachte sie ins Bettchen und verließ ganz leise das Kinderzimmer. Dann holte er den Wunschzettel und überprüfte nochmals alle Geschenke. Bei den Päckchen mit der Puppe, die weinen und Mama sagen kann, wechselte er den Anhänger nochmals aus. Statt "Vom Christkind" schrieb er „Von Deiner Mama“ und er merkte gar nicht dass unter den Tränen die Tinte zerrann.

Da er innerlich so aufgewühlt war und sicher noch nicht schlafen konnte,

setzte er sich an die Schreibmaschine und schrieb:

„ Papa, erzähl mir vom Himmel“.

ein Gast
24.12.2021, 12:13
Wie die drei Waisen aus dem Morgenlande-es allen Schwierigkeiten zum Trotze doch noch rechtzeitig bis zum Stall in Bethlehem schafften.

von Sybille Mertens

Die fetten Kamele jaulten gequält auf, und der Galoppometer zitterte bedenklich um die 60-Meile-Marke. Quietschend gingen die hellbraunen Trampeltiere in die Steilkurve der Wüstenpiste.
"Balthasar", mahnte Kaspar, der auf dem zweiten Kamel saß, zum x-ten Male den Vorreiter, "gib mehr Stoff. Wir schaffen's sonst nie! Das wird ein Riesenreinfall!"
Balthasar grinste müde und presste den Treibschenkel fester in die Weichen seines Reittieres. "Hast wohl schiss, Alter, was?"
"Mann", erwiderte Kaspar, "das hat doch nix mit Schiss zu tun. Ist nur 'ne Überlebensfrage. Ich möchte gern in die biblische Weihnachtsgeschichte eingehen. Er ist jetzt ganz dicht vor uns. Siehst du ihn?"
Er deutete auf den blendend blauen zuckenden Stern, der groß jenseits des Grenzübergangs zu sehen war.

9444

"Seh' ich doch locker ohne Pupille", erklärte Balthasar und gab seinem Kamel so heftig die Peitsche, dass dieses mitten im Galopp einen ungetümen Satz macht, der Balthasar fast aus den Höckern gehauen hätte.
Melchior, der Schlussmann der kleinen Karawane, sagte gar nichts, obwohl er genauso wie Kaspar dachte, sondern keuchte nur schwer. Der lange Ritt nahm ihn körperlich mit.
Nur wenige Stadien vor ihnen und etwa 120 Klafter tiefer leuchteten zahlreiche Lichter in der Dunkelheit. Vor einer knappen halben Stunde bereits hatten sie die beiden Schilder mit den Hinweisen "Noch 15 Meilen bis Bethlehem" und "Zum Toten Meer rechts einordnen" passiert.
Unumstößliche Tatsache war, dass die Zeit drängte. Den Vorhersagen und ihren eigenen, gemeinhin recht zuverlässigen Berechnungen nach, musste es jeden Augenblick passieren. Ein Indiz dafür war, dass der blendend blaue Stern intensiver zuckte und pulste, gerade so, als litte er unter himmlischen Wehen und sei kurz vorm Kreißen.
Unvermittelt sahen sich die drei Weisen, die interessanterweise auch noch Waisen waren - was sinnigerweise nicht überliefert wurde -, nach dem Überreiten einer Wanderdüne mit einem Meer lodernder Fackeln konfrontiert, die drei gewaltigen, gesenkte Schlagbäume, eine ebensolche Anzahl von Wachhäuschen sowie eine daneben befindliche Wachstation erleuchteten.
"Willkommen in der Zählstadt Bethlehem, Kreis Judäa!" stand da in lateinischen und:

áøåëéí äáàéí ìòéø äñôéøä áéú ìçí, îçåæ éäåãä

hebräischen Buchstaben auf einem Schild.
Und auf einem anderen:
"Achtung! Noch zwei Stadien bis zur Grenze! Ausweispapyri bereithalten!"

úùåîú ìá! òåã ùðé àöèãéåðéí ìâáåì! úëéï ôôéøåñ!"

Der Andrang der Menschenmassen an Schlagbäumen und Wachstation war unglaublich. Ein akustischen Gewölk von Geschrei, Gewieher, Gejaule, Gesumm und Gebrumm empfing die drei herangaloppierenden Weisen.
Ohne Vorankündigung zügelte Balthasar sein Kamel. In letzter Sekunde nur konnten Kaspar und Melchior ein Aufreiten verhindern, indem sie seitlich auswichen.
Die beiden fluchten unschön und schauten ihren Vorreiter vorwurfsvoll fragend an.
"Da kommen wir doch nie durch! Machen wir lieber kehrt!" meinte Balthasar resignierend, was überhaupt nicht zu seiner Art paßte.
"Wieso?" wollte Melchior wissen.
"Na, sieh dir doch mal die Warteschlange an!" Balthasar deutete auf den rechten Schlagbaum, neben dem das Schild "Morgenländer hier einreiten!" stand, und die davor befindliche Schlange. "Bis wir abgefertigt sind, ist alles vorbei!"
"Oh, ja", meinte Melchior betrübt und senkte zerknirscht sein turbangekröntes Haupt. "Das hätten wir natürlich vorhersehen müssen."
"Ich hab's vorhergesehen", erklärte Kaspar beschwichtigend, "und deshalb Vorsorge getroffen. Lasst mich nur machen."
Er griff in eine seiner Satteltaschen und entnahm ihr drei große Umhängeschilder, auf denen in Hebräisch und Lateinisch "VIP" geschrieben stand. Zwei davon reichte er seinen Begleitern. "Hängt sie euch um."
Balthasar und Melchior wechselten einen erstaunten Blick, befolgten aber Kaspars Anweisungen, der sich nunmehr an die Spitze der kleinen Karawane setzte und auf besagten Schlagbaum zutrabte.
Im Vorbeireiten sahen die drei, dass die Warteschlange an dem mit "Römer hier einreiten" beschilderten Durchlass am kürzesten, die an dem mit "Judäer hier einreiten" markierten am längsten war.
Die Massen wichen zunächst mürrisch und erbost, dann aber ehrfurchtsvoll beiseite, als sie erkannten, was auf den Schildern der drei Weisen stand, die an ihnen vorbeidrängten.
"Heil, Augustus! Halt!" brüllte der römische Legionär neben dem Schlagbaum und hob drohend seinen Speer. "Vordrängeln gibt's nicht! Stellt Euch an, wie alle anderen auch!"
Kaspar deutete mit gewichtiger Miene auf sein "VIP" Schild. "Heil, Augustus! Könnt Ihr nicht lesen, guter Mann?" fragte er.
"Natürlich", erwiderte der Angesprochene gekränkt, doch zugleich sichtlich beeindruckt. "Das muss ich wohl übersehen haben. Verzeiht."
"Schon gut, schon gut". Kaspar winkte ab. "Dürfen wir passieren?"
"Die Formalitäten müsst Ihr schon über Euch ergehen lassen, edle VIP-Herren", erwiderte der Legionär nunmehr freundlicherer Miene. "Habt Ihr die Papyri zur Hand? Welches ist der zweck Eures Besuches? Seid Ihr beruflich oder als Touristen hier? Habt Ihr anmeldepflichtige Waren bei Euch?" Er schaute die drei Weisen fragend an.
Die reichten ihm zunächst ihre Ausweispapyri.
"Ah", meinte der Legionär, nachdem er einen kurzen Blick darauf geworfen hatte, "interessant. Bei Euch allen ist die Berufsbezeichnung "Weiser aus dem Morgenlande" eingetragen". Er musterte die drei plötzlich unterwürfig. "Seid Ihr etwa diese berühmten Wahrsager...?" Er beendete den Satz nicht, sondern geriet ins Sinnen.
"Aber gewiss doch, guter Mann", sagte Balthasar ungeduldig. "Es steht ja da. Nun lasst uns endlich passieren. Wir sind in Eile!"
Der Legionär reichte ihnen langsam die Papyri zurück und stützte sich auf seinen Speer "Ihr wisst gewiss, edle Herren", meinte er dann. "dass - VIP hin, VIP her - hier Rom das Sagen hat. Ich muss also auf der Einhaltung der Einreiseformalitäten bestehen."
"Na schön", erklärte Kaspar. "Zweck unseres Besuches ist die Anbetung eines Kindes mit gleichzeitiger Übergabe von Geschenken. Woraus sich wohl von selbst ergibt, dass wir aus beruflichen Gründen hier sind. Und anmeldepflichtige Waren haben wir nicht. Genügt das als Auskunft?"
"Geschenke?" Der Legionär runzelte die Stirn. "Und doch keine anmeldepflichtigen Waren? Hmm!"
Er lehnte seinen Speer ans Wachhäuschen, nahm den Helm ab und kratzte sich ebenso verunsichert wie verlegen den Schädel.
"Wenn Ihr's genau wissen wollt", meldete sich ungehalten Balthasar, der wieder ganz der alte war, zu Worte, "wir führen nur die üblichen zollfreien Mengen von Weihrauch, Myrrhe und Gold mit. Überzeugt Euch doch selbst, wenn Ihr uns nicht glaubt! Macht schon, denn sonst werden wir bei Eurem Vorgesetzten eine Beschwerde einreichen, die Euch ein halbes Jahr Galeere einbringen kann, wie Ihr Euch wohl denken könnt".
Der Legionär verneigte sich und griff zur Kurbel des Schlagbaums um diesen hochzudrehen.
"Verzeiht, verzeiht, edle Herren! Natürlich dürft Ihr passieren!" rief er. "Ich dachte nur, dass Ihr, da Ihr so weise seid, einem bescheiden besoldeten Legionär einen heißen Tipp geben könntet"; fügte er hinzu und sah die drei Weisen fast flehentlich bittend an, die ihre Kamele zu treiben begannen.
"Was für ein Tipp?" fragte Melchior, der sich wieder ans Ende der kleinen Karawane gesetzt hatte, in einem aufwallenden Gefühl von Mitleid für den römischen Besatzer.
"Ich wüsste gern die Lottozahlen der Weihnachtsausspielung", sagte der Legionär. "Wenn ich sechs Richtige hätte, könnte ich endlich in Pension gehen. Am Tag vor Heiligabend ist Annahmeschluss".
Melchior hielt sein Kamel an. "Wenn's weiter nichts ist." Er schaute zu dem blendend blauen zuckenden Stern hinüber, der jetzt über einem abbruchreifen Stall verweilte, und schloss kurz die Augen. "Die sechs Gewinnzahlen für Euch zum Mitschreiben", meinte Melchior dann gönnerhaft und fuhr fort: "Sieben, acht, neun, zehn, zwölf, vierundzwanzig. Und die Zusatzzahl ist Null."
"Ich danke Euch, edler Herr", jauchzte der Legionär überschwenglich, der die Zahlen eifrig notiert hatte, dieweil Melchior seinem Kamel die Sporen gab. "Das werde ich Euch nie vergessen!"
"Melchior!!!" brüllten Kaspar und Balthasar, die schon weitergeritten waren, unisono, "Nun komm endlich!"
"Ich komme ja schon", rief Melchior ihnen zu." Und an den Legionär gewandt sagte der im Angalopp: "Dankt mir lieber nicht, guter Mann. Annahmeschluss war nämlich gestern.

Heute ist Heiligabend !"

*****
Liebe Leser...

... es ist so weit, diese etwas spaßigen Weihnachtsgeschichte, soll für dieses Jahr meine letzte gewesen sein.

Noch ein Hinweis:
im Durchschnitt waren es täglich ca. 80 “Hits” -die ich allerdings mit Leser bezeichne- die in diesem “Weihnachten”-Thread gelesen haben.
Alle gepostet Beiträge, -”wurden im www ausgegrabenen", deshalb wird so manch einer von euch, die eine oder andere Geschichte schon gekannt haben.
Ich hoffe aber, dass ich mit dieser kleinen Auswahl, euch in der heutigen doch so stressigen Zeit etwas Freude oder auch ein Lächeln damit schenken konnte.
Angedacht war aber auch, dass die eine oder andere Geschichte zum Nachdenken anregen sollte; denn wir sollten es nicht vergessen und stets daran denken, wie gut es uns trotz aller evtl. Schwierigkeiten und Probleme doch geht.

Ich bedanke mich recht herzlich für eure Aufmerksamkeit und wünsche Allen ein frohes Fest & einen Guten Rutsch ins neue Jahr.

Bitte bleibt -oder werdet- wieder schön gesund.

So Gott will, starte ich nächstes Jahr -zum 1.Advent- diesen Thread wieder -mit kürzeren oder auch längeren- Geschichten.

Mit einem Klassiker von "Jose Feliciano"-
Feliz Navidad (Official Video 2016) verabschiede ich mich.

https://www.youtube.com/watch?v=0UVUW11FENs&list=PLWLKBSQfdOgKJP65AuSP51Mk9XlKd4Iix&index=2

ein Gast
25.11.2022, 19:18
Liebe Leser

...und schon wieder ist ein Jahr vergangen.
Wie versprochen, versuche ich wieder jeden Tag Euch -mit kürzeren oder auch längeren- Geschichten eine kleine Freude zu bereiten.

Viele Leser blicken zurück auf schöne -einige aber auf nicht so schöne- Stunden, die sie erleben durften.
Jetzt aber wollen wir uns auf die schöne Adventszeit & Vorweihnachtszeit freuen.
Denn zwischen dem 1. Advent und Heiligabend darf ein Weihnachtsmarktbummel auf keinen Fall fehlen.

Hier könnt Ihr die schönsten Weihnachtsmärkte 2022 in Deutschland entdecken.
Stöbert hier in diesem Überblick:

https://www.deutsche-weihnachtsmaerkte.de/weihnachtsmarkt/

Aber auch auf Gran Canaria gibt es wieder einen Weihnachtsmarkt im "Maritim Playa":

https://www.weihnachtsmarkt.maritimplaya.com/

die Öffnungszeiten siehe hier:

https://www.weihnachtsmarkt.maritimplaya.com/zeitplan.php?lang=de

ein Gast
25.11.2022, 19:29
Eine lustige Nikolausgeschichte
von Carina Schmidt


Moni überlegte angestrengt, wie sie das Weihnachtsfest in der Firma attraktiver gestalten könnten. Jede Abteilung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die alljährliche Weihnachtsfeier mit eigenen Ideen und Überraschungen zu füllen. Der Gag dabei war, dass keine Gruppe das Geheimnis der anderen kannte. Der zündende Gedanke kam ihr in der Mittagspause.
Ein Nikolaus musste her!
Doch woher nehmen und nicht stehlen. „Versuche es doch über eine Eventagentur“, meinte ihre Kollegin Bea. Nach einer kurzen Recherche im Internet, nahm Moni den Telefonhörer und wählte. „Schade, alle schon ausgebucht. Ja, da kann man nichts machen“, enttäuscht legte Moni nach dem fünften Anruf auf. „Die Idee ist so gut, aber die Weihnachtsmänner sind alle ausgebucht“, jammerte sie. „Dann engagiere doch einen von der Straße weg“, Beas Augen leuchteten, „du gehst in ein Kaufhaus oder in die Fußgängerzone, dort laufen um diese Jahreszeit immer Weihnachtsmänner herum und begeisterst sie für unsere Feier.“ Moni verzog das Gesicht, aber so leicht wollte sie sich nicht von dem Gedanken verabschieden und machte sich auf den Weg.

Auf den Straßen war viel los. Menschenmassen drängten sich durch die Kaufhäuser auf der Suche nach passenden Weihnachtsgeschenken. Moni kämpfte sich durch und hielt die Augen offen und endlich sah sie einen der begehrten Weihnachtsmänner. Der Nikolaus schickt sich anscheinend gerade an zu gehen. Sein Sack war leer und er macht einen gestressten Eindruck. „Entschuldigung, haben Sie einen Moment Zeit? Ich suche einen Weihnachtsmann für morgen Abend.“ „Warum gehen Sie nicht über eine Agentur oder über den Studentenservice?“, entgegnete der Mann ungehalten. „Das habe ich versucht, es war zwecklos“, Moni war sichtlich enttäuscht. Endlich wendete sich der Nikolaus ihr zu. Sie war überrascht, er hatte schöne Augen und der ungeduldige Ausdruck um seinen Mund war verschwunden. „Wann genau soll das denn sein?“, fragte er nach. „22 Uhr wäre prima mit Sack und Rute!“ Moni war erleichtert, der Typ sagte zu. Sie vereinbarten die notwendigen Modalitäten, tauschten Handynummern aus und dann ging jeder seiner Wege.


Moni war überglücklich. Zurück in der Firma erzählte sie nur Bea von ihrem Erfolg. Die morgige Weihnachtsfeier würde grandios werden. Einen Nikolaus hatten sie noch nie. Die anderen werden staunen und ich bin schon gespannt, was sich die einzelnen Abteilungen in diesem Jahr überlegt haben. Moni arbeitete bereits seit 10 Jahren in der Firma. Sie kannte fast alle Mitarbeiter und hatte schon ein paar Abteilungen durchlaufen. Ihre Endstation sollte eines Tages das Vorzimmer des Chefs werden und Moni hoffte, dass das nicht mehr allzu lange dauern würde. Deswegen legte sie sich auch so ins Zeug wegen der Weihnachtsfeier. „Sehen und gesehen werden“, so lautete ihre Devise und bis dato ist sie damit ganz gut gefahren.


Der letzte Arbeitstag in der Woche zog sich. Die Vorbereitungen für das Fest raubten die Stunden und erst am späten Nachmittag konnte Moni Feierabend machen und nach Hause gehen, um sich für das abendliche Event umzuziehen. Sie war aufgeregt. Wie würde ihr Nikolaus ankommen? Sie nahm ein Bad, schminkte sich, zog das kleine Schwarze aus dem Kleiderschrank, schlüpfte in ihre High Heels, packte ihre Handtasche und fuhr zur Firma zurück. Alle Mitarbeiter, auch die ehemaligen, waren gekommen, um einen netten Abend zu verleben. Moni begrüßte alles und jeden und fand einen Platz bei den Kollegen ihrer Abteilung. Wie immer begann die Weihnachtsfeier mit einer herzlichen Begrüßung und der Eröffnungsrede des Chefs. Nach weiteren Reden gab es reichlich zu essen und zu trinken.

Die Unterhaltung war in vollem Gange, es wurde gelacht und geschäkert. Nach dem Essen präsentierten sich traditionsgemäß die Abteilungen. Moni stand selbstbewusst auf und kündigte ihre Überraschung an. Mit Applaus wurde ihr Weihnachtsmann im Saal empfangen. Moni hatte erreicht, was sie wollte. Das einige Abteilungsleiter ganz blass aussahen, entging in diesem Moment ihrer Aufmerksamkeit. Nach seinem Auftritt, den er mit Bravour meisterte, bat sie den Nikolaus an den Gästetisch, wo ebenfalls Essen und Getränke aufgetischt wurden. Sie hatte ihren Part erledigt und der Abend konnte weitergehen. Und der Abend ging weiter! Ein Nikolaus nach dem anderen betrat das Parkett. Moni war verstört. Das war also der Grund, warum die Weihnachtsmänner für heute ausgebucht waren. Noch fünf andere Firmenbereiche hatten die gleiche Idee und waren einfach nur schneller gewesen. Als der dritte Nikolaus einlief, tobte die Menge. So viel Gelächter und Spaß hatte es selten gegeben. Manche konnten sich ausschütten vor Lachen und hielten sich den Bauch. „Von wegen es kann nur einen geben“, zitierte ihr Chef in allerbester Laune, „ich wusste doch, dass meine Leute am gleichen Strang ziehen.“ Die Weihnachtsmänner waren ein voller Erfolg.

Moni kämpfte stattdessen mit gemischten Gefühlen.
Sie wollte doch etwas Besonderes liefern und damit an höherer Stelle punkten.
Ihr Weihnachtsmann hob sein Glas gen Himmel und prostete ihr aus der Ferne zu. Moni lächelte zurück und nahm einen Schluck von ihrem Rotwein. „Wir müssen einmal über Ihre Beförderung reden“, hörte sie plötzlich eine Stimme neben sich sagen, „ich hätte nicht gedacht, dass der Gemeinschaftsgedanke bei Ihnen so großgeschrieben wird.“
Moni wurde mit einem Mal ganz heiß. Charmant lächelte sie Ihren Chef an:
„Die Hauptsache ist doch, dass sich alle gut amüsieren, oder?“

ein Gast
26.11.2022, 12:46
Ich wünsche heute schon allen Lesern einen schönen 1. Advent 9503

Adventsgeschichte für Kindergartenkinder
wieder eine schöne Geschichte von Carina Schmidt

Endlich! Ganz bald ist jetzt also Dezember.
Und Dezember heißt auch immer:
Nur noch ein paar Mal schlafen und dann ist endlich Weihnachten!

Ich bin schon ganz aufgeregt. Ich war nämlich im Herbst mit Oma in einem großen Geschäft und da stand er: ein Schlitten!
Ein richtiger Schlitten aus Holz. Mit einer dicken, bunten Kordel.
„Oma!“, rief ich, „Kannst du mir den Schlitten kaufen?“
Oma lachte freundlich und sagte dann:
„Aber du kannst doch jetzt noch gar nicht Schlitten fahren! Dazu muss es doch erst noch Winter werden. Und dann muss es noch schneien.“
Das verstand ich. Aber:
Bis zum Winter dauerte es doch noch sooo lange!

Als wir wieder zu Hause waren, erzählte ich Mama ganz aufgeregt von dem schönen Schlitten mit der bunten, dicken Kordel. Und Mama sagte:
„Na ja. Im Winter ist ja dann auch Weihnachten. Vielleicht bekommst du deinen Schlitten ja an Weihnachten.“
„Hoffentlich ist ganz bald Weihnachten!“, dachte ich.

Der Herbst ist jetzt schon vorbei, und wenn ich morgens in den Kindergarten gehe, ziehe ich eine dicke Mütze und einen dicken Schal an, damit ich nicht friere.
Geschneit hat es aber noch nicht.
Heute Mittag holt mich meine Mutter aus dem Kindergarten ab. Sie hat jetzt auch ganz oft eine Mütze und einen Schal an, damit sie nicht friert.
Mein Schal ist aber viel bunter!
Als wir zusammen aus dem Kindergarten gehen, fragt Mama:
„Wollen wir heute zusammen einen Adventskranz basteln? Jetzt kommt nämlich bald die Zeit vor Weihnachten. Und die heißt Advent.“
Au ja! Das wird bestimmt lustig. Im letzten Jahr hatten wir auch einen Adventskranz. Da hat Mama mir erklärt, dass auf einem Adventskranz immer vier Kerzen sind. Und wenn es noch vier Sonntage dauert, bis Weihnachten ist, dann wird die erste Kerze angezündet. Und an jedem Sonntag darf dann eine Kerze mehr angezündet werden.

Gestern hat Mama schon in einem Blumengeschäft Tannenzweige gekauft.
Zu Hause angekommen gehen wir zusammen an den Küchentisch und Mama holt noch viele andere Sachen, die man braucht, wenn man einen Adventskranz basteln möchte. Dann binden wir die Tannenzweige zusammen und stecken 4 Kerzen auf den Kranz. Ich lege noch ein paar gelbe Holzsternchen auf die Tannenzweige.
Wie schön der Kranz jetzt aussieht!
Und bald dürfen wir schon die erste Kerze anzünden!

Heute ist endlich Sonntag, und Mama und Papa zünden die erste Kerze auf unserem Adventskranz an. Nachmittags kommt Oma und wir trinken Tee und essen Kuchen.
Natürlich erzähle ich Oma, dass der Adventskranz ganz besonders schön aussieht, weil ich noch so viele gelbe Holzsternchen darauf gelegt habe.
Da ist Oma natürlich ganz meiner Meinung.

Jetzt ist der Sonntag vorbei und heute gehe ich wieder in den Kindergarten.
Morgens weckt mich Mama und sagt: „Guten Morgen! Heute ist der 1. Dezember!“
Juchhu! Der Dezember hat angefangen. Und im Dezember ist Weihnachten!
Mama sagt: „Komm doch mal mit ins Wohnzimmer. Ich glaube, da hängt etwas für Dich.“
Für mich?
Auf einmal bin ich ganz wach und renne ins Wohnzimmer; da hängt doch nicht etwa der Schlitten?
Nein, nicht der Schlitten, aber erst einmal bleibe ich staunend an der Wohnzimmertür stehen. Da hängen ganz viele kleine Geschenke.
„Das ist dein Adventskalender“, sagt Mama. „Bis Weihnachten darfst du dir jeden Tag ein kleines Geschenk nehmen.“
Nur ein Geschenk jeden Tag? Dabei bin ich aber doch so gespannt, was in allen Geschenken versteckt ist!
Aber eins ist auf jeden Fall klar:
Also dieser Advent ist eine ganz schön spannende Zeit!


Nun sind wieder ein paar Tage vorbei und ich habe schon ein paar schöne Geschenke in meinem Adventskalender gefunden.
Heute ist Freitag, und als wir gerade zusammen zu Abend essen, fragt Papa:
„Wollen wir morgen zusammen Weihnachtsplätzchen backen?“
Natürlich wollen wir das! Ich kann mich noch an die Weihnachtsplätzchen im letzten Jahr erinnern. Sooo lecker waren die! Aber leider durfte ich nicht sofort alle Plätzchen aufessen, weil wir ja noch welche für Weihnachten aufheben mussten.

Heute backen wir also zusammen Weihnachtsplätzchen. Und die haben ganz verschiedene Formen: Manche sehen aus wie Sterne und manche sehen aus wie Glocken. Manche Plätzchen sind auch einfach ganz rund.
Als dann schon ganz viele Plätzchen fertig sind, sagt Papa:


„Komm, wie bringen noch Frau Schneider ein paar Weihnachtsplätzchen. Die freut sich bestimmt ganz doll.“
Frau Schneider wohnt in dem Haus neben uns und ist schon ein bisschen älter. Papa sagt, dass sie Weihnachten manchmal ganz alleine feiern muss.
Und tatsächlich ist Frau Schneider ganz glücklich über unsere Weihnachtsplätzchen.


Ein paar Tage später dürfen schon mehr Kerzen auf dem Adventskranz brennen als nur eine, weil schon ein paar Sonntage vor Weihnachten vorbei sind.
Die Kerzenflammen leuchten schön und bei uns zu Hause hängen viele Sternchen und Weihnachtsmänner an den Wänden.
Advent ist wirklich eine schöne Zeit!
Nur geschneit hat es immer noch nicht! Ich wünsche mir aber doch so sehr, dass es schneit, weil man sonst ja gar nicht Schlitten fahren kann.


An einem Mittag spiele ich gerade ein bisschen in meinem Zimmer und da sehe ich vor dem Fenster auf einmal etwas. Ich schaue neugierig noch ein bisschen nach draußen und da ist es schon wieder: Juchhu! Das war eine Schneeflocke!
Und dann kommen immer mehr Schneeflocken und dann schneit es richtig.
Jetzt muss es nur noch ganz bald Weihnachten werden!
Weil ich mich so freue, nehme ich mir ein paar bunte Malstifte und male für Mama und Papa ein Bild. Das Bild möchte ich ihnen an Weihnachten schenken. Vorher muss ich es aber gut verstecken, weil sie es ja erst an Weihnachten sehen dürfen.

Heute Nacht war ich ganz aufgeregt und konnte fast gar nicht schlafen. Heute fängt nämlich endlich Weihnachten an!
Am Abend stehen wir dann endlich vor dem Weihnachtsbaum, der noch mehr glitzert als der Adventskranz. Und unter dem Weihnachtsbaum liegt ein Geschenk, aus dem etwas herausschaut: eine bunte, dicke Kordel.
Jippie!
Mein Schlitten!

Ich bin überglücklich und hoffe, dass ich morgen gleich mit dem Schlitten fahren kann.

Und ich freue mich auch schon ganz doll auf den nächsten Advent!

ein Gast
27.11.2022, 10:04
Die Geschichte vom unglücklichen Engel
von Andrea Schober


Es war einmal ein Engel, der hatte schon so vielen Menschen geholfen, aber selber war er manchmal sehr unglücklich. Er fühlte sich so klein und wertlos und dachte viel darüber nach, was ihn wertvoller machen könnte. Die Menschen sagten ihm „Kauf Dir etwas Schönes, dann fühlst Du Dich besser.“ Und so kaufte sich etwas Schönes.

Doch schon wenig später fand der der Engel zunächst ein neues strahlend weißes Engelsgewand.

Erst fühlte sich der Engel damit ganz toll und alle anderen Engel bewunderten ihn. Nach einiger Zeit fand er sein neues Gewand aber nicht mehr interessant genug und so kaufte er sich golden glitzernden Sternenstaub. Den streute er auf sein Gewand und seine Flügel. Alle anderen Engel waren geblendet von seiner Schön Engel sich wieder langweilig. Er dachte darüber nach was ihn noch schöner machen könnte und so kaufte er sich von seinem ganzen restlichen Geld eine große weiße Wolke, die so weich war wie Samt. Ein Sonnenstrahl fiel auf die Wolke, so dass sie hell leuchtete. Der Engel war begeistert, legte sich auf die Wolke und ließ sich treiben.

Es dauerte nicht lange, da hatte der Engel wieder dieses schreckliche Gefühl so wertlos zu sein, trotz allem was er besaß und der Bewunderung aller anderen Engel. Da musste er ganz furchtbar weinen, weil er nicht mehr wusste, was er noch tun konnte. Er dachte sich: „ Ich stehe nie mehr auf! Es hilft alles nichts. Soll die Welt nur ohne mich auskommen. Das hat sie nun davon, dass sie mir nichts bieten kann, an dem ich länger Freude habe!“

Am ersten Tag war der Engel so traurig und wütend, dass er sich von allen anderen Engeln zurückzog und nicht mehr mit ihnen reden wollte.

Am zweiten Tag schaute der Engel in die endlose blaue Weite des Himmels und fühlte sich leer und tot.

Am dritten Tag fühlte er einen Sonnenstrahl auf seinem Gesicht. Da dachte er einen Moment:
“Wie warm sich der Sonnenstrahl anfühlt!“ Aber dann fragte er sich gleich: „Was soll ich mit einem Sonnenstrahl? Er wird mir auch nicht weiterhelfen!“

Am vierten Tag kam der Sonnenstrahl wieder. Der Engel dachte sich: “Eigentlich ist der Sonnenstrahl das Beste, was ich im Moment habe und wenn er mir auch nicht helfen kann, so kann ich mich doch ein wenig an ihm wärmen!“

Am fünften Tag dachte der Engel schon gleich am Morgen an den Sonnenstrahl und stellte sich vor, wie schön es wäre, wenn er wieder kommen würde. Dabei wurde ihm warm ums Herz und er spürte, wie sich alles anders anfühlte bei dem Gedanken an den Sonnenstrahl.
Als der Sonnenstrahl dann wirklich kam, war der Engel so aufgeregt, dass er gar nicht wusste, ob er sich erst seine Füße oder seine Hände oder seinen Kopf wärmen lassen sollte.

Von da an war jeder Tag nur noch auf den Sonnenstrahl ausgerichtet. Der Engel dachte schon am Morgen daran, wie der Sonnenstrahl ihn bald wieder wärmen würde. Er ließ sich immer tiefer in die Vorstellung der Wärme fallen und merkte, wie sich seine Lustlosigkeit in Erwartung verwandelte und wie seine Traurigkeit und seine Angst an ihm vorüberzogen, ihn aber nicht mehr so tief erreichten wie früher.

Er fing an, wieder auf seiner Wolke hin und her zu gehen und dachte, wie schön es doch war, sich an etwas so freuen zu können. Der Sonnenstrahl durchströmte mehr und mehr seinen ganzen Körper. Die Energie des Lichts verteilte sich in ihm und der Engel bekam wieder neue Kraft. Er schwang seine Flügel und flog zu den anderen Engeln, um ihnen von dem Sonnenstrahl zu erzählen. Auf dem Weg dorthin trafen ihn unzählige Sonnenstrahlen und er wunderte sich, dass er sie früher nie so wahrgenommen hatte.

Der blaue Himmel war nicht mehr leer wie früher, sondern ein Meer des Lichts. Auf einmal fühlte sich der Engel wie im Himmel und nichts konnte ihm mehr die Hoffnung nehmen, wusste er doch nun um die Kraft der inneren Wärme, die es vermochte alles wundersam zu verwandeln.

ein Gast
27.11.2022, 10:35
Advent, die Vorbereitung auf Weihnachten

Die Adventzeit ist die Vorbereitungen auf Weihnachten, für viele Menschen die schönste Zeit im Jahr.
Advent gilt auch als die stillste Zeit im Jahr.
Der erste Adventsonntag fällt zwischen dem 27. November und 3. Dezember eines Jahres und endet am Heiligen Abend. Mit dem ersten Advent beginnt in den katholischen und evangelischen Kirchen das neue Kirchenjahr.

Welche Farben hat der Advent?

Als christliche Symbolfarben von Advent und Weihnachten gelten die Farben Grün und Rot. Grün symbolisiert die Hoffnung auf Leben im dunklen Winter und auch die Treue.

Rot erinnert an das Blut Christi, das er vergossen hat, damit die Welt erlöst werde. Grün und Rot versinnbildlicht Christen die übernatürliche Hoffnung. Diese beiden Farben prägen oft den Christbaum und die Tischdekoration, z.B roter Weihnachtsstern, sowie das Verpackungsmaterial der Geschenke.
Das Rot am Grünen nimmt Sterben und Tod Christi schon in seine Geburt hinein. Geburt und Tod des Erlösers werden als eine Einheit gesehen, weshalb in mancher Geburtslegende auch davon die Rede ist, das Holz des Kreuzes und das der Krippe stammten von ein und demselben Baum.

Woher stammt der Name Advent?

Der Name „Advent“ stammt aus dem lateinischen (adventus) und bedeutet übersetzt „Ankunft“.
Im 5. Jahrhundert wurde im Gebiet um Ravenna in Italien erstmals Advent gefeiert.

Die Adventsliturgie wurde im 6. Jahrhundert von Papst Gregor dem Großen festgesetzt. Er bestimmte auch die Anzahl der Adventsonntage. Davor gab es eine wechselhafte Anzahl von bis zu 6 Adventsonntagen.
Die 4 Wochen deuten symbolisch auf 4000 Jahre, die die Menschheit nach kirchlicher Rechnung auf die Ankunft des Erlösers warten musste.
Der Papst Pius V. verfasste später endgültig die römische Adventsliturgie für die Kirche. In früheren Jahren war die Adventszeit eine kirchliche Fastenzeit.

Adventstraditionen


Der Adventkranz

Die meisten Familien feiern den Advent mit einem Adventkranz, festlich geschmückt mit vier Kerzen.
Adventkränze werden meist aus dünnen Tannenzweigen gebunden.
Ein noch sehr junger Brauch, der erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts von den meisten Familien in Deutschland und Österreich übernommen wurde.
Der Adventkranz soll Symbol für den Kampf der Christen gegen das Dunkle des Lebens sein.

Wann gab es den ersten Adventkranz in Deutschland?

Der erste Adventkranz in Deutschland wurde von Johann Hinrich Wichern (Abbildung rechts) im Jahr 1839 vor der Betreuungsanstalt für Waisenkinder „Rauhes Haus“ aufgestellt. Auf einem Holzreifen wurden damals 23 Kerzen angebracht. Vier große, weiße Kerzen symbolisierten die Sonntage bis zum Christtag, 19 kleine rote Kerzen die Werktage bis Weihnachten.
Jeden Tag wurde von den Kindern eine Kerze angezündet und am Heiligen Abend brannten alle Kerzen. Tannengrün Kränze verwendete Johann Hinrich Wichern ab dem Jahr 1860

Christstollen oder Weihnachtsstollen

Typisch für die Adventzeit ist auch das Backen von Christstollen (unter diesem Link befindet sich ein leckeres Rezept)

http://www.weihnachtsstadt.de/kuche/kuchen/dresdner-christstollen.html

die wohl älteste Weihnachtsbäckerei. Urkundlich wurde der Christstollen bereits anno 1330 erwähnt.

Selbst einen Christstollen zu backen, ist für Anfänger schwierig. Die Autoren dieser Seite mussten einige Versuche starten, den Stollen saftig zu bekommen.

Welcher Christstollen ist der beste?
In verschiedenen Testberichten schneidet der Dresdner Stollen meist mit „gut“ oder „sehr gut ab“


Adventssingen

Als Einstimmung auf die stille Adventzeit findet in vielen Regionen Österreichs und teilweise auch Deutschland das traditionelle Adventsingen statt.
Das Salzburger Adventsingen wurde 1946 als kleine, private Feier aus der Taufe gehoben und avancierte mit jährlich 40.000 Zuschauern im Großen Festspielhaus als drittwichtigste kulturelle Veranstaltung des Landes.
Im Wiener Rathaus wird jährlich ein internationales Adventsingen abgehalten

alter Adventsbrauch in Deutschland

In Deutschland wurden früher ab dem 24. August mit der Zurüstung für die weihnachtliche Festtafel begonnen. An diesem Tag (Bartholomäustag) wurden die Karpfen in den Teichen und die Gänse gemustert und mit der besonderen Mast begonnen.
Der frühe Beginn hatte den Vorteil, einen Teil der Weihnachtsfreude in die festlose Zeit mitzunehmen und rechtzeitig für das Weihnachtsfest vorzusorgen.
Das Leben unserer Vorfahren wurde durch die Ordnung des Kirchenjahres bestimmt.
Der erste Adventskalender in Deutschland erschien im Jahr 1905. Dieser Adventskalender bestand aus zwei Seiten und hieß damals Weihnachtskalender.

ein Gast
28.11.2022, 13:48
Erinnerungen an die Weihnachtszeit meiner Kindheit
von Eckhard Müller

Wenn ich meine Gedanken in die Vergangenheit schweifen lasse, und die Jahre meiner Kindheit betrachte, sind die Erinnerungen an die damalige Weihnachtszeit besonders lebhaft in meinem Gedächtnis haften geblieben.
Ich möchte von mir behaupten, daß ich eigentlich so ein richtiger "Weihnachtsmann" bin. Das heißt, für mich ist das ganze Jahr immer ein bißchen Weihnachten. So richtig beginnt es im Spätherbst. Ich zähle die Tage bis zum 1. Advent. Ich laufe in unserer Fichtenschonung herum und suche den späteren Weihnachtsbaum aus. Ich mache Pläne für das Festtagsmenü usw.
Und ich schwelge in Erinnerungen an die Weihnachtszeit meiner Kindheit. ---
Damals kam also zuerst der Nikolaus. Unsere Nachbarin "et Krusen Soffi" - sie war übrigens noch unverheiratet - machte bei uns im Dorf den Hl. Mann. Tage vorher wurde es aber schon spannend. Abends, wenn ich mit meiner Oma "Mühle" oder "Mensch ärgere dich nicht" spielte, oder aber im Dunkeln mit ihr zusammen am warmen Küchenherd saß, während meine Eltern noch im Stall die Tiere versorgten, klopfte es dann plötzlich ans Fenster. Da ging es mir kalt über den Rücken. Mutig ging meine Oma ans Fenster und öffnete es. Dann flog auch schon eine Tüte mit Plätzchen und Süßigkeiten in die Stube. Meistens platzte sie dabei auf und zitternd vor Angst und Aufregung sammelte ich die Köstlichkeiten auf. Wenn Papa und Mama dann aus dem Stall kamen, erzählte ich ihnen aufgeregt mein Erlebnis.
Am Nikolausabend erschien dann Sofie in Gestalt des Hl.Mannes an der Tür, mit diesem grauenhaften, bösen Hans Muff, den sie aber später draußen ließen, da ich zum Gottserbarmen heulte und brüllte vor Angst. Der Nikolaus reichte schon. Manchmal bin ich dabei glatt unters Sofa gekrochen.
Später kam der Nikolaus dann nur noch nachts, das heißt, ich stellte am Vorabend den Nikolausteller auf. Das war der große Messing-Teller unserer alten mechanischen Küchenwaage. Ganz früh am Morgen lief ich dann bibbernd in die Küche, um mir den gefüllten Teller und die anderen Gaben anzusehen. Da lagen meistens die traditionellen Malbücher samt Malstifte. Eines durfte dabei aber nicht fehlen - und fehlte auch nie: Außer dem obligaten Weckmann mit Pfeife (Hierzbock) war da noch ein ganz besonderes Gebilde. Es war ein, aus Teig geformter Mann, welcher auf einem Pferd ritt. Eine Besonderheit, die nur ich besaß, und die jedesmal von den Nachbarskindern gebührend bewundert wurde. Dieser "Reitende Hierzbock" stammte von meinem Pattohm. (Mein Patenonkel Peter aus Wellerscheid). Er ließ ihn immer in der dortigen Bäckerei Steeger für mich backen. Wenn ich dann alles genau bewundert hatte, kroch ich selig ins warme Bett zurück.
Um den Nikolaustag wurde dann auch - wie überall in der Nachbarschaft - unser Schwein geschlachtet. Deshalb habe ich wohl bis heute das Gefühl, wenn ich den von mir so sehr geschätzten Pannhas esse, es sei Nikolaustag.
Dann kam die Zeit des Plätzchenbackens. Uns Kindern wurde dann gesagt, das Christkind habe jetzt dermaßen viel um die Ohren mit backen und so, das Mutter ihm helfen müsse. Die fertigen Plätzchen wurden dann, wie man mir sagte, auf den Older (Speicher) gestellt, von wo sie das Christkind dann abholte. Merkwürdigerweise brachte es dann aber zu Weihnachten immer wieder unsere eigenen Plätzchen. Nie tat es einen falschen Griff, wobei dann auch Plätzchen unbekannter Herkunft auf meinem Teller gelegen hätten. Das hat mir übrigens damals immer zu denken gegeben.
Natürlich half ich beim backen. Mit den Blechförmchen stach ich den Teig aus. Wenn das Backblech voll war, schob es meine Mutter in den Backofen unseres Küchenherdes. Der wurde gestocht (geheitzt) mit Holz und Brikett. Es war eine Kunst für sich, im Backofen eines solchen Herdes zu backen. Meine Mutter beherrschte diese Kunst allerdings profiehaft! Kaum, daß einmal ein Plätzchen zu hell oder zu dunkel war, oder gar verbrannte. Wie viele Kuchen, Torten (die später gefüllt und mit Buttercreme verziert wurden) usw. sind durch diesen alten Backofen gegangen. Da gab es kein Termostat mit Einstellung 175 Grad - Heißluft. Alles ging nach Gefühl und Erfahrungswerten. Die Koch- und Backeigenschaften dieses Herdes standen dem eines heutigen modernen Elektroherdes in keiner Weise nach. Man mußte nur den Umgang mit ihm kennen.
In den Wochen vor Weihnachten war es damals oft schon recht kalt und es lag häufig auch schon Schnee. Das war dann die Norm. Wir Kinder vergnügten uns draußen mit Schlittenfahren, Schneemann bauen und "Bahnhauen" auf dem Eis. Nach einem kräftigen Anlauf schlitterte man mit den Füßen über die Eisbahn (Eisfläche). Bevorzugte Eisbahnen waren der Brandweier unten im Dorf - so genannt, weil er bei einem Brand als Wasser-Reservoire diente. Dann gab es noch im nahen Rockenbusch verschiedene alte Lehmkuhlen, die sich nach den herbstlichen Regenperioden randvoll mit Wasser gefüllt hatten, und nun zugefroren, eine herrliche Eisfläche darstellten.
Schlittschuhe gab es ja kaum. Ich habe jedenfalls nie welche besessen, obwohl sie auf keinem meiner Weihnachtswunschzettel fehlten. Meine besorgten Eltern dachten dabei wohl auch an bevorstehende Arm- und Beinbrüche.
Heiligabend wurde ich ganz früh zu Bett geschickt. Die Kammer, in der ich schlief, lag direkt neben der Wohnstube. Für meine Eltern muß es wohl nicht leicht gewesen sein, dort dann die Weihnachtsvorbereitungen zu treffen, ohne das ich im Nebenzimmer etwas davon mitbekam. Später dann, in den Jahren meiner ersten Zweifel, konnte ich bei genauem Hinhören einige Geräusche identifizieren. So zum Beispiel das Rascheln des Christbaumes usw. Die Kammertür, welche natürlich nicht ganz dicht schloß, wurde von der Stube her mit einer Decke verhangen, so daß kein verräterischer Lichtstrahl in meine Kammer fiel.
Am Morgen, nachdem ich aufgestanden war, kam der große Augenblick und staunend stand ich vor der ganzen Herrlichkeit. Ich erinnere mich noch gut an jenen unvergeßliche Weihnachtsmorgen, - es war wohl an meinem 6.Lebensjahr,- als ich zum ersten Mal mit meinen Eltern zu Fuß durch den knirschenden Schnee und die sternklare Winternacht zur Christmette nach Kreuzkapelle gehen durfte.
Gegen 4,oo Uhr in der Frühe wurde ich geweckt. Bibbernd vor Kälte und Aufregung betrat ich unsere Stube. In der Ecke zwischen den beiden Fenstern stand der Christbaum auf einem kleinen Tisch. Ihm zu Füßen auf grüner Holzwolle die Figuren unserer Krippe mit Maria, Josef, dem Jesuskind und den Hirten mit ihren Schafen. Auf dem Küchentisch die bunten Teller mit den Süßigkeiten und den Geschenken, welche ich nur mit einem flüchtigen Blick erhaschen konnte, denn meine Eltern drängten zum Aufbruch.
Unterwegs trafen wir auch die Leute aus den Nachbardörfern. Die Kirche war überfüllt. Fast geblendet war ich vom Glanz der vielen Kerzen an den großen Tannenbäumen rund um den Altar und unserer schönen, alten Krippe mit den großen, herrlichen Figuren und dem strohgedeckten Stall. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie sehr ich in Gedanken während der Christmette meine ebenfalls anwesenden Schulkameraden und Nachbarskinder bedauerte, die, - davon war ich felsenfest überzeugt,- nicht so ein wunderschönes Weihnachtsfest feiern konnten wie ich.
Wieder zu Hause, wurde der Ofen angezündet. Die Oma stand auf und gemeinsam bewunderten wir nun meine Geschenke. Es war ja Kriegszeit und wir waren nicht gerade wohlhabend. Es gab also typisches Kriegsspielzeug, Zinnsoldaten, Kanonen aus Blech, mit denen man Erbsen in die Luft schießen konnte usw. Eine Ritterburg war ebenfalls einmal unter den Geschenken. Auch ein Flugzeug, das man auseinander- und wieder zusammenbauen konnte. Ich glaube, es war eine Me 109. Alles natürlich aus Blech. Kunststoff gab es ja noch nicht. Dann war da ein Holzbaukasten. Einmal erhielt ich eine Eisenbahn zum Aufziehen mit den dazu gehörigen Schienen, welche man in Kreisform zusammenstecken mußte. Auch mein sehnlichster Wunsch nach einem "Stabilbaukasten" (Metall-Baukasten) ging irgendwann in Erfüllung. Mit diesem Kasten habe ich Lastkräne, Autos, Schiffe und vieles andere gebaut. Damals der Traum eines jeden Jungen. Dann bekam ich auch ein Paar Ski. Die waren in echter Handarbeit vom Schreinermeister Peter Knipp aus Much hergestellt. Sie waren erst im letzten Augenblick fertig geworden, denn der schwarze Lacküberzug war noch nicht ganz trocken. Es war das erste, was ich nach meinem Erwachen am Weihnachtsmorgen roch.
Das Mittagessen an Weihnachten war bei uns normales Sonntagsessen.
Das heißt: Es gab meistens Suppenfleisch, Schweinebraten aus dem Einweckglas oder sonst etwas vom Schwein. Dazu Kartoffeln und Gemüse aus eigenem Anbau.
Am Nachmittag kamen dann Onkeln, Tanten, Vettern und Cousinen an. Da kam für mich auch noch einiges an Geschenken zusammen. Ich hatte dabei die größte Sorge um mein Spielzeug, damit nichts in die Brüche ging. Besonders am 2.Weihnachtstag, wenn wir Kinder "reihum" gingen, um die jeweiligen Geschenke der andern zu bestaunen. Einige von ihnen entwickelten dabei immer ein, für mich rätselhaftes Talent, meine Sachen kaputt zu machen - kaum das sie diese in ihrer Hand hielten. Oft war dann der Schaden nicht mehr zu reparieren. Heute wäre das ein Leichtes gewesen bei der Auswahl an Klebemitteln. So auch beim Malen mit meinen Buntstiften. Da brach ihnen regelmäßig die Spitze ab, wogegen ich stundenlang ohne Malheur malen konnte. Und so war ich dann immer froh, wenn ich meine Spielsachen endlich zur eigenen, freien Verfügung hatte. Ach ja, Erinnerungen lassen oft alles in einem "rosigen Licht" erscheinen. Aber ein weiser Mann hat einmal gesagt:
"Gott gibt uns Erinnerungen, damit wir Rosen im Winter haben".

ein Gast
29.11.2022, 08:00
Der wundersame Weihnachtsabend des kleinen Björn

Verfasser unbekannt

Von hartgefrorenem Schnee bedeckt schimmerte die Heide, auf der man, soweit das Auge reichte, nur eine ärmliche Hütte erblickte. Hier wohnte eine arme Frau mit ihrem kleinen Sohn, und der hieß Björn.
Schon früh am Morgen war die Mutter aus dem Haus gegangen, um Einkäufe zu machen. Jetzt ging die Sonne bald unter, und noch war sie nicht wieder heimgekommen. Björn war allein in der Hütte; er hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt und guckte durch das Fenster. Das hatte vier Scheiben; drei davon waren mit wunderbaren Eisblumen überzogen, die vierte aber hatte er so lange angehaucht, bis das Eis geschmolzen war. Er wartete auf die Mutter, die mit einem Weizenbrot, einem Pfefferkuchen und einem Weihnachtslichterzweig nach Hause kommen sollte, denn es war Weihnachtsabend; aber noch war sie nicht zu sehen. Die Sonne ging unter, und die Wolken am Himmelsgrund leuchteten wie die schönsten Rosen; dann wurde es draußen dunkel.
Noch dunkler aber war es jetzt in der Hütte. Björn ging zum Herd, wo noch einige verglimmende Kohlen in der Asche lagen. Es war so still, dass er meinte, seine klappernden Holzschuhe könnten über die ganze Heide gehört werden. Er setzte sich vor den Herd und fragte sich, ob wohl der Pfefferkuchenmann, auf den er wartete, einen Kopf mit vergoldeten Hörnern und vier Beine haben würde. Gern hätte er auch gewusst, wie es den Sperlingen am Weihnachtsabend gehen würde.
Lange hatte Björn so gesessen, als er auf einmal von fernher Schellengeläute hörte. Er sprang ans Fenster und drückte seine Nase gegen die Scheibe. Wer mochte das wohl sein?
Alle Himmelslichter waren angezündet. Sie glitzerten und strahlten. Weit draußen bewegte sich etwas Schwarzes über den Schnee. Es kam näher und näher, und immer lauter tönte der Klang der Schellen.
"Wer ist das, der dort fährt? Er hält sich gar nicht auf dem Weg, sondern kommt querfeldein über die Heide." Ach, nur einmal mit solchen Schellen fahren oder gar selbst fahren dürfen! Kaum hatte Björn das gedacht, als das Fuhrwerk auch schon vor dem Fenster hielt.
Es war ein Schlitten, mit vier Pferden, kleiner als die kleinsten Füllen, bespannt. Sie waren stehengeblieben, aber sie schienen keine Lust zum Verschnaufen zu haben, denn sie wieherten, schnaubten, schüttelten die Mähnen und scharrten den Schnee auf. "Sei nicht unartig, Rapp! Still, Schnapp! Niedlich, ruhig! Leichtfuß, fahr nicht aus der Haut!" rief der Mann, der in dem Schlitten saß; dann sprang er heraus und kam ans Fenster. So jemanden hatte Björn noch nie gesehen. Es war ein kleiner Mann, gerade recht für solche Pferde. Sein Antlitz war voller Runzeln, und der lange Bart glich dem Moos auf dem Dach. Der Pelzmantel reichte bis zu den Stiefeln. In einem Mundwinkel hatte er ein Pfeifchen, aus dem anderen ringelte sich der Rauch heraus.
"Guten Abend, Stupsnäschen!" sagte er.
Björn fasste an seine Nase und antwortete: "Guten Abend!"
"Ist jemand zu Hause?" fragte der Alte.
"Du siehst ja, dass ich zu Hause bin."
"Ja, da hast du recht. Ich frage ein bischen dumm. Aber du hast es so dunkel da drinnen, obgleich es Weihnachtsabend ist."
"Ich bekomme Weihnachtsfeuer und Weihnachtslicht (schwedische Sitte auf dem Land), wenn die Mutter nach Hause kommt. Denke nur, ein Licht mit drei Zweigen!"
"Deine Mutter ist also nicht zu Hause. Fürchtest du dich nicht?" Der Alte rieb seine Lederhandschuhe gegeneinander und nahm die Pfeife aus dem Mund. "Hör mal, du Kauz, weißt du eigentlich, wer ich bin?"
"Nein", antwortete Björn, "aber weißt du denn, wer ich bin?"
Der kleine Alte nahm seine Pelzmütze ab, verbeugte sich und sagte: "Ich habe die Ehre, mit Björn zu sprechen, der neulich seine ersten Hosen bekommen hat, dem Helden, den auch der längste Bart nicht erschreckt. Du bist Björn, und ich bin der Weihnachtsmann. Habe ich die Ehre, dir bekannt zu sein?"
"Ach, du bist der Weihnachtsmann? Da bist du ja ein guter Mann. Mutter hat oft von dir erzählt."
"Das freut mich, Björn. Willst du mit mir kommen?"
"Das möchte ich schon, aber ich darf wohl nicht, denn was geschieht, wenn Mutter heimkommt, und ich bin weg?"
"Ich verspreche dir, dass wir vor der Mutter wieder zu Hause sein werden. Ein Mann hält sein Wort und eine Alte ihren Beutel, weißt du das nicht? Komm jetzt!"
Björn sprang hinaus. Hu, aber wie kalt war's, und wie dünn war er bekleidet! Die kleine Jacke war so eng, und die Holzschuhe hatten wieder Löcher in die Strumpffersen gerieben. Aber der Weihnachtsmann hob Björn schnell in den Schlitten, schlug das Fell um ihn herum, dampfte ihm eine Rauchwolke um die Nase, dass er niesen musste, und, klatsch, ging es fort.
Rapp und Schnapp, Niedlich und Leichtfuß flogen in rasender Eile über den Schnee dahin, und die Silberglöckchen tönten über die Heide, als ob die Glocken des Himmels erklängen.
Bald hatten sie die Heide hinter sich gelassen und waren in den dunklen Wald gelangt, von dem Björns Mutter immer erzählte, daß die Bäume so hoch drin ständen, als ob die Sterne an ihren Zweigen hingen. Manches Mal schimmerte das Licht eines Hauses durch die Stämme.
Nach einer guten Weile fuhr der Weihnachtsmann mit seinem Gespann in einen kleinen Stall. Zwischen den Steinen am Boden des Stalles guckte ein Kopf mit zwei funkelnden Augen hervor, die auf den Weihnachtsmann geheftet waren. Es war der Kopf der Hausschlange, die sich zu einer artigen Verbeugung krümmte. Der Weihnachtsmann lüftete seine Pelzmütze und sprach:
"Ringelschwänzchen auf der Erd'
sag, was ist dies Haus wohl wert?"
Die Hausschlange antwortete:
"Bauer scheut nicht Last und Mühe,
hat ein Pferd und hat drei Kühe."
"Das ist nicht viel", sagte der Weihnachtsmann, "aber es wird mehr, wenn Mann und Frau tüchtig sind. Sie fingen mit leeren Händen an und haben ihre Eltern noch zu unterstützen. Wie halten sie denn die Kühe und das Pferd?" Die Hausschlange antwortete:
"Die Euter sind stramm, die Milcheimer voll,
das Pferd ist mutig und stark, wie es soll."
"Noch ein Wort, Schnack-Ringelschwänzchen: Was hälst du von den Kindern auf dem Hof?"
Schnuck-Ringelschwänzchen antwortete:
"Schöne Maid und frischer Knabe,
seine Laune etwas wild,
ihre aber sanft und mild."
"Sie sollen Weihnachtsgaben haben", sagte der Weihnachtsmann. "Und dir gute Nacht, Schnuck-Ringelschwänzchen, angenehmen Weihnachtstraum!"
"Gute Nacht, du Rappe und Schnappe mein!
Gute Nacht, du Niedlich und Leichtfuß klein!
Gute Nacht, du teuerstes Weihnachtsmännlein!"
sagte die Schlange und zog den Kopf ein.
Hinter dem Schlittensitz war eine Kiste angebracht. Diese öffnete der Weihnachtsmann nun und holte allerlei Sachen heraus: ein Abc-Buch und ein Schnitzmesser für den Jungen, einen Fingerhut und ein Gesangbuch für das Mädchen, Garn und ein Weberblatt und Weberschiffchen für die Mutter, einen Kalender und eine Uhr für den Vater, und für Großvater und Großmutter eine Brille. Außerdem aber nahm er noch die Hand voll von etwas, das Björn nicht sehen konnte. "Das sind Glück- und Segenswünsche", sagte der Weihnachtsmann.
So beladen schlich er mit Björn unsichtbar in die Stube. Da drinnen saßen sie alle um den knisternden Ofen, und der Vater las aus der Bibel die Geschichte vom Jesuskind vor. Der Weihnachtsmann legte leise und unbemerkt seine Gaben neben die Tür und ging mit Björn zum Schlitten zurück. Und das rasche Gefährt trug sie wieder davon durch den dunklen Wald.
Das nächste Mal hielt der Weihnachtsmann vor einer Scheune, nahe bei einem Gehöft. Man hörte ein gedämpftes, regelmäßiges Klappern, wie von Dreschflegeln; aber dieses Geräusch wurde fast von einem Bach übertönt, der mit Steinen und Fichtenwurzeln zankte. Der Weihnachtsmann klopfte an die Luke des Scheunenladens, und dieser sprang auf. Drinnen standen zwei ganz kleine lustige Burschen mit buschigen Augenbrauen, runden Kinderwangen und grauen Jacken; es waren die Hauskobolde. Die droschen beim Schein einer Laterne, dass der Staub in Wolken aufflog. Der Weihnachtsmann nickte und sagte:
"Zwerglein, Zwerglein, sagt mir doch,
warum drescht so spät ihr noch?"
Die Zwerge antworteten, die Dreschflegel schwingend:
"Der Garben sind viele,
wir fern noch vom Ziele,
tick-tick-tack, tick-tack,
so füllt sich der Sack."
"Aber am Weihnachtsabend kann man sich doch Ruhe gönnen", meinte der Weihnachtsmann.
Die Zwerge erwiderten sogleich:
"Reiche Saat, Kuchen rund.
Früh und spat, jede Stund'
hat Gold im Mund."
"Aber ihr erinnert euch doch, wo wir uns bald treffen sollen?"
Die Zwerge nickten und antworteten:
"Leb wohl jetzt, beim Riesen vom felsigen Berge,
da sehen sich wieder zusammen die Zwerge."
Der Weihnachtsmann öffnete abermals die Kiste und nahm die Hände voll von Weihnachtsgaben und sprang hinauf zu Vater, Mutter und Kindern im Bauernhof.
So ging es weiter von Hütte zu Hütte, von Hof zu Hof. Selbst vor dem Königsschloss hielten sie, und auch dort öffnete der Weihnachtsmann die Kiste und ging hinauf zum Königssohn. Schnell war er wieder unten bei Björn, denn die Hofluft fiele ihm auf die Brust, wie er sagte. Rapp und Schnapp, Niedlich und Leichtfuß waren schon ungeduldig, scharrten und wieherten. Der Weihnachtsmann warf sich auf den Schlitten, und sie fuhren wieder in einen tiefen Wald.
"Nun geht die Fahrt zum Bergkönig", sagte der Weihnachtsmann geheimnisvoll.
Björn war eine Weile still, aber dann wagte er doch zu fragen: "Ist die Kiste nun leer?"
"Beinahe", sagte der Weihnachtsmann und schob die Pfeife tiefer in den Mund.
"Alle anderen haben Weihnachtsgaben bekommen, aber hast du denn gar keine für mich?" fragte Björn.
"Ich habe dich keineswegs vergessen, deine Weihnachtsgabe liegt noch auf dem Boden der Kiste."
"Zeig sie mir, dann bist du auch gut."
"Du kannst warten, bis du wieder heim zur Mutter kommst."
"Nein, Weihnachtsmann, lass sie mich jetzt sehen!" sagte Björn ungeduldig.
"Nun, so sieh her!" sagte der Weihnachtsmann, indem er sich herumdrehte und aus der Kiste ein Paar dicke wollene Strümpfe herausholte.
"Weiter ist es nichts?" murmelte Björn.
"Sollten die nicht willkommen sein? Du hast ja Löcher in deinen Strümpfen!"
"Die hätte Mutter stopfen können. Da du dem Königssohn und den anderen so herrliche und reizende Sachen geschenkt hast, konntest du mir doch auch so etwas geben."
Der Weihnachtsmann antwortete nicht, sondern legte die Strümpfe wieder in die Kiste, aber er zog den Rauch stärker aus der Pfeife als vorher und sah auch ernsthaft aus, sehr ernsthaft. So ging die Fahrt schweigend vorwärts, bis sie an einen hohen Berg kamen. Da stiegen sie aus dem Schlitten. Der Weihnachtsmann gab Rapp und Schnapp, Leichtfuß und Niedlich einen Haferkuchen. Darauf klopfte er an die Bergwand, und sie tat sich auf. Er nahm Björn bei der Hand und ging mit ihm hinein in die Spalte. Sie waren noch nicht viele Schritte gegangen, als Björn anfing, sich zu fürchten. Da drinnen war es unheimlich. Es würde die schwärzeste Nacht geherrscht haben, hätten nicht hie und da die glühenden Augen von Schlangen und Kröten durch die Dunkelheit geleuchtet, die sich auf den feuchten Felsenvorsprüngen krümmten und dort herumkrochen.
"Ich will nach Hause zur Mutter!" schrie Björn.
"Hab keine Angst", sagte der Weihnachtsmann.
Da schwieg der Junge.
"Was sagst du zu dieser Kröte?" fragte der Alte, nachdem sie eine Weile gegangen waren, und deutete auf ein grünliches Ungeheuer, das auf einem Stein saß und seine Augen auf den Jungen heftete.
"Sie ist grässlich", sagte Björn.
"Die hast du hierher geschafft", sagte der Alte. "Siehst du, wie dick und aufgeblasen sie ist? Das ist für die Unzufriedenheit und den Neid."
"Die hätte ich hergeschafft, sagst du?"
"Ja, gewiss. Du hast die anderen um ihre Gaben beneidet und das Geschenk verachtet, das ich dir aus gutem Herzen geben wollte. für jeden bösen Gedanken, der in einem Menschen aus dieser Gegend geboren wird, kommt eine Kröte oder eine Schlange in die Felsspalte."
Björn schämte sich und schwieg.
Sie gingen weiter und weiter und kamen immer tiefer in den Berg hinein. Allmählich fing es an, heller zu werden, und als sie um einen Fels bogen, sah Björn mit Staunen einen großen glänzenden Saal vor sich. Die Wände waren von Bergkristall, und ringsum standen viele Zwerge und hielten Fackeln, deren Schein sich in den schönsten Regenbogenfarben an den Kristallen brach. In der Mitte saß der Bergkönig auf einem goldenen Thron. Er war in einen prächtigen Mantel gekleidet, der ganz mit Edelsteinen übersät war, aber er sah sorgenvoll aus. An seiner Seite saß seine Tochter in einem Kleid aus Silberstoff und sah noch gramvoller, ja gar wie eine Sterbende aus. Sehr bleich, aber wunderschön war sie. Vor den beiden hing eine große Waage, und um die herum standen Berggeister, die allerlei in die eine und die andere Waagschale legten. Vor dem König stand eine unendliche Schar von Hauskobolden aus den Höfen und Hütten von einigen Meilen im Umkreis und erzählten alles, was die Menschen, in deren Haus sie sich aufhielten, im Laufe des Jahres gedacht, gesagt und getan hatten. Für jeden guten Gedanken und für jede gute Tat legten die Berggeister goldene Gewichte in die eine Waagschale und für jeden bösen Gedanken und jede schlechte Tat eine Kröte in die andere.
"Weißt du, Björn", flüsterte der Weihnachtsmann, "die Prinzessin ist sehr krank; sie muss sterben, wenn sie nicht bald aus dem Berg herauskommt, denn sie sehnt sich danach, des Himmels Luft zu atmen und das Gold der Sonne und der Sterne zu sehen. Aber aus dem Berg kommt sie nicht eher als an dem Weihnachtsabend, an dem die Waagschale des Guten auf den Boden sinkt und die des Schlechten zur Decke steigt. Und das war bisher nie der Fall. Jetzt kannst du sehen, dass die Schalen fast gleich stehen." Kaum hatte der Weihnachtsmann das gesagt, da wurde er aufgerufen, um seinen Bericht zu erstatten. Er hatte nicht wenig zu erzählen, und es war fast nur Gutes, denn seine Erlebnisse erstreckten sich einzig auf die Weihnachtstage. Und zu dieser Zeit pflegen die Menschen ja freundlicher gegeneinander zu sein als sonst.
Die Berggeister legten nun immer mehr goldene Gewichte auf die Waage, je länger der Weihnachtsmann erzählte, und die Waagschale des Guten wurde schwerer und schwerer.
Aber Björn stand wie auf Nadeln, in der Furcht, dass auch sein Name genannt werden würde, und er fuhr zusammen und wurde rot und blass, als der Weihnachtsmann endlich diesen Namen aussprach. Was der Weihnachtsmann von Björn und den wollenen Strümpfen sagte, das will ich nicht wiedererzählen; aber verschweigen kann ich doch nicht, dass einer der Berggeister die große Kröte, die Björn vorher in der Bergspalte gesehen hatte, in die Schale des Bösen legte, und sie wog schwer. Aller Augen, außer denen des guten Weihnachtsmannes, der nach der anderen Seite sah, richteten sich auf Björn: die des Königs, der Königstochter, der Hauskobolde, der Berggeister und der Zwerge; und alle Augen sahen entweder streng oder sehr gramvoll aus; die der Königstochter aber so mild und leidend, dass Björn sein Gesicht mit beiden Händen bedeckte und nicht aufsehen mochte.
Der Weihnachtsmann erzählte nun, wie die arme Mutter den kleinen Björn versorge, wie sie Matten flechte und Besen binde und diese an die Händler verkaufe, um den Jungen zu ernähren, wie sie mit Freude und Liebe arbeite und seinetwegen Entbehrungen ertrage, und wie sie glücklich sei über sein frisches Wesen und sein mutiges Herz und seine blühenden Wangen und treuherzigen Augen und gern seine Jugendstreiche verzeihe - ja, sie betete jeden Abend, wenn er schon schlief, für ihn zu Gott, und heute morgen war sie in der eisigen Winterkälte weit weg in das nächste Dorf gegangen, nur um ihm am Weihnachtsabend mit einem Lichterzweig und anderen Dingen eine Freude machen zu können. Und während der Weihnachtsmann so erzählte, legten die Berggeister schwere goldene Gewichte in die Waagschale des Guten. Plötzlich hüpfte die dicke Kröte heraus und verschwand in der Bergspalte, und die Augen der freundlichen Königstochter wurden feucht, und Björn schluchzte laut.
Ja, er weinte so sehr, dass er erwachte, und da war der Saal des Bergkönigs verschwunden, und er lag in seinem Bett in der Hütte auf der Heide. Das hellste Weihnachtsfeuer brannte lustig auf dem Herd, und die Mutter beugte sich über ihn und sagte: "Armer kleiner Björn, musstest so lange allein in der Dunkelheit bleiben! Ich konnte nicht früher nach Hause kommen, denn der Weg ist weit. Aber nun habe ich einen Lichterzweig und Weizenbrot und Pfefferkuchen mitgebracht, und auch einen Kuchen, den du morgen den Sperlingen geben sollst. Und sieh her", fuhr die Mutter fort, "hier hast du ein Paar wollene Strümpfe, die ich für dich als Weihnachtsgabe gestrickt habe, denn die hattest du nötig, du kleiner Reißteufel. Und hier hast du ein Paar Lederschuhe, die ich für dich gekauft habe, damit du während der Feiertage nicht in den Holzschuhen herumzutrappeln brauchst."
Björn hatte sich schon lange ein Paar Lederschuhe gewünscht, und nun betrachtete er sie mit strahlenden Augen von allen Seiten. Aber noch länger beinahe die wollenen Strümpfe, so dass die Mutter dachte, er wolle irgendeine falsche Masche daran suchen. Björn aber schien es, als wären sie genauso wie diejenigen, die er in der Kiste des Weihnachtsmannes gesehen hatte.
Nun wurde die Grütze auf den Herd gesetzt, ein weißes Tuch über den Tisch gebreitet und der Lichterzweig angezündet. Björn sprang umher in den neuen Strümpfen und Schuhen. Zwischendurch stand er am Fenster und sah forschend und sinnend auf die Heide und wußte nicht recht, was er von der Fahrt, die er gemacht hatte, denken sollte. Da draußen strahlten Tausende von Sternen auf die einsame Gegend nieder. Und in der bescheidenen Hütte herrschten Herdwärme, Herzenswärme und Freude.

ein Gast
30.11.2022, 06:27
Der Weihnachtsmannkuchen

(Autor unbekannt)

...den hat "Achim" der Gastwirt selbstgebacken !


Man nehme:


1 Tasse Wasser

1 Tasse Zucker

1 Tasse Mehl

1 Tasse braunen Zucker

4 große Eier

1 Stück weiche Butter

2 Tassen getrocknete Früchte

1 Teel. Backpulver

1 Teel. Salz

1 Hand voll Nüsse

1 Zitrone

1 Flasche "Carlos I Imperial XO"


Zubereitung

9505

1. Zunächst kosten Sie den "Carlos I Imperial XO" und überprüfen seine Qualität!

2. Nehmen Sie dann eine große Rührschüssel zur Hand!

3. Währenddessen probieren Sie nochmals den "Carlos I Imperial XO" und überzeugen sich davon, dass er wirklich von bester Qualität ist.

4. Gießen Sie dazu eine Tasse randvoll und trinken Sie diese aus!

5. Wiederholen Sie diesen Vorgang!

6. Schalten Sie den Mixer an und schlagen Sie in die Rührschüssel die Butter flaumig weich!

7. Überprüfen Sie, ob der "Carlos I Imperial XO" noch in Ordnung ist. Probieren Sie dazu nochmals eine Tasse voll.

8. Mixen Sie den Schalter aus!

9. Brechen Sie dann zwei Eier aus und zwar in die Rührschüssen. Hau’n Sie die schrumpligen Früchte mit rein!

10. Malten Sie den Schixer aus!

11. Wenn das blöde Obst im Trixer stecken bleibt, lösen’s des mit ´nem Traubenschier!

12. Hüberprüfen Sie den Whisky auf seine Konsissstenzzz…

13. Jetzt schmeißen Sie die Zitrone in den Hixer und drücken Sie die Nüsse aus!

14. Fügen Sie eine Tasse hinzu, Zucker, alles was auch immer…

15. Fetten Sie den Ofen ein! Drehen Sie ihn um 360°. Schlagen Sie auf den Mehixler, bis er ausgeht!

16. Werfen Sie die Rührschüssen aus dem Fenster und überprüfen Sie den Geschmack des übrigen, abgestandenen "Carlos I Imperial XO".

17. Gehen Sie ins Bett und pfeifen Sie auf den Kuchen.9504

ein Gast
01.12.2022, 10:57
Udo Lindenberg's Weihnachtsgeschichte


Maria und Josef waren schon ne' ganze Weile verlobt, da sagte Maria eines Tages:
"Du, Josef, ich weiß ja auch nicht wieso, aber ich glaube ich bin schwanger; was machen wir denn jetzt?"
Das war so im Juni. "Junge, Junge, das is'n Ding", dachte Josef, "mit wem hat die sich denn hinter meinem Rücken eingelassen? Da werd ich mich doch sofort entloben. Eigentlich schade!" Weil es aber schon so spät war und ich die ganze Sache ganz schön mitgenommen hatte, sagte er sich:
"Okay, ich entlobe mich erst morgen", und legte sich erstmal ins Bett.

Was'n Glück, denn genau in der Nacht erschien ihm ein Engel. Der stand vor seinem Bett, schimmerte und sagte:
"Also Josef, alter Junge, ich bin der Engel des Herrn und die Sache mit deiner Braut geht in Ordnung. Das war kein Hausfreund sondern der Heilige Geist persönlich und der Sohn, der da rauskommt, ist tierisch wichtig, damit das Volk und überhaupt die Welt endlich mal von den ganzen Sünden erlöst wird. Das muss ja auch mal sein - also heirate die Maria und nennt das Kind Jesus. Alles klar? Okay, tschüss."
Und damit schwebte der Engel wieder los. Josef war platt, aber er machte, was der Engel gesagt hatte, und alles lief normal weiter, bis eines Tages der König, so Anfang Dezember, auf die Idee mit der Volkszählung kam. Da musste sich also jeder in seinem Geburtsort melden und weil Josef aus Nazareth war, mussten sie dahin, obwohl das ne ganze Ecke zu laufen war.
"Scheißbürokraten", schimpfte Josef, "mit uns können die es ja machen!
Also los, Maria, es hilft nix, pack die Koffer!"
Am 24. Dezember war's dann soweit. Maria merkte, dass sie wohl heute das Kind kriegen würde, und Josef rannte sich den Arsch ab, um in dem überfüllten Bethlehem ne Bleibe aufzutreiben. Aber für eine Hotel langte die Kohle nicht, Krankenhäuser gab's keine und die billigen Gasthäuser waren rappelvoll. Es war tierisch kalt und bis zum Abend hatte er nichts weiter gefunden als einen Stall, den ihm ein Bauer angeboten hatte, der sich dachte:
"Naja, für die Ausländer geht das schon, die können ruhig zu den Eseln und Kühen die sind sowieso nix besseres gewohnt....."

"Scheißkalt ist das heute", sagte gerade ein Hirte zu seinen Kollegen, mit denen er draußen auf dem Feld ums Feuer saß und auf die Schafe aufpasste, als ihnen dieser komische Stern auffiel. Auch seine Kumpels hatten so ein Ding noch nie gesehen. Riesengroß mit einem mordslangen Kometenschweif hintendran.
"Das ist ja ein Hammer, wenn das nix zu sagen hat?!", meinten die Hirten noch, als es auf einmal unheimlich hell wurde und dieser Engel (derselbe, der im Juni Josef besucht hatte) erschien. Gleich mit Riesenorchestern und mit Chor und mit allem Drum und Dran. Die Hirten waren völlig von den Socken, aber da sagte der Engel schon:
"Jungs, keine Angst. Ich hab'ne göttliche Nachricht für euch" (und der Chor sang im Hintergrund immer mit) ihr wolltet doch schon immer einen Erlöser, so einen richtig guten Typen, der für alles zuständig ist, euch die Sünden abnimmt, einen der vom Himmel kommt und hier mal endlich Frieden schafft, den euch die Könige immer nur versprechen, wenn sie sich gerade selbst ernennen, stimmt's? - Seht ihr, jetzt habt ihr einen . G'rade ist er geboren worden:
Er ist noch ziemlich klein und liegt in einem Futtertrog in einem Stall, aber das ist der, auf den ihr immer gewartet habt.
Jesus heißt er! Lasst eure Schafe mal für ne Stunde alleine und geht hin zum gratulieren." Damit verschwand der Engel mit dem Chor und er ganzen Lightshow und die Hirten gingen los, um das Kind zu suchen. Als sie in dem Stall ankamen, lag das Kind wirklich im Futtertrog und sie gratulierten Maria und Josef und freuten sich alle und es war ein ziemliches Gedränge und eine Riesenstimmung in dem Stall.

Und heute (2022) schiebt Jesus mit inzwischen verheilten Händen und Füßen die Wolken beiseite und guckt sich den kranken Weihnachtszirkus hier an und denkt:
"Diese traurigen, scheinheiligen Christen, lamettabehangene Alibi-Abholer einmal im Jahr!
Wie soll ich das bloß wieder unserem Vater klarmachen??????????"

ein Gast
02.12.2022, 07:49
Weihnachtsgeschichte für zwei Personen
von Carina Schmidt

Es war ein milder, sonniger Samstagmorgen. Der Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz, der zum letzten Mal öffnete, füllte sich mit Menschen. Sie machten ihre letzten Einkäufe, denn morgen war Heiligabend. Engelbert Schwarz war, wie so oft, ohne Grund schlecht gelaunt und dachte:
‚Wären diese blöden Feiertage doch nur schon vorbei.’ Er überquerte den Platz und ging zur Apotheke.

„Guten Morgen“, begrüßte ihn die Apothekerin freundlich.
„Morgen“, murmelte Engelbert und schob das Rezept hin. „Die Johanniskrauttropfen sind vorrätig, die Schlaftabletten muss ich bestellen. Bis um zwölf Uhr sind sie da“, wandte sie sich an den ganz in Schwarz gekleideten Mann. „Dann muss ich noch mal kommen“, antwortete er mit funkelnden Augen, aber das schüchterte sie nicht ein. Während sie die Bestellung in den Computer eintippte, musterte er sie. Sie war um die fünfzig, ungeschminkt und hatte kurze Haare. Äußerlich war das nicht sein Typ. „Valeria Stern“ las er auf ihrem Namensschild. ‚Ein seltener Name’, dachte er. „Soll ich die Tropfen einpacken?“, unterbrach sie seine Gedanken. „Nein!“, antwortete er und griff ungeduldig nach dem Medikament. Dabei streifte er ihre Hand. Für den Bruchteil einer Sekunde zuckte er zusammen, doch er fasste sich gleich wieder, steckte die Packung in die Jackentasche und ging grußlos.

Kurz vor 12 Uhr ging Engelbert wieder zur Apotheke. Als er am Weihnachtsmarkt vorbeiging, blieb sein Blick an einem Stand mit reduzierten Weihnachtsgestecken hängen. Er erinnerte sich, wie er früher jedes Jahr mit seiner Frau hier war, wie sie die Wohnung geschmückt, Plätzchen gebacken und Geschenke gekauft hatte. Aber dann… Er schluckte, drehte sich um und ging zu dem Stand zurück. Einen Augenblick zögerte er, doch dann kaufte er ein Gesteck mit einer dicken roten Kerze und einem kleinen Engel.

Als er die Apotheke betrat, telefonierte Valeria gerade, warf ihm aber ein kurzes Lächeln zu. „Ja, am Mittwoch um 12 Uhr. Auf Wiederhören.“ Sie wandte sich ihm zu:
„Herr Schwarz, es tut mir wirklich leid, aber der Großhändler hatte einen Computerausfall. Ihre Tabletten kommen erst nach Weihnachten.“ Sie sah ihn besänftigend an. „Wenn die Technik streikt, kann man nichts machen. Probieren Sie es mal mit Baldriantee, er kostet 2,20 Euro.“ Schon wollte Engelbert seinem Ärger Luft machen, doch ihr freundlicher Blick traf ihn und er zügelte sich. ‚Das ist lange keiner Frau mehr gelungen’, dachte er verwundert. Ihre blauen Augen hatten eine magische Wirkung auf ihn. Einen Augenblick begegneten sich ihre Blicke schweigend. Er legte das Geld hin, sagte: „Wiedersehen“, und eilte hinaus.

Nachdem Engelbert seine Jacke an die Garderobe gehängt hatte, betrachtete er sich im Spiegel. ‚Alt sehe ich aus – und griesgrämig. Trotzdem war diese Valeria Stern nett zu mir, aber das gehört zu ihrem Beruf.’ Seit der Scheidung vor zwölf Jahren ließ er keine Frau mehr an sich heran. Die meisten Frauen ergriffen vor seiner Launenhaftigkeit sowieso die Flucht. Und mit zunehmendem Alter zog er sich immer mehr zurück. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er das Weihnachtsgesteck in der Apotheke vergessen hatte. Er schaute auf die Uhr, das Geschäft war schon geschlossen.

Nach dem Mittagessen machte sich Engelbert auf den Weg in den Stadtpark. Das verliebte Paar, das er in letzter Zeit häufiger gesehen hatte, kam ihm Hand in Hand entgegen. Normalerweise ignorierte er Liebespaare grundsätzlich, doch heute spürte er einen Schmerz in der Brust. Er setzte sich auf eine Bank und blickte auf den See, in dem sich die Nachmittagssonne spiegelte. ‚Die Mauer, die ich um mich errichtet habe, bekommt ein Loch’, dachte er verwundert. Plötzlich hörte er hinter sich zwei Frauenstimmen näher kommen. „Inzwischen habe ich mich gut eingelebt, die Apotheke läuft auch gut.“ Er erkannte sie sofort, das war Valeria. Sein Herz fing an, schneller zu schlagen. „Weißt du, viele Menschen brauchen eigentlich keine Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen oder Schlaflosigkeit, sondern jemand, der ihnen hilft, ihren Liebeskummer oder ihre Einsamkeit zu überwinden“, fuhr sie fort. „Gestern kam ein älterer, griesgrämiger Mann mit Schlafstörungen und Depressionen. Als ich in seine Augen sah, wusste ich sofort, was ihm fehlte. Er reagierte erschrocken und ließ sein Weihnachtsgesteck liegen. Ob…“ Engelbert konnte nicht mehr verstehen, was sie weiter sagte.

Nachdem er sich von dem Schreck erholt hatte, schlenderte er nach Hause. Als er das Teewasser aufsetzte, bemerkte er, dass er die Johanniskrauttropfen gar nicht genommen hatte. Die monatelange Niedergeschlagenheit war weg, er fing an, sich wieder lebendig zu fühlen. Aber gleichzeitig war da auch die Angst vor einer neuen Enttäuschung. Plötzlich riss ihn die Türklingel aus seinen Gedanken.

Engelbert erschrak, wer konnte das sein? Er ging zur Sprechanlage.
„Hallo? – Hallo, Herr Schwarz, ich komme von der Rathausapotheke. Sie haben heute Mittag Ihr Weihnachtsgesteck vergessen.“
Er fing an zu schwitzen.
„Hallo?“, rief die Stimme von unten. „Ja, ich wohne ganz oben.“ Er wischte sich das Gesicht trocken und machte die Schlafzimmertür zu. Dann öffnete er die Wohnungstür. Valeria kam gerade die letzte Treppe herauf und sagte schwer atmend:
„Ich bin auch nichts mehr gewöhnt. – Ja, es ist schon ein wenig anstrengend.“ Ihre Blicke trafen sich. „Ich dachte, ich bringe Ihnen das Weihnachtsgesteck, denn nach den Feiertagen brauchen Sie es wohl nicht mehr. – Das ist wirklich sehr nett von Ihnen. Oh, mein Teewasser kocht. Möchten Sie einen Kräutertee?“ Engelbert wunderte sich über seinen plötzlichen Mut. „Ja, gerne“, antwortete Valeria.

Sie zog den Mantel aus und folgte ihm ihn die Küche. Engelbert stellte die Tassen und das Gesteck auf den Tisch und zündete die Kerze an. „Jetzt brauchen wir beide Baldriantee.“ Dann nahm er den Engel von den Tannenzweigen und stellte ihn vor Valeria. „Sie sind mein Weihnachtsengel“, sagte er lächelnd und sah sie lange an. Während Valeria schweigend ihren Tee trank, sagte er: „Haben Sie morgen Nachmittag schon etwas vor? – Nein. – Möchten Sie mit mir um 17 Uhr in die Christmette in den Dom gehen? – Ja, gerne.“ Engelbert strahlte sie an und brachte sie zur Tür. „Ich komme um 16.30 Uhr zu Ihnen. Und nach dem Gottesdienst könnten wir noch zusammen essen. – Sehr gerne.“ Sie verabschiedeten sich. Engelbert räumte die Kräutertropfen in den Schrank und spülte die Tassen. Dann ging er zum Kleiderschrank und überlegte, was er morgen anziehen würde.

ein Gast
03.12.2022, 05:20
Weihnachtsmann im Chaos

von Octavia Bender

Eine lustige und turbulente kurze Weihnachtsgeschichte über einen chaotischen Weihnachtsmann

Claas war Weihnachtsmann mit Leib und Seele. Das ganze Jahr über freute er sich auf strahlende Kinderaugen, auf beleuchtete Tannenbäume und festlich geschmückte Häuser.
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Doch ein Weihnachtsfest sollte ihm in besonderer Erinnerung bleiben! Er war zur Bescherung zu einer amerikanischen Familie gekommen, die noch nicht lange in Deutschland lebte. Dort schien alles mehr und bunter zu sein, als es hierzulande üblich war. Das Wohnhaus war größer, der Tannenbaum höher, die Dekoration üppiger. So füllte der mächtige Christbaum gut ein Viertel des überdimensionalen Flures aus. Die Tanne war derart reichhaltig geschmückt mit Kerzen, Kugeln, Sternen, Lametta, Äpfeln und Holzfiguren, dass sie unter ihrer Last zusammen zu brechen drohte.
Lichterketten 9509
schmückten nicht nur die ausladende geschwungene Treppe ins obere Geschoss, sondern führten auch kreuz und quer unter der Decke der Halle und an den Wänden entlang. Sterne und Weihnachtsfiguren zierten jede freie Stelle.

Claas spähte durch den Türspalt des Kaminzimmers im oberen Stockwerk, wo er auf seinen Auftritt als Santa Claus wartete. Für die Amerikaner hatte er sich etwas Besonderes ausgedacht, denn er wusste, dass sie alles Außergewöhnliche liebten.
Als die Bescherung losging, verbarg er sich in einer großen weihnachtlich verpackten Box am oberen Treppenabsatz. Er wollte in seiner Tätigkeit als Weihnachtsmann mit Pauken und Trompeten aus dem Karton herausspringen – etwa so wie ein leicht bekleidetes Mädchen bei einem Junggesellenabschied aus einer Riesentorte steigt.
Während er in seiner Box kauerte, stellte sich die Familie – Vater, Mutter, drei Kinder im Alter zwischen vier und zwölf, sowie die Großeltern – unten im Flur neben dem Christbaum auf und harrten gespannt der Dinge, die da kommen würden.

Eine Trompete erklang, 9508
weitere Instrumente stimmten ein. Alle Augen blickten überrascht nach oben. Claas lachte leise in sich hinein. Der Trick mit dem Kassettenrecorder hatte funktioniert.
Der Karton öffnete sich wie von Geisterhand und ein bärtiger, rot bemäntelter Weihnachtsmann mit einem prall gefüllten Beutel tauchte daraus empor. Entzücktes Staunen. „Ah“ und „Oh“ erklang es von unten, als er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete.
Der Weihnachtsmann freute sich über die glänzenden Kinderaugen und konnte sich gar nicht daran satt sehen, als er den Schritt aus dem Karton tat. Nun war dieser etwas zu dicht an die Treppe herangelangt, so dass sein Fuß keinen sicheren Halt fand. Der zweite Fuß folgte nicht schnell genug um zu retten, was er noch hätte retten können. Vielmehr zog er den Karton mit sich, als der Weihnachtsmann mitsamt dem gefüllten Beutel die Treppe herunter purzelte. Zum Glück war der Weihnachtsmann gut gepolstert. Er rollte wie eine nicht aufzuhaltende Lawine über die Stufen, hakte in der Biegung der Treppe für einen Moment, doch bevor er sich aufrappeln konnte, ging die Fahrt weiter in die Tiefe.
Am Ende der Stufen bremste die ausladende Tanne den Fall der arg mitgenommenen Gestalt und hüllte diese in ihre stacheligen, aber nach den Treppenstufen doch recht weichen Arme. Allerdings konnte der Baum den Weihnachtsmann nur leicht abfedern, bevor er sich unter dem ins Wanken gekommenen Gewicht seiner überladenen Äste zur Seite neigte. Seiner Größe wegen verfing sich die mit einem gläsernen Engel verzierte Spitze in der Lichterkette neben der Deckenlampe. Diese folgte der Tanne unaufhaltsam in die Tiefe und veranlasste die an den Wänden befestigten Kabel hinter drein zu eilen.
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Leises Klirren ertönte, hier und da erlosch eine der elektrischen Kerzen mit einem leisen „Pling“, während aus dem oberen Stockwerk unermüdlich die Bläser um weihnachtliche Stimmung buhlten.
Claas war noch ganz benommen von dem übereifrigen Abgang über die lange Treppe. Während er vorsichtig die Funktionstüchtigkeit seines Verstandes und seiner Glieder prüfte, hörte er plötzlich ein fürchterliches Poltern von der Ecke her. Er blickte hoch. Mit einem Krachen sprang die Tür auf. Eine riesige Dogge stand wie angewurzelt vollkommen verdutzt im Rahmen und beäugte den verwüsteten Raum. Claas konnte den Denkvorgang im großen Kopf des Tieres regelrecht sehen: Hier meine Familie, Chaos in meinem Reich, dem sonst so friedlichen Flur und – ein Fremder!

Die Dogge und der Weihnachtsmann setzten im selben Moment zum Sprung an. Letzterer sprintete – den Beutel mit den Geschenken noch krampfhaft in der Hand haltend – zur Terrassentür, riss sie auf und stürmte in den Garten. In langen Sätzen folgte der Hund mit wütendem Grollen. Claas sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Der verdammte Garten war mit einem hohen Bretterzaum umgeben. Doch mit der nahenden Gefahr im Nacken schaffte er einen kühnen Sprung. Seine Hände klammerten sich an das oberste Brett des Zaunes und er stemmte die Füße gegen die Latten. Beinahe in Sicherheit. Da spürte er den Zug am Beutel in seiner Hand. Er ließ ihn los und merkte erst jetzt, wie dieser ihn behindert hatte. Von seiner Last befreit zog er sich ganz nach oben, setzte sich schwer atmend auf die oberste Latte und blickte nach unten. Kein Hund war zu sehen. Claas schüttelte den Kopf. Ob er bei seinem Treppensturz doch mehr abbekommen hatte? Doch dann sah er wie die große, schwarzbraune Dogge mit dem Geschenke-Beutel in der Schnauze durch die offen stehende Terrassentür im Haus verschwand.
Er überlegte. Noch einmal hineingehen? Nein, lieber nicht. Die ihnen zugedachten Geschenke würden die Amerikaner bekommen – denn nun hatte die Dogge die Bescherung übernommen.

„Weißt du was, Mutti“, stellte Lina leise – doch fast ein wenig entrüstet - fest,
„der Weihnachtsmann – der hatte Onkel Erwins Stiefel an !!!“
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ein Gast
03.12.2022, 16:01
...in liebevoller Erinnerung an ihre “Oma Rosa”, erhielt ich von “Hildegard” diese Backanleitung mit dem Rezept vom: “Wasserbrezel aus dem Sudetenland”.

https://de.wikipedia.org/wiki/Sudetenland

“SUDETENLAND” ein Wasserbrezel, mit Rezept !

Dieses Jahr ist das erste Mal Weihnachten ohne die geliebte “Omi Rosa” meiner Frau, sie ist im Frühjahr nach einem langen Leben eingeschlafen.
Ihre Heimat war das Sudetenland und nach dem Krieg wurde sie dort mit vielen Menschen vertrieben. Ihr Lebensmittelpunkt war dann hier im Norden, bis sie im hohen Alter von über 80 Jahren wieder runter nach Bayern nähe der österreichischen Grenze gezogen ist und dort noch 10 Jahre bei ihren geliebten Bergen leben durfte.
Solange ich sie kannte, hatte sie jedes Jahr in der Adventszeit immer eine Art Stollen gebacken, er hieß “Wasserbrezel” und war im Sudetenland wohl ein weit verbreitetes Gebäck zu Weihnachten.

Der Clou an der Sache ist, dass der Hefeteig zum gehen nicht in den angewärmten Backofen oder unter die Bettdecke kommt, sondern in einen Eimer mit warmem Wasser.
Ich habe das Rezept aus ihrem Nachlass, meine Frau ist unterwegs und ich hatte etwas Zeit, so dass ich “Omi Rosa” zu Ehren und meiner Frau zuliebe, den Kuchen heute Nachmittag gebacken habe.
Das Rezept ist eigentlich recht einfach und doch mit ein wenig Aufwand verbunden, wer die Wasserbrezel nachbacken möchte, kann gerne weiterlesen, man braucht für:
Phase 1:

gut 800g Mehl

250g Butter

2 Würfel Hefe (ca.80g)

5 Eier

1 kleine Tasse Milch

das Mehl kommt in eine große Schüssel, dazu die 5 Eier, die Milch wird angewärmt und die Hefe darin aufgelöst und die Butter kommt auch erwärmt, fast flüssig dazu.
Den Teig mit beiden Händen richtig gut durchkneten, wenn die Masse einem zu dünn vorkommt, lieber noch etwas Mehl dazugeben, so dass man am Ende einen richtig schönen Kloß hat.

Nun nimmt man ein leichtes Küchentuch, betreut dieses großflächig mit etwas Mehl und wickelt den Kloß locker darin ein und knotet es mit etwas Band zu.
Jetzt kommt der Namensgeber Wasser ins Spiel.

Wir brauchen einen Eimer gut halbvoll mit warmen(!) Wasser und geben den Kloß hinein, nach ein paar Minuten sollte der Kloß sich vom Eimerboden nach oben bewegen und schwimmen.
Dieser schwimmende Kloß wird nun ab und zu gedreht, so dass er überall gleichmäßig im Wasser war, das Ganze dauert so ca.15-20min.

Jetzt kommt Phase 2, hier brauchen wir:

200g Zucker

250g Rosinen....
diese können, sollten oder müssen -bei Bedarf- vorher eine Nacht in Rum verbringen !

200g gehackte Mandeln

150g Butterflocken

2 Päckchen Vanillezucker

und wer mag, etwas Zitronat oder Orangeat.

der Kloß kommt nun auf die bemehlte Arbeitsplatte und wird in zwei Hälften geteilt, diese werden etwas platt gedrückt und die restlichen Zutaten mit den am besten gekühlten Butterflocken gleichmäßig darauf verteilt.

Jetzt werden die Teigstücke gut durchgeknetet und zwei Laibe geformt und es ist darauf zu achten, dass keine Rosinen rausgucken, die verbrennen sonst schnell.

Das Blech kommt in den Backofen für gut 50min bei Umlauft etwa 175°C, kann auch auf 160°C runtergeregelt werden.
Bei Ober- & Unterhitze ca. 180°C und das Ergebnis sollte mit etwas Glück am Ende so aussehen.

9511

Nun brauchen wir nochmal gut 100g warme, fast flüssige Butter und bestreichen beide noch warme, aber schon etwas abgekühlten Wasserbrezeln mit einem Kuchenpinsel.

Und zu guter Letzt kommt Zuckerglasur drauf (200g Puderzucker, etwas lauwarmes Wasser und ein Spritzer Zitronensaft) auch mit einem Pinsel verteilt, jetzt sind die “Wasserbrezel” fertig.
Man kann sie aber auch nur mit Puderzucker bestäuben.
Wenn die “Wasserbrezel” abgekühlt sind, werden sie in Butterbrotpapier eingewickelt und kommen in einer Plastiktüte an einem kühlen Ort bis zu Weihnachten.

Jedenfalls riecht es bei mir wie in der Weihnachtsbäckerei.

Ich hoffe, meine Frau freut sich nachher, wenn sie heimkommt und wer weiß, vielleicht schaut auch “Omi Rosa” vom Himmel aus zu, denn nur wer vergessen ist, ist wirklich tot...

ein Gast
04.12.2022, 07:41
Geheimnisvolle Winterwanderung

von Andrea Schober

Es war ein kalter Wintertag.

"Niemand" wohnte alleine in einem kleinen Haus am Waldrand und fühlte sich so einsam, als wäre er wirklich niemand. Er bekam selten Besuch und gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit sehnte er sich nach Menschen, mit denen er zusammen ein paar schöne Stunden verbringen konnte. Kurzerhand beschloss Niemand eine Wanderung durch den verschneiten Winterwald zu machen. Er packte seinen Rucksack, denn es sollte ein längerer Ausflug sein. Vielleicht lernte er unterwegs ein paar Menschen kennen, die Niemand nett finden würden. Er packte ein paar Nüsse, einen Apfel, sein letztes Stück Brot, eine Armbanduhr und ein paar Münzen ein, zog sich seine dicke Winterjacke und Stiefel an und ging mit seinem Rucksack aus dem Haus. Draußen schneite es sehr stark. Niemand stapfte durch den Schnee. Er kannte den Weg gut, der zum Wald führte. Bald schon sah er die schneebedeckten Bäume, die am Waldrand standen und er folgte dem Weg in den Wald hinein.
„Wie soll ich hier jemanden finden, in diesem verschneiten Wald?“ fragte er sich und wusste selber keine Antwort. Trotzdem ging er weiter. Der Wald war schön, auch ohne Menschen, doch er wollte nicht mehr länger alleine sein und schon gar nicht an Weihnachten. „Ich muss es versuchen!“ sagte er zu sich selbst. Er lief weiter und bald kannte er sich nicht mehr aus. Der Wald wurde dichter und es war kein Weg mehr zu sehen. Dann sah er plötzlich bunte Lichter am Himmel. Er ging weiter, um diesen Lichtern entgegenzugehen. Er kam an den Rand des Waldes und sah vor sich eine Kirche mit vielen kleinen Häuschen drum herum. Es drang Musik in seine Ohren.

Niemand gefiel das und er ging hinunter auf den Weihnachtsmarkt. Niemand hatte großen Hunger und es roch gut nach Reibekuchen, Glühwein, Bratwurst und warmer Schokolade.
Niemand dachte zunächst an leckere Reibekuchen und einen heißen Tee. Er ging an einen Stand, wo es die Reibekuchen gab, und bestellte 3 Stück. Als sie auf der Theke vor ihm dufteten, dachte Niemand darüber nach, was er dem Verkäufer dafür anbieten könnte. Doch schon bald merkte er, dass der Verkäufer nichts von seinen mitgebrachten Lebensmitteln hielt. Weder die Nüsse noch der Apfel und sein Brot interessierten ihn. „Hier wird mit Geld bezahlt und nicht mit so wertlosem Zeug, wie Du es mir anbietest. Schleich Dich davon! Von mir bekommst Du dafür nichts!“ Auch an anderen Ständen wollte man kein Tauschgeschäft mit seinen Lebensmitteln machen.

„Aber ich kann doch nicht meine Armbanduhr oder die wertvollen Münzen für eine kleine Mahlzeit hergeben“, dachte er. So setzte er sich hin und fing an seine Nüsse zu verspeisen. Mit dem warmem Tee war es das gleiche: „Könnte ich einen Apfel gegen heißen Tee eintauschen bitte“, fragte er vorsichtig einen Mann am Stand. „Du Spinner, was soll ich mit einem Apfel?“ fragte dieser. „Davon habe ich zu Hause genug.“ Betrübt ging Niemand zu einem Stand, wo es Töpfe und Pfannen zu kaufen gab und fragte dort: „Was kostet ein kleiner Topf.“ „20 Euro“, erwiderte die Stimme. „Euro, was ist denn das?“ sagte Niemand mehr zu sich selbst. Dies hörte der Verkäufer und wollte Niemand gleich wieder fortschicken.

Doch Niemand brauchte etwas Warmes und bot seine Armbanduhr zum Tausch an. Erst schaute der Verkäufer mit großen Augen auf die Uhr. Im nächsten Augenblick jedoch verfinsterte sich sein Gesicht und sagte:“ Na gut, ich will mal nicht so sein. Auch wenn die Uhr nichts wert ist, so will ich Dir einen kleinen Topf zum Tausch geben. Er ist zwar nicht mehr schön, aber seinen Zweck erfüllt er allemal.“

Niemand nahm den Topf , holte Wasser aus einem Bach und konnte mit Mühe ein Feuer anzünden, über dem er sein Wasser im Topf erhitzen konnte.

Nachdem er sich etwas aufgewärmt hatte, aß er noch das Brot und war fürs erste gestärkt.

„Mit diesen Menschen will ich nicht befreundet sein“, dachte er. „Ich werde wieder nach Hause gehen und weiterleben wie bisher.“ Er ging wieder hoch zum Wald und ließ die Musik der falschen Versprechungen hinter sich. „Sich freuen und etwas teilen“ das konnten diese Menschen sicher nicht, wie es die Worte der weihnachtlichen Lieder eigentlich versprachen.

Er tauchte wieder in die Welt der verschneiten Tannen ein. Plötzlich sah Niemand wieder ein Licht. Ein kleines Mädchen saß auf einem verschneiten Stein im Wald und hatte eine Kerze in der Hand. Als es Niemand sah lief es auf ihn zu und sagte: „Ich habe Hunger und mir ist so kalt. Kannst Du mich bitte nach Hause bringen?“ Niemand gab dem Kind zunächst seinen Apfel und kochte ihm dann heißes Wasser in seinem Topf.. Dabei fragte er es, wo es denn wohnen würde.

„In einem kleinen Haus mit einem Bach und einer Tanne“, antwortete das Kind.

„Oh, je!“, dachte Niemand, „davon gibt es bestimmt sehr viele!“. Zu dem Kind meinte er aber „Wir suchen jetzt Dein zu Hause! Weißt Du denn noch, woher du gekommen bist?“ „Nein“ weinte das kleine Mädchen „ich weiß es nicht mehr!“

Niemand nahm das Kind bei der Hand und ging mit ihm los. Es hatte zum Glück aufgehört zu schneien. Er meinte hin und wieder Fußabdrücke in dem Schnee zu erkennen. „Hatte sie das Mädchen auf dem Weg hierher hinterlassen?“, fragte er sich. Sie glitzerten seltsam bläulich oder bildete er es sich nur ein?

Sie gingen immer weiter, bis das Mädchen so müde wurde, dass es nicht mehr laufen konnte.

Niemand trug es nun in seinen Armen weiter, den Fußabdrücken folgend. Dann kam er wieder an einen Waldrand. Auch hier wurde es plötzlich hell vor Lichtern. Aber diese kamen nicht von einer Festbeleuchtung, sondern von Kerzen.

Niemand sah, wie sich überall Kerzenschein bewegte: von rechts nach links und umgekehrt, von der Ferne in die Nähe.

Es war ein richtiges Durcheinander und es waren Dutzende von Lichtern zu sehen. „Was ist hier los?“, fragte sich Niemand: “Spinne ich oder spukt es hier?“ . Diese vermummten Gestalten mit den Kerzen kamen ihm sehr komisch vor. Aber er wagte es nicht, jemanden anzusprechen.

Vorsichtig ging er weiter. Dabei ging er an den Gestalten vorbei, die irgendwas vor sich her jammerten. Aber Niemand konnte nicht verstehen, was sie sagten. Sie schienen sehr beschäftigt und traurig zu sein oder suchten sie etwa...? In dem Moment dachte er an das Mädchen in seinem Arm. Niemand stupste eine der Gestalten im Schnee an. Diese erschrak zunächst und fing an zu schreien. Dann erblickte sie das Mädchen in Niemands Armen. In diesem Moment schaute sie Niemand genauer an und rief: „Sie ist hier, kommt her!“ Alle Gestalten kamen auf Niemand zugelaufen und umringten ihn und das Kind mit den Kerzen. Sie umarmten sich gegenseitig, lachten plötzlich und erzählten ganz aufgeregt miteinander. Niemand wurde ganz warm ums Herz aufgrund der Freude über das gefundene Kind. Er wusste auch nicht, was dann mit ihm geschah. Wie von einer Wolke umringt führten ihn die Menschen zu einem kleinen Haus. Es war das zu Hause des Mädchens mit einem Bach und einer Tanne davor. Die Menschen riefen von Weitem: „Muri, Dein Kind ist da!“

Muri stand nun vor der Haustür und erwartete sein Kind. „Jemand hat Deine Tochter gefunden!“ „Entschuldigung!“, sagte Niemand, „ich heiße Niemand, nicht jemand!“. Muri schaute merkwürdig auf Niemand und dachte: „Wie kann jemand nur Niemand heißen und dann auch noch der Finder meines Kindes.“

Er lud den Fremden in sein Haus ein, bot ihm reichlich zu essen und zu trinken an und wollte nicht mal eine von seinen Münzen dafür bekommen. „Du hast mir das Liebste auf der Welt zurückgebracht, was ich habe, wie könnte ich dann auch noch Geld von Dir annehmen! Du bist für immer mein Gast und Freund.“ Niemand war sehr gerührt von diesen Worten. Er hatte nun einen richtigen Freund und vielleicht sogar ganz viele! Auch die anderen Menschen im Dorf schienen ihn freudig aufgenommen zu haben und ihn zu mögen.

Für Niemand war es der schönste Tag seines Lebens und ein Anfang für viele weitere schöne Tage. Auch wenn Niemand weiterhin Niemand hieß, fühlte er sich wie jemand der sein zu Hause gefunden hatte.

ein Gast
04.12.2022, 19:27
Lustige Adventsgeschichte

von Carina Schmidt

Jana und Nico sind schon ganz aufgeregt.
Heute ist der zweite Advent und die Beiden wollen den Vormittag dazu nutzen, mit ihrer Mutter Plätzchen zu backen. Schließlich kommt am Nachmittag die Oma zum Kaffee vorbei und darauf freuen sich die Kinder sehr.
Während die Mutter noch damit beschäftigt ist, die frisch gewaschene Wäsche aufzuhängen, bereiten Jana und Nico schon einmal alles vor: Sie holen Mehl und Zucker aus dem Vorratsschrank, kramen in der Schublade nach den hübschen Ausstechförmchen und zählen nach, wie viel Eier noch im Kühlschrank sind. Dann legen sie noch eine CD mit stimmungsvollen Adventsliedern auf.

Endlich ist es soweit. „So, dann fangen wir mal an“, sagt die Mutter und bindet sich eine Schürze um. Mit Feuereifer machen sich alle an die Arbeit. Jana und Nico dürfen die Zutaten ganz alleine abwiegen und in die große Schüssel geben, denn die Mutter bekommt zwischendurch einen wichtigen Telefonanruf. Aber das ist kein Problem: Schließlich sind die Zwillinge schon zehn Jahre alt und haben schon oft in der Küche geholfen. Der Teig wird ordentlich gerührt, geknetet und ausgerollt. Sie verkneifen sich sogar das Naschen, denn im Vorjahr wurde Jana am Abend nach der Back-Aktion schrecklich übel, weil sie eine viel zu große Portion des süßen Teiges genascht hatte. Pünktlich zum Ausstechen ist die Mutter mit ihrem Telefonat fertig und kehrt in die Küche zurück. Gemeinsam zaubern sie aus dem ausgerollten Teig kleine und große Engel, Weihnachtsbäume, Sterne und Glocken. Dann schiebt die Mutter das große Blech in den Ofen und schaut auf die Uhr.
„Genau zehn Minuten bleiben die Plätzchen im Ofen“, sagt sie.
„Passt genau auf, wenn die Zeit abgelaufen ist, sonst werden unsere schönen Plätzchen steinhart und schwarz.“


Das lassen sich die Zwillinge nicht zweimal sagen. Sie wollen ja schließlich am Nachmittag voller Stolz ihre Backkünste der Oma zeigen. Auf die Sekunde genau zieht sich Jana die dicken Topfhandschuhe an und holt behutsam das heiße Blech aus dem Ofen. „Mmmmhhh, die duften aber lecker“, schwärmt sie und hält ihre Nase ganz nah an das dampfende Gebäck. „Aber irgendwie auch anders als letztes Jahr“, entgegnet Nico kritisch. Die Mutter runzelt die Stirn. „Habt ihr euch genau an das Rezept gehalten?“ möchte sie wissen. „Ja klar, Mama! Wir sind doch keine Babys mehr!“ Nico schüttelt beleidigt den Kopf. „Wir lassen die Plätzchen jetzt auskühlen und dann kosten wir sie, bevor die Oma kommt“, entscheidet die Mutter. „Ich finde nämlich auch, dass sie irgendwie anders riechen. Zu dumm, dass wir nicht vom Teig genascht haben.“

Der Vormittag ist um und es gibt noch viel zu tun. Das Mittagessen muss gekocht werden, Jana und Nico räumen noch ihre Zimmer auf und der Vater bringt eine riesige Weihnachtsgirlande an der Hausfassade an. Und nach dem Essen ist es auch schon soweit:
Es klingelt an der Haustür und die Kinder rennen zur Tür. Draußen steht aber nicht nur die Oma. Neben ihr wartet eine unglaublich füllige Dame in einem unglaublich roten Kleid. Und sie hält ein kleines rundes Etwas auf dem Arm.

„Wie schön, euch zu sehen“, strahlt die Oma und drückt ihren Enkeln einen dicken Schmatzer auf die Backe. „Ich habe meine Freundin Walburga mitgebracht, denn ich habe ihr schon so viel von euch erzählt und sie wollte euch unbedingt mal kennenlernen!“ Walburga nickt, wobei der Kragen ihres knallroten Kleides lustig nach oben und unten zuckt. Das kleine Etwas in ihrem Arm entpuppt sich als winziges Hündchen, das in einen kleinen Mantel gehüllt ist. „Das ist Lilli“, sagt Walburga und tätschelt mit ihrer großen Hand dem winzigen Hund über den Kopf. Jana und Nico starren das seltsame Paar verblüfft an und sind zunächst sprachlos. Die Mutter bittet ihre Gäste schließlich hinein.

Jana und Nico betrachten neugierig den winzigen kleinen Hund, der sich sofort zitternd unter einen Stuhl verkrochen hat. „Ob der wohl Angst hat?“; flüstert Jana. Nico nickt. „Ganz bestimmt“, flüstert er zurück. Dann setzen sich alle an den Kaffeetisch. „Die Beiden haben die Plätzchen heute fast ganz alleine gebacken“, sagt die Mutter lächelnd. Oma zwinkert den Kindern anerkennend zu. „Dann schmecken sie ja besonders gut“, sagt sie bewundernd. Alle greifen herzhaft in die große Schüssel. Während Nico noch überlegt, ob er dem kleinen Hündchen heimlich einen Keks geben soll, hört er plötzlich ein sonderbares Geräusch. Es kommt von dem Stuhl, auf dem Walburga sitzt, und stammt eindeutig von ihr, obwohl es sich sehr seltsam anhört. Ein schrilles Ächzen, wie ein Papagei, der sich verschluckt hat. Walburga wird ganz rot im Gesicht und hustet wie verrückt, wobei sie sich die fleischige Hand vor den Mund hält. Sie hustet und hustet und hört gar nicht mehr auf, dann kramt sie aus der Tasche ihres knallroten Kleides ein Taschentuch hervor und spuckt hinein. Entsetzt starren sie alle an.


Aber dann verzieht auch der Vater das Gesicht und beginnt zu würgen.
„Jetzt sind alle verrückt geworden“, denkt Jana verblüfft. Die Mutter schaut alle Anwesenden prüfend an und wirft dann einen Blick auf die Plätzchen, die unschuldig in der großen Schüssel liegen.
„Die Kekse!“ jammert Walburga und schnappt nach Luft. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger deutet sie auf ihren Mund, muss aber sofort wieder husten. Der Vater hat währenddessen den heißen Kaffee in seine Kehle befördert und wischt sich mit der Serviette den Schweiß von der Stirn. Aber Mutter behält die Nerven und beißt vorsichtig und mit spitzen Zähnen ein Eckchen von einem Keks ab. „Salz“, sagt sie. „Ihr habt Zucker und Salz verwechselt.“ Sie schüttelt sich. „Kein Wunder, die schmecken wirklich miserabel. Wir haben uns doch gleich über den seltsamen Duft gewundert.“

Jana und Nico starren verlegen auf den Boden. Plötzlich fängt die Oma an, zu lachen. Ganz laut, so als ob sie einen unglaublich tollen Witz gehört hätte. Erst sind alle Anderen still, aber dann stimmt auch Walburga mit in das Gelächter ein. Ihr ganzer Körper bebt dabei und der kleine Hund, der mittlerweile wieder auf ihrem Schoß sitzt, wird bedenklich hin und her geschüttelt. Schließlich müssen auch Vater und Mutter lachen. „Seid nicht traurig“, sagt Vater und wischt sich die Lachtränen aus den Augen.
„Schließlich hatten wir doch in der Vergangenheit selten einen solch lustigen Nachmittag.“

ein Gast
05.12.2022, 17:27
Antonia sucht den Weihnachtsmann

Autor: Christina Telker

Der Sommer neigte sich dem Ende zu, der Herbst zog ins Land ein. Solange die Sonne vom Himmel lachte, hatte Antonia ihren größten Wunsch und Traum etwas vergessen. Jetzt wo es kühler wurde, musste sie immer wieder daran denken. Nun saß sie einsam auf ihrer kleinen Bank vor dem Haus und grübelte über ihren Traum nach.
„Was hast du? Du siehst so traurig aus“ frug ihr kleines Häschen und schaute seine große Freundin fragend an.
„Du kannst mir sicher auch nicht helfen“ antwortete Antonia „ich möchte einmal den Weihnachtsmann bei seiner Arbeit beobachten und ihm helfen. Keiner kennt jedoch den Weg und Keiner kann mir helfen.“ „Vielleicht kann ich dir doch helfen“ tröstete das kleine Häschen. „Ich kann ja mal meine Freunde draußen im Walde fragen.“
„Würdest du das für mich tun?!“ staunte Antonia.
„Aber gerne, du bist doch meine Freundin! Nun lass den Kopf nicht mehr hängen, freu dich wie schön die Blätter tanze. Hole deinen Drachen, er steigt bestimmt bei dem Wind und heute Nacht hoppel ich in den Wald und frage mal die anderen Tiere.“
Antonia freute sich über die Aussicht und holte auch tatsächlich ihren Drachen, stieg damit auf den Berg und sah seinem gleiten zu.“ Schnell verging der Tag, Antonia träumte davon wie ihr kleiner Freund durch den Wald zu den Tieren ging. Zuerst schaute sich Hopps im Walde um und versuchte Witterung aufzunehmen. „Wo finde ich die Anderen überlegte er.“ Weiter ging es in leisen Sprüngen. Er hielt wieder inne, und schnüffelte nach allen Seiten.
„Da? War da nicht etwas?“ noch etwas weiter, dem Geruch nach, wagte er sich in den Wald. Dann sah er fast vor sich, einen Hirsch stehen. Hopps trommelte seine Nachricht auf den Waldboden. Sie hieß „Großer Hirsch, kannst du helfen? Ich suche den Weihnachtsmann, weißt du wo er wohnt?“. Da der Hirsch die Sprache der Hasen versteht, antwortete er mit einem Röhren. „ich kenne ihn nicht, aber mein Bruder der Elche könnte ihn kennen. Ich werde ihn fragen, wenn es dir so wichtig ist. „Es ist mir sehr wichtig, da meine beste Freundin Antonia sonst traurig ist und ich habe ihr Hilfe versprochen.“ „Komm in zwei Tagen wieder“ antwortete der Hirsch „dann werde ich dir Antwort geben können.“ Der Hirsch machte sich sogleich auf den Weg. An hohen Tannen vorbei, durch dichtes Gestrüpp setzte er in großen Sprüngen zu seinem Bekannten dem Elch. Dieser war nicht gerade begeistert von der Bitte die Adresse des Weihnachtsmannes preiszugeben.

„Du weist, dass keine Kinder zum Weihnachtsmann dürfen, sie sehen ihn, wenn er zu ihnen kommt, aber nicht vorher.
Und helfen, ha, ha, ha, dafür hat er seine Zwerge.“ Brummte er lachend.
„Hopps, hat gesagt, dass Antonia ein besonders liebes Mädchen ist“ bat der Hirsch weiter.
„Gut, ich werde es testen. Bringe sie, wenn der Mond sich wendet zu mir dann werde ich entscheiden, ob sie zum Weihnachtsmann darf oder nicht.“ „Danke“ ich werde pünktlich sein verabschiedete sich der Hirsch.
Als zwei Tage später Hopps zu ihm kam, konnte der Hirsch ihm diese gute Nachricht mitteilen. Wie freute sich erst Antonia, als ihr Hopps erzählte was er erreicht hatte. Sie war so aufgeregt, dass sie die nächsten Abende kaum einschlafen konnte. Und dann war es endlich soweit, Hopps führt sie bis zum Waldrand, wo der Hirsch schon auf die beiden wartete und Antonia durfte auf seinen Rücken steigen. Schnell wie der Wind ging es durch den Wald bis sie beim Elch waren. „Na, da bist du ja, Antonia“ empfing sie der Elch „du möchtest also unbedingt zum Weihnachtsmann in seine Werkstatt?! Was wünschst du dir eigentlich zum Fest?“ „Das ist mein größter und einziger Wunsch“ antwortete Antonia. „Wenn du aber nun einen Wunsch frei hättest“ beharrte der Elch weiter. „Dann würde ich mir für meinen kleinen Bruder eine Eisenbahn wünschen. Wie würde er sich freuen und ich hab ihn sehr lieb!“ „Damit hast du die Prüfung bestanden“ freute sich der Elch. „Welche Prüfung?“ wurde Antonia jetzt neugierig. „Wenn jemand zum Weihnachtsmann möchte, sollte auch selbstlos an Andere denken. Du hast an Deinen Bruder gedacht und nicht nur an dich. Der Weihnachtsmann arbeitet das ganze Jahr für Andere, um Erwachsenen und Kindern Freude zu bereiten. Wer ihm hilft, sollte auch ein Herz für Andere haben. So nun wollen wir uns auf den Weg zum Weihnachtsmann machen. Jetzt durfte Antonia auf dem Rücken des Elches Platz nehmen und der Ritt ging weiter. Tiefer ging es in den Wald hinein, immer dichter standen die dickbeschneiten Bäume. Nur weil sich Antonia fest an den Hals des Elchs anschmiegte, wurde sie nicht von den ihr entgegenwehenden Ästen vom Rücken ihres Reittieres heruntergeholt.
Nun waren sie bei der Werkstatt des Weihnachtsmannes angekommen. Zuerst wurden sie von einem Zwerg begrüßt, der schon auf Antonia gewartet hatte. Er führte sie nun ins Reich der Weihnacht. „Hierher dürfen nur ganz wenige Menschen, dir Antonia ist es erlaubt. Jedoch darfst du nie darüber zu deinen Freundinnen sprechen, es bleibt unser Geheimnis. Versprichst du mir das?“ „Ja, das verspreche ich, geglaubt hätte es mir sowieso niemand, weil kein Kind das ich kenne je hier war.“ „Da hast du recht, aber jetzt komm rein.“ Beide betraten jetzt einen großen Saal in dem es von weihnachtlicher Musik summte und die Düfte von Zimt und Pfefferkuchen lagen in der Luft. Antonia sah sich vorsichtig und staunend nach allen Seiten um.
„Oh, wie wunderschön ist es hier!“ rief Antonia immer wieder. Dann sah sie den Weihnachtsmann, wie er auf einem viele Meterlangen Wunschzettel Wunsch für Wunsch abhakte. Viele Päckchen lagen auf verschieden Bergen aufgeschichtet. Die Zwerge waren fleißig bei der Arbeit. Puppen wurden neu angezogen, Teddys mit Holzwolle ausgestopft, in der Wichtelküche waren Zwergenbäcker dabei die Plätzchen und Pfefferkuchen zu verzieren. Antonia konnte sich nicht satt sehen an all den schönen Dingen. Kleine Englein halfen den Zwergen. Einige übten kräftig Weihnachtslieder ein, damit ihr Chor am Heiligen Abend besonders gut klingen würde. Ein Anderes versorgte den Esel von Knecht Ruprecht. Antonia wusste gar nicht wo sie zuerst hinschauen sollte. „Na wie gefällt es dir bei uns?“ fragte sie jetzt der Weihnachtsmann. „Danke, danke, das ich all die schönen Dinge einmal sehen durfte.“ Strahlte Antonia übers ganze Gesicht. „Nun wird es aber Zeit nach Hause zu gehen“ erinnerte der kleine Zwerg, der Antonia die ganze Zeit begleitet hatte. „Schade, wie schnell doch die Zeit vergeht“. Antonias Mund entschlüpfte ein gähnen.
„Na komm, die heutige Nacht soll noch einen besonderen Abschluss haben“ meinte der Weihnachtsmann.
„Ich habe die Renntiere schon einspannen lassen. Komm steig ein.“ Antonia konnte gar nicht so schnell staunen wie der Renntierschlitten durch die Luft sauste und vor ihrem Haus landete.
„Gute Nacht und danke!“ Konnte Antonia gerade noch rufen, als Alles vorbei war und sie zu Hause in ihrem Bett lag. Als sie die Augen aufschlug, lag neben ihr auf dem Kopfkissen ein Pfefferkuchenherz.
Antonia überlegte, hatte sie das Alles nur geträumt in der letzten Nacht, oder war sie beim Weihnachtsmann gewesen.
Auf alle Fälle war es wunderschön.

ein Gast
06.12.2022, 06:57
Von “explodierten Hühnern” und anderen Köstlichkeiten.

von Charlotte Cherete

Text wurde etwas abgeändert !

Am Heiligen Abend gab es immer eine Suppe, zwei Hauptgänge und zwei Desserts.
Die zwei Hauptgänge deswegen, weil ich fünf Personen einfach nicht unter einen Hut bekam und den Nachtisch, weil er reißenden Absatz hatte.
Ich habe nämlich eine Schwiegermutter, die den ganzen Abend im Essen rumstochert, nicht weil es ihr nicht schmeckt, sondern weil „richtiges Essen“ nicht so ihr Ding ist.
Ihre große Stunde kommt beim “Pudding“ oder mit anschließendem Kaffee und Plätzchen, mitunter gibt es auch eine Torte. Ich erinnere mich -über Jahre hinweg- konnten wir eine “Schwedentorte” bei unserm heimische Bäcker kaufen.
Es war eine “halbgefrorene Eistorte” aus 3 Baiserböden, die Böden waren mit Kuvertüre bestrichen, der Zwischenraum war gefüllt mit Hasel-Nuss-Sahne, jedoch wurden die Nüsse vorher mit etwas Honig geröstet & kleingehackt...leider hat unser Dorfbäcker dieses Rezept an seinen Nachfolger nicht weitergegeben.
Für diesen Nachtisch braucht “Schwiegermutter” an diesem einem Abend im Jahr eben sehr viel Platz im Bauch.
Und meine eigenen Eltern hatten auch nicht unbedingt die gleichen Vorlieben. Um es also allen recht zu tun, kochte ich also in der Regel fast zwei Tage. Außerdem versorgte ich so „die zwei Parteien“ für mindestens jeweils einen Tag mit Essen, nämlich insbesondere für den, an dem wir nicht den Gegenbesuch machen „mussten“.

Häufig gab es also u.a. Tafelspitz, da Schwiegermutter das gerne aß, so hatte ich eine schöne Vorspeise, und zum aufgeschnittenen Fleisch gab es dann eine Schnittlauchsauce, Salzkartoffeln und Kopfsalat an Vinaigrette. Dieses Gericht hat vor allem den Vorteil, dass man einen Topf spart! Auf meinem Herd mit vier Flammen habe ich schon manches Mal jonglieren müssen. Außerdem ist es nicht so schwer im Magen und nach zwei Tagen am Herd mit all den Gerüchen war das auch für mich das richtige.

Ein Jahr machte ich jedoch eine schöne Hühnersuppe als Vorspeise.
Vom gepulten Huhn bereitete ich bereits mittags Hühnerfrikassee, welches mein Mann jedoch gar nicht mag, mein Daddy und ich umso lieber. Da meine Mutter das noch nie gekocht hatte, bekam er es ab und an von mir serviert, vor allem wenn Mutter bei ihr Freundin in Urlaub war. Am Essenstisch erklärte ich also während der Suppe meinem Vater.
„Es gibt gleich Kaninchen als Sauerbraten oder Rinderbraten mit Champignons. Aber wenn’s beides nicht passt, kannst Du auch noch was anderes haben“, ulkte ich.
„Oh ja, Vater, wir haben auch noch explodiertes Huhn!“, witzelte mein Mann.
Mein Vater winkte ab, Sauerbraten, das Leibgericht meiner Mutter, war nicht so seines. Mit dem Rinderbraten wäre er bestens bedient.
Meine Schwiegermutter hingegen, die wohl den Tafelspitz in diesem Jahr vermisste, fragte schließlich ganz zaghaft:
„Kind, wenn es Dir nichts ausmacht, ich hätte gerne von dem Frikassee.“
Ich war platt, das hatte ich wirklich nicht erwartet, aber gerne servierte ich an diesem Abend nun drei Fleischgerichte, diverse Salate, Kartoffeln und Rotkohl.

Als ich die „Carepakete“ = (Reste in Tupperdosen verteilen & mitgeben), für die nächsten Tage machte, bedachte ich auch meinen Daddy, natürlich auch mit Frikassee.
Und siehe da - am ersten Weihnachtstag, als wir bei meinen Eltern mittags erschienen, hatte meine Mutter Sauerbraten zubereitet.
„Kind, gut dass Du das Huhn mitgebracht hast, da bekomme ich wenigstens was Anständiges zu essen.“, Daddy sprach’s, grinste aber über das ganze Gesicht. Mutter guckte erst pikiert, musste aber selbst lachen, da sie ja mit dem Sauerbraten eigentlich ihr Leibgericht gezaubert hatte.

Danach eine Nachspeise, die es -in der Weihnachtszeit- oder am Heiligen Abend schon häufiger gab.

Es ist ein Nachtisch, für echte Naschkatzen:

Amaretto-Creme

5 Eigelb mit 40 g Zucker schaumig schlagen.

4 Blatt Gelatine oder ca. 2/3 P. gemahlene Gelatine

mit etwas Wasser in einem Topf auflösen, 10 Minuten quellen lassen, dann leicht erhitzen, bis es flüssig ist, dabei immer gut umrühren. Zur flüssigen Gelatine dann erst etwas Likör angießen von

50 cl Amaretto

Das Ganze dann unter die Eimasse rühren.

300 ml süße Sahne

schlagen und unterheben.

Die Creme entweder in Sektschalen anrichten oder in einer großen Schüssel. Aber erst

1 Glas Sauerkirschen

abtropfen lassen, in die Schüssel/chen füllen, mit Creme bedecken und mit Borkenschokolade verzieren.

Weihnachten verziere ich gerne mit entsprechenden Mustern. Also schneide ich mir eine Schablone und dekoriere dann mit Kakao oder Schokostückchen. Sterne sind hübsch.

Das macht viel her und die Augen essen ja bekanntlich mit, auch an Weihnachten !

ein Gast
06.12.2022, 16:47
Alltag im Advent
Verfasser unbekannt

Nicht nur wir Normalbürger haben mit der Polizei zu tun.
Auch einem Nikolaus kann es passieren, dass er mit einem ganz irdischen "Blauen" in Kontroversen kommt.
So wartete am Montagabend, dem berühmten 6. Dezember, ein Streifenbeamter der Polizei an einem ganz gewöhnlichen kleinen Auto, das der Fahrer völlig unvorschriftsmäßig und keck in ein deutlich bezeichnetes Parkverbot gestellt hatte. Der Polizist, - es war nicht gerade in der kritischen Innenstadt - war eben am überlegen, ob er seinen Block mit vorgedruckten Aufforderungen, sich auf dem Revier zu melden, ziehen solle, aber da es so kalt war, ließ er die Hände lieber in den Handschuhen. Unschlüssig stand er, ob er besser weitergehen oder amtliche Kenntnis zu nehmen hätte.
In diese Überlegung hinein trat eine vermummte Gestalt aus dem Hauseingang, schritt auf den Wagen zu und erwies sich als der Fahrer des falsch geparkten Fahrzeugs. Als Polizist kann man nun nicht mehr den Ahnungslosen markieren, sondern ist zur Amtshandlung gezwungen.
"Sie", sagte der Ordnungshüter, dem der Autofahrer den Buckel hinstreckte, "Sie, haben sie nicht gesehen, dass sie im Parkverbot stehen?"
Der Fremde drehte sich um.

Wahrscheinlich haben dem Polizeibeamten, der ja auch einmal ein Knabe war, in diesem Augenblick die amtsblauen Hosenbeine geschlottert. Denn der Autofahrer trug eine Kurre, einen mächtigen weißen Bart, eine Rute in der Hand und sah ehrfurchtsvoll drein.
"....im Parkverbot stehen", monierte der Beamte nur noch schwach und hätte sich eigentlich am liebsten unverzüglich auf seinen Rundgang begeben.
"Stimmt!" brummte der Nikolaus und ließ lässig die Rute in den Fingern kreisen.
"Das ist ein Parkverbot. Aber sie wissen, dass auch im Parkverbot das Be- und entladen des Fahrzeugs erlaubt ist!"
"Allerdings", stimmte der Polizist froh ein.
"Und wie sie hier sehen", fuhr der Nikolaus fort und schwang einen leeren Sack, "habe ich in diesem Haus einiges entladen. Dieser Sack war einmal voll mit Äpfeln, Nüssen und anderen Sachen. Oder wollten sie, dass ein Nikolaus von heute einen Sack zu Fuß schleppen soll, wo jedes Bierfahrzeug im Halteverbot halten darf?"
"Oh!" lächelte der Polizeibeamte, "das wollte ich keineswegs. Das geht in Ordnung. Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest!"
Am liebsten hätte er noch "lieber Nikolaus" angefügt. Aber da genierte er sich.
Ein Polizeibeamter ist ja schließlich kein Knabe mehr.

ein Gast
07.12.2022, 16:32
Der Trompetenspieler

von Gernot Jennerwein

Es geschah vor nicht langer Zeit in einer bitterkalten Winternacht am Weihnachtstag.
Im Kamin war das Feuer bis auf die Glut niedergebrannt und die Menschen lagen zu später Stunde ermüdet, aber zufrieden und mit Wohlbehagen in ihren Federbetten. Der Mond warf sein magisches Licht durch die breite Fensterfront des Herrenhauses und erhellte den prachtvoll geschmückten Weihnachtsbaum. An einem der unteren, vorspringenden Äste des Tannenbaums hing barfuß und mit einem Juteumhang bekleidet ein hölzerner Trompetenspieler. Der Musikant presste die Trompete fest an seinen Mund, während er ehrfürchtig hinauf zu dem silbernen Weihnachtsstern in der Baumkrone sah. Unter dem Stern von Bethlehem schwebte ein wunderschönes Papiermädchen mit Engelsflügeln an einer hauchdünnen Schnur.
Der Trompetenspieler glaubte in dieser Nacht, der Günstling des Glücks zu sein, denn noch nie hatte er ein so liebreizendes Wesen gesehen. Als das Papiermädchen seinen starrenden Blick bemerkte, ihn neugierig ansah, wurde er ein bisschen verlegen und seine Wangen röteten sich. Da lächelte das Mädchen und ihm wurde seltsam warm ums Herz. Überwältigt von so viel Anmut schloss er für einen Moment die Augen. Es war das Mädchen, nach dem er sich oftmals in seinen einsamen Träumen gesehnt hatte, so zart und vollendet, und sein Trompeterherz schlug einen kleinen Trommelwirbel.
Doch das Mädchen wandte seinen Blick bald wieder ab und sah verträumt zum Mond, der durch das große Fenster schien. Da nahm er all seinen Mut zusammen und blies in die Trompete. Erst waren es nur einzelne, zaghafte Töne, aber nach einem Weilchen spielte er die schönsten Melodien, die er kannte. Berührt von der Wehmut seiner Klänge drehte sich das wundervolle Wesen bald im Kreis, als tanzte es zu seiner Musik. Der Trompetenspieler war entzückt, und er spielte so hingebungsvoll wie nie zuvor in seinem Leben. So blies er bis in die frühen Morgenstunden unermüdlich in sein Horn. Jeder flüchtige Blick, jedes kleine, auffordernde Lächeln, das ihm das Mädchen schenkte, ließ ihn vor Glück fast bersten.
Und so vergingen die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr.
In den Nächten erklang im großen Saal die melancholische Musik des Trompetenspielers. Der hölzerne Musikant sehnte bereits die Zeit in der Weihnachtsschmuckschachtel herbei, welche er bis zum nächsten Heiligen Abend mit dem Papiermädchen verbringen würde. Er nahm sich fest vor, das Mädchen in der Schachtel anzusprechen und vielleicht gestattete es ihm sogar, es an den Händen zu halten.
Im neuen Jahr kam eines Morgens die Dienerschaft und räumte den Weihnachtsbaum ab.
Der Weihnachtsschmuck wurde in Kisten gepackt und bei den Fenstern abgestellt.
Als der Trompetenspieler über den Kistenrand blickte, stellte er mit Entsetzen fest, dass das Papiermädchen am Baum vergessen worden war.
Er schrie aus Leibeskräften, damit die Menschen ihr Versäumnis bemerkten, aber umsonst. So blies er wild und verzweifelt auf seiner Trompete Alarm. Aber die Menschen konnten seine Hilferufe und Fanfaren nicht hören, alle Mühe war vergebens. Er beobachtete durch die Fenster, wie der Tannenbaum mit dem Mädchen in den Garten gebracht wurde. Bald begann ein heftiges Schneetreiben und er musste hilflos mit ansehen, wie das Mädchen unter den weißen Flocken verschwand.
Da wurde seine Schachtel verschlossen. Nun lag er in völliger Dunkelheit. Als er spürte, wie jemand die Stiege zum Dachboden hinauf schlurfte, erfasste ihn ein ohnmächtiger Schmerz.
Finster und einsam war das folgende Jahr für den Trompetenspieler. In der Schachtel klagte er der Dunkelheit sein Leid. Tag und Nacht träumte er von seinem Papiermädchen, und manchmal überfiel ihn eine schlimme Angst, wenn er daran dachte, dass er es vielleicht nie mehr wiedersehen könnte. Flehentlich wünschte er das nächste Weihnachtsfest herbei, das ihn aus der Gefangenschaft befreien würde.
Das Jahr verging und endlich brach der Weihnachtsmorgen an. Freudig schwatzend schmückte die Dienerschaft den Tannenbaum, und auch der Trompetenspieler hing bald wieder an seinem Platz. Doch vergeblich suchte er nach dem Mädchen seines Herzens. Traurig blickte er hinaus in den Garten. Dort lag kein Schnee mehr und der Baum aus dem letzten Jahr war auch verschwunden. Die Erinnerung an das vergangene Weihnachtsfest wurde in ihm lebendig. Was war mit seinem Mädchen geschehen? Stumm blickte er in die Welt vor dem Weihnachtsbaum. Zum ersten Mal in seinem Leben spürte er, was es bedeutet, hoffnungslos allein zu sein.
Als er aber später in der Nacht den Mond aufgehen sah und ihn lange Zeit verloren betrachtete, da war ihm auf einmal, als lächle das Papiermädchen im Mondschein zu ihm herunter.
Nie zuvor hatte er sich dem Mädchen so nahe gefühlt, und mit Tränen in den Augen begann er, leise auf seiner Trompete zu spielen.

ein Gast
08.12.2022, 14:27
Die rechte Weihnachtsfreude
von Elke Bräunling

»Vati, was wünschst du dir zu Weihnachten?«

Seit Tagen verfolgten wir Vater mit dieser Frage; denn wir wollten ihm gerne etwas Besonderes schenken, etwas, was ihn immer an uns erinnerte. Und, ganz wichtig, es durfte nichts kosten. Unser Taschengeld war nämlich längst alle. Außerdem sagte Vati, etwas Selbstgemachtes sei viel schöner. Über unsere Basteleien hatte er sich ja auch immer mächtig gefreut, doch nach Weihnachten landeten sie in einer dunklen Ecke im Schlamperschrank, wo alles Überflüssige aufbewahrt wurde.

Dieses Mal musste es deshalb ein Geschenk sein, das er so schnell nicht vergessen würde. Aber was? Wir dachten lange darüber nach und löcherten jeden, der uns über den Weg lief, mit bohrenden Fragen. Aber alles Grübeln half nichts. Wir hatten keine Idee.

»Was sollen wir dir schenken?« Zum x-ten Male störten wir Vati bei der Arbeit, und sein Gesicht wurde immer unfreundlicher.

»Weiße Mäuse mit karierten Schwänzen«, brummte er.

»Hihi.« Wir kicherten albern. »Das gibt es doch gar nicht.« »Müssen es karierte Schwänze sein?« fragte Lenk, meine kleine Schwester, vorsichtig nach. »Hm?« Er sah uns erstaunt an. »Bitte, was?« Wir waren sauer. Er hatte uns gar nicht zugehört. »Karierte Schwänze!« brüllten wir ihm ins linke Ohr.

Vati starrte uns entgeistert an. »Ihr wollt mich wohl zum Narren halten?« Stöhnte er. »Raus jetzt!«

Doch wir ließen nicht locker. Schließlich rückte Weihnachten immer näher. »Du musst nur sagen, was du dir wünschst! Dann lassen wir dich arbeiten.« »Schenkt mir zwei ganz liebe brave Mädchen, die mir nicht dauernd auf die Nerven gehen«, knurrte Vati.

Zwei liebe brave Mädchen? Lena war empört. »Aber du hast doch uns«, sagte sie und zupfte ihn am Ärmel. »Wozu brauchst du noch zwei Mädchen?«

Vati, der schon wieder in seine Arbeit vertieft war, sprang auf und brüllte. »Es würde mich unglaublich freuen, wenn ihr auf der Stelle verschwindet. Das wäre für mich das allerschönste Geschenk. Wie soll ich sonst ruhig arbeiten?« Er fuchtelte mit den Armen und scheuchte uns aus dem Zimmer.

Wir waren ratlos. Verschwinden? Ob das die rechte Weihnachtsfreude für Vati war? Wir konnten daran nichts Erfreuliches sehen, wenigstens nicht für uns. »Man muss nicht immer alles so wörtlich nehmen«, trösteten wir uns und schlichen leise zu Vati zurück.

»Könnte es nicht sein«, flötete ich ihm ins Ohr, »dass es etwas gäbe, was dir noch mehr Freude macht?
Vielleicht ein Wunsch, bei dem wir nicht verschwinden müssten?«

»Hä?« Vati kapierte überhaupt nichts mehr. »Was wollt ihr?«

Verlegen drucksten wir herum. »Es ist noch immer wegen Weihnachten!«

Vati fuhr sich verzweifelt durch die Haare, und er sah uns so mitleiderregend an, dass wir freiwillig gingen. »Wünschen ist doch langweilig«, rief er hinter uns her. »Ich lasse mich lieber überraschen. Das ist schöner.«

Grrr! Wir nahmen uns vor, ihn nie wieder nach einem Wunsch zu fragen. Eher würden wir uns die Zunge abbeißen. Doch wir beschlossen, wie die Luchse aufzupassen. Irgendwann wird er sich bestimmt verraten, dachten wir. Jeder hat schließlich Wünsche. -
Jawohl! Er sollte seine Überraschung haben! Und wir belauerten Vati bei allem, was er sagte, und konnten es nicht erwarten, dass ihm versehentlich ein Wunsch herausrutschte.

So verging die Zeit, und Weihnachten war nicht mehr weit. Und eines Tages hatten wir Glück: Beim Frühstück fragte Mutti: »Soll ich heute Nachmittag Tante Ida zum Tee einladen?«

Vati drehte gequält die Augen und stöhnte: »Die fehlt mir gerade noch zu meinem Glück!«

Tante Ida? Es würde Vati glücklich machen, Tante Ida zu sehen?

Als ersten Wunsch notierten wir: >Tante Ida zu Weihnachten einladen!< Das fiel uns nicht leicht, denn von allen Tanten mochten wir Tante Ida am aller wenigsten leiden. Doch wenn sie Vati glücklich machte, sollte es uns recht sein. Vatis zweiter Wunsch folgte bald. Wir saßen noch immer am Frühstückstisch, und Vati meckerte über seinen Chef, den Herrn Kniesig. »Dem würde ich gerne ein Liedchen singen«, knurrte er böse, »wenn ich nur könnte.«

Wir notierten unter zwei: >Für Vati dem Herrn Kniesig ein Lied singen. In Klammern: Vielleicht ein Weihnachtslied?< Na bitte, schon zwei Wünsche! Es war unser Glückstag.

Wir konnten noch mehr wundervolle Wünsche notieren: »Ein Königreich für einen hungrigen Kater«, schrie Vati laut, als eine Maus im Keller an ihm vorbeihuschte. >Einen Kater für die Mäusejagd ausleihen<, schrieben wir auf unsere Liste.

Dann die Sache mit der Heinoplatte, die Mutti für Oma gekauft hatte. Vati lachte und verzog das Gesicht. »Diese Schmalzplatte«, rief er aus, »würde ich nur meinem größten Feind schenken, aber nicht Oma!«

Mutti legte die Platte ärgerlich zur Seite, und wir schrieben: >Heinoplatte zu Weihnachten an Vatis größten Feind verschenken. In
Klammern: Das ist bestimmt Nachbar Locke, der alte Meckerkopf, der keine Kinder und Tiere mag.<

Ja, und dann Vatis Weihnachtswunsch für die olle Meyer: Viele im Ort mochten sie nicht leiden. Ich weiß nicht, warum das so war. Zu uns Kindern war die olle Meyer immer nett. Sie sprach nie mit uns, doch wenn wir ihr begegneten, lächelte sie uns freundlich an. Das gefiel uns. Auch Vati konnte nicht verstehen, warum alle über sie schimpften.
»Was habt ihr nur gegen die olle Meyer«, sagte er an unserem Glückstag. »Ich finde, die ist ganz okay, wenn sie auch nicht ganz richtig tickt.« Und er tippte sich mit der Fingerspitze an die Stirn. »Dafür kann sie nichts«, fuhr Vati fort. >Ich würde der Meyer mein letztes Hemd hergeben, wenn ich ihr damit eine Freude machen könnte«.
So sprach Vati! Und wir notierten: >Vatis Weihnachtsfreude an Frau Meyer: Sein letztes Hemd!< Da wir aber nicht wußten, welches wohl sein letztes Hemd war, schrieben wir dazu: >Bestimmt werden sich Vati und die olle Meyer noch mehr freuen, wenn es nicht nur ein Hemd ist.< Damit waren wir fein heraus.

Wir jubelten: Schon fünf Wünsche, und keiner kostete Geld.

Toll! Welchen aber sollten wir Vati erfüllen?

»Schenken wir ihm alles«, schlug Lena vor und grinste. »Wo's doch kein Geld kostet!«

Ich war einverstanden. »Vati wird sehr glücklich sein.«

»Hihi!« Wir freuten uns diebisch.

In den nächsten Tagen hatten wir viel zu tun. Gleich fünf Wünsche, die man noch dazu nicht kaufen konnte, zu erfüllen, war nicht einfach, und wir machten uns einen richtigen Plan.

Dann kam auch schon Heiligabend. Was waren wir aufgeregt!

Gleich nach dem Mittagessen machten wir uns leise davon. Zuerst gingen wir zu Nachbar Locke, und unsere Knie fühlten sich an wie Pudding! Den Herrn Locke fürchteten wir nämlich fast so sehr wie die Poltergeister aus dem Gruselbuch.

»Wir werden es schon schaffen!«

»Ja, Vati zuliebe.«

Unsere Herzen pochten laut, als wir dem verdutzten Locke die Heinoplatte überreichten und stotternd unsere Weihnachtsgrüße aufsagten. Und dann staunten wir ganz schön: Nachbar Locke beschimpfte uns nämlich nicht wie sonst. Er sah uns nur ganz komisch an, und mir war, als hätte er auch ein bisschen gestottert. »Das ist ... das ist ...«, sagte er ein um das andere Mal.

Mehr hörten wir nicht, denn wir rasten wie der Blitz davon.
Aber merkwürdig war's trotzdem.

Auch der Besuch bei der ollen Meyer verlief anders als geplant: Wir wollten nur unser Paket mit Vatis Hemden abgeben und frohe Weihnachten wünschen. Die Meyer aber machte uns einen Strich durch die Rechnung. Zuerst lächelte sie uns wie immer freundlich an, doch dann purzelten die Worte wie ein Wasserfall aus ihrem Mund: »Danke, danke, danke schön. Ach, wie mich das freut. Was für eine nette Überraschung. Ich danke euch. Ach, ist das schön ...«

Sie redete und redete, lachte zwischendurch und redete weiter.

Wir erschraken. Nie hätten wir gedacht, dass die olle Meyer soviel reden konnte. Und sie unterbrach ihren Redefluss nicht ein einziges Mal. Das war uns unheimlich, und wir zogen uns vorsichtig zurück. Doch Frau Meyer kam uns zuvor. Sie packte uns, schloss uns in die Arme und murmelte: »Was seid ihr für liebe nette Mädchen. Denkt an einem Tag wie heute an eine olle Frau wie mich. Das ist lieb von euch, so lieb ...«
Und dicke Tränen kullerten über ihr faltiges Gesicht. Wir hielten mucksmäuschenstill. Nun mochten wir die olle Meyer noch besser
leiden, und insgeheim wünschten wir uns, wir hätten sie auch ohne Vatis Weihnachtswunsch besucht. Einfach so!
Später zog uns Frau Meyer in die Küche, wo es süß nach Lebkuchen duftete. Dort saßen wir dann gemütlich auf der alten Eckbank, tranken heiße Schokolade und probierten alle Lebkuchensorten aus. Frau Meyer zündete Kerzen an und erzählte uns von früher, von Weihnachten, damals, als sie ein kleines Mädchen war. Das war richtig kuschelig gemütlich, und wir vergaßen alle Zeit.
Als wir endlich wieder an Vati dachten, war es schon spät. Wie gerne wären wir noch in der gemütlichen Küche sitzen geblieben,
doch wir mussten weiter. Aber wir versprachen, bald wieder zu kommen. Ich glaube, Frau Meyer hatte sich arg über unseren Besuch gefreut. Und dabei hatte sie Vatis Hemden gar nicht ausgepackt. Merkwürdig!

Merkwürdig verlief auch unser Singen bei den Kniesigs: Den Herrn Kniesig hatten wir uns als einen dicken, mürrischen Mann vorgestellt. Aber er war ganz anders und sehr nett. Seine Frau übrigens auch, und ganz besonders der wuschelige Hund der Kniesigs, der uns gleich begrüßte und fröhlich bellte, während wir Weihnachtslieder sangen.

Das klang ungefähr so: »Leise - wau, wau - rieselt der - wau - Schnee - wau, wuff...«

Es machte großen Spaß. Ja, und zum Schluss mussten die Kniesigs sogar ein bisschen weinen, weil sie sich so freuten. »Noch nie haben Kinder für uns gesungen«, sagte Frau Kniesig und umarmte uns. Und Herr Kniesig rief ein um das andere Mal: »Danke schön. Danke. Vielen, vielen Dank!« Dann wollten die beiden uns noch zu einem Stück Kuchen einladen, aber wir waren schon so satt. Wir hatten auch keine Zeit mehr. So riefen wir nur schnell »Frohe Weihnachten« und rannten weiter.

Es war höchste Zeit, denn nun mussten wir zu Onkel Udo sausen und Kater Mimo abholen, den wir uns für Vati ausleihen wollten. Wegen der Mäuse! Onkel Udo und Mimo standen am Fenster und warteten auf uns.

»Wir dachten schon, ihr kommt nicht mehr«, rief uns Onkel Udo entgegen. Er packte Mimo in einen großen Korb und deckte ihn mit einem bunten Tuch zu. »Damit es eine Überraschung wird«, sagte er und grinste. Das war merkwürdig, denn immer, wenn Onkel Udo grinste, passierte etwas Schreckliches. Onkel Udo ist nämlich Vatis kleiner Bruder, und es macht ihm immer Spaß, Vati zu ärgern. Auch heute noch, wo er doch längst erwachsen ist.
»Dann feiert mal schön«, rief Onkel Udo uns lachend nach. Wirklich merkwürdig! Wir hätten gerne gewusst, warum er so grinste. Heute war doch Weihnachten.

Doch zum Nachdenken blieb keine Zeit. Wir mussten uns sputen. Bald nämlich würde Tante Ida mit Dackel Püppi zu Hause eintreffen, und wir wollten sie bis zur Bescherung in unserem Zimmer verstecken.

Wir rannten so schnell wir konnten, und weil wir es so eilig hatten, achteten wir nicht auf den Schneematsch, der schmierig auf der Straße lag. So spritzte >plitsch, platsch< ein grauer Matschfleck nach dem anderen auf unsere Festtagsröcke und die neuen weißen Strümpfe. Au weia! Als wir endlich vor unserer Haustür standen, sahen wir aus wie die Räuber: über und über mit Schmutz bespritzt. Eine schöne Bescherung!

Aber das war erst der Anfang. Was jetzt noch alles passierte, werde ich bestimmt nie mehr vergessen: Wir wollten uns leise ins Haus schleichen, doch da riss Vati schon die Tür auf. Im Unterhemd stand er vor uns, und er sah überhaupt nicht weihnachtlich-fröhlich aus. 0 nein! Er musterte uns von oben bis unten, atmete tief durch, und dann brüllte er los: »Wo habt ihr gesteckt? Wisst ihr eigentlich, wie spät es ist? Und überhaupt: >>Wie seht ihr nur aus? Ihr Schmutzfinken! Und das an Weihnachten...«
Seine Stimme wurde immer lauter. »... und was habt ihr mit meinen Hemden angestellt? Im ganzen Haus ist kein einziges Hemd zu finden.« Er zerrte wild an seinem Unterhemd. »Soll ich vielleicht soo Weihnachten feiern?« Oh weh!

Vati tobte wirklich.

Und weil er gar nicht mehr aufhörte, kam Mutti pitschnass aus der Badewanne gerannt, denn sie dachte, es sei etwas passiert.

Tropfend, in ein Badetuch gehüllt, Lockenwickler auf dem Kopf und eine hellgrüne Gurkenmaske im Gesicht, stand sie neben Vati und starrte uns an. Doch gerade als sie etwas sagen wollte, hörten wir hinter uns eine meckernde Stimme: »Was ist hierlos! Feiert man heutzutage sooo Weihnachten?« Tante Ida! O je!

Die hatten wir ja ganz vergessen!

Vati und Mutti standen wie zwei Steinfiguren an der Haustür und stierten Tante Ida an, die in ihren besten Festtagskleidern auf uns zutrippelte. Was war sie voll beladen: rechts ein Koffer, links ein Korb mit Weihnachtspäckchen und Püppis Hundeleine, unter dem Arm Tannenzweige. Ein Bild, das keiner von uns so bald vergessen wird.
»Frohe Weihnacht«, sagte Tante Ida und reichte Mutti den Korb mit den Geschenken. »Nimm das mal ab!« befahl sie. »Und schau nicht zu, wie sich deine alte Tante abschleppt! Und überhaupt: Wie seht ihr denn aus? Bin ich etwa zu früh?« Sie schob Mutti beiseite und betrat das Haus.

»Ah, wir freuen uns, mit euch Weihnachten zu feiern«, rief sie fröhlich. »Das ist schön, nicht wahr, Püppilein?« Vorsichtig hob sie Püppi hoch und setzte ihn auf Muttis Lieblingssessel.

Mutti atmete laut ein, doch es war, als hätte sie ihre Sprache verloren. Kein Wort kam über ihre Lippen. Vati faßte sich als erster. »Guten Tag, Tante Ida«, sagte er leise und hustete. »Was machst du eigentlich ...« Weiter kam er nicht; denn Püppi hatte sich neugierig Mimos Korb, den wir noch immer in den Händen hielten, genähert.

Erst schnupperte er, dann begann er wütend zu bellen. Das war zuviel für Mimo, der sich die ganze Zeit mäuschenstill verhalten hatte. Mit einem schrillen Miau sprang er aus dem Korb und jagte an uns vorbei ins Wohnzimmer. Püppi war empört.

Ein Kater! Mit einem wütenden Knurren, den Schwanz steil aufgerichtet, sauste er wie eine Rakete hinter Mimo her.

Was waren wir erschrocken, doch es blieb keine Zeit für Erklärungen. Als der ganze Schreck vorbei war, rannten wir fast gleichzeitig den beiden Kampfhähnen hinterher.

»Püppi, mein armes Püppilein!« schrie Tante Ida ein um das andere Mal. »Mistköter, wirst du wohl still sein!« »Wo kommt nur dieser wildgewordene Kater her?«

Schimpfend und fluchend versuchten Vati und Mutti, die beiden Ausreißer einzufangen. Das sah vielleicht komisch aus: Mutti im Badetuch, mit grünem Gesicht und Lockenwicklern, Vati im Unterhemd und Tante Ida auf hohen Stöckelschuhen - so rannten sie um den Weihnachtsbaum herum.

Wir konnten nichts dafür, doch es war wirklich so komisch, dass wir einfach lachen mussten. Wir lachten und lachten, und das machte die drei noch wütender. Natürlich schafften sie es nicht, Mimo und Püppi einzufangen. Die Jagd wurde immer wilder und Vatis Gesicht immer röter. Und als es gerade am schönsten war, erklang plötzlich von draußen Weihnachtsmusik - laut und falsch:
>O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit... < Im gleichen Moment sauste ein großes weiß-braunes Wollbündel mit lautem Gebell ins Wohnzimmer. Es war Hüna, der freundliche Hund der Kniesigs. Der Gesang wurde auch immer lauter, und dann standen die Kniesigs mit vielen Tüten im Arm mitten im Wohnzimmer.

»Die Tür war offen«, sagte Herr Kniesig entschuldigend. »Wir wollten nur frohe Weihnachten wünschen und danke schön sagen!«

»Ich auch!« rief es von hinten. Eine knurrige Stimme, die uns schon so manchen Schrecken eingejagt hatte. Nachbar Locke.

Und in den Händen balancierte er eine schöne große selbstgebackene Weihnachtstorte. Nun fehlt nur noch die olle Meyer...

Lena zupfte mich am Ärmel. »Glaubst du nicht, es wäre besser, wir würden verschwinden?« fragte sie leise. Ein guter Vorschlag.

Ich nickte. »Ja, weg! Nichts wie weg!«

Und während unsere Eltern, hilflos und nichts begreifend, unsere Weihnachtsüberraschungen »auspackten«, zogen wir uns vorsichtig zurück. Langsam, Schritt für Schritt. Fast wäre uns die Flucht geglückt. Wir hatten schon die immer noch offenstehende Haustür erreicht, doch da plötzlich packte uns eine Faust am Kragen.

»Na, herrscht bei euch schon das große Chaos? Wie geht's denn dem armen Mimo? « Uh! Onkel Udo. Gott sei Dank, nur Onkel Udo: »Ich war einfach neugierig«, sagte er grinsend. »Und ich habe etwas mitgebracht!«

Er ging zur Tür und trug einen Korb Flaschen herein, und - hinter ihm - stand die olle Meyer. Sie hatte ein richtig freundliches Weihnachtsmannlächeln im Gesicht, und sie war beladen mit einem köstlich bunten Eßkorb - und unserem Hemdenpaket. Au weia!

Es wurde dann doch noch ein schönes Weihnachtsfest. Irgendwann hatte Vati den ersten Schreck überwunden. Dann dauerte es auch nicht mehr lange, und alle hatten sich beruhigt. Vieles wurde gesagt, erklärt und belächelt. Zum Schluß rief Mutti:
»Und nun feiern wir Weihnachten - gemeinsam!«

Da freuten sich alle, denn eigentlich fand es jeder schöner, mit uns zu feiern, als an diesem Tag alleine zu sein. Und - wer hätte das vorher gedacht? - alle verstanden sich ganz prima. Es war ein Weihnachtsfest, das keiner von uns jemals vergessen würde - lustig, fröhlich, feierlich und sehr weihnachtlich -, und am allerwenigsten würde Vati unsere fünf Geschenke, die kein Geld kosteten, jemals irgendwo in einer Ecke im Schlamperschrank vergraben.

ein Gast
09.12.2022, 08:10
Heute wird gebacken !

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Zimtsterne
ein Gebäck welches zur Weihnachtszeit nicht fehlen darf !

Zutaten für ca. 45 Stück.

500 g Zucker,
375 g ungeschälte, fein gehackte Mandeln
5 Eiweiß
25 g Zimt
etwas Zitronensaft
eine Priese Salz, es ist die Menge zwischen “Daumen & Zeigefinger”

Zubereitung:

Das Eiweiß zu Schnee schlagen und mit dem Zucker, Zimt und Zitronensaft nach Großmutters Art 30-45 Min rühren. Diese Arbeit kann mit einem Mixer natürlich wesentlich abgekürzt werden.
Von der entstehenden Masse werden 4-5 Esslöffel voll für die Glasur beiseite gestellt.
Zum Rest werden die Mandeln und das Salz gegeben, wodurch eine Art Teig entsteht.
Die Arbeitsfläche wird nun mit einer Zucker-Mehl-Mischung (1:1) bestreut.
Der Teig wird in 5-6 Teile geteilt und auf dem Zucker auf etwa bleistiftdicke (5 mm) ausgewallt.
Mit einer Sternform, die man zuerst mit Mehl oder Puderzucker bestreicht werden die Sterne ausgestochen.
Die ausgestochenen Teigstücke werden dann auf ein mit Backtrennpapier belegtes Backblech gelegt.
Sie werden dort mit der weggestellten Glasur dick bestrichen und dann für weitere 15 min stehen gelassen.
Anschließend bei wenig Hitze backen bei ca. 140° - 160°, bis sich die Glasur auf den Sternspitzen leicht zu bräunen beginnt (ca. 10 min).

ein Gast
09.12.2022, 16:00
Wie Rudolph zu seiner roten Nase kam
-und andere Geheimnisse entlarvt !

von Sarah Sofia Granborg

An diesem Weihnachtsfest ging aber auch alles schief!
Die ersten schlechten Neuigkeiten waren vom TÜV: der Schlitten war nicht durchgekommen und die Rechnung für den Mechaniker betrug stolze 5976 Monddollar und 75 Sternenstaubcents!

Santa hatte verärgert geschnieft und Julia, seine Lieblingselfe (oder manche munkelten auch, dass sie im Grunde eigentlich Mrs. Claus war...) -Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Julia, die gute alte Seele!
Nun- zunächst hatte sie ganz betrübt dagesessen und geschluchzt, dass nun das Weihnachtsfest wohl so gut wie erledigt sei, denn woher sollte das viele Geld so schnell und so kurz vor Weihnachten herkommen und es war fast genauso viel wie man für die Geschenke brauchte... aber dann kam ihr eine Idee!

Ich werde alle Süßigkeiten für die Kinder selber machen!” rief sie freudestrahlend und ihre roten Bäckchen glänzten wieder mit ihren Augen um die Wette.
Ja und ich werde mit den anderen Elfen das Spielzeug basteln!” meldete sich Chris genauso enthusiastisch.
Und ich werde alles aufräumen und, und, und... es wird trotzdem ein ganz, ganz tolles Weihnachtsfest werden, ja das schönste, das wir je hatten!” piepste Massie, Chris’ junger Lehrling und Assistent zugleich, ganz aufgekratzt dazwischen.

Julia gab ihm einen mütterlich liebevollen Blick. Nicht, dass sie seine Mutter war, aber Massie hatte so etwas an sich; man konnte ihn einfach nur so ansehen, ihn knuddeln und lieb haben; das war seine Hauptaufgabe am Nordpol:
lieb und süß und knuddelig zu sein und alle lieb zu haben und dafür zu sorgen, dass das Stimmungsbarometer nie zu tief sank. Eine Aufgabe, die er mit einigem Fleiß, Stolz und großem Engagement meisterte!

Doch dann ließ der Stress nicht ab. Im Postraum waren die Wunschzettel verloren gegangen. Schließlich fand man sie im Badezimmer. Eine Erfinder-Elfe hatte Schiffchen draus gebastelt und wollte sie gerade probesegeln lassen, als Chris die Tür aufmachte, den Schaden sah und sie aber doch noch retten konnte. Julia bügelte die ganze Nacht hindurch und das Meiste war noch zu entziffern und dort, wo’s dann haperte, baute man eben ein extra-großes Geschenk und tat eine Extra-Portion Süßigkeiten in den Strumpf.

Aber alle Sorge sollte noch längst nicht vorüber sein!
Die Futter-Elfe hatte vergessen die Motten zu füttern und hungrig, wie sie waren, hatten sie sich über die Weihnachtsstrümpfe hergemacht und riesige Löcher in die Hacken und Spitzen gefressen!
Wer sollte das noch hinkriegen, nur eine Woche vor dem Fest?! Da half alles nichts, man brauchte ein ganzes Heer von Elfen um die Strümpfe aller Kinder überall auf der Welt zu stopfen! Und so wurden die Reserve-Elfen, die Jule-Feen, die Amateur-Weihnachtswichtel, die Weihnachtsmannrentner und die Freizeittrolle angeheuert und eingespannt. Sozusagen 5 vor 12 hatte man es gerade noch geschafft, aber dann kam der nächste Schicksalsschlag:

Alle Süßigkeiten, die Julia in tagelanger Arbeit gekocht und gebacken hatte, waren urplötzlich verschwunden! Santa hatte jedermann und seinen Bruder ausgefragt, aber sie waren nirgendwo aufzutreiben gewesen!
Was nun?

Auf seinem Weg zurück zum Nordpol sah er ein Licht im Stall und schaute bei den Rentieren vorbei.
Da waren sie alle: Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitzen!
Doch irgendwas war hier verkehrt! Sie gaben ein merkwürdiges Bild ab und benahmen sich noch komischer als sie aussahen!

Da fiel Santas Blick auf ein kleines Rentier in der Ecke.
Wie heißt du denn mein kleiner Freund?” fragte er interessiert, sich zu ihm niederbeugend.

Rudolph” quietschte Prancer vorlaut, gefolgt von Donners ungehaltenem Kichern und auch der Rest der Meute konnte ihr Gackern nun kaum mehr unterdrücken.

Sag’ mal, was ist denn mit euch los, warum gackert ihr denn so?” rief Santa nun leicht verärgert. Und sich auf den Grund besinnend, warum er überhaupt hier außerhalb seiner Nordpolhöhle im Stall stand, fügte er schnell hinzu:
Ihr wisst wohl auch nicht, wo die Süßigkeiten geblieben sind, die Julia für die Kinder gemacht hat?”

Wieder Gegacker und Gekicher, nur wurde es jetzt so laut, dass es schon in ein direktes Lachen ausartete und nun bemerkte Santa, dass der kleine Rudolph ganz rot im Gesicht war.

Um es kurz zu machen, es war der kleine Rudolph gewesen, der alles aufgefuttert hatte und sich seiner Tat so schämte, dass seine Nase selbst drei Tage später immer noch rot war! Und die anderen Rentiere hatten, weil sie stillschweigend zugesehen hatten -halb aus Gleichgültigkeit und halb weil sie dachten, dass es dem kleinen frechen jungen Ding gut tun würde, von Santa ausgeschimpft zu werden, nun auch noch die ‘Kiecher-Krankheit’ bekommen.
-Das war es jedenfalls, was der Not-Tierarzt sagte, der zu später Stunde noch zum Nordpool gerufen worden war!

Am heiligen Abend hatten Julia, die Reserve-Elfen, die Jule-Feen, die Amateur-Wichtel, die Rentner-Clausen und die Freizeit-Trolle, die ja sowieso alle noch vom ‘Stopf-Marathon’ am Nordpol verweilten (und vermutlich nach dem Glögg- und Weihnachtsbiergelage sowieso zu betrunken waren, um nachhause zu fliegen) alles nachgekocht und die leckersten Süssigkeiten zubereitet, die je in den Weihnachtsstrümpfen der Kinder der Welt stecken würden.

Alles war also bestens und Santa war gerade dabei, abzufliegen, als der Hilfsmotor des Schlittens nicht ansprang und auch die Scheinwerfer versagten! Der Mechaniker hatte schon seinen Winterschlaf angetreten und nun wusste Santa auch nicht mehr, was man jetzt noch tun konnte! Guter Rat war teuer und die Zeit so knapp, dass schon gar nichts mehr zu retten war.

Santa saß in seinem Lehnstuhl am Kamin der Weihnachtshöhle am Nordpol, grübelte und war dabei Trübsal zu blasen, als ihm ein Engel erschien. Also genauer gesagt war es Julia, die mit dem Engel im Schlepptau die schwere Tür öffnete...

Der Engel sagte:
Santa, weißt du was, wenn du irgendetwas finden kannst, das den Schlitten zieht, dann fange ich dir alle Sterne vom Himmelszelt und setze sie auf jede einzelne Tannenspitze, damit sie dir den Weg leuchten!”

Hocherfreut umarmte Santa den Engel, der sich merkwürdigerweise in seinen Armen in Massie verwandelte... und begab sich abermals in den Stall, denn nun war ihm eine Idee gekommen!
Hör mal zu, kleiner Rudolph, eigentlich solltest du in der Ecke stehen und dich was schämen, aber ich hab’ eine viel bessere Idee für dich! Mit all dem süßen Zeug, das du verschlungen hast, hast du genug Energie, um mich dreimal um die Welt zu fliegen und deine Nase leuchtet sowieso viel, viel heller als die neusten Scheinwerfer, die ich für meinen Schlitten kaufen könnte! Also, was meinst du, wollen wir uns beide auf die Reise machen, nur du und ich, ganz allein?”

Rudolph machte eine Freudensprung und auf waren sie, um schleunigst alle Geschenke abzuliefern!

Die Kinder der Welt haben nie erfahren, wie turbulent es an jenem Weihnachtsfest am Nordpol zugegangen war, denn alles war so, wie’s immer ist; alles befand sich dort unter dem Baum am rechten Platze, zum rechten Zeitpunkt !
-Nur waren die Süßigkeiten diesmal viel leckerer und das Spielzeug viel schöner, weil ja alles von Elfenhand selbst gefertigt war!

Ach ja... am Nordpol haben die Hinterbliebenen natürlich groß gefeiert, dass Santa, trotz aller Katastrophen und Verhinderungen doch noch rechtzeitig seine Mission vollbringen konnte! Und als er zurückkam, war da jemand, der wie jedes Jahr etwas gespannter und etwas sehnsüchtiger auf ihn wartete, als die anderen Elfen.

Aber dieses Jahr hielt er ein ganz besonderes Geschenk für sie bereit und er konnte es kaum erwarten, ihr Gesicht zu sehen, wenn sie das Schächtelchen öffnen und den kleinen Diamanten oben auf dem Ring blitzen sehen würde...

ein Gast
10.12.2022, 13:06
Weihnachten auf Gran Canaria !

Erhalten von „Karin & Werner“

... es war 1981 damals feierten wir mit unseren Kindern schon einmal ein Weihnachtsfest auf Gran Canaria, da gab es keine Hektik, kein Stress und keine Arbeit in der Küche, es war einfach wunderschön, und so sollte es auch nach 30 Jahren wieder einmal sein, nur ohne Kinder & Enkelkinder.

Leider fanden wir für den gesamten Zeitraum kein Hotel - was uns auch vom Preis her zusagte, denn Geschenke an die Lieben daheim sollten ja auch noch gemacht werden, somit entschlossen wir uns, für die Vorweihnachtszeit auf die Insel zu fliegen, dass war auch gut so.
Bei sehr schönem Wetter, Sonne satt und Temperaturen bis zu 28° war es ein sehr schöner Aufenthalt von nur zwei Wochen, indem wir wieder neue & sehr nette Menschen kennen gelernt haben, dabei viel gesehen und gut gegessen, natürlich auch das eine oder andere Glas Wein getrunken !!

Die "Krönung" erlebten wir am 05. Dezember 2011, mit dem Adventssingen im "Templo Ecumènico"
in Playa del Ingles.

Bei "vollem Haus", dass wegen Überfüllung geschlossen wurde, haben wir so etwas Tolles noch nie erlebt !
In diesem "Haus der Kirchen" wurden sehr schöne Weihnachts-Geschichten vorgetragen und zwischendurch von den Besuchern 13 Weihnachtslieder gesungen.
Auch das in einer Kirche Applaus gegeben wurde, habe wir noch nie erlebt.
Am Ende, wurde jeder Besucher persönlich mit Handschlag -von dem evangelischen Pastor & dem katholischen Pfarrer- mit den Worten:

"Feliz Navidad y Próspero Año Nuevo" verabschiedet.

Es war ein sehr schöner Abend, der unvergessen bleibt !!!

Deshalb habe nach dem „Lieder-Heftchen“ gesucht.... und gefunden.

9513
Diese Foto ist von heute dem 10.12.2022.

Gesehen haben wir auf unseren Ausflügen auch mehrere Weihnachtskrippen, natürlich auch die von
Las Palmas, diese wird dort am Las Canteras-Strand aus Sand gebaut.

In Playa del Ingles im “Hotel Maritim Playa” fand immer an den Wochenenden ein sehr schöner Weihnachtsmarkt statt, da gab es Glühwein, Berliner, gebrannte Mandeln und andere Köstlichkeit, auch sehr viel flüssige x109

natürlich gab es auch schöne -hübsche- gebastelte Sachen für die Weihnachtszeit.

Nach Rückkehr wieder in Deutschland, stand für uns fest, dass wir -im Jahr 2012/13 mehr oder weniger- auf dieser Insel überwintern wollen.
So wurde dann rechtzeitig nach einem Flug und Hotel gesucht und haben es auch gefunden, daraus wurden dann 3 Monate ...Langzeiturlaub !

ein Gast
11.12.2022, 06:57
Der Martinstag wird am 11. November gefeiert.

Die Legende des Heiligen St. Martin:

Martin von Tours ( 316 - 398 ) in Ungarn geboren war Offizier des römischen Kaisers.
Nach der Legende begegnete ihm in einer kalten Winternacht ein Bettler, der nur noch Lumpen auf dem Leib trug und vor Kälte wimmerte. Als Martin ihn sah, nahm er sein Schwert und schnitt damit seinen eigenen Mantel mitten durch. Die eine Hälfte gab er dem Armen, die andere Hälfte legte er sich selbst wieder um.
In der folgenden Nacht soll dem Martin Jesus Christus im Schlaf erschienen sein. Er soll jenes Mantelstück getragen haben, das Martin dem Bettler am Abend gegeben hatte.
Matin ließ sich bald darauf im Alter von 18 Jahren taufen.

Mit 40 Jahren quittierte er seinen Dienst im Heer, wurde Missionar und wirkte seit 371 als Bischof von Tours.

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Besonders auf dem Lande war früher der Martinstag von besonderer Wichtigkeit.
An diesem Tage erhielten die Mägde und Knechte ihren Lohn, da jetzt die Ernte eingebracht und der Wein gekeltert war. Der Martinstag bedeutete somit den Abschluss eines Wirtschaftsjahres.
Gleichzeitig mussten aber auch die Abgaben an Zinsen und Pacht bezahlt werden. Viele Bauern leisteten ihre Abgaben nicht finanziell, sondern in Form von Landwirtschaftlichen Produkten, z.B. einer Kuh, einem Schwein oder einer Gans.
Weil die Gänse oft vorher geschlachtet wurden, um dem Gutsherren einen fetten Gänsebraten zu servieren x106

wurden diese Gänse nach dem Namen des Tages, also Martinsgans genannt.

In vielen Gegenden erhalten die Kinder auch heute noch kleine Geschenke zum Martinstag.

Der Heilige St. Martin kommt z.B. in Franken als Pelzmärtel:

https://de.wikipedia.org/wiki/Pelzm%C3%A4rtel

zu den Kindern.

Auch spezielle Backwaren findet man zum Martinstag:
z.B. Martinshörner, Martinsbrezel, Martinerle.

Ein anderer Brauch am Vorabend mit der Laterne herumzuziehen und Laternenlieder zu singen ist weit verbreitet. In einigen Gegenden führt diesen Laternenzug ein Reiter als St. Martin an, oft wird dann auch die Legende mit dem Bettler nachgespielt.

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Die klassische Martinsgans

Zutaten:

1 Martinsgans am besten in Bio-Qualität, etwa 5 Kilogramm
1 Bund Suppengrün
2 Äpfel z.B. Boskop
2 Birnen
1 Bio-Orange
2 Zweige frischer Majoran getrocknet geht ebenso
2 Stiele Beifuß
Salz & Pfeffer
etwas Soßenbinder

Zubereitung:

1.) Die Äpfel und die Birnen schälen, vom Kerngehäuse befreien und in kleine Würfel schneiden. Das Suppengrün waschen, ggf. schälen und in Würfel schneiden. Die Orange heiß abwaschen, etwa die Hälfte der Schale abreiben und den Saft auspressen.

2.) Den Backofen auf 180 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen. Den Innereien-Beutel der Gans entnehmen, die Gans waschen, mit Küchenpapier trockentupfen und die Innen- sowie Außenseite mit Salz, Pfeffer und Majoran würzen.

3.) Majoran und Beifuß waschen und von den Stielen zupfen. Äpfel, Birnen, Kräuter und Orangenabrieb mischen und mit Salz & Pfeffer würzen. Die Füllung in die Gans geben und das Ende mithilfe von Küchengarn und Holzspießen fest verschließen.

4.) Anschließend eine Fettpfanne auf die unterste Ofenschiene des Backofen geben und die Innereien der Gans abspülen und mit einem halben Liter heißem Wasser in die Fettpfanne gießen. Die Gans mit der Brust nach unten auf ein Backofenrost legen, mit Zahnstochern rundherum einstechen und auf die Schiene über der Fettpfanne schieben.

5.) Nun die Gans für 90 Minuten braten. Nach etwa einer Stunde die Gans mithilfe eines Pinsels mit dem ausgetretenen Fett bestreichen. Wenn die 90 Minuten um sind, die gesamte Flüssigkeit aus der Fettpfanne in eine Schüssel geben und zur Seite stellen. Nun das Suppengrün und 200 Milliliter Wasser zu den Innereien geben und wieder in den Ofen schieben.

6.) Die Gans nochmals für 90 Minuten braten und mehrmals mit dem ausgetretenen Bratfett bestreichen. Für die letzten 15 Minuten die Gans wenden und den Backofen auf 250 Grad stellen, sodass die Gans schön knusprig wird.

Die Bratensoße:

7.) Für die Bratensoße den aufgefangenen Bratensud mit dem Orangensaft in einem Topf aufkochen und bei Bedarf noch etwas Soßenbinder einrühren. Mit Salz, Pfeffer und Gewürzen abschmecken.

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Die Geschichte zum Vorlesen:

Vom heiligen Martin
eingesandt von Krischa aus Finnland

An einer Straßenecke kauerte ein Mann auf der kalten Erde; der hatte nur ein Tuch um die Lenden geschlungen, nichts sonst trug er im eisigen Wind. Der Mann streckte nicht wie andere Bettler eine zitternde Hand bittend aus, und auch seine Lippen bewegten sich nicht. Die Haut seines hageren Leibes war bläulich von der grausamen Kälte; wie ein Erfrorener saß der Mann da. Aber seine Augen schauten die vorüberhastenden Menschen genau an, und eine große Traurigkeit lag um Augen und Mund. Der Mann musste einmal sehr schön gewesen sein; jetzt durchfurchten viele Falten sein ganzes Gesicht. Schon lange saß der Mann still da und sagte kein Wort. Er sah nur auf die Menschen, die vorübereilten, und wartete auf ihre Hilfe. 'Viele Menschen sahen den Mann gar nicht an und gingen achtlos vorbei. Viele gab es auch, die sahen ihn, aber sie schämten sich vor den Leuten, sich niederzubeugen zu einem so Elenden und so gingen auch sie vorbei.
Da kam ein Mann auf einem Pferd daher. Der hielt sein Pferd an, spannte mit dem Arm seinen Mantel und schnitt ihn mit dem Schwert in zwei gleiche Teile. Er beugte sich vom Pferd herab und ließ eine Hälfte des Mantels behutsam zu dem Frierenden niedergleiten. Dann schlang der Reiter die andere Hälfte um seinen Leib und verschwand wortlos in der Menge.
Dieser Reiter war Martin, den man später den heiligen Martin nannte. Mit seinem seltsamen Umhang kam er ins Lager der Soldaten zurück. Er wollte sich gleich schlafen legen. Niemand brauchte zu wissen, was er getan hatte. Aber er musste durch einen Raum gehen, in dem seine Kameraden bei Würfel- und Kartenspiel saßen. Alle waren ganz ins Spiel vertieft, und keiner bemerkte ihn. Aber als er gerade in den Schlafraum treten wollte, kam ihm ein anderer Soldat entgegen. "Ha", rief der, "schaut euch unseren stillen Martin an! Wo mag der wohl gewesen sein? Mit einem halben Mantel kommt der wieder!" Die Spieler blickten alle auf, sahen Martin in seinem halben Mantel und lachten ihn aus. Martin wollte den Kameraden nicht erzählen, was er getan hatte, aber sein Vorgesetzter befahl ihm zu sprechen. "Ich habe die Hälfte meines Mantels einem alten Mann gegeben. Es fror ihn so", sagte Martin nur. Für einen Augenblick verstummten die Soldaten, bis einer von ihnen rief: "Warum hast du nicht auch gleich dein Pferd halbiert, Martin?" Da brach ein wildes Gelächter unter den Soldaten aus, Martin wandte sich still ab. Aber sie spotteten weiter über ihn, und sie zupften und rissen an seinem Mantel und riefen: "Gib uns auch ein Stück von deinem Mantel! Uns ist auch so kalt!"
Das Gelächter und Gespött scholl Martin noch lange nach.

ein Gast
11.12.2022, 09:38
Weihnachtsgeschichte für Rentner

von Carina Schmidt

Karl schaute mürrisch aus dem Fenster. Draußen war alles weiß und schon wieder kamen neue Schneeflocken dazu. Wenn das so weitergeht, dann musste er noch einmal hinaus, um Schnee zu schippen. Das tat er seit diesem Winter für die komplette Nachbarschaft. Was hätte er auch den ganzen Tag tun sollen.
Seit August war er in Rente und seither schien ihn keiner mehr zu brauchen.
Nicht einmal seine Frau, so kam es Karl vor. Wobei er sich gleich wieder eines Besseren belehrte, das war nämlich ungerecht. Ilse bemühte sich, ihm die Zeit so schön wie möglich zu gestalten, aber sie hatte immerhin noch fünf lange Jahre zu arbeiten. Karl ist zwar kein Kostverächter, aber er ist auch kein Gourmet und so waren selbst seine Leibgerichte sehr schnell zubereitet. Sport war nie sein Ding, außer Fußball am Fernsehen oder mit den Kumpels mal ins Stadion gehen. Eigentlich hatte er gar keine Hobbys.
Seine Arbeit, ja die war sein schönstes Hobby gewesen. „Warum darf man nicht so lange arbeiten, wie man will?“
Karl haderte mit Gott und der Welt. Er war fit, er war gesund und er konnte noch leicht jedem Jungen etwas vormachen. Aber nein, Karl hatte bis zum letzten Tag gearbeitet, sogar seinen Urlaub hatte er verfallen lassen.
„Urlaub“, so hatte Karl immer gedacht, „wenn ich ohnehin in Rente gehe und das halbe Jahr schon daheim hocke!“.
Die trüben Gedanken wollten heute einfach nicht weichen.
Das Weihnachtsfest stand vor der Tür und Ilse war in der Küche und zauberte Weihnachtsgebäck. Es duftete herrlich, aber Karl hatte einfach keine Nase für die Genüsse des Lebens.
Plötzlich läutete es an der Türe.
Die kleine Dreizimmer-Wohnung war seit Jahren ihr Reich. Haus und Garten hatten Karl nie interessiert, selbst dann nicht als die Kinder noch im Hause waren.
„Ja, die Kinder, die sind alle prima gelungen“ und endlich erschien ein Lächeln auf Karls eingefallenem Gesicht.
Es läutete wieder, diesmal heftiger und öfter. Karl trabte zur Wohnungstür und öffnete.
Draußen stand der Messdiener der kleinen Pfarrei, der sie angehörten. So viel machte sich Karl zwar nicht aus Kirche, aber hin und wieder fand er doch den Weg in den Gottesdienst.
Der Mann war ziemlich aufgeregt:
„Weihnachten steht vor der Tür und die Krippe in der Kirche muss aufgestellt werden. Die Figuren müssen geputzt und kleine Schäden müssen ausgebessert werden. Herr Huber, der das immer gemacht hat, ist krank und man hat mir Sie empfohlen. Sie wüssten immer Rat und genau, was zu tun ist.
“ Karl war sprachlos, als ob er nichts Besseres zu tun hätte als irgendwelche Figuren aufzustellen. Die bittenden Augen des Kirchendieners waren auf ihn gerichtet und Karl musste zumindest vor sich selber zugeben, dass er eben nichts Besseres zu tun hatte. Also tat er, was getan werden musste. Er packte seine Jacke, sagte seiner Frau Bescheid und folgte dem Mann die Treppe hinunter. Der Wind schlug ihm die eisigen Schneeflocken direkt ins Gesicht und Karl bereute, dass er seinen Schal vergessen hatte. Aber zur Kirche war es nicht weit und der Messdiener hatte ohnehin einen schnellen Schritt.
Nach ein paar Minuten waren sie angekommen und sein Begleiter führte ihn in ein kleines Kämmerchen gleich neben der Sakristei.
Der Raum war angefüllt mit Kisten und Kartons in verschiedenen Größen. Er versuchte sich zu erinnern, wie die Krippe im letzten Jahr ausgesehen hatte und es gelang ihm zumindest ein vages Bild. Sie war auf alle Fälle sehr groß und er meinte, das Jesuskind vor sich zu sehen. Sein Auftraggeber verließ nach einer kurzen Einweisung das Kämmerchen und Karl war allein. Ruhe breitete sich aus und ob er wollte oder nicht, zum ersten Mal wieder seit langer Zeit fühlte Karl sich selbst und er fühlte sich wohl dabei. Vorsichtig nahm er Karton für Karton und packte eine Figur nach der anderen aus. Die Hirten, die Schafe, die drei heiligen Könige aus dem Morgenland, den Schweifstern, Jesus und Maria und zu guter Letzt das Jesuskind. Er hielt jede einzelne Figur behutsam in den Händen und rieb sie mit einem eigens dafür gedachten Lappen ab. Danach legte er sie auf eine Decke, um sie dann in die Kirche zu transportieren. Inzwischen ist es dunkel geworden und Karl musste abbrechen. Ilse würde sich sonst Sorgen machen.
Er löschte das Licht und sperrte ab.
Am nächsten Morgen wachte er ausgeruht auf. Er frühstückte, schäkerte mit seiner Frau und verschwand in Richtung Kirche. Alles war so, wie er es verlassen hatte. Karl war fleißig, das war er schon immer gewesen und innerhalb weniger Tage stand die Krippe in ihrer ganzen Schönheit an ihrem angestammten Platz.
Es war Heiliger Abend. Karl hatte tagelang geschuftet. Er hatte den Stall ausgebessert, das Dach neu gedeckt, das Stroh gewechselt und die Beleuchtung neu installiert. Die heilige Szenerie war perfekt. Mit Strom kannte er sich eben aus. Alles war fertig und Karl wartete auf den Pfarrer, der sein Werk begutachten wollte. Karl wurde des Wartens müde und setzte sich in eine Kirchenbank. Das Kind, das bis jetzt ruhig in der Krippe lag, schlug die Augen auf und sein Blick traf Karl mitten ins Herz.
„Warum haderst du mit meinem Vater? Für dich gibt es viel zu tun, du musst nur deine Augen öffnen.
“ Karl stockte der Atem, vermutlich bildete er sich das nur ein. Die Krippenfiguren waren allesamt aus Holz. Jetzt wurde er langsam verrückt. Das Kind fing erneut an zu sprechen. Dabei rümpfte es sein Näschen, was seinem Anliegen noch mehr Ausdruck verlieh. „Gehe zu den Menschen in deiner Nähe. Sie brauchen deine Hilfe. Kaputte Wasserhähne, defekte Rohrleitungen und ungepflegte Gärten quälen ihre Gedanken.
Wer anderen hilft, der hilft sich selbst!“ Damit endete das Kind und lag wieder regungslos in der Krippe.
„Aufwachen“, die Stimme des Pastors war deutlich. Karl schreckte hoch. In der Krippe war alles friedlich. Der Pfarrer lobte Karl für sein Werk und für sein handwerkliches Ansinnen in der Zukunft. Bevor Karl die Kirche verließ, blickte er noch einmal in die Krippe und jetzt war er sich ganz sicher.
Das zarte Kind in der Krippe hatte ihm lächelnd zugezwinkert.

ein Gast
12.12.2022, 07:12
Weihnachtsgeschichte für Oma

von Carina Schmidt

Denke ich an Weihnachten, fallen mir sofort die unbeschwerten Feste meiner Kindheit ein. Wie habe ich das Weihnachtsfest genossen! Der Duft von Bratäpfeln und Gebäck zog durch die Wohnung. Meine Eltern und ich waren immer in einer fröhlichen und gleichzeitig festlichen Stimmung. Das Schönste aber war, wenn wir am Weihnachtsfest bei meiner Großmutter waren. Omi war ein so liebenswerter Mensch! Sie wohnte nicht weit von uns in einem kleinen Häuschen. „Mein Schlösschen“, hatte sie es immer scherzhaft genannt. Dahinter war ein kleiner Garten, in welchem viele Blumen wuchsen. Dort stand auch ein großer Magnolienbaum, welcher im Frühling eine herrliche Blütenpracht entfaltete. Meine Großmutter konnte die beste Weihnachtsgans auf der ganzen Welt zubereiten. Immer hatte sie einen Weihnachtsbaum mit echten Kerzen. Wenn wir dann alle bei ihr im Wohnzimmer zusammen saßen, erschien mir die Welt so friedlich und schön…

Auf Großmutters Wohnzimmerschrank stand eine kleine Kaminuhr. Sie schlug zu jeder vollen und halben Stunde. Ihre Glocke klang wie Big Ben in London. Das Schönste aber war, wenn ich nach dem Weihnachtsfest bei meiner Großmutter übernachten durfte. Denn immer, wenn ich schon im Bette lag, setzte sie sich zu mir und las mir Geschichten vor. Sie hatte ein schönes Buch mit dem Titel „Aus dem Schatzberg“. Da gab es Legenden und Erzählungen über Heilige, Hexen, Gnome und Wassergeister. Ich konnte nie genug davon bekommen.


„Bitte Omi, lese mir doch noch eine Geschichte vor!“, bat ich immer wieder.
Und Großmama, liebenswert wie sie nun mal war, setzte ihre Erzählungen fort.
Oftmals hörte ich kurz vor dem Einschlafen noch die Kaminuhr schlagen. „Big Ben“ klang dann wie aus weiter Ferne in mein Zimmer. Dieser Glockenschlag begleitete mich in meiner gesamten Kindheit.

Aus Kindern werden Erwachsene, und die Zeit ging rasend schnell dahin. Längst war ich groß geworden. Als Ingenieur musste ich viele Auslandsreisen unternehmen und war beruflich sehr eingebunden. Dadurch hatte ich keine eigene Familie gegründet. Doch neben einem großen Freundeskreis hatte ich auch guten Kontakt zu meinen Eltern – und meiner Großmutter. Sie lebte immer noch in ihrem kleinen Häuschen, welches ich nun leider so selten besuchen konnte. Doch wenn mich in irgendeinem Winkel auf dieser Welt die Sehnsucht überkam, griff ich zum Telefonhörer und rief sie an. Sie hatte immer noch diese feine und weiche Stimme. Und wenn wir miteinander sprachen so erschienen mir die schönen Zeiten mit ihr so herrlich nahe…


Natürlich feierte ich Weihnachten immer noch. Nur waren die Feste im Bekannten- und Freundeskreis nicht mehr so schön wie ich es als Kind erleben durfte. Manchmal musste ich wegen beruflicher Verpflichtungen auch das Feiern ausfallen lassen. Als ich 28 Jahre alt war, trat dieser Fall wieder ein. Ich war beruflich in London. Als ich dann Big Ben schlagen hörte, da wurde mir richtig warm ums Herz…

Ich wollte am 23. Dezember nach Hause zu meinen Eltern fliegen. Auch Großmutter sollte dabei sein. Auf sie freute ich mich ganz besonders. Doch in jenem Jahr herrschte in England ein ausgesprochen eisiger Winter. Am 23. Dezember wurden alle Flüge wegen der klirrenden Kälte gestrichen. So musste ich wohl oder übel im Hotel in London bleiben.
In dieser Nacht träumte ich von meiner Großmutter. Ich sah sie im Traum in ihrem Garten unter dem großen Magnolienbaum stehen. Der Garten war tief verschneit und doch stand der Baum in seiner herrlichsten Blüte da. Als ich auf meine Großmutter zuging, sah ich, dass sie mit nackten Füßen im Schnee stand.

„Komm‘ doch ins Haus“, sprach ich sie an, „Du erkältest Dich doch sonst!“.
Aber Großmutter lächelte nur stumm und schüttelte den Kopf.
Als ich sie bei der Hand nehmen wollte, schien sie sich aufzulösen.
Schweißgebadet wachte ich auf. Es war tiefe Nacht. Big Ben schlug drei Uhr.


Als ich am Morgen aufwachte, war mir sehr sonderbar zumute. Ich rief meine Mutter an, um ihr schöne Weihnachten zu wünschen. Dabei erfuhr ich dann, was ich mit bangem Herzen erahnt hatte:
Großmutter war in der Nacht gestorben. Ihr Herz war um drei Uhr morgens stehen geblieben…

In all dem Schmerz blieb mir doch ein Trost. Ich war dankbar für all die schönen Jahre, in denen ich mit meiner Großmutter zusammen sein konnte. Ja, ich war sehr glücklich gerade sie als „Omi“ gehabt zu haben. Man sagt, dass ein geliebter Mensch in der Erinnerung weiter leben wird. Genauso war es auch. Als ich einige Tage später nach Hause fliegen konnte, kam ich noch rechtzeitig zu ihrer Beerdigung. Ich hatte den Wunsch, sie noch einmal zu sehen. Und als man den Sarg kurz öffnete, nahm ich ihre kleine weiche Hand und sagte nur :
“Danke, liebe Omi!“.


Das folgende Jahr ging schnell vorbei. Berufliche und gesellschaftliche Verpflichtungen gingen Hand in Hand und bald stand Weihnachten wieder vor der Tür. Da bekam ich einen Anruf von meiner Mutter.
Sie teilte mir mit, dass sie und Vater über die Weihnachtszeit Urlaub auf Gran Canaria machen wollten.

„Das war doch schon lange ein Wunsch von uns“, meinte sie ,“aber ich werde Dir etwas zu Weihnachten senden“.

Als ich am Heiligen Abend zuhause war, überreichte mir meine Nachbarin zwei Pakete. Als ich das kleinere zuerst öffnete, sah ich mit großer Freude und unendlicher Wehmut auf das Geschenk, welches da vor mir lag. Es war mein Lieblingsbuch „Aus dem Schatzberg“, aus welchem mir Omi immer so schön vorgelesen hatte. Im zweiten und großen Paket befand sich die schöne Kaminuhr, deren lieblicher Glockenschlag mich durch meine ganze Kindheit begleitet hatte. Als ich das Zifferblatt betrachtete, erblickte ich etwas Unglaubliches: Die Uhr war um Punkt drei Uhr stehen geblieben…

Ich nahm das Buch und schlug es auf. Tränen traten in meine Augen und ich sagte :
“Liebe Omi, heute werde ich Dir etwas vorlesen..“


Und dann las ich ihr eine Weihnachtsgeschichte aus diesem von mir so geliebten Buch vor. Und obwohl ich nun hier alleine saß, war es für mich doch das schönste Weihnachtsfest seit langem…

ein Gast
12.12.2022, 16:49
Advent, Advent, ein Kraftwerk brennt...

(Autor unbekannt)

Auch in diesem Jahr häufen sich Katastrophenmeldungen von Ereignissen, die auf zu exzessiven Gebrauch von Weihnachtsdekoration zurückzuführen sind:

Sonntag, 3.Advent 10.00 Uhr.

In der Reihenhaussiedlung Onkelstieg lässt sich die Rentnerin Erna B. durch ihren Enkel Norbert 3 Elektrokerzen auf der Fensterbank ihres Wohnzimmers installieren. Vorweihnachtliche Stimmung breitet sich aus, die Freude ist groß.

10 Uhr 14:

Beim entleeren des Mülleimers beobachtet Nachbar Ottfried P. die provokante Weihnachtsoffensive im Nebenhaus und kontert umgehend mit der Aufstellung des 10-armigen dänischen Kerzensets zu je 15 Watt im Küchenfenster. Stunden später erstrahlt die gesamte Siedlung Onkelstieg im besinnlichen Glanz von 134 Fensterdekorationen.

19 Uhr 03:

Im 14 km entfernten Kohlekraftwerk Sottrup-Hocklage registriert der wachhabende Ingenieur irrtümlich einen Defekt der Strommessgeräte für den Bereich Stenkelfeld-Nord, ist aber zunächst arglos.

20 Uhr 17:

Den Eheleuten Horst und Heidi E. gelingt der Anschluss einer Kettenschaltung von 96 Halogen-Filmleuchten, durch sämtliche Bäume ihres Obstgartens, an das Drehstromnetz. Teile der heimischen Vogelwelt beginnen verwirrt mit dem Nestbau.

20 Uhr 56:

Der Diskothekenbesitzer Alfons K. sieht sich genötigt seinerseits einen Teil zur vorweihnachtlichen Stimmung beizutragen und montiert auf dem Flachdach seines Bungalows das Laserensemble Metropolis das zu den leistungsstärksten Europas zählt. Die 40 Meter Fassade eines angrenzenden Getreidesilos hält dem Dauerfeuer der Nikolausprojektion mehrere Minuten stand, bevor sie mit einem hässlichen Geräusch zerbröckelt.

21 Uhr 30:

Im Trubel einer Club-Feier im Kohlekraftwerk Sottrup-Hocklage verhallt das Alarmsignal aus Generatorhalle 5.


21 Uhr 50:

Der 85-Jährige Kriegsveteran August R. zaubert mit 190 Flakscheinwerfern des Typs Varta Volkssturm den Stern von Bethlehem an die tief hängende Wolkendecke.

22 Uhr 12:

Eine Gruppe asiatischer Geschäftsleute mit leichtem Gepäck und sommerlicher Kleidung irrt verängstigt durch die Siedlung Onkelstieg. Zuvor war eine Boing 747 der Singapur Airlines mit dem Ziel Sydney versehentlich in der mit 3000 bunten Neonröhren gepflasterten Garagenzufahrt der Bäckerei Brohrmeyer gelandet.

22 Uhr 37:

Die NASA Raumsonde Voyager 7 funkt vom Rande der Milchstraße Bilder einer angeblichen Supernova auf der nördlichen Erdhalbkugel, die Experten in Houston sind ratlos.

22 Uhr 50:

Ein leichtes Beben erschüttert die Umgebung des Kohlekraftwerks Sottrup-Hocklage, der gesamte Komplex mit seinen 30 Turbinen läuft mit 350 Megawatt brüllend jenseits der Belastungsgrenze.

23 Uhr 06:

In der taghell erleuchteten Siedlung Onkelstieg erwacht Studentin Bettina U. und freut sich irrtümlich über den sonnigen Dezembermorgen. Um genau 23 Uhr 12 betätigt sie den Schalter ihrer Kaffeemaschine.

23 Uhr 12 und 14 Sekunden:

In die plötzliche Dunkelheit des gesamten Landkreises Stenkelfeld bricht die Explosion des Kohlekraftwerks Sottrup-Hocklage wie Donnerhall.

Durch den stockfinsteren Ort stapften irre, verwirrte Menschen, Menschen wie du und ich, denen drei Kerzen
9514
auf dem Adventskranz nicht genug war.

ein Gast
13.12.2022, 05:21
Alle Jahre wieder.....

Día de Santa Lucía – 13. Dezember

Dieses Winterfest vereint schwedische und kanarische Traditionen und wird vor allem auf Gran Canaria in
“Santa Lucía de Tirajana” im Südwesten der Insel gefeiert.
Leider fällt in diesem Jahr dieser wunderschöne Umzug aus.

Über "Santa Lucía de Tirajana" kann man hier etwas nachlesen:

https://www.spain-grancanaria.com/de...-tirajana.html

Die Legende von Santa Lucia

Lucia lebte in Syrakus (Syracuse) zur Zeit der Christenverfolgungen unter Diokletian und war Christin. Sie hatte eine Erscheinung der Heiligen Agathe von Catania und ließ sich daraufhin taufen.
Anderen Christen brachte sie Nahrungsmittel in die Katakomben. Um beide Hände zum Tragen freizuhaben, ging sie mit einer Krone aus brennenden Kerzen auf den Kopf in die dunklen Gänge.
Sie wollte sogar dem weltlichen Leben entsagen und Nonne werden. Als ihr Verlobter davon erfuhr, war er so enttäuscht, dass er sie anzeigte. Christen wurden um diese Zeit hingerichtet.
Lucia sollte von Ochsen zu Tode geschleift werden, aber die Tiere weigerten sich, auch nur einen Schritt zu gehen, so sehr man sie auch quälte und antrieb. Sie wurde dann erstochen und starb so für ihren Glauben.
Besonders in Italien gibt es viele Denkmäler und Heiligenfiguren, die Santa Lucia zeigen.

Der 13. Dezember ist der Tag von Santa Lucia.

Da ihr Tag als Quartalsbeginn im Verwaltungswesen und als Jahresschluss in der Schule bedeutsam war, und außerdem mit dem kirchlichen Qatember:

https://de.wikipedia.org/wiki/Quatember

zusammenfiel, hat der Tag viele Bräuche.
Bis ins 16. Jahrhundert galt die vorausgehende Nacht als die längste des Jahres, mit Lucia begann die Zeit des Lichtes.


Die schwedische Tradition:

In Schweden wird der 13. Dezember besonders gefeiert. Ein weißgekleidetes Mädchen, die Lussibrud ( Lucienbraut) trägt einen Kranz mit brennenden Kerzen auf dem Kopf und weckt in der Familie die Schlafenden und bringt ihnen das Frühstück, zu diesem gehört auch das skandinavische Safranbrot.

Ein Backrezept mit Anleitung steht am Ende dieser "Santa Lucia-Erklärung".

In allen Städten und Dörfern wird eine Lucia-Braut gewählt.
Bis ins 16. Jahrhundert galt die vorausgehende Nacht als die längste des Jahres, mit Lucia begann die Zeit des Lichtes.
Dieser Brauch ist in Schweden 1780 erstmals dokumentiert.
In allen skandinavischen Ländern feiert man das Julfest.
In der Vorweihnachtszeit wird gebastelt, geputzt und gebacken. Man erzählt sich dass die kleinen Hausgeister, die Tomare, den Menschen, nicht nur im laufe des Jahres sondern auch in der Vorweihnachtszeit, hilfreich zur Seite stehen. Als Dank stellt man ihnen am Heilig Abend einen süßen Milchbrei vor die Tür, denn man glaubt, dass ein versäumtes Dankeschön, der Familie Unglück bringt.
Heiligabend nach einem Saunabad versammelt sich die Familie um den Lichterbaum, der mitten in der Wohnstube steht.
Nach einem guten Essen mit Julschinken:

https://www.lecker.de/julschinken-11934.html

...und allen möglichen Köstlichkeiten tanzen alle um den Baum und singen Weihnachtslieder.
Bescherung ist erst nach diesem Weihnachtsreigen. Die Fenster der Wohnstube sind oft geöffnet, denn es kann sein, dass hin und wieder ein Julklapp, ein Geschenkpäckchen eines Freundes oder Nachbarn, ins Haus geflogen kommt.
Am frühen Weihnachtsmorgen besuchen die Familien die Christmette. Zu Hause bewacht der Julbock, ein Ziegenbock aus Stroh, den Weihnachtsbaum und hält die bösen Geister fern.
Auch in Deutschland gibt es heute, bevorzugt in katholischen Gegenden, den Brauch, dass ein weißgekleidetes Mädchen mit dem Lichterkranz in die dunkle Kirche kommt und einen Glanz verbreitet.

Das Rezept für das "Skandinavisches Safranbrot"

Zutaten:

500 gr. Mehl
40 gr. Hefe
1/8 l Milch oder Sahne
50 gr. Zucker
eine Prise Salz
2 Eier
100 gr. Margarine
1 Essl. Rum
1/2 Teel. Safran (weil Safran sehr teuer ist, kann man auch Kurkuma nehmen)
2 Teel. Milch
1/2 Tasse gewaschene Rosinen
50 gr. gemahlene Mandeln
2 Eigelb
Mandelblätter

Zubereitung:

Einen Hefeteig aus dem Mehl, Hefe etwas Zucker und Milch herstellen und 15 Minuten gehen lassen.
Den Safran in wenig Milch auflösen.
Die Margarine zerlassen, mit den Eiern, dem restlichen Zucker, Salz, Safran, Rum, Rosinen und den Mandeln zum Vorteig geben und so lange schlagen (kneten) bis der Teig Blasen wirft.
Den Teig weitere 15 Minuten gehen lassen.
Den Teig in zwei oder drei Stränge teilen und daraus einen Zopf oder Striezel flechten.
Den Zopf nochmal gehen lassen
Das Brot mit verquirltem Eigelb bestreichen und mit den Mandelblättern bestreuen.
Das Safranbrot bei 200 Grad (vorgeheizt) etwa 35 - 40 Minuten -goldbraun- backen.

ein Gast
13.12.2022, 14:30
9519 Winter 9516

von Janfried Seeburger

Der Winter kam über Nacht, auf weißen Socken,
will uns mit seiner Pracht nach draußen locken.
Die Schneeschicht glitzert hell und fein,
doch fällst du auf den Zauber rein,
und gehst hinaus ganz ohne Mütze,
dann fehlt dir schnell die Ofenhitze.
Die Zähne klappern, kalt die Ohren,
die Nasenspitze halb erfroren.
Kalte Finger und Füße wie ungesund,
du schnatterst wie ein junger Hund.
Du denkst mit Sehnsucht an den Ofen,
wie schön wär’s auf dem Sofa poofen,
die Füße in die Länge strecken,
eingepackt in warme Decken.
Doch das genau wär‘ grad verkehrt,
wenn du geschippt und Schnee gekehrt,
zieh Unterwäsche an aus dickem Stoff.
Als nächstes brauchst du aber noch,
Dicke Kleider, Handschuh‘ warmer Schal,
9517
ein dünner Kittel wird zur Qual.
Schuhe gefettet und gut geschmiert,
dass es dich nicht an die Flossen friert.
Stülpst du ‘ne Kappe auf die Rübe,
wäre das bestimmt nicht Übel.
Dann geh hinaus, hüpf in den Schnee,
so gut gepolstert tut’s nicht weh.
Roll lachend den ganzen Hang hinab,
renn wieder rauf, und mach nicht schlapp.
Türm Schnee zu einem Berg rasch auf,
und bau ein großes Schneehaus draus.
Setz dich mit deinen Kindern rein,
schenkt euch ‘nen heißen Kaba ein.
Dazu noch Brezeln, mit Butter geschmiert,
ich mach eine Wette dass dich nicht friert.
Danach fahr‘ Schlitten, wie früher mit juchzen,
einen größeren Spaß musst du noch suchen.
Hast du noch immer übrige Kraft,
ich wette, dass das Eislaufen dich schafft,
sause mit Freude auf glitzernden Bahnen,
dann wird deine Kraft sehr rasch erlahmen.
Auf dein Zuhause darfst du dich jetzt freuen,
dieser Tag wird dich bestimmt nicht reuen.
Ein Rat, bleib‘ weg vom wärmenden Feuer,
denn es beißt in den Gliedern dich ungeheuer,
es schmerzen die Finger und kribbeln die Beine,
die Wärme dringt ein, das ist das gemeine.

Doch schimpfe nicht, sei trotzdem ganz froh,
denn jetzt war es wieder einmal so,
wie vor Jahren, als wir noch als Kinder,
ihn nicht erwarten konnten, den eiskalten Winter.
9520 9518 9515

ein Gast
14.12.2022, 12:21
Geändert von ein Gast (Heute um 13:41 Uhr) Grund:
Liegt hier im Forum ein Fehler vor ? denn ich hätte gerne den Titel & den Autor -wie gehabt- farblich & fett hervorgehoben.


Schneefall

von Gernot Jennerwein

Es war am Weihnachtstag, ein kalter Abend. Ich verbrachte meine Zeit in einer Gastschänke, bis sie gegen zweiundzwanzig Uhr geschlossen wurde.
Ich war zufrieden mit meinem Leben, auch wenn es sich häufig einsam gestaltete. Ich fühlte mich als Einzelgänger wohl.
Nur zu Weihnachten überkam mich manchmal ein wenig die Melancholie, aber nach ein paar Gläsern Bier war ich eigentlich immer recht vergnügt.
Ich habe mich schon damals in meinen jungen Jahren nicht besonders viel mit anderen Menschen abgegeben. Den Gründen dafür bin ich bis heute nicht nachgegangen. Vielleicht fürchtete ich etwas um meine Freiheit.
Ich wünschte dem Wirt noch frohe Weihnachten und trat auf die Straße hinaus.
Es schneite bereits seit Stunden. Ich schaute in eine richtige Winterlandschaft. Die Straßenlaternen leuchteten schwach und die Schneeflocken fielen dick und gemächlich durch das weiche Licht.
Als ich so dahin ging, wurde mir nach einer Weile eigenartig zumute.
Ich dachte an meine Kindheit zurück und spürte, dass ich mich ein bisschen nach einer Hand sehnte. Ich schüttelte widerwillig den Schnee von meinem Kopf und ging etwas schneller weiter.
Ich war steif und kalt, als ich nach einiger Zeit an der Mauer des Friedhofs vorbei kam.
Der Weg durch den Friedhof bedeutete eine Abkürzung zu meiner Wohnung. Ich war nie ängstlich, also bog ich ab und trat durch das geöffnete Tor.
Eine berührende Stille lag über dem Friedhof. Auf den Gräbern brannten Kerzen, überall leuchtete es ein wenig, beinahe feierlich kam es mir vor. Selbst meine Schritte waren im frisch gefallenen Schnee nicht zu hören.
Ich befand mich alleine auf dem Friedhof, jedoch sah ich nach einigen Schritten eine Gestalt an einem Grab stehen; einen älteren Herrn erkannte ich beim Näherkommen.
Er musste schon längere Zeit so da stehen. Auf seinem etwas armseligen Mantel lag bereits eine Menge Schnee. Sein Hut war beinahe nicht mehr zu erkennen.
Bis heute weiß ich nicht, weshalb mich dieser alte Mann neugierig gemacht hatte, jedenfalls tat ich so, als besuchte ich das Grab direkt gegenüber von ihm.
Eine Zeit lang blieb ich so da und betrachtete ihn unauffällig. Er war noch älter als es erst den Anschein auf mich gemacht hatte. Etwas gebückt und bewegungslos stand er da. Seine Hände lagen wie zum Gebet gefaltet ineinander. Irgendwie tat er mir leid, aber ich wusste nicht warum.
Ich wollte mich schon abwenden und weitergehen, als er mit seiner ruhigen, etwas rauen Stimme fragte, ob ich Feuer hätte.
Etwas überrascht bejahte ich seine Worte und ging zu ihm hinüber.
Er holte einen Sternspritzer, eine Wunderkerze, oder wie man die Dinger nennt, aus seiner Manteltasche hervor und hielt sie mir mit zitternden Fingern entgegen.
Ich nahm meine Streichhölzer aus der Hosentasche, riss eines an und hielt die Flamme an seine Wunderkerze.
Als sie brannte, hob er sie über das Grab und sagte leise:
„Wissen Sie, Martha mochte die Wunderkerzen sehr am Weihnachtsabend.“
Wir schwiegen eine Weile und dann bat ich ihn um eine Wunderkerze.
Abwechselnd zündeten wir eine nach der anderen an, bis alle aufgebraucht waren.
Später nahm er mich mit zu sich nach Hause.

Er erzählte mir von Martha und seinem Leben mit ihr und ich hörte ihm zu.

ein Gast
15.12.2022, 08:36
Eine besondere Weihnachtsparty

von Charlotte Cherete

Freundin Bille hatte in diesem Jahr eine Idee.
Am Abend des zweiten Weihnachtstages soll sich „die übliche Clique“ bei ihr treffen. Nach dem Motto „Verwandte hat man, Freunde sucht man sich; und in unserem Alter mangelt es teilweise auch schon an den ersteren!“ stellt sie ihre Wohnung zur Verfügung. Jeder soll Kind und Kegel, in unserem Fall Dackelmädchen, und was zu essen und zu trinken und evtl. auch Spiele mitbringen, wie er halt meint.

Die Idee kam beim letzten Treffen im Freundeskreis gut an.
Ein lockeres Beisammensein im mehr oder weniger festlichen Rahmen, ohne Zwänge zum einen.
„Nun iss doch noch was, wofür habe ich solange in der Küche gestanden? Schmeckt es Dir etwa nicht?“ oder „Die Torte habe ich extra für Dich bei Bäcker Jansen bestellt, weil Du sie doch immer so gerne isst.“
„Aber nach dem üppigen Mittagessen passt noch nichts wieder hinein.“ Dies haben wir wohl alle schon zur Genüge erlebt…. Andererseits ein kleines Weihnachtsfest im Freundeskreis, zumal einige von uns nicht gerade mit Familie gesegnet sind, einfach zum drauf freuen! Und nicht das Gefühl zu haben, dass man an Weihnachten geladen ist, weil der Gastgeber eine gute Tat vollbringen wollte.

Jetzt war natürlich die Frage, was so jeder mitbringen soll.
„Hoffentlich nicht nur die eine oder andere gute Flasche eines edlen Tröpfchens, was an Weihnachten noch nicht vernichtet wurde.“, unkte Willi.

Nun, ich hatte mich schnell entschieden, was zum Essen zuzubereiten, aber nichts „Weihnachtliches“, davon hatten dann bis dato sicherlich alle genug. Außerdem wollte ich für eine nette Tischdeko sorgen, Bille nahm dies erleichtert zur Kenntnis, da sie es mit solchen Dingen einfach nicht hat.

Renate schlug vor, an dem Abend Pantomime zu spielen.
Es soll sich jeder schon mal ein paar nette Begriffe, weihnachtlich oder nicht, ausdenken…. Und so ging es weiter.
Willi wollte sich um die Musik zur Christmas-Party kümmern.
Freudige Erregung machte sich an dem Abend bei den Planungen noch breit. Und schließlich kam man doch zu der Auffassung, dass die kulinarischen Genüsse doch ein bisschen miteinander abgestimmt sein sollten. Es soll ja nicht in Arbeit für einige wenige ausarten und auch nicht in eine einzige Völlerei nach Weihnachtsbraten und Co.; Brot, evtl. einen Dipp, Knabbereien, was auch immer. Sonst hätten wir womöglich auch noch drei verschiedene Sorten Kartoffelsalat auf dem Zufalls-Buffet.
Nun, bei den nächsten Treffen, evtl. auf dem einen oder anderen Weihnachtsmarkt, ist noch Zeit genug, das zu klären…

ein Gast
16.12.2022, 07:22
´n beknacktes Weihnachtsgedicht

Verfasser unbekannt


Oh Weihnachtsfest, oh Weihnachtsfest,
Du gibst uns jedes Jahr den Rest.
Es leuchten Bäume, funkeln Fenster,
doch was ist das? Ich seh´ Gespenster:
„Oktober“ sagt der Wandkalender,
liegt Weihnachten nicht im Dezember?
Am Anfang noch, da wird´s belächelt,
doch jeder bald durch Läden hechelt,
drei Paar Socken, zwei Krawatten,
„Entschuldigung, wenn Sie gestatten,
das Angebot hier – schweinebillig! –,
Sie sind doch wohl zum Kaufe willig?“

Parföng, `ne Uhr, viel Schmuck und so,
für Sohnemann Playstation Zwo,
das ganze Zeug, der viele Plunder,
und von der Oma? Kratzpullunder!
Selbstgestrickt, grün-braun kariert:
„Auf dem Schulhof fett blamiert!“

Am Festtag dann, da wird es festlich,
der Aufwand scheint extraterrestrisch.
(Solch Reim sollt´ stehen unter Strafe,
nicht dass alsbald der Leser schlafe!)

Zurück zum Thema:
vierundzwanzigster Dezember – es wird grantig:
„Die Gans ist zäh! Es scheint uns schon, als
wär´n wir lieber bei McDonalds!“,
brüll´n der Jüngste und die Schwester,
„Viel geiler ist doch eh´ Sylvester!
Wo bleibt das Knallen, Sprengen, Ballern,
auf das uns wohl die Ohren schallern!

D.h., jetzt her mit den Geschenken,
dann woll´n wir auch nicht mehr dran denken,
rückt raus mal fix die teuren Sachen,
ihr wollt uns doch nicht böse machen?

Gedicht und Flöte, diese fiesen
Dinge gibt´s nur für Devisen!“
Der Vater drauf droht Prügel an,
durch Ruprecht-Knecht und Weihnachtsmann,
es folgt ein Brüllen, Weinen, Toben,
– Bravheit gibt´s hier kaum zu loben –,
zwei links, zwei rechts, zwei fallen lassen,
bringt Tränen satt (Ach was: in Massen!).

•Dahin die Friedlichkeit beim Feste,
nein, es bleiben nur die Reste.
Als wollt das Schicksal alle trennen,
jetzt fängt der Baum noch an zu
brennen!

Die Gans will nunmehr niemand essen:
Weihnacht? Kannste voll vergessen!
Mehr zu sagen gibt´s auch nicht, der
Spaß ist aus, findet der Dichter.

Ganz knapp noch sei es hier
beschrieben:
Kurz drauf sich alle wieder lieben.

Wie jedes Jahr war´s doch recht schön,
Weihnacht, willst Du echt schon geh´n.

ein Gast
17.12.2022, 06:48
Sparen beim Weihnachtsmann

von Rolf Tischer


Sparen, sparen, immer nur sparen.

9526

Der Weihnachtsmann schimpfte vor sich hin, als er aus der Buchhaltung kam.
Ok, irgend jemand musste aufpassen dass das Geld reichte, aber schön langsam wusste er nicht mehr wo er noch einsparen sollte. Die Spielzeugfabrik wurde schon optimiert, die Arbeitsgänge verkürzt, das war ein Kampf seine hohen Qualitätsansprüche durch zu setzen. Natürlich könnte man zum Beispiel auch dünnere Nägel verwenden, aber dann wird die Stabilität auch geringer. Genau das galt es aber zu verhindern.

Der Weihnachtsmann rief seine Oberwichtel und Oberengel zusammen und dann erklärte er ihnen dass zu diesem Weihnachtsfest wieder 250.000 Sternentaler eingespart werden müssen. Es gibt immer weniger brave Kinder und so kommt nicht genug Geld in die Kassen der Weihnachtsfabrik.
Ihr fragt wo das Geld her kommt?
Nun, jede gute Tat wird von den Engeln die die Kinder beobachten bewertet und ein Teil davon fließt in das Konto der Weihnachtsfabrik, so wird dort alles finanziert.
Der Oberwichtel Hubertus der die Spielzeugfabrik verwaltete sagte, ich kann nur noch einsparen wenn wir die Standards senken, aber das will der Weihnachtsmann ja nicht.
Der Wichtel, der den Stall und den Fuhrpark verwaltete, sagte:
Die Rentiere sind schon im Sommer auf Diät, jetzt in der Vorweihnachtszeit müssen sie das teure Kraftfutter bekommen, sonst schaffen wir die lange Reise nicht in der vorgesehenen Zeit, wenn wir hier einsparen, werden die letzten Geschenke zu Ostern ausgeliefert. Allen war klar, hier konnte man nichts einsparen.
Der Wichtel Fridolin, der die Technik, die Computer und den ganzen neumodischen Kram verwaltet meinte:
Eigentlich bräuchte ich einen neuen Computer, immer mehr Kinder malen keinen Wunschzettel mehr, sondern schreiben uns per Email. Du musst mit dem bestehenden Material in diesem Jahr noch auskommen, sagte der Weihnachtsmann, wenn wir nächstes Jahr mehr Geld einnehmen, kannst du dich noch einmal melden. Das hast du doch schon im letzten Jahr gesagt, meinte der Wichtel, dann hoffe ich mal, dass es nicht ganz so viele Emails werden.
Der Wichtel Klaus, der die Listen mit den guten und nicht so guten Taten für den Weihnachtsmann schreibt, meinte:
Wenn man weniger Engel zur Beobachtung der Kinder einsetzt, würde seine Arbeit und auch die Arbeit in der Spielzeugfabrik vielleicht etwas weniger werden. Der Oberengel für die Kinderbeobachtung, Konrad widersprach ihm aber sofort, wenn wir weniger gute Taten registrieren, nehmen wir auch weniger Geld ein, das ist an der ganz falschen Stelle gespart.

Da mischte sich Fridolin ein und sagte:
Die Menschen führen gerade die Überwachung der Bevölkerung ein, sie sagen wegen Terror und so, auf jeden Fall legen sie riesige Datenbanken an. Wenn wir die anzapfen und auswerten würden......
Der Weihnachtsmann rief, sag mal, hast du alles richtig im Kopf, diese Datenbanken dürfen doch nicht für etwas anderes verwendet werden, das wurde doch der Bevölkerung so versprochen. Fridolin meinte, da werden sich die Menschen auch nicht daran halten, wenn eine Datenbank da ist, kommt auch immer einer der sie verwenden will. Die finden auch immer eine Möglichkeit die Gesetze zu umgehen. Notfalls greift eben der Geheimdienst darauf zu, das überprüft keiner und so bleibt alles verborgen.
Einsparen bei den Engeln, die die Kinder beobachten?
Alle kamen ins Grübeln, das wäre einen Versuch wert. Aber wo könnten wir es einmal testen? Fridolin meinte:
In Europa, in Deutschland ist der Geheimdienst besonders dreist, der lässt sich gar nichts sagen, die sind auch unfähig genug, dass sie es nicht merken würden wenn wir sie anzapfen. Die haben nicht einmal gemerkt, dass man die Telefone der Regierung abgehört hat. Und wenn sie es doch merken, passiert nichts, da sind die Politiker recht dickfellig.
Der einzige, der hier dagegen war, war der Oberengel Konrad, aber nach einer hitzigen Diskussion, gab er zähneknirschend nach und sagte, ok, dann schicke ich die Engel aus Deutschland für eine Woche in den Urlaub und dann sehen wir nach was es gebracht hat.

So geschah es, dass drei Wochen vor Weihnachten keine Engel mehr die Kinder in Deutschland beobachteten, doch das war nicht ganz richtig, der kleine Engel Balduin war so beschäftigt, dass er die Anordnung Urlaub zu machen überhört hat und weiter seiner Arbeit nach ging, aber dazu später.
Fridolin machte sich sofort an die Arbeit und installierte als erstes ein kleines Spionageprogramm, das allen Datenverkehr absaugen sollte.
Programmieren musste er nicht viel, immerhin gab es das Programm bei fast jeder Regierung. Dieses versteckte er auf einem Rechner des deutschen Geheimdienstes und kopierte so alle Daten die dieser auch bekam. Als nächstes wollte er die Daten der Vorratsspeicherung anzapfen, das war schon schwerer, dachte er. Durch Zufall bemerkte er dass auch diese Daten im Rechner des Geheimdienstes zu finden waren. Eigentlich unmöglich, aber anscheinend sieht man es beim Geheimdienst nicht so genau mit den Vorschriften. Na klar, dachte er, wer nicht kontrolliert wird macht was er will. Aber das war Nebensache, seine Aufgabe war es ja die Kinder zu beobachten, also filterte er erst einmal alle Daten aus die ihn nicht interessierten. Die Emails der Politiker an die Waffenhändler interessierten ihn genauso wenig wie die Überweisungen der Stromkonzerne an die Parteien, er musste wirklich viel ausfiltern, aber es klappte.
Er hatte am Ende die Profile der Kinder bei Facebook, ihre Emails, ihre Telefonate, auch die Schulnoten wurden in Datenbanken aufbewahrt. Sogar in den Kindergärten wurden Profile von den Kindern angelegt. Alles was er brauchte war vorhanden und er kopierte alle Taten die er so erfassen konnte in lange Listen. Ein Mädchen erzählte ihrer Freundin, dass sie shoppen gehen konnten, weil sie bei ihrer Mutter Geld gefunden hatte. Ein paar Jungen planten in einer Whatsapp-Gruppe wie sie das Auto des Lehrers lahm legen wollten. So ging es eine ganze Weile weiter, Beleidigungen, Mobbing, Hetzereien, es war nicht wirklich schön anzusehen. Zum Glück gab es auch gute Nachrichten, da wurde bei den Hausaufgaben geholfen, Tips bei der Tierpflege gegeben, Spendenaufrufe geteilt und liebe Grüße gesendet.
Schon nach vier Tagen waren es viel mehr Daten als die die, die Engel zusammen getragen hatten und irgendwie wurde die Liste mit den schlechten Daten schneller voll als die mit den guten Sachen. Fridolin dachte sich, da haben die Engel wohl nicht richtig aufgepasst und auch mal ein Auge zu gedrückt.
Seine Daten aber waren vollständig und so wie es aussieht muss die Spielzeugfabrik viel weniger Spielzeug herstellen, die Transportkosten werden weniger und vielleicht reicht sogar das günstigere Futter für die Rentiere. Er teilte seine Beobachtung dem Weihnachtsmann mit und der setzte auch sofort eine Besprechung der Oberwichtel und Oberengel für den nächsten Tag an. Fridolin sollte noch einmal alles kontrollieren, denn ein Fehler durfte hier nicht passieren.

Am nächsten Tag, Fridolin hatte alle Daten und Filter noch zwei mal überprüft, das Ergebnis war immer das selbe. Die große Besprechung begann und alle hörten aufmerksam Fridolin zu. Ein großer Schrecken ging durch die Runde, sollte man in den vergangenen Jahren wirklich so unaufmerksam gewesen sein, dass man viele Geschenke zu Unrecht verteilt hatte? Jetzt hieß es, Schaden begrenzen, wenn es in Deutschland so war, dann konnte es sein , dass auch von den anderen Länder unvollständige Informationen beim Weihnachtsmann ankamen.
Fridolin sagte, ich weiß es nicht, aber in der Kürze der Zeit bis Weihnachten, kann ich nicht alle Kinder auf der ganzen Welt überprüfen, ich schaffe vielleicht halb Europa, aber mehr geht mit meiner begrenzten Technik wirklich nicht.

Der Oberengel war aber immer noch skeptisch, immerhin ging es hier ja um die Arbeit seiner Engel. Wenn die nicht mehr gebraucht werden, wäre auch sein Posten nicht mehr nötig. Lust auf eine andere Arbeit hatte er auch nicht, womöglich würde er am Ende Wolken reinigen müssen. Er zog sich in sein Büro zurück und überlegte. Irgendwo war da ein Fehler, aber wo, die Daten schienen alle richtig zu sein. Er schaute sich die Listen die Fridolin ausgedruckt hatte wieder und wieder an, aber er konnte keinen Fehler finden. Den ganzen Abend und die Nacht überlegte er und fand keine Lösung, spätestens im nächsten Jahr war er arbeitslos.

Fridolin derweil begann damit die Geheimdienste in England und in Frankreich anzuzapfen, die Filter, die er in Deutschland eingesetzt hatte, funktionierten auch hier recht einfach.
Der Weihnachtsmann war auch schon traurig, er hatte sich auf die vielen braven Kinder gefreut, und jetzt wurde die Liste der Kinder, die er besuchen sollte immer kürzer. Machte seine Arbeit überhaupt noch einen Sinn?
Überall herrschte plötzlich eine gedrückte Stimmung, keiner hatte mehr recht Lust etwas zu tun wenn es wirklich so wenig brave Kinder gab?

Der Oberengel Konrad hatte das leise Klopfen fast nicht gehört, so war er in seinen Gedanken versunken, missmutig rief er: herein! Da stand der kleine Engel Balduin vor ihm und fragte, was ist denn hier überall los, nur schlecht gelaunte Gesichter, da könnte man denken dass Weihnachten ausfallen soll. Ich wollte gerade meinen Bericht von den 5 Kindern bringen, die ich beobachten soll, da schickt man mich zu dir.
Konrad sagte, warum warst du letzte Woche nicht im Urlaub? Alle Beobachtungsengel für Deutschland hatten diese Woche Pause. Wir wollten ein neues System testen. Balduin meinte, ich bin ein wenig früher losgeflogen, das habe ich nicht mitbekommen.
Na ja, seufzte der Oberengel Konrad, unsere Arbeit wird zumindest hier nicht mehr gebraucht, das macht jetzt alles der Technik-Wichtel, viel umfangreicher als wir und auch noch viel schneller. Und billiger ist es auch noch.
Balduin wurde sehr traurig, drehte sich um und ging langsam zur Tür.

Da meinte sein Oberengel, warte mal, ich habe da eine Idee, wenn du deine 5 Kinder beobachtet hast, dann können wir dein Ergebnis mit dem von Fridolin vergleichen. Er nahm die Berichte des Engels entgegen und suchte in den langen Listen von Fridolin die gleichen Kinder.
Nach einigem Suchen hatte er sie auch gefunden.

Ein Mädchen hatte von der Mutter Geld genommen und war shoppen gegangen. Das selbe hatte auch Balduin da stehen, aber dort stand noch mehr. Das Mädchen hatte ein Weihnachtsgeschenk für seine Mutter gekauft, einen weichen langen Schal. Und als es abends mit der Mutter beim Essen saß, hatte es der Mutter unter Tränen erzählt, dass es das Geld genommen hat und dass es sich deshalb sehr schlecht fühlt, aber als es den Geldschein sah, dachte es nur noch, dass sie damit der Mutter eine Freude machen könne. Es bat die Mutter um Entschuldigung und versprach ihr nie wieder jemandem etwas weg zu nehmen.
Das alles hatten die Daten nicht erfasst und es warf ein ganz anderes Bild auf die Situation.

Ein Junge hatte mit seinen Freunden das Auto des Lehrers lahmgelegt, damit der zu spät zur Schule kam. Auch das hatte Balduin aufgeschrieben, allerdings stand da auch der Grund für die "Missetat", der Lehrer hatte Geburtstag und seine Schüler wollten ihn mit einer Geburtstagsfeier in der Schule überraschen, dazu musste er etwas später zur Schule kommen. Der Lehrer hatte sich sehr über die Überraschung gefreut.

Ein anderer Junge hatte ein Mädchen böse angeschrieben, sich aber danach in der Klasse bei dem Mädchen entschuldigt und ihm bei seinen Hausaufgaben geholfen.

Dem Oberengel ging ein Licht auf, das war schon ein ganzer Lichterkranz. Er schaute noch bei den anderen Kindern nach, auch da hatte Fridolin etwas schlechtes stehen, aber er hat das Gebet am Abend, mit der Reue nicht erfasst. Auch solche Sachen wie das morgendliche Zähne putzen, das Zimmer aufräumen, den Müll raustragen und das helfen im Haushalt, fehlte komplett.
Er jubelte auf, nahm den kleinen Engel Balduin an der Hand und rannte zum Weihnachtsmann.

Der hörte sich das ganze an, nahm die elektronische Liste von Fridolin und verglich sie mit dem Bericht von Balduin. Sein Gesicht wirkte mit jeder Zeile ein wenig freundlicher und nach kurzer Zeit grinste er über das ganze Gesicht und drückte einen Alarmknopf der alle zu einer Besprechung in den großen Saal rief.
Alle Oberengel und Oberwichtel, auch alle Arbeiter kamen zusammen und wunderten sich als erstes über das fröhliche Gesicht des Weihnachtsmanns.
Der erzählte von dem Vergleich der beiden Listen. Er sagte, es war alles richtig was der Fridolin uns sagte, aber seine Daten konnten nichts auffangen, was nicht elektronisch registriert war. Das geht nur in mühevoller Kleinarbeit von unseren Beobachtungsengeln.
Alle freuten sich über diese Nachricht und machten sich sofort wieder mit vollem Elan an die Arbeit. Der Oberengel Konrad schickte seine Engel sofort wieder los, die Berichte über die Kinder wurden gebraucht.

Nur Fridolin war traurig, er hatte sich schon auf die neuesten Computer gefreut. Der Weihnachtsmann klopfte ihm auf die Schulter und sagte, jetzt bearbeitest du wieder die Emails der Kinder und ich sorge auch dafür, dass du nächstes Jahr einen neuen Computer bekommst, Fridolin sah ihn erstaunt an, du bist nicht böse auf mich?
Natürlich nicht, sagte der Weihnachtsmann, immerhin hast du mir das beste Argument für die Buchhaltung geliefert. Wer zu viel spart, hat am Ende gar nichts mehr. Um gute Ergebnisse zu bekommen muss man auch gute Leistung bringen.

So kam es, dass auch in diesem Jahr wieder alles so läuft wie es schon immer war.
Na ja, eines hat Fridolin nach Rücksprache mit dem Weihnachtsmann, dann doch noch gemacht. Er hat die Daten die der Geheimdienst so mühselig abfischte, heimlich verschlüsselt, so dass wirklich nur noch der daran kam der auch die nötigen Berechtigungen hatte, aber das waren nicht viele. Die Daten der Kinder, so dachte er sich, gehen nun wirklich niemanden etwas an, die werden wir automatisch löschen.

Auf dass wir alle ein schönes friedliches Weihnachtsfest feiern.

9527

ein Gast
17.12.2022, 17:34
Edle Tannen

Verfasser unbekannt, eingesandt von Sybille Mertens

Ein authentischer Fall von 1993

Der Mann schaute sich suchend in dem provisorisch hergerichteten Maschendrahtgeviert um, in dem Weihnachtsbäume verschiedenster Art und Größe lagen und lehnten. Fichten neben Silber- und Nordmannstannen, Edel- und Blautannen, sogar ein paar Kiefern waren darunter.
"Was kosten die denn so?" fragte der Mann den Christbaumverkäufer, der Ohrenschützer trug und sich eine rotweiße Pudelmütze über den Kopf gestreift hatte.
"Kommt drauf an, was Sie haben wollen", brummte der verdrossen und rieb sich seine blaugefrorenen Hände. "Fichten gibt's ab zehn Mark, Tannen ab 25, Edeltannen ab 40 Mark. Hängt aber von der Größe ab."
Der andere Mann nickte und schaute interessiert zu den Edeltannen. "Ich habe schon an eine Edeltanne gedacht", meinte er.
Das Gesicht des Christbaumverkäufers erhellte sich merklich in Erwartung eines anständigen Geschäftes. Der Absatz von teuren Bäumen war bisher eher schleppend gewesen.
Er schlug den Kragen seines grünen Drillkittels hoch, stelzte zu den Edeltannen, nahm eine mittelgroße vom Maschengeflecht und stellte sie hin, wobei er die Zweige zurechtrückte.
"Mmmh", meinte der Mann, "hübsches Bäumchen. Wie teuer?"
"Sechzig", sagte der Christbaumverkäufer.
Der Mann zuckte gleichmütig die Schultern. "Na schön. Den nehme ich."
Während der Baumverkäufer die Edeltanne in einen grünen Plastiknetzstrumpf packte, holte der andere Mann seine Geldbörse heraus, öffnete sie und blätterte im Scheinfach.
"Hier", meinte er dann, wobei er dem Christbaumverkäufer einen Schein reichte, "kleiner hab' ich's aber leider nicht. Können Sie darauf rausgeben?"
Der Christbaumverkäufer warf einen kurzen Blick auf den 500-Mark-Schein, den der Mann ihm hinhielt, und nickte. "Kein Problem", sagte er.
Minuten später hatte der Mann mit der Tanne das Geviert verlassen, sie auf das Fahrrad gelegt, mit dem er gekommen war, und verschwand.
Herbert Driesel blieb mißtrauisch stehen, als der ihm entgegenkommende Mann, der ein Fahrrad mit einer Edeltanne darauf schob, ihn ansprach. "Haben Sie schon einen Weihnachtsbaum?" fragte der Mann.
Driesel schüttelte verdutzt den Kopf. "Nein", erwiderte er, "aber..."
"Wollen Sie den hier?" fragte der Mann.
Bevor Driesel darauf antworten konnte, fügte der Mann hinzu: "Ich schenke ihn Ihnen."
"Na, wenn das so ist", meinte Driesel erfreut. "Den nehme ich gerne."
"Fröhliche Weihnachten", sagte der Mann und ließ die Edeltanne vom Fahrrad gleiten.
Driesel hob sie auf und bedankte sich bei dem großzügigen Spender. "Aber warum machen Sie das eigentlich?"
Der Mann grinste:
"Ich bin der Weihnachtsmann."
Driesel lachte. Bevor er noch etwas sagen oder fragen konnte, hatte der Mann sich auf sein Fahrrad geschwungen und war verschwunden.
"Das ist natürlich für Sie eine schöne Bescherung", meinte Kommissar Sengdeil mitfühlend zu seinem Gegenüber.
Er deutete auf das Stück Papier, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag, und schüttelte den Kopf.
"Bescherung ist gut gesagt", erwiderte der Christbaumverkäufer im grünen Kittel wütend. "Eine Sch.... ist das sondergleichen!" Seine Ohrenschützer und die rotweiße Pudelmütze hatte er abgenommen.
Der Mann starrte auf das Papier und biß sich auf die Unterlippe.
"Fünfhundert Mark zum Teufel, und dazu noch der Baum", knirschte er dann bitter. "Und das nur wegen dieser dämlichen Kassiererin."
"Tja, die hat nur ihre Pflicht getan", meinte Sengdeil schulterzuckend. "Der dürfen Sie keinen Vorwurf machen., Herr Paulig. Ich kann Ihren Ärger ja gut verstehen, aber ich sag's Ihnen gerne noch einmal: Kassierer bei Sparkassen und Banken sind dazu verpflichtet, Falschgeld einzuziehen. Die würden sich sogar strafbar machen, wenn sie es nicht täten."
Der Christbaumverkäufer namens Paulig nickte unwillig.
"Ist zwar kein Trost für Sie", fuhr Sengdeil fort, "aber Sie sind nicht der einzige, der so geschädigt worden ist."
"Versteh' ich nicht." Paulig schaute den Kriminalbeamten vom Falschgelddezernat verständnislos an.
"Allein in der letzten Woche sind achtzehn solcher Blüten aufgetaucht", erklärte Sengdeil. Er konnte dabei ein Schmunzeln nicht ganz unterdrücken.
"Achtzehn?" echote Paulig, um dann zu fragen, als er das Schmunzeln sah: "Was ist denn daran so komisch?"
"Mit allen achtzehn wurden Weihnachtsbäume gekauft, so wie bei Ihnen."
Pauligs Unterkiefer sackte herunter. "Ist doch nicht möglich", sagte er dann.
"Oh, doch. Das dürfen Sie mir glauben", versicherte ihm der Kommissar. "Verstehen Sie jetzt, warum es sehr wichtig wäre, wenn Sie mir eine Beschreibung des Mannes geben könnten, Gesichtsform Haarfarbe, Augenfarbe, Größe, Kleidung und so weiter?" Er schaute Paulig fragend an.
Der kratzte sich den Kopf. "Eigentlich habe ich ihn mir nicht so genau angesehen. Ein ganz durchschnittlicher Mann. Vielleicht einssiebzig groß, etwas untersetzt, aber nicht dick. Grauhaarig, würde ich sagen. Ja", meinte er dann, "und er hatte ein rotlackiertes Fahrrad dabei."
"Das ist nicht viel, aber besser als nichts", erwiderte Sengdeil. "Es deckt sich übrigens mit dem, was Ihre Kollegen uns erzählt haben. Und sonst", forschte er dann, "ist Ihnen vielleicht sonst irgendwas aufgefallen?"
Paulig überlegte sichtlich angestrengt. "Nee", meinte er schließlich. "Was soll mir aufgefallen sein? Oder, warten Sie. Vielleicht war das ja ein Zufall... aber da kam ein Mann mit einer Edeltanne unterm Arm aus der Richtung, in der der Kerl verschwunden war. Ich erinnere mich deshalb daran, weil teure Bäume in diesem Jahr nicht gut laufen."
Sengdeil grinste. "Paßt genau."
"Was meinen Sie denn damit?" wollte Paulig wissen.
"Der Bursche verschenkt die Bäume offensichtlich anschließend", klärte ihn der Kommissar auf und lachte kurz. "Humor hat er ja. Das muß man ihm lassen. Tut mir leid für Sie, Herr Paulig, aber nochmals danke."
Der Christbaumverkäufer erhob sich, nahm Ohrenschützer und Pudelmütze, warf einen letzten begehrlich-bekümmerten Blick auf den falschen Fünfhunderter, der auf dem Schreibtisch lag, und verließ das Büro.
Während der mächtige Farbkopierer falsche Fünfhunderter ausspuckte, zählte Schlotteck seine Beute. Säuberlich bündelte er seine Tageseinnahme an Wechselgeld auf dem kleinen Tisch in Hunderter, Fünfziger, Zwanziger und Zehner.
Bei einem Hunderter hielt er inne, befühlte ihn sorgfältiger als die anderen, hob ihn vor die UV-Lampe, betrachtete den Schein und grinste. "Nicht schlecht gemacht", murmelte er halblaut, legte die Blüte aber beiseite.
Als Schlotteck mit dem Zählen fertig war, lagen 12.310 Mark vor ihm. In echten, gebrauchten Scheinen. "Macht zusammen", er krauste kurz die Stirn, "34.320. Abzüglich Leasingkosten für den Kopierer", wieder legte er die Stirn in Falten, "32.320 Märker." Er rieb sich die Hände.
Schlotteck stand auf, trat an den Kopierer und nahm den Stapel bedruckten Papiers aus dem Ausgabeschacht. Er schaltete den Kopierer ab und setzte sich wieder an den Tisch, wo er zu einer Schere griff, um mit dem Ausschneiden zu beginnen. "Morgen, Kinder, wird's was geben, summte er dabei.
Um 14 Uhr vergewisserte Sengdeil sich nochmals. "Lametta, hier Weihnachtsblüte. Alles in Position?" Er lauschte erwartungsvoll. "Lametta 1 in Position, Weihnachtsblüte", kam es etwas rauschend aus dem Funkgerät. Aus dem Hintergrund war weihnachtliches Stimmgewirr zu hören.
Die nächste Meldung erfolgte sofort darauf: "Lametta 2 in Position, Weihnachtsblüte."
So ging es weiter. Alles war bereit. Sieben Männer und zwei Frauen hatte Sengdeil postiert. Jetzt blieb nur zu warten und zu hoffen, daß der Bursche auch wirklich kam.
Sengdeil überlegte. In den letzten Tagen hatten sie den Weg des Fälschers fast komplett rekonstruieren können. Die Standplätze der Christbaumverkäufer, bei denen er seine Fünfhunderter-Blüten abgesetzt hatte, lagen zwar wahllos über die ganze Stadt verstreut, aber interessanterweise ergab der Weg des Gauners eine Spirale. Das jedenfalls zeigten die bunten Markierungsnadeln, die auf den Stadtplan gesteckt worden waren.
Der "Weihnachtsmann", wie sie ihn nannten, hatte in den Außenbezirken angefangen und würde - wenn ihn nicht alles trog - heute, am 23. Dezember, zum großen Finale auf dem Christkindlmarkt auftauchen. 16 Uhr war die übliche Zeit seines Erscheinens gewesen. Zeit der beginnenden Dämmerung.
Die Falsifikate waren von durchschnittlicher Qualität, für geübtes Auge und geübte Hand sofort zu erkennen. Aber in der Weihnachtshektik achtete kaum jemand darauf.
"Hier Lametta 3, Weihnachtsblüte. Nichts Auffälliges", kam es aus dem Handfunkgerät.
"Verstanden, Lametta 3."
"Lametta 5, Weihnachtsblüte. Dito", meldete sich Inga, die am Imbiß neben dem Rathausbrunnen stand.
"Wir warten", erklärte Sengdeil. Er schaute Krause an, der ihm gegenüber an dem Fenstertisch saß. "Was wettest du, Rudi?"
"Fünfzig, daß er nicht kommt. So blöd wird der nicht sein, Werner", erwiderte Rudi und legte einen Fünfziger auf den Tisch.
"Hundert, daß er kommt", entgegnete Sengdeil zuversichtlich. Er holte einen Hunderter heraus.
Krause grinste. "Ich halte mit. Die Wette gilt." Er legte noch fünfzig dazu.
Gegen halb acht begannen die ersten Verkäufer, ihre Buden zu schließen. Das Treiben auf dem Markt ließ merklich nach. Keine Spur vom "Weihnachtsmann."
"Und jetzt, Werner?" Krause schaute seinen Chef erwartungsvoll an. "Laß uns abbrechen. Der kommt garantiert nicht!"
Kommissar Sengdeil nickte bedächtig, biß sich auf die Unterlippe und strich sich übers Haar. "Okay", sagte er. "Blasen wir die Aktion ab. Sag denen draußen Bescheid."
Er schob Krause den Hunderter rüber, der ihn an sich nahm und fast verlegen meinte: "Das tut mir echt leid, Werner."
"Dir doch nicht, Rudi", feixte Sengdeil. "Wir treffen uns in einer Stunde im Sprökenstadl."
"Also feiern willst du trotzdem?" Krause tat erstaunt.
"Sagen wir, wir begießen die Niederlage angemessen."
Sengdeil erhob sich, nickte seinem Kollegen zu und verließ das Lokal. "Ich gehe rüber zu Inga."
Halb erleichtert, halb frustriert seufzte Kriminalassistentin Inga Glowick, als die Mitteilung kam, daß der Einsatz beendet sei. Über sechs Stunden hatte sie in der Kälte gestanden und, wie ihre Kollegen gespannt darauf gewartet, daß der Mann kam.
Werner Sengdeil tat ihr leid. Und natürlich hätte der Erfolg ihnen allen gutgetan. Gerade heute, wo die Weihnachtsfeier anstand. Inga schaute auf die Uhr. Hoffentlich kam Werner schnell, der sie in seinem Wagen mitnehmen wollte. Sie warf einen Blick zu dem Lokal hinüber, von wo aus er mit Rudi den Einsatz geleitet hatte.
Die Eingangstür öffnete sich. Werner trat heraus und ging langsam auf sie zu. Seine Schultern waren gesenkt.
Inga wollte sich in Bewegung setzen, als es hinter ihr klingelte und eine Männerstimme sie fragte. "Verzeihen Sie, aber haben Sie schon einen Weihnachtsbaum?"
Die Kriminalassistentin glaubte ihren Ohren nicht zu trauen und drehte sich ungläubig um. Hinter ihr stand ein ausgemachter Weihnachtsmann mit wallendem Wattebart und Lockenperücke, rotem Mantel und einem Fahrrad.
Das Fahrrad war rot lackiert. Und darauf lag, säuberlich zusammengeschnürt, eine Edeltanne.
"Nein, aber...", setzte Inga verdutzt an und überlegte fieberhaft.
"Wollen Sie den hier?" fragte der Weihnachtsmann.
Bevor Inga darauf antworten konnte, fügte der Mann hinzu: "Ich schenke ihn Ihnen."
"Na, wenn das so ist", meinte Inga Glowick erfreut, "dann nehme ich ihn gerne."
Sie griff in die linke Innentasche ihres Parka. "Aber Sie werden doch erlauben", sagte sie, "daß ich Ihnen als Dank auch eine Freude mache."
Der Weihnachtsmann stutzte überrascht. "Womit?"
"Damit", sagte Inga und ließ die Handschellen um den Arm schnappen, mit dem er das Fahrrad führte. "Sie sind verhaftet."
Der Weihnachtsmann versuchte instinktiv, sich loszureißen. Vergebens.
Sekunden später war Kommissar Sengdeil bei den beiden und nahm ihm Perücke und Bart ab. "Na, sieh einer an, wen haben wir denn da?" sagte Sengdeil erfreut. "Den Weihnachtsmann!" Und zu seiner Kollegin gewandt: "Fröhliche Weihnachten, Inga!"
"Fröhliche Weihnachten, Werner!" sagte sie und lachte. "Aber mit der Feier wird's wohl heute nichts."
"Wir kommen später nach", versicherte Sengdeil. "Sag den anderen Bescheid, sie sollen ohne uns anfangen." Er durchblätterte das dünne Bündel nagelneuer Banknoten, das er in Schlottecks Weihnachtsmannmanteltasche gefunden hatte. Acht Fünfhunderter. Blüten natürlich.
Als Sengdeil und Inga Glowick kurz nach elf Uhr abends in das Lokal Sprökenstadl kamen, herrschte dort eine Bombenstimmung.
Rudi Krause schüttelte Sengdeil die Hand. "Glüchwunsch, Werner, du hast mal wieder den richtigen Riecher gehabt. Glück für dich, Pech für mich. Hier." Er reichte Sengdeil den Hunderter, den dieser ihm gegeben hatte. "Und hier." Er gab ihm die zwei Fünfziger.
"Moment mal", sagte Sengdeil, stutzte und musterte überrascht den Hunderter.
"Was ist?" wunderte sich Rudi.
"Sieh dir den mal genauer an", meinte Kommissar Sengdeil trocken.
Rudi stutzte seinerseits, tastete, hielt ihn ins Licht und schüttelte dann den Kopf. "Das darf nicht wahr sein, und sowas passiert ausgerechnet uns!" sagte er, als er sah, dass es eine Blüte war.
"Gib ihn nach den Feiertagen in der Asservatenkammer ab", mahnte Sengdeil.
Rudi nickte und wollte sich wieder zu den anderen an den Tisch setzen.
"Moment mal, Rudi", sagte Sengdeil und hielt die Hand auf. "Du bist mir noch einen Hunderter schuldig."
"Schlitzohr", knurrte Rudi.
Dann lachten beide.

ein Gast
18.12.2022, 13:01
Das besondere Weihnachtsgeschenk

Weihnachtskurzkrimi von Gabriele Maricic–Kaiblinger

Lautlose Schneeflocken bahnten sich ihren Weg auf seine tief ins Gesicht gezogene Kapuze, während er auf der Bank saß und angespannt auf das rege Treiben vor dem gegenüberliegendem Juweliergeschäft starrte.

Nur noch ein Mal, ein letztes Mal. Nur noch diese Halskette für sie. Jetzt zu Weihnachten ihr diese Freude machen …
Nur noch das eine Mal, nur für sie … Für sie, seine geliebte Partnerin, die nichts von seiner kriminellen Laufbahn ahnte. Sie hatte sich in den charmanten Handlungsreisenden verliebt, der redegewandt und witzig war. Von seinen wirklichen „Geschäften“ wusste sie nichts. Es waren auch keine ganz großen, nein, kleine Diebstähle, manchmal Betrügereien, „Geldumschichtungen“ wie er es nannte, und stets nur von Leuten, die genug hatten.
Niemals würde er auf den Gedanken kommen, jemandem, der selbst kaum über die Runden kam, noch was wegzunehmen. Das war so was wie ein „Ehrenkodex“ für ihn. Er nahm nur von den Reichen, aber nicht, weil er es ihnen etwa nicht gönnte, gleichfalls nicht, weil er mit seinem regulären Einkommen nicht auskommen würde, nein, weil es ihm eben im Blut lag – dieser Nervenkitzel, dieses ganz eigene Gefühl … Er hatte sie kennengelernt, als er eben einen MP3–Player in seiner Hosentasche verschwinden ließ und eilends das Kaufhaus verließ. Zu eilends, denn er übersah, dass eine ebenfalls sich eilends bewegende junge Frau zur Eingangstür hereintrat und stieß mit ihr zusammen. Mit I H R …
Nach den ersten dahingestammelten Entschuldigungen sahen sie sich an und gingen auf einen Kaffee, was schließlich in einem gemeinsamen Abendessen mündete. Und während sie sich unterhielten, miteinander lachten und sich auf Anhieb verstanden, während dieser ganzen Zeit brannte der MP3–Player in seiner Hosentasche, brannte, als bestünde er aus Feuer. So was hatte er noch nie erlebt, so was war eine ganz neue Erfahrung für ihn. In diesem Moment beschloss er, es zu lassen, diesmal – versucht hatte er es ja schon öfter – für immer, denn er wusste und fühlte sofort, S I E war die Richtige, so kitschig dies klang. An diesem Heiligen Abend nun, wollte er ihr D I E Frage aller Frage stellen.
Die Ringe dafür hatte er schon gekauft – natürlich gekauft, er war ja ehrlich geworden und wollte sein zukünftiges Leben mit ihr nicht mit einer kriminellen Handlung beginnen. Aber die Halskette, die ihr beim Vorbeigehen einmal aufgefallen war und so gut gefallen hatte, die sollte sein letztes „Gaunerstück“ sein, mit etwas Besonderem wollte er seine kleinkriminelle Laufbahn endgültig beschließen. Denn etwas Besonderes war es, in ein richtiges Juweliergeschäft einzubrechen und nicht nur in einem Kaufhaus, wo sich die Menschen wie Ameisen tummeln, etwas mitgehen zu lassen. Aber das letzte Mal musste es einfach etwas Besonderes sein
– für S I E – und gleichzeitig für ihn selbst ein letzter Nervenkitzel als ganz besonderes Weihnachtsgeschenk.

Er hob den Kopf, streckte ein wenig seinen Nacken und atmete tief die würzige Winterluft ein. Es kam ihm vor, als wehe ein Hauch von Bratapfelduft von der belebten Geschäftsstraße herüber und in seiner Fantasie roch er außerdem den Weihnachtsbraten und die von ihr selbstgebackenen Vanillekipferln.
Er wartete, bis der letzte Kunde das Geschäft verließ, abgeschlossen wurde und alle gegangen waren. Dann stand er auf, ging über die Straße, um das Geschäft herum, bis zum Hintereingang. Sah sich kurz um und ging dann ins Haus daneben. Dieses war leer und stand zum Abbruch bereit. Hier hatte früher mal ein Freund von ihm gelebt und daher wusste er, dass vom Keller aus eine Verbindung zum Nebengebäude, in dem seit einigen Jahren eben jenes Juweliergeschäft untergebracht war, bestand. Diese Verbindung war einst natürlich zugemauert worden, aber dadurch, dass dieses Gebäude nun bereits ziemlich desolat war, hatte er einen Schlupfweg gefunden, den er in den letzten Tagen beharrlich „bearbeitet“ und so erweitert hatte, dass er nun ohne weiteres durchkriechen konnte. Und das tat er nun, davor zog er jedoch noch seine dicke Jacke aus, damit er mehr Bewegungsfreiheit hatte. Ein paar Minuten später stand er im Kellerraum des Juweliers, brach die Tür auf, was für ihn keine Schwierigkeit war, ging hinauf in die Nebenräumlichkeiten, fand den Schaltkasten, schaltete die Alarmanlage aus und bearbeitete vorsichtig die Tür zum Geschäftsraum. Alles keine Schwierigkeit für einen „Profi“ wie ihn. Im Geschäftsraum bewegte er sich geduckt hinter den Ladentheken weiter, denn die Weihnachtsdekoration leuchtete hell und von außen konnte durch die großen Auslagenscheiben gut eingesehen werden. Wo die ersehnte Halskette lag, wusste er genau. Rasch ergriff er sie und zögerte kurz. Zu viele tolle Sachen lagen hier herum, aber er widerstand der Versuchung, begab sich auf dem gleichen Weg zurück, den er gekommen war und sah sich in Gedanken bereits das zu Hause noch schön verpackte Geschenk seiner Angebeteten heute Abend nach dem Essen übergeben.

Was er nicht bemerkt hatte, war das Polizeiauto, das vorm Juweliergeschäft angehalten hatte, weil einer der beiden Polizisten sich noch schnell über den Preis eines ausgestellten Armbands vergewissern wollte. Und als sich dessen Blick vom Armband abwandte, fiel dieser auf einen sich bewegenden Haarschopf hinter der Ladentheke. Der Polizist gab seinem Kollegen Bescheid, die Vorderfront im Auge zu behalten, während der Polizeibeamte selbst sich vorsichtig hinter das Gebäude begab.

Und so kam es, dass - als er seine Jacke wieder angezogen hatte, aus dem Abbruchgebäude trat, die frische, kalte Luft tief einsog und sich über die langsam lautlos fallenden dicken Schneeflocken freute, während ihn, in Aussicht auf den Abend, ein tiefes Glücksgefühl erfasste -, plötzlich wie von fern her die Worte:
„Nehmen Sie langsam die Hände aus den Taschen und halten Sie sie hoch“, an seine Ohren x87 drangen....

ein Gast
19.12.2022, 06:56
Es war einmal ein kleines Eselchen....

von Alice Kleefeld

...das lebte auf einem Bauernhof mitten auf dem Lande zusammen mit einer Kuh, einem Schaf, einem Hahn und einem Schwein in einem gemütlichen Stall. Jedes Jahr um die gleiche Zeit, stellte Eselchen fest, dass die Bauernleute geschäftig hin und her liefen. Der Hof wurde sauber gemacht, die Fenster festlich geschmückt, der Bauer holte einen Tannenbaum aus dem Wald.
Für die Gans Frieda war es auch jedes Mal ein Stress. Sie wurde zuerst gejagt, dann auf einen Holzpfosten gesetzt. Dann kamen die Bauernkinder und heulten und dann brachte der Bauer Frieda wieder zurück in ihren Stall. Das geschah jedes mal so, schon seit vielen, vielen Wintern.
An einem ganz bestimmten Abend kamen dann viele Freunde, Verwandte und andere Gäste und brachten lustig verpackte Päckchen mit. Als Eselchen feststellte, dass es wohl mal wieder soweit war und dieses geschäftige Treiben auf dem Hof wieder einsetzte, sagte es zu seinen Freunden im Stall:
"Ich würde auch so gerne einmal so viele Freunde haben und so viele Geschenke bekommen - und vor allem einen riesengroßen Sack Mohrrüben."
Die Freunde, die Eselchen sehr mochten, weil es eigentlich die härteste Arbeit am Hof verrichten musste -nämlich die schweren Karren mit dem Futter in den Stall zu fahren- berieten sich, als Eselchen einmal unterwegs war und beschlossen, ihm in diesem Jahr eine große Freude zu machen. Jeder überlegte, was er Eselchen schenken könnte und stob dann davon, um es zu besorgen.
Es war wieder einmal Abend, die Lichter im Bauernhaus wirkten vom Schnee auf dem Hof noch heller. Viele Gäste kamen, und brachten, wie in jedem Jahr viele schöne Sachen mit. Seufzend stand Eselchen an der Stalltüre und sah dem lustigen und bunten Treiben zu.
Ein Tränchen kullerte über das struppige Fell und gefror gleich, als es in den Schnee fiel.
Plötzlich hörte es, wie im Stall heftig gescharrt und gewispert wurde und als es sich umdrehte, standen seine Freunde alle um einen großen Berg Geschenke herum und strahlten.
"Die sind alle für Dich, Eselchen. Weil Du uns das ganze Jahr über immer unser Futter in den Stall bringst und so lieb zu uns bist."
Eselchen war überwältigt."Alles für mich ?"
fragte es und fing schon an, die Geschenke auszupacken. Da gab es einen Kamm vom Schwein, einen Schlitten vom Schaf, eine Dose mit Linsen von der Kuh und einen Sack Mohrrüben vom Hahn. Sie hatten alles auf dem Hof gefunden und für Eselchen schön verpackt in Säcken mit Schleifchen versehen.
Eselchen freute sich riesig und konnte gar nicht genug "Danke" sagen.
Danach sassen Sie alle beisammen und hörten dem Gesang aus dem Bauernhaus zu. Dabei dachte Eselchen so für sich:
"Was soll ich mit einem Kamm, ein Eselchen kämmt sich doch nicht. Und was soll ich mit einem Schlitten, ich kann doch gar nicht Schlitten fahren. Was mache ich mit der Dose Linsen, schmecken würde es mir vielleicht schon, doch wie soll ich die Dose aufbekommen. Und wenn ich so die ganzen Mohrrüben auf einmal esse, wird mir schlecht.
Etwas nachdenklich und auch ein bisschen traurig ging Eselchen schlafen.
Mitten in der Nacht kam die Gans Frieda in den Stall und legte sich neben Eselchen zum schlafen.
"Du, Frieda, ich habe heute viele Geschenke bekommen, aber irgendwie so richtig froh und glücklich bin ich trotzdem nicht. Was kann das bloß sein ?"
Frieda, die sehr klug und erfahren war sagte daraufhin:
"Eselchen, Du hast dich blenden lassen und dabei das allerwichtigste am Weihnachtsfest vergessen". "Was denn?" fragte Eselchen.
"Dass Du gute Freunde hast, die Dich lieben und die alles für Dich tun würden.
Und liebes Eselchen, erwiderte Frieda:

LIEBE das ist der Sinn des Weihnachtsfestes !" 9528

ein Gast
19.12.2022, 21:46
Der kleine Tannenbaum

von Carina Schmidt

Der kleine Tannenbaum war traurig, – so traurig, wie man als Tannenbaum bloß sein kann. Erst hatte er sich so gefreut, dass sie ihn mitgenommen hatten, ihn auf einen großen Wagen gepackt hatten, ihn in die Stadt gefahren hatten, und dann auch gleich auf den Marktplatz rauf, – so richtig schön ins bunte Leben, ins Treiben und in den Trubel hinein.

Und nun -? Nun lag er hier schon acht Tage am Weihnachtsbaumverkauf und keiner guckte ihn an. All die anderen Bäume, die so in seinem Alter und auch aus seiner Gegend waren, die waren alle schon verkauft. Die meisten von ihnen standen jetzt wohl alle in so einem kleinen, molligen Haus, standen fast alle in einem Ständer und wurden alle bunt sowie festlich geschmückt. – Und er? Er lag hier im Stoff rum und konnte hier versauern. Keiner wollte ihn haben. „Was ist das denn da für ein kleiner Baum?“ fragen die Leute immer.

„Och, das ist einer aus dem Unterholz, der ist gut fürs Feuer als Brennholz!“ sagt Jochen jedes Mal. „Da hatt‘ der Bauer mich wohl angeschmiert. Das hab ich gar nicht gemerkt. Dem ist als „Kind“ wohl einmal die Spitze abgebrochen, und dann ist er so ein bisschen krumm um die Ecke gewachsen. – Wenn Sie ihn mitnehmen wollen,–? Meinetwegen!“

Aber dann schütteln vor allem die Frauen immer alle mit dem Kopf und sehen sich nach einem anderen Baum um. „Oh ne, diese Menschen -?!“ dachte der kleine Tannenbaum. Und er dachte in Gedanken zurück an sein bisheriges Leben, und dachte: „Oh, diese verdrehten Jungs!? Wo denn die Gäste wohl alle abgeblieben sind? Die mögen ja nun alle groß sein, – laufen vielleicht alle in Schlips und Kragen herum, und denken gar nicht mehr an mich. Und die Lümmel wissen wahrscheinlich gar nicht, was sie angerichtet haben.– Kommen da einfach so angesaust — um „Krieg zu spielen“ – und schmeißen sich da – mit drei Mann – dicht bei mir ins Gras. Und denn — „So, Willi, sagt der eine, „bis hier sind wir gewesen, bis ans Holz ran!“ – „Ja, Heini“, sagt der andere, „und zum Zeichen, dass wir hier gewesen sind, nehmen wir uns Tannenzweige mit!“ – „Ach was – Zweige!?“ sagt Hannes Unbehaun. „‚Zweige sind gar nichts, — ’ne Spitze muss das sein! Hier diese schöne lange!“ Und damit riss er auch sein Messer aus dem Riemen, und schnitt mir meine Spitze ab, meine schöne lange Spitze-, so da war sie ab, dicht oben bei den höchsten kleinen Zweigen!

Oh, was hat das weh getan und was hat das geblutet!
Drei Wochen hatt‘ das geblutet. Aber dann – hab ich mich gerettet und mir selbst geholfen. Hab einen von meinen besten Zweigen steil nach oben gebohrt – so gut es ging, und bin dann wieder so gewachsen, fünf Jahre hindurch, – und eigentlich fast ebenso hoch geworden wie die anderen Bäume. – Aber nun – ? Nun hat das wohl alles nichts geholfen -? Wenn mich doch nun keiner haben will -? Wäre ich doch mal lieber noch ein bisschen im Wald geblieben! – Oh, diese vermaledeiten Jungs! Und dieser verdammte Hannes Unbehaun! – Wenn ich dem an die Kleider kommen könnte, mit all‘ meinen spitzen Nadeln würde ich ihm in die Augen pieken, dass ihm die Tränen über die Wangen laufen.

„Guten Tag, Jochen!“ kam da auf einmal jemand angehumpelt.
„Was ist? Haste für mich auch noch einen?“
Jochen dreht sich um und wundert sich:
„Hallo -! Mensch, Hannes – ?! Hannes Unbehaun! Lebst du auch noch? Wo kommst du denn her?
Dich hab ich ja sieben kalte Winter nicht mehr gesehen?“
„Ja, das mag man wohl sagen, Jochen. Och, ich bin schon wieder eine ganze Weile Zuhause, – war erst noch lange im Lazarett gewesen, und bin denn –“ „Du gehst am Stock -? Hast wohl was abbekommen -? Was am Bein – ?“ „Ja, am Bein und am Arm, und am Fuß und überhaupt. Ich hab meinen Teil weg. Aber — lass man. Hilft ja alles nichts! — Was ist? Hast du noch einen kleinen schönen Baum für mich? „Ja, die kleinen sind alle weg, Hannes. – Aber hier, die paar letzten großen noch! Was sagst du dazu? – Such dir einen aus!“

„Ach nee, Jochen, das ist nichts für uns. Die bekommen wir ja gar nicht in unsere kleine Hütte hinein. Nein, ich dachte so einen, den ich auf die Kommode stellen kann. – Was ist das denn für ein Exemplar da in der Ecke? Oder ist der verkauft? „Nee, Hannes, verkauft ist der noch nicht, aber – das ist Ausschuss, weißt du. Da hat der Bauer mich angeschmiert. Der hat sich als „Kind“ wohl mal die Spitze abgebrochen und ist dann so ein bisschen krumm um die Ecke gewachsen und ist verkrüppelt.“ —-
„So“, dachte der kleine Tannenbaum, „nun ist das wieder so weit!
Nun dreht er sich um – geht weg – oder sucht sich einen anderen aus.
Hannes Unbehaun! – Du, Hannes! Guck mich doch mal an! – Kennst du mich denn gar nicht mehr!“ —- „Das ist der letzte Ausschuss“, meint Jochen wieder. „Das ist einer fürs Feuer, als Brennholz gut. Hat er Bauer mich angeschmiert!“

„Er hat aber feine dichte Nadeln“, sagt Hannes Unbehaun, und er beäugt den Baum von oben bis unten und dreht ihn hin und her.
„Und ist unten auch schön gerade gewachsen!“
„Ja, das ist er, — bis auf die schiefe Spitze eben, – .“
„Und da kann er ja auch nichts für. Weißt du, was der mal hatte -? Ist wohl auch mal ein bisschen „kriegbeschädigt“ worden, – genauso wie ich. — Gib ihm mir mal mit, Jochen!
Wenn er bei uns auf der Kommode steht, und ist ein bisschen bunt geschmückt oder zehn kleine Lichter auf den Nadeln, –“
“ Dann ist da nichts mehr von sehen, dass er ein wenig schief ist. Das ist auch wahr, Hannes.
Nimm ihm mit! Wenn du ihn leiden magst -!“
„Jo, – was soll er denn kosten, Jochen?“ „Nichts, Hannes, – den schenk‘ ich dir zu Weihnachten. Bloß das ich ihn loswerde, – ich würde doch nur darauf sitzen bleiben. – Komm, – ich steck‘ ihn dir untern Arm! Geht das so? Hast ihn gut gefasst?“ „Ja, hab ich!“, sagt Hannes.
„Vielen Dank, Jochen! Nun denn – frohes Fest!“

Und nun machte sich Hannes Unbehaun Schritt für Schritt mit seinem kleinen Tannenbaum auf nach Hause. Und der kleine Tannenbaum kroch ganz dicht an ihn heran, und wollte gar nicht mehr von ihm lassen, – und war auch gar nicht mehr traurig. —-Und abends saß Hannes Unbehaun mit seiner kleinen Mutter – und mit seiner großen feinen Dirn, die dieses Jahr das erste Mal mit ihm zusammen feiern wollte – dicht aneinander gerückt unter dem lütten Baum.
Und sie guckten alle drei mit blanken, leuchtenden Augen in die kleinen Lichter und saßen ganz still und andächtig.
9532 Und der kleine Tannenbaum reckte seine schiefe Spitze bis ganz nach oben,— und freute sich so doll, wie sich bloß ein Tannenbaum freuen kann.

ein Gast
20.12.2022, 18:01
Das Weihnachtsglühwürmchen

von Barbara Pronnet

Der Winter hatte Einzug gehalten. Und es lag dieser gewisse Zauber in der Luft, der die Weihnachtszeit begleitet. In der frostigen Erde schlummerten eng zusammengekuschelt und mucksmäuschenstill viele kleine Glühwürmchenlarven und träumten von dem nahen Frühling. Die Sonne strahlte vom tiefblauen Himmel und verkündete den Weihnachtstag.

Doch schliefen wirklich alle Larven? Da bewegte sich doch was. Eines davon litt an chronischem Schlafmangel. Irgendwie wollte es nicht klappen mit der Winterruhe. Es wurde ständig wach, schaute auf seine schlafenden Geschwister und begann sich zu langweilen. Warum dauert das denn noch so lange? Eigentlich wäre es bereit zu schlüpfen. Und so hell war es hier. Es beschloss die Zeit zu nutzen und unbemerkt von seinen schlafenden Mitlarven die vermeintlich kleine Welt zu erkunden. Es spürte dass es sich nur noch einmal richtig strecken musste und schon würde es seine ganze Pracht entfalten. Ungeduldig zappelte es vor sich hin und seine Brüder und Schwester fingen an sich zu rühren. Bloß nicht aufwecken, dachte es und bohrte sich langsam durch die kalte Erde in das strahlende Licht.

Als es mit seinem kleinen Köpfchen durch die harte Masse stieß, fühlte es plötzlich ein kaltes, ungewohntes Nass. Es schaut in die Sonne und ließ sich sein Köpfchen wärmen. Es nahm einen tiefen Atemzug ungewohnt frischer Luft und krabbelte vorsichtig durch den Schnee. Doch es war eindeutig zu kalt, das stand fest – Sonne hin oder her. Es besann sich umzukehren, um sich an seinen Artgenossen zu wärmen. Aber trotz der Kälte hatte der Schnee im Sonnenlicht eine magische Anziehungskraft. Alles sah so frisch und glänzend aus.

Es beschloss, einen kleinen Spaziergang zu machen, bevor es in sein Nest zurück krabbeln wollte und machte sich auf den Weg. Die Büsche und Bäume im Garten waren verschneit und der Käfer wagte einen mutigen ersten Flugversuch nach oben.

Hoho, das funktionierte aber noch nicht. Noch mal, los geht’s, dachte es und plötzlich klappte es seine kleinen Flügel aus und erhob sich federleicht in den Himmel. Was für ein Gefühl. So hatte es sich das immer vorgestellt. Das weiße Zeug war ja ganz nett, wenn nur diese lausige Kälte nicht gewesen wäre. Taumelig und schwankend flog das Würmchen in Richtung einer Tanne und ließ sich auf deren Zweig nieder. Völlig außer Puste musste das Würmchen erst mal verschnaufen.

Wie schön es war draußen zu sein. Stolz putze er seine Flügelchen und blinzelte in die Sonne. Das warme Licht machte ihn aber träge und so kam es, dass es ganz langsam einnickte und in tiefen Schlummer versank.

Halb steif gefroren wurde es wach und erschrocken blickte der kleine Käfer um sich. Stockdunkel war es auf einmal und eisig kalt. Es konnte sich nicht erklären, warum die Sonne so plötzlich verschwunden war. Schnell zurück in die Kinderstube, dachte es, erhob sich und flog wirr in der Dunkelheit umher. Wo war der Eingang zu seiner Heimat? Doch dann, plötzlich, sah es in der tiefen schwarzen Nacht einen schwachen Lichtschimmer. Er flog unsicher auf das Licht zu, welches immer heller und heller wurde. Magisch angezogen hörte es Stimmen und einen seltsamen Singsang.

War es ein Impuls, Instinkt oder ähnliches, unser Würmchen schaltete automatisch seine Laterne an – klick - und machte sich auf den Weg.

Das kleine Käferchen flog direkt zum Haus der Familie Schweiger.
Mama, Papa, Tochter und Großeltern hatten gut gespeist und getrunken und die Kerzen am Christbaum angezündet. Sie sangen „Stille Nacht“ und freuten sich auf die Bescherung.

Mama Schweiger hatte die Terrassentüre leicht geöffnet, damit frische Luft herein kam. Genau durch dieses Fenster surrte das Käferchen, angezogen durch das für ihn unermesslich erscheinende Lichtermeer. Es schwirrte durch den Raum als plötzlich die kleine Tochter schrie: „Ein Glühwürmchen! Schaut nur!“ und deutete aufgeregt auf das verirrte Tier.

„Das gibt’s doch nicht im Winter, ja so was“ staunte die Mama und alle starrten auf den kleinen Käfer, der magisch vom Christbaum angezogen auf ihn zuflog. „Schnell, macht die Kerzen aus, sonst fliegt es noch in die Flammen!“ Papas Stimme überschlug sich. Die Familie stürzte auf den Baum zu und losch die flackernden Kerzen.

„Wir wünschen uns jetzt alle Gesundheit und Frieden. Das ist ein besonderes Zeichen heute am heiligen Abend“ sagte die Mama gerührt und alle nickten ergriffen.

Das Glühwürmchen sah nur wieder Dunkelheit und flog völlig verwirrt im heimeligen Wohnzimmer herum. Wo war es nur, es war doch alles so hell und jetzt leuchtet nur noch mein Hintern, dachte es. Es glaubte zu träumen.

„Wir machen das Terrassenlicht an, dann findet es hoffentlich wieder raus“ meinte die Oma und lief zum Lichtschalter in den Flur. Opa hingegen, der kein Verächter eines guten Schluckes war und bereits ordentlich Alkohol intus hatte, starrte auf das kleine Irrlicht.

„Schaut nur ein Glühweinchen“ nuschelte er und zeigte mit dem Finger auf das Licht.

Alle lachten den beschwipsten Opa aus und sahen erleichtert, dass sich das Glühwürmchen Richtung Fenster und nach draußen begab.

„Pass auf dich auf, kleines Glühwürmchen und Danke“ rief die Tochter und winkte ihm in der Dunkelheit hinterher.

Unser Glühwürmchen flog erleichtert in die frische Luft und weil die kleine Laterne in seinem Hintern hell genug leuchtete, sah er auch wieder die Stelle wo er aus der Erde gekrochen kam. Jetzt aber schnell nach Hause, so ein Tumult ist eindeutig zuviel, dachte es, und wurde schlagartig müde, aber so richtig müde. Und schwups, landete es am Eingang seiner Behausung. Eilig krabbelte es mit seinen Beinchen in die Erde hinein und schlüpfte zu seinen Geschwistern. Es schmiegte sich mitten in die schlafende Menge und schloss erleichtert die Augen.

War das aufregend, dachte es, ich habe soviel gesehen, und gleich ein Abenteuer erlebt. Mein Hintern leuchtet in der Dunkelheit, so was aber auch.

Da kann ich aber was erzählen wenn die anderen aufwachen freute es sich.

Oder hatte es das alles doch nur geträumt?

ein Gast
21.12.2022, 12:22
Der Weihnachtsmann in der Lumpenkiste

von Erwin Strittmatter

In meiner Heimat gehen zum Andreastage, dem 30. November, die Ruprechte von Haus zu Haus. Die Ruprechte, das sind die Burschen des Dorfes in Verkleidungen, wie sie die Bodenkammern und die Truhen der Altenteiler, der Großeltern hergeben. Die rüden Burschen haben bei diesem Rundgang durch das Dorf keineswegs den Ehrgeiz, friedfertige Weihnachtsmänner zu sein. Sie dringen in die Häuser wie eine Räuberhorde. Sie schlagen mit Birkenruten um sich, werfen Äpfel und Nüsse, auch Backobst ins Zimmer. Sie brummen wie alte Bären und wackeln mit den vermummten Köpfen. "Können die Kinder beten?" brummen sie. Die Kinder beten. Sie beten vor Angst kunterbunt:
"Müde bin ich, geh' zur Ruh' … komm, Herr Jesus, sei unser Gast … der Mai ist gekommen…"

Wenn die Ruprechthorde die kleine Dorfschneiderstube meiner Mutter verlassen hatte, roch es darin noch lange nach stockigen Kleidungsstücken, nach Mottenpulver und reifen Äpfeln. Meine kleine Schwester und ich aber saßen unter dem großen Schneidertisch. Die Tischplatte schien uns ein besserer Schutz als unsere Gebetchen, und wir wagten lange nicht hervorzukommen, noch weniger das Dörrobst und die Nüsse, die die Ruprechte in die Stube geworfen hatten, anzurühren. Das hat denn auch meiner Mutter nicht gefallen, denn sie bestellte im nächsten Jahr die Ruprechte ab. Oh, was hatten wir für eine mächtige Mutter! Sie konnte die Ruprechte abbestellen und dafür das Christkind einladen.

Zu uns kam also jahrsdrauf das Christkind, um uns mit den üblichen Weihnachtsbringern zu versöhnen. Das Christkind trug ein weißes Tüllkleid und ging in Ermangelung von heiligweißen Strümpfen - es war im Ersten Weltkrieg - barfuss in geborgten Brautschuhen. Sein Gesicht war von einem großen Strohhut überschattet, dessen Krempe mit Wachswattekirschen garniert war. Vom Rande des Strohhutes fiel dem Christkind ein weißer Tüllschleier ins Gesicht. Das holde Himmelskind sprach mit piepsiger Stimme und streichelte und sogar mit seinen Brauthandschuhhänden.
Als wir unsere Gebete abgerasselt hatten, wurden wir mit gelben Äpfeln beschenkt, die den Goldparmänenäpfeln, die wir als Wintervorrat auf dem Boden in einer Strohschütte liegen hatten, sehr glichen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Goldparm%C3%A4ne

Das sollen nun Himmelsäpfel sein? Wir bedankten uns trotzdem artig mit ‚Diener' und ‚Knicks', und das Christkind stakte auf seinen nackten Heiligenbeinen in den Brautstöckelschuhen davon.

"Habt ihr gesehen, wie's Christkind aussah?" fragte meine mit dem Christkind zufriedene Mutter.

"Ja", sagte ich, "wie Buliks Alma hinter einer Gardine sah's aus." Buliks Alma war die etwa vierzehnjährige Tochter aus dem Nachbarhause. An diesem Abend sprachen wir nicht mehr über das Christkind. Vielleicht kam die Mutter auch wirklich nicht ohne Weihnachtsmann aus, wenn sie sich tagsüber die nötige Ruhe in der Schneiderstube erhalten wollte. Jedenfalls sollte der Weihnachtsmann nach dem missglückten Christkind nunmehr eine Werkstatt über dem Bodenzimmer unter dem Dach eingerichtet haben. Das war freilich eine dunkle, geheimnisvolle Ecke des Häuschens, in der wir noch nie gewesen waren. Die Treppe führte nicht unter das Dach, und eine Leiter war nicht vorhanden. Die Mutter wusste so geheimnisvoll zu erzählen, wie sehr der Weihnachtsmann dort oben nachts, wenn wir schliefen, arbeitete, dass uns das Umhertollen und Plappern verging, weil der Weihnachtsmann sich bei Tage doch ausruhen und schlafen musste.

Eines Abends vor dem Schlafengehen hörten wir dann auch wirklich den Weihnachtsmann in seiner Werkstatt werken, und die Mutter war sicher an jenem Abend dankbar gegen den Wind, der ihr beim Märchenmachen behilflich war.

Soll der Weihnachtsmann Nacht für Nacht arbeiten, ohne zu essen? Diese Frage stellte ich hartnäckig.

"Wenn ihr artig seid, isst er vielleicht wahrhaftig einen Teller Mittagessen von euch", entschied die Mutter.

Also erhielt der Weihnachtsmann am nächsten Tage von meiner Schwester und mir einen Teller Mittagessen. Den Teller stellten wir nach Ratschlägen unserer Mutter an der Tür des Bodenstübchens ab. Ich gab meinen Patenlöffel dazu. Sollte der Weihnachtsmann vielleicht mit den Fingern essen?

Bald hörten wir unten in der Schneiderstube, wie der Löffel im Teller klirrte. Oh, was hätten wir dafür gegeben, den Weihnachtsmann essen sehen zu dürfen; allein die gute Mutter warnte uns, den alten, wunderlichen Mann ja nicht zu vergrämen, und wir gehorchten.

Versteht sich, dass der Weihnachtsmann nun täglich von uns verköstigt wurde. Wir wunderten uns, dass Teller und Löffel, wenn wir sie am späten Nachmittag vom Boden holten, blink und blank waren, als wären sie durch den Abwasch gegangen. Der Weihnachtsmann war demnach ein reinlicher Gesell, und wir bemühten uns, ihm nachzueifern. Wir schabten und kratzten nach den Mahlzeiten unsere Teller aus, und dennoch waren sie nicht so sauber wie der leere Teller des heiligen Mannes auf dem Dachboden. Nach dem Mittagessen hatte ich als Ältester, um meine Mutter in der nähfädelreichen Vorweihnachtszeit zu entlasten, das wenige Geschirr zu spülen, und meine Schwester trocknete es ab. Da der Weihnachtsmann nun sein Essgeschirr im blitzblanken Zustand zurücklieferte, versuchte ich ihm auch das Abwaschen unseres Mittagsgeschirrs zu übertragen. Es glückte. Ich ließ den Weihnachtsmann für mich arbeiten, und meine Schwester war auch nicht böse, wenn sie die leicht zerbrechlichen Teller nicht abzutrocknen brauchte. War es Forscherdrang, der mich zwackte, war es, um mich bei dem Alten auf dem Dachboden beliebt zu machen: Ich begann ihm außerdem auf eigene Faust meine Aufwartung zu machen. Bald wusste ich, was ein Weihnachtsmann gerne aß. Von einem Stück Frühstücksbrot, das ich ihm hingetragen hatte, aß er zum Beispiel nur die Margarine herunter. Der Großvater schenkte mir ein Zuckerstück, eine rare Sache in jener Zeit. Ich schenkte das Naschwerk dem Weihnachtsmann. Er verschmähte es. Oder mochte er es nur nicht, weil ich es schon angeknabbert hatte? Auch einen Apfel ließ er liegen, aber eine Maus aß er. Dabei hatte ich ihm die tote Maus nur in der Hoffnung hingelegt, er würde sie wieder lebendig machen; hatte er nicht im Vorjahr einen neuen Schwanz an mein Holzpferd wachsen lassen?

Soso, der Weihnachtsmann aß also Mäuse. Vielleicht würde er sich auch über Heringsköpfe freuen, die meine Mutter weggeworfen hatte. Ich legte drei Heringsköpfe vor die Tür der Bodenstube, und da mein Großvater zu Besuch war, hatte ich sogar den Mut, mich hinter der Lumpenkiste zu verstecken, um den Weihnachtsmann bei seiner Heringskopfmahlzeit zu belauschen. Ganz wohl war mir nicht dabei. Mein Herz pochte in den Ohren. Lange zu warten brauchte ich indes nicht, denn aus der Lumpenkiste sprang - "Murr! Miau!" - unsere schwarzbunte Katze, die dort den Tag im warmen Lumpengewölle verschlief. Eine Erschütterung ging durch mein kleines Herz. Ich schwieg jedoch über meine Entdeckung und ließ meine Schwester fortan den Teller Mittagbrot allein auf den Boden zu schaffen.

Bis zum Frühling bewahrte ich mein Geheimnis, aber als in der Lumpenkiste im Mai, da vor der Haustür der Birnbaum blühte, vier Kätzchen umherkrabbelten, teilte ich meiner Mutter dieses häusliche Ereignis mit:

"Mutter, Mutter, der Weihnachtsmann hat Junge!"

ein Gast
22.12.2022, 09:28
Der Junge, der von den Sternen kam

Autor: Gernot Jennerwein


Wenn man in einer klaren Winternacht draußen im scharfen Wind steht und zum Himmel schaut, dann sieht man hinter vielen Sternen und noch mehr Sternen einen ganz besonderen Stern. Er leuchtet ungewöhnlich hell, heller als all die anderen, und betrachtet man ihn eine Zeit lang, dann könnte man fast glauben, er ist gar nicht allzu weit von der Erde entfernt. Aber kein Mensch war jemals in seiner Nähe, nicht einmal die Astronauten mit ihren Raketen, weil sie denken, dort könne ohnehin niemand leben.
Doch das stimmt nicht ganz, denn einmal war ein kleiner Junge auf dem Stern zu Hause. Ein überaus magerer Junge mit blassem Gesicht, müden Augen und immer dunklen Augenringen darunter, die ihm wohl eine etwas kränkliche Natur bescheinigt hätten, wäre da nicht sein Haar gewesen, das wie Sternenstaub im Sonnenwind überaus lebendig schimmerte.

Der Junge war ein Sternenkind, und wie es bei einem Sternenkind üblich ist, lebte er ganz allein auf seinem Stern. Eigentlich hätte der Knabe ein recht zufriedenes Kind sein können, denn was sein Herz auch begehrte, auf dem Stern, der ein Zauberstern war, gingen all seine Wünsche in Erfüllung. Er brauchte nur die Augen zu schließen, an ein beliebiges Spielzeug zu denken, und schon war es in seinem Besitz. Doch das machte ihn keineswegs glücklich, weil die Zauberei für ihn ganz gewöhnlich war. Er freute sich nicht über diese herrliche Gabe, und nie geschah es, dass sie ihn zum Lachen brachte. Aber wenn er im Schlaf lag und träumte, Träume, die er später in wundervoller Erinnerung behalten würde, formten seine Lippen sich zu einem Lächeln.

Eines Tages, es war im Dezember zur Weihnachtszeit, fing der Junge an, sich eine Traumwelt nach seinen Wünschen und Vorstellungen zu gestalten. Eine Winterlandschaft war schon geschaffen, über der lieblich einige Schneeflocken trieben. Das gefiel ihm, als seine Nase und Ohren jedoch zu frieren begannen, begrub er das lustige Schneetreiben sogleich wieder unter einer Spielzeuglawine. Lustlos setzte er sich auf sein Schaukelpferd, das ihn wiegte, bis er ganz schläfrig wurde und sich von ihm herunterfallen ließ. Er lag auf dem Rücken, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und blickte zu den Abertausenden Sternen am Himmel. Er fragte sich, ob da draußen wohl noch jemand war, wie er es schon so oft geträumt hatte. Doch darauf fand er keine Antwort, und das machte ihn schrecklich traurig. Als er ein Weilchen so dalag und seine Augen schloss, spürte er auf einmal, wie etwas sanft seinen Bauch berührte. Erschrocken fuhr der Junge hoch, und das rätselhafte Ding rollte von ihm hinab und klimperte zu Boden. Staunend betrachtete er das hübsch verzierte, an dem einen Ende drei und an dem anderen Ende vier Finger breite Eisenrohr. An beiden Enden war es mit Glas verschlossen. Vorsichtig hob er das Stück auf, drehte und wendete es in den Händen, bis er es wagte, einen Blick hindurchzuwerfen.

Was er daraufhin zu sehen bekam, raubte ihm für einen Augenblick den Atem. All die Sterne, die sonst so weit entfernt waren, lagen zum Berühren nahe. Und als er an dem kleinen Rädchen drehte, das an dem wundersamen Rohr seitlich hervorsprang, rückten sie näher und näher. Der Junge jauchzte, und während er nach weiteren Himmelskörpern suchte, sprach er liebevolle Worte zu dem Zauberrohr. Hin und her schwenkte er das Instrument, bis er einen kleinen Planeten ausmachte, der recht unscheinbar zwischen den funkelnden Sternen steckte. Er war von wunderschöner blau-weißer Farbe, die den Jungen sehr entzückte. Unaufhörlich drehte er an dem Rädchen. Städte und Dörfer erblickte er bald, und dann war es ihm gar möglich, in die geschmückten Häuser der Menschen zu sehen: Frauen in Schürzen sah er an Backöfen stehen, Männer, die mit ihren Kindern spielten oder Bäume hübsch verzierten, und als er bemerkte, dass all die Kinder lachten, setzte er sich hin und begann auf seinen Lippen zu nagen. Wohin er auch schaute, überall herrschte ausgelassene Fröhlichkeit. Aber in einem Haus, es lag etwas abseits von den anderen und war kaum beleuchtet, entdeckte er zwei Menschen, die ganz betrübt beieinandersaßen. Auf einmal wurde ihm seltsam zumute. Er dachte an sein Leben und daran, wie traurig die Einsamkeit ihn manchmal machte. Als er das Zauberrohr senkte, um den Planeten mit bloßem Auge zu sichten, war dieser verschwunden. Der Junge lehnte sich zurück an einen großen Spielzeugklotz und war völlig regungslos. Seine Augen schmerzten, fest schloss er sie, und er wünschte sich eine Maschine zum Fliegen. Kaum hatte er seinen Wunsch zu Ende gedacht, hörte er schon ein Scheppern und Klappern. Ein kleines, rundes Raumschiff, das zitterte und wackelte, stand da auf drei Beinen. Argwöhnisch musterte der Junge das sonderbare Gefährt, doch dann wurde er mutig. Er steckte das Rohr in den Hosenbund, prüfte dessen Halt und trat schließlich beherzten Schrittes an die Blechkiste heran. Entsetzlich quietschte die Luke, als er sie öffnete. Ein letztes Mal blickte er zurück, dann stieg er ein und setzte sich auf den Pilotensitz. Den Steuerknüppel hielt er in seiner rechten Hand, kräftig drückte er ihn nach vorne. Das Raumschiff ruckelte und spuckte Feuer aus den Antriebsdüsen. Bald flog der Junge durch den Weltraum, und das unheimlich schnell. Mit seinem Zauberrohr hielt er zielstrebig nach dem kleinen Planeten Ausschau.

Nach nicht allzu langer Zeit landete er auf der Erde vor dem spärlich beleuchteten Haus. Er klopfte an die Tür. Als ihm niemand öffnete, trat er geräuschlos ein. In der Stube stand ein Mann, und neben ihm saß, die Hände in den Schoß gelegt, eine Frau. Sie beteten zusammen. Verlegen räusperte der Junge sich. Er fragte scheu, ob es ihm erlaubt sei, einzutreten. Beide nickten, wobei sie verwunderte Blicke tauschten. Der Knabe schaute sich um und fragte nach ihren Kindern. Die Frau senkte den Kopf und antwortete mit leiser Stimme, dass sie keine Kinder hätten, sich aber nichts sehnlicher wünschten, als welche zu haben, und dann brach sie in Tränen aus, ohne einen Laut von sich zu geben. Als der Junge die Frau weinen sah, spürte er eine nie gekannte Wärme in sich aufsteigen, die er nicht zu deuten wusste. Sie berührte ihn angenehm und schmerzlich zugleich. Er blickte aus dem Fenster und sah den Mond am Himmel stehen. Er dachte an sein Zuhause, an all seine Spielsachen und an die vielen einsamen Stunden, die er auf dem Zauberstern verbracht hatte. Mit Tränen in den Augen erzählte er den beiden von der weiten Reise und von seinem Stern. Der Mann betrachtete den Jungen lange Zeit und bedauerte dann zutiefst, kein Geschenk für ihn zu haben. Der Sternenjunge sagte, dass er kein Geschenk bräuchte, dass er sich aber wünschte, bleiben zu dürfen, vielleicht für immer. Zögerlich reichte er den beiden Menschen seine Hand.

Im nächsten Augenblick schlang die Frau ihre Arme um den Jungen und küsste ihn, und dann küsste sie ihn noch einmal, und der Junge bekam ganz rote Wangen. Tief in seinem Inneren wusste er, das war jetzt sein größtes Geschenk.

ein Gast
22.12.2022, 15:46
Niemand....... will mich haben

von Petra Hoffmann


Es ist doch jedes Jahr das gleiche Leid.

Nach den Feiertagen rennen sie los und tauschen "MICH" um. Mich, die Kroko-Tasche von Armani.

Dabei war ich gar nicht mal so billig. Nun gut, die Leute welche mich kauften waren auch gut betucht.

Ihr könnt Euch vorstellen, dass ich schon in den besten und schönsten Wohnzimmern zu Hause war.
Zumindest für drei bis vier Tage von Heiligabend bis nach den Feiertagen. Da habe ich schon manche Dinge erlebt.

Bemerken konnte ich, dass der Sinn von Weihnachten fast verloren gegangen ist.
Die Menschen singen nicht mehr. Das einzige was zählt sind die Geschenke.
Bloß wenn diese nicht gefallen.........

An diesem Weihnachten bekam " MICH " Frau Dorthe von Kannengießer geschenkt.
Alle waren Wohnzimmer versammelt.
Herr von Kannengießer erhielt von seiner Frau die fünfte Cartier-Uhr, obwohl alle anderen vier auch noch funktionierten.
Gut, dachte Herr von Kannengießer, dann kann ich fast jeden Tag eine andere Uhr tragen, aber eigentlich ganz unnütz. Seiner Frau spielte er eine große Freude vor.

Die drei Kinder waren recht zufrieden.
Silvi -Marie -13 bekam eine neue CD Anlage, Malte -elf 11 bekam einem Computer mit allem was dazugehört und Thio-Massimo, acht Jahre bekam ein neues Rad und ein fernsteuerbares Rennauto, 'alias Michael Schumacher.

Nur Dorthe von Kannengießer war maßlos enttäuscht. Wie jedes Jahr. Das war nichts Neues.
Was Sie so an "MIR" rum zu mäkeln hatte. Ich war Ihr zu klein, ich hatte nicht die richtige Form, ich hatte eine scheußliche Farbe, ich hatte einen zu kleinen Griff und auch der Verschluss war Frau von Kannengießer zu primitiv.

Schlicht weg, ich war Ihr einfach zu hässlich.
"Gut", sagte Herr von Kannengießer, "dann tausch sie doch einfach um, denn das machst du doch schon seit 10 Jahren mit jedem Geschenk zu Weihnachten."

Am dritten Tag nach Weihnachten brachte Frau von Kannengießer "MICH" zurück.

Seit ich eine Tasche war und das waren nun schon fünf Jahre, wurde ich immer wieder umgetauscht.
War ich denn wirklich so hässlich ?

Ach könnte ich doch wieder zu Haus im schlammigen Fluss sein.
Dort war ich schließlich das schönste und größte Krokodil. Und alle Kroko-Damen standen auf mich.

ein Gast
23.12.2022, 08:44
Wunibalds Weihnachtswunder

von A.M.Lötscher

Eine ideale Vorlesegeschichte zum Einschlafen für Kinder ab 5 Jahre rund um die Weihnachtszeit

„So“ sagte die Mutter und klappte das Buch zu aus dem sie dem kleinen Wunibald vorgelesen hatte, „nun ist es Zeit zu schlafen, morgen ist Heiligabend, und da wird es eh spät werden!“ Sie deckte ihn zu, drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, löschte das Licht und ging hinaus.

Den Kleinen aber beschäftigte die Geschichte, die von einem farbigen Bogen handelt, ähnlich einem Regenbogen, auf dem das Christkind mit seinem Schlitten auf die Erde gefahren kam. Dass aber nur Kinder mit einem reinen Gewissen diesen farbigen Himmelsbogen sehen könnten, liess ihn anfangen nachzudenken. Nun, er hatte zwar Nachbars Ferdinand eins aufs Maul gegeben, der war aber selber schuld, warum musste er ihn auch immer plagen! Und dass ihm Melanies blöde Tasse „zufällig„ aus der Hand gerutscht war…konnte ja passieren.

Im Großen und Ganzen, hatte er keinen Grund ein schlechtes Gewissen zu haben. Aber die Sache mit dem farbigen Himmelsbogen liess ihm keine Ruhe, und schließlich stieg er vorsichtig aus dem Bett, zog sich an und kletterte klammheimlich aus dem Fenster, das zum Glück ebenerdig lag. Wunibald guckte hinauf an den Himmel, wo sich nur Sterne befanden, die ja eigentlich immer da waren. „Um so einen Bogen zu errichten müsste ja viel platz da sein“, überlegte er, „am ehesten wäre das auf dem offenen Feld möglich“, also begab er sich dorthin. Er setzte sich bei einem Baum nieder und wartete. Brrrrr… war das kalt, aber er wollte aushalten!! Er wartete und wartete, und dachte schon unverrichteter Dinge wieder abziehen zu müssen, als es plötzlich farbig und hell wurde um ihn. Neugierig staunend stand er auf, und sah wie sich ein Farbenring zum Bogen entwickelte.
Ein Regenbogen war was schönes, aber diese Farben hier übertrafen ihn bei weitem., Viel kräftiger und glänzender leuchteten sie, und in der Mitte befand sich ein Strahl ganz aus Gold. Er konnte sich nicht satt sehen und ging darauf zu. Und nahm nicht mal den Engel wahr, der da unten neben dem Aufgang stand.
„Hallo Wunibald“ hörte er da jemand sagen und schaute erstaunt um sich, gewahrte den Engel und fragte:
“ Wer bist du denn?“
„ Ich bin der Engel Rachiel, und passe auf dass hier kein Unbefugter hochsteigt“ erwiderte der mit einem Lächeln. „Ein Engel…. ein richtiger Engel??“.. fragte er ganz verwirrt. „Ähm.. ich wollte den farbigen Himmelsbogen sehen, und auch das Christkind.,“ sagte Wunibald zu Rachiel. „Magst mitkommen?“ fragte Rachiel., Wunibald nickte, und schob seine kleine Hand vertrauensvoll in die große Hand des Engels. So schritten sie denn zusammen auf dem goldenen Strahl empor, je höher sie kamen, um so kleiner wurden die Lichter auf der Erde, und eine feine Musik kam von irgendwo her. Oben angekommen standen sie vor einer goldenen Tür, an der Rachiel nun anklopfte.
Die Tür ging auf und ein älterer Mann mit buschigem Bart schaute hinaus. „Wen bringst du mir denn da mit!“ wollte er wissen. „ Das ist Wunibald, er möchte gern mal das Christkind sehen.“
„Dann komm mal herein, ich bin der Petrus, aber fass ja nichts an!“ Wunibald nickte scheu und trat ein. Da stand er nun, und war überwältigt, sooo schön hatte er sich das nicht vorgestellt. Da leuchtete ein helles warmes Licht, Engel huschten hin und her, und waren sehr beschäftigt. Eine feierliche Musik, die aus dem Nichts zu kommen schien, lag in der Luft. In der Mitte des Raumes stand der Schlitten, welcher beladen wurde, mit großen und kleinen Paketen in allen Formen und Farben. Wunibald dachte schon, dass der Schlitten bald zusammenbrechen würde, als hinten noch ein großer leerer Sack montiert wurde. Fragend wandte er sich an einen Engel, der grad vorbeieilte, und fragte ihn über den Zweck des Sackes „Das ist ein Sorgensack“ erklärte ihm dieser, “wenn das Christkind alle Pakete abliefert, können die Menschen auch ihre Sorgen, Nöte und Ängste in diesen Sack legen und ihm mitgeben. Hier werden sie dann alle dem Lieben Gott übergeben, der sich darum kümmert, aber das funktioniert auch nur bei Menschen die daran glauben!“ sprachs, und enteilte sofort wieder. Auf einmal schien es ganz still zu werden, und ein ehrfürchtiges Schweigen hing in der Luft. Wunibald traute seinen Augen kaum. Da trat doch das Christkind in den Raum. Guckte alle lieb und freundlich an .und fragte ob nun alles bereit sei? Dann erblickte es Wunibald, der schon dachte etwas schöneres und lieblicheres noch nie gesehen zu haben. „Wer bist du denn?“ fragte es mit einem Lächeln. „Wu...Wu…Wunibald..“ stotterte dieser.

Das Christkind sagte:
“ wir fahren gleich mit dem Geschenken zu den Menschenkindern, magst mitkommen?“
Wunibald wusste nicht wie ihm geschah, und konnte nur noch nicken. „Gut, dann steig ein“ lächelte ihn das Christkind an, was er auch sofort tat. Es wurde ihm eine warme Decke über die Beine gelegt, Die Pforte öffnete sich, und los ging es, den goldenen Strahl in der Mitte, hinunter auf die Erde. Geschwind ging es durch verschneite Täler und Wälder, überall wurden Geschenke in die Häuser gebracht, wo hinter hell erleuchteten Fenstern die Kinder mit glänzenden Augen warteten. Die Pakete waren nun fast allesamt abgeladen, doch der Schlitten wurde nicht leichter, der Sack mit den Sorgen war prallvoll, und die wogen nicht wenig. Als letztes steuerten sie noch ein Haus an, das ganz abseits lag. „Hier wohnt Rosalinde, sie ist blind“ sagte das Christkind,“ aber mein Licht kann sie sehen, darauf freut sie sich das ganze Jahr,“ und gemeinsam betraten sie das Haus. Da sass Rosalinde und als sie die vertraut bekannten Schritte hört. zog ein seliges Leuchten über ihr Gesicht., Wunibald, spürte ein ihm ganz unbekanntes Glücksgefühl in sein Herz einziehen. „setzt euch hin, und esst und trinkt etwas, ihr seid sicher hungrig und durstig? „
Und ob Wunibald das war. Da stand eine Schale mit Weihnachtskeksen auf dem Tisch, die schmeckten so herrlich, er glaubte noch nie was Besseres gegessen zu haben. „Nehmt euch noch etwas mit, als Wegzehrung“ bat Rosalinde danach, wonach Wunibald sich sofort eine Handvoll in die Tasche steckte. Bald hieß es wieder Abschied nehmen, und die Heimreise antreten., Wunibald war sehr schweigsam, denn das ganze hatte ihn doch tief berührt. So kamen sie denn wieder am farbigen Himmelsbogen an, wo Rachiel sie stoppte, und Wunibald aus dem Schlitten hievte,. „Ich denke für heute ist es genug“ meinte er, und strich ihm übers Haar. Das Christkind nickte ihm noch einmal lächelnd zu,. und fuhr dann den goldenen Mittelstrahl wieder hinauf. Sehnsüchtig sah Wunibald ihm nach, Rachiel schickte sich ebenfalls an, in die himmlischen Gefielde zurückzukehren, langsam stieg er hinauf, und hinter ihm begann der Himmelsbogen zu verblassen. Ein stück weiter oben drehte er sich noch mal um und winkte ihm zu. Wunibald stand da, und sah hinauf als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte, die ihn leicht zu schütteln schien.
„Wunibald!!“ hach.. was war denn das??.. es war die Mutter, und er lag in seinem Bett zuhause.. „So ein schöner Traum,“ dachte er bei sich…den muss ich mal Mama erzählen, hurtig stieg er aus dem Bett, sein Blick fiel auf das Buch, das auf dem Nachttisch lag.. ungläubiges Staunen breitete sich auf seinem Gesicht aus….darauf lagen drei Kekse, die genau so aussahen wie die von Rosalinde, und er hätte schwören können, das der Engel auf dem Buchumschlag ihm grad zugezwinkert hatte…

ein Gast
24.12.2022, 06:27
Im Weihnachtshimmel

von Gernot Jennerwein

In der Dunkelheit am frühen Weihnachtsabend konnte man das kleine Haus schon aus weiter Ferne erkennen. Gedämpfter Lichtschein aus einem Fenster ließ es aussehen wie eine Laterne im Schnee. Das Häuschen stand ein wenig schief, das Holz trug schwer am Schnee auf dem Dach und von Zeit zu Zeit da krachte es im Gebälk.
Eine alte Frau wohnte in dem Haus. Sie war recht mager und manchmal zitterten ihre Glieder. Sie saß bei Tisch, die Hände hatte sie in den Schoß gelegt und sie betrachtete ihren winzigen Weihnachtsbaum, an dem drei Kerzen brannten. Aus dem Radio auf der Kommode klang Musik, ein Chor sang von der schönen Weihnachtszeit. Die Frau dachte daran, wie es früher einmal gewesen war. Sie dachte an ihren Mann Albert, an ihre beste Freundin Anna, und an ihren Sohn, den Toni, der in jungen Jahren verstorben war. Sie dachte an all die Menschen, die ihr im Leben nahegestanden und schon längst von ihr gegangen waren. Nur die Erinnerungen waren ihr geblieben. Sie senkte den Kopf, ihre schmächtigen Schultern begannen zu zucken, und dann fing sie an zu weinen. Es war kein lautes Weinen, keinen Ton gab sie von sich, sie machte nie einen Lärm, ihr Wesen war still und ruhig. Oft fragte sie sich, weshalb das Schicksal ihr die Last der Einsamkeit auferlegt hatte, und dann wurde sie sehr traurig.
Ein Klopfen an der Tür holte die Frau aus ihren Gedanken. Erschrocken wischte sie mit beiden Händen die Tränen aus dem Gesicht. Sie erhob sich, ging zaghaften Schrittes an die Tür und öffnete diese.
Ein Junge stand ihr gegenüber. Unscheinbar von Statur, mit blond gelocktem Haar und strahlend schönen Augen in einem zarten Gesicht.
„Du bist Ida“, sagte er.
„Ja, ich bin Ida“, überrascht sah sie den Jungen an, „und wer bist du?“
„Ich bin Michael“, erwiderte der Junge.
„Michael?“
„Ja, Michael 154“, lächelte er.
„154? Was bedeuten die Zahlen? Das ist doch kein Name.“
„Doch, das ist mein Name. Michael 154, weil ich als der 154. Engel mit dem Namen Michael das Licht des Himmels in diesem Jahr erblickte“, antwortete der Junge vergnügt.
Ida staunte. „Was kann ich für dich tun, Michael?, fragte sie ernst und sah den Jungen fest an.
„Sie haben gesagt, ich soll dich abholen.“
„Wer hat das gesagt?“
„Nun, Albert, Anna, Toni und all die anderen.“
Ida wurde blass. „Wie soll das gehen?“
„Es ist ganz einfach“, sagte Michael, „gib mir deine Hand und schließe deine Augen.“
Ida wusste nicht so recht, was hier geschah, aber sie tat, wie ihr geheißen.
Wärmend spürte sie die Hand des Jungen nach der ihren fassen, und auf einmal, da fühlte sie sich ganz leicht. Nach kurzer Zeit hörte sie Michael sagen:
„Mach sie wieder auf, deine Augen, mach sie wieder auf.“
Ida gehorchte seinen Worten.
Geblendet blinzelte sie in eine Welt, die aus gleißenden Lichtern und funkelnden Sternen zu bestehen schien. Ida sah sich um und glaubte zu träumen. Sie befand sich in einem festlich geschmückten Saal, der voll von Menschen an reichlich gedeckten Tischen war. Ein Weihnachtsbaum stand in der Mitte, eine mächtige Tanne, mit saftig grünen Nadeln an Ästen und Zweigen, an denen Hunderte Christbaumkugeln schwebten, die den Lichtschein der Kronleuchter tausendfach zurückwarfen, Kerzen, die in allen Regenbogenfarben schimmerten und lieblich brannten, und darunter waren spielende Kinder, die lachten.
Und da ! Da standen ihr geliebter Albert, die Anna, der Toni und ringsum sah sie lauter Gesichter, die sie kannte.
Michael ließ ihre Hand los. „Nun geh schon, sie warten auf dich.“
Und Ida ging zu den Menschen, die sie liebte.
Sie fiel ihnen glücklich in die Arme, fand jedoch keine Worte, so sehr war sie angetan, doch bald erzählte sie, wie es ihr in den letzten Jahren ergangen war und jeder wollte sie daraufhin berühren, ihr eine kleine Zärtlichkeit schenken. Später saßen sie an der üppigen Tafel zusammen, naschten von all den Köstlichkeiten, tranken süßen Wein und ihr Gesang war so hell und melodisch, wie sie selbst es noch nie gehört hatten.
Ida erlebte das schönste Weihnachtsfest. Überglücklich weinte sie Tränen der Freude. Aber sie wusste, alles ging einmal zu Ende.
Gegen Mitternacht kehrte sie zu Michael zurück, der dem Fest etwas abseits beigewohnt hatte. Ida versuchte die Traurigkeit in ihrer Stimme zu unterdrücken, was ihr aber nicht so recht gelang, als sie sagte:
„Michael, ich weiß gar nicht, wie ich dir danken kann. Du hast heute Abend meinem Herzen das größte Glück geschenkt und mich meine Lieben sehen lassen. Aber nun ist es spät und du wirst mich wohl wieder zurück nach Hause bringen müssen.“
Michael schaute sie mit seinen gütigen Augen an. „Nein, Ida. Dein Zuhause ist jetzt hier bei uns. Ich habe dich auf der Erde abgeholt, weil dort deine Zeit abgelaufen war. Du bist jetzt im Himmel und wirst es auch bleiben.“

Es war nach Mitternacht, als in dem kleinen, schiefen Haus auf der Erde die drei Kerzen am Weihnachtsbaum für immer erloschen.

ein Gast
24.12.2022, 12:15
Wundersame Begegnung

von Traudl Wirsing

In zwei Teilen.

Tagelanger Schneefall hatte Stadt und Land ist einen weißen Wintertraum verzaubert. Baumwipfel bogen sich unter der Last der glitzernden Pracht und die Hausdächer hatten sich mit weißen Hauben festlich für die Weihnachtsfeiertage herausgeputzt.
Franz Meier schob schon zum zweiten Mal an diesem Vormittag den Neuschnee vom Dampfersteg in die dunklen Wellen des Chiemsees. In fünf Minuten sollte die „Irmingard“ ablegen und die wenigen Passagiere auf die Herreninsel bringen.
Gerade mal sechs ältere Paare und eine Handvoll junge Leute hatten Tickets gelöst.
Er wartete.
Sein Blick wanderte in immer kürzeren Abständen zum Fahrkartenhäuschen.
Sie müsste doch längst da sein! Sie war doch sonst immer überpünktlich!
„Wird schon nix passiert sein“, murmelte er vor sich hin und strahlte im nächsten Augenblick über das ganze, wettergegerbte Gesicht, als er eine schlanke Frauengestalt im langen Wildledermantel beschleunigten Schrittes vom Parkplatz her kommen sah.
Er beobachtete sie bewundernd, während sie die Fahrkarte löste und lächelnd den Dampfersteg betrat.
„Grüß Gott“, rief er ihr entgegen.
„Das ist aber schön, dass wir uns auch dieses Jahr wieder an Weihnachten sehen.“
Sie lachte leise und wechselte ein paar freundliche Sätze mit ihm, während er ihr galant den Arm bot und sie in den großen Fahrgastraum begleitete. Mit leuchtenden Augen sah sie sich um.
Ihre Blicke musterten rasch und konzentriert alle anwesenden Personen, wanderten hinaus auf den menschenleeren Steg und wieder zurück, um nochmals jeden einzelnen Fahrgast gründlich zu taxieren.
Tiefe Enttäuschung zeigte sich spontan auf ihrem Gesicht und war trotz ihres Bemühens nicht wegzulächeln. Mit hängenden Schultern ließ sie sich auf eine Sitzbank fallen.
Einem Franz Meier entging so was natürlich nicht!
Seit fast vier Jahrzehnten war er bei der Chiemseeflotte angestellt und hatte sich im täglichen Umgang mit Touristen und Einheimischen eine grandiose Menschenkenntnis angeeignet.
Die Frau war ihm vor ungefähr vier oder fünf Jahren durch ihre sympathische und attraktive Erscheinung aufgefallen.
Nicht dass sie eine makellose Schönheit gewesen wäre, gewiss nicht, aber mit ihrem eleganten Auftreten und ihrer selbstbewussten Ausstrahlung wusste sie stets viele Blicke auf sich zu ziehen.
Er kannte noch nicht mal ihren Namen. Wäre da nicht seine Elisabeth gewesen, mit der er mittlerweile seit siebenunddreißig Jahren glücklich verheiratet war, er hätte wohl versucht, mit der Frau ein wenig anzubandeln.
Franz Meier schmunzelte: Wenn das seine Elisabeth wüsste!
Seit Jahren schickte sie ihn immer am vierundzwanzigsten Dezember - sehr zur Freude seiner Kollegen - zur Arbeit, weil er ihr bei ihren akribischen Weihnachtsvorbereitungen angeblich nur im Wege stand. Er wusste natürlich nur zu genau, dass sich seine Elisabeth das ganze Jahr über auf Heilig Abend im Kreis der Kinder und Enkelkinder freute und jedes Mal noch mehr Anstrengungen unternahm, damit es für die ganze Familie ein wunderbares und harmonisches Fest wurde.
So kam es also, dass Franz Meier mit der geheimnisvollen Frau, die er auf Anfang Fünfzig schätzte, Bekanntschaft gemacht hatte. Jahr für Jahr fuhr sie gegen Mittag von dem beschaulichen Ort Prien am Chiemsee mit einem Dampfer zur Herreninsel und am späten Nachmittag wieder zurück. Immer allein und immer mit erwartungsvollem Blick bei der Ankunft und traurigen Augen bei der Rückfahrt.
Er hatte sich schon oft Gedanken darüber gemacht:
Was trieb die Frau stets an Heilig Abend auf die Herreninsel? Wen suchte sie?
Für Franz war alles klar:
Hier konnte es sich nur um eine Herzensangelegenheit handeln!
Mit einem aufmunternden Lächeln spendierte er der hübschen Dame ein Glas heißen Tee und plauderte Belangloses, während sich die behäbige „Irmingard“ stampfend der Herreninsel näherte.
Wie gewohnt schlug Regina Brunner vom Dampfer-Anlegeplatz aus den Weg zur Nordseite der Herreninsel ein. Bis zur Kreuzkapelle war es nur ein kurzer Fußmarsch.
Große, weiche Schneeflocken taumelten vom wolkenverhangenen Himmel, begrenzten die Sicht auf wenige Meter und blieben an Mütze und Mantel hängen. Sie atmete in tiefen Zügen die kalte, reine Winterluft und ließ ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf. Hier war sie ungestört, niemand würde ihre Tränen sehen. -

Der zweite Teil folgt gleich hinterher !

ein Gast
24.12.2022, 12:17
Der zweite Teil:

Wundersame Begegnung von Traudl Wirsing

Heilig Abend vor fünf Jahren:

Sie ist der glücklichste Mensch der Welt. Peter hat sie fest an sich gedrückt und sie genießen schweigend den herrlichen Blick von der Kreuzkapelle aus auf die nördlichen Chiemseebuchten. Gleich werden sie die Christmette in der Marienkapelle beim Augustiner Chorherrenstift besuchen, danach in der früh hereinbrechenden Dunkelheit mit einem Dampfer zurück aufs Festland fahren und sich dann voneinander verabschieden. Es werden Monate vergehen bis sie sich wieder für ein paar unendlich kostbare Tage treffen werden. Irgendwo. Heimlich.
Niemand weiß von ihrer Beziehung. -
Regina runzelte gedankenverloren die Stirn. Es war das letzte Mal gewesen, dass sie Peter gesehen hatte.
Seither kam sie – getrieben von Sehnsucht und Hoffnung – stets an Heilig Abend zur Herreninsel, verbrachte hier ein paar Stunden in noch immer überwältigenden Erinnerungen, um letztendlich doch wieder allein und enttäuscht die Rückfahrt anzutreten.
Wehmütig verharrte sie ein paar Minuten an der Kreuzkapelle und blickte sich suchend um.
Kein Mensch weit und breit.
Bedrückt schlug sie den Insel-Rundwanderweg nach Süden ein. In der gedämpften Stille war nur das Knirschen des Schnees unter ihren Stiefeln zu hören.
Nicht weit vom Schloss Herrenchiemsee begann ihr Herz plötzlich wie wild zu rasen. Sie hatte im Schlosspark trotz dichtem Schneetreiben eine Person erspäht, in der sie für einen Moment Peter zu erkennen glaubte. Aber noch ehe sie die Stelle erreichte, war der Unbekannte verschwunden. -

Das war schon einmal vor zwei Jahren passiert. Damals war sie wie vom Blitz getroffen stehen geblieben bis sich der Mann aus ihrem Gesichtsfeld entfernt hatte. Später war sie auf der Suche nach ihm kreuz und quer über die Insel gelaufen. Ohne Erfolg. Seitdem quälte sie sich mit der stets gleichen Frage: Hatte sie möglicherweise Peter gesehen?
Regina schalt sich eine Närrin. Warum konnte sie nach all der Zeit nicht endlich einen Schlussstrich ziehen? Sie musste dringend mit ihrem Wunschdenken aufhören und die Realität akzeptieren: Peter war seit fünf Jahren spurlos aus ihrem Leben verschwunden! -
Dennoch folgte sie mit immer schneller werdenden Schritten den Fußspuren des Unbekannten im Schnee. Nach wenigen Minuten hatte sie ihn eingeholt. Ihre Nerven flatterten.
„Peter …?“
Der Mann drehte sich langsam um. – Erstaunte Augen musterten sie von Kopf bis Fuß, dann glitt ein breites Lächeln über das stoppelbärtige Gesicht.
„Bedauere, aber wenn Sie sich mit einem Manfred anfreunden könnten ...?“
Regina starrte ihn irritiert an und murmelte schließlich gepresst eine kurze Entschuldigung. Dann hastete sie eilig an ihm vorbei.
Verzweifelt versuchte sie gegen die aufsteigenden Tränen anzukämpfen. Unendlich enttäuscht setzte sie sich auf eine der vielen wunderbar verschneiten Brunnenumrandungen.
Schließ endlich diese Geschichte ab, forderte ihr Verstand zum tausendsten Mal. Dein Peter hat Frau und Kinder! – Mach dir nichts vor! - Er ist sowieso bloß vier oder fünf Mal pro Jahr für ein paar Wochen geschäftlich nach Deutschland gekommen und bei diesen Gelegenheiten hat er sich kaum mehr als an den Wochenenden für dich Zeit genommen. Das ganze übrige Jahr war er in New York bei seiner Familie. So wichtig kannst du ihm gar nicht gewesen sein!
Mittlerweile weißt du ja nicht mal mehr, wo er sich aufhält - und ob er überhaupt noch lebt! -
Regina fröstelte:
Nein, diesen Gedanken würde sie nicht zulassen! Aber warum hatte er nach dem letzten Treffen nie mehr wieder etwas von sich hören lassen?
Diese Frage stellte sie sich Tag für Tag. -
Kurz nachdem sie sich zum ersten Mal am Münchener Flughafen begegnet waren, hatte sich Peter ein Handy besorgt, dessen Nummer ausschließlich Regina bekannt war. Außerdem hatten sie sich beide eine E-Mail-Adresse eingerichtet, die ebenfalls niemand außer ihnen kannte. So konnten sie miteinander telefonieren, sich schreiben, Fotos schicken und sich gelegentlich mittels Internet und Webcam unterhalten.
Sie hatte Peter´s Wunsch nach Diskretion und Heimlichkeit akzeptiert, zumal sie zum Zeitpunkt des Kennenlernens – konnte das wirklich schon fast zehn Jahre her sein? - selbst noch verheiratet gewesen war, wenngleich sie damals aufgrund der zunehmenden Spielsucht ihres Mannes eine Scheidung bereits in Erwägung zog.
Peter´s Kinder waren zu dieser Zeit gerade mal drei und vier Jahre alt. Ihretwegen wollten er und seine Frau vorläufig auf eine Trennung verzichten, obwohl ihre Ehe längst zu einer Wirtschafts- und Interessengemeinschaft verkommen war. Das zumindest beteuerte er Regina gegenüber immer und immer wieder.
Ein glückliches Lächeln huschte über ihr Gesicht:
So unsterblich verliebt war sie noch nie vorher in ihrem Leben gewesen! Peter war der wunderbarste Mann, den sie sich vorstellen konnte. Ohne viele Worte verstanden sie einander, teilten gemeinsame Interessen und schmiedeten Zukunftspläne. Für beide war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. -
Ihr Verstand ließ nicht locker:
Unbelehrbare Träumerin! – Warum existiert seine Handynummer und seine E-Mail-Adresse nicht mehr? Warum hat man dir auf all deine Anrufe in seinem Büro stets nur die Auskunft erteilt, dass Dr. Peter Berg nicht mehr in dem Unternehmen tätig sei und weitere Angaben zu seiner Person nicht gemacht werden dürften? Warum hast du bei rund einem Dutzend Telefonaten, die du in den ersten Monaten nach seinem Verschwinden unter den fadenscheinigsten Vorwänden mit seiner Frau geführt hast, immer nur die knappe Auskunft bekommen, dass er für längere Zeit persönlich nicht erreichbar sei und alle privaten und geschäftlichen Angelegenheiten ausschließlich von ihr abgewickelt werden würden? Warum hast du in endlosen Recherchen im Internet absolut nichts über ihn erfahren können, was aktueller als fünf Jahre ist?
Warum quälst du dich noch immer? Warum, warum …??
Schniefend ließ sich Regina von der Bank auf den Boden gleiten.
„Ich vermisse dich so sehr, Peter!“
Als sie spürte, wie ihre Augen feucht wurden, vergrub sie den Kopf zwischen den Händen.
Nach und nach hatte der anhaltende Schneefall aufgehört und eine bleiche Dezembersonne verwandelte den Schlosspark in ein glitzerndes Wintermärchen.
Eine Landschaftsidylle wie auf einer Weihnachtskarte, dachte Regina beeindruckt. Was für ein traumhafter Heilig Abend!
Entschlossen stand sie auf und kramte in ihrer Handtasche nach Spiegel und Schminkzeug. Niemand sollte die Spuren ihres Seelenschmerzes in ihrem Gesicht entdecken können.
Sie blinzelte. Vom südlichen Waldrand her näherten sich drei Personen: Zwei Erwachsene und ein Kind mit auffallend blond gelocktem Haar. Irgendwie kamen Regina die Leute bekannt vor. Sie hatte sie mit Sicherheit schon öfters gesehen, nur konnte sie sich im Moment partout nicht an das Wo und Wann erinnern. Ungewöhnlich war die Familie in jedem Fall: Der Mann mit seltsam gekräuseltem Bart und einem altmodischen Cape, die Frau mit einem großen dunklen Tuch, das sie über Kopf und Schultern geschlungen hatte.
Während das seltsame Paar Arm in Arm still dem Weg folgte, hüpfte und tanzte das Kind mit ausgebreiteten Armen und glucksendem Lachen durch den Park, ließ sich rücklings in den Schnee fallen, rollte kleine Abhänge hinunter und lief schließlich schnurstracks auf Regina zu.
Noch nie hatte sie in so strahlend blaue Augen geblickt. Sie konnte sich an dem hübschen Jungen gar nicht satt sehen: Die Wangen von der Kälte sanft gerötet, die weiche Lockenpracht, das vertrauensselige Lächeln. Fasziniert von dem ungetrübten Glück, das dieses kleine Wesen ausstrahlte, konnte sie kaum dem Wunsch widerstehen, es an sich zu drücken und festzuhalten. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, kletterte der Junge auf ihren Schoß und umarmte sie mit einer Zärtlichkeit, die sie in tiefster Seele berührte.
„Ach, du süßer Engel“, flüsterte Regina. Die spontane Zuneigung des Kindes verwirrte sie. Sie wollte etwas sagen, wusste aber nicht was. Stattdessen verspürte sie eine Freude wie lange nicht mehr. Irgendetwas ganz Seltsames passierte gerade. Nein, nichts Seltsames, vielmehr etwas Wunderbares, das sie völlig unvorbereitet in ihrem tiefsten Inneren anrührte.
Von dem Kind schien eine Magie auszugehen, die ihr Herz erwärmte.
Regina schloss die Augen. Unbegreiflich! Gerade noch tief traurig, fühlte sie sich nunmehr hochgehoben und getragen von einer Woge des Glücks. Liebevoll hielt sie den Jungen fest und wollte ihn gar nicht mehr loslassen. Schließlich wurde dieser unruhig und so stellte ihn Regina wieder auf die Füße. Lächelnd streichelte sie ihm über den Kopf.
Da war es wieder - dieses unwiderstehliche, glucksende Lachen. Das Kind strahlte übers ganze Gesicht und machte lustige Sprünge und Pirouetten, so dass Regina begeistert klatschte und lauthals lachen musste.
Schließlich drehte es sich suchend nach seinen Eltern um. Diese warteten nur ein paar Meter entfernt. Mit ausgebreiteten Armen lief es darauf zu und wurde von der Mutter liebevoll aufgefangen und hochgehoben.
Da standen sie nun zu dritt und winkten Regina lächelnd zu. Wie Gelbgold strahlendes Sonnenlicht hatte sich im Blondschopf des Jungen gefangen und tauchte ihn in ein fast überirdisches Leuchten. Zusehends wurden die Strahlen intensiver und reflektierten mit gleißenden Blitzen auf den verschneiten Flächen. Regina blinzelte und wischte sich über die Augen. Wie wundersam – irgendwie schien die ganze Familie in dem grellen Licht zu einer Einheit zu verschmelzen. Was für eine Sinnestäuschung! Sie schüttelte unwillkürlich den Kopf und hob schützend die Hände vors Gesicht. Trotzdem fühlte sie ein Brennen auf den geschlossenen Lidern.
„Von wegen fahle Dezembersonne!“, murmelte sie verblüfft und drehte dem gänzlich außergewöhnlichen Lichtspektakel geblendet den Rücken zu.
Wenige Augenblicke später schien die Landschaft um sie herum für kurze Zeit in abrupte Dämmerung zu fallen. Eine Sonnenfinsternis? Ganz bestimmt nicht! - Vielleicht sollte sie einen Augenarzt aufsuchen.
Möglicherweise litt sie ja unter einer akuten Augenentzündung. Aber gleich so spontan und so heftig? Irgendwie war das alles doch sehr verwunderlich. In jedem Fall musste sie der Angelegenheit nachgehen. Zunächst wollte sie aber noch ein paar freundliche Worte mit der ungewöhnlichen Familie wechseln.
Lächelnd drehte sie sich um: „Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie einfach so ….“ Regina blickte verdutzt auf die Parkanlage vor ihr: Sie stand allein. Von den drei Personen war nichts mehr zu sehen. Das konnte doch gar nicht möglich sein! Verwirrt drehte sie sich mehrmals um die eigene Achse, lief ein Stück des Weges nach Süden, dann nach Norden. Sie konnte einen Großteil des Schlossparks frei überblicken. Niemals hätten sich die Leute in der kurzen Zeit, in der sie ihnen den Rücken zugedreht hatte, aus ihrem Gesichtsfeld entfernen können. Noch vor wenigen Augenblicken waren die drei winkend vor ihr gestanden.
„Das gibt´s doch nicht!“ Regina schüttelte konsterniert den Kopf. Während sie ihre Augen immer weiter konzentriert über verschneite Hecken, Wege, Bäume und Brunneneinhausungen gleiten ließ, suchte ihr Verstand angestrengt nach einer rationalen und plausiblen Erklärung. Tief in ihrem Inneren aber war ihr, als wüsste sie, dass sie die einzig mögliche Antwort bereits kannte. – Oh, mein Gott! – Das konnte doch gar nicht sein! – Sie wollte weglaufen, aber ihre Füße gehorchten ihr nicht. So stand sie wie angewurzelt und versuchte, das Unbegreifliche auf irgendeine Art und Weise anzunehmen.
„Regina.“
Nur gedämpft drang eine Stimme an ihr Ohr.
„Regina.“
Sie erstarrte. Für eine kleine Ewigkeit setzte ihr Herzschlag aus, um sich gleich danach in wilden Kapriolen zu überschlagen.
Sie wagte kaum, sich umzudrehen, tat es aber dann doch und blickte mit weit aufgerissenen Augen in das Gesicht eines Mannes, das ihr im ersten Augenblick völlig fremd vorkam, in dem sie aber schließlich doch vertraute Züge entdecken konnte.
„P…Peter?“, stammelte sie fassungslos.
Der Mann nickte stumm.
Regina spürte, wie ihr der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Sie taumelte und fürchtete, gleich das Bewusstsein zu verlieren. Aber sofort waren da diese vertrauten Hände, die sie festhielten und stützten, und sie dann sanft auf eine Steinstufe schoben.
„W.., wie…, wie bist Du hierher gekommen?“
Als hätte er ihre Frage nicht gehört, fühlte er ihren Puls und brachte dann Regina´s Beine in eine erhöhte Position.
„Es wird Dir gleich wieder besser gehen, nur eine kleine Kreislaufschwäche.“
Regina fühlte sich benommen und kraftlos. Ihre Lider waren schwer wie Blei, alles an ihr zitterte.
Als sie bemerkte, dass Peter seinen Mantel auszog und ihn um ihre Schultern legte, riss sie entschlossen die Augen auf und starrte ihn an. Dieses fremde Gesicht! - Von Narben übersäht, unübersehbar eine modellierte Nase, an der die chirurgischen Eingriffe noch deutlich erkennbar waren, irgendwie war auch das Kinn verändert.
„Kein Wunder, dass Du fast ohnmächtig geworden bist. – Auf einen entstellten Menschen warst Du nicht vorbereitet. – Tut mir leid.“ Abrupt wandte er sich ab.
Regina rang um Fassung. Irgendwie war das heute alles zuviel für sie. Voller Mitgefühl betrachtete sie den Mann, den sie so ganz anders in Erinnerung hatte. Er war sichtbar gealtert, das helle Haar von vielen grauen Strähnen durchzogen.
„Bitte sag mir, was passiert ist.“
Noch immer drehte er ihr den Rücken zu. Die selbstbewusste Ausstrahlung, die Energie von früher war unübersehbar einer resignierten Schwäche gewichen.
„Peter, bitte.“ Vorsichtig stand Regina auf. Sie fühlte sich noch ein wenig schwindelig, aber ihr Kreislauf hatte sich weitgehend stabilisiert. Zögernd tastete sie nach seiner Hand. Er öffnete sie und drückte ihre ganz fest.
„Ich hatte einen schweren Autounfall.“ Peters Blick schien an ihr vorbei in weite Ferne zu schweifen. „ Es passierte nur wenige Tage nach unserem letzten Treffen hier auf der Herreninsel. – Man hat mich bewusstlos aus dem brennenden Wagen gezogen. Dass ich überlebt habe, ist ein echtes Wunder.
Es ist wirklich unbegreiflich.“
Weiches Sonnenlicht fiel auf sein Gesicht und zauberte einen warmen Schein auf seine Haut. In den strahlend blauen Augen spiegelten sich glitzernde Lichtpunkte. Blinzelnd strich er sich eine Haarlocke aus der Stirn.
Déjà-vu.
Oh, mein Gott – das Kind!
Regina verstand. Jetzt endlich verstand sie.
Lächelnd gab sie ihm seinen Mantel zurück. „Lass uns ein Stück durch den Park gehen.“
Franz Meier sah sie schon lange, bevor sie den Dampfersteg betraten: Arm in Arm, in ein vertrautes Gespräch vertieft, die Köpfe einander zugewandt, strahlend.
So ein ungewöhnliches Paar hatte es in seinem ganzen Berufsleben noch nicht gegeben!
Franz kannte den Mann. Aber trotz seiner routinierten Beobachtungsgabe und seiner hervorragenden Menschenkenntnis wäre er nie auf die Idee gekommen, dass diese Zwei zusammengehören könnten.
„Ja, da wenns´d ma ned gehst!“, staunte er mit offenem Mund. -
Ein Nachbar von Franz Meier hatte zum ersten Mal vor drei Jahren von einem entstellten Mann berichtet. Dieser habe kurz vor Weihnachten für ein paar Tage ein Fischerboot von ihm gemietet. Er konnte kaum was über das Aussehen des Mannes sagen, da sich dieser mit dunkler Brille, riesigem Schal und tief in die Stirn gezogenem Schlapphut vermummt hatte. Aber er hatte den Eindruck gehabt, dass das Gesicht praktisch keine Nase gehabt hätte.
Ein Jahr später war der Mann wiederum kurz vor Heilig Abend aufgetaucht und erstmals habe er auch ein wenig von sich erzählt.
„Der kann einem wirklich leid tun“, wusste der Nachbar erneut zu berichten. Offensichtlich hatte ihn seine Frau mit den zwei Kindern bereits vor längerer Zeit verlassen. Zehn Operationen hatte er schon hinter sich und ein halbes Dutzend würde noch vor ihm liegen.
„Muss schon was auf der hohen Kante haben oder einen Batzen Rente beziehen. Wie sonst könnte er seit dem Unfall ohne Arbeit seinen Lebensunterhalt bestreiten? Lebt offensichtlich ganz allein.“
Vor einem Jahr war dann auch Franz Meier dem Fremden mehrmals begegnet. Die letzte Operation hatte sein Gesicht weitgehend wieder hergestellt, so dass er immer häufiger in der Öffentlichkeit gesehen wurde. Nur die Nase musste noch weiter aufgebaut und unterfüttert werden.
„Ich frag mich bloß, für was der jedes Jahr an Weihnachten ein Fischerboot braucht“, wunderte sich der Nachbar immer wieder. „Hab jetzt schon von mehreren gehört, dass sie ihn das ein oder andere Mal auf der Herreninsel gesehen hätten.“
Eng aneinandergedrückt saßen sie trotz eisigem Fahrtwind auf einer kleinen Sitzbank an Deck der „Irmingard“.
„Verstehst Du jetzt, warum ich so handeln musste?“ Peter hielt Regina so fest im Arm, dass es ihr fast den Atem nahm.
„Ich verstehe Dich, selbst wenn diese Entscheidung für jeden von uns sehr schmerzlich gewesen ist. Wahrscheinlich hätte ich es an Deiner Stelle aber genauso gemacht.“ Liebevoll zeichnete sie mit dem Finger die Kontur seiner Nase nach. „An die muss ich mich erst gewöhnen“, meinte sie lächelnd.
„Ja, warte erst mal noch zwei, drei Jahre. Dann werde ich der schönste aller Männer sein!“ Sein leises Lachen rührte sie zu Tränen.
Franz Meier strahlte wie ein Honigkuchenpferd: Für ihn war jetzt Arbeitsschluss. Zuhause wartete die ganze Familie bestimmt schon mit Ungeduld auf seine Heimkehr. Er würde heute eine wundersame Geschichte zu erzählen haben. Und zwei außergewöhnlichen Menschen wünschte er aus tiefstem Herzen alles Glück der Welt.
Im weihnachtlich erleuchteten Prien am Chiemsee kündete heller Glockenklang vom Wunder der Heiligen Nacht.

„Frohe Weihnacht, Peter“, sagte Regina glücklich.
„Lass uns heimfahren.“

ein Gast
25.12.2022, 09:29
Stumme Nacht
von Gernot Jennerwein

Es gibt Augenblicke im Leben, da wartet man auf jemanden, weiß aber nicht, auf wen man wartet und macht es trotzdem. Solche Stunden sind immer langwierig und überaus vergeblich. Wenn niemand kommt, dann kommt eben niemand. Begreift man das nach einer Weile, dann macht man sich auf den Weg.

In diesem elenden Zustand betrete ich meine Stammkneipe. Es ist zu warm in der Stube. Die Beleuchtung ist heruntergedreht. Brennende Kerzen stehen ringsherum und ein krummer Weihnachtsbaum blinkt in der Ecke, wie eine Illusion. Am Stammtisch sitzen ein paar altbekannte, traurige Gestalten. Die Stimmung ist arg und ich bin willkommen.
Nichts, wenn man es überlegt, kann wohltuender sein, als sich in einsamen Momenten unter Gleichgesinnten zu befinden. Man trinkt zusammen, nimmt Anteil und hat sich gerne. Es ist der Klub, der einsamen Seelen, dem man beigetreten ist.
Und doch kann diese Laune nicht darüber hinwegtäuschen, dass es einen tief im Innern friert und so schmachten wir an diesem Abend dahin.
Es wird nur wenig gesprochen und man prostet sich verständnisvoll zu. Die Wirtin; eine Steyrerin, von Beruf aus recht trinkfest, ist doch stark benebelt; ich sehe sie kläglich das Bier ausschenken, wobei sie hin und her schwankt. Sie schaut sentimental drein und schwarze Tränen rutschen über ihre Backen.
Ein alter Bekannter betritt das Lokal und gesellt sich zu unserem Haufen. Er setzt sich neben mich. Wir werden schüchtern, denn er ist der großartigste Kerl der ganzen Stadt. Trotzdem aber entgeht es mir nicht, dass auch er mit einer gewissen Verlegenheit dasitzt. Das erste Bier kippt er beinahe in einem Zug hinunter und dann sagt er vorwurfsvoll:
„Was sind das für Tage, die ihr verbringt?“
Wir werden etwas verlegen. Der hünenhafte Kerl hat leicht lachen. Er ist gut aussehend, hat in allen Zeiten Geld und die Frauen liegen ihm zu Füßen.
„Armselig seid ihr“, sagt er, „seht mich an, ich hab mich vor drei Monaten scheiden lassen und mir geht es hervorragend. Die Kinder sehe ich nur noch jedes zweite Wochenende, die restlichen verbringe ich mit Frauen, mit immer anderen, versteht sich. Das Leben ist herrlich und ihr erstickt hier beinahe vor Selbstmitleid.“
Keiner von uns sagt etwas darauf. Seine Worte treffen uns hart. Zum Trost bestellt er eine Runde Schnaps. Misshandelt, wie ich bin, trinke ich gerne mit. Es ist, als wäre es Medizin, die uns der Peiniger verabreicht.
Nach drei weiteren Runden freuen wir uns laut, nur die Wirtin bleibt still hinter der Theke. Wir sind auf einmal mutig, erzählen uns billige Witze und lachen fortwährend.
Aber der viele Alkohol zeigt bald seine andere Wirkung. Wir sitzen wieder stumm und betreten am Tisch.
Es ist nach zehn Uhr und die Wirtin dreht das Radio an. Ein Chor singt „Stille Nacht“ und ich glaube, im Gedanken singen wir alle mit, so schauen wir in den Raum. Ich sehe in das Gesicht unseres Wohltäters. Sein Blick scheint in die Ferne gerichtet. Er ist bleich geworden. Seine Brust hebt sich unruhig auf und ab. Zwei tiefe Schluchzer kommen aus seiner Kehle. Er steht auf und schleicht sich aus dem Lokal.

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Liebe Leser...

...am 25.11.2022 postete ich -in diesem Jahr- die erste Geschichte diesen Thread “WEIHNACHTEN”.
Der “HIT-Zähler” stand auf “29.965”, es war eine sehr hohe Zahl.
Fazit:
dass dieser Thread mit den “Weihnachten-Geschichten” über das gesamte Jahr gelesen wurde !!
Deshalb bin ich gespannt, wie sich diese “Hit-Zählerzahl” von heute mit:
“32.830” bis zum 1. Advent 2023 entwickelt !?

Alle gepostet Beiträge, ”wurden im www ausgegraben".

Deshalb wird so manch einer von Euch, die eine oder andere Geschichte schon gekannt haben.
Ich hoffe aber, dass ich mit dieser kleine Auswahl, wieder etwas Freude oder auch ein Lächeln schenken konnte.
Angedacht war aber auch, dass die eine oder andere Geschichte zum Nachdenken anregen sollte; denn wir sollten es nicht vergessen und stets daran denken, wie gut es uns trotz aller evtl. Schwierigkeiten und Probleme doch geht.

... es ist so weit, diese Weihnachtsgeschichte, soll für dieses Jahr meine letzte gewesen sein.

So Gott will, starte ich nächstes Jahr -zum 1.Advent- diesen Thread wieder -mit kürzeren oder auch längeren- Geschichten.

Bitte bleibt -oder werdet- wieder schön gesund.

Ich bedanke mich recht herzlich für eure Aufmerksamkeit und wünsche Allen noch ein frohes Fest und einen:

9538

ein Gast
30.11.2023, 16:27
Liebe Leser

...es ist kaum zu glauben, dass dieser Thread mit den “Weihnachten-Geschichten” das gesamte Jahr über gelesen wird !!

Deshalb war ich gespannt, wie sich diese “Hit-Zählerzahl” vom 25.12.2022 mit:
“32.830” bis zum 1. Advent 2023 entwickelt ?


Zur Info:
Der Zähler steht jetzt bei 52.012 !

über das gesamte Jahr 2023 haben bis heute, 19.182 Leser diesen Thread besucht !

Deshalb werde ich, so gut es geht, auch in diesem Jahr weitere Gedichte & Geschichten posten.


Ich wünsche heute schon allen Lesern einen schönen 1. Advent x76


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Der kleine Lichtschalter an Weihnachten

von Thomas Weinmann

Die Förderbänder liefen auf Hochtouren, denn bald war Weihnachten und alle Aufträge mussten fertiggestellt werden.
Flinke Roboterhände setzten in den Keramikkörper allerlei Einzelteile aus Kupfer und Eisen ein, ein Knopf wurde angebracht, kleine Schrauben eingedreht, die später die elektrischen Drähte festhalten würden. Im Nu wurde die weiße Verschalung aus Kunststoff darübergestülpt und festgeschraubt.

Das war die Geburt des kleinen elektrischen Schalters, die Hauptperson unserer Weihnachtsgeschichte.

Der Schalter hatte noch gerade die Gelegenheit einen Eindruck von der riesigen Fabrikhalle zu bekommen, von dem Lärm und der Hektik um ihn her. Dann wurde es dunkel, denn unversehens landete er in einer Verpackung aus Karton - zusammen mit vielen anderen seiner Art.

Nach einer geraumen Zeit verstummte der Lärm, die Maschinen standen still.
Da stieß der kleine Schalter verängstigt aus: „Ist da jemand?“
Er bekam viele, ebenso verängstigte Antworten aus seiner nächsten und weiteren Umgebung. In der Schachtel befanden sich wohl gegen 50 andere, alles die gleichen Lichtschalter.
In dieser Nacht konnte niemand schlafen und es entspann sich eine aufgeregte Diskussion über den Sinn und Zweck des Schalterlebens. Das Problem war wohl, dass niemand eine wirkliche Ahnung hatte.

Am nächsten Morgen packte jemand die Schachtel und warf sie in einen Lieferwagen.
Nach der holprigen Fahrt - plötzlich gleißendes Licht, der Deckel wurde geöffnet, ein paar der Schalter wurden auf einen Tisch gelegt, auch unser kleiner Schalter war mit dabei.

Er sah sich um und erkannte Gestelle mit Kabeln und Drähten, Schaltern und Steckern, Lampen und mehr.
Ein Elektrogeschäft eben.
Und auf dem Tisch lagen andere Schalter, die einen gebrauchten Eindruck hinterließen, der eine war sogar ganz angesengt und murmelte immer wieder:
„Überlast ! Das hält doch kein 10 Ampere Schalter aus !“

Auf seine Fragen antworteten die erfahrenen Schalter unserem Neuling, dass sie eine wichtige Funktion zu erfüllen hätten.
Es war die Rede von Strom und so. Und von einem wichtigen Dienst bei den Menschen. Gerade jetzt in der dunklen Zeit vor Weihnachten.
Das erfüllte den kleinen Schalter mit großer Freude und Erwartung, denn er sehnte sich nach einem sinnerfüllten Leben im Dienste anderer.

Das Gespräch wurde jäh unterbrochen, denn ein Monteur kam, packte die Werkzeuge, Drähte und eben auch ein paar von den Schaltern zusammen. Und der kleine Schalter war mit dabei. Er machte sich auf ein großes Abenteuer gefasst und freute sich sehr.

Sein Schicksal führte ihn in einen Neubau, ein Einkaufszentrum, das in wenigen Tagen eröffnet werden sollte. Noch waren die Schaufenster dunkel - und der kleine Schalter wurde in eine Wand geschraubt. Auf beiden Seiten waren Kupferdrähte befestigt, und er erkannte, dass die einen Drähte zu einem Weihnachtsbaum führten, der in der Mitte des großen Schaufensters stand. Das war also seine Aufgabe: Den Weihnachtsbaum zu erleuchten! Und wie er sich freute auf diese Aufgabe!

Es wurde Abend, der Monteur packte seine Sachen zusammen und fuhr weg.
Der kleine Schalter sah aus dem Fenster auf die Straße, sah die anderen Schaufenster gegenüber, die vielen Weihnachtsbeleuchtungen, die in allen Farben funkelten. Es war an der Zeit, den tollen Weihnachtsbaum zum Leuchten zu bringen. Er wusste ja mittlerweile vom Strom und begann, sich anzustrengen, Strom zu erzeugen.
Aber nichts geschah. Noch einmal nahm er alle Kraft zusammen, spannte sich an, stemmte sich gegen das Gehäuse, gegen die Wand - hielt den Atem an…

Jedoch, alle Anstrengungen halfen nichts. Nicht das kleinste Lichtlein am Baum erhellte sich, das Fenster blieb stockdunkel. Da packte den Kleinen eine große Verzweiflung! Das konnte doch nicht sein! Immer und immer wieder versuchte er, mit aller Gewalt Strom in die Leitungen zum Baum zu pusten - doch alles war vergebens.

Tiefe Traurigkeit befiel ihn - und in seinen düsteren Gedanken schlief er ein.

Am nächsten Tag war der Monteur wieder da.
Am liebsten hätte der Schalter geschrien:
„Schrauben Sie mich heraus! Ich kann es nicht ! Ich bin unnütz !“
Aber der Monteur hantierte in Sichtweite an einem Sicherungskasten. Er schraubte Drähte, die zu dem kleinen Schalter führten, an eine Sicherung und legte einen Kipphebel um.
Da verspürte unser kleiner Schalter eine nie geahnte Kraft in sich, die sogleich weiterfloss, als der Monteur auf seinen Knopf drückte. Unglaubliches geschah - ohne die geringste Anstrengung wurde der Baum hell, Hunderte von Lämpchen erstrahlten, die mit ihrem warmen Licht das Schaufenster fluteten. Unweigerlich blieben Kinder mit ihren Eltern vor dem Fenster stehen und staunten mit großen Augen über die Pracht der Lichter und der ausgestellten Geschenke.

Die Freude, die der kleine Schalter empfand, lässt sich hier in Worten nicht beschreiben.

Und der tiefere Sinn dieser Geschichte?
Wer Christus in seinem Leben entdeckt, wird von seiner Kraft durchflossen. Er wird göttliche Wärme und Liebe in eine dunkle Welt hinaustragen - manchmal sogar ganz unwissentlich.
An Weihnachten ist Jesus gekommen, damit wir uns Gottes unerschöpflichen Kraftquelle anschließen.

ein Gast
01.12.2023, 12:42
Kennt ihr dieses Gedicht x75

es ist von "Brigitte" einer lieben Freundin !

9604





Draußen schneit' s, es ist so weit,

begonnen hat die Weihnachtszeit.
9597

Der Opa holt vom Abstellraum

den Weihnachtsschmuck und schmückt den Baum.

Sein Enkel hilft, so gut er kann

und freut sich auf den Weihnachtsmann.

Zum Schluss die Lämpchen dran noch schnell,

den Stecker rein, schon strahlt es hell.
9598


Da wird der Opa nachdenklich.

Wie war das früher eigentlich?

Die Kerzen waren da noch echt,

aus Wachs mit Docht, das war nicht schlecht.

Der Enkel aber glaubt es kaum:

"Echte Kerzen an dem Baum???"
9599


Die Zeit jedoch bleibt niemals steh'n

und fünfzig weit're Jahr' vergeh'n.


Der Enkel - längst erwachsen schon -

hat heute selbst 'nen Enkelsohn.


Und wieder schneit' s zur Weihnachtszeit.

Ja wieder mal ist es so weit.

Der Opa holt vom Abstellraum

wie jedes Jahr den Plastikbaum.

Sein Enkel hilft so gut er kann

und freut sich auf den Weihnachtsmann.
9600


Der Christbaumschmuck wird angebracht.

Schon strahlt der Plastikbaum voll Pracht.


Da wird der Opa nachdenklich.

Wie war das früher eigentlich?

Da war der Weihnachtsbaum noch echt,

frisch aus dem Wald, das war nicht schlecht.

Der Enkel aber glaubt es kaum:

"Im Wohnzimmer ' nen echten Baum???"
9603

Die Zeit bleibt doch auch jetzt nicht steh 'n

und nochmal fünfzig Jahr' vergeh 'n.

Der Enkel - längst erwachsen schon -

hat wiederum ' nen Enkelsohn.

Und schneit's auch draußen noch so sehr,
9601

das Weihnachtsfest, das gibt's nicht mehr.


Man holt nichts mehr vom Abstellraum

und hat auch keinen Weihnachtsbaum.

Der Enkel denkt auch nicht daran,

hat nie gehört vom Weihnachtsmann.
9602

Auch vieles andre gibt's nicht mehr.

Die ganze Welt wirkt ziemlich leer.

Da wird der Opa nachdenklich.

Wie war das früher eigentlich?

Da feierte man wirklich echt

ein Fest mit Baum, das war nicht schlecht.

Der Enkel aber glaubt es kaum

und fragt erstaunt: "Was ist ein Baum???"

9596

ein Gast
02.12.2023, 14:35
Der Münchner im Himmel

ist eine humoristische Satire des bayerischen Schriftstellers Ludwig Thoma, die 1911 veröffentlicht wurde. In ihr behandelt Thoma mit einem liebevollen Augenzwinkern das Klischee des typisch bayerischen, insbesondere des Münchner Grantlers.

[B]Handlung:

Die Kurzgeschichte handelt von Alois Hingerl, Dienstmann Nummer 172 auf dem Münchner Hauptbahnhof.
Dieser erledigt einen Auftrag mit solch einer Hast, dass er vom Schlag getroffen zu Boden fällt und stirbt.
Zwei Engel schleppen ihn mühevoll in den Himmel, wo er von Petrus seinen jenseitigen Namen „Engel Aloisius“, eine Harfe und eine Wolke zugeteilt bekommt, auf der er gemäß der „himmlischen Hausordnung“ künftig nach einem festen Terminplan frohlocken und Hosianna singen soll.
9608
Auf seine Frage, wann er denn endlich etwas zu trinken bekomme, antwortet Petrus dem Aloisius mit den Worten:
„Sie werden Ihr Manna schon bekommen.“

Aloisius ahnt angesichts der Aussicht auf Manna statt des von ihm geliebten Bieres Schlimmes, zugleich kommt es zu Handgreiflichkeiten mit einem himmlischen Rote-Radler-Engel, seiner verhassten Konkurrenz auf Erden.
Frustriert beginnt er auf seiner Wolke zu frohlocken.
Als ein vorbeifliegender „vergeistigter Engel“
9609

seine Bitte nach „am Schmaizla“ (einer Prise Schnupftabak) mit einem verständnislosen, gelispelten „Hosianna!“ beantwortet, steigt sein Zorn, worauf Aloisius zu schimpfen und zu fluchen beginnt, was sich auch in seiner Art zu frohlocken niederschlägt.
Durch sein Schimpfen, Fluchen und lautstarkes Frohlocken („Ha-ha-lä-lä-lu-u-uh – – Himmi Herrgott – Erdäpfi – Saggerament – – lu - uuu - iah!“) wird Gott auf ihn aufmerksam.
Nach einer kurzen Begutachtung des Delinquenten samt Beratung mit Petrus kommt er nach den Worten „Aha!
Ein Münchner!“ zu dem Schluss, dass Aloisius für den Himmel nicht zu gebrauchen sei.
Darum erhält dieser eine andere Aufgabe:
Er soll der bayerischen Regierung (im Original von Thoma der Bayerische Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten Anton von Wehner) die göttlichen Ratschläge übermitteln; dadurch komme der Münchner ein paar mal jede Woche nach München und die liebe Seele habe ihre Ruhe.

Alois ist sehr froh über diesen Auftrag, nimmt den göttlichen Ratschlag an und fliegt ab.
Wie gewohnt geht er mit seiner Botschaft zuerst ins Hofbräuhaus,
9607

wo er sich ein Bier nach dem anderen bestellt, darüber seinen Auftrag vergisst und dort bis zum heutigen Tage sitzt. Derweil wartet die bayerische Regierung (bzw. der bayerische Kultusminister) noch immer auf die göttlichen Ratschläge (bzw. die göttliche Eingebung).

ein Gast
03.12.2023, 06:53
Ein ganz besonderer Adventkalender

von Carina Schmidt

Lara hatte viele Gründe dafür, warum der Dezember für sie der schönste Monat im ganzen Jahr war. Genau genommen hatte sie sogar jeden Tag dieses Monats einen Grund dafür, zumindest bis zum Weihnachtsfest, denn während dieser Zeit durfte sie gemeinsam mit ihrem Bruder Tom die vierundzwanzig Türchen ihres Adventkalenders öffnen. Allerdings hatten Lara und Tom nie einen ganz gewöhnlichen Adventkalender, indem man so etwas Einfaches wie Schokolade finden konnte, nein, das Öffnen ihrer Türen war von Nummer 1 bis 24 ein ganz besonderes Ereignis.

Lara und Tom bekamen ihren Adventkalender immer von ihrer Großmutter geschenkt, die sie nur einmal im Jahr besuchte. Äußerlich merkte man dem Kalender nicht an, dass er besondere Geschenke beinhaltete, aber hatte man erst herausgefunden wie er funktionierte, war er mehr als originell. Er bestand nicht aus Papier oder Karton, sondern aus einer schmalen Holzplatte, auf deren Vorderseite vierundzwanzig Türchen prangten, die sich durch das Drehen eines winzigen Schlüssels öffnen ließen.
Hinter den Türen befand sich immer ein zusammengefaltetes Stück Papier, das natürlich noch nicht das eigentliche Geschenk war. Das echte Geschenk musste man sich zuerst verdienen und die Papierstücke waren nur ein Hinweis auf dem Weg dorthin. Als die Großmutter Lara und Ben zum ersten Mal mit diesem sonderbaren Adventkalender überrascht hatte, hatten sie ihn nicht verstanden. Lara war mehr als enttäuscht gewesen, als sie in atemloser Spannung die erste Tür geöffnet hatte und dahinter einen Papierfetzen vorgefunden hatte.

Aber mittlerweile wussten die Geschwister die Hinweise zu deuten. Manchmal war der Grundriss ihres Hauses aufgezeichnet und sie mussten an einer markierten Stelle nach einem Geschenk suchen. Oft führten Zeichnungen sie zu einem Geschäft, indem sie etwas abholen mussten oder ihre Großmutter hatte eine Kleinigkeit bei den Nachbarn hinterlegt. Wenn man es sich so recht überlegte, musste sie auf jeden Fall öfter in der Stadt sein, denn der Kalender wirkte sehr durchgeplant.
In diesem Jahr hatte Lara die meisten Türen allein geöffnet. Ihr Bruder war seit Anfang Dezember im Krankenhaus, weil er sich die Nase und ein Bein gebrochen hatte. Obwohl Lara ihn täglich besuchte, damit sie die Hinweise gemeinsam diskutieren konnten, war es nicht dasselbe. Außerdem war ihnen in diesem Jahr ein Geschenk verborgen geblieben, weil sie es nicht geschafft hatten, den Hinweis zu deuten. Am 20. Dezember saßen sie immer noch ratlos vor dem Papier aus Türchen Nummer 17 und wie sie es auch drehten und wendeten, sie schafften es nicht, das Rätsel zu lösen. 18, 19 und 20 waren wieder eine Leichtigkeit gewesen, aber 17 … . „Du hast am 17. Dezember Geburtstag! Es muss für dich sein, hast du irgendwas erwähnt? Überleg doch noch einmal!“ forderte Lara ihren Bruder auf. Beide starrten auf eine Zeichnung, die nicht sonderlich kompliziert war. Ihre Großmutter hatte ein Haus, Bäume und irgendein Tier skizziert.
„Das sagt einfach nichts aus!“ beschwerte sich Tom, während er sich mutlos in die Kissen zurücksinken ließ. Was er sagte, stimmte. Ihr Haus konnte es nicht sein, denn es gab keine Bäume rundherum und ein Tier hatten sie auch keines. „Zeig mir noch mal das Tier“, sagte Lara, obwohl sie sich schon an die hundert Mal vergewissert hatte, dass es weder Hund noch Katze sein konnte. „Vielleicht ist es ja ein Fuchs … “, schlug Tom ratlos vor. Irgendwie ähnelte das Tier tatsächlich einem Fuchs, aber wieso sollte ihre Großmutter einen Fuchs zeichnen? Selbst wenn sie die Absicht hätte, ihnen ein Tier zu schenken, Füchse gab es in keiner einzigen Zoohandlung zu kaufen … . „Wenn wir es bis Weihnachten nicht herausgefunden haben, rufen wir sie an!“ meinte Lara und verabschiedete sich von ihrem Bruder.

Tom wurde am 23. Dezember entlassen und seine Eltern wunderten sich, warum er sich nicht richtig freute, nach so langer Zeit endlich nach Hause zu kommen. Doch Lara verstand ihn. Lara und Tom dekorierten gemeinsam den Weihnachtsbaum und schwiegen dabei missmutig. Irgendwo zwischen glänzenden Kugeln und Lametta lag die Skizze aus Tür Nummer 17. Lara und Tom warfen ihr abwechselnd böse Blicke zu. Morgen, am 24. Dezember, erwartete sie das größte, schönste und teuerste Geschenk, an diesem Tag gab es sogar zwei, für jeden ein eigenes, aber das würde alles nichts helfen, wenn … .
„Komm mit!“ rief Tom plötzlich ohne Vorwarnung und packte seine Schwester am Arm. Er rannte aus dem Haus und zog sie hinter sich her. „Ich weiß es!“

Lara musste sich anstrengen, mit ihm mitzuhalten, denn er rannte und rannte – bis in den Wald. Erstaunlicherweise schien er genau zu wissen, wo es hingehen sollte, denn er lief zielstrebig durch die dichten Fichten auf eine bestimmte Stelle zu. „Ich habe mir ein Schneehaus gewünscht!“ rief Tom glücklich. „Sie hat mir ein Schneehaus gebaut, tief im Wald, dort, wo wir vor Jahren einen Fuchs gesehen haben!“ Plötzlich erinnerte sich Lara an den Spaziergang mit Tom und ihrer Großmutter. Tatsächlich war ein Fuchs an ihnen vorbeigehuscht, alle hatten ihn gesehen und jetzt, Jahre später, hatte ihre Großmutter ihn als Hinweis in ihrem Adventkalender verarbeitet.

„Sieh nur! Es ist wunderschön!“ staunte Tom. Mitten im Wald stand ein kleines, weiß leuchtendes Häuschen aus Schnee und Eis.
Toms Geburtstaggeschenk. Ein wunderschönes und einzigartiges Geburtstagsgeschenk.
Endlich hatten sie das Rätsel hinter Tür Nummer 17 gelöst. Aber das Warten hatte sich gelohnt. Nur – bis sie das Geschenk ganz auskosten konnten, würden sie noch ein bisschen länger warten müssen, denn auf der Tür stand die Aufschrift
„Vorsicht: Weihnachtsüberraschung!
Nicht vor dem 24. Dezember betreten!“
Nun wussten sie immerhin schon, wo sie die morgigen Geschenke finden würden.

ein Gast
04.12.2023, 08:16
Frau Schneider rettet Weihnachten

von Carina Schmidt

Die Zugehfrau war dabei den weihnachtlich dekorierten Kaminsims abzustauben, als ihr Blick in die Asche fiel.
Ein weißer Zettel lag dort.
Vorsichtig griff Frau Schneider danach, schüttelte den Aschestaub ab und las die Nachricht.
„Lieber Weihnachtsmann. Bitte bring mir dieses Jahr keine Geschenke.
Lass Papa nur Zeit für mich haben. Deine Lisa.“
Die ältere Frau erhob sich und machte sich auf den Weg zu ihrem Arbeitgeber.

Hektik schlug ihr entgegen, als sie das Büro der Werbefirma betrat. Ihr Chef schrie irgendjemanden am Telefon zusammen. An einem zweiten Schreibtisch wühlte sich ein Mitarbeiter durch einen Stapel Fotos. Ein Fernseher plärrte im Hintergrund, und ihr Chef endete sein Gespräch mit einem „Ich kündige den unfähigen Vollidioten!“.
Frau Schneider räusperte sich kurz.

„Entschuldigen Sie die Störung.“
Michael von Wedel blickte auf, dann lächelte er.
„Frau Schneider, was kann ich für Sie tun?“ –
„Es geht um ein Weihnachtsgeschenk für Lisa“, erwiderte die Zugehfrau und spürte den kleinen Brief in ihrer Hand. „Alles schon erledigt“, tönte ihr Chef und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
„Sie hat sich nichts gewünscht dieses Jahr, also habe ich ihr ein iPad gekauft. Das neueste Modell, sie wird der Hit in ihrer Klasse sein.“ Stolz blickte er seine Angestellte an.
„Lisa hat sich etwas gewünscht“, begann Frau Schneider und hielt den Zettel in die Höhe.
„Ich habe das hier im Kamin gefunden.“

Verwundert stand von Wedel auf und griff nach dem geheimen Brief. Er las. Röte schoss ihm ins Gesicht und mit einer kurzen Kopfbewegung schickte er seinen Mitarbeiter aus dem Zimmer. Dann ließ er sich auf einen Sessel fallen und schwieg.
„Das iPad war teuer“, sagte er schließlich, fast verteidigend.

„Es ist nicht leicht, seit meine Frau…“. Er blickte aus dem Fenster und betrachtete die tanzenden Schneeflocken.
Die weißhaarige Frau schwieg.

Plötzlich erschien ein Lächeln auf dem Gesicht des Witwers.
„Ich bin hier der Chef, richtig? Also entscheide ich über meine Zeit!“
Er sprang auf, öffnete die Tür zum Flur und rief in die erste Etage:
„Ist hier ein wunderschönes Mädchen, das mit ihrem Vater auf den Weihnachtsmarkt gehen will?“
Für ein paar Augenblicke geschah nichts. Dann ertönte ein Juchzen aus der ersten Etage. Ein Mädchen mit braunen Locken flog die Treppe hinunter und landete in den Armen des Vaters.
„Ja, ich!“ strahlte sie. Hand in Hand verließen Vater und Tochter das Haus.
Leise schloss Frau Schneider die Tür zum Büro.
„Fröhliche Weihnachten“, sagte sie und lächelte.

ein Gast
05.12.2023, 07:55
Weihnachten mit dem alten Hasen Maximilian und Co“

Anneliese Kranzberger

Hase Fred rief ausgelassen. „Heute feiern wir Weihnachten! Weihnachten! Hurra wir feiern Weihnachten!“
Der alte Hase Maximilian hatte sie dazu eingeladen.
„Jetzt komm schon! Wir haben Maximilian versprochen pünktlich zu sein!“, stupste er seinen Bruder Freddy aufgeregt in die Seite. Aber Freddy war überhaupt nicht begeistert davon und sagte deshalb. „Ich komme nicht mit!“
Fred starrte ihn an. Was soll das jetzt!!! Schon lange wussten sie von dieser Einladung, aber er hatte ihm gegenüber nie erwähnt, dass er nicht mitkommen wollte.
„Aber warum denn nicht!“, fragte er ihn überrascht.
„Weil ich Weihnachten nicht feiern will!“, antwortete Freddy.
„Und warum willst du Weihnachten nicht feiern?“, fragte ihn Fred, noch verdutzter über seine Antwort.
„Weil ich es für keine gute Idee halte!“, gab ihm Freddy zu verstehen.
„Aber warum soll das keine gute Idee sein?“, meinte Fred und schnappte nach Luft.
„Weil auch die Familie Fuchs dazu eingeladen ist!“, sagte Freddy nun mit leicht bebender Stimme und hoffte, das Fred es sofort schnallte, was er damit sagen wollte.
Aber Fred sagte nur. „Ja und!“
„Ja und!“, äffte Freddy ihn daraufhin verärgert nach, aber wagte gleich einen erneuten Versuch.
„Und die Hirsche vom Oberwald werden auch kommen!“
„Ja und!“, meinte Fred wieder und nahm sich ganz fest vor, sich von Freddy mit diesen sinnlosen Spielchen nicht aus der Ruhe
bringen zulassen.
„Ja und! Ja und! Und auch die Rehe und somit auch Reh Thekla werden kommen!“, erwiderte Freddy angespannt und hoffte nun das bei Fred endlich der Groschen fallen würde, warum er Weihnachten mit all denen nicht feiern wollte.
Aber Fred sagte wieder. „Ja und!“
„Du mit deinem ‚Ja und! Ja und! Verstehst du denn nicht!“, und er fuhr fort! „Auch der Bussard Joe und die Käuze und Eule Groß Auge werden anwesend sein!“, giftete ihn Freddy an.
„Ja und!“, meinte Fred zum wiederholten Male und hatte nun dieses Tamtam allmählich statt, aber Freddy gab ihm weiter zu verstehen. „Und auch Wildschwein Borstel und Eugen der Auerhahn werden mitfeiern!“
„Ja und!“, sagte Fred und wollte nun endlich von Freddy den eigentlichen Grund für seine Ablehnung erfahren, bevor ihm der Kragen platzte.
„Jetzt sag schon und rede nicht mehr lange um den heißen Brei herum! Was hast du dagegen, dass sie auch zum Weihnachtsfest kommen?“
„Dagegen habe ich nichts! Aber das kann nicht gut gehen!“, sagte Freddy.
„Was soll dabei nicht gut gehen!“, fragte ihn Fred und war nun wirklich gespannt auf seine Antwort.
„Weil die Familie Fuchs uns bestimmt auffressen wird. Sie sind so hinterhältig!“, rückte Freddy nun endlich mit seinen Befürchtungen heraus.
„Das glaube ich nicht! Es ist doch Weihnachten! An Weihnachten tut man das nicht! Es ist doch das Fest der Liebe!“, entgegnete Fred ihm rasch und fragte sich wie Freddy nur zu Weihnachten auf solche Gedanken kam.
„Und die Hirsche vom Oberwald werden sich rühmen, wie groß und schön sie sind, im Gegensatz zu uns kleineren Waldtieren. Ihr eingebildet sein wird das Fest nicht so sein lassen, wie es sein soll!“, meinte Freddy.

„Das glaube ich auch nicht! Es ist doch Weihnachten! An Weihnachten tut man das nicht! Es ist doch das Fest der Liebe!“, sagte Fred.
„Und du kennst Reh Thekla! Sie ist doch immer nur auf Streit aus. Sie wird es auch heute nicht lassen können, uns allen die Stimmung zu verderben!“, fuhr Freddy fort.
„Das glaube ich auch nicht! Es ist doch Weihnachten! An Weihnachten tut man das nicht! Es ist doch das Fest der Liebe!“, sagte Fred.
„Und du kennst Bussard Joe! Du glaubst doch nicht allen Ernstes das er den Waldmäusen widerstehen kann!“, meinte Freddy.
„Das glaube ich auch nicht! Es ist doch Weihnachten! An Weihnachten tut man so was nicht! Es ist doch das Fest der Liebe!“, sagte Fred erneut.
„Und ich glaube sowieso nicht, dass die Mäuse zum Fest erscheinen werden! Sie wären doch allen hilflos ausgeliefert!“, meinte Freddy. „Und denke an Wildschwein Borstel und Eugen den Auerhahn. Sobald sie sich auch nur riechen können, sträuben sich bei ihnen die Borsten und Federn!“
„Das glaube ich jetzt auch nicht!“, sagte Fred erzürnt. „Wie kommst du nur auf solche Gedanken? Es ist doch Weihnachten! An Weihnachten tut man so was nicht, Freddy! Es ist doch das Fest der Liebe!“, und er hatte nun endlich die Nase voll, von Freddys, an der Nase herbei gezogenen sinnlosen Vermutungen. Er wollte nun endlich los! Schließlich feierten sie heuer zum ersten Mal Weihnachten in ihrem Wald. Und er wollte unbedingt Dasein. Mit oder ohne seinen Bruder! Deshalb stellte er ihn nun vor die Entscheidung.
„Also ich mache mich jetzt auf den Weg! Kommst du nun mit oder nicht?“
Freddy starrte ihn entsetzt an.
„Du…u… willst wirklich dort hingehen! Ohne auf meine Warnungen zu hören! Nicht zu fassen! Und was mache ich? Soll ich etwa alleine hier bleiben!“ Er kam ins Schleudern mit seinen Überlegungen. Eigentlich wollte er auch Weihnachten feiern. Aber er hatte wirklich Angst davor. Angst vor Familie Fuchs, vor Reh Thekla, vor Bussard Joe, vor …….. , aber… aber, alleine wollte er heute auch nicht sein. Deshalb!!!
„Also gut ich komme mit! Aber auf deine Verantwortung! Wie du sagst. „Es ist Weihnachten! Das Fest der Liebe! An Weihnachten tut man so was nicht! Und ich hoffe du behältst Recht!“
Fred war froh über seine Entscheidung.
„Dann los! Sonst kommen wir noch zu spät.“

Sie kamen aber zu spät. Denn alle, die Familie Fuchs, die Hirsche vom Oberwald, die Rehe, Bussard Joe, die Käuze, Eule Groß Auge, Wildschein Borstel, Eugen der Auerhahn, die Waldmäuse und alle Vögel des Waldes hatten sich schon um einen Tannenbaum herum versammelt.
Aber was war nur mit dem einen Tannenbaum passiert? Von seinen fetten Zweigen hingen abertausende kunterbunte Glitzerstreifen. Hase Maximilian hatte die Elstern damit beauftragt, ihn zu schmücken. Und sie hatten ganze Arbeit geleistet. Sein funkeln breitete sich weit über ihn hinaus. Vielleicht auch deshalb, weil der Mond und die Sterne ihr besonderes Licht auf ihn warfen. Ja, es war ein besonderes Licht, voller Glanz und Herrlichkeit, wie man es selten sah.
Fred und Freddy waren so überwältigt davon, dass sie zunächst alles um sich herum vergaßen. Erst als der alte Hase Maximilian auf sie zu kam und sie begrüßte, kamen sie aus ihrem Staunen wieder heraus.
„Schön, dass ihr gekommen seid! Nun sind wir vollzählig!“, begrüßte er sie und zeigte auf die übrigen Gäste.
Fred strahlte. Aber Freddy! Als er die versammelte Schar um dem Weihnachtsbaum stehen sah, überfiel ihn ein zittern und so schnell er nur konnte, versuchte er sich hinter Freds Rücken zu verstecken.
Fred konnte es nicht fassen! Begann jetzt das ganze Theater wieder von vorne. Freddy war ja immer schon der größere Angsthase von uns Beiden! Aber heute überspannte er den Bogen gewaltig. Auch Hase Maximilian wunderte sich über Freddys Verhalten und fragte deshalb Fred.
„Was ist denn mit ihm los?“
„Er hat Angst!“, sagte Fred.
„Was? Vor wem oder was denn?“, fragte Hase Maximilian.
„Vor der Familie Fuchs!“, sagte Fred.
„Was?“, rief Maximilian überrascht.
„Und vor den Hirschen vom Oberwald!“, sagte Fred.
„Was?“
„Und vor Reh Thekla!“, sagte Fred.
„Was?“
„Und vor Bussard Joe, den Käuzen und Eule Groß Auge!“, sagte Fred.
„Was?“
„Und vor Wildschwein Borstel und Eugen den Auerhahn!“, sagte Fred.
„Was? Aber warum denn? Das kann doch nicht sein!“, richtete Maximilian nun seine Frage an Freddy, der sich hinter Freds Rücken zusammen gekrümmt hatte.
Fred trat ein Stück zur Seite, so dass Hase Maximilian nun Freddy genau gegenüber stand. Er war wirklich erbost über sein Verhalten, und forderte Freddy nun unverzüglich dazu auf, Hase Maximilian sein Verhalten zu erklären.
„Jetzt mach schon! Sage endlich Hase Maximilian, was dir so Angst macht!“ Er war mit seiner Geduld am Ende. Er wollte jetzt Weihnachten feiern. Sonst nichts! Aber Freddy machte nicht die geringsten Anstalten, zu tun, wozu er ihn aufgefordert hatte. Bevor er aber seinen bevorstehenden Wutausbruch nicht mehr unter Kontrolle halten konnte, erklärte er rasch.
„Freddy glaubt das ihn die Füchse auffressen werden, dass die Hirsche vom Oberwald wieder protzen werden, Reh Thekla wieder nur auf Streit aus ist, Bussard Joe nur die Waldmäuse im Visier hat und Wildschein Borstel und Eugen der Auerhahn alles Tun werden um den Frieden zu stören!“
Hase Maximilian war entsetzt und für einen kurzen Moment sprachlos. Wie kam Freddy nur auf so dumme Gedanken! Schließlich hatte er sich aber wieder gefasst und versuchte Freddy ruhig zu erklären.
„Heute ist Weihnachten! An diesem Tag wurde der Sohn Gottes geboren. Damals, vor vielen tausenden von Jahren, als das geschehen ist, hatte ein Engel verkündet, dass Friede auf Erden herrschen soll. Schwierig sich das vorstellen zu können. Aber an dem einen Tag im Jahr, wo wir Jesus Geburtstag feiern, muss das möglich sein. Und daran glaube und halte ich fest und deshalb brauchst du dir auch keine Sorgen zu machen, dass das geschehen ist, hatte ein Engel verkündet, dass Friede auf Erden herrschen soll. Schwierig sich das vorstellen zu können. Aber an dem einen Tag im Jahr, wo wir Jesus Geburtstag feiern, muss das möglich sein. Und daran glaube und halte ich fest und deshalb brauchst du dir auch keine Sorgen zu machen, dass das eintreffen wird, wovor du solche Angst hast. Ich habe auch mit den anderen Tieren darüber gesprochen. Es ist Weihnachten das Fest der Liebe und des Friedens!“ Hase Maximilian sagte das so überzeugend, dass Freddys Augen zu leuchten begannen und man ihm ansah, wie alle Angst von ihm abfiel. Und, als hätte er nie Zweifel daran gehabt sagte er.
„Dann wollen wir Weihnachten feiern!“

„Dieser Meinung bin ich auch! Wir feiern Weihnachten! Mit einem Weihnachtsbaum, wie ihr seht, mit singen, tanzen, beten, essen und natürlich mit Geschenken. Ich habe für jeden ein Geschenk besorgt! Ich werdet staunen!“, sagte der alte Hase Maximilian erleichtert.
Freddy jubelte. „Geschenke gibt es auch!“
„Jetzt kommt schon!“, riefen ihnen die Anderen ungeduldig zu. „Die Vögel möchten mit ihrem Liedervortrag beginnen!“
„Wir sind schon zur Stelle!“, sagte Hase Maximilian und wies Fred und Freddy den Weg zu den anderen.
Die Vögel des Waldes, die sich auf den Zweigen des Weihnachtsbaumes niedergelassen hatten, stimmten ihren Gesang an. Voller Gloria ertönte ihr Gezwitscher, zuerst zweistimmig, dann dreistimmig. Zu guter Letzt boten sie das Halleluja zum Besten, wo auch die anderen Tiere begeistert mitsangen. Die Waldmäuse tanzten dazu, dass auch die Hirsche vom Oberwald dazu veranlasste, ebenfalls ausgelassen um den Weihnachtsbaum herumzutanzen. Fred hielt es auch nicht mehr auf seinen Platz und mischte sich unter sie. Die Anderen trommelten dazu auf den Boden nur Bussard Joe, die Elstern und Eule Groß Auge flatterten vereint mit ihren Flügeln. Nach einer Weile ausgelassen sein, wandte sich Hase Maximilian an seine fröhlichen Gäste.
„Nun lasst uns ein wenig zur Ruhe kommen, damit ein jeder von uns, in aller Stille, seine Weihnachtswünsche zum Himmel empor schicken kann!“
Dieser Vorschlag gefiel allen und so wurde es gleich still. Und mit dem Glanz ihres Weihnachtsbaumes flogen nun wohl ihre Wünsche hinauf – hinauf zum sternenklaren Himmel.
„Und jetzt gibt es die Geschenke“, rief Hase Maximilian danach und ließ ein hell klingendes Glöckchen erschallen.
„Es ist Bescherung!“, und leerte einen großen Sack voller Geschenke vor ihnen aus. Er hatte sich damit sehr viel Mühe gegeben. Aber was es für Geschenke waren. Keine Ahnung! Vielleicht wisst Ihr es ja?

„Frohe Weihnachten!“, rief Hase Maximilian.

„Frohe Weihnachten!“, erwiderten seine Gäste im Chor.
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ein Gast
05.12.2023, 23:18
Nikolause

von Sophie Reinheimer

Es war Nikolausabend - Tag und soeben hatte der Bäcker ein großes Kuchenblech voll frischgebackener Nikolause aus dem Ofen gezogen.
Die Augen standen ihnen - dass Gott erbarm! - so dick wie Froschaugen aus dem Kopfe heraus.
Eine Nase hatte der Bäcker überhaupt für überflüssig gehalten - auch Ohren.
Der Mund aber saß dem einen rechts - dem andern links und hatte eine verzweifelte Ähnlichkeit mit den Westenknöpfen. Von den Armen und Beinen gar nicht zu reden! Was kümmerten die den Bäcker?
Er hatte ja alle seine vier Glieder - und nicht zu knapp!
Die Nikolause, die würde er auf alle Fälle verkaufen, ob sie nun wulstige oder spindeldürre Arme - gerade Beine oder nur zwei zugespitzte Klumpen hatten.
Zuerst waren nun die Frischgebackenen da eine Weile still. Sie mussten sich die Welt ringsum doch erst ein wenig ansehen.
Da merkten die, die das Glück hatten, geradeaus sehen zu können, dass die Decke der Backstube lachte.
"Warum lachen chie?" fragte einer, der einen bedauerlich schiefen Mund bekommen hatte.
"Ach" - entschuldigte sich die Decke - "ich wunderte mich nur darüber, dass der Bäcker es in keinem Jahre fertig bringt, tadellose Nikolause zu backen."
"Tadelloch - wach choll dach heichen?" fragte der Nikolaus und rollte seine schwarzen Korinthenaugen.
Nun mischten sich auch die andern ein.
"Ja - wollen Sie uns bitte eine Erklärung geben, was sie mit dem Worte "tadellos" gemeint haben?"
"Ach" - ich meinte ja nur so - so - "na ja, eben so, wie sich's gehört. Arme und Beine hübsch regelmäßig geformt, der Mund in der Mitte und auch die Augen auf ihrem richtigen Platz.
Aber es ist noch nie vorgekommen ,dass der Bäcker solche Männer zustande gebracht hat.
Der heilige Nikolaus wird sich bedanken für seine gebackenen Photographien!"

Inzwischen hatte der Bäckermeister sich daran gemacht, ein zweites Blech mit Teigmännern zu belegen. Sie fielen nicht besser aus. Im Gegenteil! Es war haarsträubend, was der Bäcker sich in seiner Schöpferlaune leistete!
Klebten zwei Korinthen zusammen - "Da, hast de zwei Münder."
"Es ist empörend!" rief der Tisch.
"Ein Doppelmund! Aber der wäre dem schwatzhaften Bäcker selber sicher sehr angenehm. Dass ihm doch der heilige Nikolaus den eigenen Kopf so tief zwischen die Schultern steckte!"
"Ja - und ihn recht kräftig an den Ohren zwickte," grollte der Stuhl.
"Dann würde er sich seiner Hörorgane vielleicht erinnern."
Am hitzigsten war aber der Backofen. "Die Augen sollte man ihm auskratzen und sie ihm hüben und drüben auf die Backen kleistern" - schrie er wütend.
" Ein Skandal ist es! Und schließlich bleibt ja doch alles an mir hängen."
Nun kam die Frau Bäckermeisterin mit einem Körbchen, stellte die Nikolause hinein und trug sie in das Schaufenster vorbei an den Mädchen.
Aah - aah - aah -," kam es von allen Seiten, "die Herren Nikolause!"
Gleich kam auch ein Trupp Schulbuben die Straße daher, drückte sich die Nase an den Scheiben platt und rief:
"Nikkelees! Nikkelees!" und verschlang mit den Augen das ganze Körbchen.
Die Männer aus dem feurigen Ofen mussten durchaus den Eindruck gewinnen, als werde ihnen hier unverhohlene, ja begeisterte Bewunderung zuteil.
Einer von ihnen, dem die Augen ungefähr in gleicher Höhe mit dem Munde saßen, dessen obere Kopfhälfte aber dafür außerordentlich viel Platz zum Denken ließ, philosophierte: "Der Geschmack und die Ansichten dieser Welt scheinen sehr geteilt zu sein. Was von dem einem verlacht wird, wird von den andern bewundert."
Mit dieser Erkenntnis suchten seine Kameraden - je nach Veranlagung, d.h. je nachdem man ihnen die Korinthen in den Kopf gedrückt und dadurch ihren Gesichtern Ausdruck verliehen hatte) fertig zu werden. Die einen mit Humor, die andern mit Pessimismus, die dritten mit dem Grundsatz der allgemeinen Wurschtigkeit.
"Was aber mag der eigentliche Zweck des Lebens- des Lebens eines Nikolauses - sein?" grübelte der mit der Denkerstirne weiter.
Er brauchte nicht lange auf die Antwort zu warten.
Die Ladentür klingelte und herein trat eine Frau in Schürze, Pantoffeln und Kopftuch.
"GewweSe mer mal sechs Stick von dene Nikkeleese", sagte sie zur Bäckermeisterin. "Mer muss doch merkke, dass heit Nikkeleesabend is. Awwer von dene große - zu 10 Pfennig."
"Aha!" dachte der Philosoph aus Kuchenteig. "Die Dinge des Lebens werden also verschieden bewertet, je nach Größe und Umfang - sehr vernünftig!"

Er verschwand mit fünf Kollegen in einer Tüte. Später wurde er dann von der Frau ausgepackt.
"Wie groß ist doch die Welt! Nicht nur einen Geburtsort und einen Kaufladen - nein, auch noch eine Straße und ein "Zuhause" gibt es darin -" dachte er begeistert.
Nun verbreitete sich in der Stube ein würziger Duft; Tassen wurden auf den Tisch gestellt und in jede derselben ein Nikolaus hineingesteckt.
Recht stattlich nahm er sich doch aus, dieser Kreis von wackeren Kumpanen! Herzerquickend war denn auch die Freude der Kinderschar.
Unser Held wollte gerade ausrufen: "Kameraden - O Gott - das Leben ist doch schön!" da verzogen sich seine drei Münder - oder seine drei Augen - wie man's nehmen will - und er spürte einen Riss in seiner Kopfhaut.
"Ach nein - kurz scheint's zu sein," konnte er merkwürdigerweise doch noch denken. "Und der Hunger scheint mächtiger zu sein als die Liebe."
Hierin hatte er nicht unbedingt recht - glücklicherweise.
Denn wenn auch seine fünf Genossen geköpft, gevierteilt oder sonst wie misshandel tund dann aus kannibalische Weise verspeist wurden - er kam mit einer leichten Verletzung davon.
"Ich will mein Nikkelees doch liewer erst mal dem werkliche Nikkelees heit abend zeige -" sagte seine kleine Besitzerin liebevoll.
"Tu des - tu des nur, mei Herzche," nickte die Mutter.
Also ward dem Glücklichen noch eine Galgenfrist beschert.
Er benutzte sie natürlich sofort wieder zum philosophieren. "Nur die Gedanken scheinen ewig," meinte er.- Nun - der Abend kam und der wirkliche Nikolaus auch. Er betrachtete seinKuchen-Konterfei lange und prüfend und schüttelte dann sein ehrwürdiges Haupt, aber plötzlich hellte sich seine Miene auf.
"Ich armer Nikolaus - was soll ich schon klagen?" rief er aus.
"Du lieber Gott - was musst du erst alles an deinen Ebenbildern erleben!"
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ein Gast
07.12.2023, 07:48
Die glückliche Familie

Conny Cremer

Sie hatte sich gut gemerkt, was jeder ihrer Lieben sich im Laufe des Jahres besonders gewünscht und bisher noch nicht bekommen hat. Jetzt war sie unterwegs und besorgte für Tochter Carla die DVD ihres Lieblingsschauspielers mit dessen neuem Film. Den hatte Carla schon im Kino gesehen, konnte aber nicht genug davon bekommen. Für Sohnemann Mark gab es die besondere Ausgabe einer Märklin Lok, die er sich selbst nicht leisten wollte, weil sie zwar „super toll“, aber eben auch super teuer war. Und als Schüler mit Nebenjob war die Finanzlage meist abhängig von den Wochenend-aktivitäten, die regelmäßig das Konto auf 0 setzten.
Ja, und für ihren Mann, Frederick, gab es die lang ersehnte Automatik-Uhr in Fliegeroptik.

Zwar hatte sie für die Erfüllung all dieser Wünsche in den letzten Monaten immer wieder beim Einkaufen auf besonders günstige Angebote achten müssen, damit vom Haushaltsgeld am Wochenende immer etwas für die Geschenke übrig blieb, aber das tat sie doch gerne für ihre Familie. Sie liebte sie schließlich und wurde ja auch von ihrer Familie dafür geliebt, alles für sie zu tun. Was machte es da schon aus, das sie sich seit Monaten mit einfachster Seife wusch statt mit ihrem Lieblingsduschgel. Sauber wurde sie auch so.
Und auf ihre besonderen Kekse hatte sie gleich ganz verzichtet. Ebenso auf ein paar neue Hausschuhe, die eigentlich längst fällig gewesen wären, denn in ihren jetzigen bekam sie kalte Füße wegen der ganzen Löcher. Aber egal, das waren ihr ihre Lieben wert.
Nachdem alle Einkäufe erledigt waren musste sie sich jetzt sputen um rechtzeitig zu Hause zu sein. Schließlich wollte sie das Wohnzimmer mit dem Weihnachtsbaum noch herrichten und dann ging es ans kochen. Schließlich sollte vor der Bescherung noch gegessen werden.

Als sie an der Haustüre rein kam schlug ihr bereits Ohren betäubender Lärm aus Carlas Zimmer entgegen und Mark kam fluchend aus dem Bad. Wortlos an seiner Mutter vorbei eilend hätte er sie beinah umgerannt ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Offensichtlich wieder schlechte Laune, dachte sie sich und stapfte mit den Tüten in die Küche. Dann versuchte sie bei Carla ihr Glück und bat doch die Musik ein wenig leiser zu machen. Nein, das ginge nicht, diese Lieder müsse man laut genießen, war die kurze Antwort, bevor Carla ihr die Tür vor der Nase zuschlug.
Also suchte sie sich ihre Ohrstöpsel und begann im Wohnzimmer die vorbereiteten Kartons mit Weihnachtsschmuck zu sichten. Dieses Jahr wollte sie den Baum zimtfarben halten und fand schnell den richtigen Baumschmuck. Erstaunlich schnell hatte sie den Baum fertig und begutachtete ihr Werk. Zufrieden legte sie noch die Geschenke darunter und räumte die leeren Verpackungen wieder weg.
Dann begann sie den Weihnachtsbraten herzurichten. Alle Beilagen hatte sie schon vorbereitet und jetzt kochte sie summend vor sich hin. Gerade als sie den Tisch deckte hörte sie den Schlüssel im Schloss der Haustür. Frederick kam endlich nach Hause von seiner Tour mit den Kumpels. Jetzt konnten sie essen.
Er kam in die Küche und blickte auf den Herd. „Ist das Essen noch nicht fertig?“ war seine Begrüßung. „Aber doch, mein Schatz. Wir können sofort los legen. Ruf doch bitte die Kinder“ bat sie ihn. „Erst muss ich noch meinen Mantel ausziehen und Hände waschen. Ruf du die Kinder selbst“ sein Antwort.
Also machte sie sich auf den Weg nach oben und bat ihre Kinder zu Tisch.
Als sie alle zusammen am Tisch saßen wurde von den Teenagern in Windes Eile das Essen verschlungen und auch ihr Mann kaute wortlos vor sich hin. Kein Kommentar zum Essen. Kein Wort an die Frau und Mutter. Jeder hing seinen eigenen Gedanken offenbar nach. Sie beobachtete ihre Familie und seufzte. Wann war das „wir“ und „zusammen“ eigentlich verloren gegangen. Weihnachten – wie war das doch vor Jahren schön gewesen, wenn sie zusammen gegessen und sich in Vorfreude auf die Bescherung unterhalten hatten. Und jetzt?
Carla war als Erst fertig und wollte wissen, ob sie nicht schon ins Wohnzimmer könne. „Nein, erst wenn alle gegessen haben. Wenigstens das möchte ich zusammen machen“ gab sie ihrer Tochter zur Antwort. Es folgte ein missmutiges brummen, aber sie fügte sich in ihr Schicksal.
Zusammen gingen sie dann ins Wohnzimmer. Die Kinder stürzten unter den Weihnachtsbaum, zogen ihre Pakete heraus und rissen sie auf. „Oh, fein. Jetzt kann ich wieder meine Züge umbauen“, war Marks Kommentar zur Lok, die er dann achtlos auf den Tisch stellte und seiner Schwester zusah, wie sie noch immer an der Verpackung herum zog. Als diese endlich auf war gab es von Carla die Bemerkung „Prima, nächstes Wochenende mache ich dann mit den Mädels DVD-Abend“. Damit wurde diese auf Seite gelegt und man blickte den Vater an, der sein Päckchen jetzt auch öffnete.
„Toll. Die sieht super aus. Morgen werde ich die Bedienungsanleitung mal durchlesen“ waren seine Worte. Dann stand er auf und machten den Fernseher an. Die Kinder packten sich auf, ohne ihre Geschenke, und teilten mit, sie gingen noch zu Freunden und waren schon aus der Tür.
Da stand sie nun und wusste nicht, was sie denken oder sagen sollte. Kein Dankeschön. Keine Beschäftigung mit dem geschenkten und kein Wort an sie, die für alles gesorgt hatte. Ja, so war das. Alles selbstverständlich.
Sie ging wieder in die Küche um sich mit dem Geschirr zu beschäftigen.
Gerade, als sie alle Rest verpackt hatte, hörte sie die Türglocke. Gleich darauf hörte sie ihren Mann die Tür öffnen und beinah sofort seine Stimme, die wütend mit jemandem schimpfte. „Haben selbst nichts …., gerade heute ….., was soll das“ waren die Wortfetzen, die sie hörte. Als sie aus der Küche trat hatte Frederick die Tür bereits wieder geschlossen und teilte ihr kurz mit, dass ein Bettler vor der Tür gewesen sei. Welch eine Frechheit. Sowas am Heiligen Abend. Und überhaupt. Er ging wieder ins Wohnzimmer und ließ sie im Flur stehen.
Kurz überlegte sie. Dann zog sie ihre Jacke an, schnappte sich alle Restebehälter und nahm den Schlüssel vom Haken. Sie trat aus der Haustür und blickte die Straße runter. In einiger Entfernung sah sie einen zerlumpten Mann gehen und lief ihm nach. An der nächsten Kreuzung hatte sie ihn eingeholt und legte ihre Hand auf seine Schulter. Er drehte sich um und sie hielt ihm ihre Behälter hin. „Hier, die Sachen sind noch warm. Mehr habe ich im Moment nicht“ sagte sie und blickte in zwei tief schwarze Augen, in denen sie zu versinken drohte. Schnell blickte sie weg und wartete darauf, dass er ihre Becher nahm. „Nicht für mich“ kamen seine Worte. „Kommen sie doch mit, dann können sie ihre Gaben selbst abgeben. Keine Angst, es ist direkt hier um die Ecke“, dann ging er weiter. Mit ihren Bechern in der Hand stand sie da und blickte ihm nach. Dann machte sie einen Schritt und einen weiteren und folgte diesem Fremden. „Was tue ich da eigentlich. Er könnte mich umbringen“ dachte sie, aber trotzdem folgte sie ihm in die nächste Seitenstraße. Dann sah sie die brennende Mülltonne, an der drei Kinder saßen und sich wärmten. Sowas kannte sie nur aus den Filmen von Amerika. Aber hier war es kein Film, sondern tatsächlich Wirklichkeit. Am Ende dieser Seitenstraße, gegen die Wand eines angrenzenden Gebäudes gelehnt, saßen die Kinder und hielten ihre Hände dem wärmenden Feuer aus der Tonne entgegen. Ihr Führer blickte sie an und sie kam langsam näher. Dann schauten die Kinder auf und sahen, dass jemand fremdes da stand und sie sahen erwartungsvoll zu ihr auf.
Sie ging näher heran und hielt ihre Restebecher den Kindern entgegen. „Ich habe leider nur noch das. Und Besteck habe ich keines mit eingepackt. Entschuldigung. Aber es ist alles noch warm.“ Die Kinder sahen sie an und ihre Gesichter begannen zu strahlen. Sie sah, dass es drei Mädchen waren, die mit schmutzigen Gesichtern – wahrscheinlich Ruß vom Feuer – ihr entgegen sahen. Eines nach dem anderen standen sie auf und kamen auf sie zu. Und alle drei umarmten sie fest und herzlich, grinsten sie breit an und sagten alle artig danke. Dann nahmen sie die Becher und zogen jede eine Gabel aus den Tiefen ihrer Taschen. „Wir haben eigenes Besteck. Das braucht man auf der Straße“, gab die offensichtlich älteste der Mädchen an. „Es ist lange her, dass das Essen noch warm war, was wir bekommen haben. Haben sie vielen Dank dafür“. „Möchten Sie sich einen Moment zu uns setzen und Weihnachten mit uns feiern?“ fragte der Mann, der sich daraufhin mit Christian vorstellte. „Mein Name ist Maria“ sagte sie und nahm die Kiste in Empfang, die er ihr als Sitzgelegenheit entgegen hielt.
Zusammen sahen sie den Kindern zu, die vergnügt schmatzend sich über ihre Reste her machten und gerecht aufteilten, was in den Bechern war. Es fiel ihr auf, wie höflich und freundlich die Mädchen miteinander um gingen und jedes sah zu, das keines der Anderen zu kurz kam. Maria beobachtete das alles und ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Dann merkte sie, das Christian sieh beobachtet hatte und errötete. „Es ist schön zu sehen, dass es den Kindern schmeckt. Und wie höflich sie miteinander umgehen ist erstaunlich. Kein Neid.“
Christian lächelt sie an und dann erzählt er davon, was in seinem Leben geschehen war. Er war Börsenmakler gewesen und hatte wirklich alles, was man sich nur denken konnte. Aber es war immer etwas da, was in antrieb weiter zu machen und noch mehr Geld zu scheffeln und noch mehr zu kaufen. Und immer hatte er viel zu wenig Zeit. Keine Zeit für seine Frau, keine Zeit für seine Freunde und schon gar keine Zeit für sich. Dann brach der Markt zusammen und mit ihm sein ganzes Leben. Seine Freunde hatten keine Zeit mehr für ihn und seine Frau fand, es sei Zeit, dass jeder wieder seine eigenen Wege ging. So landete er auf der Straße und bei den drei Mädchen, die nicht seine Kinder waren. Aber das Leben mit diesen drei Kindern, die immer fröhlich waren, alles was man ihnen gab, mit einer großen Dankbarkeit annahmen und absolut gerecht aufteilten und selbst für die ein nettes Wort hatten, die sich über sie aufregten, hatten ihn verändert. Diese drei Mädchen gaben ihm, was er am meisten brauchte und bisher nie gehabt hatte.
„Sie lieben mich, weil ich da bin. So einfach ist das.“
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ein Gast
08.12.2023, 13:08
Weihnachtsgeschichte mit verteilten Rollen für die Weihnachtsfeier

von Carina Schmidt

Eule: „Weihnachten ist eine besondere Zeit. Sie will besinnlich, herzlich und ruhig gefeiert werden und verlangt eine festliche Stimmung in wunderschöner Dekoration. Der Schnee rieselt leise vom Himmel, dass man meinen wollte der Frau Holle könne man beim Betten ausschütteln nicht mehr Einhalt gebieten und dass es nie wieder aufhören würde zu schneien. Es schneit immerzu. In kürzester Zeit wachsen schaurige Schneegebilde heran. Die Schneeberge nehmen die Form von Gestalten an und man möchte meinen, dass jene schon bald zum Leben erwachen. Viele der Schneehügel wirken real, je länger man sich in der verschneiten Traumwelt aufhält. Die Welt ist eingeschneit und es breitet sich eine romantische Stimmung aus. Zwar ist das Leben in dieser Zeit sehr mühselig, aber die winterliche Atmosphäre belohnt diese Mühen. In den Häusern bereiten sich die Menschen auf ihre Festlichkeiten vor und man bäckt Plätzchen, trinkt heißen Tee mit Gewürzen, isst Schokolade und Mandarinen und genießt die Besinnlichkeit der winterlichen Zeit. “

Schneehase: „Einmal im Jahr ist die Vorfreude auf den Heiligen Abend besonders groß und man wünscht sich nichts sehnlicher, als dass die festliche Zeremonie bald beginnt. Es werden Gebete gesprochen, es wird gesungen und am Ende dürfen Geschenke ausgepackt werden. Feierliche Momente und eine zauberhafte Atmosphäre für Weihnachten entsteht vor allem durch Geselligkeit und eine schöne Dekoration. Mit viel Fantasie und einigen schönen Anregungen ist eine freundliche sehr einfach zu schaffen. Und nicht nur in den warmen Stuben, sondern auch inmitten der Natur ist der Sinn von Weihnachten noch nicht verloren gegangen. Auch mitten im Wald ist man sich dessen bewusst, dass Weihnachten ein Fest der Liebe ist, an dem von Herzen gern Geschenke gegeben werden. Die unterschiedlichsten Tiere gesellen sich dafür an einen Ort und vergessen für kurze Zeit, dass sie im normalen Alltag nicht alle beste Freunde sind.“

Fuchs: „Die Eichhörnchen, Eulen, Elstern, Amseln, Hirsche, Hasen, Rehe und Füchse treffen sich an einem Tag im Jahr und feiern gemeinsam in friedlichem Miteinander. Der Alltag im Wald macht für einen Moment Pause und auch die Tiere spüren, dass am Heiligen Abend etwas ganz Besonderes passiert und eine außergewöhnliche Stimmung in der Luft liegt. Man trifft sich am größten Baum im Wald und gesellt sich zusammen. Alle Tiere grüßen sich gegenseitig mit einem lauten „Hallo!“ und man freut sich, dass es allen gut geht. Dort wo die Not am ärgsten ist und selbst am Heiligen Abend noch Probleme bestehen hilft man sich gegenseitig und fragt „Wie geht es dir?“, „An was fehlt es dir?“, „Sind eure Kleinsten gesund?“ und „Wie können wir helfen?“. Eine Krippe, wie sie die Menschen zum Feiern besitzen, gibt es hier nicht. Der weihnachtliche Gedanke verbreitet sich vielleicht nicht in einem Krippenspiel, sondern in einem herzlichen Beisammensein. Man kennt nicht die menschlichen Bräuche und Sitten, die vor allem an Weihnachten und in der vorweihnachtlichen Zeit in die menschlichen Stuben Einzug halten. Aber dies ist auch gar nicht notwendig.“

Eule: „Zwar trauen sich viele Tiere in die Nähe der menschlichen Behausungen, aber nur mit größter Vorsicht. Das eine oder andere Getier hat es schon gewagt einen Blick in die Behausungen der Menschen zu werfen und durch verschneite Fenster zu blicken. Hier gibt es aufregende Dinge zu sehen. Denn die Menschen geben sich viel Mühe mit ihrem Fest. Es finden sich geschmückte Tannen, Weihnachtsstrümpfe, Kalender, Teller mit Kuchen und Gebäck, festliche Kerzen und Kränze, Strohsterne und viele weitere schöne Dinge. Bunte Farben und hübsche Dekorationen verzaubern in dieser ganz besonderen Zeit. Die Eltern wünschen den Kindern „Frohe Weihnachten!“ und auch die Kleinen sind bemüht den Eltern mit kleinen Geschenken eine große Freude zu bereiten.“

Der Fuchs erzählt: “Die Hasen unterhalten sich am Heiligen Abend bereits aufgeregt vor der im Wald geschmückten Tanne. „Du bist sehr artig gewesen und deswegen haben Vater Hase und ich eine besonders schöne Überraschung für dich.“, sagt Mutter Schneehase zu dem Kleinsten. „Zwar haben wir im Winter nicht viele Möglichkeiten Geschenke zu finden, aber alle Eltern haben sich für ihre Kinder etwas schönes ausgedacht.“. „Au ja.“, jubiliert das Kleinste und blickt begeistert in die Augen der Mutter. „Einige Eltern haben sich zusammengeschlossen und einen tollen Ausflug zum vereisten See organisiert. Der Weg dorthin ist zwar ein wenig weit, aber ihr könnt dort für einen Tag nach Herzenslust spielen und herumtollen“, erklärt die Mutter. Der Aufwand ist für uns zwar besonders groß, aber für euch Kinder wollen wir diese Ausnahme machen.“

Eule: „Die Kinder sitzen mit erstaunten Augen vor dem verschneiten Baum und freuen sich. Ihre Augen leuchten und dieses weihnachtliche Beisammensein verspricht einen gelungenen Abend. Die Füchse schenken den Eichhörnchen zusätzliche Nüsse, die sie gefunden haben, die Igel feiern mit den kleinen Hamstern, Eulen teilen Kuchen mit den Elstern und tragen andere stibitzte Leckereien der Menschen heran und man freut sich an dieser schönen Feier. „Liebe Eichhörnchen.“, sage ich, „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir uns so friedliche die Wipfel der Bäume teilen. Sehr gern denken wir an die schönen Unterhaltungen in Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter zurück und wollen auch weiterhin gern so gut mit euch befreundet sein. Wir wollen mit ein wenig Honigwein auf unsere gute Freundschaft anstoßen. Euch zum Wohl und wir wüschen allen anderen Anwesenden eine herzlich schöne Weihnacht“.“

Fuchs: „Nur ein Tier saß ein wenig einsam auf der Seite. Inmitten aller guter Freunde und Nachbarn wollte die finstere Krähe so gar nicht in das weihnachtliche Bild hineinpassen. Daher versuchte man auch der Krähe eine große Freude zu machen und schenkte ihr drei Haselnüsse, die an einem Zweig zusammen hingen. Die Eule erklärte der Krähe, dass es sich dabei nicht um gewöhnliche Haselnüsse handeln solle, sondern um ganz außergewöhnliche Nüsse. Sobald eine der Nüsse geöffnet wird, dürfe ein Wunsch gesprochen werden. Angesichts dieser Großzügigkeit kullerte der Krähe eine Träne an der Wange herunter, sie versprach der Gemeinschaft im kommenden Frühjahr bei der Aufzucht der Jungen zu helfen und so flog sie überglücklich von dannen. Als man die Krähe im nächsten Frühjahr wieder sah, staunte man nicht schlecht. Denn aus der Krähe war durch einen Wunsch ein prächtiger Bussard geworden, der alsbald sein Versprechen einlöste.“

ein Gast
09.12.2023, 08:30
Perfekte Weihnachten

von Carina Schmidt

In diesem Jahr wird alles perfekt. Da bin ich ganz sicher. Ich habe alles vorbereitet für meine Familie.
Lucy bekommt etwas zum Anziehen, am besten einen Gutschein von einem ihrer Lieblingsläden. Das kann sie immer gebrauchen und ich muss nicht mühsam etwas aussuchen. Eine Vierzehnjährige ist ja so kompliziert. Und für Thomas wäre etwas für seine Spielekonsole gut. Ich habe keine Ahnung, was er so spielt, aber er kann sich selbst etwas aussuchen. Das Einfachste ist, ich schenke ihm auch einen Gutschein. Damit ist ihm am meisten gedient – und ich kaufe nichts, das ich dann hinterher umtauschen muss. Das macht nur unnötig Arbeit. Hmm, was mache ich für meinen Mann? Ich glaube, eine neue Digitalkamera wäre gut. Er sagt ja immer, dass ihm seine zu kompliziert ist und sie für wirklich gute Bilder nicht das Richtige ist. Aber bei Kameras gibt es bestimmt viel Auswahl und ich müsste mich ausgiebig beraten lassen. Vielleicht ist am besten, er sucht sich selbst eine Kamera aus: also Gutschein. Meine Eltern und Schwiegereltern kommen auch, aber da mache ich nur eine Kleinigkeit. Alte Leute gehen ja dauernd in die Apotheke. Das ist nicht problematisch, ich besorge einen Gutschein und fertig. So ist es prima, das Thema „Geschenke“ ist perfekt abgearbeitet.
Essen. Was mache ich zu essen? Stefan möchte immer Ente. Ohne Ente ist es für ihn kein richtiges Weihnachten, sagt er immer. Und seine Mutter macht eine wunderbare Ente. Das ist natürlich ein kleines Problem, denn ich mag keine Ente und außerdem macht die Zubereitung sehr viel Arbeit. In meiner Familie gab es am Heiligen Abend immer Kartoffelsalat und Würstchen. Weil wir vorher alle in die Kirche gingen. Wir werden zwar sicher nicht in die Kirche gehen, aber es ist auch keinem damit gedient, wenn ich am Feiertag völlig gestresst bin. Ich besorge also Würstchen und Kartoffelsalat. Der Metzger nebenan hat einen guten, da merkt niemand, dass er nicht selbstgemacht ist und ich spare mir die Arbeit.
Das wird perfekt.
Weihnachtsbaum. Kugeln und eine Lichterkette habe ich noch, einen neuen Baum brauche ich natürlich. Brauche ich einen Baum? Die Kinder sind ja schon groß und so ein Baum ist eigentlich nur im Weg. Ich werde Zweige nehmen. Im Gästezimmer habe ich noch welche, mit Lichterkette und Kugeln sieht das doch auch weihnachtlich aus. Wunderbar, wieder etwas perfekt erledigt. Die Weihnachtsplanung steht.
Ich weiß gar nicht, was sich die Leute immer für einen Weihnachtsstress machen. Ich habe alles perfekt organisiert. Nicht so wie die Kollegin Lüdtke, die schon seit drei Wochen völlig aus dem Häuschen ist. Dauernd bastelt sie irgendetwas, oder sie backt Kekse, oder sie sucht ein ganz besonderes Geschenk für ihre Kinder oder ihren Mann. Im nächsten Jahr sage ich ihr einmal, wie man Weihnachten perfekt macht.
Das Fest der Liebe ist da. Meine Eltern kamen schon zum Mittagessen. Stefans Eltern sind da etwas rücksichtsvoller und tauchen erst am Nachmittag auf. Sie haben Stollen mitgebracht. Wir essen also Stollen und trinken Kaffee. Und was gibt es Neues? Eine rein rhetorische Frage, denn es gibt immer wieder die alten Geschichten. Ich glaube, alle sind froh, dass mein Vater einen schönen Spaziergang vorschlägt. Wir gehen also durch unsere Siedlung. Es sieht wirklich schön aus. Viele Nachbarn haben Lichterketten in den Gärten, es funkelt. Die Kirche ist hell erleuchtet und sieht irgendwie einladend aus. Aber wir können da jetzt nicht reingehen, sonst wird es zu spät mit der Bescherung. Und sicher will auch keiner von den anderen in den Gottesdienst gehen. Dafür haben wir wirklich keine Zeit. Langsam gehen wir zurück. Unser Haus ist dunkel. Ich schaue erwartungsvoll zu Stefan, er soll endlich aufschließen, mir wird kalt.
Aus, vorbei. Mein perfektes Weihnachten ist erledigt. Stefan hat keinen Schlüssel. Wir stehen mit der versammelten Familie draußen vor dem Haus. Da geht nebenan die Tür auf. Frau Lüdtke sieht uns und fragt: „Ist alles in Ordnung?“ Ein bisschen zaghaft frage ich, ob ich telefonieren dürfe, wir hätten den Schlüssel vergessen und ich müsste einen Schlüsseldienst anrufen. „Dann kommen Sie erst einmal rein“, meint Frau Lütdke. „Das geht doch nicht“, antworte ich, „es ist doch Weihnachten“.
„Das geht, das geht“, sagt Frau Lütdke, „Sie stören nicht“. Wir gehen also rein und ich sehe sofort, wir stören doch. Hier ist wirklich nichts perfekt. Am Weihnachtsbaum werkeln Herr Lütdke und ein alter Mann, wahrscheinlich ihr Vater. Der Baum ist krumm, die Lichterkette hängt alles andere als akkurat, der meiste Baumschmuck hängt ganz unten. Sieht das denn niemand? Ach so, Frau Lüdtkes Sohn ist wohl dafür verantwortlich, und er ist noch ziemlich klein. Und was ist das überhaupt für Baumschmuck? Strohsterne und kleine Päckchen, auch Glanzpapiergirlanden, alles ist ein bisschen schief. Und warum lächeln sie alle? Sehr merkwürdig. Frau Lüdtkes Tochter kommt aus der Küche. Sie ist gar nicht weihnachtlich angezogen, in ihrem Gesicht ist Mehl und sie trägt einen Teller mit Keksen. Sollen das Sterne sein? Die Form ist jedenfalls nicht perfekt. Aber wir wollen ja nicht unhöflich sein und probieren auch welche. Sie schmecken gut.
Frau Lüdtke kommt mit Kaffee aus der Küche. Und einem Stapel Geschirr und Besteck. „Sie bleiben doch zum Essen?“ „Das geht doch nicht“, antworte ich, „es ist doch Weihnachten“. „Das geht, das geht“, sagt Frau Lüdtke, „Sie stören nicht“. Ich gucke zu Stefan. Er werkelt jetzt auch mit am Weihnachtsbaum. Und Thomas hebt den Lüdtke-Jungen hoch und hilft ihm mit den Schmuck. Lucy sitzt kichernd mit der Tochter des Hauses auf dem Sofa. Sie unterhalten sich bestimmt nicht über Kekse, so viel ist klar. Meine Mutter ist weg. Ich finde sie in der Küche, wo sie mit Frau Lüdke Kartoffeln pellt. „Der Salat ist gleich fertig“, ruft Frau Lüdtke. Die Schüssel ist riesig. Und auf dem Herd steht ein Topf mit Würstchen. Unser Weihnachtsessen. Es wird ein bisschen eng am Tisch, aber das ist egal. Das Geschirr passt nicht zusammen, aber das ist erst recht egal. Die Würstchen sind heiß und der Salat ist lecker. Es ist wirklich ein perfektes Essen. Lüdtke Senior erzählt, dass er in jedem Jahr mit seinem Sohn und jetzt auch mit dem Enkel den Baumschmuck selbst macht. Ich schaue den Baum noch einmal an und finde ihn perfekt. Dann steht Lüdtke Senior auf und öffnet ein dickes Buch. Er räuspert sich und beginnt zu lesen:
„In jenen Tagen geschah es, dass vom Kaiser Augustus der Befehl erging, dass alle Bewohner des Reiches sich zählen lassen sollen …“

Es ist eine alte Geschichte, aber sie macht Weihnachten erst perfekt.

ein Gast
10.12.2023, 09:03
URTEILE NIE ZU SCHNELL !

...von Edithe einer lieben Freundin 9612


Ihr Lieben, ich möchte Euch eine rührende Kurzgeschichte erzählen:

Eine alte Dame setzt sich in ein Café. Die Kellnerin bringt ihr die Menü-Karte und fragt nach, was sie denn bestellen möchte.

Die alte Dame fragt „Wie teuer ist bei ihnen ein Stück von der Torte“?

Die Kellnerin antwortet „5 Euro“

Die gebrechliche alte Dame holt einige Münzen aus ihrer Tasche und beginnt langsam zu zählen. Dann fragt sie wieder „Und wie teuer ist bei ihnen ein einfaches Stück Kuchen?“

Die Kellnerin war etwas gestresst, da sie ja noch viele Tische bedienen musste und antwortete sehr ungeduldig: „4 Euro“.

„Das ist gut, dann nehme ich gerne den einfachen Kuchen.“ Antwortete die alte Dame.

Die Kellnerin brachte ihr genervt den Kuchen und legte gleich die Rechnung hin. „Immer diese geizigen Leute“, murmelte sie leise vor sich hin.

Die alte Dame aß ganz langsam und genussvoll den Kuchen, stand langsam auf, legte das Geld auf den Tisch und ging.

Als die Kellnerin nun den Tisch aufräumen wollte, stellte sie fest, dass die alte zerbrechliche Dame ihr 1 Euro Trinkgeld hingelegt hat.

Sie bekam vor Rührung Tränen in die Augen. Aber es war zu spät um sich bei der alten Dame zu entschuldigen. Sie begriff schmerzhaft und sich schrecklich mies fühlend, dass die alte Dame sich mit einem einfachen Stück Kuchen begnügte, um der Kellnerin Trinkgeld zu schenken!

Ihr Lieben,

diese rührende Geschichte zeigt uns deutlich, dass wir nicht vorschnell urteilen dürfen.

Diese Zeilen eines unbekannten Autors bringen es auf den Punkt:

„Bevor Du urteilen willst über mich oder mein Leben, ziehe meine Schuhe an und laufe meinen Weg, durchlaufe die Straßen, Berge und Täler, fühle die Trauer, erlebe den Schmerz und die Freude. Durchlaufe die Jahre, die ich ging, stolpere über jeden Stein, über den ich gestolpert bin, stehe immer wieder auf und gehe genau dieselbe Strecke weiter, genau wie ich es tat. -
Und erst dann kannst Du urteilen.“

Denn bevor Du über jemanden urteilst, schau hinter seine Mauern. Erkenne seine Ängste und Sorgen. Dann wirst Du sehen, wie zerbrechlich der Mensch hinter der Maske ist!

Mit diesen Gedanken wünsche ich Euch und Euren Lieben einen wunderschönen 2. Advent.


Liebe Edithe,
...ich wünsche Dir in der Türkei 9613 und 9614


Dein alter Freund vom "Polarkreis" !
.

ein Gast
10.12.2023, 23:07
Advent im Seniorenheim

(Autor unbekannt)


Alljährlich die gleichen Sorgen…

…Weihnachtsgesang…

Opa: Macht, dass ihr da wech kommt!!!

…Schüsse…

Opa: Güllelerchen!!!

..weiter Schüsse...

Reporter: Der Singkreis des Landfrauenvereins Heringsmoor war nur einer von zahlreichen Vortragsgruppen und Einzelkünstlern, die wochenlang vergeblich versuchten, in das städtische Seniorenstift am Höcklager Industrieweg einzudringen. Dem inneren Drang, alten Menschen zur Weihnachtszeit eine Freude zu machen, stand immer wieder die kompromisslose Abwehrbereitschaft der Heiminsassen gegenüber, die es leid sind, als Publikum für Amateuraufführungen herhalten zu müssen. So jedenfalls erklärt es der 89jährige Josef Röhrmöller, als Sprecher des Ältestenrates.

Röhrmöller: Ja, wir woll’n hier vor Weihnachten einmal in Ruhe Kaffee trinken und nicht dauernd dies Gejiedel und Gefiedel an'e Ohren habm. Und wenn das im Guten nich geht, dann müssen wir Maßnahmen ergreifen.

Reporter: Maßnahmen, die sich am Anfang nur auf die hermetische Abriegelung des Gebäudekomplexes beschränkten. Röhrmöllers Erfahrungen als Infanterist 1943 im Kessel von Tscherkassi, als seine Kameraden in einer ähnlich verzweifelten Situation waren, kommen jetzt den Heimbewohnern zugute. Die wuchtigen Eisenmöbel vor den Außentüren, Stacheldrahtrollen vor den besonders gefährdeten Sutterainfenstern sowie verschweißte Sieldeckel im Kellerbereich, reichten jedoch schon bald nicht mehr aus. Rund um die Uhr wurden Heimbewohner zum Wachdienst eingeteilt.

Röhrmöller: Ja die Probleme sind praktisch Tach und Nacht, nich. Morgens fallen schon die Plagen vonner Gesamtschule über uns her mit ihrem Flötenkreis. Die fiepen hier rum mit Mach hoch die Tür und Klingglöckchen und alles falsch und durcheinander. Dat is nicht zu ertragen. Inner Mittachsstunde hab'n wir dann meistens diese Trampeltänzer vom Trachtenverein Strohkruch, die will keiner mehr sehen, aber mit uns kann mans ja machen.

Reporter: Besonders kritisch wird es am Abend, wenn die Aufmerksamkeit der alten Menschen nach einem langen Wachdienst zu erlahmen droht. Dann nämlich pirscht sich im Schutz der Dunkelheit der Jagdbläserchor 'Hubertus' aus Niederstenbreckelwede heran.

Röhrmöller: Ja die tröten hier die Sau ist tot, wenn unsereiner nur in Ruhe fernsehen will. Und da bin ich dann zum ersten Mal mit'm Schrotdrilling dazwischen gegangen.

Reporter: Nicht minder gefürchtet ist unter den Senioren die Schöppenwessler Speeldeel mit ihrem niederdeutschen Schwank Krach um Jolante, die aber in diesem Jahr, wenn auch gegen ein empfindlich hohes Schweigegeld wieder abzog. Doch nicht immer lassen sich die vorweihnachtlichen Besucher so unkompliziert abwehren. Der Chantichor Ankommersiel mit seinem Adventsrepertoire wie Christus war ein Steuermann oder Wir lagen auf Kiel vor Bethlehem ließ sich aus Hubschraubern auf das Flachdach des Speisesaals absetzen, in der vergeblichen Hoffnung, durch einen Lüftungsschacht zur besinnlichen Kaffeetafel vorzudringen. Nach 25 Jahren Heimerfahrung kennt Opa Röhrmöller inzwischen alle Tricks.

Röhrmöller: Ja wir hatten die Tage einen hier, der gab sich als Klempner aus und wollte nach 'e Heizkörper kucken. Und ich denk noch, da is doch wat faul, mach 'ne Taschenkontrolle und siehe da, kein Werkzeug und nix. Stattdessen diese elende Gedichtband Wiehnacht ob de Halli, damit wollte er uns hier den Abend versaun. Und jetzt komm' Sie.

Reporter: Schlussendlich waren alle Anstrengungen der alten Leute umsonst.
Am frühen Nachmittag des 2. Advents hielt die Schweißnaht der Feuertür zum Babitoratlager dem karitativen Ansturm nicht mehr stand.
Die tapferen Bewohner des Seniorenstifts wurden von der vorweihnachtlichen Stimmung doch noch eingeholt.
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ein Gast
12.12.2023, 06:10
Brad Schmidt und das fehlende Geschenk

(Autor unbekannt)

Es war einmal ein nicht mehr ganz junger Mann, sagen wir mal so knapp über Mitte 30, der alles kannte, nur keine Selbstzweifel. Da er aber wusste, dass es – vor allem bei den Frauen – gut ankommt, sich selbst gelegentlich infrage zu stellen, täuschte er zuweilen vor, ein an den großen Menschheitsfragen – Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wer wird deutscher Meister? – verzweifelnder Softie zu sein, der nicht mehr weiß, ob das, was er tut, auch das Richtige sei. Aber nach jeder Prüfung seiner selbst, kam er immer wieder zu dem Schluss, dass er ein ganz toller Hecht sein muss – so perfekt, wie er war. Blendend aussehend, hyperintelligent, voller Witz und Esprit. Kurzum, der nicht mehr ganz so junge Mann hielt sich im Kern für eine Mischung aus Brad Pitt, Sir Ralf Dahrendorf und Harald Schmidt. Und der Einfachheit halber soll er im Folgenden daher auch Sir Brad Schmidt genannt werden oder noch besser: nur Brad Schmidt. Wer braucht heute noch Adel?

Nun kam aber der 16. Dezember, und Brad Schmidt stürzte in eine Krise. Entsetzt musste er, der sonst immer alles wusste – und dabei auch noch gut aussah –, an diesem Tag feststellen, dass es nur noch acht Tage bis Weihnachten waren und er noch nicht den blassesten Schimmer hatte, was er seiner Freundin schenken sollte.
„Oh Gott, oh Gott”, dachte sich da Brad Schmidt. Warum muss gerade mir das passieren? Wo ich doch so schlau bin. Und so kreativ. Und dabei auch noch so gut aussehe. Drehen vielleicht meine Gene durch? Bin ich jetzt nicht mehr Brad Schmidt, sondern Ralf Pitt? Seh’ so aus wie Dahrendorf und bin so schlau wie Brad?

Brad Schmidt war so verzweifelt, dass er nicht mehr wusste, was er tat, und ohne Sinn und Ziel sein Altpapier durchstöberte, Und siehe, da erschien ihm die Fachzeitschrift ”Wirtschaftswoche”.
In ihrer Ausgabe vom 30. November. „Fürchte Dich nicht”, sagte die Wirtschaftswoche.
”Denn es gibt jetzt Geschenke im Internet.

Unter www.youSmile.de findest Du die richtige Idee.“
Wie froh und glücklich der Brad da plötzlich war. Froh, dass irgendjemand die „Wiwo“ in seiner Yuppiebude vergessen hatte. Und glücklich, das er, wenn er schon keine eigene Idee hatte, bald eine fremde finden würde, die sich wunderbar als eigene verschenken ließe. „Ach”, sagte sich Brad Schmidt. „Wie gut, dass es doch das Internet gibt. Gäbe es es nicht, ich müsste es erfinden.”

Also setzte sich Brad Schmidt an seinen Computer und klickte sich auf die Seite, die ihn lächeln ließ. www.youSmile.de. Dort erschien alsbald das Ersehnte: ein „Ideenfinder”.
Hier musste Brad zunächst ausfüllen, wer beschenkt werden soll, wie alt die zu Beschenkende ist, zu welchem Anlass geschenkt wird und wie viel er denn so auszugeben gedenke. Doch da kam Brad nun schon ins Trudeln. Wie hatte seine Freundin doch noch gesagt. „Ach Schatz, eigentlich ist es mir ja egal, was du mir schenkst. Hauptsache, es ist teuer und ein Brillant Die Kategorie „0-50 Mark” fiel also schon mal flach. Obwohl sich dahinter so schöne Sachen wie das Mousepad „Culto” mit den schwimmenden Herzen für 24,90 Mark verbarg oder der Fotorahmen „Hugo Trio” für 39,90 Mark. Auch die zweite Kategorie (50-1100 Mark) schien Brad Schmidt nicht angemessen, hatte er seine Freundin doch erst kürzlich, zu ihrem Geburtstag, mit jenem Duschvorhang mit dem idyllischen Alte-Frau-mit-Messer-in-der-Hand-Motiv aus „Psycho” überrascht, der nun für 79 Mark im Internet angeboten wurde. Na ja, ehrlich gesagt, kam das Geschenk damals schon nicht richtig an. Und auch zu Weihnachten dürfte die Begeisterung darüber begrenzt sein. Zwei Duschvorhänge machen halt noch keinen Brillanten.

Aber ein Brillant war für Brad einfach nicht drin. Sein Chef, der alte Knicksack, hatte ihm erst unlängst die wohlverdiente Gehaltserhöhung mit einem wenig stichhaltigen, dafür umso charmanteren Argument verweigert: „Seien Sie doch froh, dass Sie bei uns arbeiten dürfen.” Tja, und so blieb nun Brad Schmidt nichts anderes übrig, als in der Kategorie „100-200 Mark” auf die „Suche starten”-Taste zu klicken. Doch bevor die Geschenke auf seinem Bildschirm erschienen, musste er noch schnell einige Angaben über den „Charaktertyp” der zu Beschenkenden machen. Ob sie denn Dinge analysieren und logische Zusammenhänge erkennen könne. „Na ja”, dachte sich Brad. „Sie ist ja zwar eine Frau, aber immerhin meine Freundin. Also geb’ ich ihr mal drei Punkte.” Fünf waren möglich. Ob sie gerne redet und ein kommunikativer Typ sei? „Kann man auch sechs Punkte vergeben?”, fragte sich Brad. Ob sie es liebe, die Zukunft zu entdecken? „Es sollte ihr reichen, mich zu entdecken.” Zwei Punkte. Ob sie unvorhergesehene Situationen meide. „Ja bin ich denn ihr Freund oder ihr Psychiater?” Ein Punkt.

Und dann klickte Brad Schmidt wieder auf die Suchtaste. Was für eine Vielfalt! Brad Schmidt konnte sich gar nicht entscheiden, was er denn nun für seine Liebste zum Fest der Liebe ordern sollte. Den innovativen Tischkalender mit integrierter Uhr für 189 Mark? Oder die todschicke Filztasche in Lila für 20 Mark weniger? Oder vielleicht doch lieber das Socken-Geschenk-Abo für 119 Mark. Nach langem Hin und Her, neuem Nachdenken und alten Zweifeln, entschied sich Brad schließlich für das, was alles andere wie Geschenke für den Muttertag erscheinen ließ für die Wäscheserie „Toledo” von Teleno, Dessous mit spanischem Temperament – und das für gerade mal 108 Mark!

„Tolero”, hieß es in der Anzeige, die Brad so voll überzeugte, sei wie gemacht für temperamentvolle Frauen: eine raffinierte Wäscheserie aus elastischem, besticktem Tüll in Schwarzweiß Der BH habe blickdicht gefütterte Cups. Slip und String-Tanga seien aus Mikrofaser und mit reichlich Tüll verziert. „Wow”, dachte da Brad Schmidt. „Das ist es.”

Und dann kam Weihnachten. Morgens schmückte Brad den Baum, mittags ging er mit seiner Freundin spazieren, am frühen Abend gingen beide gemeinsam in die Kirche und danach nach Hause. Sie wollten alleine sein, Brad Schmidt und seine Freundin, romantische Weihnachten zu zweit feiern. Erst hörten sie Weihnachtslieder, gesungen von Frank Sinatra, dann aßen sie Weihnachtsgans, zubereitet von Brad Schmidt, dann gab es die Weihnachtsbescherung, heiß erwartet von seiner Freundin.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie glücklich und zufrieden – bis sie das Geschenk ausgepackt hat.
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ein Gast
13.12.2023, 07:10
Der Weihnachtswald

von Anneliese Kranzberger

Meike ist gerade sieben Jahre alt geworden und schon bald ist wieder Weihnachten.
Meike mag Weihnachten und Meike weiß auch, warum man Weihnachten feiert. „Weil da das Christkind geboren wurde und Maria seine Mutter und Josef sein Vater auf der Erde und Gott sein Vater im Himmel ist!“, antwortet sie immer, wenn sie danach gefragt wird.
Meike mag eigentlich alles, was mit Weihnachten zu tun hat. Dass Geschenke basteln, das Singen und Warten darauf. Das tägliche Öffnen ihres Adventskalenders, das Plätzchen backen und das Geschichten vorlesen. Aber am allerschönsten findet Meike an Weihnachten, wenn sie mit Papa in den Wald darf, um dort den Weihnachtsbaum auszusuchen. Sobald es Zeit dafür ist, sagt er immer. „Na Meike! Was ist? Fahren wir zum Weihnachtswald?“ Dann springt sie begeistert auf und rennt zum kleinen roten Traktor in die Scheune.
Ja, so ist es immer gewesen! Nur heuer ist alles ganz anders. Meike kann es immer noch nicht fassen. Denn ihr Papa fährt täglich zum Weihnachtswald, ohne sie auch nur einmal danach gefragt zu haben, ob sie mitkommen will. Meike ist sehr traurig darüber und freut sich gar nicht mehr auf Weihnachten, und auf ihren Papa hat sie auch eine Stinkwut. „Warum macht er das nur? Warum vertröstet er mich von einen Tag auf den Anderen? – Morgen Meike! Morgen darfst du mit!“ Und, wenn sie ihre Mutter danach fragt, sagt die auch nur immer: „Morgen Meike! Morgen! Ganz sicher!“
Da beschließt Meike, alleine zum Weihnachtswald zu gehen. Aber schon auf der halben Wegstrecke dorthin, wird ihr so bange, dass sie schnell wieder umkehrt.
Aber schließlich meint Meike, und sie glaubt es nun ganz genau zu wissen, dass ihr Papa dort im Weihnachtswald ein großes Geheimnis hütet. Meike hasst es aber, wenn jemand Geheimnisse hat. Sie kann es einfach nicht ertragen, wenn sie was nicht gesagt bekommt, was sie so dringend wissen will. Und überhaupt, ist in letzter Zeit alles ganz anders Zuhause. Alles sehr merkwürdig, sehr sonderbar – eben richtig Geheimnisvoll.
So kocht zum Beispiel ihre Mutter täglich, Unmengen von Suppen und bäckt Gewürzkuchen und Stollen ohne Ende. Wenn Meike sie danach fragt, für wen das Alles sei, sagt sie nur: „Für den Weihnachtswald!“ Mehr nicht! Mehr ist aus ihrer Mama nicht herauszubringen. Wenn das nicht nach einem Geheimnis riecht!
Papa lädt dann das Ganze auf den Anhänger, dazu noch jede Menge Kartoffeln und Brot und fährt damit zum Weihnachtswald. Selbst die Oma und der Opa, ja sogar ihr Hofhund Caro, dürfen mitkommen. Nur sie muss weiter zuhause bleiben und Mama auch. Aber die muss ja sowieso kochen und backen.
„Keiner hat mehr Zeit für mich! Keiner kommt mit mir zum Kinder-Advent-Singen! Keiner beachtet meine gebastelten Sterne, obwohl sie schon an allen Fenstern des Hauses kleben! Keiner will mit mir singen und keiner mir beim Flöte spielen zu hören! Und eine Gute-Nacht-Geschichte gibt es auch nicht mehr!“ Meike ist so traurig darüber, dass sie gar nicht mehr will, das Weihnachten kommt. Aber es kommt trotzdem. Meike sieht es an ihrem Adventskalender. Schließlich steht es buchstäblich vor der Tür.
„Nur noch einmal schlafen, dann ist Weihnachten und wir waren noch nicht einmal im Weihnachtswald um den Christbaum zu holen! Was wird das heuer nur für ein Weihnachten?“ Meike ist so betrübt darüber, dass sie nicht mehr spielen will, nicht mehr basteln kann und auch keine Lust mehr dazu hat ein Bilderbuch anzuschauen. Verhüllt unter ihrer Decke liegt sie traurig auf ihrem Bett, als plötzlich ein Rufen durch das Haus hallt.
„Nun Meike! Was ist? Fahren wir zum Weihnachtswald?“
Meike glaubt zu träumen. Sie hat sich wohl verhört! Doch da …! Wieder! „Nun Meike! Was ist? Fahren wir nun zum Weihnachtswald?“ Da kommt Meike aus ihrem Zimmer, rennt die Treppe hinunter, schlüpft hastig in ihre Winterstiefel, reißt fast ihre Jacke vom Garderobenhaken, greift noch nach ihrer Mütze und den Fäustlingen und saust auch schon hinaus zum roten Traktor, der zur Abfahrt bereit steht.
Der kleine rote Traktor tuckert langsam dahin. Es wird schon dunkel und es beginnt zu schneien. Meike ist glücklich und aufgeregt. „Endlich fahren wir zum Weihnachtswald!“, und sie fühlt ein Kribbeln im Bauch.
Meike versucht in ihrem Übermut zuerst mit ihrer Mütze dann mit ihrer herausgestreckten Zunge die immer größer werdenden Schneeflocken aufzufangen. Sie kann einfach vor Aufregung nicht mehr still sitzen.
Der kleine Traktor schnauft einen steilen Berg hinauf.
„Der Weihnachtswald! Endlich!“, holt Meike tief Luft und strahlt über das ganze Gesicht. „Der leuchtet ja richtig!“
Oben auf dem Hügel angekommen, bekommt dann Meike ganz große Augen. „Der Weihnachtswald leuchtet ja wirklich!“
Der kleine Traktor fährt durch ein großes Lichter-Tannenzweigen Tor, wo ein großes Schild angebracht ist. Lichterketten säumen den Weg am Waldrand entlang. Sie führen hin zu dem großen freien Platz, wo Papa` Waldhütte steht. Auch sie ist geschmückt mit Lichterketten. Der Platz drum herum ist von dem vielen Schnee freigeräumt worden, und in den dadurch entstandenen Schneebergen stecken brennende Fackeln. Vor der Waldhütte lodert ein rot glühendes riesiges Lagerfeuer, wo Sitzplätze aus zugeschnittenen Baumstämmen angebracht sind. Meike staunt und staunt.
Große Scheinwerfer erleuchten den Weihnachtswald dahinter. Die vielen kleinen und großen Tannenbäume funkeln und glitzern in ihrem Licht.
Meike springt vom kleinen Traktor und saust ausgelassen durch den Weihnachtswald. Jeden Tannenbaum will sie einzeln bestaunen, um sich dann den allerschönsten für Zuhause auszusuchen.
„Was für einen nehmen wir nun mit!“, will schließlich ihr Papa wissen.
„Den da!“, meint Meike und zeigt auf einen, in ihren Augen auf den schönsten Baum im Weihnachtswald. „Der ist nicht zu groß und nicht zu klein!“ Aber nun will sie doch von ihrem Papa wissen, warum sie nicht schon früher mit zum Weihnachtswald kommen durfte.
Da seufzt ihr Papa tief. „Wir hatten doch so viel Arbeit damit und da meinten wir, dass es besser sei, wenn wir dich Zuhause wissen. Mit so einem großen Ansturm auf unseren Weihnachtwald hatten wir nicht gerechnet. Nächstes Jahr müssen wir das alles besser organisieren, damit wieder mehr Zeit für uns bleibt. Das verspreche ich dir!“
„Okay!“, sagt Meike. Sie konnte ihrem Papa einfach nicht mehr böse sein. Denn, welcher Papa hatte schon so einen schönen Weihnachtswald.
„Jetzt will ich mir aber den Weihnachtswald noch genauer ansehen!“, meint sie und rennt auf den Hochsitz zu, den sie entdeckt hat. Mit einem der Schlitten, der davor steht, rodelt sie dann einige Male den kleinen Schlittenberg hinunter. Von der riesigen Schneeburg ist sie auch ganz begeistert und über die lustigen Schneefiguren muss sie herzhaft lachen. Die Einfälle mit Schneebällen auf Dosentürme zu werfen oder einem Pappschneemann genau auf die Mitte seines kugelrunden Bauches zu treffen, findet Meike ebenfalls toll. Die vielen Kerzen die in Papas Waldhütte brennen bescheren Behaglichkeit und der alte Holzofen macht wollig warm. Sogar eine Spielecke entdeckt dort Meike. Sie malt ein Bild von dem Weihnachtswald und heftet es, zu den vielen anderen Bildern, die schon an der Wand hängen. Dann trinken sie und ihr Papa noch eine Tasse Tee und essen gebratene Kartoffeln zur Erbsensuppe.
„So und jetzt zeige ich dir noch, wie man den Weihnachtsbaum verpackt und dann geht es ab nach Hause!“, und er packt den Tannenbaum an seinem Stamm, schiebt ihn hinten in ein Rohr hinein und holt ihn dann, aber mit einem Netz umwickelt vorne wieder heraus. „Auch eine tolle Sache!“, findet Meike.
Gemeinsam löschen sie das große Lagerfeuer, die Kerzen, Fackeln und Lichter aus und fahren dann los, mit ihrem verpackten Weihnachtsbaum auf dem Anhänger.
„So schön war der Weihnachtswald noch nie herausgeputzt!“, meint Meike und schaut noch solange auf ihn zurück bis er völlig in der Dunkelheit verschwindet.

ein Gast
13.12.2023, 23:57
Die Geschichte von Rut - Weihnachten ohne Josef

Von Marcel Maack

Es nieselte ununterbrochen, und es schien, als wollte es den ganzen Tag über nicht richtig hell werden. Das Thermometer bewegte sich um null Grad herum. Ein halbes Grad weniger, und aus dem Regen würden feine Schneeflocken, dachte Rut, während sie durchs Fenster nach draußen sah. Läge Schnee, würde es draußen viel heller und freundlicher aussehen. So aber sah alles nur düster aus. Nass, aufgeweicht, dunkel.

So finster wie draußen war es auch in Ruts Seele...

Genau einen Monat war es nun her, dass ihr Mann Josef von ihr gegangen war. Morgens, nach dem gemeinsamen Frühstück, war es passiert. Josef hatte sich müde gefühlt und sich deshalb noch einmal ins Bett gelegt. Ein zusätzliches Stündchen Schlaf wollte er sich gönnen, das würde ihm sicherlich gut tun, hatte er sich gesagt. Sein Radiowecker hatte 8.50 Uhr angezeigt, er hatte den Alarm entsprechend auf 9.50 Uhr eingestellt. Doch das Klingeln um Zehn vor Zehn, Josef hörte es nicht mehr. Sein Herz hatte mitten im Schlaf aufgehört zu schlagen. Am 24. November, exakt einen Monat vor Heiligabend...
Josef war 78 Jahre alt geworden. In der Familie, welcher er entstammte, waren alle weit über 80 geworden, deshalb hatte Rut stets angenommen, auch Josef würde noch einige Jahre vor sich haben. Doch es war anders gekommen...

Rut knöpfte ihren Mantel zu, setzte ihren Hut auf, griff nach dem Regenschirm und verließ das Haus.
Der Blumenladen, den sie aufsuchen wollte, lag auf dem Weg zum Friedhof, ungefähr auf halber Höhe.
Rut suchte ein Blumengesteck aus, das sowohl Regen als auch Schnee halbwegs trotzen würde. Dann verließ sie das Geschäft und bemerkte, dass der Nieselregen noch dichter geworden war.
Sie blickte auf ihre Armbanduhr: 11.25 Uhr. Ursprünglich hatte sie vorgehabt, erst abends zu Josefs Grab zu gehen - eben dann, wenn der Heilige Abend angebrochen wäre. Dann jedoch war ihr der Gedanke gekommen, dass es um jene Zeit bereits stockdunkel sein würde. Deshalb hatte sie entschieden, lieber schon gegen Mittag auf den Friedhof zu gehen.
Rut erreichte die Friedhofsmauer. Sie öffnete das schwere, eiserne Tor, betrat das Gelände. Vorsichtig schloss sie das Tor hinter sich wieder. Sie wusste: Würde sie es von selbst zufallen lassen, es gäbe ein Scheppern. Das jedoch wollte sie unbedingt vermeiden. Auf keinen Fall wollte sie die Ruhe der Toten stören.

Es befand sich nur wenig Grabschmuck auf Josefs Ruhestätte. Das lag daran, dass die Zwei nur einen sehr kleinen Bekanntenkreis und keinerlei Verwandte mehr hatten. Sie selber hatten nie Kinder bekommen, auch wenn sie sich damals, als sie noch jung waren, nichts sehnlicher gewünscht hatten als einen Sohn oder eine Tochter. Gott allein wusste, warum er ihnen keine Kinder geschenkt hatte, das hatten sie sich bis ins hohe Alter hinein gesagt und sich auf diese Weise getröstet.

Rut blieb vor dem Grab ihres Mannes stehen. Sie fing an, zu Josef zu sprechen.
Sie tat es im Stillen. Rut war überzeugt, dass Josef sie hörte. Anschließend sprach sie ein Gebet zu Gott. Sie blieb noch eine Weile still stehen, und schließlich hockte sie sich nieder und legte das Gesteck ab.
"Ich hoffe, du hast ein schönes Weihnachtsfest, mein lieber Josef!
Ich wünschte, du säßest bei mir im Wohnzimmer und wir könnten gemeinsam die Tannenbaum-Kerzen anzünden, so wie wir es all die Jahre immer gemacht haben. Aber ich weiß, es soll nicht sein. Gott hat anderes mit dir vor. Ich denk' an dich, mein Schatz!"

Rut erhob sich wieder.
Da sah sie, wie sich just in diesem Moment ein paar Meter weiter ebenfalls eine alte Dame erhob.
Die beiden nickten einander zu, und plötzlich begann die andere Frau, auf Rut zuzugehen.
"Eine neue Grabstätte... Ihr Mann ist erst kürzlich verstorben?", fragte die Frau. -
"Heute vor genau einem Monat", antwortete Rut und zeigte auf die Inschrift des Grabsteines. -
"Mein Johannes ist vor zwei Jahren gestorben", sagte die andere Frau, "seitdem sitze ich allein vorm Tannenbaum. Ich habe leider keine Verwandten mehr."
- Rut sprach: "Ich habe auch keine Verwandtschaft. Mir wird es heute Abend genauso gehen wie Ihnen - bloß dass es für mich das erste Mal ist."
Die andere Frau überlegte einen Moment, dann sagte sie:
"Schräg gegenüber vom Friedhof befindet sich ein kleines Cafe'. Ich trinke dort, nachdem ich meinen Johannes hier besucht habe, gelegentlich einen Espresso. Möchten Sie mich vielleicht dorthin begleiten?"
Ein Lächeln glitt über Ruts Gesicht, und sie antwortete:
"Das würde mir sicherlich gut tun. Wir kennen uns zwar gar nicht, aber ja, ich komme gern mit!"

Die Geschichte stammt aus dem Buch "Kleine & große Weihnachtswunder -
Neue Lesegeschichten zur Festzeit" von Marcel Maack.

ein Gast
14.12.2023, 22:02
Das Weihnachtsgeschenk

Verfasser unbekannt !

Besinnliche Geschichte für Erwachsene über ein Weihnachtsgeschenk, das eigentlich keines ist.

Soll ich es als Geschenk einpacken?“
Das Routinelächeln der Verkäuferin saß am Ende des langen Tages ein wenig schief und bildete einen Kontrast zu den akkuraten, in Windeseile geschnürten und mit der Schere glatt gezogenen Schleifen, die leicht und wolkig unter ihren Händen wippten. Als werte sie die Unentschlossenheit der Kundin vor ihr als Einwilligung, zog sie ein weiteres Stück Geschenkpapier von dem schweren Ständer mit den verschiedenfarbigen Rollen. „Nein, lassen Sie. Es ist kein Geschenk!“

An einem Tag, an dem sie eine Kollegin vertreten und zusätzlich noch eine Kasse mit betreuen musste, war sie froh, nicht alles einpacken zu müssen, auch wenn sie mittlerweile fast im Schlaf Päckchen für Päckchen in Geschenkpapier wickelte, mit einer hübschen, aufwändigen Schleife verzierte und das alles in der Hälfte der Zeit, die sie noch zu Beginn des Weihnachtsgeschäftes gebraucht hatte. Sie dachte an den kleinen Jungen, der geduldig alle paar Tage in der Schlange wartete und ihr, wenn er endlich vorne stand, mit feierlichem Ernst ein selbst gebasteltes Geschenk hinhielt. „Für Mama, bitte einpacken!“, sagte er, oder „für Papa, Oma“. Manchmal sagte er auch gar nichts und grinste ein klein wenig verschmitzt als verstünde sie, dass der Beschenkte oder die Beschenkte geheim bleiben müsse. Die meisten Kunden nahmen diesen Service des Hauses ebenso ungerührt in Anspruch wie den kostenlosen Glühwein, die Lebkuchen und heuer auch noch die knallroten, papierdünnen Nikolausmützen. Es gab Leute, denen ein in Rekordgeschwindigkeit eingepacktes Geschenk noch zu lange dauerte.

Ein Kunde hatte über die kunstvolle Medaillon-Schleife die Stirn gerunzelt und darauf bestanden, dass sie den tristen Bildband über Mecklenburg-Vorpommern schlichter verpackte. Es war ihr aufgefallen, dass es immer mehr Kunden gab, die die Bitterkeit ihres Lebens wie ein Schild vor sich hertrugen. Die Einsamkeit hingegen begegnete ihr still und oft von ausgesuchter Höflichkeit. Die Jüngeren versteckten sie berechtigterweise hinter Hoffnung, ihr Leben konnte noch viele Wendungen nehmen. Die alten einsamen Leute sogen Worte auf wie Schwämme und wogen sie kostbar. Ihr Blick glitt über die glänzenden Geschenkpapierrollen. Sie dachte an das Geschenk, dass sie ihren Mann machen würde. Etwas, das schon perfekt eingepackt war. Die Kundin vor ihr war unglücklich. Ein flüchtiger Blick genügte nach all den Jahren. Wie leicht ließ es sich in den Gesichtern lesen, gerade zur Weihnachtszeit. Sie ließ das Buch zusammen mit dem Kassenbon, einem eingeschweißten Lebkuchen, der lächerlichen Mütze und einem aufmunternden Lächeln in eine Tüte rutschen und wünschte automatisch ein frohes Fest.

Die junge Frau erwiderte den Gruß knapp, nahm die Tüte zu den restlichen und trat eilig aus der Schlange. Die kommerzielle Weihnachtsmusik klang ihr nun schrill in den Ohren. Sie drängte zwischen den unzähligen Mänteln, Jacken, Tüten und Taschen zum Ausgang. Kalte Luft schlug ihr wohltuend entgegen. Eine Gruppe Teenager, die sich gegenseitig die bunten Mützen von den Köpfen zogen, rempelten sie, ehe sie johlend im warmen Kaufhausbauch verschwanden. Vor dem Einkaufscenter standen Nikoläuse und prosteten sich mit Glühwein zu. Ein Christbaumverkäufer pries lautstark seine Ware an. Sie floh in das bleigraue Dunkel stiller Straßenzüge. Es begann heftig zu schneien. Dicke wattige Flocken, die um Straßenlaternen wirbelten und Sekunden später in deren Licht erstarben. Mit dem Schnee kam der Wind und schneidende Kälte. Sie stellte die drei eleganten Papiertüten kurz in den Schneematsch und zog die pelzgefütterte Kapuze ihres Mantels hoch. Ihr fiel ein, dass sie vergessen hatte, die Heizung zu Hause anzustellen, wieder einmal. Und doch war es nicht die Aussicht auf diese Kälte, die ihre Glieder bleiern werden ließ. Ihr Blick fiel auf das kleine, altmodische Cafe gegenüber, in dem sie ab und zu frühstücken pflegte. Sie mochte die eigentümliche Ruhe die dort herrschte, seit Jahrzehnten wie ihr schien und die alle Hast hinter den zart geblümten Vorhängen zurückhielt. Ein bisschen dieser Ruhe würde gut tun, ebenso wie die hervorragende Tasse Schokolade, die man dort bekam. Dunkel und vollmundig, aber nicht zu süß. Geblendet vom heftigen Schneetreiben stieß sie die Tür auf und erschrak. Das Cafe war voller Menschen und summte wie ein Bienenstock. Die junge Bedienung, die sie erkannte und nun unschlüssig stehen sah, nickte ihr freundlich zu und wies auf einen kleinen Tisch, an dem noch ein freier Platz war. Zögernd schob sie sich durch ein Grüppchen von Leuten. Sie stellte ihre Tüten dicht neben sich, schälte sich aus dem feuchten Mantel. Es war warm hier, zu warm und zu laut, und doch hinter all dem Trubel entdeckte sie die Stille. Wie ein feiner Nebel hing sie in den Ecken und dämpfte die Gespräche. „Wie immer?“, fragte die Bedienung. Sie nickte und wenig später stand eine dampfende Tasse heißer Schokolade vor ihr. Sie ließ ihren Blick schweifen, ein paar Leute kannte sie flüchtig. „Ist hier noch frei?“ Sie nickte und rückte noch ein wenig zur Seite, damit genügend Abstand zwischen ihr und dem neuen Gast blieb. Ein Mann mittleren Alters, der sich in einem fort räusperte und angestrengt in seine Tasse Kaffee blickte. Weihnachten würde sie nun doch zu ihren Eltern fahren. Sie würde das Geschwätz ihrer aschfahlen, langnasigen Tanten ertragen, die mit Besitz und prächtigen Karrieren ihrer Kinder wetteiferten. Ihre kleine Schwester würde davon nur kurz mit ihrem neuen rotbäckigen Nachwuchs ablenken können. Die Nasen der Tanten waren sich einig: Ja, Kinder kriegen konnte sie, eins nach dem anderen. Das zählte. Sie hingegen würde nur spitze Blicke und zähes Schweigen ernten, die sorgenvolle Blicke ihrer Mutter wie Messerstiche im Rücken spüren. Keinen Mann, kein Haus, keinen Nachwuchs. Verloren mit Mitte dreißig in der Großstadt. Alles Unausgesprochene würde Vater mit seinen gnadenlosen Raubeinigkeit und Taktlosigkeit spätestens am zweiten Feiertag aufgreifen und den gehassten Schwestern seiner Frau, die ihn für einen Versager hielten, um die Ohren hauen, bis sie beleidigt Nase an Nase das Weite suchten. Sie würde zu viel essen, zu viel trinken und bevor sie beginnen würde, zynisch zu werden, würde sie wieder abreisen, den enttäuschten Blick ihrer blassen, stillen Mutter im Rücken. Sie seufzte stumm, legte das Geld für die Schokolade auf den Tisch, zog den Mantel über und nickte dem Mann kurz zu.

„Entschuldigung, Sie haben das vergessen!“, kam er ihr wenig später zur Tür nachgeeilt und hielt ihr verlegen eine Papiertüte hin. Das Buch, das sie aus Sentimentalität gekauft hatte. Es tat immer noch weh. Doch es hatte keine Bedeutung mehr, sie würde es nicht aufschlagen, es auch niemand anderes schenken, obwohl....
„Oh, das. Da habe ich mich schrecklich vergriffen. Es ist bald Weihnachten. Vielleicht haben Sie Verwendung dafür. Frohes Fest!“, sagte sie und lächelte kurz und freudlos. Noch bevor der Mann protestieren konnte, schlüpfte sie hinaus in den dichten Schneefall. So gut es ging hielt sie sich an der genossenen Wärme und Stille fest, ehe die Einsamkeit und die Kälte zurückkehrten.
Der Mann verstand nicht. „So warten Sie doch, Sie können doch nicht..!“ Er folgte ihr vor die Tür. Doch die Schritte der jungen Frau entfernten sich rasch im watteweichen Schneeteppich, der sich lautlos ausgebreitet hatte. Für einen Augenblick erwog er, ihr nachzulaufen, doch dieser Augenblick verrann wie alle die anderen Momente, Augenblicke und Gelegenheiten, in denen er spontan sein wollte und es dann doch sein ließ. Er kehrte an den Tisch zurück. Die Tüte machte ihn verlegen. Er sah sich um, aber die anderen Gäste nahmen keine Notiz von ihm. Verrückt waren manche Leute, kauften Sachen, die sie nicht brauchen konnten und schenkten sie Wildfremden.

Wut wallte für einen Moment in ihm hoch, verebbte ebenso schnell. Er griff in die schmale Tüte, zog Nikolausmütze und das Buch hervor und legte es neben seine Tasse. Die Mütze schob er achtlos beiseite. Leuchttürme von Jean Guichard. Er schlug das Buch auf und ließ seine Finger über die bunt bebilderten Seiten gleiten. Die brillanten Farben, ohne Zweifel, es war sicher sehr teuer gewesen. Spektakuläre Aufnahmen von Leuchttürmen in der Bretagne, an der amerikanischen Ostküste, in Schottland. Wind und wasserumtoste Leuchttürme, die allen Widrigkeiten trutzten, stark und ungerührt. Er war kein Leuchtturm. Alles rührte ihn an, machte ihn zu schaffen. Ob Marga sich darüber freuen würde? Geschenke, Geschenke. Die Kinder brauchten doch noch Geschenke.. Buchhalter waren nicht mehr gefragt. Mit Mitte vierzig war er zu alt, mit der Firma für die Geschäftswelt gestorben. Längst hatte er resigniert, auch wenn er es nicht zeigte, sich bewarb und bewarb, wenn es irgendwo etwas zu bewerben gab und sich fortbildete, wie man es ihm auftrug, um die Zeit totzuschlagen. Zu Hause hielt er es nicht mehr aus, auch wenn sie alle Rücksicht auf ihn nahmen. Er konnte Margas stumme Verzweiflung nicht ertragen. Sie würde keine Freude an diesem Buch haben, was interessierten sie Leuchttürme in Schottland, wenn die Schullandheimfahrt der Söhne nur unter größten Entbehrungen möglich war. Er legte Buch und Mütze in die Tüte zurück, der Kassenbon fiel ihm entgegen. Wieder ein Impuls, ein Gedanke. Die Läden waren noch geöffnet, er konnte das Buch mit dem Kassenbon zurückgeben. Von dem Geld könnte er den Kindern Taschengeld geben, oder Marga eine Kleinigkeit kaufen. Da war dieser Schal, den sie letzte Woche in einem Prospekt so ausgiebig betrachtet hatte. Der Gedanke überdauerte den Moment.
„Hier! Bitte füllen Sie das aus!“ Die Verkaufsberaterin reichte dem Herrn einen Rücknahmeschein, dann blickte sie überrascht auf den Bildband. Diese Leuchttürme. Sie hatte das Buch vor kaum einer Stunde verkauft wie der Kassenbeleg zeigte. An eine Dame, da war sie sich ganz sicher. Nun sie wunderte sich nicht mehr. Kurz vor Weihnachten war das Kaufverhalten vieler Kunden extrem. Sie zeichnete den Beleg gegen und trat von einem Bein auf das andere. Ihre Füße waren schwer geworden. Sie war auch müder als sonst, doch all das hatte seinen Grund, einen süßen, wunderbaren Grund. Ihre Gedanken eilten voraus, nach Hause, als sie dem Herrn vor ihr das Geld für das Buch zurückgab.

„Seien Sie so freundlich, und stellen Sie die Retoursendungen in die Regale zurück!
Einige liegen hier schon seit Tagen.“, beauftragte sie eine junge Auszubildende, die ihr kurz vor Ladenschluss zugeteilt wurde.
„Frohe Weihnachten!“, wünschte sie dem ernsten Herrn, der seine Geldbörse in die Jackentasche schob. In einer Viertelstunde würde sie Kasse machen und dann war endlich Feierabend.
Er dachte an seine Söhne, die er liebte und daran, dass er aufgehört hatte, es ihnen zu zeigen. Sie konnten alle reden, diese geschulten Vermittler mit ihrer einstudierten Anteilnahme. Wie wollten sie verstehen? Sie hatten ihr Auskommen. Kein Schlechtes bestimmt. Er hielt vor einem kleinen Laden, in dem noch Licht brannte. Blechspielzeug, alte und neue Eisenbahnen samt Zubehör lag in der verstaubten Auslage. Erinnerungen tanzten wie die wild wirbelnden Schneeflocken um seine Nasenspitze. Jedes Weihnachten hatte er als Kind mit seinem Vater mehr Zeit auf dem Dachboden verbracht als in der Stube, in der die dicken schwäbischen Tanten saßen, ihre Likörchen tranken und Hitze verbreiteten, während die noch dickeren Onkels sich die Köpfe an den Dachbalken anstießen und wie kleine Jungs Eisenbahn spielten, mit Gegröle und roten Gesichtern, was vom Inhalt der bauchigen Flasche herrührte, die Vater in einem der Tunnels versteckt hatte. Die riesige, alte Eisenbahnanlage lag sorgfältig in Kartons verpackt auf dem Dachboden. Er konnte sie zu Geld machen. Das Auto brauchte dringend einen Kundendienst, neue Winterreifen. Der alte Korff, so hieß er doch, war ein Eisenbahnfanatiker, kannte sich aus mit guter Ware, vielleicht machte der ihm einen anständigen Preis. Er überlegte, der Schnee fiel kalt in seinen Jackenkragen. Es brannte ja noch Licht und so verlor sich sein Zögern und er drückte die Türklinke. Beim rostigen Scheppern der Glocke wurde er weich. Er betrat den spärlich erleuchteten Laden, schüchtern wie damals an der Hand des großen, schweren Vaters. Es roch genau wie früher nach jener seltsamen Mischung aus alter Pappe und Maschinenöl und einer gewissen Feierlichkeit, die sich in den Mienen der Männer spiegelte, die hier ausnahmslos einkauften. Statt der akkuraten Ordnung herrschte aber nun ein heilloses Durcheinander auf den schmalen Regalen zu beiden Seiten des schlauchförmigen Raumes. Alte und neue Kartonagen mit halb und ganz ausgepackter Ware stapelten sich windschief in allen Richtungen bis unter die Decke. Eine staubige Haushaltsleiter war nachlässig gegen eine Regalwand gelehnt. Sein Blick blieb an der schwarzen Kleidung der schmächtigen, kleinen Frau hängen, die hinter dem wuchtigen Ladentisch über eine Kasse gebeugt stand. Natürlich, Marga hatte es doch erwähnt, wie so vieles, dem er nur mit halbem Ohr folgte. Der alte Korff war vor kurzem gestorben. Er wurde verlegen.

„Tut mir Leid, wir haben schon geschlossen. Ich habe nur wieder vergessen, abzuschließen!“
Die alte Stimme klang erstaunlich fest im Gegensatz zu seiner, als er dann ein paar Worte murmelte und Beileid wünschte, sich auf dem Absatz wieder umdrehte.
„Der Laden war sein Leben, wissen Sie. Die Kunden fragen nach all den Eisenbahnen und Spielzeug hier. Mein Telefon steht nicht still. Ich habe mich nie sehr dafür interessiert. Die Kasse stimmt nicht.“, sagte sie übergangslos mit einem Seufzer, der ein wenig Resignation verriet. „Kann ich ihnen helfen?“, sagte er, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte. Wenig später zählte er das Geld in dem trüben Licht, prüfte die Kassenzettel. Mehrmals, er war etwas aus der Übung. Die Kasse stimmte bis auf wenige Euro. Die alte Dame bedankte sich überschwänglich, wirkte erschöpft. „Ich weiß, ich weiß. Ich muss den Laden verkaufen. Und dann wird das hier ne Kneipe oder so ein Stehcafe. Aber mein Mann hing so an den Sachen und den Kunden. Es war doch sein Leben“
„Ich habe etwas Zeit, vielleicht…“, sagte er und verstummte.
Die alte gebeugte Dame sah zu ihm auf, suchte seinen Blick.
„Sie mögen Eisenbahnen, nicht wahr?“ sagte sie leise.
Und ihr Lächeln war Weihnachten.
……..
Das junge Mädchen ordnete eilig Bücher in die Regale zurück. Die Hektik der letzten Stunde, in der man sie überall gleichzeitig brauchte, machte sie nervös. Sie rempelte den Kunden hinter sich, wurde rot während sie sich mehrmals entschuldigte. Der Kunde nahm sie nicht wahr, griff an ihr vorbei nach dem Bildband, den sie eben zurückgestellt hatte.
Tatsächlich, es war das Buch, nachdem er seit Minuten fieberhaft gesucht hatte. Nun stand es wieder da. Einfach so. Und es war ihm als höre er wieder ihr perlendes Lachen, fühle ihren spöttischen Blick, als sie sich hier zum ersten Mal begegnet waren, gleichzeitig nach den Leuchttürmen von Jean Guichard griffen und einen Zipfel vom Glück in Händen hielten. Später stellten sie fest, dass ihr Geschmäcker verschieden waren, oft genug stritten sie über den einen oder anderen Bestseller, jedoch immer anregend, nie ernsthaft wie über viele andere Dinge. Die Erinnerung an ihre blitzenden Augen, ihren gespielten Protest, als er ihr scherzend das Buch entwendete, war so lebendig, dass sie ihm einen Stich versetzte. Ab und zu waren sie hierher gekommen, um nach dem Buch zu sehen, diese erste gemeinsame Erinnerung zu genießen. Irgendwann, versprachen sie sich, würde es einer von ihnen kaufen, um es den anderen zu schenken. Irgendwann würden sie den Leuchttürmen und ihren Geheimnissen nachspüren. Dazu war es nie gekommen. Er ging nun fort, endgültig, und doch, diese Erinnerung wollte er für sich bewahren. Er musste sich beeilen, noch packen. Weihnachten würde er bei seinem Bruder und seiner Familie verbringen, Neujahr nach Ontario fliegen und sich in die Arbeit stürzen.
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ein Gast
16.12.2023, 00:43
@ADMIN

TECHNISCHER FEHLER !!! BITTE EINEN BEITRAG STEHEN LASSEN



Die Christnacht der Weihnachtsbäume

von Gitta Herzog

Was wollen nur die vielen Leute hier?“, fragten sich die Nadelbäume und schüttelten unwillig ihr Tannenkleid. Sie fühlten sich in ihrer heiligen Ruhe gestört und schauten skeptisch auf die Menschen welche mit kritischen Blicken die Bäume taxierten. Als es dann zu einer Entscheidung führte hörten die Bäume sie sagen:
“ Morgen holen wir den großen da, der passt genau zu unserem Innenhof“.
Kaum gesagt waren sie auch schon verschwunden. Entsetzen machte sich bei den grünen Gesellen breit.
„Was heißt das sie wollen dich holen Väterchen?“ fragte eine kleine Tanne leise.
„Immer zur Weihnachtszeit, da suchen sich die Menschen die schönsten Nadelbäume im Wald aus, fällen sie und schmücken sie dann mit Glitzerzeug und Elektrokerzen. So stehen ihr dann ein paar Tage in ihrem Festgewand und danach werden sie wieder entsorgt, verbrannt, einfach weggeschmissen.

„Das dürfen wir nicht zulassen“ weinte die kleine Tanne und schüttelte sich vor Gram.“
„ Bis jetzt konnte kein Baum sich diesem Schicksal erwehren, erinnerte sich der hoch gewachsene Baum seufzend, es war alles eine Frage der Zeit bis sie auch mich holen.
„ Auch ihr werdet nicht mehr lange da stehen, meinte er traurig.
Ein kleiner aufgeweckter etwas strubbelig aussehender Kerl fing an zu protestieren. „Was soll denn das, wir lassen uns doch nicht einfach hier weg holen , das ist doch unsere Heimat, hier haben sich die Samen unserer Eltern ausgeschlagen und so sind wir dann entstanden. Wir wollen nicht so abgeholzt werden, wenn sterben, dann auf eine natürliche Weise. Auch wir haben ein Recht auf dieser Erde so zu leben wie es uns gebührt!“
„Du hast vollkommen Recht“, ertönte eine tiefe Stimme von ganz oben.
Alle streckten verwundert ihre Kronen gen Himmel und sahen den kugelrunden Mond strahlen.
„Ich kann euch helfen, aber ihr müsst dazu diese Gegend verlassen und ich werde euch zu einer wunderschönen Wiese führen wo ihr vor den Menschen nichts zu befürchten habt.
Ein Raunen ging durch den Wald und jeder wollte die Hilfe des Mondes annehmen.
„Wenn wir alle gehen, dann ist keiner alleine“. Ich bleibe, meinte eine mittelgroße Fichte trotzig“.
Sie schwellte ihr Nadelkleid und sprach hochmütig. „ Ich möchte gerne mal in so einem schönen Glitzerkleid mit Kerzen geschmückt in einem Zimmer stehen, da ist es mir egal wie lange ich noch lebe“.
Fassungslos starrten alle auf die „Eitle“, wie sie von den Anderen schon immer genannt wurde. „Nun gut, es ist deine Entscheidung, wenn du hier bleiben willst, dann werden wir dich nicht länger überreden mit zukommen.“ „Nun aber rasch „, rief der Mond und passt auf eure Wurzeln auf.
Einfach war es nicht die langen knurzeligen und zarten Wurzeln aus dem Boden zu ziehen, doch als es alle mit Ächzen und Stöhnen geschafft hatten, da führte Gevatter Mond die Auswanderer mit seinem hellen Lichtschein in ihre neue Heimat.
Als sie noch einmal zurückblickten sahen sie eine aufgewühlte mit dicken Schollen versehene Einöde auf der nur noch ein einziger Baum genussvoll sich windend auf dem trostlosen Feld stand.
„Ihr werdet schon sehen, ich werde die Allerschönste Fichte der ganzen Welt werden und ihr bleibt euer Leben lang mit der schmutzigen Erde verwurzelt.
Doch all das hörten die Bäume schon nicht mehr. Da war ein Gestampfe und Getrippel über Wiesen, an Straßen vorbei, sogar über einen Berg mussten sie wandern. Doch die Angst abgeholzt zu werden und im Kaminofen zu enden war doch großer als diese Strapaze die der Mond ihnen zumutete.
Die Nacht und der aufkommende zähe Nebel waren ihre Helfer. Denn oft war es gefährlich wenn Autos an ihnen vorbeifuhren. Da blieben sie wie angewurzelt stehen und bewegten sich nicht bis der grelle Scheinwerfer vorbei war.
Ein großer Truck brüllte ihnen in die sensiblen Ohren und da sahen sie mit Erschrecken, dass er auf seinem Anhänger viele viele frisch geschlagene Weihnachtsbäume aufgestapelt hatte. Bei diesem Anblick gefror sie der Lebenssaft fast im Geäst.
„Nichts wie weg“! schrie einer atemlos und die Kolonne bewegte sich in einem solchen Tempo das der Schnee unter ihren Wurzeln wie Staub davon flog.
„Jetzt könnt ihr langsamer werden“, meinte der Mond mitleidvoll. Hier seid ihr in Sicherheit und drüben ist auch schon euer neues Zuhause. Außer Atem aber doch glücklich endlich am Ziel zu sein purzelten einige übermütig die Böschung hinunter und landeten auf einer herrlichen Schneewiese. Umrahmt von einem Gebirge im Hintergrund, einem See ganz in der Nähe.
„ Oooo ist das schön“ raunten die Bäume. Jeder suchte sich einen für ihn passenden Platz an dem er sich nach Herzenslust ausbreiten konnte. Kräftig buddelten sie ihre Äste in den harten Boden um wieder Kontakt mit ihrer Mutter Erde zu bekommen.
Der Mond war mit seiner Truppe zufrieden, der Nebel verflüchtigte sich und die kalte Morgendämmerung überzuckerte die jetzt recht müden Gesellen und jeder bekam ein wunderschönes Winterkleid verpasst.

Gähnend bedankten sich einige noch bei ihren Helfern während die Anderen schon eingeschlafen waren.
Sie schliefen den ganzen lieben langen Tag und merkten nicht einmal wie neugierig die Rehe an ihren Stämmen herumschnupperten. Auch eine große Schar von Spatzen huschte in ihren Ästen und zankten sich schrecklich um den besten Platz.
Doch als es wieder Abend wurde und der gute Mond auf dir Bäume hernieder schien, da wurden sie auf einmal munter. Es war ja wirklich eine sehr ungewöhnliche Aktion für die Bäume, das musste man schon zugeben. Wieder gab es eine Menge zu bestaunen. Denn ihr Nadelkleid hatte nun auch gläserne Eiszapfen an ihren verschneiten Ästen. Ihre Tannenzapfen wurden von Frau Holle mit weißen duftigen Hütchen versehen und das Mondlicht strahlte so golden auf sie herab, dass sie sich nur staunend anblickten. Auch die Sterne hatten ihren Spaß an den Abenteurern und sie schüttelten ihren Staub auf die Aste dass sie vor deren Anblick so hell wie noch nie blinkten.
„Heute ist die Christnacht“, da bekommt die Natur ihr schönstes Kleid „erklang die Stimme eines hell erleuchteten Comets.
Da stimmten die Bäume ihm zu. So hatten ihre Zweige noch nie gefunkelt und geblinkt.

„Wenn das die „Eitle“ sehen würde, dann würde sie vor Neid ihre grüne Farbe verlieren“, lachten sie übermütig.
Denn sie waren sich alle einig, dass keine Menschenhand diese Schönheit in ihre Nadeln zaubern konnte wie es die Natur vermag.

ein Gast
17.12.2023, 01:22
Mein Schatz Helena

von Andrea Schober

Es war einmal eine Mutter, die lebte in der heutigen Zeit. Ihr ging es so, wie es vielen Müttern heute geht, dass sie nicht gerne den ganzen Tag zu Hause sitzen und Kinder hüten wollte. Sie hatte ihr einziges Kind, die 2-jährige Helena sehr gerne, aber zu Haus fiel ihr mittlerweile immer öfter die Decke auf den Kopf und so beschloss sie, wieder arbeiten zu gehen und ihr Kind derweilen zu einer Tagesmutter zu geben.

Die Familie hatte auch einen Vater namens Roland, der sich allerdings wenig um familiäre Angelegenheiten kümmern wollte. Roland hatte seine Arbeit und es stand für ihn bereits vor der Geburt von Helena fest, dass er, wenn Helena auf der Welt war, auch weiter seiner Arbeit uneingeschränkt nachgehen wollte. Er war ein Mensch, für den seine Arbeit der Mittelpunkt des Lebens war. Um 8 Uhr morgens ging er aus dem Haus und abends kam er meist erst um 21 Uhr wieder heim. Den ganzen Tag über war die Mutter, die Karin hieß, alleine mit dem Kind zu Hause. Natürlich besuchte sie verschiedene Kurse für Mütter mit kleinen Kindern oder ging schon mal zu einer Freundin, aber wenn sie nach Hause kam, war alles so leer. Die Arbeit zu Hause musste erledigt werden und das Kind versorgt werden, aber außerhalb war niemand, der sich für das, was sie tat, interessierte. Es war ja selbstverständlich, was sie tat und Anerkennung gab es dafür nicht. Es war nicht so, dass sie sich nicht gerne um das Kind kümmerte und mit ihm spielte. Aber es fehlte ihr trotzdem etwas. Häufig, wenn sie sich abends hinlegte, überlegte sie, was es denn eigentlich war, was ihr fehlte.

Dann fielen ihr Dinge ein, wie dass eigentlich die ganze Strasse, die ganze Umgebung in der sie wohnte, ziemlich tot war. Alle Erwachsenen gingen arbeiten von morgens bis abends. Die Kinder waren in einer Betreuung untergebracht. Die älteren Menschen saßen tagsüber fast nur in ihren Häusern und man sah kaum mal jemanden im Garten.

Ihre Eltern wohnten weiter entfernt. Am Anfang, als Helena noch ein Baby war, kamen sie öfters zu Besuch, aber jetzt nur noch selten. Eigentlich war Karin darüber auch gar nicht so traurig, weil sie sich immer in alles einmischten und Karin alles nicht gut genug machte.

Was ihren Mann betrifft, war dieser abends nach der Arbeit immer müde und geschafft, redete höchstens von seinen Problemen auf der Arbeit und den Dingen, die er morgen unbedingt noch erledigen musste. Karin fand das alles furchtbar. Er interessierte sich nicht dafür, wie sie den Tag verbrachte oder welche Fortschritte Helena heute wieder gemacht hatte.

Sie beschwerte sich häufig über sein Desinteresse an der Familie. Er regte sich dann jedoch immer gleich auf, weil er schließlich das Geld für die ganze Familie verdienen musste. Sie dagegen hätte den ganzen Tag für sich und das Kind Zeit. Er hielt sie für undankbar und ungerecht und es war nicht selten, dass solche Gespräche in Streit endeten.

Karin wollte nicht mehr so weiter leben und entschied sich schnellstmöglich wieder arbeiten zu gehen. Es tat ihr bei dem Gedanken immer sehr weh, dass sie Helena jetzt schon in fremde Hände geben musste, aber sie glaubte fest daran, dass sie eine gute und fürsorgliche Tagesmutter finden würde.

Sie informierte sich in ihrem Bekanntenkreis und fand schnell eine Frau, die Helena mit in ihre Gruppe aufnehmen wollte.

Am ersten Tag, als Karin Helena zur Tagesmutter fuhr, hatte sie ein komisches Gefühl im Bauch. Sie redete sich selber gut zu: „Es wird Helena sicher dort gut gefallen. Sie hat dort Spielkameraden und wird sicher bald gerne dort hingehen.“

Karin ging mit Helena in das Haus der Tagesmutter und wollte erst noch etwas dort bleiben, damit sich Helena etwas einleben und an die neuen Gesichter gewöhnen konnte.

Zuerst setzte sich Helena auf Karins Schoß und beobachtete die anderen Kinder. Nach kurzer Zeit stand sie auf, holte sich ein Spielzeug und setzte sich damit wieder auf Karins Schoß. Nach 20 Minuten stand Helena auf, nahm ihre Mutter an der Hand und wollte ihr das Bobby-Car zeigen, was sie in einer Ecke des Raumes entdeckt hatte. Karin folgte ihr. Helena stieg auf das Fahrzeug und Karin sollte sie anschieben. Das tat sie dann auch und schon kurz darauf konnte sich Helena alleine mit dem Fahrzeug fortbewegen. Sie schaute immer wieder zu Karin, lachte und winkte ihr zu. Karin wartete noch einige Minuten, dann hielt sie es für den richtigen Zeitpunkt, sich zu verabschieden. Sie sagte zu Helena, dass sie jetzt gehen müsste und später kommen würde und sie abholen würde. Helena könnte solange mit den anderen Kindern hier spielen und die Tagesmutter Frau Braun, würde solange auf sie aufpassen.

Kaum war Karin ein paar Schritte Richtung Tür gegangen, sprang Helena erschrocken vom Bobby-Car auf. Sie schaute Karin unverständlich an und schrie: „Ich komme mit!“ Karin sagte, dass sie jetzt nicht mitkommen könnte, weil sie heute etwas wichtiges erledigen müsste. „Ich komme Dich nachher wieder abholen“, sagte Karin, setzte Helena wieder aufs Bobby-Car, gab ihr einen Kuss und verschwand schnell durch die Haustür. Kaum war sie draußen liefen ihr die Tränen übers Gesicht. Was sollte sie nur tun, hoffentlich würde sich Helena bald beruhigen, sie kam sich selbst so fremd vor, aber sie konnte jetzt nicht zurück. Also stieg sie in ihr Auto und fuhr nach Hause.

Karin wollte sich heute über offene Stellen in ihrem Beruf informieren und verschiedene Telefonate führen. Doch immer, wenn Sie wieder einen Moment zur Ruhe kam, schien ihr das Haus noch ruhiger und leerer als sonst. Sie hatte das Bild von Helena vor Augen, wie sie fröhlich durch das Haus lief und ihr immer wieder dieses und jenes zeigte. Karin konnte sich einfach nicht mehr konzentrieren. Sie dachte nur daran, was Helena jetzt wohl machen würde. Hoffentlich saß sie nicht in einer Ecke und weinte nur. Karin schaffte an diesem Tag nicht viel, von dem, was sie sich vorgenommen hatte. Um drei Uhr nachmittags hielt sie es nicht mehr aus. Sie fuhr zu Frau Braun um zu sehen wie es Helena ging. Frau Braun öffnete die Tür. Als Helena Karins Stimme hörte, stürmte sie auf Karin zu und umfasste ihre Beine. Sie rief: „Mama, nimm mich mit, nimm mich bitte wieder mit, ich will mit Dir nach Hause gehen.“ Karin stand wie angewurzelt in der Tür, kreidebleich wurde sie im Gesicht. Sie hatte ja schon ein ungutes Gefühl, aber doch insgeheim gehofft, dass Helena sich in der Zwischenzeit etwas eingelebt hatte. Karin umarmte Helena und nahm sie hoch. Helena klammerte sich an ihren Hals und Karin hatte Mühe ihre Sachen noch einzusammeln. Dann fuhr sie mit Helena nach Hause.

Sie hatte das Gefühl, es war der schrecklichste Tag in ihrem Leben. Sie wusste nicht was sie machen sollte. Würde Helena sich mit der Zeit an Frau Braun gewöhnen und vielleicht alles mit der Zeit besser oder würde jeder Morgen nun eine Katastrophe und jeder Abend ein neuer Schlag ins Gesicht. Sie kam sich so schlecht vor, dass sie sich für eine Rabenmutter hielt. Aber warum nur sie? Als ihr Mann abends heimkam und Karin ihm von dem schrecklichen Tag erzählte, sagte er nur: „Was hast Du denn erwartet. Natürlich fällt es Helena am Anfang schwer. Aber da muss sie durch und Du auch. Du wirst schon sehen, es wird jeden Tag besser.“ Karin fand das, was Roland sagte ziemlich kalt. Aber vielleicht hatte er auch recht. Sie wollte doch nicht gleich aufgeben, weil der erste Tag so schwer war. So entschied sie sich morgen einen neuen Versuch zu starten.

Als Karin und Helena am nächsten Morgen gerade im Auto saßen, kam von Helena gleich die Frage: „Wo fahren wir denn heute hin?“. Karin hatte einen Kloß im Hals und konnte kaum sprechen. Schließlich versuchte sie so ruhig wie möglich zu sprechen: „Ich bringe Dich heute noch mal zu Frau Braun, es wird Dir dort heute sicher schon viel besser gefallen als gestern.“

Helena aber schrie: „Nein, Mama, ich will nicht mehr zu Frau Braun. Ich will bei Dir bleiben.“

Karin fühlte sich plötzlich so eingeengt, ihr schlug das Herz bis zu Hals, doch sie versuchte sich zu beherrschen. Sie sprach zu Helena: „Du bist doch erst einmal dort gewesen und beim ersten Mal ist immer noch alles so fremd und neu. Heute kennst Du alle Kinder schon ein bisschen und auch die Frau Braun. Ich fahre selber auch nicht nach Hause. Ich fahre heute in die Stadt und habe dort viel zu tun.“

Helena schaute auf ihre Handschuhe und zupfte an ihnen herum, zog erst den Daumen lang und dann versuchte sie durch die Wolle hindurch die anderen Finger zu berühren. Sie sagte nichts mehr. Ließ sich von Karin bei Frau Braun abgeben und setzte sich dort gleich auf das Bobby-Car. Karin kam gar nicht mehr mit ins Haus, weil sie befürchtete, dadurch würde alles noch schlimmer werden. Sie fuhr in die Stadt und bemühte sich hauptsächlich an das zu denken, was sie zu tun hatte. Unterwegs fiel es ihr leichter sich abzulenken und sie holte Helena heute erst um 17 Uhr bei Frau Braun ab.

Helena kam wieder gleich angelaufen als sie Karin hörte. Heute umarmte sie Karin aber nur kurz und lief dann gleich zur Tür hinaus. Karin setzte sie ins Auto, holte dann noch schnell ihre Sachen und fuhr mit ihr nach Hause. Sie war erleichtert , dass heute alles doch leichter ging als gestern, fand es aber etwas merkwürdig, dass der Unterschied so krass war. Zu Hause setzte sich Helena zu ihrer Puppe und blieb dort sitzen bis Karin das Abendbrot fertig gemacht hatte. Sie war leiser als sonst, aber schließlich begann sie doch richtig mit der Puppe zu spielen.

Am nächsten Morgen, wollte Helena ihre Puppe mitnehmen zu Frau Braun, Karin hatte natürlich nichts dagegen. Helena schien schon verstanden zu haben, dass sie nun öfters zu Frau Braun fährt. Sie erzählte morgens im Auto nicht viel und ließ sich ohne Protest bei der Tagesmutter abgeben. Als Karin tagsüber bei Frau Braun anrief und sich informierte, sagte Frau Braun, dass sie zwar nicht viel mit den anderen Kindern spielt aber einen zufriedenen Eindruck machte. Sie sprach mit ihrer Puppe, kochte ihr Essen, sang ihr Schlaflieder vor.

So ähnlich verliefen nun die meisten Tage. Karin hatte bald Vorstellungsgespräche und ein paar Wochen später gar eine Stelle gefunden. Die Wochentage verliefen so, dass Karin Helena morgens zur Tagesmutter brachte, arbeiten ging und abends um 17 Uhr Helena wieder abholte. Dann richtete Karin das Abendessen her, räumte die Küche auf und Helena beschäftigte sich alleine. Natürlich redeten sie auch miteinander, aber nicht mehr so viel wie früher. Karin war nun auch mit den Gedanken bei Ihrer neuen Stelle und froh dass Helena sie mehr in Ruhe ließ. Um 19 Uhr brachte sie Helena ins Bett.

Das ging einige Wochen so. Schließlich kam Weihnachten näher. Karin dachte darüber nach, was sie Helena schenken könnten. Helena hatte in der letzten Zeit gar nicht mehr so viel Spaß an den Spielsachen, die sie besaß. Jetzt waren es nur noch drei, vier Teile mit denen Helena sich immer wieder beschäftigte und die restlich Spielsachen schaute sie nicht mehr an. Karin fragte Helena einmal ganz nebenbei, ob sie ein paar neue Sachen für die Puppe brauchen könnte, sie hätte ja jeden Tag das Gleiche an.

Helena schaute sie erschrocken an. Zum ersten Mal nach langer Zeit, war wieder dieser Schreck in ihrem Blick und ihrer Stimme. „Nein Mama“, sagte sie, „die Mona möchte nichts anderes zum Anziehen und ich möchte das auch nicht. Ich möchte das Mona immer Mona ist und immer wie Mona aussieht.“

Karin ließ nicht locker. Aber vielleicht möchte Mona ja ein paar neue Spielsachen?

Helena sagte: „Nein, Mona braucht keine Spielsachen, sie hat ja mich und ich brauche auch keine Spielsachen, ich hab’ ja Mona.“

Karin bekam wieder dieses komische Gefühl im Bauch, was hatte das jetzt wieder zu bedeuten, jetzt wo alles sich in ihrem Leben ändern sollte, jetzt, wo sie die Stelle neu angefangen hatte. War jetzt doch alles nicht so gut wie sie dachte? Sie wusste nicht, was sie von Helenas Worten halten sollte oder wollte sie sie einfach nicht verstehen?

Karin legte sich hin, sie fühlte auf einmal wieder diese Leere. Sie schloss die Augen und auf einmal kamen ihr die Bilder von vor drei Monaten wieder in den Kopf. Sie sah Helena, wie sie im Haus herumlief und ihr ihre Spielsachen zeigte und dann dachte sie an jetzt, wie sie mit ihrer Puppe in der Ecke saß und mit ihr leise spielte.

„Nein“, schrie sie plötzlich auf, „nein, das ist nicht mein Leben! Helena, Helena ist mein Leben“. Vor einem Moment auf den anderen packte sie eine Gewissheit: „Ich werde gleich morgen hingehen und alles wieder rückgängig machen. Helena bleibt wieder bei mir zu Hause. Ich werde mit ihr basteln und spielen. Ich backe mit ihr Weihnachtsplätzchen und wir werden zusammen die Küche vollkleckern. Helena wird wieder durchs Haus laufen und zu mir kommen mit ihren Spielsachen und mir werden vor Freude die Tränen über die Wangen laufen.

Ich werde mir nicht mehr leer und verlassen vorkommen, weil ich ja den tollsten Schatz im Leben habe, den ich mir nur wünschen kann: meine Tochter. Später kann ich immer noch arbeiten, aber auf keinen Fall jetzt.

Auf einmal spürte sie, wie ihr ein Stein vom Herzen fiel und sie weinte, weil sie so berührt war von ihren eigenen Gefühlen.

Jetzt wollt Ihr sicher noch wissen, wie es Helena ergangen ist. Helena stand am nächsten morgen wieder mit ihrer Puppe im Kinderzimmer als Karin sie in den Arm nahm und zu ihr sagte: „Helena, Du darfst heute wieder bei mir bleiben.“ Helena schaute sie erstaunt an und fragte: „Ist heute Wochenende?“ Darauf antwortete Karin: „Nein, mein Schatz, heute ist kein Wochenende. Du darfst jetzt wieder jeden Tag bei mir bleiben, bis Du groß genug bist und in den Kindergarten gehen kannst. Helena fragte. Ist das auch wahr, brauche ich auch morgen nicht zu Frau Braun und übermorgen nicht.“ Karin sagte: „Nein, auch dann nicht“. Helena schaute sie nochmals an, dann stürzte sie sich auf Karin, umfasste ihre Beine und sagte „Ich hab Dich so lieb, ich will immer bei Dir sein“.

Und Karin sprach: „Ich habe Dich auch so lieb und Du hast mir auch so gefehlt.“
Helena setzte sich auf Karins Schoß und sprach: „Dann ist es ja gut, dass wir uns beide wiederhaben.“

ein Gast
18.12.2023, 01:13
Das Weihnachtsgeschenk

Verfasser unbekannt !

Besinnliche Geschichte für Erwachsene über ein Weihnachtsgeschenk, das eigentlich keines ist.

Soll ich es als Geschenk einpacken?“

Das Routinelächeln der Verkäuferin saß am Ende des langen Tages ein wenig schief und bildete einen Kontrast zu den akkuraten, in Windeseile geschnürten und mit der Schere glatt gezogenen Schleifen, die leicht und wolkig unter ihren Händen wippten. Als werte sie die Unentschlossenheit der Kundin vor ihr als Einwilligung, zog sie ein weiteres Stück Geschenkpapier von dem schweren Ständer mit den verschiedenfarbigen Rollen. „Nein, lassen Sie. Es ist kein Geschenk!“
An einem Tag, an dem sie eine Kollegin vertreten und zusätzlich noch eine Kasse mit betreuen musste, war sie froh, nicht alles einpacken zu müssen, auch wenn sie mittlerweile fast im Schlaf Päckchen für Päckchen in Geschenkpapier wickelte, mit einer hübschen, aufwändigen Schleife verzierte und das alles in der Hälfte der Zeit, die sie noch zu Beginn des Weihnachtsgeschäftes gebraucht hatte. Sie dachte an den kleinen Jungen, der geduldig alle paar Tage in der Schlange wartete und ihr, wenn er endlich vorne stand, mit feierlichem Ernst ein selbst gebasteltes Geschenk hinhielt. „Für Mama, bitte einpacken!“, sagte er, oder „für Papa, Oma“. Manchmal sagte er auch gar nichts und grinste ein klein wenig verschmitzt als verstünde sie, dass der Beschenkte oder die Beschenkte geheim bleiben müsse. Die meisten Kunden nahmen diesen Service des Hauses ebenso ungerührt in Anspruch wie den kostenlosen Glühwein, die Lebkuchen und heuer auch noch die knallroten, papierdünnen Nikolausmützen. Es gab Leute, denen ein in Rekordgeschwindigkeit eingepacktes Geschenk noch zu lange dauerte.
Ein Kunde hatte über die kunstvolle Medaillon-Schleife die Stirn gerunzelt und darauf bestanden, dass sie den tristen Bildband über Mecklenburg-Vorpommern schlichter verpackte. Es war ihr aufgefallen, dass es immer mehr Kunden gab, die die Bitterkeit ihres Lebens wie ein Schild vor sich hertrugen. Die Einsamkeit hingegen begegnete ihr still und oft von ausgesuchter Höflichkeit. Die Jüngeren versteckten sie berechtigterweise hinter Hoffnung, ihr Leben konnte noch viele Wendungen nehmen. Die alten einsamen Leute sogen Worte auf wie Schwämme und wogen sie kostbar. Ihr Blick glitt über die glänzenden Geschenkpapierrollen. Sie dachte an das Geschenk, dass sie ihren Mann machen würde. Etwas, das schon perfekt eingepackt war. Die Kundin vor ihr war unglücklich. Ein flüchtiger Blick genügte nach all den Jahren. Wie leicht ließ es sich in den Gesichtern lesen, gerade zur Weihnachtszeit. Sie ließ das Buch zusammen mit dem Kassenbon, einem eingeschweißten Lebkuchen, der lächerlichen Mütze und einem aufmunternden Lächeln in eine Tüte rutschen und wünschte automatisch ein frohes Fest.
Die junge Frau erwiderte den Gruß knapp, nahm die Tüte zu den restlichen und trat eilig aus der Schlange. Die kommerzielle Weihnachtsmusik klang ihr nun schrill in den Ohren. Sie drängte zwischen den unzähligen Mänteln, Jacken, Tüten und Taschen zum Ausgang. Kalte Luft schlug ihr wohltuend entgegen. Eine Gruppe Teenager, die sich gegenseitig die bunten Mützen von den Köpfen zogen, rempelten sie, ehe sie johlend im warmen Kaufhausbauch verschwanden. Vor dem Einkaufscenter standen Nikoläuse und prosteten sich mit Glühwein zu. Ein Christbaumverkäufer pries lautstark seine Ware an. Sie floh in das bleigraue Dunkel stiller Straßenzüge. Es begann heftig zu schneien. Dicke wattige Flocken, die um Straßenlaternen wirbelten und Sekunden später in deren Licht erstarben. Mit dem Schnee kam der Wind und schneidende Kälte. Sie stellte die drei eleganten Papiertüten kurz in den Schneematsch und zog die pelzgefütterte Kapuze ihres Mantels hoch. Ihr fiel ein, dass sie vergessen hatte, die Heizung zu Hause anzustellen, wieder einmal. Und doch war es nicht die Aussicht auf diese Kälte, die ihre Glieder bleiern werden ließ. Ihr Blick fiel auf das kleine, altmodische Cafe gegenüber, in dem sie ab und zu frühstücken pflegte. Sie mochte die eigentümliche Ruhe die dort herrschte, seit Jahrzehnten wie ihr schien und die alle Hast hinter den zart geblümten Vorhängen zurückhielt. Ein bisschen dieser Ruhe würde gut tun, ebenso wie die hervorragende Tasse Schokolade, die man dort bekam. Dunkel und vollmundig, aber nicht zu süß. Geblendet vom heftigen Schneetreiben stieß sie die Tür auf und erschrak. Das Cafe war voller Menschen und summte wie ein Bienenstock. Die junge Bedienung, die sie erkannte und nun unschlüssig stehen sah, nickte ihr freundlich zu und wies auf einen kleinen Tisch, an dem noch ein freier Platz war. Zögernd schob sie sich durch ein Grüppchen von Leuten. Sie stellte ihre Tüten dicht neben sich, schälte sich aus dem feuchten Mantel. Es war warm hier, zu warm und zu laut, und doch hinter all dem Trubel entdeckte sie die Stille. Wie ein feiner Nebel hing sie in den Ecken und dämpfte die Gespräche. „Wie immer?“, fragte die Bedienung. Sie nickte und wenig später stand eine dampfende Tasse heißer Schokolade vor ihr. Sie ließ ihren Blick schweifen, ein paar Leute kannte sie flüchtig. „Ist hier noch frei?“ Sie nickte und rückte noch ein wenig zur Seite, damit genügend Abstand zwischen ihr und dem neuen Gast blieb. Ein Mann mittleren Alters, der sich in einem fort räusperte und angestrengt in seine Tasse Kaffee blickte. Weihnachten würde sie nun doch zu ihren Eltern fahren. Sie würde das Geschwätz ihrer aschfahlen, langnasigen Tanten ertragen, die mit Besitz und prächtigen Karrieren ihrer Kinder wetteiferten. Ihre kleine Schwester würde davon nur kurz mit ihrem neuen rotbäckigen Nachwuchs ablenken können. Die Nasen der Tanten waren sich einig: Ja, Kinder kriegen konnte sie, eins nach dem anderen. Das zählte. Sie hingegen würde nur spitze Blicke und zähes Schweigen ernten, die sorgenvolle Blicke ihrer Mutter wie Messerstiche im Rücken spüren. Keinen Mann, kein Haus, keinen Nachwuchs. Verloren mit Mitte dreißig in der Großstadt. Alles Unausgesprochene würde Vater mit seinen gnadenlosen Raubeinigkeit und Taktlosigkeit spätestens am zweiten Feiertag aufgreifen und den gehassten Schwestern seiner Frau, die ihn für einen Versager hielten, um die Ohren hauen, bis sie beleidigt Nase an Nase das Weite suchten. Sie würde zu viel essen, zu viel trinken und bevor sie beginnen würde, zynisch zu werden, würde sie wieder abreisen, den enttäuschten Blick ihrer blassen, stillen Mutter im Rücken. Sie seufzte stumm, legte das Geld für die Schokolade auf den Tisch, zog den Mantel über und nickte dem Mann kurz zu.
„Entschuldigung, Sie haben das vergessen!“, kam er ihr wenig später zur Tür nachgeeilt und hielt ihr verlegen eine Papiertüte hin. Das Buch, das sie aus Sentimentalität gekauft hatte. Es tat immer noch weh. Doch es hatte keine Bedeutung mehr, sie würde es nicht aufschlagen, es auch niemand anderes schenken, obwohl....
„Oh, das. Da habe ich mich schrecklich vergriffen. Es ist bald Weihnachten. Vielleicht haben Sie Verwendung dafür. Frohes Fest!“, sagte sie und lächelte kurz und freudlos. Noch bevor der Mann protestieren konnte, schlüpfte sie hinaus in den dichten Schneefall. So gut es ging hielt sie sich an der genossenen Wärme und Stille fest, ehe die Einsamkeit und die Kälte zurückkehrten.
Der Mann verstand nicht. „So warten Sie doch, Sie können doch nicht..!“ Er folgte ihr vor die Tür. Doch die Schritte der jungen Frau entfernten sich rasch im watteweichen Schneeteppich, der sich lautlos ausgebreitet hatte. Für einen Augenblick erwog er, ihr nachzulaufen, doch dieser Augenblick verrann wie alle die anderen Momente, Augenblicke und Gelegenheiten, in denen er spontan sein wollte und es dann doch sein ließ. Er kehrte an den Tisch zurück. Die Tüte machte ihn verlegen. Er sah sich um, aber die anderen Gäste nahmen keine Notiz von ihm. Verrückt waren manche Leute, kauften Sachen, die sie nicht brauchen konnten und schenkten sie Wildfremden.
Wut wallte für einen Moment in ihm hoch, verebbte ebenso schnell. Er griff in die schmale Tüte, zog Nikolausmütze und das Buch hervor und legte es neben seine Tasse. Die Mütze schob er achtlos beiseite. Leuchttürme von Jean Guichard. Er schlug das Buch auf und ließ seine Finger über die bunt bebilderten Seiten gleiten. Die brillanten Farben, ohne Zweifel, es war sicher sehr teuer gewesen. Spektakuläre Aufnahmen von Leuchttürmen in der Bretagne, an der amerikanischen Ostküste, in Schottland. Wind und wasserumtoste Leuchttürme, die allen Widrigkeiten trutzten, stark und ungerührt. Er war kein Leuchtturm. Alles rührte ihn an, machte ihn zu schaffen. Ob Marga sich darüber freuen würde? Geschenke, Geschenke. Die Kinder brauchten doch noch Geschenke.. Buchhalter waren nicht mehr gefragt. Mit Mitte vierzig war er zu alt, mit der Firma für die Geschäftswelt gestorben. Längst hatte er resigniert, auch wenn er es nicht zeigte, sich bewarb und bewarb, wenn es irgendwo etwas zu bewerben gab und sich fortbildete, wie man es ihm auftrug, um die Zeit totzuschlagen. Zu Hause hielt er es nicht mehr aus, auch wenn sie alle Rücksicht auf ihn nahmen. Er konnte Margas stumme Verzweiflung nicht ertragen. Sie würde keine Freude an diesem Buch haben, was interessierten sie Leuchttürme in Schottland, wenn die Schullandheimfahrt der Söhne nur unter größten Entbehrungen möglich war. Er legte Buch und Mütze in die Tüte zurück, der Kassenbon fiel ihm entgegen. Wieder ein Impuls, ein Gedanke. Die Läden waren noch geöffnet, er konnte das Buch mit dem Kassenbon zurückgeben. Von dem Geld könnte er den Kindern Taschengeld geben, oder Marga eine Kleinigkeit kaufen. Da war dieser Schal, den sie letzte Woche in einem Prospekt so ausgiebig betrachtet hatte. Der Gedanke überdauerte den Moment.
„Hier! Bitte füllen Sie das aus!“ Die Verkaufsberaterin reichte dem Herrn einen Rücknahmeschein, dann blickte sie überrascht auf den Bildband. Diese Leuchttürme. Sie hatte das Buch vor kaum einer Stunde verkauft wie der Kassenbeleg zeigte. An eine Dame, da war sie sich ganz sicher. Nun sie wunderte sich nicht mehr. Kurz vor Weihnachten war das Kaufverhalten vieler Kunden extrem. Sie zeichnete den Beleg gegen und trat von einem Bein auf das andere. Ihre Füße waren schwer geworden. Sie war auch müder als sonst, doch all das hatte seinen Grund, einen süßen, wunderbaren Grund. Ihre Gedanken eilten voraus, nach Hause, als sie dem Herrn vor ihr das Geld für das Buch zurückgab.
„Seien Sie so freundlich, und stellen Sie die Retoursendungen in die Regale zurück! Einige liegen hier schon seit Tagen.“, beauftragte sie eine junge Auszubildende, die ihr kurz vor Ladenschluss zugeteilt wurde. „Frohe Weihnachten!“, wünschte sie dem ernsten Herrn, der seine Geldbörse in die Jackentasche schob. In einer Viertelstunde würde sie Kasse machen und dann war endlich Feierabend.
Er dachte an seine Söhne, die er liebte und daran, dass er aufgehört hatte, es ihnen zu zeigen. Sie konnten alle reden, diese geschulten Vermittler mit ihrer einstudierten Anteilnahme. Wie wollten sie verstehen? Sie hatten ihr Auskommen. Kein Schlechtes bestimmt. Er hielt vor einem kleinen Laden, in dem noch Licht brannte. Blechspielzeug, alte und neue Eisenbahnen samt Zubehör lag in der verstaubten Auslage. Erinnerungen tanzten wie die wild wirbelnden Schneeflocken um seine Nasenspitze. Jedes Weihnachten hatte er als Kind mit seinem Vater mehr Zeit auf dem Dachboden verbracht als in der Stube, in der die dicken schwäbischen Tanten saßen, ihre Likörchen tranken und Hitze verbreiteten, während die noch dickeren Onkels sich die Köpfe an den Dachbalken anstießen und wie kleine Jungs Eisenbahn spielten, mit Gegröle und roten Gesichtern, was vom Inhalt der bauchigen Flasche herrührte, die Vater in einem der Tunnels versteckt hatte. Die riesige, alte Eisenbahnanlage lag sorgfältig in Kartons verpackt auf dem Dachboden. Er konnte sie zu Geld machen. Das Auto brauchte dringend einen Kundendienst, neue Winterreifen. Der alte Korff, so hieß er doch, war ein Eisenbahnfanatiker, kannte sich aus mit guter Ware, vielleicht machte der ihm einen anständigen Preis. Er überlegte, der Schnee fiel kalt in seinen Jackenkragen. Es brannte ja noch Licht und so verlor sich sein Zögern und er drückte die Türklinke. Beim rostigen Scheppern der Glocke wurde er weich. Er betrat den spärlich erleuchteten Laden, schüchtern wie damals an der Hand des großen, schweren Vaters. Es roch genau wie früher nach jener seltsamen Mischung aus alter Pappe und Maschinenöl und einer gewissen Feierlichkeit, die sich in den Mienen der Männer spiegelte, die hier ausnahmslos einkauften. Statt der akkuraten Ordnung herrschte aber nun ein heilloses Durcheinander auf den schmalen Regalen zu beiden Seiten des schlauchförmigen Raumes. Alte und neue Kartonagen mit halb und ganz ausgepackter Ware stapelten sich windschief in allen Richtungen bis unter die Decke. Eine staubige Haushaltsleiter war nachlässig gegen eine Regalwand gelehnt. Sein Blick blieb an der schwarzen Kleidung der schmächtigen, kleinen Frau hängen, die hinter dem wuchtigen Ladentisch über eine Kasse gebeugt stand. Natürlich, Marga hatte es doch erwähnt, wie so vieles, dem er nur mit halbem Ohr folgte. Der alte Korff war vor kurzem gestorben. Er wurde verlegen.
„Tut mir Leid, wir haben schon geschlossen. Ich habe nur wieder vergessen, abzuschließen!“ Die alte Stimme klang erstaunlich fest im Gegensatz zu seiner, als er dann ein paar Worte murmelte und Beileid wünschte, sich auf dem Absatz wieder umdrehte.
„Der Laden war sein Leben, wissen Sie. Die Kunden fragen nach all den Eisenbahnen und Spielzeug hier. Mein Telefon steht nicht still. Ich habe mich nie sehr dafür interessiert. Die Kasse stimmt nicht.“, sagte sie übergangslos mit einem Seufzer, der ein wenig Resignation verriet. „Kann ich ihnen helfen?“, sagte er, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte. Wenig später zählte er das Geld in dem trüben Licht, prüfte die Kassenzettel. Mehrmals, er war etwas aus der Übung. Die Kasse stimmte bis auf wenige Euro. Die alte Dame bedankte sich überschwänglich, wirkte erschöpft. „Ich weiß, ich weiß. Ich muss den Laden verkaufen. Und dann wird das hier ne Kneipe oder so ein Stehcafe. Aber mein Mann hing so an den Sachen und den Kunden. Es war doch sein Leben“
„Ich habe etwas Zeit, vielleicht…“, sagte er und verstummte. Die alte gebeugte Dame sah zu ihm auf, suchte seinen Blick. „Sie mögen Eisenbahnen, nicht wahr?“ sagte sie leise. Und ihr Lächeln war Weihnachten.
……..
Das junge Mädchen ordnete eilig Bücher in die Regale zurück. Die Hektik der letzten Stunde, in der man sie überall gleichzeitig brauchte, machte sie nervös. Sie rempelte den Kunden hinter sich, wurde rot während sie sich mehrmals entschuldigte. Der Kunde nahm sie nicht wahr, griff an ihr vorbei nach dem Bildband, den sie eben zurückgestellt hatte.
Tatsächlich, es war das Buch, nachdem er seit Minuten fieberhaft gesucht hatte. Nun stand es wieder da. Einfach so. Und es war ihm als höre er wieder ihr perlendes Lachen, fühle ihren spöttischen Blick, als sie sich hier zum ersten Mal begegnet waren, gleichzeitig nach den Leuchttürmen von Jean Guichard griffen und einen Zipfel vom Glück in Händen hielten. Später stellten sie fest, dass ihr Geschmäcker verschieden waren, oft genug stritten sie über den einen oder anderen Bestseller, jedoch immer anregend, nie ernsthaft wie über viele andere Dinge. Die Erinnerung an ihre blitzenden Augen, ihren gespielten Protest, als er ihr scherzend das Buch entwendete, war so lebendig, dass sie ihm einen Stich versetzte. Ab und zu waren sie hierher gekommen, um nach dem Buch zu sehen, diese erste gemeinsame Erinnerung zu genießen. Irgendwann, versprachen sie sich, würde es einer von ihnen kaufen, um es den anderen zu schenken. Irgendwann würden sie den Leuchttürmen und ihren Geheimnissen nachspüren. Dazu war es nie gekommen. Er ging nun fort, endgültig, und doch, diese Erinnerung wollte er für sich bewahren. Er musste sich beeilen, noch packen. Weihnachten würde er bei seinem Bruder und seiner Familie verbringen, Neujahr nach Ontario fliegen und sich in die Arbeit stürzen.

ein Gast
18.12.2023, 01:15
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ein Gast
19.12.2023, 00:06
Weihnachten unter der Autobahn

von Burkhard Strunk

Weihnachtsgeschichte mit tieferen Sinn

…tja, das war Klasse, wie er gestern noch diesen Geschäftspartner über’s Ohr gehauen hatte. In nur fünf Minuten hatte er seinen Gewinn um 5% gesteigert, ohne mit der Wimper zu zucken. Sicher hatte der Andere jetzt einen Schaden, aber schließlich ist das sein Problem und nicht meins, dachte er bei sich. Jeder ist sich selbst der Nächste und schließlich war ja Weihnachten, da konnte man jeden Cent gut gebrauchen.
Er fuhr gerade auf die Autobahn, in Richtung City.
Weihnachten, ja, das ist was. Wenn schon langsam Ende September die Nikoläuse und Dominosteine die Regale füllten und die ersten Lebkuchen auf den Paletten standen, ging es los.
Die Menschen stimmen sich langsam, noch vom Sommer gebräunt, auf Weihnachten ein. Die Kassen fangen an zu klingeln, die Ladenöffnungszeiten werden immer länger, die Sonntage verkaufsoffen und alle seine Kunden fangen an durchzudrehen, weil ja noch im Herbst und zum Jahresende hin investiert werden muss.
Genau die richtige Zeit um schon mal den Ein oder Anderen abzuzocken. Kurz um, es war eine schöne Zeit, diese Vorweihnachtszeit.
Wenn er seine Geschäftskontenstände sah, wie sie wuchsen und wie sich das ein – oder andere Sommerloch jetzt stopfte, wurde ihm ganz warm ums Herz. Richtig weihnachtlich.
Er konnte die Menschen nicht verstehen, die in solch eine Melancholie verfielen, die Kerzen aufstellten, Lieder sangen und all diesen Herzschmerzkram zu Weihnachten rauskramten und von einem Fest der Liebe sprachen.
Das war doch…. Er träumte und von hinten kam ein schnelleres Fahrzeug und drängte ihn mit Blinker und Lichthupe nach rechts ab. …“Ja doch du Esel, ich fahre ja schon rechts rüber. Du blöder Idiot, haste ’nen neuen Blinker bekommen, im Set mit Fernlicht, oder was?“ „Man schleich dich, ja ich zeig dir auch gleich ’nen Vogel, Freundchen“… wo war er stehen geblieben? Ach ja, Fest der Liebe. Er wusste, wenn er nicht gleich alles das finden würde, was auf seinem Zettel stand, dann wird das höchstens für ihn ein Fest der Hiebe. Es war mal wieder plötzlich Heiligabend geworden und er hatte wie immer keine Geschenke. Gut, dass in seiner Stadt am Heiligen Abend die Geschäfte jetzt bis 20:00 Uhr geöffnet hatten, sonst wäre er aufgeschmissen.
Jetzt war es zwar erst 17:00 Uhr, aber wenn er wieder an den Stau in der City dachte, der von den ganzen Kirchgängern verursacht wurde, bekam er jetzt schon Beklemmungen. Dieses Volk, das glaubte, dass dieser Abend ein besonderer sei für die Menschheit. Die dann ihre Kinder in kratzige Stoffhosen packten, Feiertagsgesicht befahlen und die Mundwinkel der Kinder noch mal schnell mit Papas Stofftaschentuch und Mamas Spucke reinigten. Das waren seiner Meinung nach lauter ewig Gestrige.
Diesen ganzen Firlefanz hatte er in seiner Familie schon länger abgeschafft. Da gab es die Geschenke sofort gegen Abend ohne diesen ganzen Quark vorher. Apropos Geschenke, jetzt wurde es aber Zeit.
Seiner Frau ́ne Rolex, die, die sie schon so lange wollte. Dem Sohn ein I-Pod, bei diesem Wort dachte er zuerst sein Sohn wollte einen Eierbecher zu Weihnachten, aber dieser erklärte ihm dann, das es sich dabei um einen mp3 – Player handelt, der einen Bildschirm hat, auf dem man Videos sehen kann, und wahrscheinlich in 5 Jahren zum Mond fliegen wird, oder so.
Seine Tochter wollte dieses tolle Handy aus Finnland, mit dem man jetzt chatten konnte, Bilder machen, Radio hören, seinen Zyklus berechnen, den Biorhythmus bestimmen und ja er war sich sicher, man konnte damit auch telefonieren.
Für seine Schwiegermutter holte er wie immer einen Gutschein bei Douglas. Sie hatte dieses 4711 so gerne. Für ihn roch das zwar eher wie 08/15, aber er konnte seine Schwiegermutter sowieso nicht riechen, ob mit oder ohne Parfüm.
Zwei Stunden später. Es hatte geklappt. Er hatte alles in Sack und Tüten. Diese Verkäufer. Jeder und Jede flötete „ gesegnete Weihnachten“, oder „frohes Fest.“ Er erwiderte immer nur ein kurzes „Jou“ und sah zu, dass er zurück zum Auto kam und nichts wie nach Hause. Na toll! Stau im Parkhaus!!! Und warum? Diese Tussi zwei Autos vor ihm hatte den Arm zu kurz um ihr Parkticket in den dafür vorgesehenen Schlitz zu stecken. Beim Versuch den Oberkörper hinauszuschieben, fiel das Zettelchen auch noch runter. Jetzt reichte es ihm aber. Er drehte seine Scheibe runter und rief. „Keine Eile Gnädigste, nächstes Jahr ist doch wieder Weihnachten, dann feiern wir das halt.“
Die Frau stieg mit hochrotem Kopf wieder ein und es ging weiter. Er war jetzt an der Reihe. Ticket rein und ab. Was war das? Er wollte gerade losfahren, da stand eine ältere Dame vor seiner Motorhaube, mit einer Sammelbüchse in der Hand. „Sie sammle für Irgendjemanden in Not.“ „Er sei auch in Not, denn wenn er jetzt nicht schnell zu seiner Familie käme, würde wahrscheinlich der Handyvertrag seiner Tochter ablaufen, der I-Pod veraltet, und die Batterie der Rolex leer sein und überhaupt, für ihn sammle auch niemand.“
Er brauste los und ließ eine verschreckte ältere Dame zurück. Weit kam er nicht. Es hatte plötzlich angefangen zu schneien, und die Autobahn war komplett zu. Die LKW ́s hatten sich quer gestellt und die lang anhaltende Kälte, hatte alles zu einer Rutschbahn werden lassen. Er stand still. Eine Stunde, zwei Stunden, nichts bewegte sich. Nach dem 20sten Versuch seine Familie zu erreichen hatte er aufgegeben. Zuerst war das Netz belegt, dann der Akku leer und ihm fiel wieder ein, dass er seine Ladevorrichtung schon länger reparieren lassen wollte. Im Radio meldete man, dass die Autobahn voll gesperrt sei, weil sich ein LKW quer gestellt hatte, und die Räumfahrzeuge, auf Grund der Witterung nicht durchkamen. Man solle die Vollsperrung weiträumig umfahren. Bei diesem Tipp hätte er fast ins Lenkrad gebissen. Danach sang noch so ein Knabenchor „Stille Nacht, heilige Nacht.“ Ihm platzte innerlich der Kragen. Seine Familie saß jetzt zu Hause im Wohnzimmer und wartet auf sein Kommen. Aber er war ja hier mit diesen Idioten, die auf den letzten Drücker aus der Stadt kamen, gefangen. Seine Frau wollte unbedingt dieses Jahr noch einmal einen Weihnachtsbaum, der Kinder wegen, aber er hatte sich schon vor Jahren dagegen durchgesetzt. Immer dieses genadel. Außerdem störten die Kerzen im Fernseher. Sie spiegelten halt, und das gefiel ihm nicht. Die Krippe hatten sie auch weggeworfen, nachdem das Jesus – Kindchen einen Arm verloren hatte, bei seinem Versuch, damit das Innenteil eines Kerzenständers zu reinigen.
Nach drei Stunden auf der Autobahn musste er raus. Er wollte sich die Beine vertreten und es drückte ihn ein inneres Bedürfnis. Er ging zur Seite, über die Leitplanke an den Rand. Bei dem Versuch ein geeignetes Plätzchen zu finden, rutschte er aus und purzelte den Hang hinunter.
Unten angekommen blickte er geradewegs in zwei große braune Augen, die ihn neugierig ansahen. Sofort kam unterhalb der Augen eine warme rosarote Zunge heraus, die ihn begann abzulecken. Er wehrte sich und hörte jemanden rufen: “Keine Angst, der tut nix, der will nur spielen.“ Er blickte sich um und sah, dass er am Fuße einer kleinen Autobahnbrücke lag. Unter dieser Brücke saßen drei Gestalten, die ziemlich übel aussahen. Einer kam auf ihn zu, half ihm auf die Beine, wünschte ihm gesegnete Weihnachten und lud ihn ein, an dem kleinen Lagerfeuer Platz zu nehmen, das unter der Brücke brannte.
Die Drei waren gerade dabei sich einen Glühwein aus einer Tetra – Pack – Tüte, die sie zum warm werden dicht ans Feuer gestellt hatten, auszugießen. „Gesegnete Weihnachten?“ erwiderte er. „Gesegnete Weihnachten?“ „Was ist denn daran gesegnet.“ Ich stehe da oben im Stau, seit Stunden, zerreiße mir den Frack beim Versuch auszutreten, werde von diesem Aushilfswolf vollgesabbert, sitze mit fragwürdigen Typen unter einer kalten Brücke und meine Familie wartet zu Hause. Nicht dass sie mich vermissen, sie sind es gewohnt, dass ich immer später nach Hause komme als geplant. „Und sie sagen zu mir gesegnete Weihnachten?“
Das Einzige das vielleicht noch an Weihnachten erinnert, sind die gelben Engel, die oben im Stau warmen Zitronen – Tee ausgeben. Man reichte ihm einen Becher warmen Glühweins, den er nahm und trank. Das tat gut. Es war eine Wohltat und es störte ihn gar nicht, dass der Becher aussah, als ob er seit seiner Inbetriebnahme nie Spülwasser gesehen hatte. Nach dem er sich etwas beruhigt hatte, fiel ihm auf, dass es hier unter der Brücke absolut ruhig war. Kein Lärm, Keine Autobahn. Nichts. Er blickte sich um. Die Drei hausten hier scheinbar schon länger. Paletten lagen da, auf die so etwas wie Matratzen gelegt waren. Drei Einkaufswagen standen dort, ordentlich nebeneinander geparkt. Vermutlich war all ihr Hab und Gut darin verstaut. Zwei Hunde gehörten zu diesem Gespann, wobei einer aussah, als ob fünf verschiedene Rassen in ihm ein zu Hause gefunden hatten. Die Drei hatten alte, zerrissene Mäntel an und aus ihren Schuhen schauten Zeitungen heraus, die die Füße warm halten sollten. „Tja, gesegnete Weihnachten ihr traurigen Gestalten. Von mir aus dann, es kommt nicht mehr darauf an. Wenn ihr in eurem Elend das so seht, ist es okay.“ „ Wieso elend?“ Sagte einer der Drei. “Wir haben alles was wir benötigen und wollten gerade anfangen Heilig Abend zu feiern. Du bist herzlich eingeladen, nun setz dich halt.“ Er setzte sich und einer der Drei, der Größere, holte ein kleines abgegriffenes Buch, das in Leder eingebunden war, aus seiner Manteltasche.
Er schlug es auf, ziemlich in der Mitte, und begann zu lesen: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die Allererste und geschah zu der Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war.“ Wie lange hatte er diese Geschichte schon nicht mehr gehört? In ihm stiegen Erinnerungen an die Kindheit hoch, er roch förmlich die Plätzchen, die seine Mutter gebacken hatte, er sah sie, wie sie in der Küche stand. Heiße Backbleche vor sich und jede Menge Teig noch auf dem Tisch, der darauf wartete gebacken zu werden. Sie wischte sich die Hände an der Kittelschürze ab, und gab ihm wie jedes Jahr die Teigschüssel zum Auslecken. Wie jedes Jahr machte sie ihm mit ihren mehligen Fingern eine weiße Nase.
Im ganzen Haus roch es nach Gewürzen, nach Orangen und die selbst gedrehten Bienenwachskerzen dufteten. „…und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge…“ Wie hatte er diese Geschichte geliebt, die Opa jedes Jahr an Heilig Abend vorlas. Er stellte sich dann immer alles genau vor. Die Könige, die Hirten, die vielen Schafe und Maria und Josef, die glücklichen Eltern, wie sie so auf dieses kleine Baby schauen. Er konnte das immer genau sehen. Dann diese Engel, die zu den Hirten kamen, zu den Menschen, mit denen sonst niemand etwas zu tun haben wollte, und gerade die erfuhren es zuerst.
Und dann dieser mächtige Stern, der am Himmel stand und zu dem Ort hinzeigte, in dem das alles vor nun 2000 Jahren geschah. „…und fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr…“ Er blickte auf, und sah in drei Gesichter, deren Augen sich mit einem wässrigen Glanz gefüllt hatten. Sie sahen so glücklich aus, so zufrieden, wie er das schon lange nicht mehr gesehen hatte. Diese Drei hier feierten Weihnachten. Sie feierten das größte Geschenk, dass es je gab. Sie strahlten so eine Zufriedenheit aus.
„Weißt du“, sagte einer, „wir haben dieses Geschenk in uns. Wir tragen dieses Geschenk, dass dort in der Krippe lag in unseren Herzen.“ Es ist Gott, der uns da seinen Sohn geschenkt hat, und wer dieses Geschenk annimmt ist frei von Schuld und Bitterkeit, das ist für uns der Segen an Weihnachten.“ Jetzt füllten sich auch seine Augen, denn das waren fast auf den Punkt die gleichen Worte, die auch sein Opa nach dieser Geschichte zu sagen pflegte.
„Deine Geschenke, die du oben im Wagen hast, sind vergänglich und gehen kaputt. Die Technik überholt sich selbst, die Düfte die du da hast verfliegen. Aber dieses Geschenk, wenn du es in deinem Herzen trägst, bleibt und wird dich immer begleiten. Dieses Geschenk wird dir in deinem Leben immer wertvoller. Diese anderen Geschenke befriedigen dein Verlangen nach mehr Besitz, aber dein Herz bleibt leer.“ „Das Kind in der Krippe, ist ein Geschenk, das dein Herz füllt und dein Verlangen nach mehr schrumpfen lässt.“
Er blickte in drei Gesichter, die so erfüllt waren mit Freude, dass es ihn völlig aus der Fassung geraten ließ. Er stand auf, kletterte den Hang hinauf, lief zu seinem Auto und kam gerade rechtzeitig an, um als nächster loszufahren, denn der Stau hatte sich aufgelöst. Woher hatte denn dieser Mann gewusst, was er im Auto hat? Es war 04:00 Uhr morgens, als er zu Hause ankam.
Der erste Weihnachtsfeiertag. Er hatte den ganzen Heiligen Abend unter dieser Brücke verbracht. Seine Frau und seine beiden Kinder kamen ihm entgegen, sie hatten die ganze Nacht gewacht und Ängste um ihn ausgestanden. Sie schlossen ihn in die Arme und freuten sich, dass er endlich da war. Er erzählte ihnen alles. Von dem Stau, seinem Sturz, der nassen Hundeschnauze, den Dreien unter der Brücke und seinem Erlebnis. Er erzählte ihnen, dass er Weihnachten neu erlebt hatte, dass er das wahre Weihnachten gefühlt hatte. Und man beschloss noch am gleichen Tag diese Brücke aufzusuchen und den Dreien einen schönen großen Christ – Stollen zu bringen. Über alldem vergaß die Familie ganz, dass der Kofferraum des Autos noch voller Geschenke war und man machte sich auf, um den Stollen zu verschenken. Als sie unter der Brücke ankamen, war dort keine Spur von Irgendjemandem. Auch an der Stelle, an der das Lagerfeuer gebrannt hatte war nichts. Keine Asche, keine Steine, keine einzige Spur. Er suchte nach Hundespuren, aber auch die konnte er nicht finden. Nachdenklich über all das gingen sie zurück zum Auto und fuhren nach Hause.
Er kaufte noch schnell einen Weihnachtsbaum bei dem total verdutzten Händler und stellte diesen auf. Auch einer Frau, die mit einer Sammelbüchse daher kam, tat er reichlich hinein. Per online Banking überwies er einem Geschäftspartner 5% seines Gewinns und danach verschwand er auf dem Dachboden seines Hauses um nach etwas zu suchen. Als er wieder ins Wohnzimmer kam, in dem die Familie Platz genommen hatte, schlug er ein total verstaubtes Buch auf und las mit dem gleichen Gesichtsausdruck wie die Drei unter der Brücke:

„ Es begab sich aber zu der Zeit….!“ Frohe Weihnachten euch allen.

ein Gast
19.12.2023, 19:38
Das vertauschte Geschenk

(Autor unbekannt)

Wie Sie sehen bin ich immer noch unverheiratet. Ich war einmal verlobt. Meine Verlobung ist aber wieder schnell gelöst worden.
Wie es dazu kam, will ich ihnen erzählen:

Weihnachten stand vor der Tür.
Meine Braut und ich standen uns noch etwas fremd gegenüber. Es war daher sehr schwer, das richtige Geschenk für sie zu finden. Nach längerer Überlegung entschloss ich mich, ihr ein paar Handschuhe zu kaufen und ihr ein Briefchen zu übergeben, worin ich auf das Geschenk Bezug nahm.
In dem Geschäft kaufte ich nun aber auch noch ein paar Schlüpfer für meine Schwester - als Bruder kann ich mir das ja erlauben. Aber durch die Unachtsamkeit der Verkäuferin sind beide Geschenkpäckchen vertauscht worden, so dass meine Braut die Schlüpfer und meine Schwester die Handschuhe bekam.

Den dazugehörigen Brief will ich ihnen vorlesen:

Liebe Eva!

Lange habe ich nachgedacht, womit ich Dir als Zeichen meiner Liebe eine Freude machen kann.
Neulich merkte ich, was Du am Nötigsten brauchst. Du findest dieses im beiliegenden Päckchen.
Gern wäre ich dabei, wenn Du sie das erste mal anziehst. Am liebsten zöge ich sie Dir selbst an. Verlebe glückliche Tage darin.
Sie sind sehr schön und werden Dir gut gefallen. Ich habe mit Absicht eine Nummer kleiner gekauft, denn sie weiten sich mit der Zeit, und es sieht besser aus, wenn sie richtig sitzen.
Die Wahl war schwer. Ein paar ganz lange waren da, jedoch dachte ich mir, je kürzer, desto besser.
Auch gab es welche mit Pelzfutter, aber die sind bestimmt zu warm auf der Haut und es geht ja auf den Frühling zu, wo Du, wie ich weiß, überhaupt keine trägst.
Ich wollte Dir erst lederne schenken – mit Stulpen und Motiven, entschloss mich aber für glatte aus Dederon*. Verliere sie nicht.
Wenn Du mal eingeladen bist, lasse sie nicht liegen. Ziehe sie daher nicht halb an und trage sie nicht heruntergeklappt.
Ich habe mit Absicht Reißverschluss gewählt, falls Du's mal eilig hast.
Wenn es warm ist, sieht es schick aus, wenn Du sie beim Spazieren gehen in der Hand trägst.
Sie werden aber auch nicht lange sauber bleiben, denn viele Leute haben schmutzige Finger.
Wenn Du sie reinigen willst, begieße sie mit Benzin und setz Dich in die Sonne.
Bevor Du sie anziehst, kannst Du sie auch noch umtauschen. Die Verkäuferin passt Dir gern ein paar neue an.

Viele Grüße und viel Freude
an Deinem Geschenk wünscht Dir
Dein Liebling


* https://industry-press.com/dederon/

ein Gast
20.12.2023, 01:18
Friedolin, das Räuchermännchen

von Thomas Weinmann

Noch vor wenigen Tagen verbrachte Friedolin, das kleine aus Holz gefertigte Räuchermännchen, sein Dasein in einem der mit Fichtenzweigen festlich geschmückten Holzbuden am Weihnachtsmarkt.
Nachdenklich erinnerte er sich an die klirrend kalten Tage im Freien zurück.
"Dass du mir über die Adventtage nicht das Weihnachtsgeschäft mit deiner dauernden Plapperei verdirbst", flackste Werner der Holzbudenbesitzer Friedolin an und drohte ihm grimmig:
"Sonst verheirate ich dich einfach mit der Nussknackertochter Erna!"

Bumm, das hatte gesessen. Ausgerechnet mit Erna, der furchterregend aussehenden Erna mit ihren großen spitzen Zähnen, bei der jede Nuss beim Anblick ihres Monstergesichtes von selber entzwei brach. Das war ja wahre Erpressung und Friedolin war empört über die heftige Drohung und schwor sich, keinen Laut mehr von sich zu geben.
Er hoffte auf ein Weihnachtswunder, auf eine Entführung einer guten Fee oder noch besser, dachte er, einen Weihnachtsengel, der ihn mit auf die Reise zum Mond mit den vielen leuchtenden Sternen nimmt. Jeden Tag beobachtete Friedolin ganz genau all die vorbeigehenden Leute, immer in der Hoffnung eine Fee oder einen Weihnachtsengel darunter zu erspähen. Was für Leute es da alles gab, Junge und Alte, Große und Kleine, Dicke und Dünne, er kam aus dem Staunen nicht heraus.
"So viele Menschen und keiner will mich haben", murmelte er traurig in seinen Bart.
"Musst mich wohl doch heiraten, he, he", spottete Erna, die in der zweiten Reihe auf dem Holzregal neben all den anderen Nussknackern platziert war. "Hab dich gestern gesehen als du dem kleinen Mädchen mit der Zuckerwatte in der Hand die Zunge gezeigt hast", lästerte sie weiter.
Friedolin stampfte mit einem seiner hölzernen Beinchen auf und fauchte zornig zurück:
"Muss ich mir denn alles gefallen lassen? Hast du auch gesehen, wie sie mich am Bart gezogen hat mit ihren von der Zuckerwatte klebrig gewordenen Fingern?", verteidigte sich Friedolin.
"Dauernd greifen mich Leute mit ihren schmutzigen Händen an, bald wird mein weißes Haar und mein weißer Bart schwarz sein und Werner kann mich als Schornsteinfeger-Abklatsch zum Verkauf ausstellen", fuhr er verzweifelt fort.
"Ich hab alles hier so satt!", brüllte Friedolin erboßt. "Werner, dich und all die gaffenden vorbeiziehenden Leute!"

Erna und die anderen Nussknacker staunten nicht schlecht über Friedolins Wutausbruch. Es dauerte aber nicht lange, und sie spotteten schon wieder und machten sich über Friedolin lustig.
Doch plötzlich verstummten alle, ein Aufschrei zog ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich.
"Sieh nur, wie süß der ist!", hörten sie eine junge Frau ihrer Freundin vor Begeisterung laut zurufen.
"Den will ich haben!" und bevor Friedolin sich versah, hatte sie ihn mit ihren Händen umgriffen und zog ihn an sich heran.
"Mmmmh und wie der herrlich duftet!" "Ja, nach Weihrauch und Myrrhe", brummelte Friedolin heimlich, rollte auffordernd lustig mit seinen Kulleraugen und hoffte, das hübsche junge Fräulein würde ihn mit sich nach Hause nehmen, ihn vor dem bösen Werner, der hässlichen Erna und ihrer dämlichen Nussknackerfamilie retten.
Vielleicht war die junge blonde Frau ja sogar die Fee, die er sich vor wenigen Tagen noch so sehr gewünscht hatte oder gar ein Weihnachtsengel?
Bevor er sich vor lauter Begeisterung nicht mehr im Zaum halten konnte, bremste er sich schnell wieder ein und beruhigte sich innerlich und sprach sich Mut zu.
"Nur nicht die Ruhe verlieren Friedolin, alles wird gut".
Und schwups, da packte Werner den kleinen hölzernen Friedolin am Schopf, wickelte ihn in ein weißes Seidenpapier und verpackte ihn in eine Tüte. Friedolin versuchte sich zu wehren, aber es war sinnlos, er war gefangen. Alles war so finster, er hatte Angst und schrie um Hilfe, aber keiner konnte ihn hören.
Er fing an zu schluchzen und Tränen kullerten über seine Wangen.
"Das war's nun", seufzte er. "Jetzt ist alles zu Ende, aus und vorbei", stammelte er weiter.
"So sehr hab ich gehofft, das hübsche junge Fräulein mit den blonden Haaren würde mich zu sich nach Hause nehmen und Schuld daran ist nur dieser blöde Werner!", schrie er laut. "Warum tut er mir das bloß an?", Friedolin kämpfte erneut mit den Tränen.
Doch auf einmal raschelte es furchtbar laut. Jemand zerrte und riss an dem Papier, das um seinen Körper gewickelt war.
Zarte weiche Hände befreiten ihn von der Finsternis.
Er konnte es nicht glauben, er sah in die wunderschönsten blauen Augen, die er je gesehen hatte.

Er strahlte über's ganze Gesicht, es war die junge hübsche blonde Frau vom Weihnachtsmarkt, er erkannte sie gleich.
"Sieh doch mal, wie sich unser Männchen freut", zeigte sie Friedolin lächelnd ihrer Freundin, gab ihm einen Kuss und zündete seine mit Weihrauch und Myrrhe vollgestopfte Pfeife an und stellte ihn an den schönsten Platz in ihrem Wohnzimmer.
"Das ist das allerschönste Weihnachten!", sagte der glücklichste Friedolin erleichtert .
"Mein Wunsch ist in Erfüllung gegangen, ein blonder Engel hat mich vor dem bösen Werner und der gruseligen Erna gerettet", schmunzelte er zufrieden.
Er war für immer in Sicherheit.
.

felin
20.12.2023, 14:16
WIEDER EIN FEHLER !

...auch eine PN an den "Admin", er möge die doppelten Beiträge entfernen, hat nicht gefruchtet x33

Wäre Dir dankbar nicht alles doppelt zu posten.

ein Gast
20.12.2023, 21:04
Hola felin

...wenn sich in diesem Forum ein "BUG" eingeschlichen hat, musst Du mich NICHT dafür verantworlich machen !

Das meine Vermutung mit einem "BUG", richtig ist, dürftes Du auch hieran erkennen:

http://www.gran-canaria-insider.info/showthread.php?33513-Private-Krankenversicherung-oder-reicht-die-Seguridad-social&p=309376#post309376

siehe auf diese Buchstaben "Ä" oder auch "Ü" wie sie wiedergegeben werden, dass auch schon auf 1. Seite i. g. Link.

ein Gast
20.12.2023, 21:07
Weihnachtswunsch

von Barbara Pronnet

Die zwanzigjährige Jenny, die eigentlich Weihnachten nicht aufregend findet – ja sogar spießig- Jenny ging als Christkind zur Weihnachtsfeier. Weißes kurzes Kleid und goldener Haarreif mit Heilgenschein auf den blonden Locken, kleine goldene Pappflügel und schon sah sie aus wie ein Rauschgoldengel. Die Kollegen fanden es super und sie genoss die Komplimente. Wegen hoher Arbeitsbelastung fiel der Event auf den 23.12. Morgen konnten sie ja alle ausschlafen und den verdienten Weihnachtsurlaub antreten.
Jenny fand eigentlich gar nichts aufregend an Weihnachten und der Heilige Abend bei der Familie war nervig und spießig. Ihre Eltern behandelten sie wie ein Kleinkind und sie wurde sicher wieder gemästet und mit Liebe überschüttet. Seit Jenny allein wohnte, frönte sie mehr dem Nachtleben und fand sich mit ihren zwanzig Jahren cool und unabhängig.
Die Feier war feuchtfröhlich und als die Idee kam, gleich anschließend ein frühes Frühstück im Cafe um die Ecke einzunehmen, war es schon nach neun Uhr morgens als sie sich alle lachend und müde von einander verabschiedeten.

Jenny wohnte nicht weit weg von dem Cafe. Sie wollte ihren Brummschädel auskühlen lassen und ging zu Fuß nach Hause. Sie knöpfte ihre weiße Felljacke fest zu und marschierte, leise zu dem neuesten Hit summend, ihre kleine Einbahnstraße entlang. Neue Reihenhäuser mit schicken Vorgärten waren bereits festlich geschmückt und überall blinkte und funkelte es aus den Fenstern. Nur das letzte Eckhaus war ohne Glanz und Lichterketten und als Jenny am Gartentor vorbei ging, saß ein kleiner Junge vor der Eingangstür und schaute ziemlich traurig drein. Als er Jenny sah, glitt ein so freudiges Strahlen auf sein kleines Gesicht, dass Jenny stehen blieb und zurück lachte.
„Na Kleiner, wer hat dich denn so Früh ausgesetzt?“ fragte Jenny kess wie immer.
“Bist du das Christkind?“ fragte er vorsichtig.
Jenny wurde sich ihres Outfits wieder bewusst und wollte gerade etwas klarstellen, als der kleine Junge schon das Tor geöffnet hatte und sie an der Hand nahm und Richtung Haus zog.
„Halt warte doch mal“ Jenny ging in die Hocke und sah dem Jungen in die Augen.
„Wo sind denn deine Eltern?“
„Die sind heut früh schon wieder in ihr Büro, da sind sie eigentlich immer. Heute kommen sie sicher auch wieder spät, aber heut ist doch Weihnachten und der Christbaum liegt noch im Keller und wahrscheinlich vergessen sie sowieso das du heute kommst. Jetzt kommt dann gleich mein Babysitter, aber die ist doof und hört nur Musik und mag mich nicht“ sprudelte es aus ihm heraus.

Und jetzt denkt er womöglich ich bin das Christkind, so ein Mist und das mir, dachte Jenny. Für sowas hab ich ja überhaupt keine Begabung.
Sie überlegte kurz und besann sich. Es war Heiliger Abend.
„Wie heißt du denn überhaupt?“ Jenny setzte ihr schönsten Lächeln auf.
„Ben. Ich bin sechs Jahre alt. Er zeigte sechs kleine Finger in die Luft.
„Pass auf Ben, du weißt dass ich heute viel zu tun habe, aber wo ich schon mal hier bin, komme ich kurz rein und trage dir den Christbaum hoch ins Wohnzimmer, ok?“
Ben nickte ganz wild und schob Jenny Richtung Haustür.
Noble Hütte, alles klinisch sauber und ziemlich ungemütlich, dachte sie sofort. Sie schlüpfte aus ihrer Daunenjacke und zog ihre Flügel in Form.
Ben lotste sie gleich in den Keller und Jenny sah den Christbaum und den Halter dazu in einer Ecke stehen. Wenigsten war er nicht so groß. Sie klemmte ihn sich unter den Arm und Ben zog eifrig eine Kiste aus einem Regal
„Der Schmuck ist da drin und die Krippe“ sagte er aufgeregt und lief schon wieder damit nach oben. Jenny versuchte ihre Kopfschmerzen auszuschalten und das Spiel einfach mitzumachen. Sie würde sich noch was einfallen lassen müssen wenn die Aufpasserin kam und sie hier antraf. Sie hatte Mitleid mit dem kleinen Kerl und eine Wut auf die abwesenden Eltern. Eigentlich sollten die hier sein und sich um ihr vereinsamtes Kind kümmern.
Im Wohnzimmer befreiten sie gemeinsam den Baum aus dem Netz und steckten ihn mit viel Mühe in den Halter. Ben öffnete die Kiste und ein Sammelsurium aus edelsten Kugeln, Glasfiguren und Strohsternen kam zum Vorschein. Ben lief zum CD-Player und schon dudelte „Lasst uns froh und munter sein“ durch das Wohnzimmer.
Jenny musste schmunzeln als sie den Kleinen beobachtete. Ben strahlte und plötzlich wusste Jenny was es hieß, Kinder mit großen Augen vor dem Christbaum zu sehen.
„Ich weiß schon was ich geschenkt bekomme“, Ben hing vorsichtig eine rote Kugel an den Baum. „Eine ganze Menge Spielsachen, ein Fahrrad, Hörbücher und Süßigkeiten, aber das weißt du ja selber, weil du das alles heute Abend bringst“.
„Du klingst aber nicht so begeistert. Stimmt, du bekommst eine ganze Menge, mehr als viele andere Kinder“.
„Eigentlich wünsche ich mir nur das Mama und Papa mehr Zeit für mich haben. Sie sind immer weg und abends müde und heute wird das sicher auch so sein“.
Jenny kniete sich zu Ben und sah ihm in die Augen.
„Ben, erzähl deinen Wunsch deinen Eltern heute Abend und richte ihnen von mir aus, dass es nichts Schöneres und Wertvolleres gibt als Zeit für einander zu haben. Kein Spielzeug dieser Welt macht so viel Freude. Hast du verstanden?“
„Ja, hab ich, ich sag ihnen das du dir das auch wünscht“.
„Richtig, Weihnachten ist ein Fest wo alle Menschen zusammenkommen, sich zuhören und für einander da sind. Das wünscht sich das Christkind am meisten“.
Der Baum sah wunderschön aus und sie schauten stolz auf ihr gemeinsames Werk.
„Die Kerzen machst du aber erst an wenn deine Eltern wieder da sind, versprochen? Ich muss jetzt los und du bleibst im Haus, draußen ist es kalt.“
Jenny ging in den Flur und zog ihre Jacke an. Plötzlich ging die Haustüre auf und ein junges Mädchen mit Kopfhörer und pinken Strubbelhaaren starrte sie entsetzt an.
„Keine Angst ich bin nur das Christkind“ grinste Jenny. Sie streichelte Ben über das Haar.
„Du wirst sehen, deine Eltern werden dir deinen Wunsch erfüllen, du musst nur fest dran glauben“.
„Mach ich und danke, Christkind“ Jenny nahm den kleinen Jungen in die Arme und drückte ihn fest an sich.
„Bis bald Ben und fröhliche Weihnachten“
Jenny verließ das Haus und ging eilig weiter in ihre Straße. Sie hatte plötzlich eine solche Sehnsucht nach ihren Eltern und freute sich auf die Wärme und Geborgenheit die sie dort erwartete. So muss Weihnachten sein, dachte sie und hoffte, dass der kleine Ben seinen größten Wunsch erfüllt bekam.
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felin
21.12.2023, 15:55
Hola felin

...wenn sich in diesem Forum ein "BUG" eingeschlichen hat, musst Du mich NICHT dafür verantworlich machen !

Das meine Vermutung mit einem "BUG", richtig ist, dürftes Du auch hieran erkennen:

http://www.gran-canaria-insider.info/showthread.php?33513-Private-Krankenversicherung-oder-reicht-die-Seguridad-social&p=309376#post309376

siehe auf diese Buchstaben "Ä" oder auch "Ü" wie sie wiedergegeben werden, dass auch schon auf 1. Seite i. g. Link.

Welchen Zeichensatz sich ein User einstellt, ist Sache des Users, und liegt nicht an der Forensoftware.
Die Funktion "UTF-8 für die Unterstützung weltweiter Sprachen verwenden" in Windows deaktivieren.
Ebenso sind die Doppel-Postings nicht auf einen Bug zurückzuführen, sonst wäre es ja bei jedem Beitrag der Fall.

ein Gast
22.12.2023, 07:40
Letzte Lieferung vor Weihnachten

vonThomas Weinmann

Heute war wieder eine besonders umfangreiche Lieferung eingetroffen. Eigentlich, wie immer in diesen Tagen, an denen auf der Erde bald – wie sie es nennen – Weihnachten gefeiert wird. Wagen um Wagen wurden herangebracht, schwer beladen mit all den vielen Gebeten der Menschen. Eine grosse Schar beauftragter Engel stürzte sich auf die unüberschaubare Flut, um wenigstens eine gewisse Ordnung in das Ganze zu bringen. Da wird mal grob zwischen Stossgebeten, gewöhnlichen Bitten, wiederkehrenden Bitten, Lobpreisungen und was es sonst noch gibt. unterschieden. Der Berg der Lobpreisungen und Danksagungen ist dabei, wie üblich, markant kleiner im Vergleich zu den Bitten. Nach etlichen Stunden Vorarbeit wurde das herrliche Himmelstor zu Gott dem Vater aufgestossen und ein vornehmer Engel brachte den ersten Wagen zu dem Allmächtigen.

Der Engel senkte seinen Blick und sprach demütig:
«Heiliger Herr, heute sind besonders viele Bitten eingetroffen.» Und er dachte so bei sich: «Unglaublich, was sich die Menschen alles so von Gott wünschen! Da sind die simplen, eher materiell ausgerichteten Wünsche, wie: Ich möchte ein Haustier, ich wünsche mir eine neue Wohnung. Und dann die Wünsche nach Erfolg: Herr, schenk, dass ich die Prüfung bestehe, dass ich den Job bekomme. Und dann die Sehnsüchte, die sich wiederspiegeln:
Ich möchte endlich eine Frau finden, ein Kind bekommen. Und die Ängste und Nöte: Mach mich endlich wieder gesund! Greif ein, dass mein Elend endlich ein Ende findet.»

Da blickte der Herr auf den Engel, dessen Gedanken er schon längst erraten hatte, und sprach: «So unglaublich viel ist es, was die Menschen von mir erhoffen! Und doch lässt sich nicht einfach alles so erfüllen – mit all ihren Wünschen würden die Menschen ein riesiges Chaos anrichten.»

Dann schwieg der Herr. Aber der Engel sah das nachdenkliche Gesicht des Allmächtigen. Und er wagte eine Frage: «Welche der Gebete sind denn die schwierigsten?»

Ohne Umschweife erwiderte der Herr:
«Das sind die WARUM Fragen».

«Warum, Gott, lässt du das zu? Warum beendest du diesen Krieg nicht? Warum musste mein Kind sterben? Warum hat mein Partner Krebs? Warum gibt es so viel Elend? Warum sind die Menschen so selbstsüchtig?»
Der Engel wagte nichts darauf zu erwidern, zumal er im Inneren selbst dachte, dass da ja durchaus etwas Wahres daran sei.

«Du kannst dies also den Menschen nachempfinden?» sprach Gott ihn an. Der Engel errötete sogleich vor Scham, überzeugt davon, dass man dem Handeln und Denken des Allmächtigen in keiner Weise zweifeln, geschweige denn widersprechen sollte.
«Die Menschen», fuhr Gott fort, «sind faszinierende Wesen. Sie sind fähig, über sich selbst nachzudenken. Sie sind sich selbst bewusst, sie folgen nicht nur einfachen Bedürfnissen und Instinkten, sie können ihr Handeln planen, überdenken. Sie haben vom Baum der Erkenntnis gegessen – darum erkennen sie. Aber das bedeutet auch, dass sie Entscheidungen treffen müssen, die in irgendeiner Weise Folgen haben werden. Und das heisst, dass sie Verantwortung übernehmen müssen. Wenn sie dabei den wichtigsten Grundsatz perfekt in Ihre Entscheidungen mit einbeziehen könnten – «liebe deinen Nächsten so wie dich selbst» – dann würde das zu einem guten Zusammenleben zwischen den Menschen und der übrigen Natur führen. Wenn sie schon die Selbstverantwortung gewählt haben, dann täte es ihnen gut, sich an meine Grundsätze zu halten.»

Nun wurde der Engel mutiger. Er wagte einzuwenden:
«Nun ist es ja aber nicht so, dass alles auf die mangelnde Verantwortung des Menschen zurückgeführt werden kann…»

«Ja, aber leider ist es sehr viel mehr, als es die Menschen wahrhaben wollen. Viel Elend ist menschengemacht – das meiste sogar – manches direkt und offensichtlich, etliches aber beruht grundsätzlich auf den weitreichenden Folgen von menschlichem Fehlverhalten».

«Die Menschen sind ein Trauerspiel für diesen fantastischen Planeten!» entfuhr es dem Engel.
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ein Gast
23.12.2023, 01:44
Papa muss Weihnachten

von Conny Cremer

Als Katharina das Klingeln hörte, wusste sie schon vor dem abheben des Hörers, dass er wieder mal nicht rechtzeitig zum Abendessen da sein würde.
Aber nicht die Tatsache, dass er wieder später kommen würde, sondern der traurige Blick ihrer Tochter schmerzte sie. Gerade mal 4 Jahre alt wusste Kassandra schon, dass es immer das Gleiche bedeutete, wenn um diese Uhrzeit das Telefon klingelte. „Papa muss noch einen Bericht fertig machen!“, „Papa muss noch einen Kollegen in die Arbeit einweisen!“, „Papa muss noch an einer Besprechung teilnehmen!“, und so weiter, und so weiter.
Das waren die Sätze, die Kassandra von ihrer Mutter hörte, wenn das Telefon die Verspätung eingeläutet hatte. Und auch die Mama fand das immer sehr traurig, denn so viel gemeinsame Zeit ging dem Vater und Ehemann verloren, weil er immer so viel anderes noch „musste“.

Und dabei war doch jetzt Advent. Die Zeit von Ruhe und Besinnlichkeit. Die Zeit, die mit der Familie verbracht werden sollte um gemeinsam Vorbereitungen für Weihnachten zu machen oder auch nur gemeinsam zur Ruhe zu kommen.
Im Kindergarten hatten sie Geschichten gehört vom gemeinsamen Backen der Plätzchen, denn dafür brauchte das Christkind Hilfe. Wäre ja auch viel zu viel Arbeit für’s Christkind all’ die Weihnachtsplätzchen für die ganze Welt alleine zu backen. Schließlich hat das Christkind ja auch Adventszeit sobald die erste Kerze brennt.
Und die ganze Familie bastelt zusammen für den Weihnachtsbaum oder vorher für den Adventskranz und evtl. auch einen Adventskalender für jeden. Aber eben zusammen, also auch mit dem Papa.
Musste Papa denn außer seiner Arbeit nicht auch für sie da sein? Für sie und ihre Mutter um alle diese schönen Sachen zusammen zu erleben? Bisher hatte er keinen Tag Zeit gehabt und morgen war schon Nikolaus. Also auch gar nicht mehr so lange hin bis Weihnachten. Ja und den Nikolaus hatte Papa letztes Jahr auch schon verpasst, so wie er es wohl auch dieses Jahr tun würde.
Katharina hob den Hörer ab und noch bevor sie sich hatte melden können hörte sie Gabriel sagen: „Nein, mein Schatz, ich werde heute nicht zu spät sein“.
Sie stutzte und fragt: „Wie meinst du das? Besser gefragt – wozu zu spät oder eben nicht?“
„Heute Abend bin ich zum Essen zu Hause. Und wenn dann der Nikolaus zu uns kommen will, dann bin ich auch da. Und überhaupt werde ich jeden Abend da sein und ganz besonders auch am Heiligen Abend“.
Katharina glaubt nicht, was sie soeben gehört hat. Noch nie hat Gabriel angerufen, wenn er pünktlich Heim kam – was sowieso selten genug passierte. Immer nur Verspätungen hatte er angekündigt oder gar plötzliche Geschäftsreisen. Dann hatte sie ihm sogar den Koffer gepackt zum Bahnhof oder Flughafen bringen müssen.
Vorsichtig fragte Katharina nach: „Also, Gabriel, versteh’ mich bitte nicht falsch, Kassandra und ich freuen uns sehr, wenn du heute da bist. Aber was ist passiert? Noch nie hast du angerufen, wenn du nicht später oder gar nicht Heim gekommen bist? Und jetzt kündigst du dich an zum pünktlich sein für heute und die ganzen kommenden Tage. Also, was ist passiert?“
Tja, was war passiert? So ganz genau wusste das Gabriel selbst nicht. Und genau erklären konnte er es genau so wenig, wie selbst genau verstehen was mit ihm heute passiert war. Er fühlte sich ein bisschen in das Charles Dickens-Märchen „Scrooge“ versetzt, wenn er an den heutigen Nachmittag zurück denkt.
Seinen neuen Kunden, mit dem er heute den ersten Termin gebucht hatte, hatte er sich doch ganz anders vorgestellt.
Die Sekretärin brachte ein kleines zierliches Mädchen in sein Büro mit den Worten: „Dein Termin, Gabriel“, und verschwand verschmitzt lächelnd.
Er hatte aufgeschaut und blickte direkt in die großen tiefblauen Augen des zierlichen Kindes, die ihn fest und durchdringend ansahen.
Eigentlich hatte es in dem Gespräch um die wesentlichen Strukturen von Gemeinschaft gehen sollen und jetzt stand da dieses Mädchen vor ihm.
Er hatte sich geräuspert und dann gesagt:
„Tja, ich glaube, du bist hier bestimmt falsch. Oder hast du dir einen Scherz mit mir erlaubt?“
„Nein“, hatte die Kleine daraufhin gemeint, „ich bin hier genau richtig und ein Scherz ist das auch nicht.“ Sie war direkt auf Gabriel um den Schreibtisch herum zugekommen, hatte sich auf seinen Schoß gesetzt und den völlig Überraschten bei den Händen gegriffen. Dann sagte sie folgendes:
„Gabriel, ich habe immer tolle Dinge erlebt genau in den Zeiten, in denen er den Menschen nur um die Familie ging. So schöne Dinge kann man gemeinsam tun und sich dabei die herrlichsten Geschenke machen. Und alles was mir wirklich etwas bedeutet war bisher selbst gemacht oder einfach nur die Zeit, die mit mir verbracht wurde. Alles kann man mit Geld kaufen, aber davon ist rein gar nichts wirklich wichtig. Denn alles, was wirklich wichtig ist, ist mit Geld nicht zu kaufen oder zu bezahlen. Zeit, miteinander und für einander. Liebe für den nächsten und besonders alle die uns nah sind.“
Dann war sie aufgesprungen und zur Tür gegangen, hatte sich zu dem mit offenem Mund da sitzenden Gabriel umgedreht und gesagt: „Merk dir das, denn genau das allein ist wichtig!“
Dann hatte sich die Tür hinter dem Kind geschlossen und Gabriel hatte da gesessen und nicht gewusst, ob er gerade geträumt hatte. Auch sich an den Kopf klopfen hatte ihm das nicht bestätigen könne. Er wollte sich gerade wieder seinen Akten widmen, aber zog dann seine Hand doch wieder zurück. Dieses Kind, wer war es und wieso hatte sie einen Termin bei ihm haben können. Er hatte seine Sekretärin dazu gerufen und diese schwor Stein und Bein, dass er weder gerade einen Termin gehabt habe, noch dass sie ihm ein kleines Mädchen ins Büro gebracht hätte. Im Gegenteil erkundigte sie sich ob bei ihm alles in Ordnung sei bevor sie das Büro wieder verließ.
Lange hatte er da gesessen und über das Geschehene oder eben nicht Geschehene nachgedacht. Dann hatte er den Hörer genommen und seine Frau angerufen, der er jetzt einfach alles so erzählte, wie er es erlebt hatte.
„Komm jetzt nach Hause, mein Schatz“, sagte Katharina zu Gabriel „und lass uns gemeinsam zu Abend essen, denn jetzt ist auch Kassandra wieder da. Sie war einige Zeit nicht zu finden.“
Und als alle drei zusammen beim Abendessen saßen, da kam der Nikolaus. „Das wird das Christkind sehr freuen“, sagte er zu Gabriel und alle drei bekamen ein kleines Geschenk.
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ein Gast
24.12.2023, 11:47
Eine Leih-Oma zum Fest

von Octavia Bender

Besinnliche und berührende Weihnachtsgeschichte

Leih-Oma zu sein ist gar nicht so einfach! Eine Leih-Oma muss in etwa die Leihoma Geschichte gleichen Qualitäten besitzen wie ein Schutzengel. Sie muss lieb und nett sein, Argusaugen haben, jeden Spaß mitmachen, rettend eingreifen und trösten, manchmal auch kuscheln – je nach Bedarf.
Der Leih-Oma-Service von Tuntenhausen wusste sehr wohl um diese Voraussetzungen und erfreute sich allgemeiner Beliebtheit. Jedes Mitglied hatte oft genug seine Qualitäten bewiesen.
Marie-Theres Waldauer war eines der fähigsten Mitglieder. Sie lebte seit einigen Jahren allein und war somit für Einsätze der besonderen Art durchaus geeignet.
Das war auch der Grund dafür, dass man ihr den kleinen Marcel anvertraute, nachdem er mit seiner Mutter in einen Autounfall verwickelt worden war. Marcel hatte großes Glück gehabt. Das Auto wurde vollkommen zerstört. Er war verängstigt und verwirrt, so dass er kaum ein Wort herausbrachte, aber körperlich hatte er außer ein paar blauen Flecken nichts weiter abbekommen. Seine Mutter dagegen war nicht ansprechbar – und es war nicht abzusehen, wann sich dieser Zustand ändern würde. Die Nachforschungen über die Identität der beiden Verletzten liefen, doch zurzeit war ihre ärztliche Versorgung wichtiger.
Der Junge brauchte nicht im Krankenhaus zu bleiben – man wollte ihn sogar gerne wieder loswerden, da gebrochene Knöchel und verzerrte Sehnen der Ski-Touristen die Kapazität des kleinen Krankenhauses bereits überstrapazierten. Man hatte sich jedoch gegen einen Heimaufenthalt entschieden, da man darauf hoffte, bald Angehörige zu finden. Außerdem brauchte der etwa Siebenjährige viel Aufmerksamkeit und Zuneigung, um seinen Schock zu überwinden. In seiner Not hatte das Krankenhaus sich an den Leih-Oma-Service gewandt und war auf Marie-Theres gestoßen.
Die saß nun neben dem Sofa, auf dem sie ein Bett für Marcel hergerichtet hatte. Ein dickes Buch lag auf ihrem Schoß, aus dem sie zeitweise vorlas. Daneben lag ihr Strickzeug für die Zeit, in der Marcel schlief. Doch die Erfahrung der letzten vier Tage hatte sie gelehrt, dass Marcel jeden Moment aufwachen konnte, um nach seiner Mami zu rufen. Oder um einfach in Tränen auszubrechen, ohne erklären zu können, was ihn so erschreckt hatte. Natürlich würde ein Kind so kurz nach einem Unfall Alpträume haben, sagte Marie-Theres sich immer wieder. Und sie musste auch zugeben, dass Marcels Zustand sich rapide verbesserte. Sorgen machten ihr vor allem die scheinbaren Gedächtnislücken. Doch die Ärzte hatten ihr versichert, dass der kleine Junge sich nach seinem Schock erst langsam in die Wirklichkeit zurücktasten musste.
Manchmal, wenn Marie-Theres an Marcels provisorischen Bett wachte, überkamen sie ungebetene Gedanken. Etwas an der Art, wie Marcel erwachte, wie er jedes Mal wieder verwirrt mit großen dunkelbraunen Augen um sich guckte, und dann beruhigt mit einem erkennenden Lächeln auf den Lippen an ihrem Gesicht hängen blieb, erinnerte sie an Sofie – ihre Tochter. Sofie musste jetzt ein Kind etwa in demselben Alter wie Marcel haben…
Marie-Theres seufzte. Sie wusste nicht einmal, ob es ein junge oder ein Mädchen war – ihr Großkind. Schon oft hatte sie sich Vorwürfe gemacht, wie sie so stur auf der Heirat hatte bestehen können. Sofie war doch selbst noch fast ein Kind gewesen – mal gerade 18 Jahre alt – als sie ihr gestand, dass sie schwanger sei.
Marie-Theres war überfordert gewesen. Sie hatte gerade ihren Mann verloren, der immer alles entschieden und geregelt hatte. Sie kämpfte damit, die Lücke zu schließen, die ihr Mann hinterlassen hatte, und damit, für sich und ihre Tochter ein Zuhause zu schaffen, dass auch ohne den Vater ein Heim sein sollte. Doch als sie dann vor dem ersten größeren Problem stand – nämlich vor der Schwangerschaft ihrer Tochter – da hatte sie alles falsch gemacht. Sie hatte darauf bestanden, dass Sofie den Vater heiratete. Doch Sofie hatte ihren eigenen Weg gewählt, sie war gegangen. Marie-Theres wurde klar, dass sie sich diesen Verlust selber zuzuschreiben hatte. Aber Sofie hatte ihr keine Chance gegeben, ihr eine geänderte Meinung einzugestehen. Sie war wie vom Erdboden verschwunden.
Mit ihrer Aufgabe als Leih-Oma versuchte Marie-Theres ein kleines bisschen von dem wieder gutzumachen, was sie falsch gemacht hatte.
Marcel rührte sich, sein kleines blasses Gesicht verzog sich weinerlich, doch dann drehte er sich nur auf die andere Seite und schlief wieder ein.
Zufrieden lächelte Marie-Theres. Es wurde eindeutig besser mit ihrem Pflegling. Fast wünschte sie sich, man würde seine Verwandtschaft nie auftreiben, sie hatte ihn liebgewonnen und würde ihn gerne noch etwas bei sich haben. Die Ärzte sagten, dass auch der Zustand der Mutter sich stabilisiere, dass es aber für einen Besuch noch zu früh sei und dass es in Ordnung wäre, wenn Marcel noch eine Weile bei ihr bliebe. Manchmal hatte Marie-Theres den Eindruck, dass die Ärzte es sich allzu leicht machten.
Nur wenige Tage später merkte sie, was für ein aufgewecktes Kerlchen Marcel in Wirklichkeit war. Er war mit dem Vorlesen längst nicht mehr zufrieden zu stellen. Er wollte nach draußen, sich die Berge ansehen, im Schnee toben. Ein Besuch im Zoo beschäftigte ihn für einige Stunden. Marie-Theres konnte ihm zu den einzelnen Tieren kaum folgen, so wirbelte er von Gehege zu Gehege. Bei der Streichelwiese blieben sie eine ganze Weile. Die Ponys hatten es Marcel angetan. Er kraulte und streichelte sie, redete mit ihnen und wollte sich gar nicht von ihnen trennen.
In Gedanken versunken beobachtete Marie-Theres den Jungen und plötzlich sah sie Sofie in ihm, als sie sieben Jahre alt war. Sie liebte auch die Ponys am meisten. Auf dieser Wiese hatte Sofie Stunden ihres Lebens verbracht. Stunden? Wenn man es zusammenzählte, mussten es Tage, ja Wochen gewesen sein! Bis die Eltern ihr ein eigenes Pony geschenkt hatten. Blacky – das kleine Shetlandpony, dem sie bald über den Kopf wuchs, es aber niemals hergeben wollte. Blacky gab es noch. Er war weit über zwanzig, aber als Gesellschafter für Bauer Hubers nervöse Traberstute war Blacky genau das richtige. Morgen würde sie mit Marcel zu Hubers gehen und ihm Blacky zeigen.
Am Abend setzte Marcel sich an den großen Küchentisch und malte. Er zeichnete alle möglichen Tiere, die er im Zoo gesehen hatte, und Marie-Theres bemühte sich, alle richtig zu erraten. Ganz zum Schluss setzte er ein Zeichen unter das Blatt Papier. Es sah aus wie eine Zickzacklinie.
„Das kann ich jetzt aber nicht deuten!“ Marie-Theres sah Marcel fragend an. „Was soll das denn sein?“
„Na, wenn man etwas gemalt hat“, erklärte Marcel, „dann muss man doch seine Anfangsbuchstaben darunter setzen, damit jeder weiß, wer’s gemalt hat.“
„Ach so, die Initialien meinst du“, lächelte Marie-Theres über die Wichtigkeit dieser Regel, dann merkte sie auf einmal das flaue Gefühl in ihrer Magengegend beim Anblick der Zackenlinie. Der Junge hatte doch nicht einmal seinen ganzen Namen gewusst, als er zu ihr kam… Sie schluckte, leckte sich über die plötzlich trockenen Lippen und fragte: „Was heißt das denn? Diese Zacken stehen doch sicher für ‚Marcel’, nicht wahr?“
„Ja, genau“, erklärte der Junge wichtig. „’M’ für Marcel, und ‚W’ für Waldauer – und damit es etwas Besonderes ist, was sonst keiner hat, schreibe ich es so eng aneinander, das…“
Waldauer!!!
„Du weißt deinen ganzen Namen?“ fragte Marie-Theres erstaunt.
Marcel guckte sie groß an. Dann nickte er.
„Aber wieso hast du es mir nicht gesagt?“
Etwas verwirrt meinte er:
„Du hast mich doch nicht gefragt, oder? Ich wusste nicht, dass ich…“
Marie-Theres hörte die Worte nicht mehr. Ihr war schwindelig und flau und einfach merkwürdig, so als schwebe sie auf einer Wolke davon. Marcel Waldauer! Marcel Waldauer, hallte es in ihrem Kopf. Das konnte doch nicht sein! Dieser kleine Junge, der so verstört zu ihr gekommen war, Vertrauen gefasst hatte und sich zu einem aufgeweckten, munteren Burschen verwandelte, hieß Waldauer! Seine Mutter, die im Krankenhaus lag, musste Sofie sein! Zumindest könnte es Sofie sein, versuchte sie sich zu bremsen. Mit zittrigen Fingern griff sie zum Telefon, drückte die Nummer des Krankenhauses und fragte auf der Station nach, wie es Marcels Mutter gehe. Sie wurde mit dem Stationsarzt weiter verbunden und wiederholte ihre Frage. Ja, Marcels Mutter sei auf dem Weg der Besserung, wurde ihr bestätigt.
„Wann dürfen wir sie besuchen kommen?“ fragte Marie-Theres nur.
„Sie haben es herausbekommen!“ stellte der Arzt staunend fest, dann fügte er vorsichtig hinzu, „ich meine…, sie wissen…?“
„Dass es sich um Sofie Waldauer handelt?“ nahm Marie-Theres dem Arzt die Worte aus dem Mund.
„Meine Tochter Sofie?“
„Hm.“

ein Gast
24.12.2023, 12:14
Liebe Leser

Dieser Thread "Weihnachten" und seine Geschichten, wurde vom:
28.11.2021 bis zum heutigen Tage 54.600 angeklickt !!
alle darin gepostet Beiträge, ”wurden im www ausgegraben".
Deshalb wird so manch einer von Euch, die eine oder andere Geschichte schon gekannt haben.

Ich hoffe aber, mit dieser kleinen Auswahl, wieder etwas Freude oder auch ein Lächeln schenken konnte.

Angedacht war aber auch, dass die eine oder andere Geschichte zum Nachdenken anregen sollte; denn wir sollten es nicht vergessen und stets daran denken, wie gut es uns trotz aller evtl. Schwierigkeiten und Probleme doch geht.

... es ist so weit, diese Weihnachtsgeschichte, soll für dieses Jahr meine letzte gewesen sein.

So Gott will ??, starte ich im nächste Jahr -zum 1.Advent- diesen Thread -mit kürzeren oder auch längeren- Geschichten wieder, es liegt aber nicht mehr in meiner Hand.

Bitte bleibt -oder werdet- wieder schön gesund.

Jetzt wünsche ich Allen noch ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr !

Stephan1
24.12.2023, 21:33
Na na na "ein Gast", ein Jährchen geht noch, mindestens!!!

ein Gast
24.12.2023, 22:42
Hola mein lieber Freund Stephan,

ich komme -morgen- über eine andere Leitung, um zu berichten !