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Thema: Flugpate nach Frankfurt gesucht

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  1. #1
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    Also, ich hab mich jetzt seit zwei Tagen bemüht, diesen Thread zu ignorieren, weil ich diese Diskussion schon zu oft geführt habe, aber jetzt wird's mir doch zu blöd. Lieber schreiben als platzen ...

    1. Wer behauptet, den frei lebenden Katzen in Deutschland ginge es schlechter (u.a. aufgrund des Klimas) als denen hier, hat sich - with all due respect - allerhöchstens sehr oberflächlich mit dem Thema beschäftigt (so à la Beckenbauer: "Isch hab in Qatar keinen einzigen Sklaven gesehen, das ist ein freiesLand da!"). Ich möchte mal behaupten, dass ich da etwas mehr weiß, nachdem ich seit drei Jahren hier täglich ungefähr zwei bis drei meiner Freizeit-Stunden im Katzenschutz zubringe. In Deutschland sind Kommunen und überregionale Tierschutzverbände ganz anders um die Kontrolle von streunenden Katzen bemüht als hier, deswegen gibt's mal von vornherein deutlich weniger (proportional zu Einwohnerzahl und Landesfläche). Zudem sind Katzen in Deutschland seit Jahren die liebsten Haustiere überhaupt, sie liegen in der Anzahl hier weit vor den Hunden. Ganz anders auf den Kanaren. Hier haben sie immer noch ein sehr schlechtes Renommee bei den meisten; sie werden als gefährliche Krankheitsüberträger, oft gar Schädlinge und als unberechenbare, einfach nicht liebenswerte, irgendwie auch unheimliche Tiere gesehen. Deswegen werden sie gern auch mal großflächig vergiftet, erschlagen, misshandelt - ungefähr so wie Ratten in Deutschland. Niemand schert sich hier darum. Zu allem Unglück haben sie hier den (vermeintlichen) Klimavorteil - d. h. frei lebende, unkastrierte Kätzinnen werfen hier bis zu viermal im Jahr (in Deutschland nur zweimal). Deshalb kommt es sehr schnell zu üblen Überpopluationen, was dann zu Futterknappheit und vor allem scheußlichen Seuchen führt. Die Tiere krepieren elendiglich an Katzenkrankheiten wie FIV, FelV, FIP etc., die Liste ist endlos. Die Zustände sind erbärmlich. Mag sein, dass es in Playa del Inglés oder Maspalomas Ecken gibt, an denen streunende Katzen es ganz gut haben: dank Touristen und dank mehrere privater Protectoras (natürlich meist von Deutschen geführt), die sich da unten den Arsch für sie aufreißen und auf private Kosten kastrieren und füttern (in vielen Gemeinden übrigens immer noch illegal). Wer behauptet, den hiesigen Katzen ginge es besser als denen in Deutschland, den lade ich herzlich ein zu einer Tour durch die Katzenkolonien von Las Palmas oder den Städten im Norden oder im Bergland - wenn er danach mit Kotzen fertig ist, wird er eines Besseren belehrt sein, garantiert. Einfach mal an der Avenida Marítima anfangen, danach habt ihr schon genug.

    2. Abgesehen von diesen Zuständen - wer von Euch war schon mal im hiesigen "Tierheim" (es widerstrebt mir, das zu schreiben, denn das ist immer noch in erster Linie eine Tötungsanstalt) von Bañaderos in den Katzen"gehegen"? Keiner? Dann macht mal - am besten so ein paar Wochen hintereinander. Und anschließend geht mal in ein deutsches Tierheim und dann erzählt mir noch mal, dass man besser keine Katze hier, sondern in Frankfurt aus dem Tierheim holen sollte - wenn Ihr es dann noch wagt! Die Katzen in Frankfurt (ich bin mit einer Tierärztin befreundet, die im Tierheim Mainz arbeitet, aber die Zustände sind da überall ähnlich) werden supergut betreut, gehätschelt und versorgt und dann mit großem Aufwand und Mühe vermittelt. Keine Katze wird dort eingeschläfert, es sei denn, sie ist schwer krank und nicht zu retten. Kürzlich hat ein Katerchen im Tierheim Mainz eine Interferon-Behandlung über mehrere Wochen gebraucht, das hat mehrere Tausend Euro gekostet und wurde völlig ohne Diskussion gemacht, weil es ein junges Tier war und weil man ihn eben nicht aufgeben wollte.

    In Bañaderos fliegen die Katzen ohne Untersuchung oder gar Impfung in zwei Gehege - rechts Männchen, links Weibchen (wenn man Glück hat, wenn der Pfleger einen schlechten Tag hat, wandert auch mal ein nicht kastrierter Kater ins Weibchengehege versehentlich und am nächsten Tag hat man dann noch zwanzig trächtige Weibchen mehr, deren Junge keiner will ....). Die Katzen werden weder vorher auf Krankheiten getestet, noch im Krankheitsfall ordentlich behandelt oder isoliert. Da pro Tag ungefähr 5 - 20 neue Katzen reinkommen, kann man sich leicht ausrechnen, was da für eine Sterberate herrscht, allein aufgrund der oben schon erwähnten Katzenkrankheiten. Ein weiterer Teil stirbt aufgrund von Verletzungen durch Kämpfe (sperrt man sechzig nicht kastrierte Kater auf ungefähr 30 qm in ein Gehege, passiert das halt schon mal). Und ein weiterer Teil geht einfach ein, weil er aufhört zu fressen und "aufgibt" - Katzen sind extrem sensibel und können mit dieser Situation einfach schlecht umgehen. Das ist alles durchaus gewollt so, so erspart man sich nämlich die Kosten und den Aufwand der Einschläferungen, die nötig werden, wenn zu viele Katzen zu lange da drin überleben. Das denke ich mir nicht aus - wir waren zwei Jahre lang als Voluntarios dort und haben in dieser Zeit aus eigener Tasche privat eine Tierärztin bezahlt, die mit uns einmal in der Woche dort war, um die Katzen vor Ort wenigstens ein bisschen zu behandeln und die schlimmsten Krankheiten einzudämmen. Was dazu führte, dass die Sterblichkeitsrate tatsächlich drastisch sank - und wir dann eines Tages aufgefordert wurden, doch bitte mal eben dreißig Katzen auszuwählen, die eingeschläfert werden sollten, weil kein Platz mehr da war und das ja unsere Schuld sei. (Übrigens einer der Gründe, wieso wir dort nicht mehr tätig sind.) So was würde in Deutschland EINmal passieren, dann läge dieses Tierheim aber fix in Schutt und Asche! Hier passiert das täglich. Wie gesagt - einfach mal vor Ort anschauen und dann den Direktvergleich mit einem deutschen Tierheim suchen, dann sieht auch ein Blinder, dass eine Katze in einem deutschen Tierheim den Himmel auf Erden hat, und eine Katze in Bañaderos schlicht die Hölle. (Was nicht heißt, dass man in deutschen Tierheimen keine Katzen adoptieren sollte, aber das tun ja auch viele, die meisten sogar, wie viele Leute machen sich denn die Mühe und nehmen die zusätzlichen Kosten auf sich, wirklich eine Katze von hier zu nehmen?)

    3. Ich bin durchaus der Meinung, dass man langfristig das Problem nachhaltig nur löst, wenn man vor Ort eine Veränderung im Bewusstsein und Verhalten der kanarischen Bevölkerung erzielt. Daran arbeiten wir auch sehr intensiv - meine Gatopción-Katzenseite hat auf Facebook mittlerweile 7.800 Follower und ist bewusst nur auf spanisch gehalten, weil es unser erklärtes Ziel ist, Katzen von hier auch an Menschen von hier zu vermitteln und das Problem eben NICHT einfach zu exportieren. Nichtsdestotrotz ist das eine sehr langfristige, mühselige Klein-Klein-Arbeit, die da zu leisten ist - die leben hier ja in vieler Hinsicht schlicht noch im Mittelalter, was Tierschutz und einiges andere angeht. Oder kann sich jemand in Deutschland selbst im letzten Bergdorf noch jemanden vorstellen, der bei einem Hausbrand schnell erst mal eine dreifarbige Katze ins Feuer wirft, bevor er die Feuerwehr ruft, weil das nämlich den Brand löschen soll?? Oder einen fünfzigjährigen Vorstandsvorsitzenden eines durchaus großen Unternehmens, der mitten im Gespräch mit einem Kunden die Straßenseite wechselt, weil ihm eine schwarze Katze entgegen kommt und das Unglück bringt? Hab ich hier alles schon erlebt. Insofern bin ich einfach nur froh für jedes arme Katzentier, das ein gutes Zuhause bekommt - es ist mir sch...egal ob hier oder in Deutschland oder auf dem Mond, ganz ehrlich. Ich promote die Deutschland-Vermittlung von Katzen nicht, aber wenn es sich so ergibt, weil sich z. B. im Urlaub jemand in eine bestimmte Katze verliebt, dann unterstütze ich das aus vollem Herzen. (Und wenn's Fragen zu den Formalitäten gibt, einfach PN, ich helfe gern!)

    Schönen Tag weiterhin!

  2. #2
    Centilfolia, ich beobachte das gleiche und stimme Dir 100% zu. Hab selbst zwei Straßenkatzen von Playa del Inglés als "Lebensgefährten" adoptiert und kann mir keine besseren Freunde vorstellen. Man muss Katzen einfach verstehen und dann kommt wahre Freude auf!

  3. #3
    Insider
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    @centifolia: vielen Dank für Deine erstklassigen, fundierten Informationen! Ich finde es gut, dass Du die Auslandsvermittlung von Katzen nicht promotest, aber durchaus unterstützt. Wenn sich jemand in ein Tier verliebt (und hoffentlich umgekehrt) und es als Familienmitglied aufnehmen möchte, besser geht es nicht und das sollte natürlich unterstützt werden. Das hatte ich bereits auch geschrieben. Dass es vielen Katzen auf den Kanaren dreckig geht steht auch außer Frage, aber ich kann Dir zuverlässig sagen, daß ein Großteil der herrenlosen deutschen Katzen auch fern von einem auch nur einigermaßen guten Leben sind. Vielleicht kümmern sich in manchen großen Städten genug Menschen um das Problem, aber der meistens ist es anders.
    Es ist gerade mal eine Woche her, dass ich vor 14 in der Regentonne langsam ersäuften Katzenkadavern (inkl. Welpen) stand und die restlichen vier, noch auf den Tod wartenden, retten konnte. Diese wurden erstmal auf dem Hof einer langjährigen Katzenfreundin untergebracht und ich möchte hier gar nicht näher darauf eingehen, mit welchen Anfeindungen diese Frau zu kämpfen hat. Sogar eines ihrer Kinder würde schon von einem auf Katzenjagd losgelassenen Hund gebissen als es ein Kätzchen in Sicherheit bringen wollte.
    Es gibt überall solche und solche Menschen und abergläubische, die bei schwarzen Katzen die Richtung wechseln, sowieso jede Menge.
    Es ist toll, dass Du Dich so sehr für die kanarischen Katzen einsetzt und ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft für Deine Arbeit und die Zustände besser werden!
    Damit verabschiede ich mich aus diesem Thema.

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