In der morgigen FAZ am Sonntag gibt es einen Artikel über die kanarische Insel La Graciosa, der aber auch Allgemeines zu den Kanaren enthält. Vielleicht ganz interessant, wie sich momentan die generelle Situation bzgl. des schwierigen Neuanfangs der Tourismusbranche hier darstellt:

"[...] Die Kanaren bekamen das Virus als Erste zu spüren. Anfang Februar war ein deutscher Tourist auf La Gomera der erste Corona-Fall in ganz Spanien. Die Touristen verließen wenig später fluchtartig das Archipel. Ähnlich wie die Balearen schotteten sich die Kanaren von der Außenwelt ab und bekamen die Pandemie besser in den Griff als andere spanische Regionen. Mehr als 2200 Infizierte und mehr als 140 Tote wurden auf der Inselgruppe registriert. Bestärkt durch ihre Erfolge im Kampf gegen Covid-19 bietet sich die Kanarische Regionalregierung als das „Labor“ für den touristischen Neuanfang an. An Ideen mangelt es nicht: Es ist von einer TrackingApp die Rede, die jede Bewegung und jeden Kontakt eines Touristen nachverfolgt. Zu Gesundheitskontrollen bei An- und Abreise könnte eine Art Covid-Pass kommen, der Infektionen dokumentiert.

„Das klingt für mich zu sehr nach Science Fiction“, sagt Agustin Santana, Professor für Tourismus an der Universität von La Laguna auf Teneriffa. Schon juristisch sei eine solche App mit sensiblen Gesundheitsdaten aus verschiedenen europäischen Ländern schwer vorstellbar. Klar ist für ihn aber zumindest, dass nach dem Sieg über die Pandemie auf den Kanaren vieles um einiges teurer sein wird. Mehr Infektionsschutz wird die Kosten in Hotels, Flugzeugen und an den Stränden in die Höhe treiben, was sich in den Preisen niederschlagen wird. Gleichzeitig wird Corona Folgen für das Reisebudget der bisherigen Gäste haben. Millionen Angehörige der Mittelschicht sind in Kurzarbeit und von Arbeitslosigkeit bedroht. Statt nach Spanien zu fliegen, wird der Urlaub zu Hause oder bei billigeren Konkurrenten wie der Türkei zur Alternative.

Auf den Kanaren bekam man im vergangenen Herbst nach dem Bankrott des Reiseanbieters Thomas Cook schmerzhaft zu spüren, wie groß die Abhängigkeit von den Urlaubern ist: Mehr als dreizehn Millionen Ausländer kamen im vergangenen Jahr; die zweitgrößte Gruppe nach den Briten stellten Deutsche. Rund vierzig Prozent der Arbeitsplätze und mehr als ein Drittel der Wirtschaftsleistung der Inseln hängen von den Urlaubern ab, die vorerst gar keine Chance haben, zurückzukehren. Auf den Kanaren landeten auch an diesem Wochenende keine Direktflüge aus Deutschland. Dabei dürfen von Montag an auf allen Inseln die Hotels wieder öffnen, wenn auch mit deutlichen Einschränkungen. Dann folgt vorerst die Hälfte Spaniens dem Weg von La Graciosa in die „Phase 1“ des Lockerungsplans. Mindestens die Hälfte der Betten müsste belegt sein, um etwas zu verdienen, sagen Hoteliers. Die meisten Häuser bleiben daher nicht nur auf den Kanaren geschlossen. In den nächsten beiden Wochen dürfen dort die Bewohner weiterhin ihre Inseln nicht verlassen. [...]"