Bastian Schweinsteiger und Arjen Robben freuen sich auf Weihnachten.
Schweinsteiger sagt: "Dieses Jahr ist Heiligabend an einem Freitag!"
Sagt Robben: "Hoffentlich nicht an einem 13.!"
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Bastian Schweinsteiger und Arjen Robben freuen sich auf Weihnachten.
Schweinsteiger sagt: "Dieses Jahr ist Heiligabend an einem Freitag!"
Sagt Robben: "Hoffentlich nicht an einem 13.!"
Ich glaube hier -in der Witzeabteilung- sind kleinere oder auch längere Geschichten zur Weihnachtszeit richtig aufgehoben ?
Wenn es meine Zeit erlaubt, werde ich jeden Tag eine "Geschichte" hier posten.
Einen schönen 1. Advent -vom Polarkreis- wünsche ich mit diesem:
Weihnachtsbraten
es ist eine satirische Betrachtung von "Hans-Christian Krull".
Haben Sie schon einen Weihnachtsbraten?
Ich habe ihn kürzlich besorgt. Es war allerdings nicht leicht, ein Stück Wildbret zu ergattern, das nicht unbedingt aus Neuseeland stammt und schon eine Weltreise hinter sich hat.
Ich hätte gern die Hirschkeule, sprach ich die Verkäuferin hinter der Theke an und fragte sie gleichzeitig, ob sie etwas zu der Herkunft des Fleisches sagen könne. Sie sah mich mit großen Augen an und meinte, das müsste eigentlich aus der Region kommen. Mit dieser Antwort konnte ich mich nun wirklich nicht zufrieden geben, denn was bedeutet schon eigentlich.
Sie müsse doch einen Nachweis darüber haben, eine Art Zertifikat, entgegnete ich. Es müsse doch rückverfolgbar sein, wo das Tier gelebt, wie es gelebt und wer es letztlich gejagt und erlegt hat. Darüber hinaus sollte ein Schulungsnachweis vorliegen, ob der Jäger auch eine Sicherheitsbelehrung über den Waffengebrauch bekommen hat und ob er zertifizierte, lebensmitteltaugliche, metalldetektierbare Munition verwendete. Wichtig sei auch noch, fügte ich an, dass im Rahmen der Messerpolice sein Jagdmesser entsprechend sicher sei und nach jedem Gebrauch hoffentlich ausreichend desinfiziert wird, mit einer Desinfektionslösung, die lebensmittelverträglich und nicht umweltschädlich ist. Welche Arbeitskleidung trug der Jäger, während er den hoffentlich gleich tödlichen Schuss abgegeben hat? Geschah dies von einem Hochsitz aus, auf dem die Kleidung mit Holzsplittern kontaminiert hätte werden können? Hatte der Jäger die Möglichkeit, sich die Hände zu waschen und zu desinfizieren, bevor er sein erlegtes Wildbret aufbrach? Hat etwa sein Hund an dem erlegten Tier geschnüffelt? Was hatte der Hund zuvor gefressen? Woher stammte das Hundefutter? Gab es für das Hundefutter ein Zertifikat, das Salmonellenfreiheit bescheinigt? Wann wurde der Betrieb, in dem das Hundefutter hergestellt wurde, zertifiziert? Handelte es sich um einen ausgebildeten Jagdhund mit entsprechendem Ausbildungsnachweis eines anerkannten Hundetrainers? Ist der Jäger im Besitz eines gültigen Hundeführerscheines?
Ob Sie denn wisse, fragte ich weiter, ob das Tier nach dem tödlichen Schuss auf dem nackten Waldboden aufgebrochen wurde, etwa inmitten von Bäumen oder gar in einer Schonung? Fremdkörper, Ungeziefer hätten so freie Bahn, das Fleisch zu kontaminieren. Auch gab ich zu bedenken, dass der vermooste Waldboden jenseits des zulässigen PH-Wertes liegen könnte und Pilze und Sporen somit toxische Reaktionen auslösen würden. Darüber hinaus wäre es gut zu wissen, wie sich das Tier denn wohl ernährte, als es noch lebte. Hat es Eicheln und Kastanien gefressen, stammten diese denn wohl auch aus zertifiziertem Saatgut, das sich im Rahmen der Nachhaltigkeit in kontrolliertem Anbau entwickelt hat?
Sollte es sich nicht um freilebendes Wild handeln, sondern um gezüchtetes Rotwild, so müsse sichergestellt sein, dass der die Weide umgebende Elektrozaun mit Strom aus nachhaltiger Energie versorgt werde, also auf keinen Fall dürfe Atomstrom im Spiel sein. Kann ich mir beim Kauf des Fleisches sicher sein, dass Waldspaziergänger, denen man den Zutritt zum Wald schlecht verweigern kann, sich an die Hygienebestimmungen und Verhaltensrichtlinien halten und auf keinen Fall Erdnüsse mit sich führen, diese weder verzehren, um durch den Atem die reine Waldluft nicht zu kontaminieren, noch etwa verlieren, denn sonst müsse das Fleisch entsprechend deklariert werden – kann Spuren von Erdnüssen enthalten, weil die Gefahr besteht, dass die Tiere des Waldes die verlorenen Erdnüsse gefressen haben könnten.
Ich hatte das Gefühl, die Verkäuferin hörte überhaupt nicht mehr zu, denn sie drückte heftig auf ihrem Handy herum und inzwischen wurde auch die Menschenschlange, die sich hinter mir gebildet hatte, etwas unruhig. Aus der Ferne vernahm ich ein sich schnell näherndes Tatü Tata. Kurze Augenblicke später bemerkte ich quasi aus den Augenwinkeln, dass weiß gekleidete Männer in den Verkaufsraum stürmten und mir ein schürzenähnliches Gebilde umbanden …………….
Die Diagnose, die man mir in der Klinik eiskalt und unverblümt ins Gesicht schleuderte, lautete:
Auditwahn
Apfent Apfent
der Bärwurz brennt
von Toni Lauerer
eingeschickt von Rainer Glosse, Claudia Sevignani und Thomas Karle
Der Apfent ist die schönste Zeit vom Winter.
Die meisten Leute haben im Winter eine Grippe. Die ist mit Fieber.
Wir haben auch eine. Aber die ist mit Beleuchtung. Und man schreibt sie mit K.
Drei Wochen bevor das Christkindl kommt, stellt der Papa die Krippe im Wohnzimmer auf und meine kleine Schwester und ich dürfen mithelfen.
Viele Krippen sind dodal langweilig, aber die unsere nicht, weil wir haben mords tolle Figuren drin. Ich habe einmal den Josef und das Christkindl auf unseren Ofen gestellt damit sie es schön warm haben. Aber es war ihnen zu heiß.
Das Christkindl ist ganz schwarz g'wordn und den Josef hat's in lauter Trümmer zerrissn. Ein Fuß von ihm ist bis in den Plätzlteig geflogen und das war kein schöner Anblick. Meine Mama hat mich geschimpft und gesagt, daß nicht einmal die Heiligen vor meiner Blödheit sicher sind. Wenn Maria ohne Mann und ohne Kind in der Krippe herumsteht, schaut es nicht gut aus.
Aber ich habe gottseidank viele Figuren in meiner Spielkiste und der Josef ist jetzt Donald Duck. Als Christkindl wollte ich den Asterix nehmen, weil der ist als einziger so klein, dass er in den Futtertrog gepasst hätte. Da hat meine Mama gesagt, man kann doch als Christkindl keinen Asterix hernehmen, da ist ja das verbrannte Christkindl noch besser.
Es ist zwar schwarz, aber immerhin ein Christkindl. Hinter dem Christkindl stehen zwei Oxen, ein Esel, ein Nilpferd und ein Brontosaurier. Das Nilpferd und den Brontosaurier hab ich hingestellt, weil der Ox und der Esel waren mir allein zu langweilig.
Links neben dem Stall kommen gerade die Heiligen Drei Könige daher. Ein König ist dem Papa im letzten Apfent beim Putzen runtergefallen und war dodal hin. Jetzt haben wir nur noch Zwei heilige Könige und einen heiligen Batman als Ersatz.
Eigentlich wollte ich ja Vier Heilige Drei Könige, doch der Spiderman muss ja im Stall auf die ********************erten Schafe aufpassn. Normal haben die Heiligen Könige einen Haufen Zeug für das Christkindl dabei, nämlich Gold, Weihrauch und Pürree. Von den unseren hat einer anstatt Gold ein Kaugummipapierl dabei, das glänzt auch schön. Der andere hat eine Marlboro in der Hand, weil wir keinen Weihrauch haben. Aber die Marlboro raucht auch schön, wenn man sie anzündet. Der heilige Batman hat eine Pistole dabei. Das ist zwar kein Geschenk für das Christkindl, aber damit kann er es vor dem Saurier beschützen.
Hinter den Heiligen sind ein paar rothäutige Indianer und ein kaasiger Engel. Dem Engel ist ein Fuß abgebrochen, darum haben wir ihn auf ein Motorrad gesetzt, damit er sich leichter tut. Mit dem Motorrad kann er fahren, wenn er nicht gerade fliegt. Rechts neben dem Stall haben wir ein Rotkäppchen hingestellt. Sie hat eine Pizza und drei Weizen für die Oma dabei und reißt gerade eine Marone ab. Einen Wolf haben wir leider nicht. Dafür lurt hinter dem Baum ein Bummerl als Ersatz-Wolf hervor, mehr steht in unserer Krippe nicht.
Aber das reicht voll. Am Abend schalten wir die Lampe an und dann ist unsere Krippe erst richtig schön. Wir sitzen so herum und singen Lieder vom Apfent.
Manche gefallen mir, aber die meisten sind mir zu lusert. Mein Opa hat mit ein Gedicht vom Apfent gelernt und das geht so: "Apfent, Apfent, der Bärwurz brennt. Erst trinkst oan, dann zwoa - drei - vier, dann hauts'de mit deim Hirn an d'Tür" Obwohl das Gedicht ganz schön ist, hat die Mama g'sagt, dass ich es mir nicht merken darf.
Im Apfent wird auch gebastelt. Wir haben eine große Schüssel voll Nüsse und eine kleine voll mit Goldstaub. Darin wälzen wir die Nüsse, bis sie goldern sind und das Christkindl hängt sie später an den Christbaum. Man darf gar net fest schnaufen, weil der Goldstaub ist dodal leicht und er fliegt überall rum wenn man hineinschnauft.
Einmal hab ich vorher in den Goldstaub ein Niespulver hineingetan und wie der Papa die erste Nuss dann drin gewälzt hat, hat er einen Nieserer gmacht, dass es ihn grissn hat und sein Gsicht war goldern und die Nuss nicht. Die Mama hat ihn dann geschimpft weil er keine Beherrschung hat und sie hat gsagt, dass er sich dümmer anstellt als ein Kind. Dann war der Papa recht z'wieder und er hat nicht mehr mitgetan. Er hat nur gsagt, dass bei dem Goldstaub irgendwas net stimmt. Ich habe mich sehr gefreut, weil es war insgesamtein lustiger Apfentabend.
Kurz vor Weihnachten müssen wir unsere Wunschzettel schreiben. Meine Schwester wünscht sich meistens Puppen oder sonst ein Glump. Ich schreibe vorsichtshalber gleich mehr Sachen drauf und zum Schluss schreibe ich dem Christkindl, es soll einfach soviel kaufen, bis das Geld ausgeht. Die Mama sagt, das ist eine Unverschämtheit und irgendwann bringt mir das Christkindl gar nix mehr, weil ich nicht bescheiden bin. Aber bis jetzt habe ich immer etwas gekriegt.
Und wenn ich groß bin und ein Geld verdiene, dann kaufe ich mir selber etwas und bin auch überhaupt nicht bescheiden. Dann kann sich das Christkindl von mir aus ärgern, weil dann ist es mir wurscht.
Bis man schaut ist der Apfent vorbei und Weihnachten aus. Und mit dem restlichen Jahr geht es auch dahin. Die Geschenke sind ausgepackt und man kriegt bis Ostern nix mehr, höchstens wenn man Geburtstag hat.
Aber eins ist Gewiss: Der Apfent kommt immer wieder...
Das attraktive Seifenschälchen
von Rita Fehling
War das mal wieder ein Stress dieses Jahr vor dem Fest!
Essen vorbereitet für drei Tage, die Wohnung geputzt und dekoriert, Weihnachtskarten geschrieben und viele, viele Geschenke gekauft. Morgen ist Heiligabend und ich bin heilfroh, dass jetzt wirklich alles fertig ist. Jetzt können wir uns in Ruhe auf die Feiertage freuen. Was jetzt nicht besorgt ist, das fehlt dann eben.
Da fällt mir ein, dass ich meiner Nachbarin, Frau Neuhaus, versprochen hatte, nochmal kurz auf eine Tasse Kaffee bei ihr vorbeizukommen. Kann man einen Tag vor Weihnachten jemanden besuchen, ohne ein Geschenk dabei zu haben? Eigentlich nicht. Weihnachten ist doch das Fest des Gebens. Aber was tun? Die Geschäfte sind geschlossen. Da habe ich die rettende Idee und mir fällt ein, dass ich zu einem ähnlichen Anlass im letzten Jahr von der Mutter eines Freundes meines Sohnes ein attraktives Seifenschälchen bekommen habe. Es sah ein bisschen aus wie ein Werbegeschenk, das man bei diesen Kaffeefahrten bekommt. Ich habe es nicht benutzt, genauer gesagt hatte ich es ausgepackt und irgendwo in der Schublade verstaut, in der die Dinge aufbewahrt werden, für die es keinen richtigen Platz gibt. Ja, denke ich, Seifenschälchen gehen immer. Ich krame das etwas verstaubte Teil aus der Schublade hervor, packe es noch nett ein und mache mich auf den Weg zu meiner Nachbarin. Sie hatte noch ein paar andere Frauen eingeladen.
Er war wirklich nett, unser kleiner vorweihnachtlicher Plausch bei Kaffee, Kuchen und Kerzenlicht. Bis auf die Kleinigkeit und Peinlichkeit, als die Nachbarin die mitgebrachten Geschenke auspackte. Frau Jäger, besagte Mutter des Freundes meines Sohnes, war nämlich auch da und ich wollte am liebsten im Boden versinken, wenn ich mir vorstellte, was passieren würden wenn sie ihr Seifenschälchen wieder erkannte.
"Ach, wie entzückend, ein Kerzenständer!"
Frau Neuhaus war begeistert. Der Kerzenständer war eine Gabe von Frau Martin von gegenüber. Frau Neuhaus strahlte Frau Martin an und bedankte sich.
Die aber strahlte nicht zurück sondern sah hochroten Kopfes die neben sich sitzende Frau Jäger an, die ziemlich zynisch zischte: "Der kommt mir aber bekannt vor." Vermutlich hatte Frau Jäger also im letzten Jahr den Kerzenständer Frau Martin geschenkt, die ihn in diesem Jahr an Frau Neuhaus weitergereicht hatte. Kein Grund zur Aufregung, dachte ich noch, als Frau Neuhaus mein Päckchen mit dem attraktiven Seifenschälchen auspackte.
"Wunderschön", rief sie und ich warf einen demütigen Blick auf Frau Jäger. Doch die schien sich, manchmal hat man eben Glück, nicht an das Seifenschälchen zu erinnern. Inzwischen packte meine Nachbarin das nächste Geschenk aus mit den Worten:
"Ich bitte Sie, das wär doch nicht nötig gewesen, Sie sollten mir doch nichts mitbringen."
Nein, das hätten wir wohl nicht tun sollen, denn in dem Paket von Frau Becker steckte ein mit weihnachtlichen Motiven geschmückter Kaffeebecher, dessen Anblick Frau Neuhaus mit großer Wiedersehensfreude erfüllte.
Ich habe später alle Beteiligten getrennt voneinander befragt, konnte aber den Gang von Kerzenständer, Seifenschälchen und Kaffeebecher nicht ganz bis zum Jahr des käuflichen Erwerbens zurückverfolgen.
Unbestätigten Gerüchten zufolge sollen alle Damen vor Jahren einmal an einer Kaffeefahrt teilgenommen haben.
Der Christbaumständer
Verfasser Heinz Günter Raspe
Beim Aufräumen des Dachbodens - ein paar Wochen vor Weihnachten -entdeckte ein Familienvater in einer Ecke einen ganz verstaubten, uralten Weihnachtsbaumständer. Es war ein besonderer Ständer mit einem Drehmechanismus und einer eingebauten Spielwalze. Beim vorsichtigen Drehen konnte man das Lied "O du fröhliche" erkennen. Das musste der Christbaumständer sein, von dem Großmutter immer erzählte, wenn die Weihnachtszeit herankam. Das Ding sah zwar fürchterlich aus, doch da kam ihm ein wunderbarer Gedanke. Wie würde sich Großmutter freuen, wenn sie am Heiligabend vor dem Baum säße und dieser sich auf einmal wie in uralter Zeit zu drehen begänne und dazu "O du fröhliche" spielte. Nicht nur Großmutter, die ganze Familie würde staunen.
Es gelang ihm, mit dem antiken Stück ungesehen in seinen Bastelraum zu verschwinden. Gut gereinigt, eine neue Feder, dann müsste der Mechanismus wieder funktionieren, überlegte er. Abends zog er sich jetzt geheimnisvoll in seinen Hobbyraum zurück, verriegelte die Tür und werkelte. Auf neugierige Fragen antwortete er immer nur "Weihnachtsüberraschung". Kurz vor Weihnachten hatte er es geschafft. Wie neu sah der Ständer aus, nachdem er auch noch einen Anstrich erhalten hatte.
Jetzt aber gleich los und einen prächtigen Christbaum besorgen, dachte er. Mindestens zwei Meter sollte der messen. Mit einem wirklich schön gewachsenen Exemplar verschwand Vater dann in seinem Hobbyraum, wo er auch gleich einen Probelauf startete. Es funktionierte alles bestens. Würde Großmutter Augen machen!
Endlich war Heiligabend.
"Den Baum schmücke ich alleine", tönte Vater. So aufgeregt war er lange nicht mehr. Echte Kerzen hatte er besorgt, alles sollte stimmen. "Die werden Augen machen", sagte er bei jeder Kugel, die er in den Baum hing. Vater hatte wirklich an alles gedacht. Der Stern von Bethlehem saß oben auf der Spitze, bunte Kugeln, Naschwerk und Wunderkerzen waren untergebracht, Engelhaar und Lametta dekorativ aufgehängt. Die Feier konnte beginnen.
Vater schleppte für Großmutter den großen Ohrensessel herbei. Feierlich wurde sie geholt und zu ihrem Ehrenplatz geleitet. Die Stühle hatte er in einem Halbkreis um den Tannenbaum gruppiert. Die Eltern setzten sich rechts und links von Großmutter, die Kinder nahmen außen Platz. Jetzt kam Vaters großer Auftritt. Bedächtig zündete er Kerze für Kerze an, dann noch die Wunderkerzen. "Und jetzt kommt die große Überraschung", verkündete er, löste die Sperre am Ständer und nahm ganz schnell seinen Platz ein.
Langsam drehte sich der Weihnachtsbaum, hell spielte die Musikwalze "O du fröhliche". War das eine Freude! Die Kinder klatschten vergnügt in die Hände. Oma hatte Tränen der Rührung in den Augen. Immer wieder sagte sie: "Wenn Großvater das noch erleben könnte, dass ich das noch erleben darf." Mutter war stumm vor Staunen.
Eine ganze Weile schaute die Familie beglückt und stumm auf den sich im Festgewand drehenden Weihnachtsbaum, als ein schnarrendes Geräusch sie jäh aus ihrer Versunkenheit riss. Ein Zittern durchlief den Baum, die bunten Kugeln klirrten wie Glöckchen. Der Baum fing an, sich wie verrückt zu drehen. Die Musikwalze hämmerte los. Es hörte sich an, als wollte "O du fröhliche" sich selbst überholen. Mutter rief mit überschnappender Stimme: "So tu doch etwas!" Vater saß wie versteinert, was den Baum nicht davon abhielt, seine Geschwindigkeit zu steigern. Er drehte sich so rasant, dass die Flammen hinter ihren Kerzen hinterher wehten. Großmutter bekreuzigte sich und betete.
Dann murmelte sie: "Wenn das Großvater noch erlebt hätte."
Als Erstes löste sich der Stern von Bethlehem, sauste wie ein Komet durch das Zimmer, klatschte gegen den Türrahmen und fiel dann auf Felix, den Dackel, der dort ein Nickerchen hielt. Der arme Hund flitzte wie von der Tarantel gestochen aus dem Zimmer in die Küche, wo man von ihm nur noch die Nase und ein Auge um die Ecke schielen sah. Lametta und Engelhaar hatten sich erhoben und schwebten wie ein Kettenkarussell am Weihnachtsbaum.
Vater gab das Kommando "Alles in Deckung!"
Ein Rauschgoldengel trudelte losgelöst durchs Zimmer, nicht wissend, was er mit seiner plötzlichen Freiheit anfangen sollte. Weihnachtskugeln, gefüllter Schokoladenschmuck und andere Anhängsel sausten wie Geschosse durch das Zimmer und platzten beim Aufschlagen auseinander.
Die Kinder hatten hinter Großmutters Sessel Schutz gefunden. Vater und Mutter lagen flach auf dem Bauch, den Kopf mit den Armen schützend. Mutter jammerte in den Teppich hinein: "Alles umsonst, die viele Arbeit, alles umsonst!" Vater war das alles sehr peinlich. Oma saß immer noch auf ihrem Logenplatz, wie erstarrt, von oben bis unten mit Engelhaar und Lametta geschmückt. Ihr kam Großvater in den Sinn, als dieser 14-18 in den Ardennen in feindlichem Artilleriefeuer gelegen hatte. Genau so musste es gewesen sein. Als gefüllter Schokoladenbaumschmuck an ihrem Kopf explodierte, registrierte sie trocken "Kirschwasser" und murmelte:
"Wenn Großvater das noch erlebt hätte!"
Zu allem jaulte die Musikwalze im Schlupfakkord "O du fröhliche", bis mit einem ächzenden Ton der Ständer seinen Geist aufgab.
Durch den plötzlichen Stopp neigte sich der Christbaum in Zeitlupe, fiel aufs kalte Buffet, die letzten Nadeln von sich gebend.
Totenstille!
Großmutter, geschmückt wie nach einer New Yorker Konfettiparade, erhob sich schweigend. Kopfschüttelnd begab sie sich, eine Lamettagirlande wie eine Schleppe tragend, auf ihr Zimmer. In der Tür stehend sagte sie:
"Wie gut, dass Großvater das nicht erlebt hat!"
Mutter, völlig aufgelöst zu Vater: "Wenn ich mir diese Bescherung ansehe, dann ist deine große Überraschung wirklich gelungen."
Andreas meinte:
"Du, Papi, das war echt stark! Machen wir das jetzt Weihnachten immer so?"
Der kleine Flori und der Nikolaus
Von Irina Korschunow
Der kleine Flori war vom ersten Schultag an ein ganz schlimmer Schlamper. Dauernd ließ er irgend etwas im Schulzimmer liegen, die Mütze oder seine Handschuhe, die Fibel, das Rechenbuch, die Tafel, ein Heft oder das Federmäppchen. Ja, manchmal vergaß er sogar alles miteinander und lief mit leerem Schulranzen heim. Und es kam noch schlimmer: Eines Nachmittags nämlich, als Flori die vergessene Fibel holen wollte, lag sie nicht mehr auf seiner Bank; Flori suchte und suchte, aber die Fibel war wie weggeblasen. Am nächsten Tag konnte Flori das Rechenbuch nicht finden, am übernächsten Tag war die Tafel fort. Das war kurz vor dem Nikolaustag, und die Mutter meinte: "Ich glaube, diesmal bringt der Nikolaus höchstens eine Rute.
Aber das glaubte der kleine Flori auf keinen Fall. In den vergangenen Jahren war der heilige Nikolaus immer nett zu ihm gewesen, obwohl er schon damals herumgetrödelt und nie aufgeräumt hatte. Sicher würde der Nikolaus auch in diesem Jahr nichts von der Schlamperei gemerkt haben und wieder die guten Mandellebkuchen mitbringen, die Flori so gerne aß und die nur der Nikolaus hatte.
Ja, und dann kam er, der Nikolaus! Er pochte laut an der Tür und stapfte herein in seinem roten Mantel und mit der Bischofsmütze aus Gold. Auch einen vollen Sack hatte er dabei, an welcher Stelle wohl die Lebkuchen für ihn stecken mochten. Aber der Nikolaus machte gar keine Anstalten, Lebkuchen aus dem Sack zu holen. Er schaute den Flori mit gerunzelter Stirn an, so streng wie er noch nie ausgesehen hatte.
"Warst du auch brav, Flori?"
"Ja", sagte Flori schnell, obwohl er natürlich genau wußte, daß das nicht ganz stimmte.
"So, so", brummte der Nikolaus, "brav warst du? Und immer recht ordentlich? Und du hast nie etwas verschlampt oder vertrödelt?"
O weh! Jetzt sagte der kleine Flori gar nichts mehr. Ob der Nikolaus doch etwas wußte? Floris Herz fing laut zu klopfen an
"Was meinst du wohl, was ich dir mitgebracht habe?" fragte der Nikolaus und griff nach seinem Sack.
"Ma-Ma-Mandellebkuchen", stotterte Flori.
Aber der Nikolaus schüttelte seinen Kopf.
"Für Mandellebkuchen war im Sack kein Platz mehr", sagte er, "weil ich doch so viele andere Dinge für dich einpacken mußte. Hier, dies zum Beispiel..." Und was holte er aus dem Sack? Die Fibel!
"Und dies..." Das Rechenbuch!
"Und das..." "Und das..." Die Tafel, Floris Pudelmütze, den linken Handschuh, die Bastelschere, drei Bleistifte, eine Schachtel Malkreide - eins nach dem anderen holte der Nikolaus hervor. Nur kein Paket Mandellebkuchen, nicht einmal ein einiges Stück!
"Also dann bis zum nächsten Jahr, kleiner Flori", meinte der Nikolaus freundlich. "Und wenn ich dann nicht soviel Trödelkram für dich mitbringen muß, hab' ich auch sicher Platz für Lebkuchen."
Und er stapfte wieder aus der Stube hinaus.
Ja, da stand er, der Flori, und hatte nichts, überhaupt nichts vom Nikolaus bekommen! Eigentlich ist das eine traurige Geschichte.
Aber zum Glück geht sie gut aus! Weil nämlich der heilige Nikolaus wirklich von Herzen gütig ist und weil sich der kleine Flori von diesem Tag an große Mühe gab und fast gar nichts mehr verschlampte, lag in der Woche vor Weihnachten auf einmal eine bunte Schachtel im Briefkasten. "An den kleinen Flori" stand darauf.
Ihr könnt euch vielleicht schon denken, was sie enthielt! In der Schachtel waren die guten Mandellebkuchen, wie sie nur der Nikolaus hat!
Der Weihnachtsbraten
von Rita Fehling
"Sag mal, was soll ich dieses Jahr eigentlich zu Weihnachten kochen?"
Diese bedeutungsschwere Frage richte ich an meinen Sohn, der in letzter Zeit mit dem Essen sehr mäkelig geworden ist. Ich will schließlich nicht riskieren, dass er am heiligen Fest ein langes Gesicht macht. Er wartet auf mütterliche Vorschläge. Gans, Ente, Wildschwein, Hase, Rehrücken... Ist ihm alles nicht Recht.
Mit Freude nehme ich sein Interesse am Kochen zur Kenntnis, das er durch den Kochunterricht in der Schule erworben hat. Stolz erzählt er, welche komplizierten und doch sehr schmackhaften Gerichte er dort schon gekocht hat. Er sieht mich schwer beeindruckt.
"Wenn dir alles nicht passt, was ich kochen will, wie wär's, wenn du kochst?" Ich weiß, ein sehr abenteuerlicher Vorschlag. Ich stelle mir bildlich vor, wie an diesem hohen Feiertag meine Küche aufs Wildeste verwüstet wird. Aber warum eigentlich nicht? Schließlich lernen die Kids kochen nur durch kochen. Und wenn ich immer all die Arbeit an mich reiße, dann kann er ja keine Erfahrungen sammeln. Ich lasse mich also auf den Deal ein.
"Papa, weißt du schon, dass ich dieses Jahr zu Weihnachten koche?"
Ein wahrhaft erstauntes Grunzen kommt aus väterlichem Mund. "Nie im Leben, das erlaubt Mama nie!"
"Doch, kannst sie fragen, ich darf kochen."
"Glaub ich nicht."
"Jawohl!"
"Du und kochen? Du maulst doch schon, wenn du bloß mal das Frühstück machen sollst. Dann koche ich schon lieber."
Nachdenklich legt der Sohn seinen Kopf schief und stellt sich seinen Erzeuger vor, wie er ein weihnachtliches Menü zubereitet. "Mensch, Papa, du kannst doch gar nicht kochen."
"Was glaubst du denn, was ich alles kann. Ich wird's dir beweisen." Sprach's und ging seiner Wege. Der Sohn hingegen war nun doch froh, dass er nicht dafür büßen musste, dass er seinen Mund zu voll genommen hatte. Es kamen - berechtigte - Zweifel wegen des Bewältigens dieser Aufgabe in ihm hoch. Aber wenn Papa das machen würde.... um so besser.
Es begab sich aber in diesem Jahr, dass nach dem turbulenten Fest des Heiligen Abends in einer kleinen Familie in Deutschland alle drei Familienmitglieder sich etwas ratlos ansahen, denn nach dem Frühstück und den vormittäglichen Verwandtschaftsbesuchen stellte sich ein leichtes Hungergefühl ein. Und ein jeglicher wartete, dass der andere kochen möge. Aber jeder hatte sich auf den anderen verlassen.
Was es bei uns zu Essen gab? Wissen Sie, Spaghetti schmecken eigentlich immer.
Die rechte Weihnachtsfreude
von Elke Bräunling
»Vati, was wünschst du dir zu Weihnachten?«
Seit Tagen verfolgten wir Vater mit dieser Frage; denn wir wollten ihm gerne etwas Besonderes schenken, etwas, was ihn immer an uns erinnerte. Und, ganz wichtig, es durfte nichts kosten. Unser Taschengeld war nämlich längst alle. Außerdem sagte Vati, etwas Selbstgemachtes sei viel schöner. Über unsere Basteleien hatte er sich ja auch immer mächtig gefreut, doch nach Weihnachten landeten sie in einer dunklen Ecke im Schlamperschrank, wo alles Überflüssige aufbewahrt wurde.
Dieses Mal musste es deshalb ein Geschenk sein, das er so schnell nicht vergessen würde. Aber was? Wir dachten lange darüber nach und löcherten jeden, der uns über den Weg lief, mit bohrenden Fragen. Aber alles Grübeln half nichts. Wir hatten keine Idee.
»Was sollen wir dir schenken?« Zum x-ten Male störten wir Vati bei der Arbeit, und sein Gesicht wurde immer unfreundlicher.
»Weiße Mäuse mit karierten Schwänzen«, brummte er.
»Hihi.« Wir kicherten albern. »Das gibt es doch gar nicht.« »Müssen es karierte Schwänze sein?« fragte Lenk, meine kleine Schwester, vorsichtig nach. »Hm?« Er sah uns erstaunt an. »Bitte, was?« Wir waren sauer. Er hatte uns gar nicht zugehört. »Karierte Schwänze!« brüllten wir ihm ins linke Ohr.
Vati starrte uns entgeistert an. »Ihr wollt mich wohl zum Narren halten?« Stöhnte er. »Raus jetzt!«
Doch wir ließen nicht locker. Schließlich rückte Weihnachten immer näher. »Du musst nur sagen, was du dir wünschst! Dann lassen wir dich arbeiten.« »Schenkt mir zwei ganz liebe brave Mädchen, die mir nicht dauernd auf die Nerven gehen«, knurrte Vati.
Zwei liebe brave Mädchen? Lena war empört. »Aber du hast doch uns«, sagte sie und zupfte ihn am Ärmel. »Wozu brauchst du noch zwei Mädchen?«
Vati, der schon wieder in seine Arbeit vertieft war, sprang auf und brüllte. »Es würde mich unglaublich freuen, wenn ihr auf der Stelle verschwindet. Das wäre für mich das allerschönste Geschenk. Wie soll ich sonst ruhig arbeiten?« Er fuchtelte mit den Armen und scheuchte uns aus dem Zimmer.
Wir waren ratlos. Verschwinden? Ob das die rechte Weihnachtsfreude für Vati war? Wir konnten daran nichts Erfreuliches sehen, wenigstens nicht für uns. »Man muss nicht immer alles so wörtlich nehmen«, trösteten wir uns und schlichen leise zu Vati zurück.
»Könnte es nicht sein«, flötete ich ihm ins Ohr, »dass es etwas gäbe, was dir noch mehr Freude macht? Vielleicht ein Wunsch, bei dem wir nicht verschwinden müssten?«
»Hä?« Vati kapierte überhaupt nichts mehr. »Was wollt ihr?«
Verlegen drucksten wir herum. »Es ist noch immer wegen Weihnachten!«
Vati fuhr sich verzweifelt durch die Haare, und er sah uns so mitleiderregend an, dass wir freiwillig gingen. »Wünschen ist doch langweilig«, rief er hinter uns her. »Ich lasse mich lieber überraschen. Das ist schöner.«
Grrr! Wir nahmen uns vor, ihn nie wieder nach einem Wunsch zu fragen. Eher würden wir uns die Zunge abbeißen. Doch wir beschlossen, wie die Luchse aufzupassen. Irgendwann wird er sich bestimmt verraten, dachten wir. Jeder hat schließlich Wünsche. -
Jawohl! Er sollte seine Überraschung haben! Und wir belauerten Vati bei allem, was er sagte, und konnten es nicht erwarten, daß ihm versehentlich ein Wunsch herausrutschte.
So verging die Zeit, und Weihnachten war nicht mehr weit. Und eines Tages hatten wir Glück: Beim Frühstück fragte Mutti: »Soll ich heute Nachmittag Tante Ida zum Tee einladen?«
Vati drehte gequält die Augen und stöhnte: »Die fehlt mir gerade noch zu meinem Glück!«
Tante Ida? Es würde Vati glücklich machen, Tante Ida zu sehen?
Als ersten Wunsch notierten wir: >Tante Ida zu Weihnachten einladen!< Das fiel uns nicht leicht, denn von allen Tanten mochten wir Tante Ida am allerwenigsten leiden. Doch wenn sie Vati glücklich machte, sollte es uns recht sein. Vatis zweiter Wunsch folgte bald. Wir saßen noch immer am Frühstückstisch, und Vati meckerte über seinen Chef, den Herrn Kniesig. »Dem würde ich gerne ein Liedchen singen«, knurrte er böse, »wenn ich nur könnte.«
Wir notierten unter zwei: >Für Vati dem Herrn Kniesig ein Lied singen. In Klammern: Vielleicht ein Weihnachtslied?< Na bitte, schon zwei Wünsche! Es war unser Glückstag.
Wir konnten noch mehr wundervolle Wünsche notieren: »Ein Königreich für einen hungrigen Kater«, schrie Vati laut, als eine Maus im Keller an ihm vorbeihuschte. >Einen Kater für die Mäusejagd ausleihen<, schrieben wir auf unsere Liste.
Dann die Sache mit der Heinoplatte, die Mutti für Oma gekauft hatte. Vati lachte und verzog das Gesicht. »Diese Schmalzplatte«, rief er aus, »würde ich nur meinem größten Feind schenken, aber nicht Oma!«
Mutti legte die Platte ärgerlich zur Seite, und wir schrieben: >Heinoplatte zu Weihnachten an Vatis größten Feind verschenken. In
Klammern: Das ist bestimmt Nachbar Locke, der alte Meckerkopf, der keine Kinder und Tiere mag.<
Ja, und dann Vatis Weihnachtswunsch für die olle Meyer: Viele im Ort mochten sie nicht leiden. Ich weiß nicht, warum das so war. Zu uns Kindern war die olle Meyer immer nett. Sie sprach nie mit uns, doch wenn wir ihr begegneten, lächelte sie uns freundlich an. Das gefiel uns. Auch Vati konnte nicht verstehen, warum alle über sie schimpften.
»Was habt ihr nur gegen die olle Meyer«, sagte er an unserem Glückstag. »Ich finde, die ist ganz okay, wenn sie auch nicht ganz richtig tickt.« Und er tippte sich mit der Fingerspitze an die Stirn. »Dafür kann sie nichts«, fuhr Vati fort. >Ich würde der Meyer mein letztes Hemd hergeben, wenn ich ihr damit eine Freude machen könnte«.
So sprach Vati! Und wir notierten: >Vatis Weihnachtsfreude an Frau Meyer: Sein letztes Hemd!< Da wir aber nicht wussten, welches wohl sein letztes Hemd war, schrieben wir dazu: >Bestimmt werden sich Vati und die olle Meyer noch mehr freuen, wenn es nicht nur ein Hemd ist.< Damit waren wir fein heraus.
Wir jubelten: Schon fünf Wünsche, und keiner kostete Geld.
Toll! Welchen aber sollten wir Vati erfüllen?
»Schenken wir ihm alles«, schlug Lena vor und grinste. »Wo's doch kein Geld kostet!«
Ich war einverstanden. »Vati wird sehr glücklich sein.«
»Hihi!« Wir freuten uns diebisch.
In den nächsten Tagen hatten wir viel zu tun. Gleich fünf Wünsche, die man noch dazu nicht kaufen konnte, zu erfüllen, war nicht einfach, und wir machten uns einen richtigen Plan.
Dann kam auch schon Heiligabend. Was waren wir aufgeregt!
Gleich nach dem Mittagessen machten wir uns leise davon. Zuerst gingen wir zu Nachbar Locke, und unsere Knie fühlten sich an wie Pudding! Den Herrn Locke fürchteten wir nämlich fast so sehr wie die Poltergeister aus dem Gruselbuch.
»Wir werden es schon schaffen!«
»Ja, Vati zuliebe.«
Unsere Herzen pochten laut, als wir dem verdutzten Locke die Heinoplatte überreichten und stotternd unsere Weihnachtsgrüße aufsagten. Und dann staunten wir ganz schön: Nachbar Locke beschimpfte uns nämlich nicht wie sonst. Er sah uns nur ganz komisch an, und mir war, als hätte er auch ein bisschen gestottert. »Das ist ... das ist ...«, sagte er ein um das andere Mal.
Mehr hörten wir nicht, denn wir rasten wie der Blitz davon.
Aber merkwürdig war's trotzdem.
Auch der Besuch bei der ollen Meyer verlief anders als geplant: Wir wollten nur unser Paket mit Vatis Hemden abgeben und frohe Weihnachten wünschen. Die Meyer aber machte uns einen Strich durch die Rechnung. Zuerst lächelte sie uns wie immer freundlich an, doch dann purzelten die Worte wie ein Wasserfall aus ihrem Mund: »Danke, danke, danke schön. Ach, wie mich das freut. Was für eine nette Überraschung. Ich danke euch. Ach, ist das schön ...«
Sie redete und redete, lachte zwischendurch und redete weiter.
Wir erschraken. Nie hätten wir gedacht, dass die olle Meyer soviel reden konnte. Und sie unterbrach ihren Redefluss nicht ein einziges Mal. Das war uns unheimlich, und wir zogen uns vorsichtig zurück. Doch Frau Meyer kam uns zuvor. Sie packte uns, schloss uns in die Arme und murmelte: »Was seid ihr für liebe nette Mädchen. Denkt an einem Tag wie heute an eine olle Frau wie mich. Das ist lieb von euch, so lieb ...«
Und dicke Tränen kullerten über ihr faltiges Gesicht. Wir hielten mucksmäuschenstill. Nun mochten wir die olle Meyer noch besser
leiden, und insgeheim wünschten wir uns, wir hätten sie auch ohne Vatis Weihnachtswunsch besucht. Einfach so!
Später zog uns Frau Meyer in die Küche, wo es süß nach Lebkuchen duftete. Dort saßen wir dann gemütlich auf der alten Eckbank, tranken heiße Schokolade und probierten alle Lebkuchensorten aus. Frau Meyer zündete Kerzen an und erzählte uns von früher, von Weihnachten, damals, als sie ein kleines Mädchen war. Das war richtig kuschelig gemütlich, und wir vergaßen alle Zeit.
Als wir endlich wieder an Vati dachten, war es schon spät. Wie gerne wären wir noch in der gemütlichen Küche sitzen geblieben,
doch wir mussten weiter. Aber wir versprachen, bald wieder zu kommen. Ich glaube, Frau Meyer hatte sich arg über unseren Besuch gefreut. Und dabei hatte sie Vatis Hemden gar nicht ausgepackt. Merkwürdig!
Merkwürdig verlief auch unser Singen bei den Kniesigs: Den Herrn Kniesig hatten wir uns als einen dicken, mürrischen Mann vorgestellt. Aber er war ganz anders und sehr nett. Seine Frau übrigens auch, und ganz besonders der wuschelige Hund der Kniesigs, der uns gleich begrüßte und fröhlich bellte, während wir Weihnachtslieder sangen.
Das klang ungefähr so: »Leise - wau, wau - rieselt der - wau - Schnee - wau, wuff...«
Es machte großen Spaß. Ja, und zum Schluss mussten die Kniesigs sogar ein bisschen weinen, weil sie sich so freuten. »Noch nie haben Kinder für uns gesungen«, sagte Frau Kniesig und umarmte uns. Und Herr Kniesig rief ein um das andere Mal: »Danke schön. Danke. Vielen, vielen Dank!« Dann wollten die beiden uns noch zu einem Stück Kuchen einladen, aber wir waren schon so satt. Wir hatten auch keine Zeit mehr. So riefen wir nur schnell »Frohe Weihnachten« und rannten weiter.
Es war höchste Zeit, denn nun mussten wir zu Onkel Udo sausen und Kater Mimo abholen, den wir uns für Vati ausleihen wollten. Wegen der Mäuse! Onkel Udo und Mimo standen am Fenster und warteten auf uns.
»Wir dachten schon, ihr kommt nicht mehr«, rief uns Onkel Udo entgegen. Er packte Mimo in einen großen Korb und deckte ihn mit einem bunten Tuch zu. »Damit es eine Überraschung wird«, sagte er und grinste. Das war merkwürdig, denn immer, wenn Onkel Udo grinste, passierte etwas Schreckliches. Onkel Udo ist nämlich Vatis kleiner Bruder, und es macht ihm immer Spaß, Vati zu ärgern. Auch heute noch, wo er doch längst erwachsen ist.
»Dann feiert mal schön«, rief Onkel Udo uns lachend nach. Wirklich merkwürdig! Wir hätten gerne gewusst, warum er so grinste. Heute war doch Weihnachten.
Doch zum Nachdenken blieb keine Zeit. Wir mussten uns sputen. Bald nämlich würde Tante Ida mit Dackel Püppi zu Hause eintreffen, und wir wollten sie bis zur Bescherung in unserem Zimmer verstecken.
Wir rannten so schnell wir konnten, und weil wir es so eilig hatten, achteten wir nicht auf den Schneematsch, der schmierig auf der Straße lag. So spritzte >plitsch, platsch< ein grauer Matschfleck nach dem anderen auf unsere Festtagsröcke und die neuen weißen Strümpfe. Au weia! Als wir endlich vor unserer Haustür standen, sahen wir aus wie die Räuber: über und über mit Schmutz bespritzt. Eine schöne Bescherung!
Aber das war erst der Anfang. Was jetzt noch alles passierte, werde ich bestimmt nie mehr vergessen: Wir wollten uns leise ins Haus schleichen, doch da riss Vati schon die Tür auf. Im Unterhemd stand er vor uns, und er sah überhaupt nicht weihnachtlich-fröhlich aus. 0 nein! Er musterte uns von oben bis unten, atmete tief durch, und dann brüllte er los: »Wo habt ihr gesteckt? Wisst ihr eigentlich, wie spät es ist? Und überhaupt: >>Wie seht ihr nur aus? Ihr Schmutzfinken! Und das an Weihnachten...«
Seine Stimme wurde immer lauter. »... und was habt ihr mit meinen Hemden angestellt? Im ganzen Haus ist kein einziges Hemd zu finden.« Er zerrte wild an seinem Unterhemd. »Soll ich vielleicht soo Weihnachten feiern?« Oh weh!
Vati tobte wirklich.
Und weil er gar nicht mehr aufhörte, kam Mutti pitschnass aus der Badewanne gerannt, denn sie dachte, es sei etwas passiert.
Tropfend, in ein Badetuch gehüllt, Lockenwickler auf dem Kopf und eine hellgrüne Gurkenmaske im Gesicht, stand sie neben Vati und starrte uns an. Doch gerade als sie etwas sagen wollte, hörten wir hinter uns eine meckernde Stimme: »Was ist hier los! Feiert man heutzutage sooo Weihnachten?« Tante Ida! O je!
Die hatten wir ja ganz vergessen!
Vati und Mutti standen wie zwei Steinfiguren an der Haustür und stierten Tante Ida an, die in ihren besten Festtagskleidern auf uns zu trippelte. Was war sie voll beladen: rechts ein Koffer, links ein Korb mit Weihnachtspäckchen und Püppis Hundeleine, unter dem Arm Tannenzweige. Ein Bild, das keiner von uns so bald vergessen wird.
»Frohe Weihnacht«, sagte Tante Ida und reichte Mutti den Korb mit den Geschenken. »Nimm das mal ab!« befahl sie. »Und schau nicht zu, wie sich deine alte Tante abschleppt! Und überhaupt: Wie seht ihr denn aus? Bin ich etwa zu früh?« Sie schob Mutti beiseite und betrat das Haus.
»Ah, wir freuen uns, mit euch Weihnachten zu feiern«, rief sie fröhlich. »Das ist schön, nicht wahr, Püppilein?« Vorsichtig hob sie Püppi hoch und setzte ihn auf Muttis Lieblingssessel.
Mutti atmete laut ein, doch es war, als hätte sie ihre Sprache verloren. Kein Wort kam über ihre Lippen. Vati faßte sich als erster. »Guten Tag, Tante Ida«, sagte er leise und hustete. »Was machst du eigentlich ...« Weiter kam er nicht; denn Püppi hatte sich neugierig Mimos Korb, den wir noch immer in den Händen hielten, genähert.
Erst schnupperte er, dann begann er wütend zu bellen. Das war zu viel für Mimo, der sich die ganze Zeit mäuschenstill verhalten hatte. Mit einem schrillen Miau sprang er aus dem Korb und jagte an uns vorbei ins Wohnzimmer. Püppi war empört.
Ein Kater! Mit einem wütenden Knurren, den Schwanz steil aufgerichtet, sauste er wie eine Rakete hinter Mimo her.
Was waren wir erschrocken, doch es blieb keine Zeit für Erklärungen. Als der ganze Schreck vorbei war, rannten wir fast gleichzeitig den beiden Kampfhähnen hinterher.
»Püppi, mein armes Püppilein!« schrie Tante Ida ein um das andere Mal. »Mistköter, wirst du wohl still sein!« »Wo kommt nur dieser wildgewordene Kater her?«
Schimpfend und fluchend versuchten Vati und Mutti, die beiden Ausreißer einzufangen. Das sah vielleicht komisch aus: Mutti im Badetuch, mit grünem Gesicht und Lockenwicklern, Vati im Unterhemd und Tante Ida auf hohen Stöckelschuhen - so rannten sie um den Weihnachtsbaum herum.
Wir konnten nichts dafür, doch es war wirklich so komisch, dass wir einfach lachen mussten. Wir lachten und lachten, und das machte die drei noch wütender. Natürlich schafften sie es nicht, Mimo und Püppi einzufangen. Die Jagd wurde immer wilder und Vatis Gesicht immer röter. Und als es gerade am schönsten war, erklang plötzlich von draußen Weihnachtsmusik - laut und falsch:
>O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit... < Im gleichen Moment sauste ein großes weiß-braunes Wollbündel mit lautem Gebell ins Wohnzimmer. Es war Hüna, der freundliche Hund der Kniesigs. Der Gesang wurde auch immer lauter, und dann standen die Kniesigs mit vielen Tüten im Arm mitten im Wohnzimmer.
»Die Tür war offen«, sagte Herr Kniesig entschuldigend. »Wir wollten nur frohe Weihnachten wünschen und danke schön sagen!«
»Ich auch!« rief es von hinten. Eine knurrige Stimme, die uns schon so manchen Schrecken eingejagt hatte. Nachbar Locke.
Und in den Händen balancierte er eine schöne große selbstgebackene Weihnachtstorte. Nun fehlt nur noch die olle Meyer...
Lena zupfte mich am Ärmel. »Glaubst du nicht, es wäre besser, wir würden verschwinden?« fragte sie leise. Ein guter Vorschlag.
Ich nickte. »Ja, weg! Nichts wie weg!«
Und während unsere Eltern, hilflos und nichts begreifend, unsere Weihnachtsüberraschungen »auspackten«, zogen wir uns vorsichtig zurück. Langsam, Schritt für Schritt. Fast wäre uns die Flucht geglückt. Wir hatten schon die immer noch offenstehende Haustür erreicht, doch da plötzlich packte uns eine Faust am Kragen.
»Na, herrscht bei euch schon das große Chaos? Wie geht's denn dem armen Mimo? « Uh! Onkel Udo. Gott sei Dank, nur Onkel Udo: »Ich war einfach neugierig«, sagte er grinsend. »Und ich habe etwas mitgebracht!«
Er ging zur Tür und trug einen Korb Flaschen herein, und - hinter ihm - stand die olle Meyer. Sie hatte ein richtig freundliches Weihnachtsmannlächeln im Gesicht, und sie war beladen mit einem köstlich bunten Esskorb - und unserem Hemdenpaket. Au weia!
Es wurde dann doch noch ein schönes Weihnachtsfest. Irgendwann hatte Vati den ersten Schreck überwunden. Dann dauerte es auch nicht mehr lange, und alle hatten sich beruhigt. Vieles wurde gesagt, erklärt und belächelt. Zum Schluss rief Mutti:
»Und nun feiern wir Weihnachten - gemeinsam!«
Da freuten sich alle, denn eigentlich fand es jeder schöner, mit uns zu feiern, als an diesem Tag alleine zu sein. Und - wer hätte das vorher gedacht? - alle verstanden sich ganz prima. Es war ein Weihnachtsfest, das keiner von uns jemals vergessen würde - lustig, fröhlich, feierlich und sehr weihnachtlich -, und am allerwenigsten würde Vati unsere fünf Geschenke, die kein Geld kosteten, jemals irgendwo in einer Ecke im Schlamperschrank vergraben.
Die Weihnachtsmaus
von Sarah Sofia Granborg
Ausgerechnet in der Weihnachtszeit musste uns so etwas passieren! Ich kam morgens nichts ahnend in die Speisekammer, da fiel mir eine Packung Cornflakes auf den Kopf. Einfach so, ohne dass jemand anwesend war! Sie musste wohl nicht richtig im Regal gestanden haben und war von allein heruntergefallen...
Doch dann erblickte ich das Kräutersalz. Der Deckel war offen, es war umgefallen und ein Teil des Inhalts lag daneben, auf dem Küchenschrank verstreut. Als ich schließlich noch die aufgerissenen Rosinen fand, gab es keinen Zweifel mehr: wir waren nicht allein im Haus!
Nun wohnen wir nicht erst seit gestern auf dem Lande und sind uns durchaus bewusst, dass Herbst und Winter die Jahreszeiten sind, in denen die Mäuse in den Häusern Zuflucht suchen. Aber gerade zu Weihnachten? Wie viel Pech kann man denn haben?!! Und überhaupt, sie sollten doch schon längst in den Häusern sein! Warum lief denn da draußen noch immer eine frei herum?
Nun, da half alles nichts, wir mussten schleunigst Fallen aufstellen und sie bald möglichst fangen. Denn jetzt war es erst. Mit einer Maus in der Speisekammer ist nicht zu spaßen! Es ist Maus gegen Mensch. Entweder bekommt SIE den Weihnachtsbraten (und -Kuchen) oder WIR! Wenn wir das Fest nicht gänzlich ruiniert wissen wollten, hatten wir schnell zu handeln!
Gesagt, getan. Ich räumte die ganze Kammer leer. Zum einen um zu sehen, wie umfassend der Schaden war und zum anderen, um alles noch rechtzeitig vor dem Fest wieder sauber zu haben und die angeknapperten Vorräte ergänzen zu können. Die Arbeit war mühselig, anstrengend und zeitraubend, denn unsere Speisekammer ist in der Regel so voll gestopft, dass man damit glatt ein ganzes Regiment für ein halbes Jahr lang durchbringen könnte. Und zu Weihnachten ist sie ganz bestimmt nicht leerer!
Endlich war ich fertig, mein Mann hatte die Fallen aufgestellt und sogar das Fenster war jetzt geputzt! Aber etwas hatte mich stutzig gemacht. Normalerweise riecht es ‘nach Maus’, wenn man ‘Nager-Besuch’ hat und auch hatte ich keine Exkremente gefunden. Schon komisch, aber vermutlich war sie noch nicht so lange in der Kammer gewesen, als ich den Schaden entdeckt hatte und versteckte sich jetzt hinter Küchenschrank oder Regalen... Wer weiß!
Die Tage verstrichen, der heilige Abend rückte immer näher, aber keine Maus war in die Fallen gegangen, obgleich der Speisekammerboden einem Mienenfeld glich.
Wir hatten nur die feinsten Spezialitäten in die Fallen gepackt, von denen wir wussten, dass eine jede ‘Feinschmecker-Maus’ sie lieben würde: die saftigsten, frischen Rosinen und winzige ‘After-Eight’-Stückchen!
Inzwischen hatten wir einen weiteren ‘Angriff’ auf das Lebensmittellager feststellen können. Also es war klar, wir mussten nun energischer zu Werks gehen! Doch was tun? Verzweifelt wandten wir uns an die ‘Ratten-Frau’, die Dame, die für solche Problematiken in unserer Gemeinde zuständig ist.
Nein, Ratten hätten wir sicher nicht, meinte sie entschlossen und gab mir eine Liste über alles mögliche andere Getier, das bei uns Unterschlupf gefunden haben könnte und riet mir, direkt unter dem Fenster eine Falle aufzustellen, die das Tier lebendig fangen könnte.
Und sieh zu, dass es eine richtig große Falle ist, denn du weißt nicht, was sich da alles herumtreiben kann! Es können in der Tat recht große Tiere sein”.
Kreidebleich eröffnete ich meinem Mann die Neuigkeiten. Er eilte daraufhin in den nächsten Baumarkt.
Noch einen Tag bis Heiligabend! Ich hatte langsam die Nase voll vom täglichen Putzen, ‘Lebensmittel-Wegwerfen’ und ‘wieder-neu-Erstatten’, in der Hoffnung, dass wir morgen dann doch noch ein gutes und unangeknappertes Mahl einnehmen würden können!
Am Morgen des heiligen Abends traute ich mich überhaupt nicht mehr in die Speisekammer. Was nun, wenn gar nichts mehr vom Festtagsessen übrig war? Dann wäre unser schönes Fest ruiniert, bevor es überhaupt angefangen hatte! Glücklicherweise bot mein Mann sich an, die Fallen zu überprüfen und kam alsbald schelmisch lachend zurück.
Wir haben den Übeltäter gefangen!” rief er freudig aus.
Wie schlimm ist es?” kreischte ich hysterisch.
Ist überall Blut? Hat sie alles angefressen? Darf ich den ganzen Heiligabend wischen und putzen?” Ich war den Tränen nahe.
Nein, kein Blut, wir haben sie lebendig gefangen und soweit ich sehen kann, muss sie in die Falle gegangen sein, gleich nachdem sie durchs Fenster gekommen war... aber du solltest in Zukunft wirklich aufpassen, dass du das Fenster nicht mehr so weit offen stehen lässt...!” er schaute mich jetzt eher spöttisch an,
Ach noch was: Ehe ich es vergesse! Es ist keine Maus, sondern eine Katze!”
Waaas?!” schrie ich nun noch hysterischer.
Jetzt waren die Kinder dazugekommen und wollten unbedingt den ungebetenen Besucher begutachten und schliesslich erklang es einstimmig, als sie sahen, dass es sich noch um ein recht junges und hübsches Kätzchen handelte:
Mami, Mami dürfen wir die Katze behalten? Ich will auch sonst gar nichts zu Weihnachten, nur die Katze behalten dürfen!”
Und so kam es, dass wir die verkannte Maus feierlich ins Haus einluden und zwangsweise in den Kreis der Familie aufnahmen.
Jedoch hat sie sich seither den Spitznamen ‘Mausi’ gefallen lassen müssen!
DWB
DWB (Dienstweihnachtsbaum)-Verordnung für Beamte ...
Begriff
Ein Dienstweihnachtsbaum (DWB) ist ein Weihnachtsbaum natürlichen Ursprungs oder einem natürlichen Weihnachtsbaum nachgebildeter Weihnachtsbaum, der zur Weihnachtszeit in Diensträumen aufgestellt wird.
Aufstellen der Weihnachtsbäume
Ein Dienstweihnachtsbaum (DWB) darf nur von sachkundigen Personen nach Anweisung des unmittelbaren Vorgesetzten aufgestellt werden. Dieser hat darauf zu achten, dass
... der DWB (Dienstweihnachtsbaum) mit seinem unteren der Spitze entgegengesetzten Ende in einen zur Aufnahme von Baumenden geeigneten Halter eingebracht und befestigt wird
... der DWB in der Haltevorrichtung derart verkeilt wird, dass er senkrecht steht
... im Umfallbereich des DWB keine zerbrechlichen oder durch umfallende DWB in ihrer Funktion zu beeinträchtigende Anlagen vorhanden sind
Behandeln der Beleuchtung
Der DWB ist mit weihnachtlichem Behang nach Maßgabe des Dienststellenleiters zu versehen. Weihnachtsbaumbeleuchtung, deren Flammenwirkung auf dem Verbrennen eines Brennstoffes mit Flammenwirkung beruht (sogenannte Kerzen), dürfen nur Verwendung finden, wenn
...die Bediensteten über die Gefahren von Feuersbrünsten hinreichend unterrichtet sind
...während der Brennzeit der Beleuchtungskörper ein in der Feuerbekämpfung unterwiesener Beamter mit Feuerlöscher bereitsteht.
Aufführen von Krippenspielen
In Dienststellen mit ausreichendem Personal können Krippenspiele unter Leitung eines erfahrenen Vorgesetzten zur Aufführung gelangen. In der Besetzung sind folgende in der Personalplanung vorzusehende Personen notwendig:
...Maria: möglichst weibliche Beamtin oder ähnliche Person
...Josef: älterer Beamter mit Bart
...Kind: kleinwüchsiger Beamter oder Auszubildender
...Esel und Schafe: geeignete Beamte/Beamtin
...Heilige Drei Könige: sehr religiöse Beamte.
Absingen von Weihnachtsliedern
Zum Absingen von Weihnachtsliedern stellen sich die Bediensteten unter Anleitung eines Vorgesetzten ganz zwanglos nach Dienstgraden geordnet um den DWB auf. Eventuell vorhandene Weihnachtsgeschenke können bei dieser Gelegenheit durch einen Vorgesetzten in Gestalt eines Weihnachtsmannes an die Untergebenen verteilt werden. Zwar ist bei einer solchen Gelegenheit das Besprechen unerledigter Verfügungen aus dem zu Ende gehenden Arbeitsjahr nicht unbedingt gefordert, jedoch scheint es angebracht, die allgemeine Anwesenheit des Dienstpersonals auch für Dienstgeschäfte zu nutzen.
Vorgenannte Richtlinien der Verordnung sind in geeigneter Weise im entsprechenden Zuständigkeitsbereich bekanntzugeben und einzuhalten.
Das Honigkuchenherz
Verfasser unbekannt
Vor der Bude beim Zuckerbäcker stand
der Opa mit seinem Enkelkind an der Hand.
Fritzchen wählte nach langem Suchen
ein großes Herz aus Honigkuchen.
Nun ging der Opa mit Fritzchen die Runde,
es dauerte schon eine ganze Stunde.
Vor jeder Bude blieb Fritzchen stehen,
überall gab es Neues zu sehen.
Plötzlich sagte er ganz leise „Opilein...
Opa, ich muss mal, auch bloß ganz klein.“
„Schon recht“, sagte der Opa, der Gute,
„komm, Fritzchen, geh einfach hinter die Bude.“
Fest in der Hand den Honigkuchen
ist Fritzchen vorne das Knöpfchen am Suchen.
Der kalte Wind pfiff ihm um die Ohren,
die Fingerchen waren schon blau gefroren.
Deshalb traf er einige Male
das Lebkuchenherz mit seinem Strahle.
Das kleine Fritzchen merkte es gleich,
denn der Honigkuchen wurde ganz weich.
Danach sagte er ohne Unterlass
„Opa, mein schönes Herz ist nass!“
Da ging halt der Opa, der einzig Gute,
mit Fritzchen zurück an die Zuckerbude
und stillte den großen Schmerz
mit einem neuen Lebkuchenherz.
Nun hatte er zwei Herzen und es war ja klar,
dass eines davon nicht in Ordnung war.
Doch Fritzchen wollte sich damit nicht befassen,
und dieses den Opa entscheiden lassen.
Der Opa wusste auch hier in der Tat
gleich wieder einen guten Rat:
„Weißt Du, mein Junge, das machen wir so,
das schenken wir der Oma, die tunkt sowieso!“
Eine Wintergeschichte oder wie man wegen Schnee verrückt wird !
Verfasser unbekannt.
zugeschickt hat sie mir "Achim der Gastwirt".
8. Dezember 18:00
Es hat angefangen zu schneien. Der erste Schnee in diesem Jahr. Meine Frau und ich haben unsere Cocktails genommen und stundenlang am Fenster gesessen und zugesehen wie riesige, weiße Flocken vom Himmel herunter schweben. Es sah aus wie im Märchen. So romantisch - wir fühlten uns wie frisch verheiratet. Ich liebe Schnee.
9. Dezember
Als wir wach wurden, hatte eine riesige, wunderschöne Decke aus weißem Schnee jeden Zentimeter der Landschaft zugedeckt. Was für ein phantastischer Anblick! Kann es einen schöneren Platz auf der Welt geben? Hierher zu ziehen war die beste Idee, die ich je in meinem Leben hatte. Habe zum ersten Mal seit Jahren wieder Schnee geschaufelt und fühlte mich wieder wie ein kleiner Junge. Habe die Einfahrt und den Bürgersteig freigeschaufelt. Heute Nachmittag kam der Schneepflug vorbei und hat den Bürgersteig und die Einfahrt wieder zugeschoben, also holte ich die Schaufel wieder raus. Was für ein tolles Leben!
12. Dezember
Die Sonne hat unseren ganzen schönen Schnee geschmolzen. Was für eine Enttäuschung. Mein Nachbar sagt, dass ich mir keine Sorgen machen soll, wir werden definitiv eine weiße Weihnacht haben. Kein Schnee zu Weihnachten wäre schrecklich! Bob sagt, dass wir bis zum Jahresende so viel Schnee haben werden, dass ich nie wieder Schnee sehen will. Ich glaube nicht, dass das möglich ist. Bob ist sehr nett - ich bin froh, dass er unser Nachbar ist.
14. Dezember
Schnee, wundervoller Schnee! 30 cm letzte Nacht. Die Temperatur ist auf -20 Grad gesunken. Die Kälte lässt alles glitzern. Der Wind nahm mir den Atem, aber ich habe mich beim Schaufeln aufgewärmt. Das ist das Leben!! Der Schneepflug kam heute Nachmittag zurück und hat wieder alles zugeschoben. Mir war nicht klar, dass ich soviel würde schaufeln müssen, aber so komme ich wieder in Form. Wünschte ich würde nicht so Pusten und Schnaufen.
15. Dezember
60 cm Vorhersage. Habe meinen Kombi verscheuert und einen Jeep gekauft. Und Winterreifen für das Auto meiner Frau und zwei Extra-Schaufeln. Habe den Kühlschrank aufgefüllt. Meine Frau will einen Holzofen, falls der Strom ausfällt. Das ist lächerlich - schließlich sind wir nicht in Alaska.
16. Dezember
Eissturm heute Morgen. Bin in der Einfahrt auf den Arsch gefallen, als ich Salz streuen wollte. Tut höllisch weh. Meine Frau hat eine Stunde gelacht. Das finde ich ziemlich grausam.
17. Dezember
Immer noch weit unter Null! Die Straßen sind zu vereist, um irgendwohin zu kommen. Der Strom war 5 Stunden weg. Musste mich in Decken wickeln, um nicht zu erfrieren. Kein Fernseher. Nichts zu tun als meine Frau anzustarren und zu versuchen, sie zu irritieren. Glaube, wir hätten einen Holzofen kaufen sollen, würde das aber nie zugeben. Ich hasse es, wenn sie recht hat! Ich hasse es, in meinem eigenen Wohnzimmer zu erfrieren!
20. Dezember
Der Strom ist wieder da, aber nochmal 40 cm von dem verdammten Zeug letzte Nacht! Noch mehr schaufeln. Hat den ganzen Tag gedauert. Der beschissene Schneepflug kam zweimal vorbei. Habe versucht eines der Nachbarskinder zum Schaufeln zu überreden. Aber die sagen, sie hätten keine Zeit, weil sie Hockey spielen müssen. Ich glaube, dass die lügen. Wollte eine Schneefräse im Baumarkt kaufen. Die hatten keine mehr. Kriegen erst im März wieder welche rein. Ich glaube, dass die lügen. Bob sagt, dass ich schaufeln muss oder die Stadt macht es und schickt mir die Rechnung. Ich glaube, dass er lügt.
22. Dezember
Bob hatte recht mit weißer Weihnacht, weil heute Nacht nochmal 30 cm von dem weißen Zeug gefallen ist und es ist so kalt, dass es bis August nicht schmelzen wird. Es hat 45 Minuten gedauert, bis ich fertig angezogen war zum Schaufeln und dann musste ich pinkeln. Als ich mich schließlich ausgezogen, gepinkelt und wieder angezogen hatte, war ich zu müde zum Schaufeln. Habe versucht für den Rest des Winters Bob anzuheuern, der eine Schneefräse an seinem Lastwagen hat, aber er sagt, dass er zu viel zu tun hat. Ich glaube, dass der Wichser lügt.
24. Dezember
20 Zentimeter. Der Schnee ist vom Schneepflug so fest zusammengeschoben, dass ich die Schaufel abgebrochen habe. Dachte ich kriege einen Herzanfall. Falls ich jemals den Arsch kriege, der den Schneepflug fährt, ziehe ich ihn an seinen Eiern durch den Schnee. Ich weiß genau, dass er sich hinter der Ecke versteckt und wartet bis ich mit dem Schaufeln fertig bin. Und dann kommt er mit 150 km/h die Straße runtergerast und wirft tonnenweise Schnee auf die Stelle, wo ich gerade war. Heute Nacht wollte meine Frau mit mir Weihnachtslieder singen und Geschenke auspacken, aber ich hatte keine Zeit. Musste nach dem Schneepflug Ausschau halten.
25. Dezember
Frohe Weihnachten. 60 Zentimeter mehr von der weißen Kacke. Eingeschneit. Der Gedanke an Schneeschaufeln lässt mein Blut kochen. Gott, ich hasse Schnee! Dann kam der Schneepflugfahrer vorbei und hat nach einer Spende gefragt. Ich hab ihm meine Schaufel über den Kopf gezogen. Meine Frau sagt, dass ich schlechte Manieren habe. Ich glaube, dass sie eine Idiotin ist. Wenn ich noch einmal Wolfgang Petry anhören muss, werde ich sie umbringen.
26. Dezember
Immer noch eingeschneit. Warum um alles in der Welt sind wir hierher gezogen? Es war alles IHRE Idee. Sie geht mir auf die Nerven.
27. Dezember
Die Temperatur ist auf -30 Grad gefallen und die Wasserrohre sind eingefroren.
28. Dezember
Es hat sich auf -5 Grad erwärmt. Immer noch eingeschneit. DIE ALTE MACHT MICH VERRÜCKT!!!!
29. Dezember
Nochmal 30 Zentimeter. Bob sagt, dass ich das Dach freischaufeln muss, oder es wird einstürzen. Das ist das Dämlichste was ich je gehört habe. Für wie blöd hält der mich eigentlich?
30. Dezember
Das Dach ist eingestürzt. Der Schneepflugfahrer hat mich auf 50.000 € Schmerzensgeld verklagt. Meine Frau ist zu ihrer Mutter gefahren. 25 Zentimeter vorhergesagt.
31. Dezember
Habe den Rest vom Haus angesteckt. Nie mehr Schaufeln.
8. Januar
Mir geht es gut. Ich mag die kleinen Pillen, die sie mir dauernd geben. Warum bin ich an das Bett gefesselt??
Die Geschichte vom Lametta
Verfasser unbekannt
Weihnachten naht, das Fest der Feste-
Das Fest der Kinder - Fest der Gäste-
Da geht es vorher hektisch zu.....
Von Früh bis Abend - keine Ruh -
Ein Hetzen, Kaufen, Proben, Messen -
Hat man auch niemanden vergessen...?
So geht es mir - keine Ahnung habend -
Vor ein paar Jahren - Heiligabend -
der zu dem noch ein Sonntag war.
Ich saß grad bei der Kinderschar,
da sprach mein Weib: "Tu dich nicht drücken,
Du hast heut noch den Baum zu schmücken!"
Da Einspruch meistens mir nichts nützt,
hab kurz darauf ich schon geschwitzt:
Den Baum gestutzt - gebohrt - gesägt -
und in den Ständer eingelegt.
Dann kamen Kugeln, Kerzen, Sterne,
Krippenfiguren mit Laterne,
Zum Schluss ---- ja Himmelwetta......!
Nirgends fand ich das Lametta!
Es wurde meiner Frau ganz heiß
und stotternd sprach sie: "Ja, ich weiß,
im letzten Jahr war es arg verschlissen -
Drum habe ich es weggeschmissen.
Und - in dem Trubel dieser Tage,
bei Arbeit, Müh und Plage -
Vergaß ich, Neues zu besorgen!
Ich werde was vom Nachbarn borgen!
Die Nachbarn - links, rechts, drunter, drüber -
die hatten kein Lametta über
! Da schauten wir uns an verdrossen;
Die Läden sind ja auch geschlossen....
"Hört zu! Wir werden heuer haben
einen Baum -- altdeutscher Stil,
Weil ... mir Lametta nicht gefiel..."
Da gab es Heuler, Schluchzen, Tränen...
und ich gab nach den Schmerzfontänen:
"Hört endlich auf mit dem Gezeta ---
ihr kriegt nenn Baum - mit viel Lametta!"
Zwar konnte ich da noch nicht begreifen,
woher ich nehme die Silberstreifen...!
Doch grade, als ich sucht - mein Messa -
da ließ ich: "Hengstenberg MILDESSA"..
Es war die Sauerkrautkonserve!
Ich kombinier mit Messers Schärfe:
Hier liegt die Lösung eingebettet,
das Weihnachtsfest, es ist gerettet!!!!
Schnell wurde der Deckel aufgedreht,
das Kraut gepresst, so gut es geht -
zum Trocknen - einzeln - aufgehängt-
und dann geföhnt, -- doch nicht versengt!!
Die trocknen Streifen, sehr geblichen
mit Silberbronze angestrichen -
Auf beiden Seiten, Silberkleid!
Oh freue Dich, Du Christenheit!
Der Christbaum war einmalig schön,
Wie selten man ihn hatte gesehen!
Zwar rochs süßsauer zur Bescherung,
geruchlich gabs ne Überquerung,
weil mit Benzin ich wusch die Hände,
mit Nitro reinigt die Wände,
dazu noch Räucherkerzen und Myrte -
Der Duft die Menge leicht verwirrte!
Und Jemand sprach still, verwundert:
"Hier riechts nach technischem Jahrhundert!"
Ne Woche drauf! .. Ich saß gemütlich
im Sessel, las die Zeitung friedlich,
den Bauch voll Feiertage-Reste --
es war wieder Sonntag - und Sylvester.
Es sprach mein Weib: "Du weißt Bescheid?!
Es kommen heut zur Abendzeit
Schulzes, Lehmanns und Herr Meier
zu unserer Silvesterfeier..."
Wir werden leben wie die Fürsten --
es gibt Sauerkraut mit Wiener Würsten!!"
Ein Schrei ertönt! Entsetzt sie schaut:
"Am Christbaum hängt mein Sauerkraut!!
Vergessen, Neues zu besorgen!
Ich werde was vom Nachbarn borgen!"
Die Nachbarn links, rechts, drunter, drüber -
die hatten - leider - keines über!
Da schauten wir uns an verdrossen:
Die Läden sind ja auch geschlossen!!
Und so ward wieder ICH der Retter
nahm ab vom Baum das Lametta!
Mit Terpentinöl und Bedacht
hab ich das Silber abgemacht.
Das Kraut dann gründlich durchgewässert,
mit reichlich Essig noch verbessert,
dazu noch Nelken, Pfeffer, Salz
und Curry, Ingwer, Gänseschmalz!
Dann, als das Ganze sich erhitzte -
das Kraut das funkelte und blitzte -
da konnte ich nur nach oben flehen:
Lass diesen Kelch vorübergehen...!
Als später dann das Kraut serviert
ist auch noch folgendes passiert:
Als eine Dame musste niesen
sah man aus ihrem Näschen sprießen
tausend kleine Silbersterne...
"Mach es noch einmal, ich sehe das so gerne.."
so rief man ringsum, hocherfreut -
die Dame wusste nicht Bescheid!
Franziska Lehmann sprach zum Franz:
"Dein Goldzahn hat heut Silberglanz!"
Und einer, der da musste mal
der rief: "Ich hab nen Silberstrahl!"
So gabs nach dieser Krautmethode
noch manche nette Episode!
Beim Heimgang sprach ein Gast zu mir:
"Es hat mir gut gefallen hier,
doch wär die Wohnung noch viel netter
hättest du am Weihnachtsbaum Lametta!!!"
Ich konnte da gequält nur lächeln
und mir noch frische Luft zufächeln.
Ich sprach - und klopfte ihm aufs Jäckchen:
"Im nächsten Jahr, da kauf ich 100 Päckchen!!"
Karibische "Jingle Bells"
von Rita Fehling
"Nein wirklich, dieser ganze Weihnachtstrubel geht mir so auf die Nerven.
"Ich heule mich bei meiner Freundin aus, die meine Einstellung nun gar nicht teilt." Seit Wochen nur "Jingle Bells" und ,Oh Tannenbaum'. Alles rennt und hetzt, nur weil bald Weihnachten ist.
"Ach, Weihnachten ist doch schön! Ich weiß gar nicht, was du hast. Wenn du irgendwo wärst, wo man nicht so feiert wie hier, wärst du auch nicht zufrieden."
Mensch, das ist es, denke ich mir! Irgendwohin, wo es nicht so verdammt weihnachtlich ist. Ganz vorsichtig frage ich bei meiner Familie an, ob wir in diesem Jahr nicht einmal verreisen wollen. "Es gibt bestimmt noch ein paar günstige Last-Minute-Angebote," locke ich. Doch Kind und Mann wollen davon nichts wissen. Weihnachten ist nur schön zu Hause. Sagen sie. Ist ja auch kein Wunder. Wer hat denn die ganze Verantwortung für die Vorbereitungen an der Backe? Wer plant das Essen, wer schreibt den Stapel Weihnachtskarten, wer kauft die Geschenke, wer backt die Plätzchen? Advent, Advent, die Mutti rennt.
Ich erzähle meinen beiden von den vielen Dingen, die ich noch zu erledigen habe und male gleichzeitig in den schönsten Tönen die Vorzüge einer karibischen Weihnacht aus. Es hat einige Tage gedauert, aber ich hab's geschafft.
Wir haben noch ein richtiges Reiseschnäppchen gemacht. Eine Woche Dominikanische Republik.
Ein Wahnsinn: Weihnachten am Strand. Palmen, Meer und warmes Wetter, keine übervollen Weihnachtsmärkte, keine Lichterketten, keine Hektik, kein Weihnachtsbraten, der vorbereitet werden will. Das Hotel hat natürlich für den 24. ein besonderes Programm. Für die meist europäischen Gäste haben sie ein perfektes Arrangement zusammengestellt. In der Lounge des Hotels ist ein riesiger Tannenbaum aufgestellt. Dahinter hat man eine künstliche Schneelandschaft mit Schneemännern und Schlitten aufgebaut. Und man sang "Jingle Bells". Alle sangen "Jingle Bells". Auch wir. Mit Tränen der Rührung in den Augen, Weihnachtslieder singend, genossen wir den Heiligen Abend und dachten an unsere Lieben daheim.
"Ja, es war wunderbar", bestätigte ich meiner Freundin. Ich bereue nicht, dass wir dieses Mal vor Weihnachten geflohen sind." Ob wir denn nichts vermisst hätten, fragt sie noch.
"Vermisst? Nö, vielleicht hätten sie noch ,Oh Tannenbaum' singen sollen."
Mister Santa
von Tilde Michels
Diese Geschichte hat John Berry vor einigen Jahren in New York erlebt.
Er schreibt sie hier auf, genauso wie sie sich zugetragen hat:
Es war wie verhext. Ich konnte einfach keine Arbeit finden. Von Beruf bin ich Installateur, aber ich hätte auch jede andere Stelle angenommen; als Koch oder Ausfahrer oder sonst was.
Drei Monate war ich schon arbeitslos. Ich wohnte in einer kalten verwahrlosten Bude. Wenn ich mich aufwärmen wollte, ging ich in eine Kneipe.
Das war Anfang Dezember. Immer um diese Zeit sind die breiten Prachtstraßen von New York mit bunten Lichterketten überspannt, und aus allen Schaufenstern der Innenstadt glänzt ein Weihnachtszauber von Glitzersternen, Elfen, Zwergen und Spielzeugstädten. Auf dem Platz im Rockefeller Center steht der größte Weihnachtsbaum der Welt. Er ist so hoch wie ein Haus mit Zehn Stockwerken, und unter diesem riesigen Weihnachtsbaum gibt es in jedem Jahr eine Schlittschuhbahn.
Aber damals interessierte mich das alles nicht. Ich hatte kein Geld, ich war hungrig und durchgefroren, und ich suchte Arbeit. Jeder Job war mir recht.
So kam es, dass ich Weihnachtsmann in einem großen Warenhaus wurde.
Vor Weihnachten hat jedes Kaufhaus seinen eigenen Weihnachtsmann; in Amerika heißt er Santa Claus. Zu dem gehen die Kinder und flüstern ihm zu, was sie sich wünschen. Der Kaufhaus-Santa-Claus schreibt ihre Namen und Wünsche auf. Später holen sich die Mütter die Wunschzettel ab. Und weil das von den Kaufhausleuten so praktisch eingerichtet ist, kaufen sie auch gleich alles an Ort und Stelle.
Als Santa Claus also saß ich auf einem Weihnachtsthron in der Spielzeugabteilung. Auf alt und würdig geschminkt, mit angeklebtem weißem Bart, rotem Umhang und roter Zipfelmütze. Meiner Stimme gab ich einen tiefen und vollen Klang.
Vor mir standen die Kinder in einer langen Schlange und warteten, bis sie an der Reihe waren.
Die Kleinen glaubten, ich sei der echte Weihnachtsmann; die Größeren natürlich nicht. Die kamen oft nur, um mich zu ärgern. Sie zerrten an meinem Bart, rissen mir die Mütze herunter und flüsterten mir statt ihrer Weihnachtswünsche Schimpfworte ins Ohr.
Scharen von Kindern kamen jeden Tag. Ich habe längst vergessen, was sie sich alles wünschten und wie sie aussahen - nur Paco habe ich nicht vergessen. Sein braunes Gesicht mit den dunklen Augen sehe ich noch genau vor mir.
Eines Abends stand er da. Nicht gläubig wie die Kleinen, nicht übermütig wie die Größeren. Ganz ernst blickte er mich an. Seine Hände hielt er geballt in den Taschen. Er nannte mir seinen Namen und die Straße, in der er wohnte. Sie lag im Norden der Stadt in einem elenden Viertel, wo nur die ärmsten Farbigen leben.
"Mister Santa", sagte er mit einer rauhen Stimme in holprigem Englisch, "ich brauche Schlittschuh."
"Schlittschuh?" fragte ich.
"Ja, Schlittschuh", wiederholte er. "Größe 6. Direkt am Stiefel festgemacht, verstehst du?"
Ich antwortete nicht gleich.
Paco senkte den Kopf. "Meine Mutter sagt, sie kann die Schlittschuh nicht kaufen. Aber du, Mister Santa...vielleicht kannst du..."
Die anderen Kinder drängten vor. Sie wollten endlich drankommen und schubsten Paco weg. Er wehrte sich nicht.
Auf dem Nachhauseweg kam ich an der Eisbahn unter dem riesigen Weihnachtsbaum vorbei. Dort sah ich Paco wieder. Seine dunklen Augen folgten den Kurven und Kreisen der Schlittschuhläufer auf dem hellerleuchteten Eis. Die Musik aus den Lautsprechern dröhnte über den Platz.
Es war kalt, und Paco hatte nur einen dünnen Pullover an. Aber er stand unbeweglich und schaute auf die glitzernde Eisfläche.
Als er zum zweiten Mal ins Warenhaus kam, fragte ich ihn: "Paco, warum brauchst du eigentlich Schlittschuhe? Es gibt doch viel nützlichere Sachen."
Da warf er die Arme in die Luft und sagte:
"Mister Santa, Schlittschuhlaufen, das ist..." Er suchte nach Worten und sagte dann nur: "Das ist schön."
Er fuchtelte mit seiner kleinen Faust vor meinem Bart herum. "Ich muss Schlittschuh haben, verstehst du?"
Ich sah, dass der Abteilungsleiter uns beobachtete. Er merkte natürlich, dass Paco allein war, dass niemand etwas für ihn kaufen würde. Und ohne lange zu überlegen, flüsterte ich Paco zu, "Komm morgen wieder, Paco. Morgen ist Heiliger Abend, da ist alles möglich... vielleicht sogar ein Wunder."
Der Abteilungsleiter trat heran und sagte höflich, aber mit deutlichem Tadel:
"Santa Claus, da sind noch andere liebe Kinder, die warten."
Paco ging ohne ein Wort weg.
Am Vormittag des Heiligen Abends - es war mein letzter Tag als Santa Claus - kaufte ich ein Paar Schlittschuhe mit Stiefeln Größe 6. Sie kosteten eine Menge Geld. Fast die Hälfte meines Wochenlohns als Weihnachtsmann. Und da fiel mir noch dazu ein, dass es mit den Schlittschuhen nicht genug war, dass Paco auch Eintrittsgeld für die Eisbahn brauchte. Er hatte bestimmt keinen Cent.
Wohl oder übel musste ich ihm noch ein paar Dollar extra in die Stiefel stecken. Ich tat es nicht gern, und ich ärgerte mich dabei über mich selbst. "Total übergeschnappt", dachte ich. "Die Hälfte eines Wochenlohns für einen fremden Jungen. Wohltätigkeitsfimmel! Weihnachtsmann spielen!"
Trotzdem wartete ich ungeduldig auf Paco.
Aber Paco kam nicht.
Die letzten Kinder waren abgezogen. Das Kaufhaus schloss seine Tore.
Ich legte die Santa-Claus-Verkleidung ab und zog meine eigene Jacke über. Dann ging ich hinaus auf den Platz mit dem großen Weihnachtsbaum. In der Hand trug ich die Tüte mit den Schlittschuhen.
Von der Eisbahn schallte die Musik herüber.
Langsam überquerte ich den Platz. Dann aber begann ich zu laufen, weil ich plötzlich fürchtete, zu spät zu kommen. Ich drängte mich nach vorn an die Eisfläche und suchte die Zuschauerreihen ab... und da entdeckte ich Paco. In seinem dünnen Pullover stand er wieder dort und starrte auf die Schlittschuhläufer. Die Fäuste hielt er vor den Mund gepresst.
"Guten Abend, Paco", sagte ich.
Paco blickte zu mir auf. Er erkannte mich nicht. "Wer sind Sie, Mister?"
"Ich komme von Santa Claus", sagte ich. "Ich mache manchmal Besorgungen für ihn. Er hat auf dich gewartet. Warum bist du nicht gekommen?"
Paco schüttelte den Kopf. "Meine Mutter hat gesagt, es gibt keine Wunder. Für uns nicht."
Da reichte ich ihm die Tüte mit den Schlittschuhen. "Von Santa Claus", sagte ich.
Mit offenem Mund schaute Paco in die Tüte. Es dauerte lange, bis er begriff, dass die Schlittschuhe ihm gehören sollten.
"Von Santa?" fragte er leise. "Wirklich?"
Er deutete mit dem Kopf hinüber zum Kaufhaus. "Wartet er noch?"
"Es ist schon geschlossen", sagte ich. "Santa Claus ist fort. - Aber wenn du willst, kann ich ihm sagen, dass du dich freust."
Paco nickte. Er drückte die Schlittschuhe an sich. Und dann lachte er. Seine kleinen weißen Zähne blitzen aus dem dunklen Gesicht. Alles an ihm leuchtete.
"Jetzt probiere ich's", sagte er.
Dann rannte er zur Schlittschuhbahn.
Nach ein paar vorsichtigen Bögen auf dem Eis drehte er sich noch einmal zu mir um. Er wedelte mit den Armen und schrie:
"Ich kann's! Sagen Sie's ihm! Sagen Sie Santa Claus, dass ich's kann! Und - fröhliche Weihnachten, Mister!"
"Fröhliche Weihnachten, Paco", rief ich zurück.
Ich sah ihn davonkurven. er tauchte unter in der Menge der anderen Schlittschuhläufer.
Das Weihnachtsmanngedicht
Verfasser unbekannt
Im Wald stand einst ein Weihnachtsmann
und schaute sich die Bäume an.
Sein Bart war lang und weiß wie Schnee
er träumte von Wiesen und von Klee.
Man müsste einfach Urlaub machen,
dachte er und musste lachen.
Er schnappte sich Sack und Kleiderpacken,
und fing an durch den Wald zu tappen.
Am ersten Bahnhof hielt er an
und stellte sich am Schalter an.
Eine Fahrkarte, das wollte er
in den Süden, und nicht mehr.
Doch wie sollte er bezahlen?
Wo Weihnachtsmänner doch kein Geld haben.
Da ging er erst zur nächsten Bank,
und pumpte die erst kräftig an.
Mit dem dicken Portemonnaie
ging es dann in den Zug “Oh je”
Welch ein Geschieb’ und ein Gedrück’
der Weihnachtsmann war viel zu dick.
Er quetschte sich in ein Abteil
und schlief dort erst mal selig ein.
der neue Morgen dämmerte schon,
da war er an der Endstation.
Im Süden war es heiß und schwül,
wie war’s zu Hause so schön kühl.
Die Menschen konnt’ er nicht versteh’n,
so eine Gegend hatte er auch noch nie geseh’n.
Kein Klee war dort und keine Wiesen,
nur Menschen die durch’s Wasser schießen.
Es war ein Jubel und ein Trubel,
da ging er die Weihnachtsstimmung suchen.
Er irrte durch die lauten Gassen
und konnte es noch gar nicht fassen.
Von Weihnachtsstimmung keine Spur,
nur Discosound in einer Tour.
Da ging er in das Land hinaus,
die Gegend sah so trostlos aus.
Ausgedörrt von Sommerhitze,
kein Weihnachtsbaum mit schöner Spitze.
Doch was war das dort in der Ferne,
ein kleines Licht auf einem Berge.
Er nahm die Beine in die Hand,
und rannte übers flache Land.
Außer Atem kam er dann,
an einer kleinen Hütte an.
Ein kleines Mädchen, zart und fein,
ließ ihn in das Haus hinein.
Das Hüttchen das war ziemlich klein,
geteilt mit Hühner Hund und Schwein.
Doch in der Ecke, klitzeklein,
stand ein geschmücktes Bäumelein.
Mit dickem Mantel, oh wie schwer,
schwitzte der Nikolaus doch sehr.
Das Mädchen drehte sich gleich um,
und reichte Wasser zur Erfrischung.
Der Nikolaus, der schaute dann,
das kleine Mädchen lange an.
Ein Wesen das so zart und klein,
das darf doch nicht alleine sein.
Ich habe Hühner, Hund und Schwein,
mehr brauch ich nicht zum Glücklich sein.
Und immer in der Weihnachtszeit,
dürfen die mit in das Haus hinein.
Dort teilen wir uns Tisch und Bett,
mit einem Bäumlein in der Eck.
Gedenken in der ruhigen Stunde,
der großen weihnachtlichen Kunde.
Der Ort hier, der hat ganz gewiss,
die Stimmung die er so vermisst.
Das, was den meisten heute fehlt,
weil es nur um Geschenke geht.
Doch auch für einen Nikolaus,
da ist der Urlaub einmal aus.
Doch am Heilgen Abend dann,
klopfte er wieder an der Hütte an.
Er öffnete den großen Sack,
indem er seine Sachen hat.
Heraus, da kamen viele Sachen,
die dem Mädchen Freude machen.
Zusammen bauten sie sodann,
ein großes Haus gleich nebenan.
Mit Stall für Hühner und das Schwein,
und Hütte für das Hundilein.
Das Mädchen lachte und sie freute sich,
mit strahlenden Augen im Gesicht.
Doch Weihnachten, räumte sie ein,
soll alles so wie früher sein.
Mit Hühner und mit Hund und Schwein,
und dem geschmücktem Bäumelein.
Und jedes Jahr an Heilgen Abend,
kam Nikolaus mit seinen Gaben.
Und Urlaub? Da muss er heute lachen,
den Stress will er sich nicht mehr machen.
Er bleibt lieber in seinem Wald,
und sei es auch noch so bitterkalt.
DIE WEIHNACHTSMANN GESCHICHTE
Anmerkung: die personalisierten Daten sind Musterdaten und in GROSS SCHRIFT hervorgehoben.
Bezugsquelle, siehe unten !
Bald ist es wieder soweit. - Das schönste Fest im Jahr steht bevor!
Der fünfjährige FLORIAN MAYER aus Wien kann es kaum noch erwarten.
An dem Abend, als er zuvor mit KONSTANTIN und JULIA durch OBERURSEL bummelte und die weihnachtlich geschmückten Fenster gesehen hatte, träumte er vom Weihnachtsmann.
Er lag im Bett, als es draußen in dicken Flocken zu schneien begann.
Da plötzlich hörte er eine freundliche Stimme am Fenster.
Erstaunt sah FLORIAN ein rotnäsiges Rentier, das ihn liebevoll ansah.
"Ich heiße Rudolf und komme vom Weihnachtsmann. Er braucht deine Hilfe. Kommst du mit?"
"Oh ja, natürlich komme ich mit," und FLORIAN sprang sogleich in den bereitstehenden Schlitten. In Windeseile flogen sie den Sternen entgegen. Nach langer Reise durch den monderleuchteten Himmel kamen sie in eine tief verschneite Landschaft. Inmitten dieser lag blau schimmernd und glitzernd ein Schloss aus Eis und Schnee.
"Rudolf, was ist das für ein Schloss da unten", fragte FLORIAN. "Das ist das Schloss des Weihnachtsmannes, wir sind nun da. Halte dich gut fest, wir landen gleich." Ganz sanft hielt der Schlitten vor dem großen Tor. "Komm mit, FLORIAN, der Weihnachtsmann erwartet uns." Da öffnete sich das Tor. FLORIAN klopfte das Herz bis zum Hals, als sie in eine wohlig warme Stube kamen, wo es nach Lebkuchen und Weihnachtskeksen duftete. "Herzlich willkommen", begrüßte der Weihnachtsmann FLORIAN, "Ich bin froh, dass du mitgekommen bist!"
"Sicherlich hast du Lust auf ein paar Süßigkeiten", meinte er und führte ihn in die Backstube. "Hier sind besondere Kekse, speziell für dich, FLORIAN", sagte eine nette Frau und gab ihm ein Päckchen mit köstlichen Leckereien. Ich backe hier die Lebkuchen-Kekse und all' die Süßigkeiten für das Weihnachtsfest." "Die riechen ja köstlich", sagte FLORIAN und kostete sofort davon.
Dann zeigte Rudolf ihm die Werkstatt des Weihnachtsmannes. Viele tausend Zwerge arbeiten da Tag und Nacht und bauen die tollsten Spielsachen, die du dir vorstellen kannst! FLORIAN konnte sich nicht satt sehen an den schönen Spielsachen und wusste nicht, was er am liebsten gehabt hätte.
Im anderen Raum gab es Puppen und Stofftiere. "Ich habe noch nie so viele hübsche Puppen und Kuscheltiere gesehen", rief FLORIAN, "Ich wünschte, CARINA, SIMON und JULIAN könnten auch hier sein!"
Rudolf meinte:
"Der Weihnachtsmann denkt an jedes Kind und weiß, welche Spielsachen es sich am meisten wünscht. Es fehlt ihm nur noch ein Wunsch, welchen die Menschen heute schon vergessen haben." "FLORIAN, dieser Wunsch soll Friede, Freude und Liebe in die Herzen der Menschen bringen", sagte der Weihnachtsmann. "Würdest du für alle Menschen diesen Weihnachtswunsch aussprechen?" FLORIAN versprach dem Weihnachtsmann: "Gerne werde ich diesen Wunsch aussprechen."
Er dachte an die Weihnachtszeit, an die schönen Dinge, an Stille, ans Freudeschenken und an die Liebenswürdigkeit der Menschen.
Auf einmal - WING! - erschien ihr Wunsch als strahlender Stern.
Der Weihnachtsmann freute sich und meinte: "Das war ein perfekter Wunsch, FLORIAN, dieser Wunsch wird als Weihnachtsstern die Botschaft von Frieden, Liebe, Freude und Hoffnung in die Herzen der Menschen bringen. Ich lege ihn bis zum Weihnachtsabend in diese schöne Schatulle."
Rudolf freute sich ebenso und meinte:
"Mit deiner Hilfe werden alle Menschen ein frohes Weihnachtsfest haben. Nun ist es aber zeit, ich muss dich wieder nach Hause bringen."
"Danke", sagte FLORIAN, "du hast mir sehr geholfen", und er verabschiedete sich vom Weihnachtsmann.
Im hellen Mondschein winkte er Auf Wiedersehen, als der Schlitten sich in Bewegung setzte. Langsam verschwand das Schloss in der Ferne, und FLORIAN dachte: "Ich freue mich schon darauf, KONSTANTIN und JULIA von meinem herrlichen Weihnachtserlebnis zu erzählen."
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Stand 10.12.2021
Nikolaus und Nikola
von Rita Fehling
Alle Jahre wieder im Dezember.
Ein Blick auf den Kalender sagt mir, dass das Fest der Feste nicht mehr fern ist.
Ich hätte es eigentlich wissen müssen, trotzdem kommt es mir wie in jedem Jahr so vor, als ob ausgerechnet dieses Mal Weihnachten wieder sehr plötzlich kommt.
Auf einmal steht die zur Verfügung stehende Zeit in einem äußerst ungünstigen Verhältnis zu den noch zu erledigenden Aufgaben. Die alljährliche Hetze kann beginnen.
Eins, zwei, drei, vier... neun Personen müssen mit Geschenken versehen und eine dreifache Anzahl mit Weihnachtskarten beglückt werden.
(Wo ist bloß die Liste, damit ich nicht wieder Onkel Alfred vergesse?).
Das ganze Fest vom Heiligabend angefangen bis zum Abend des zweiten Weihnachtstages muss organisiert und geplant werden. Schließlich wollen meine Lieben sowohl kulinarisch als auch geschenkemäßig versorgt und verwöhnt werden.
Meine beiden Männer (Sohne- und Ehemann) sehen meinem munteren Treiben zu und machen sich keinen Kopf drum.
Advent, Advent, die Mutti rennt...
Dieser Spruch ist zwar nicht neu, aber hat leider seine Gültigkeit nicht verloren.
Der Herr des Hauses glaubt, mit dem Aussuchen eines neuen Parfums (wahlweise auch Pullover, Pralinen oder Prosecco) und dem heiligabendlichen Aufstellen der Hallelujastaude seine Pflicht und Schuldigkeit getan zu haben. Weihnachten ist -und bleibt es wohl auch noch eine Zeit lang- Frauensache.
Warum eigentlich? Wer kann mir diese Frage beantworten?
Dabei ist es doch der Weihnachts-Mann, der an diesem Fest eine Hauptrolle spielt.
Mir ist aufgefallen, dass es neuerdings auch Weihnachts-Frauen gibt. Allerdings sind die wasserstoffblond, haben eine atemberaubende Figur, für Männeraugen zumindest, tragen einen roten Supermini und sind aus Schokolade.
Komisch, der Schoko-Weihnachtsmann oder -Nikolaus dagegen ist ein seriöser, älterer, untersetzter Herr mit Rauschebart - sein weibliches Gegenstück, die Nikola ist eine niedliche Kleine, die nicht den leisesten Anschein von Seriosität ausstrahlt.
Warum nicht mal einen Nikolaus mit Waschbrettbauch, sexy Po und Kleiderschrankkreuz?
Was wollen uns die Hersteller der weihnachtlichen Schokofiguren damit sagen?
Dass Frauen sich nicht von attraktiven (Weihnachts-)Männern ablenken lassen sollen, weil sie verdammt noch mal andere Pflichten in dieser Zeit haben?
Oder wollen sie damit beweisen, dass sie an die Gleichberechtigung gedacht haben?
Puh, von wegen Gleichberechtigung!
Die meiste Arbeit, die das Fest mit sich bringt, bleibt ja doch wieder an uns Frauen hängen. Dieses Jahr habe ich mich allerdings geweigert, die so beliebten wie arbeitsaufwendigen Kekse zu backen. Ich habe meine beiden unmissverständlich wissen lassen, dass ich nicht bereit sei, mehrere Stunden in der Küche zuzubringen, nur damit sie an einem, ich betone an einem Abend Kekse naschen können. Die Erfahrung der vergangenen Jahre hat mich gelehrt, dass die Kekse nur dann interessant sind, wenn sie gerade gebacken sind, danach wird den gekauften Dominosteinen, Lebkuchenherzen und dergleichen den Vorrang gegeben.
Warum weiß ich auch nicht, vielleicht weil meine Backkünste doch zu wünschen übrig lassen.
Egal warum, ich backe dieses Jahr nicht! Und ich bleibe hart.
Mann und Sohn gucken mich an, als hätte ich ihnen soeben den bevorstehenden Weltuntergang prophezeit.
"Aber das riecht doch so schön im Haus," murren sie.
Sollen sie doch selber Plätzchenduft produzieren!
Ich weiß ganz sicher, dass Männer das auch können. Ich habe ihnen schon mal die Zutaten und das Backbuch herausgestellt. Und die Weihnachtskeksdose. Darin befanden sich noch die Kekse vom letzten Jahr, die, die am Backtag nicht alle geworden sind.
Ich werde mich an dem Abend, an dem meine beiden Plätzchen backen, mit meiner Freundin auf ein lauschiges Plätzchen zurückziehen - beim Italiener vielleicht - und werde mal für einen Tag die Hektik vergessen.
Vielleicht unterhalten wir uns über Weihnachtsmänner. Sie wissen schon, über solche mit Waschbrettbauch - aber nicht aus Schokolade.
Plätzchenduft im ganzen Haus
von Rita Fehling
Wieder diese dunkle Jahreszeit. Wieder Dezember. Wieder diese langen Nächte und kurzen Tage. Und wieder die Familie, die quengelt, ich soll Plätzchen backen.
"Nein!" sage ich dieses Mal entschieden.
"Ich backe in diesem Jahr keine Plätzchen. Mann und Sohn gucken mich an, als ob ich ihnen soeben mitgeteilt hätte, dass ich beabsichtige, nach Timbuktu auszuwandern. Alles, nur das nicht. Sie flehen. Sie nölen. Sie schimpfen. Und ich argumentiere damit, dass es keinen Spaß macht, viele Stunden in der Küche zuzubringen, nochmals Stunden mit deren Reinigung beschäftigt zu sein, die Produkte meiner Schweiß treibenden Arbeit sich noch am Backtag bis auf die Hälfte dezimieren zu sehen, um dann festzustellen, dass anschließend niemand mehr von den Keksen isst. Nicht nur nicht im Dezember, nein auch am Fest selbst wird alles Mögliche gegessen und genascht, nicht aber Mutters Kekse.
Ich schlug vor, in eine gute Konditorei zu gehen, und ein paar von diesen wunderbaren Keksen zu kaufen, die so schön aussehen, wie ich es niemals hinkriegen würde. Aber sie schüttelten beiden heftig die Köpfe und argumentierten:
"Aber das riecht doch so schön im ganzen Haus."
Okay, da hatten sie ja nun Recht. Trotzdem habe ich keine Lust, Kekse für den Mülleimer zu produzieren. Basta!
Im letzten Jahr hatte ich logisch überlegt und nur noch die Hälfte Kekse gebacken. In der Hoffnung, dass dann alle an einem Tag aufgegessen würden. Aber die Rechnung ging nicht auf.
1. hatte ich fast genau so viel Arbeit, weil es der verschmutzten Küche egal ist, ob zehn oder fünf Bleche gebacken wurden und
2. haben sie von der Hälfte eben wieder nur die Hälfte gegessen. Ob sie es unverschämt gefunden hätten, alles auf einmal zu essen, oder ob ausgerechnet im letzten November ihr Keksappetit nur halb so groß war, bleibt unbekannt. Mein Entschluss stand fester den je:
In diesem Jahr keine Kekse.
Nun waren meine beiden Süßen nicht gewillt, auf selbst gebackene Weihnachtssüßigkeiten zu verzichten. Und weil Muttern dieses Mal nicht als Produzentin zur Verfügung stand passierte, was passieren musste. Die beiden wälzten Backbücher, kauften Frauenzeitschriften mit Plätzchenrezepten und bereiteten sich akribisch auf den großen Backtag vor.
Wenn eine Frau kocht oder backt, geht sie in die Küche, schmeißt Ofen und Herd in Gang und legt los.
Männer jedoch planen alles bis in die kleinste Kleinigkeit. Sie lasen die Rezepte, murmelten was von Kuvertüre, Petit Fours und viele andere leckere Ausdrücke.
Ich schmunzelte, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie das hinkriegen würden. Meine Kekse, die ich immer genau nach Anweisung backte, sahen nie so umwerfend toll aus, wie sie in den Zeitschriften oder Backbüchern abgebildet waren.
Aber die beiden hatten - so schien es - den Anspruch, es besser zu machen als ich.
Ich gebe zu, dass ich ein bisschen in meinem hausfraulichen Stolz gekränkt war. Und ein bisschen juckte es mich doch, ihnen zu zeigen, wer hier besser backen konnte. Doch ein Zurück gab es nun nicht mehr für mich. Zu viel hatte ich daran gesetzt, mein Ziel zu erreichen. Um nicht in irgendeine Versuchung zu kommen, in den nachmittäglichen Backvorgang einzugreifen, verzog ich mich für einige Stunden.
Ja, es stimmt, ich war sehr neugierig, als ich nach Hause kam.
Was dort dekorativ in einer Schale angerichtet war, verschlug mir den Atem.
Vanillekipferl mit Puderzucker, Zimtsterne mit rosa Verzierungen und vieles mehr.
"Alle Achtung!" Das Kompliment meinte ich wirklich ernst.
Erst am Abend im Bett fiel mir auf, dass etwas gefehlt hatte.
Der Duft. Genau!
Der Plätzchenduft im ganzen Haus.
Weihnachten im Weltall
Verfasser unbekannt, zugeschickt Sybille Mertens
erzählt nach: "Raumschiff Enterprise"
"Wir empfangen sehr sonderbare Signale von diesem Planeten, Sir", meldete der Beobachtungsoffizier.
"Er scheint von intelligenten Lebewesen bewohnt zu sein. Aber das ist unmöglich, wenn unsere Messungen stimmen."
"Die stimmen immer, wie Sie wissen", entgegnete Commander Will Kirkshatt knapp. "Bewohnt, wie? Mmmh!"
"Und Signale?" fuhr er nach kurzem Grübeln fort. Commander Will Kirkshatt wandte sich stirnrunzelnd an seinen Adjutanten Mc Bess. "Lassen Sie sofort Speck auf die Brücke kommen."
"Bin schon da, Sir - Sir", erklang triefend neben ihm die Stimme des schlappohrigen, fetten Lavianers.
Commander Kirkshatt musterte den aufgedunsenen Fleischklops und fragte sich zum tausendsten Male, warum man den gefräßigsten, wenn nicht gar einfältigsten Burschen der ganzen Sternenflotte ausgerechnet ihm als Letzten Offizier zugeordnet hatte.
Kirkshatt unterdrückte das Würgen, das ihn wie immer beim Anblick von Speck überkam.
"Was meinen Sie, Speck?" Kirkshatt hüstelte, wobei er sich ein Schnupftuch vor die Nase presste, um die Schweißausdünstungen des Außerirdischen nicht direkt aufnehmen zu müssen.
Der schlappohrige Lavianer hatte unterdes die empfangenen Messdaten abgerufen und analysiert. "So etwas, Sir, ist mir auch noch nicht begegnet - begegnet", meinte er schließlich, wobei er seine ohnehin winzigen Schweinsaugen noch enger zusammenkniff, soweit das überhaupt möglich war.
Geht dieses endlose Gelaber schon wieder los, dachte Kirkshatt, bevor er sich daran erinnerte, dass der Lavianer ja Gedanken lesen konnte.
Der hatte sie bereits gelesen. "Ich muss doch schon sehr bitten, wenn ich darf, Sir - Sir", tadelte der Letzte fette Offizier ihn prompt.
"Nichts für ungut, Speck", beschwichtigte Kirkshatt ihn. "Also?"
Speck wischte sich den Schweiß von seinem fetttriefenden Gesicht und schüttelte seinen massigen Schädel so heftig, dass seine Schlappohren flogen.
Einfach widerlich, wollte Commander Kirkshatt gedacht haben, besann sich diesmal aber noch rechtzeitig.
Speck räusperte sich, was so etwa einem Erstickungsanfall gleichkam. "Commander", quoll es dann über seine wulstigen Lippen, "auf Heiw I herrschen nord- wie südpolare Verhältnisse - Verhältnisse. Die Durchschnittstemperatur liegt bei etwa 30 Grad minus - minus. Der Planet ist völlig vereist und von einer meterdicken Schneedecke zugedeckt - zugedeckt."
Kirkshatt hatte Mühe, sich zu beherrschen. "Und weiter?" fragte er.
"Die Vegetation an der Messstelle besteht aus Heide und Tannen - Tannen", fuhr Speck fort.
"Das weiß ich ja alles, aber ich weiß nicht, warum es so ist, wie es ist", unterbrach der Commander des berühmten Raumschiffes Entenfang seinen Letzten Offizier. "Und was bedeuten diese Signale? Falls sie etwas zu bedeuten haben", fügte er vorsichtshalber hinzu. "Konnten Sie sie überhaupt entziffern, Speck?"
Herablassend senkte sein Letzter Offizier daraufhin sein fettes linkes Lid auf unnachahmliche Art. "Sir", erwiderte Speck.
"Wir Lavianer können alles entziffern - entziffern."
"Na schön", meinte Kirkshatt ungehalten. "Also, was bedeutet das?"
Speck spitzte die Lippen, soweit man von Spitzen sprechen konnte. "LAL - LU - JEHA - A - JU - LEL - LAH - LAH", buchstabierte er. "Aber was das bedeutet, weiß ich bedauerlicherweise nicht - nicht."
"Interessant", staunte Kirkshatt. "Vergessen wir, dass Sie die Bedeutung nicht wissen. Aber wiederholen Sie doch noch mal freundlicherweise, was Sie entziffert haben, Speck."
Der wölbte wiederum die Lippen. "LAL - LU - JEHA - A - JU - LEL - LAH - LAH", wiederholte er. "Sagt Ihnen das etwas, Sir - Sir?" erkundigte er sich.
"Irgendwie kommt mir das bekannt vor", sagte Kirkshatt ahnungsvoll sinnend. "Ich habe das schon mal irgendwo gehört. Allerdings - aber lassen wir das."
"Dann, Sir - Sir", seiberte Speck, "schlage ich vor, wir beamen einen Erkundungstrupp nach Heiw hinunter - hinunter."
Kirkshatt entgegnete kurz: "Auf die Idee bin ich auch schon gekommen, Speck. Ich leite den Trupp persönlich. Aber Sie bleiben diesmal an Bord. Sie wissen wohl, warum!"
Der Letzte Offizier des Raumschiffes Entenfang wischte sich schuldbewusst den nächsten Schweißstrom vom Gesicht und nickte stumm. Bei der Landung auf Nerost I, im Sternbild des Hasen nämlich, waren die Bewohner bei seinem Anblick fluchtartig davon gehoppelt.
Minuten später stand Commander Kirkshatt frisch gebeamt in intergalaktischer Nordsüdpolarausrüstung mit drei Leuten seines Trupps auf einem gewaltigen Gletscher und musterte erstaunt, das Bild, das sich ihm zu Füßen bot.
Eine richtige kleine Stadt mit Häusern und Hütten aus Eis und Schnee - Iglus nicht ganz unähnlich - war dort errichtet. Dampf stieg aus den Schornsteinen.
"Sir", meldete sich vetad, der lebende Datenfälscher, zu Worte, "nach meinen Berechnungen..."
"Ho-Ho!" unterbrach ihn eine dröhnende außerirdische Stimme. "Ha-Ha!"
Und ehe der verblüffte Commander Kirkshatt, vetad und die zwei anderen Leute seines Trupps zu den Waffen greifen konnten, bimmelte es hinter ihnen heftig.
Kirkshatt drehte sich um und staunte. Der erste Bewohner von Heiw I, dem er begegnete, wirkte überhaupt nicht feindselig, ja, nicht einmal fremd oder gar außerirdisch.
Ganz im Gegenteil.
Gestalt, Gesicht und Kleidung des Heiwers - wenn es denn wirklich einer war - kamen ihm irgendwie sehr vertraut vor. Mehr noch:
Etwas regte sich unbewusst wissend in ihm, wie vorhin, als Speck, der Letzte Offizier der Entenfang, ihm die Signale entziffert hatte.
Er musste es wagen. "LAH - LU?" versuchte Kirkshatt es ganz langsam.
"LAH-LU?" wiederholte daraufhin stirnrunzelnd der weißbärtige, mit einem langen roten Mantel und schwarzen Stiefeln bekleidete Planetenbewohner und überlegte. Dabei bimmelte er wieder mit einer Glocke.
"JU - LEL?" versuchte Kirkshatt es diesmal.
Der Weißbärtige mit den wallenden Locken bimmelte noch heftiger, schüttelte jedoch neuerlich den Kopf.
"Ju - LAH?" Kirkshatt ging jetzt hoffnungsvoll aufs Ganze.
"JU - LAH?" Ein breites Lächeln überzog das Gesicht des Bewohners von Heiw I. Er bimmelte ohrenbetäubend mit der Glocke, während er schrie:
"JU - LAH? LU - JAH! LU - JAH!"
"HO-HO!" brüllte Kirkshatt so laut, daß vetad ihn entsetzt anschaute.
"HO-HO!" brüllte darauf der Weißbärtige mit dem lockigen Haar und bimmelte, daß sich unter dem Getöse mächtige Eiszapfen vom Gletscherrand lösten. Und dann schrie er mit Bassstimme:
"HAL - LE - LU - JAH! HAL - LE - LU - JAH!"
"Ist alles in Ordnung, Commander, Sir?" fragte vetad verstört.
"HALLELUJAH! JA! Alles in Ordnung, vetad!" sprudelte es über Kirkshatts Lippen. "Wissen Sie, wo wir uns hier befinden?"
"Nein, Sir", erwiderte der berühmteste Datenfälscher der Sternenflotte und Vorletzte Offizier der Entenfang eingeschüchtert.
"Heiw ist" - Kirkshatt strahlte über das ganze Gesicht - der Heimatplanet des Weihnachtsmannes."
"HALLELUJAH! HO-HO!" brüllte der Weißbärtige daraufhin und bimmelte so stark, dass der Gletscher unter ihnen zu kalben begann.
"Er hat es! Aber nun, mein Bester, lass uns mal endlich normal miteinander reden. Okay?"
Kirkshatt nickte vor Seligkeit stumm.
"Hast du 'nen anständigen Schluck dabei?"
"Ich lass uns was runterbeamen", kam es über Kirkshatts Lippen. "vetad", sagte der dann, "beamen Sie mit dem Rest der Truppe zurück. Ich komme später nach."
Und so lief die Geschichte auch ab.
Bliebe der abschließende Eintrag im Logbuch der Entenfang nachzutragen:
"Mit dem Weihnachtsmann die ganze Nacht durchgesoffen, gesungen, Schlittenfahrten gemacht und Geschenke ausgepackt. Ich glaube, die Föderation hat einen Freund für immer gewonnen."
PS: "Ich schmeiße Speck, den letzten Offizier, endgültig von Bord. Wegen Unfähigkeit.
Das empfangene Signal lautete eindeutig HALLELUJAH!"
PPS: "Letzter Befehl widerrufen.
Speck bleibt im Dienst. Schließlich ist es ja Weihnachten!"
Mañana... Día de Santa Lucía – 13. Dezember
Dieses Winterfest vereint schwedische und kanarische Traditionen und wird vor allem auf Gran Canaria in
“Santa Lucía de Tirajana” im Südwesten der Insel gefeiert.
Leider fällt in diesem Jahr dieser wunderschöne Umzug aus.
Über "Santa Lucía de Tirajana" kann man hier etwas nachlesen:
https://www.spain-grancanaria.com/de...-tirajana.html
Die Legende von Santa Lucia
Lucia lebte in Syrakus (Syracuse) zur Zeit der Christenverfolgungen unter Diokletian und war Christin. Sie hatte eine Erscheinung der Heiligen Agathe von Catania und ließ sich daraufhin taufen.
Anderen Christen brachte sie Nahrungsmittel in die Katakomben. Um beide Hände zum Tragen freizuhaben, ging sie mit einer Krone aus brennenden Kerzen auf den Kopf in die dunklen Gänge.
Sie wollte sogar dem weltlichen Leben entsagen und Nonne werden. Als ihr Verlobter davon erfuhr, war er so enttäuscht, dass er sie anzeigte. Christen wurden um diese Zeit hingerichtet.
Lucia sollte von Ochsen zu Tode geschleift werden, aber die Tiere weigerten sich, auch nur einen Schritt zu gehen, so sehr man sie auch quälte und antrieb. Sie wurde dann erstochen und starb so für ihren Glauben.
Besonders in Italien gibt es viele Denkmäler und Heiligenfiguren, die Santa Lucia zeigen.
Der 13. Dezember ist der Tag von Santa Lucia.
Da ihr Tag als Quartalsbeginn im Verwaltungswesen und als Jahresschluss in der Schule bedeutsam war, und außerdem mit dem kirchlichen Qatember:
https://de.wikipedia.org/wiki/Quatember
zusammenfiel, hat der Tag viele Bräuche.
Bis ins 16. Jahrhundert galt die vorausgehende Nacht als die längste des Jahres, mit Lucia begann die Zeit des Lichtes.
Die schwedische Tradition:
In Schweden wird der 13. Dezember besonders gefeiert. Ein weißgekleidetes Mädchen, die Lussibrud ( Lucienbraut) trägt einen Kranz mit brennenden Kerzen auf dem Kopf und weckt in der Familie die Schlafenden und bringt ihnen das Frühstück, zu diesem gehört auch das skandinavische Safranbrot.
Ein Backrezept mit Anleitung steht am Ende dieser "Santa Lucia-Erklärung".
In allen Städten und Dörfern wird eine Lucia-Braut gewählt.
Bis ins 16. Jahrhundert galt die vorausgehende Nacht als die längste des Jahres, mit Lucia begann die Zeit des Lichtes.
Dieser Brauch ist in Schweden 1780 erstmals dokumentiert.
In allen skandinavischen Ländern feiert man das Julfest.
In der Vorweihnachtszeit wird gebastelt, geputzt und gebacken. Man erzählt sich dass die kleinen Hausgeister, die Tomare, den Menschen, nicht nur im laufe des Jahres sondern auch in der Vorweihnachtszeit, hilfreich zur Seite stehen. Als Dank stellt man ihnen am Heilig Abend einen süßen Milchbrei vor die Tür, denn man glaubt, dass ein versäumtes Dankeschön, der Familie Unglück bringt.
Heiligabend nach einem Saunabad versammelt sich die Familie um den Lichterbaum, der mitten in der Wohnstube steht.
Nach einem guten Essen mit Julschinken:
https://www.lecker.de/julschinken-11934.html
...und allen möglichen Köstlichkeiten tanzen alle um den Baum und singen Weihnachtslieder.
Bescherung ist erst nach diesem Weihnachtsreigen. Die Fenster der Wohnstube sind oft geöffnet, denn es kann sein, dass hin und wieder ein Julklapp, ein Geschenkpäckchen eines Freundes oder Nachbarn, ins Haus geflogen kommt.
Am frühen Weihnachtsmorgen besuchen die Familien die Christmette. Zu Hause bewacht der Julbock, ein Ziegenbock aus Stroh, den Weihnachtsbaum und hält die bösen Geister fern.
Auch in Deutschland gibt es heute, bevorzugt in katholischen Gegenden, den Brauch, dass ein weißgekleidetes Mädchen mit dem Lichterkranz in die dunkle Kirche kommt und einen Glanz verbreitet.
Das Rezept für das "Skandinavisches Safranbrot"
Zutaten
500 gr. Mehl
40 gr. Hefe
1/8 l Milch oder Sahne
50 gr. Zucker
eine Prise Salz
2 Eier
100 gr. Margarine
1 Essl. Rum
1/2 Teel. Safran (weil Safran sehr teuer ist, kann man auch Kurkuma nehmen)
2 Teel. Milch
1/2 Tasse gewaschene Rosinen
50 gr. gemahlene Mandeln
2 Eigelb
Mandelblätter
Zubereitung:
Einen Hefeteig aus dem Mehl, Hefe etwas Zucker und Milch herstellen und 15 Minuten gehen lassen.
Den Safran in wenig Milch auflösen.
Die Margarine zerlassen, mit den Eiern, dem restlichen Zucker, Salz, Safran, Rum, Rosinen und den Mandeln zum Vorteig geben und so lange schlagen (kneten) bis der Teig Blasen wirft.
Den Teig weitere 15 Minuten gehen lassen.
Den Teig in zwei oder drei Stränge teilen und daraus einen Zopf oder Striezel flechten.
Den Zopf nochmal gehen lassen
Das Brot mit verquirltem Eigelb bestreichen und mit den Mandelblättern bestreuen.
Das Safranbrot bei 200 Grad (vorgeheizt) etwa 35 - 40 Minuten -goldbraun- backen.
Eine Weihnachtsgeschichte mit tieferen Sinn für Kinder ab ca. 7 Jahren.
Letzte Lieferung vor Weihnachten
von Thomas Weinmann
Heute war wieder eine besonders umfangreiche Lieferung eingetroffen.
Eigentlich, wie immer in diesen Tagen, an denen auf der Erde bald – wie sie es nennen – Weihnachten gefeiert wird.
Wagen um Wagen wurden herangebracht, schwer beladen mit all den vielen Gebeten der Menschen. Eine große Schar beauftragter Engel stürzte sich auf die unüberschaubare Flut, um wenigstens eine gewisse Ordnung in das Ganze zu bringen. Da wird mal grob zwischen Stoßgebeten, gewöhnlichen Bitten, wiederkehrenden Bitten, Lobpreisungen und was es sonst noch gibt. unterschieden. Der Berg der Lobpreisungen und Danksagungen ist dabei, wie üblich, markant kleiner im Vergleich zu den Bitten. Nach etlichen Stunden Vorarbeit wurde das herrliche Himmelstor zu Gott dem Vater aufgestoßen und ein vornehmer Engel brachte den ersten Wagen zu dem Allmächtigen.
Der Engel senkte seinen Blick und sprach demütig:
«Heiliger Herr, heute sind besonders viele Bitten eingetroffen.» Und er dachte so bei sich:
«Unglaublich, was sich die Menschen alles so von Gott wünschen! Da sind die simplen, eher materiell ausgerichteten Wünsche, wie:
Ich möchte ein Haustier, ich wünsche mir eine neue Wohnung. Und dann die Wünsche nach Erfolg:
Herr, schenk, dass ich die Prüfung bestehe, dass ich den Job bekomme. Und dann die Sehnsüchte, die sich widerspiegeln:
Ich möchte endlich eine Frau finden, ein Kind bekommen. Und die Ängste und Nöte:
Mach mich endlich wieder gesund! Greif ein, dass mein Elend endlich ein Ende findet.»
Da blickte der Herr auf den Engel, dessen Gedanken er schon längst erraten hatte, und sprach:
«So unglaublich viel ist es, was die Menschen von mir erhoffen! Und doch lässt sich nicht einfach alles so erfüllen – mit all ihren Wünschen würden die Menschen ein riesiges Chaos anrichten.»
Dann schwieg der Herr. Aber der Engel sah das nachdenkliche Gesicht des Allmächtigen. Und er wagte eine Frage:
«Welche der Gebete sind denn die schwierigsten?»
Ohne Umschweife erwiderte der Herr:
«Das sind die WARUM Fragen».
«Warum, Gott, lässt du das zu? Warum beendest du diesen Krieg nicht? Warum musste mein Kind sterben? Warum hat mein Partner Krebs? Warum gibt es so viel Elend? Warum sind die Menschen so selbstsüchtig?»
Gebete zu Weihnachten zu Weihnachtsgeschichte mit tieferen Sinn
Der Engel wagte nichts darauf zu erwidern, zumal er im Inneren selbst dachte, dass da ja durchaus etwas Wahres daran sei.
«Du kannst dies also den Menschen nachempfinden?» sprach Gott ihn an. Der Engel errötete sogleich vor Scham, überzeugt davon, dass man dem Handeln und Denken des Allmächtigen in keiner Weise zweifeln, geschweige denn widersprechen sollte.
«Die Menschen», fuhr Gott fort, «sind faszinierende Wesen. Sie sind fähig, über sich selbst nachzudenken. Sie sind sich selbst bewusst, sie folgen nicht nur einfachen Bedürfnissen und Instinkten, sie können ihr Handeln planen, überdenken. Sie haben vom Baum der Erkenntnis gegessen - darum erkennen sie. Aber das bedeutet auch, dass sie Entscheidungen treffen müssen, die in irgendeiner Weise Folgen haben werden. Und das heißt, dass sie Verantwortung übernehmen müssen. Wenn sie dabei den wichtigsten Grundsatz perfekt in Ihre Entscheidungen mit einbeziehen könnten – «liebe deinen Nächsten so wie dich selbst» - dann würde das zu einem guten Zusammenleben zwischen den Menschen und der übrigen Natur führen. Wenn sie schon die Selbstverantwortung gewählt haben, dann täte es ihnen gut, sich an meine Grundsätze zu halten.»
Nun wurde der Engel mutiger. Er wagte einzuwenden:
«Nun ist es ja aber nicht so, dass alles auf die mangelnde Verantwortung des Menschen zurückgeführt werden kann…»
«Ja, aber leider ist es sehr viel mehr, als es die Menschen wahrhaben wollen. Viel Elend ist menschengemacht - das meiste sogar – manches direkt und offensichtlich, etliches aber beruht grundsätzlich auf den weitreichenden Folgen von menschlichem Fehlverhalten».
«Die Menschen sind ein Trauerspiel für diesen fantastischen Planeten!» entfuhr es dem Engel.
«Du weißt,» fuhr Gott fort, «ein erster Ansatz, die entartete Menschheit mit einer drastischen Reduktion auf wenige rechtschaffende Menschen zu reduzieren, ist gründlich fehlgeschlagen. Ich habe so sehr darauf gehofft, dass die menschlichen Wesen meine Gemeinschaft suchen würden und sich besser entwickeln würden. Aber der zweite Versuch ist nun erfolgreicher!»
Der Engel runzelte die Stirn und dachte für sich:
«Das sieht aber nicht gerade danach aus…»
«Du kennst die Geschichte. Ich bin selbst hingegangen – heute reden sie von Weihnachten. Ich habe mich in die Gestalt eines Menschen begeben und habe unter den Menschen gelebt und gelitten. Ich habe ihnen ein Vorbild gegeben, welches nicht wenige erfolgreich übernommen haben und noch immer übernehmen. Das hat vieles besser gemacht, aber vieles jedoch auch nicht.
Menschen, Tiere, Pflanzen – ja alles Leben - ist endlich. Die Schöpfung erlebt Geburt und erleidet Tod. Schmerz und Krankheit sind Realität in der materiell gebundenen Welt. Aber mit meinem Kommen in ihre Welt haben ich ihnen das Tor zu meiner unvergänglichen Welt aufgestoßen. Ich bin durch ihren Tod hindurchgegangen und ins ewige Leben zurückgekehrt. Wer sich entscheidet, diesen Weg zu beschreiten, der bekommt ebenfalls Zugang zur immateriellen Ewigkeit. Für diese Menschen, die mich aufnehmen, ist Krankheit, Leiden und Tod noch immer die gleiche Realität wie für alle anderen auch. Aber das ist für sie nun nicht mehr das letzte Wort. Wer mir vertraut, wird leben, auch wenn er stirbt.»
Eigentlich wusste der Engel ja dies alles. Dennoch fragte er sich, warum Gott denn nicht öfters ein Machtwort sprechen würde, um die Menschheit vor Schlimmerem zu bewahren.
«Ich will, dass die Menschen aus freien Stücken mich lieben, meine Grundsätze bewahren und danach handeln. Das bedeutet auch, dass ich die Menschheit im Moment ein Stück weit sich selber überlassen muss – und nur traurig darauf warten kann, bis sie sich wieder mir zuwenden».
Dann wandte sich Gott den riesigen Stapeln zu. Mit geübtem Auge zog er das eine oder andere Gebet zu sich und ließ es in Erfüllung gehen.
Die erste Zigarette
oder
Weihnachten ist erst morgen.
von Egon Oetjen
Weihnachten ist ja schon etwas Besonderes, jedenfalls für mich.
Bis zum heutigen Tage ist der Heilige Abend etwas wunderbares für mich, nicht unbedingt der Geschenke wegen, nein, nein, dieser Tag überhaupt macht den Reiz aus.
So war das auch schon Weihnachten 1953.
Ich war nun ja gerade fünf Jahre alt und Heiligabend stand vor der Tür. Natürlich durfte ich ja nicht wissen, das es keinen Weihnachtsmann gab, also hatten wir Drei, dass heißt, meine beiden älteren Brüder und ich als kleiner Duddsack, die Wohnung, zu verlassen.
Vater und Mutter schickten uns nach draußen, was bei dem kalten und feuchten Dezemberwetter eigentlich nur hieß, rein in den alten Schuppen.
Darin waren wir jedenfalls so einigermaßen vor der nassen Kälte geschützt. Ein alter, zugiger Schuppen, in dem Brennmaterial wie Holz, Torf und Kohlen lagerte. Er bestand größtenteils aus zusammengenagelten Brettern und Blechtafeln, die aus alten Ölfässern hergestellt waren. Daher war das Ganze auch recht löchrig und der eisige Wind pfiff durch die Ritzen.
In diesem Verschlag saßen wir drei Buben nun und warteten auf den Weihnachtsmann.
Irgendwann wurde uns die ganze Geschichte zu langweilig und einer der beiden Großen kam auf die glorreiche Idee, irgendetwas nützliches zu machen.
Ich weiß ja nun nicht, wie er gerade darauf kam, aber Rauchen ist bei Jungens ja immer angesagt. Die so genannte Zigarette sah dann aber eher aus wie eine Trompete. Außen zusammengerolltes Zeitungspapier und drinnen richtig guter Tabak, den die Beiden vom vielen Torfstreu, der dort auf dem Boden lag, "geerntet" hatten.
Ich brauchte in meinem zarten Alter nur einen guten Zug an dieser "Zieh-garette", natürlich auf Lunge.
Dann war Weihnachten für mich vorbei, denn erstens wurde eine neue Hose für mich benötigt und zweitens gab es gehörig welche vor den Hintern.
Dieser Zug hatte bei mir eine durchschlagende Wirkung.
Geschenke wurden dann übrigens erst am nächsten Tag verteilt.
Da war der Weihnachtsmann allerdings schon lange nicht mehr da, aber zum Glück hatte er die Geschenke dagelassen.
Schöne Weihnachtsgeschichten.
Die Adventszeit, es ist die Zeit für schöne Weihnachtsgeschichten.
Unter dem Begriff "schön" mag jeder etwas anderes verstehen, doch diese -älteren- Erzählungen sind ganz bestimmt für viele Menschen genau das Richtige. Zu den langen Wochen, die wir mit der Vorbereitung auf das Fest und mit viel erwartungsvoller Freude verbringen, gehören Weihnachtsgeschichten unbedingt dazu.
Schöne Erzählungen zur Weihnachtszeit stehen für eine harmonische Stimmung, eine wunderbare Fantasie und für glückliche Seufzer.
Sie sorgen für leuchtende Augen, und dies nicht nur bei Kindern. Solche Geschichten werden gern selbst gelesen oder am besten sogar vorgelesen. So hat die ganze Familie Anteil an einer Atmosphäre, die das Herz mit warmer Freude erfüllt.
Überhaupt ist das ein schöner Ritus:
Jeden Tag am Abend, wenn die Familie zusammensitzt, gibt es eine neue schöne Geschichte. So findet jeder mit der Zeit seine neue Lieblings-Weihnachtsgeschichte.
Ich verfolge in diesem Thread und die täglichen Zahlen "der Betrachter", es werden täglich immer mehr, deshalb bedanke mich für das Interesse.
Es folgt eine Geschichte von "Theodor Storm", der in Husum geboren wurde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Storm
Diese Stadt sie liegt in Schleswig-Holstein an der Nordsee, sie wird auch:
"Die graue Stadt am Meer" genannt, sie ist aber doch recht bunt !
Da stand das Kind am Wege
Autor: Theodor Storm
Weihnachtabend kam heran. – Es war noch nachmittags, als Reinhard mit andern Studenten im Ratskeller am alten Eichentisch zusammensaß. Die Lampen an den Wänden waren angezündet, denn hier unten dämmerte es schon; aber die Gäste waren sparsam versammelt, die Kellner lehnten müßig an den Mauerpfeilern. In einem Winkel des Gewölbes saßen ein Geigenspieler und ein Zithermädchen mit feinen zigeunerhaften Zügen; sie hatten ihre Instrumente auf dem Schoße liegen und schienen teilnahmlos vor sich hinzusehen.
Am Studententische knallte ein Champagnerpfropfen. "Trinke, mein böhmisch Liebchen!" rief ein junger Mann von junkerhaftem Äußern, indem er ein volles Glas zu dem Mädchen hinüberreichte.
"Ich mag nicht", sagte sie, ohne ihre Stellung zu verändern.
"So singe!" rief der Junker und warf ihr eine Silbermünze in den Schoß. Das Mädchen strich sich langsam mit den Fingern durch ihr schwarzes Haar, während der Geigenspieler ihr ins Ohr flüsterte; aber sie warf den Kopf zurück und stützte das Kinn auf ihre Zither. "Für den spiel ich nicht", sagte sie.
Reinhard sprang mit dem Glase in der Hand auf und stellte sich vor sie.
"Was willst du?" fragte sie trotzig.
"Deine Augen sehn."
"Was gehn dich meine Augen an?"
Reinhard sah funkelnd auf sie nieder. "Ich weiß wohl, sie sind falsch!" – Sie legte ihre Wange in die flache Hand und sah ihn lauernd an. Reinhard hob sein Glas an den Mund. "Auf deine schönen, sündhaften Augen!" sagte er und trank.
Sie lachte und warf den Kopf herum. "Gib!" sagte sie, und indem sie ihre schwarzen Augen in die seinen heftete, trank sie langsam den Rest. Dann griff sie einen Dreiklang und sang mit tiefer, leidenschaftlicher Stimme:
Heute, nur heute
Bin ich so schön;
Morgen, ach morgen
Muss alles vergehn!
Nur diese Stunde
Bist du noch mein;
Sterben, ach sterben
Soll ich allein.
Während der Geigenspieler in raschem Tempo das Nachspiel einsetzte, gesellte sich ein neuer Ankömmling zu der Gruppe.
"Ich wollte dich abholen, Reinhard", sagte er. "Du warst schon fort; aber das Christkind war bei dir eingekehrt."
"Das Christkind?" sagte Reinhard, "das kommt nicht mehr zu mir."
"Ei was! Dein ganzes Zimmer roch nach Tannenbaum und braunen Kuchen."
Reinhard setzte das Glas aus der Hand und griff nach seiner Mütze.
"Was willst du?" fragte das Mädchen.
"Ich komme schon wieder."
Sie runzelte die Stirn. "Bleib!" rief sie leise und sah ihn vertraulich an.
Reinhard zögerte. "Ich kann nicht", sagte er.
Sie stieß ihn lachend mit der Fußspitze. "Geh!" sagte sie. "Du taugst nichts; ihr taugt alle miteinander nichts." Und während sie sich abwandte, stieg Reinhard langsam die Kellertreppe hinauf.
Draußen auf der Straße war es tiefe Dämmerung; er fühlte die frische Winterluft an seiner heißen Stirn. Hier und da fiel der helle Schein eines brennenden Tannenbaums aus den Fenstern, dann und wann hörte man von drinnen das Geräusch von kleinen Pfeifen und Blechtrompeten und dazwischen jubelnde Kinderstimmen. Scharen von Bettelkindern gingen von Haus zu Haus oder stiegen auf die Treppengeländer und suchten durch die Fenster einen Blick in die versagte Herrlichkeit zu gewinnen. Mitunter wurde auch eine Tür plötzlich aufgerissen, und scheltende Stimmen trieben einen ganzen Schwarm solcher kleinen Gäste aus dem hellen Hause auf die dunkle Gasse hinaus; anderswo wurde auf dem Hausflur ein altes Weihnachtslied gesungen; es waren klare Mädchenstimmen darunter. Reinhard hörte sie nicht, er ging rasch an allem vorüber, aus einer Straße in die andere. Als er an seine Wohnung gekommen, war es fast völlig dunkel geworden; er stolperte die Treppe hinauf und trat in seine Stube. Ein süßer Duft schlug ihm entgegen; das heimelte ihn an, das roch wie zu Haus der Mutter Weihnachtsstube. Mit zitternder Hand zündete er sein Licht an; da lag ein mächtiges Paket auf dem Tisch, und als er es öffnete, fielen die wohlbekannten braunen Festkuchen heraus; auf einigen waren die Anfangsbuchstaben seines Namens in Zucker ausgestreut; das konnte niemand anders als Elisabeth getan haben. Dann kam ein Päckchen mit feiner gestickter Wäsche zum Vorschein, Tücher und Manschetten, zuletzt Briefe von der Mutter und von Elisabeth.
Reinhard öffnete zuerst den letzteren; Elisabeth schrieb:
"Die schönen Zuckerbuchstaben können Dir wohl erzählen, wer bei den Kuchen mitgeholfen hat; dieselbe Person hat die Manschetten für Dich gestickt. Bei uns wird es nun Weihnachtabend sehr still werden; meine Mutter stellt immer schon um halb zehn ihr Spinnrad in die Ecke; es ist gar so einsam diesen Winter, wo Du nicht hier bist. Nun ist auch vorigen Sonntag der Hänfling gestorben, den Du mir geschenkt hattest; ich habe sehr geweint, aber ich hab ihn doch immer gut gewartet. Der sang sonst immer nachmittags, wenn die Sonne auf sein Bauer schien; Du weißt, die Mutter hing oft ein Tuch über, um ihn zu geschweigen, wenn er so recht aus Kräften sang. Da ist es nun noch stiller in der Kammer, nur daß Dein alter Freund Erich uns jetzt mitunter besucht. Du sagtest einmal, er sähe seinem braunen Überrock ähnlich. Daran muß ich nun immer denken, wenn er zur Tür hereinkommt, und es ist gar zu komisch; sag es aber nicht zur Mutter, sie wird dann leicht verdrießlich. – Rat, was ich Deiner Mutter zu Weihnachten schenke! Du rätst es nicht? Mich selber! Der Erich zeichnet mich in schwarzer Kreide; ich habe ihm schon dreimal sitzen müssen, jedesmal eine ganze Stunde. Es war mir recht zuwider, dass der fremde Mensch mein Gesicht so auswendig lernte. Ich wollte auch nicht, aber die Mutter redete mir zu; sie sagte, es würde der guten Frau Werner eine gar große Freude machen.
Aber Du hältst nicht Wort, Reinhard. Du hast keine Märchen geschickt. Ich habe Dich oft bei Deiner Mutter verklagt; sie sagt dann immer, Du habest jetzt mehr zu tun als solche Kindereien. Ich glaub es aber nicht; es ist wohl anders."
Nun las Reinhard auch den Brief seiner Mutter, und als er beide Briefe gelesen und langsam wieder zusammengefaltet und weggelegt hatte, überfiel ihn unerbittliches Heimweh. Er ging eine Zeitlang in seinem Zimmer auf und nieder; er sprach leise und dann halb verständlich zu sich selbst:
Er wäre fast verirret
Und wusste nicht hinaus;
Da stand das Kind am Wege
Und winkte ihm nach Haus!
Dann trat er an sein Pult, nahm einiges Geld heraus und ging wieder auf die Straße hinab. – Hier war es mittlerweile stiller geworden; die Weihnachtsbäume waren ausgebrannt, die Umzüge der Kinder hatten aufgehört. Der Wind fegte durch die einsamen Straßen; Alte und Junge saßen in ihren Häusern familienweise zusammen; der zweite Abschnitt des Weihnachtabends hatte begonnen. –
Als Reinhard in die Nähe des Ratskellers kam, hörte er aus der Tiefe herauf Geigenstrich und den Gesang des Zithermädchens; nun klingelte unten die Kellertür, und eine dunkle Gestalt schwankte die breite, matt erleuchtete Treppe herauf. Reinhard trat in den Häuserschatten und ging dann rasch vorüber. Nach einer Weile erreichte er den erleuchteten Laden eines Juweliers; und nachdem er hier ein kleines Kreuz von roten Korallen eingehandelt hatte, ging er auf demselben Wege, den er gekommen war, wieder zurück.
Nicht weit von seiner Wohnung bemerkte er ein kleines, in klägliche Lumpen gehülltes Mädchen an einer hohen Haustür stehen, in vergeblicher Bemühung, sie zu öffnen. "Soll ich dir helfen?" sagte er. Das Kind erwiderte nichts, ließ aber die schwere Türklinke fahren. Reinhard hatte schon die Tür geöffnet. "Nein", sagte er, "sie könnten dich hinausjagen; komm mit mir! Ich will dir Weihnachtskuchen geben." Dann machte er die Tür wieder zu und fasste das kleine Mädchen an der Hand, das stillschweigend mit ihm in seine Wohnung ging.
Er hatte das Licht beim Weggehen brennen lassen. "Hier hast du Kuchen", sagte er und gab ihr die Hälfte seines ganzen Schatzes in ihre Schürze, nur keine mit den Zuckerbuchstaben. "Nun geh nach Hause und gib deiner Mutter auch davon." Das Kind sah mit einem scheuen Blick zu ihm hinauf; es schien solcher Freundlichkeit ungewohnt und nichts darauf erwidern zu können. Reinhard machte die Tür auf und leuchtete ihr, und nun flog die Kleine wie ein Vogel mit ihren Kuchen die Treppe hinab und zum Hause hinaus.
Reinhard schürte das Feuer in seinem Ofen an und stellte das bestaubte Tintenfass auf seinen Tisch; dann setzte er sich hin und schrieb, und schrieb die ganze Nacht Briefe an seine Mutter, an Elisabeth. Der Rest der Weihnachtskuchen lag unberührt neben ihm; aber die Manschetten von Elisabeth hatte er angeknüpft, was sich gar wunderlich zu seinem weißen Flausrock ausnahm. So saß er noch, als die Wintersonne auf die gefrorenen Fensterscheiben fiel und ihm gegenüber im Spiegel ein blasses, ernstes Antlitz zeigte.
Eine seltsame Geschichte
von Heidi Subera
Als der kleine Martin am Sonntag morgen aufwachte und sich umschaute, war irgendwas ganz komisch.
In seinem Zimmer stimmte etwas nicht. Er konnte aber nicht sagen, was es war.
Die Spielzeugkiste war an ihrem Platz und die Eisenbahn stand auch noch auf ihren Schienen. Seltsam. Martin setzte sich auf und blickte noch einmal rund herum. Er konnte nichts entdecken. Da auf dem Regal neben dem Bett hatte er wie immer seine Stofftiere aufgereiht.
Moment mal!
Saßen die nicht anders als gestern Abend? Martin kniff die Augen zu und machte sie wieder auf. Es war alles genau so wie vor einem Augenblick. Er kletterte aus dem Bett und lugte vorsichtig darunter.
Heh! Was war denn das?
Da lagen lauter Papierschnitzel unter dem Bett und ein kleiner Stoffesel war auch auf den Boden gefallen!
' Ich habe das aber nicht gemacht ' dachte Martin bei sich. Er holte schnell seinen Papierkorb, sammelte die Schnipsel ein und setzte den Esel wieder auf das Regal. Dann zog er seine blaue Hose und sein rotes T-Shirt an. Das konnte er schon, er war ja schon ein großer Junge. Immerhin schon fünf Jahre, drei Monate und zehn Tage.
Martin warf noch einen kurzen Blick zu den Stofftieren. Er war sich sicher, sie saßen anders als gestern!
Schnell schlüpfte er in seine Turnschuhe und lief aus dem Zimmer, die Stufen hinunter und in die Küche. Seine große Schwester und die Mutter waren schon auf. Die Mutter kochte Kaffee und Kakao, Karin, so hieß seine Schwester, strich Butter auf die Frühstücksbrötchen, die herrlich dufteten.
"Schön, dass du schon auf bist" sagte die Mutter. "Das Frühstück ist schon fertig".
Martin setzte sich zum Tisch, der schon gedeckt war.
"Du, Mutti, hast du heute in der Nacht nichts gehört? " begann Karin. "Da hat irgendwas einen ziemlichen Lärm gemacht"
"Wie meinst du das?" fragte die Mutter. "Was für einen Lärm?"
"Ich weiß es auch nicht, aber zuerst hat es gekratzt und dann gescheppert" antwortete Karin.
" Und bei mir unter dem Bett sind gaaanz viele Papierschnipsel gelegen. Ich hab sie aber schon weggeräumt!" krähte Martin dazwischen.
" Ehrlich, Mutti, ich war das nicht!"
Die Mutter meinte, sie hätte nichts gehört. "Im Gegenteil, ich habe heute sehr gut geschlafen." sagte sie. "Aber wir werden Papa fragen, wenn er aufgestanden ist".
Kurz darauf erschien der Vater in der Küche.
"Ich habe einen Bärenhunger, ich könnte ein ganzes Wildschwein aufessen" rief er.
Die Mutter goss Kaffee in eine Tasse und servierte ihn dem Vater zusammen mit einem frischen Brötchen.
"Hmmm, wie gut das riecht, einfach köstlich. Kann ich bitte etwas Marmelade haben? Auf diesen Brötchen brauche ich unbedingt Marmelade ".
Sein Vater ließ sich das Frühstück schmecken. Nachdem alle gegessen hatten, räumte die Mutter den Tisch ab, Karin wusch das Geschirr und der Vater griff sich die Zeitung. Gerade als er zu lesen beginnen wollte, zupfte ihn Martin am Ärmel:
"Papa, hast du heute Nacht nichts gehört?" fragte er. "Nein" antwortete der Vater, "eigentlich nicht,... doch!
Da hat mich einmal ein Geräusch geweckt. Es war ein Kratzen. Hat sich angehört, als wollte die Katze in dein Zimmer".
" Nein, das kann nicht stimmen, weil die Katze heute Nacht bei mir geschlafen hat" sagte Karin.
"Ich weiß, du willst es nicht, Mutti, aber was hätte ich denn tun sollen. Sie hat so laut miaut, da habe ich sie rein gelassen".
"Ist ja auch egal, wird schon irgendwas gewesen sein.", meinte der Vater. "Geht spielen, aber macht nicht so viel Lärm, heute ist Sonntag!"
Als Martin wieder in sein Zimmer kam, schaute er als erstes unter sein Bett. Als er nichts Verdächtiges feststellen konnte, begann er die Eisenbahn aufzubauen. Ein Bahnhof musste her und die Brücke, dann stellte er Bäume dazu und einen Zaun. Hinter dem Zaun platzierte er ein paar Pferde, Kühe waren auch dabei und ein Bauernhof mit Traktoren, Anhänger und allem, was halt so zu einem Bauernhof gehört. Martin ließ Autos fahren, der Zug fuhr in den Bahnhof ein, in Martins Phantasie stiegen Leute ein, andere wiederum aus. Der Schaffner pfiff auf seiner Trillerpfeife und der Zug setzte sich wieder in Bewegung.
Martin war so in sein Spiel vertieft, dass er nicht bemerkte, dass etwas blitzschnell durch sein Zimmer vom Regal in Richtung Fenster huschte. Was das wohl war?
Der kleine Junge sah erst von seinem Spiel auf, als die Mutter zum Mittagessen rief.
"Was, so spät ist es schon wieder?" rief er ." Ich komme gleich, Mutti". Schnell räumte er seine Spielsachen weg, stellte die Autos samt Schachtel auf das Regal.
Was war das? Da lagen ja schon wieder Papierschnipsel auf dem Boden! Martin verstand die Welt nicht mehr. ' Ich habe doch alle Papierschnipsel weggeräumt und in den Papierkorb getan.' dachte Martin. Er guckte im Papierkorb nach. Da waren aber keine Schnipsel mehr drinnen.
"Mutti, bitte komm schnell in mein Zimmer, da ist was echt Komisches!" rief Martin. Als die Mutter in sein Zimmer kam, war Martin ganz aufgeregt. "Heute Morgen ist ein Stofftier am Boden gelegen und unter dem Bett waren lauter Papierschnipsel. Hab ich aber alles aufgeräumt, ehrlich! Und jetzt sind schon wieder welche da. Schau! Die Schnipsel, die ich weggeworfen habe, sind nicht mehr im Papierkorb, die liegen schon wieder am Boden!" Die Mutter zog die Augenbrauen in die Höhe und warf ihrem Sohn einen strengen Blick zu.
"Martin, für so einen Unfug ist mir die Zeit zu schade. Ich habe auch noch was anderes zu tun, als mir solche Geschichten anzuhören. "Aber es stimmt!" beteuerte Martin. "Ich habe gestern Abend ja gar kein Papier gebraucht. Mit den Stofftieren habe ich auch nicht gespielt und trotzdem ist eines am Boden gelegen."
"In Ordnung. Lass es gut sein. Ach Martin, würdest du bitte dein Fenster schließen? Es ist mittlerweile doch schon ziemlich herbstlich."
Die Mutter lächelte ihrem Kind zu und ging wieder in die Küche, um die Jause vorzubereiten. Martin war sehr verwundert, er war sich jetzt gar nicht mehr so sicher, ob er nicht doch mit den Stofftieren gespielt, oder etwas aus Papierresten gebastelt hatte. Nein, das wüsste er doch. Kopfschüttelnd ging auch er in die Küche.
Etwas später kam der Vater vom Garten zurück.
"Stellt euch vor, was ich draußen gesehen habe." sagte er und machte ein geheimnisvolles Gesicht. Martin guckte ihn ganz neugierig an:
"Sag schon, was hast du denn gesehen, bitte, ich bin schon so neugierig!" bettelte Martin.
"Ihr wisst ja, dass schon sehr viele Blätter von den Bäumen gefallen sind. Der wilde Wein, der an unserer Mauer hoch wächst, ist auch schon ziemlich nackt. Na, ich war gerade dabei, das Laub zusammen zu rechen, da habe ich an der Hauswand, wo der Wein ist, ein Rascheln gehört. Was glaubt ihr, habe ich gesehen? Ein Eichhörnchen! Es ist da herum geklettert, es hat so ausgesehen, als wollte es in dein Zimmer, Martin."
"Echt, ein Eichhörnchen?" rief Martin begeistert.
"Wollte es wirklich in mein Zimmer?" "Na, ja, es hat jedenfalls so ausgesehen." antwortete der Vater.
"Moment mal," mischte sich die Mutter ein, "das würde die seltsamen Dinge in Martins Zimmer erklären. Martin hat heute Morgen lauter Papierschnipsel auf dem Boden gefunden. Das Fenster war auch offen. Könnte es sein, dass...?
"Der Vater nickte nachdenklich. " Dass es hinein geklettert ist? Das wäre natürlich möglich. Da wir die Eichhörnchen bis jetzt ja nie in irgendeiner Weise erschreckt haben, sind sie auch nicht besonders ängstlich. Natürlich ist so was ungewöhnlich, könnte aber durchaus sein."
"Toll" rief Martin. Er fand den Gedanken, ein Eichhörnchen in seinem Zimmer zu haben, irrsinnig aufregend. Ob man so ein Tierchen wohl als Haustier haben könnte?
Martin muss wohl so einen Ausdruck in seinem Gesicht gehabt haben, denn in diesem Augenblick sagte der Vater:
" Martin, so ein Eichhörnchen ist kein Kuscheltier, weißt du? Man kann ein Tier, welches die Freiheit gewohnt ist, nicht in einen Käfig sperren, das würde es sehr unglücklich machen" Martin verzog das Gesicht. " Ich hab ja gar nichts gesagt, Papa, aber lustig wäre es schon."
Man kam zu dem Entschluss, dass man das Fenster in Martins Zimmer über Nacht wieder öffnen würde, ein paar Nüsse auf den Boden legen und am Morgen, wenn die Nüsse fort wären, hätte man Gewissheit, dass es das Eichhörnchen war, welches die Unordnung veranstaltet hatte.
Genau so geschah es dann auch.
Am Abend, als es Schlafenszeit war, deponierte Martin einige Nüsse auf dem Boden, öffnete das Fenster, nur einen Spalt, gerade so weit, dass ein Eichhörnchen durch schlüpfen konnte und legte sich schlafen. Am nächsten Morgen, als Martin aufwachte, schaute er sofort nach, ob die Nüsse noch da waren. Und wirklich! Alle Nüsse waren verschwunden! Martin freute sich. Hatte er doch schon gedacht, irgend ein Kobold hätte in seinem Zimmer Quartier bezogen und ihm einen Streich gespielt. Er seufzte erleichtert auf.
Gleich beim Frühstück erzählte er den Eltern, dass alle Nüsse weg waren. "Na, dann hätten wir ja den Missetäter entlarvt." stellte der Vater fest.
Alle mussten lachen, weil so eine seltsame Sache passierte nicht alle Tage.
Von da an legte Martin jeden Abend einige Nüsse auf sein Fensterbrett, damit das Eichhörnchen sie mitnehmen konnte. Das Fenster allerdings machte er fortan immer zu... !
Die Leihgabe
von Wolfdietrich Schnurre
Am meisten hat Vater sich jedesmal zu Weihnachten Mühe gegeben. Da fiel es uns allerdings auch besonders schwer, drüber wegzukommen, dass wir arbeitslos waren. Andere Feiertage, die beging man, oder man beging sie nicht; aber auf Weihnachten lebte man zu, und war es erst da, dann hielt man es fest; und die Schaufenster, die brachten es ja oft noch nicht mal im Januar fertig, sich von ihren Schokoladenweihnachtsmännern zu trennen.
Mir hatten es vor allem die Zwerge und Kasperles angetan. War Vater dabei, sah ich weg; aber das fiel mehr auf, als wenn man hingesehen hätte; und so fing ich dann allmählich doch wieder an, in die Läden zu gucken.
Vater war auch nicht gerade unempfindlich gegen die Schaufensterauslagen, er konnte sich nur besser beherrschen. Weihnachten, sagte er, wäre das Fest der Freude; das Entscheidende wäre jetzt nämlich: nicht traurig zu sein, auch dann nicht, wenn man kein Geld hätte.
"Die meisten Leute", sagte Vater, "sind bloß am ersten und zweiten Feiertag fröhlich vielleicht nachher zu Silvester noch mal. Das genügt aber nicht; man muss mindestens schon einen Monat vorher mit Fröhlichsein anfangen. Zu Silvester", sagte Vater, "da kannst du dann getrost wieder traurig sein; denn es ist nie schön, wenn ein Jahr einfach so weggeht. Nur jetzt, so vor Weihnachten, da ist es unangebracht, traurig zu sein."
Vater selber gab sich auch immer große Mühe, nicht traurig zu sein um diese Zeit; doch er hatte es aus irgendeinem Grund da schwerer als ich; wahrscheinlich deshalb, weil er keinen Vater mehr hatte, der ihm dasselbe sagen konnte, was er mir immer sagte. Es wäre bestimmt auch alles leichter gewesen, hätte Vater noch seine Stelle gehabt. Er hätte jetzt sogar wieder als Hilfspräparator gearbeitet; aber sie brauchten keine Hilfspräparatoren im Augenblick. Der Direktor hatte gesagt, aufhalten im Museum könnte Vater sich gern, aber mit Arbeit müsste er warten, bis bessere Zeiten kämen.
"Und wann, meinen Sie, ist das?" hatte Vater gefragt.
"Ich möchte Ihnen nicht weh tun", hatte der Direktor gesagt.
Frieda hatte mehr Glück gehabt; sie war in einer Großdestille am Alexanderplatz als Küchenhilfe eingestellt worden und war dort auch gleich in Logis. Uns war es ganz angenehm, nicht dauernd mit ihr zusammenzusein; sie war jetzt, wo wir uns nur mittags und abends mal sahen, viel netter.
Aber im Grunde lebten auch wir nicht schlecht. Denn Frieda versorgte uns reichlich mit Essen, und war es zu Hause zu kalt, dann gingen wir ins Museum rüber; und wenn wir uns alles angesehen hatten, lehnten wir uns unter dem Dinosauriergerippe an die Heizung, sahen aus dem Fenster oder fingen mit dem Museumswärter ein Gespräch über Kaninchenzucht an.
An sich war das Jahr also durchaus dazu angetan, in Ruhe und Beschaulichkeit zu Ende gebracht zu werden. Wenn Vater sich nur nicht solche Sorge um einen Weihnachtsbaum gemacht hätte.
Es kam ganz plötzlich.
Wir hatten eben Frieda aus der Destille abgeholt und sie nach Hause gebracht und uns hingelegt, da klappte Vater den Band "Brehms Tierleben" zu, in dem er abends immer noch las, und fragte zu mir rüber:
"Schläfst du schon?"
"Nein", sagte ich, denn es war zu kalt zum Schlafen.
"Mir fällt eben ein", sagte Vater, "wir brauchen ja einen Weihnachtsbaum."
Er machte eine Pause und wartete meine Antwort ab.
"Findest du?" sagte ich.
"Ja", sagte Vater, "und zwar so einen richtigen, schönen; nicht so einen murkligen, der schon umkippt, wenn man bloß mal eine Walnuss dranhängt."
Bei dem Wort Walnuss richtete ich mich auf. Ob man nicht vielleicht auch ein paar Lebkuchen kriegen könnte zum Dranhägen?
Vater räusperte sich. "Gott -", sagte er, "warum nicht; mal mit Frieda reden."
"Vielleicht", sagte ich, "kennt Frieda auch gleich jemand, der uns einen Baum schenkt."
Vater bezweifelte das. Außerdem: so einen Baum, wie er ihn sich vorstellte, den verschenkte niemand, der wäre ein Reichtum, ein Schatz wäre der.
Ob er vielleicht ein Mark wert wäre, fragte ich.
"Eine Mark -?!" Vater blies verächtlich die Luft durch die Nase: "Mindestens zwei."
"Und wo gibt's ihn?"
"Siehst du", sagte Vater, "das überleg' ich auch gerade."
"Aber wir können ihn doch gar nicht kaufen", sagte ich; "zwei Mark: wo willst du die denn jetzt hernehmen?"
Vater hob die Petroleumlampe auf und sah sich im Zimmer um. Ich wusste, er überlegte, ob sich vielleicht noch was ins Leihhaus bringen ließe; es war aber schon alles drin, sogar das Grammophon, bei dem ich so geheult hatte, als der Kerl hinter dem Gitter mit ihm weggeschlurft war.
Vater stellte die Lampe wieder zurück und räusperte sich. "Schlaf mal erst; ich werde mir den Fall durch den Kopf gehen lassen."
In der nächsten Zeit drückten wir uns bloß immer an den Weihnachtsbaumverkaufsständen herum. Baum auf Baum bekam Beine und lief weg; aber wir hatten noch immer keinen.
"Ob man nicht doch -?" fragte ich am fünften Tag, als wir gerade wieder im Museum unter dem Dinosauriergerippe an der Heizung lehnten.
"Ob man was?" fragte Vater scharf.
"Ich meine, ob man nicht doch versuchen sollte, einen gewöhnlichen Baum zu kriegen?"
"Bist du verrückt?!" Vater war empört. "Vielleicht so einen Kohlstrunk, bei dem man nachher nicht weiß, soll es ein Handfeger oder eine Zahnbürste sein.? Kommt gar nicht in Frage."
Doch was half es; Weihnachten kam näher und näher. Anfangs waren die Christbaumwälder in den Straßen noch aufgefüllt worden; aber allmählich lichteten sie sich, und eines Nachmittags waren wir Zeuge, wie der fetteste Christbaumverkäufer vom Alex, der Kraftriemen-Jimmy, sein letztes Bäumchen, ein wahres Streichholz von einem Baum, für drei Mark fünfzig verkaufte, aufs Geld spuckte, sich aufs Rad schwang und wegfuhr.
Nun fingen wir doch an traurig zu werden. Nicht schlimm; aber immerhin, es genügte, dass Frieda die Brauen noch mehr zusammenzog, als sie es sonst schon zu tun pflegte, und dass sie uns fragte, was wir denn hätten.
Wir hatten uns zwar daran gewöhnt, unseren Kummer für uns zu behalten, doch diesmal nicht; und Vater erzählte es ihr.
Frieda hörte aufmerksam zu. "Das ist alles?"
Wir nickten.
"Ihr seid aber komisch", sagte Frieda; "wieso geht ihr denn nicht einfach in den Grunewald, einen klauen?"
Ich habe Vater schon häufig empört gesehen, aber so empört wie an diesem Abend noch nie.
Er war kreidebleich geworden. "Ist das dein Ernst?" fragte er heiser.
Frieda war sehr erstaunt. "Logisch", sagte sie; "das machen doch alle."
"Alle -!" echote Vater dumpf, "alle -!" Er erhob sich steif und nahm mich bei der Hand.
"Du gestattest wohl", sagte er darauf zu Frieda, "dass ich erst den Jungen nach Hause bringe, ehe ich dir hierauf die gebührende Antwort erteile."
Er hat sie ihr niemals erteilt. Frieda war vernünftig; sie tat so, als ginge sie auf Vaters Zimperlichkeit ein, und am nächsten Tag entschuldigte sie sich.
Doch was nützte das alles; einen Baum, gar einen Staatsbaum, wie Vater ihn sich vorstellte, hatten wir deshalb noch lange nicht.
Aber dann - es war der 23. Dezember, und wir hatten eben wieder unseren Stammplatz unter dem Dinosauriergerippe bezogen - hatte Vater die große Erleuchtung.
"Haben Sie einen Spaten?" fragte er den Museumswärter, der neben uns auf seinem Klappstuhl eingenickt war.
"Was?!" rief der und fuhr auf, "was habe ich?!"
"Einen Spaten, Mann", sagte Vater ungeduldig; "ob Sie einen Spaten haben."
Ja, den hätte er schon.
Ich sah unsicher an Vater empor. Er sah jedoch leidlich normal aus; nur sein Blick schien mir eine Spur unsteter zu sein als sonst.
"Gut", sagte er jetzt; "wir kommen heute mit zu Ihnen nach Hause, und Sie borgen ihn uns."
Was er vorhatte, erfuhr ich erst in der Nacht.
"Los", sagte Vater und schüttelte mich, "steh auf."
Ich kroch schlaftrunken über das Bettgitter.
"Was ist denn bloß los?"
"Pass auf", sagte Vater und blieb vor mir stehen:
"Einen Baum stehlen, das ist gemein; aber sich einen borgen, das geht."
"Borgen -?" fragte ich blinzelnd.
"Ja", sagte Vater.
"Wir gehen jetzt in den Friedrichshain und graben eine Blautanne aus. Zu Hause stellen wir sie in die Wanne mit Wasser, feiern morgen dann Weihnachten mit ihr, und nachher pflanzen wir sie wieder am selben Platz ein. Na -?" Er sah mich durchdringend an.
"Eine wunderbare Idee", sagte ich.
Summend und pfeifend gingen wir los; Vater den Spaten auf dem Rücken, ich einen Sack unter dem Arm.
Hin und wieder hörte Vater auf zu pfeifen, und wir sangen zweistimmig...
"Morgen, Kinder, wird's was geben" und "Vom Himmel hoch, da komm' ich her".
Wie immer bei solchen Liedern, hatte Vater Tränen in den Augen, und auch mir war schon ganz feierlich zumute.
Dann tauchte vor uns der Friedrichshain auf, und wir schwiegen.
Die Blautanne, auf die Vater es abgesehen hatte, stand inmitten eines strohgedeckten Rosenrondells.
Sie war gut anderthalb Meter hoch und ein Muster an ebenmäßigem Wuchs.
Da der Boden nur dicht unter der Oberfläche gefroren war, dauerte es auch gar nicht lange, und Vater hatte die Wurzeln freigelegt. Behutsam kippten wir den Baum darauf um, schoben ihn mit den Wurzeln in den Sack, Vater hing seine Joppe über das Ende, das raussah, wir schippten das Loch zu, Stroh wurde drübergestreut, Vater lud sich den Baum auf die Schulter, und wir gingen nach Hause. Hier füllten wir die große Zinkwanne mit Wasser und stellten den Baum rein.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, waren Vater und Frieda schon dabei, ihn zu schmücken.
Er war jetzt mit Hilfe einer Schnur an der Decke befestigt, und Frieda hatte aus Stanniolpapier allerlei Sterne geschnitten, die sie an seinen Zweigen aufhängte; sie sah sehr hübsch aus. Auch einige Lebkuchenmänner sah ich hängen. Ich wollte den beiden den Spaß nicht verderben; daher tat ich so, als schliefe ich noch.
Dabei überlegte ich mir, wie ich mich für ihre Nettigkeit revanchieren könnte.
Schließlich fiel es mir ein:
Vater hatte sich einen Weihnachtsbaum geborgt, warum sollte ich es nicht fertigbringen, mir über die Feiertage unser verpfändetes Grammophon auszuleihen?
Ich tat also, als wachte ich eben erst auf, bejubelte vorschriftsmäßig den Baum, und dann zog ich mich an und ging los.
Der Pfandleiher war ein furchtbarer Mensch, schon als wir zum erstenmal bei ihm gewesen waren und Vater ihm seinen Mantel gegeben hatte, hätte ich dem Kerl sonst was zufügen mögen; aber jetzt musste man freundlich zu ihm sein.
Ich gab mir auch große Mühe. Ich erzählte ihm was von zwei Großmüttern und "gerade zu Weihnachten" und "letzter Freude auf alte Tage" und so, und plötzlich holte der Pfandleiher aus und haute mir eine herunter und sagte ganz ruhig:
"Wie oft du sonst schwindelst, ist mir egal; aber zu Weihnachten wird die Wahrheit gesagt, verstanden?"
Darauf schlurfte er in den Nebenraum und brachte das Grammophon an. "Aber wehe, ihr macht was an ihm kaputt! Und nur für drei Tage! Und auch bloß, weil du's bist!"
Ich machte einen Diener, dass ich mir fast die Stirn an der Kniescheibe stieß; dann nahm ich den Kasten unter den einen, den Trichter unter den anderen Arm und rannte nach Hause.
Ich versteckte beides erst mal in der Waschküche. Frieda allerdings musste ich einweihen, denn die hatte die Platten; aber Frieda hielt dicht.
Mittags hatte uns Friedas Chef, der Destillenwirt, eingeladen.
Es gab eine tadellose Nudelsuppe, anschließend Kartoffelbrei mit Gänseklein. Wir aßen, bis wir uns kaum noch erkannten; darauf gingen wir, um Kohlen zu sparen, noch ein bisschen ins Museum zum Dinosauriergerippe; und am Nachmittag kam Frieda und holte uns ab.
Zu Hause wurde geheizt. Dann packte Frieda eine Riesenschüssel voll übriggebliebenem Gänseklein, drei Flaschen Rotwein und einen Quadratmeter Bienenstich aus, Vater legte für mich seinen Band "Brehms Tierleben" auf den Tisch, und im nächsten unbewachten Augenblick lief ich in die Waschküche runter, holte das Grammophon rauf und sagte Vater, er sollte sich umdrehen.
Er gehorchte auch;
Frieda legte die Platten raus und steckte die Lichter an, und ich machte den Trichter fest und zog das Grammophon auf.
"Moment", sagte ich; "dieser verdammte Trichter - denkst du, ich krieg' das Ding fest?"
Frieda hüstelte.
"Was denn für einen Trichter?" fragte Vater.
Aber da ging es schon los. Es war "Ihr Kinderlein kommet",; es knarrte zwar etwas, und die Platte hatte wohl auch einen Sprung, aber das machte nichts. Frieda und ich sangen mit, und da drehte Vater sich um.
Er schluckte erst und zupfte sich an der Nase, aber dann räusperte er sich und sang auch mit.
Als die Platte zu Ende war, schüttelten wir uns die Hände, und ich erzählte Vater, wie ich das mit dem Grammophon gemacht hätte.
Er war begeistert.
"Na -?" sagte er nur immer wieder zu Frieda und nickte dabei zu mir rüber: "na -?"
Es wurde ein sehr schöner Weihnachtsabend. Erst sangen und spielten wir die Platten durch; dann spielten wir sie noch mal ohne Gesang; dann sang Frieda noch mal alle Platten allein; dann sang sie mit Vater noch mal, und dann aßen wir und tranken den Wein aus, und darauf machten wir noch ein bisschen Musik; dann brachten wir Frieda nach Hause und legten uns auch hin.
Am nächsten Morgen blieb der Baum noch aufgeputzt stehen.
Ich durfte liegenbleiben, und Vater machte den ganzen Tag Grammophonmusik und pfiff zweite Stimme dazu.
Dann, in der folgenden Nacht, nahmen wir den Baum aus der Wanne, steckten ihn, noch mit den Stanniolpapiersternen geschmückt, in den Sack und brachten ihn zurück in den Friedrichshain.
Hier pflanzten wir ihn wieder in sein Rosenrondell. Darauf traten wir die Erde fest und gingen nach Hause.
Am Morgen brachte ich dann auch das Grammophon weg.
Den Baum haben wir noch häufig besucht; er ist wieder angewachsen. Die Stanniolpapiersterne hingen noch eine ganze Weile in seinen Zweigen, einige sogar bis in den Frühling.
Vor ein paar Monaten habe ich mir den Baum wieder mal angesehen.
Er ist jetzt gute zwei Stock hoch und hat den Umfang eines mittleren Fabrikschornsteins.
Es mutet merkwürdig an, sich vorzustellen, dass wir ihn mal zu Gast in unserer Wohnküche hatten.
Die Weihnachtsgans
von Marie Branowitzer-Rodler
In einem Vorort von Flensburg lebten in der hungrigen Zeit nach dem Krieg zwei nette alte Frauen.
Damals war es noch bannig schwer, für Weihnachten einen Festbraten zu kriegen. Nun hatte aber eine der beiden Frauen die Möglichkeit, bei einem Bauern für Zeug eine magere aber springlebendige Gans umzutauschen. In einem Korb verpackt, brachte Fräulein Agathe das Tier nach Hause. Und sofort fingen sie und ihre Schwester an, auf die Gans aufzupassen und sie zu mästen.
Die beiden Frauen hatten eine Wohnung zur Miete im zweiten Stock. Und keiner im Haus wusste, dass in einer der Stuben der Schwestern ein Federvieh hauste, das verwöhnt, gefüttert und großzügig aufgezogen wurde.
Agathe und Emma nahmen sich vor, keinem Menschen etwas davon zu sagen. Und das aus zwei Gründen:
erstens gibt es neidische Leute, die sich keine Gans leisten konnten, und zweitens wollten die Frauen um nichts in der Welt die Gans, wenn sie dick und fett und fein gebraten ist, mit näheren Verwandten teilen.
Darum hatten die beiden in den sechs Wochen bis zu dem 24. Dezember auch keinen Besuch mehr.
Sie lebten nun bloß noch für die Gans. Und so kam dann der Morgen des 23. Dezember heran.
Es war ein klarer, feiner Wintertag. Die ahnungslose Gans stolzierte vergnügt herum - ihren Korb in der Küche nahe der Schlafstube der beiden Schwestern - und war ordentlich am Schnattern. Die beiden Frauen mochten sich nicht anschauen.
Nicht, dass sie böse aufeinander waren, das natürlich nicht. Nein, nun war die Frage, wer die Gans schlachten sollte.
"Das tust du!" sagte Agathe, stand vom Bett auf, zog sich schnell an, nahm den Kuhkopf-Korb, ließ ihre schimpfende Schwester stehen und ging aus der Wohnung.
Was sollte unsere arme Emma tun?
Diese knurrte vor sich hin und dachte, ob sie nicht ihren Nachbarn fragen sollte, die Gans um die Ecke zu bringen.
Doch diesen Gedanken ließ sie wieder fallen, denn sonst hätte man in diesem Jahr auch einen großen Teil von der Gans abgeben müssen.
Sie nahm sich ein Herz und machte sich an das gräuliche Unternehmen, nicht ohne dabei lauthals zu heulen.
Als Agathe nach einer ganzen Zeit wieder nach Hause kam, lag die Gans auf dem Küchentisch und der lange Hals bummelte über die Tischkante. Er war bloß nicht zu sehen, dafür aber zwei alte nette Frauen, die sich heulend in den Armen lagen.
"Wie.... wie....", heulte Agathe los, "Wie hast du das bloß gemacht, Emma?"
"Mit... mit... VERONAL!" heulte Emma.
"Ich habe ein paar von deinen Schlaftabletten aufgelöst und in das Futter gegeben und nun ist sie ... huhu .... tot.
Aber rupfen musst du sie... huhu..."
Aber weder Emma noch Agathe konnten sich dazu entschließen.
In der Küche stand der leere Korb, da war keine Gans mehr, die schnatternd "Guten Morgen" sagte.
Und so saßen die beiden eng umschlungen auf dem Sofa und heulten sich aus.
Endlich nahm sich Agathe zusammen und fing an, den noch warmen Vogel zu rupfen. Eine Feder nach der anderen flog in den Papiersack, der von Emma festgehalten wurde. Und dann sagte Agathe:
" Emma, du nimmst die Gans nun aus", und ging in die Wohnstube, setzte sich auf das Sofa und heulte in das Kissen.
Emma lief ihrer Schwester nach und sagte einfach, dass könnte sie nicht tun.
Daraufhin wurden sich die beiden einig, denn es war nun schon spät am Abend, das Unternehmen von der Gans auf den anderen Tag zu verschieben.
Am nächsten Tag wurden Agathe und Emma in aller Frühe aus dem Schlaf gerissen.
Mit einem Ruck saßen die beiden Frauen gleichzeitig senkrecht im Bett und schauten mit großen Augen nun auf die offene Küchentür. Und wer kam da hereinspaziert?
Eine ulkige, leise schnatternde Gans, die am ganzen Leib zitterte und bebte!
Diese Geschichte ist tatsächlich wahr, aber das kommt noch besser.
Als ich am Weihnachtsabend den beiden Frauen noch schnell ein kleines Päckchen bringen wollte, da kam mir doch wahrhaftig eine vergnügt schnatternde Gans entgegen, die ich aber bloß am Kopf erkennen konnte, denn das ganze Tier steckte in einem warmen Pullover, den die beiden Frauen in aller Eile für ihren Liebling zusammengestrickt hatten.
Diese Pullover-Gans hat noch sieben Jahre gelebt und ist dann eines natürlichen Todes gestorben.
Der WEIHNACHTSBAUM vom WEIHNACHTSMANN
Autor: Cornelia Müller
Der Weihnachtsmann ging durch den Wald. Er war ärgerlich.
Sein weißer Spitz, der sonst immer lustig bellend vor ihm herlief, merkte das- und schlich hinter seinem Herrn mit eingezogener Rute her.
Er hatte nämlich nicht mehr die rechte Freude an seiner Tätigkeit. Es war alle Jahre dasselbe. Es war kein Schwung in der Sache. Spielzeug und Esswaren, das war auf die Dauer nichts. Die Kinder freuten sich wohl darüber, aber quieken sollten sie und jubeln und singen, so wollte er es, das taten sie aber nur selten.
Den ganzen Dezembermonat hatte der Weihnachtsmann schon darüber nachgegrübelt, was er wohl Neues erfinden könne, um einmal wieder eine rechte Weihnachtsfreude in die Kinderwelt zu bringen, eine Weihnachtsfreude, an der auch die Großen teilnehmen würden. Kostbarkeiten durften es auch nicht sein, denn er hatte so und soviel auszugeben und mehr nicht.
So stapfte er denn auch durch den verschneiten Wald, bis er auf dem Kreuzweg war. Dort wollte er das Christkindchen treffen. Mit dem beriet er sich nämlich immer über die Verteilung der Gaben.
Schon von weitem sah er, dass das Christkindchen da war, denn ein heller Schein war dort. Das Christkindchen hatte ein langes weißes Pelzkleidchen an und lachte über das ganze Gesicht. Denn um es herum lagen große Bündel Kleeheu und Bohnenstiegen und Espen- und Weidenzweige, und daran taten sich die hungrigen Hirsche und Rehe und Hasen gütlich. Sogar für die Sauen gab es etwas: Kastanien, Eicheln und Rüben.
Der Weihnachtsmann nahm seinen Wolkenschieber ab und bot dem Christkindchen die Tageszeit.
„Na, Alterchen, wie geht's?“ fragte das Christkind. „Hast wohl schlechte Laune?“ Damit hakte es den Alten unter und ging mit ihm. Hinter ihnen trabte der kleine Spitz, aber er sah gar nicht mehr betrübt aus und hielt seinen Schwanz kühn in die Luft.
„Ja“, sagte der Weihnachtsmann, „die ganze Sache macht mir so recht keinen Spaß mehr. Liegt es am Alter oder an sonst was, ich weiß nicht. Das mit den Pfefferkuchen und den Äpfeln und Nüssen, das ist nichts mehr. Das essen sie auf, und dann ist das Fest vorbei. Man müsste etwas Neues erfinden, etwas, das nicht zum Essen und nicht zum Spielen ist, aber wobei alt und jung singt und lacht und fröhlich wird.“
Das Christkindchen nickte und machte ein nachdenkliches Gesicht; dann sagte es: „Da hast du recht, Alter, mir ist das auch schon aufgefallen. Ich habe daran auch schon gedacht, aber das ist nicht so leicht.“
„Das ist es ja gerade“, knurrte der Weihnachtsmann, „ich bin zu alt und zu dumm dazu. Ich habe schon richtiges Kopfweh vom vielen Nachdenken, und es fällt mir doch nichts Vernünftiges ein. Wenn es so weitergeht, schläft allmählich die ganze Sache ein, und es wird ein Fest wie alle anderen, von dem die Menschen dann weiter nichts haben als Faulenzen, Essen und Trinken.“
Nachdenklich gingen beide durch den weißen Winterwald, der Weihnachtsmann mit brummigem, das Christkindchen mit nachdenklichem Gesicht. Es war so still im Wald, kein Zweig rührte sich, nur wenn die Eule sich auf einen Ast setzte, fiel ein Stück Schneebehang mit halblautem Ton herab. So kamen die beiden, den Spitz hinter sich, aus dem hohen Holz auf einen alten Kahlschlag, auf dem großeund kleine Tannen standen. Das sah wunderschön aus. Der Mond schien hell und klar, alle Sterne leuchteten, der Schnee sah aus wie Silber, und die Tannen standen darin, schwarz und weiß es eine Pracht war. Eine fünf Fuß hohe Tanne, die allein im Vordergrund stand, sah besonders reizend aus. Sie war regelmäßig gewachsen, hatte auf jedem Zweig einen Schneestreifen, an den Zweigspitzen kleine Eiszapfen, und glitzerte und flimmerte nur so im Mondenschein.
Das Christkindchen ließ den Arm des Weihnachtsmannes los, stieß den Alten an, zeigte auf die Tanne und sagte: „Ist das nicht wunderhübsch?“
„Ja“, sagte der Alte, „aber was hilft mir das ?“
„Gib ein paar Äpfel her“, sagte das Christkindchen, „ich habe einen Gedanken.“
Der Weihnachtsmann machte ein dummes Gesicht, denn er konnte es sich nicht recht vorstellen, dass das Christkind bei der Kälte Appetit auf die eiskalten Äpfel hatte. Er hatte zwar noch einen guten alten Schnaps, aber den mochte er dem Christkindchen nicht anbieten.
Er machte sein Tragband ab, stellte seine riesige Kiepe in den Schnee, kramte darin herum und langte ein paar recht schöne Äpfel heraus. Dann fasste er in die Tasche, holte sein Messer heraus, wetzte es an einem Buchenstamm und reichte es dem Christkindchen.
„Sieh, wie schlau du bist“, sagte das Christkindchen. „Nun schneid mal etwas Bindfaden in zwei Finger lange Stücke, und mach mir kleine Pflöckchen.“
Dem Alten kam das alles etwas ulkig vor, aber er sagte nichts und tat, was das Christkind ihm sagte. Als er die Bindfaden Enden und die Pflöckchen fertig hatte, nahm das Christkind einen Apfel, steckte ein Pflöckchen hinein, band den Faden daran und hängte den an einen Ast.
„So“, sagte es dann, „nun müssen auch an die anderen welche, und dabei kannst du helfen, aber vorsichtig, dass kein Schnee abfällt!“
Der Alte half, obgleich er nicht wusste, warum. Aber es machte ihm schließlich Spaß , und als die ganze kleine Tanne voll von rotbäckigen Äpfeln hing, da trat er fünf Schritte zurück, lachte und sagte; „Kiek, wie niedlich das aussieht! Aber was hat das alles für'n Zweck?“
„Braucht denn alles gleich einen Zweck zu haben?“ lachte das Christkind. „Pass auf, das wird noch schöner. Nun gib mal Nüsse her!“
Der Alte krabbelte aus seiner Kiepe Walnüsse heraus und gab sie dem Christkindchen. Das steckte in jedes ein Hölzchen, machte einen Faden daran, rieb immer eine Nuss an der goldenen Oberseite seiner Flügel, dann war die Nuss golden, und die nächste an der silbernen Unterseite seiner Flügel, dann hatte es eine silberne Nuss und hängte sie zwischen die Äpfel.
„Was sagst nun, Alterchen?“ fragte es dann. „Ist das nicht allerliebst?“
„Ja“, sagte der, „aber ich weiß immer noch nicht...“
„Komm schon!“ lachte das Christkindchen. „Hast du Lichter?“
„Lichter nicht“, meinte der Weihnachtsmann, „aber 'nen Wachsstock!“
„Das ist fein“, sagte das Christkind, nahm den Wachsstock, zerschnitt ihn und drehte erst ein Stück um den Mitteltrieb des Bäumchens und die anderen Stücke um die Zweigenden, bog sie hübsch gerade und sagte dann; „Feuerzeug hast du doch?“
„Gewiss “, sagte der Alte, holte Stein, Stahl und Schwammdose heraus, pinkte Feuer aus dem Stein, ließ den Zunder in der Schwammdose zum Glimmen kommen und steckte daran ein paar Schwefelspäne an. Die gab er dem Christkindchen. Das nahm einen hell brennenden Schwefelspan und steckte damit erst das oberste Licht an, dann das nächste davon rechts, dann das gegenüberliegende. Und rund um das Bäumchen gehend, brachte es so ein Licht nach dem andern zum Brennen.
Da stand nun das Bäumchen im Schnee; aus seinem halbverschneiten, dunklen Gezweig sahen die roten Backen der Äpfel, die Gold- und Silbernüsse blitzten und funkelten, und die gelben Wachskerzen brannten feierlich. Das Christkindchen lachte über das ganze rosige Gesicht und patschte in die Hände, der alte Weihnachtsmann sah gar nicht mehr so brummig aus, und der kleine Spitz sprang hin und her und bellte.
Als die Lichter ein wenig heruntergebrannt waren, wehte das Christkindchen mit seinen goldsilbernen Flügeln, und da gingen die Lichter aus. Es sagte dem Weihnachtsmann, er solle das Bäumchen vorsichtig absägen. Das tat der, und dann gingen beide den Berg hinab und nahmen das bunte Bäumchen mit.
Als sie in den Ort kamen, schlief schon alles. Beim kleinsten Hause machten die beiden halt. Das Christkindchen machte leise die Tür auf und trat ein; der Weihnachtsmann ging hinterher. In der Stube stand ein dreibeiniger Schemel mit einer durchlochten Platte. Den stellten sie auf den Tisch und steckten den Baum hinein. Der Weihnachtsmann legte dann noch allerlei schöne Dinge, Spielzeug, Kuchen, Äpfel und Nüsse unter den Baum, und dann verließen beide das Haus so leise, wie sie es betreten hatten.
Als der Mann, dem das Häuschen gehörte, am andern Morgen erwachte und den bunten Baum sah, da staunte er und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Als er aber an dem Türpfosten, den des Christkinds Flügel gestreift hatte, Gold- und Silberflimmer hängen sah, da wusste er Bescheid. Er steckte die Lichter an dem Bäumchen an und weckte Frau und Kinder. Das war eine Freude in dem kleinen Haus wie an keinem Weihnachtstag. Keines von den Kindern sah nach dem Spielzeug, nach dem Kuchen und den Äpfeln, sie sahen nur alle nach dem Lichterbaum. Sie fassten sich an den Händen, tanzten um den Baum und sangen alle Weihnachtslieder, die sie wussten, und selbst das Kleinste, das noch auf dem Arm getragen wurde, krähte, was es krähen konnte.
Als es hell lichter Tag geworden war, da kamen die Freunde und Verwandten des Bergmanns, sahen sich das Bäumchen an, freuten sich darüber und gingen gleich in den Wald, um sich für ihre Kinder auch ein Weihnachtsbäumchen zu holen. Die anderen Leute, die das sahen, machten es nach, jeder holte sich einen Tannenbaum und putzte ihn an, der eine so, der andere so, aber Lichter, Äpfel und Nüsse hängten sie alle daran.
Als es dann Abend wurde, brannte im ganzen Dorf Haus bei Haus ein Weihnachtsbaum, überall hörte man Weihnachtslieder und das Jubeln und Lachen der Kinder.
Von da aus ist der Weihnachtsbaum über ganz Deutschland gewandert und von da über die ganze Erde. Weil aber der erste Weihnachtsbaum am Morgen brannte, so wird in manchen Gegenden den Kindern morgens beschert.
Benedikt der Leuchtturmwärter von Amrum
von Eleonore Görges
Benedikt, der Leuchtturmwärter von Amrum, der sein kleines Reetdachhaus ganz in der Nähe des Leuchtturmes hat, war wieder einmal auf dem Weg zu seiner Schicht.
Heute war Heilig Abend, er war noch recht früh dran, es war erst Spätnachmittag. So ging er langsamen Schrittes durch die Dünenlandschaft, sein Blick schweifte weit über das Meer, bis hin zum Horizont. Diese herrliche Seeluft, er genoss sie immer wieder, dazu der Wind, der heute allerdings recht stürmisch und sehr kalt war.
Er zog seine Mütze etwas tiefer in die Stirn, damit sie ihm nicht davon fliegen konnte, die Hände stemmte er in die Taschen der gelben Öljacke. Benedikt hing seinen Gedanken nach und war traurig, dass er auch in diesem Jahr an Heilig Abend wieder alleine war.
Seine Frau war vor fünf Jahren gestorben, seit dieser Zeit war er sehr einsam, denn Kinder hatten sie keine. Er dachte an all die Familien, die hier lebten und daran, wie sie heute ihre Weihnachtsbäume in den Wohnzimmern schmückten. Weihnachten ist das Fest der Familien, wenn man keine hat, wie Benedikt, dann stimmt das sehr traurig. Eigentlich mochte er Weihnachten nicht mehr, seit seine Frau nicht mehr bei ihm war.
Da stand er auch schon vor dem Leuchtturm, der in seiner rot-weißen Farbe weit über das Meer blickt und den Schiffern Zeichen gibt. Benedikt kramte in seiner Jackentasche nach dem Schlüssel, als er vor der Eingangstür einen großen Hund sitzen sah.
Zuerst erschrak er, aber der Hund sah ihn mit so traurigem Blick an, dass er ihm seine Hand hin hielt, um ihn daran schnüffeln zu lassen.
"Na, wer bist du denn?" fragte er den Hund. "Wie heißt du denn, woher kommst du, hast du dich verlaufen?"
Benedikt blickte sich in alle Richtungen um, ob er nicht ein Herrchen, oder Frauchen sehen konnte, zu irgendjemand musste der Hund doch gehören. Er konnte aber niemanden sehen.
"Du bist wohl ausgebüchst, was, du wirst schon bald gefunden werden", sagte er zu dem großen Hund. "Warte, ich bringe dir einen Topf mit Wasser heraus."
Er schloss die Eingangstür zum Leuchtturm auf, ging hinein und ehe er sich umsah, war der Hund an ihm vorbei und machte es sich sogleich in seinem Arbeitsraum gemütlich. Er legte sich unter den Schreibtisch, so als suche er Schutz, oder wolle sagen: "hier holt mich niemand mehr weg."
"Du bist mir aber einer, mich so zu überlisten", sagte Benedikt. "Wenn ich nur deinen Namen wüsste." Er bückte sich zu dem Hund hinunter. "Du hast zwar ein Halsband an, aber kein Namensschild, keine Markierung. Weißt du was? Ich nenne dich einfach Benni, so hieß mein Hund, den ich als Kind hatte."
Er stellte Benni einen großen Topf frisches Wasser hin und dieser machte sich gleich darüber her, also musste er großen Durst haben.
"Du hast sicher auch Hunger, Benni." Benedikt ging an den Kühlschrank, den er immer gut gefüllt hatte, man weiß ja nie. Da lag noch ein großes Stück Fleischwurst drin, die nahm er heraus, schnitt eine dicke Scheibe von seinem Brot ab, butterte sie und schnitt alles in Stücke. Er füllte eine Schüssel mit Wurst- und Butterbrotstücken und stellte sie Benni hin, dieser hatte die Schüssel schneller leer gefressen, als Benedikt sich umdrehen konnte.
"Mann hast du einen Hunger, weiß der Geier, wann du zum letzten Mal etwas gefressen hast. Vielleicht hat man dich sogar ausgesetzt?"
Dieser Gedanke gefiel ihm gar nicht, aber es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas auf Amrum passieren würde.
"Es sind wieder ein paar Weihnachtsurlauber hier, vielleicht mag dich ja einer von ihnen nicht mehr mit nach Hause nehmen, die Menschen sind oft so schlecht."
Da fiel ihm ein, dass er ja bei der Polizei Bescheid geben könnte, vielleicht würde jemand Benni suchen. Sofort rief er dort an, beschrieb den Hund und sagte ihnen, dass er Benni bei sich behalten würde, bis sein Besitzer gefunden wurde. Mehr konnte er im Moment nicht für ihn tun.
Benni lag wieder unter dem Schreibtisch, er schlief fest. Benedikt wunderte sich sehr, war der Hund doch ganz fremd hier, aber wer weiß, wie lange er schon unterwegs ist, er war auf jeden Fall durstig, hungrig und ist hundemüde. Er ließ ihn schlafen, versuchte, ihn nicht zu stören.
Benni schlief beinahe die ganze Nacht durch, ab und zu wachte er auf, schaute, ob Benedikt noch da war und legte sich dann gleich wieder hin. Er schien zufrieden zu sein.
Als die Nacht vorbei war und der Morgen schon hinter dem Horizont hoch kroch, machte sich Benedikt fertig, um nach Hause zu gehen. Er schaute zu Benni und meinte: "Eigentlich schön, dass du dich verlaufen hast, das war der erste Heilig Abend seit fünf Jahren, an dem ich nicht alleine war."
Ein leichtes Lächeln überzog seinen Mund und sein Herz wurde warm.
"Komm Benni, ich nehme dich mit zu mir nach Hause, bis sich dein Herrchen, oder Frauchen meldet. Solange kannst du bei mir wohnen, dann sind wir beide Weihnachten nicht einsam."
Sie gingen hinaus in die Dünen, Benni folgte Benedikt, ohne dass dieser etwas zu ihm sagen musste. "Was bist du ein braver Kerl", sagte er zu dem Hund.
Zu Hause angekommen gingen sie in das Haus, Benni folgte Benedikt auf Schritt und Tritt. Zuerst bekam er eine große Schüssel Wasser, dann suchte Benedikt nach etwas Wurst und Brot, denn Hundefutter hatte er nicht zu Hause, so musste Benni damit vorlieb nehmen, was dieser auch genüsslich tat. Anschließend kam er zu Benedikt, stupste ihn mit der Nase an und leckte ihm die Hand, ließ sich dann neben ihm nieder.
"Irgendwie ist es schön, einen Hund zu haben", dachte sich Benedikt, "warum habe ich nicht schon längst einen? Dann wäre ich nicht so alleine in dem Haus."
Er ging ins Schlafzimmer, um sich hinzulegen, er war müde nach dieser langen Schicht. Benni folgte ihm und legte sich neben sein Bett, schlief ebenfalls ein.
Das Klingeln des Telefons riss Benedikt aus dem Schlaf, er nahm den Hörer ab, von der anderen Seite meldete sich die Polizei. "Hallo Benedikt, ist der Hund noch bei dir?"
"Ja, ist er, warum, hat sich sein Besitzer bei euch gemeldet?"
"Ja", sein Frauchen steht hier und ist in Tränen aufgelöst, sie sucht ihn schon seit gestern Mittag. Es muss der Hund sein, der bei dir ist, die Beschreibung passt haargenau auf ihn. Kann Frau Ewersen zu dir kommen und sehen, ob es ihr Hund ist?"
"Ja sicher kann sie das, wir sind zu Hause, sie soll gleich kommen."
Er legte den Hörer auf und war irgendwie etwas traurig, bald würde Benni nicht mehr da sein, er würde ihn vermissen.
Benedikt machte sich schnell etwas frisch und zog sich seine Kleidung an, ging hinunter in die Küche und kochte Kaffee. Frau Ewersen würde sicher auch eine Tasse Kaffee trinken.
Benni legte sich derweil unter den Küchentisch, da läutete es auch schon an der Haustür. Beide gingen zur Tür, Benedikt öffnete diese und sah sich einer Frau gegenüber, die sein Alter haben dürfte. Man sah, dass sie geweint hatte.
Bevor er sich vorstellen konnte, sprang Benni an dieser Frau hoch, winselte und leckte ihr über das Gesicht, die Frau umarmte den Hund, drückte ihn an sich und ließ ihren Tränen freien Lauf, Freudentränen, wie man sah.
"Ach mein geliebter Robby, dass ich dich wieder habe, ich war ja so verzweifelt. Jetzt läufst du mir aber nicht mehr davon."
Irgendwie kam Benedikt dieses Gesicht bekannt vor.
"Sie erinnern mich an jemanden", meinte er, zu der Frau gewandt.
"Entschuldigen Sie bitte", sagte diese und sah ihn an, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Helga Ewersen, ich bin auf Weihnachtsurlaub hier mit meinem Hund." Sie reichte ihm die Hand und auch Benedikt stellte sich ihr vor. Da erst sah sie ihn wirklich und erkannte ihn sofort. "Du bist doch Benedikt, erinnerst du dich denn nicht an mich?"
"Helga, bist du die Helga.?" "Ja, die bin ich. Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen, es müssen mindestens 25 Jahre sein."
"Komm doch bitte auf eine Tasse Kaffee herein", sagte er zu ihr, Helga Ewersen nahm die Einladung gerne an und folgte ihm in die Küche, beide wurden von einem freudig hin- und herlaufenden Benni, ach nein, Robby, begleitet.
Kurz ging Benedikt die Zeit durch den Kopf, die beide vor vielen Jahren teilten, sie waren einmal ein Liebespaar gewesen, wenn auch nur für einen kurzen Sommer.
"Robby also heißt er", sagte Benedikt, "ich hatte ihn Benni getauft, weil ich vor vielen Jahren einmal einen Benni hatte. Weißt du, dass er mir fehlen wird, ich habe mich in diesen paar Stunden an ihn gewöhnt. Wie ist er dir denn abhanden gekommen und was machst du hier auf der Insel? Du bist doch vor vielen Jahren von hier weg gezogen."
Helga Ewersen erzählte ihm, dass sie am Vortag in den Dünen unterwegs war mit Robby, er dann einem anderen Hund gefolgt war, so hatten sie sich aus den Augen verloren. "Es war eine schöne Hundedame, ich konnte Robby nicht mehr halten. Stundenlang habe ich nach ihm gesucht, bis spät in die Nacht. Gleich heute Morgen suchte ich weiter, da fiel mir ein, dass ich ihn vermisst melden könnte.
Die Polizei gab mir dann deine Adresse, wobei sie mir deinen Vornamen nicht nannte, sonst hätte ich mich sicher gleich an dich erinnert. Seit wann hast du ein Haus hier in der Nähe des Leuchtturmes?"
Es gab viel zu erzählen, sie merkten nicht, wie die Zeit verging. Benedikt gefiel Helga, sie war ihm gleich wieder sympathisch, hatte immer noch diese offene Art zu reden und immer noch dieses fröhliche Lächeln. Ihre Augen hatten noch diesen Glanz, der ihn vor Jahren schon fasziniert hatte, außerdem sah sie für ihr Alter noch sehr gut aus.
Helga Ewersen war vor beinahe 30 Jahren in die Landesmitte von Deutschland gezogen, die Liebe hatte sie dorthin verschlagen. Nun verbrachte sie die Weihnachtstage bei einem alten Onkel hier auf Amrum. Während dieser Zeit suchte sie ein kleines Haus für sich und Robby, denn sie wollte wieder auf Amrum leben. Sie war seit zwei Jahren verwitwet, es zog sie in die Heimat zurück.
Sie hatte auch bereits ein kleines Haus gefunden, ganz in der Nähe von Benedikt, wie sich herausstellte. Der Kauf sollte heute abgewickelt werden.
"Dann kann ich den Umzug organisieren und werde bereits in spätestens 3 Monaten hier wieder ansässig werden", sagte Helga Ewersen zu Benedikt.
Dieser spürte, wie ein freudiges Gefühl in ihm aufkam. "Das ist sehr schön, dann kann ich Benni, ähm. Robby natürlich, immer sehen und muss ihn nicht vermissen. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, dass wir alle drei sehr gute Freunde werden."
Helga sah Benedikt mit einem Lächeln an und stimmte ihm zu. "Das werden wir mit Sicherheit. Soll ich dir etwas sagen? Ich freue mich schon heute darauf, nun kann ich den Umzug gar nicht mehr erwarten."
Es war bereits früher Nachmittag, Helga musste zum Termin, um den Hauskauf perfekt zu machen. So verabschiedete sie sich von Benedikt, aber nicht, ohne ihm noch einmal ganz herzlich für die liebe Aufnahme von Robby zu danken. Sie reichte ihm die Hand mit den Worten: "auf ein baldiges Wiedersehen und eine lange Freundschaft." Dann nahm sie Benedikt in den Arm und drückte ihn ganz herzlich.
"Was für eine tolle Frau", dachte sich dieser und irgendwie ward ihm ganz leicht, er spürte ein tiefe Wärme in seinem Herzen. "Auch ich freue mich sehr, dass wir bald Nachbarn werden. Ich weiß, dass wir bereits heute eine tief gehende und wertvolle Freundschaft gegründet haben."
So zogen nun Helga und Robby los. Jeder von den dreien fühlte, dass sie die kommenden Weihnachtsfeste gemeinsam feiern würden.
******
Pers. Anmerkung:
Eine Beschreibung vom "großen Amrumer", es war der Arbeitsplatz x103 von “Benedikt”.
Der große Amrumer ist der älteste deutsche Leuchtturm, er wurde im Jahre 1874 erbaut und ging in der Nacht vom 01. auf den 02. Januar 1875 in Betrieb.
Der Sockel ist 1, 74 Meter hoch und 2, 00 Meter dick. Die Turmaußenwand ist ein Vollsteinmauerwerk mit einer Stärke bis zu 1, 75 Meter.
In der damaligen amtlichen Bekanntmachung kann man diese Zeilen nachlesen:
“Die Höhe der Düne beträgt 25 Meter, die Höhe der Flamme 63 Meter und die Höhe des Turms bis zur Spitze 67, 7 Meter über “ordinaire” Flut.
Das Licht ist ein Blinkfeuer 1. Ordnung. Es zeigt eine Periode von 20 Sekunden, von denen 6 Sekunden auf das Licht und 14 Sekunden auf die Verdunkelung fallen. Es leuchtet in alle Richtungen in gleichmäßig hellem Schein, der plötzlich erscheint und plötzlich verschwindet. Das Licht wird bei klarer Luft 20 bis 24 Seemeilen, rund 37 bis 45 Kilometer, sichtbar werde.”
Zunächst allerdings hatte -heute nur noch schwer vorstellbar- der Leuchtturm ein Petroleumlicht als Feuerquelle, für dessen Bedienung eine mehrköpfige Wärtertruppe allnächtlich im Einsatz war. Die Rotation der die Lichtkraft verstärkenden Prismen erfolgte durch eine Art Uhrwerk, dessen Gewichte (ähnlich wie bei einer Standuhr) in einem Schacht des Turmes hingen. Erst seit 1936 wird das Amrumer Leuchtfeuer mit einer 2000 Watt Birne betrieben. Heute ist es eine Halogen-Metalldampflampe von 250 Watt bei 230 Volt.
Dieser Leuchtturm ist zum Besteigen mit einem unglaublichen Weitblick über die Insel und das Wattenmeer.
Sie werden bei schönem Wetter “die halbe Welt sehen können” ein einmaliges Erlebnis, er muss besichtigt werden.
Anhang 9430 Anhang 9431
Familienweihnachtswünsche
von Barbara Pronnet
„Alle mal herhören“
Ich ging ins Wohnzimmer wo mein Mann Martin, unsere vierzehnjährige Tochter Lisa und unser siebzehnjähriger Sohn Jonas auf dem Sofa lümmelten und in ihre Smartphones starrten.
„Morgen ist Heiliger Abend und ich habe noch ein Anliegen.
Nach der Bescherung möchte ich, dass wir uns gemütlich an den Tisch setzen und jeder überlegt sich noch einen Wunsch den er sich von der Familie wünscht. Ich hab mir ja schon eben was gewünscht“. Ich lächelte tapfer. Mein Mann grinste mich an, Lisa verdrehte ihre schwarz umrahmten Augen und Jonas schaute erst gar nicht auf.
„Also überlegt euch was und ich freue mich übrigens auf Weihnachten“ fügte ich noch hinzu, falls es noch keinem aufgefallen war und das es für morgen noch eine Menge zu tun gab.
Später im Schlafzimmer zog Martin mich zu sich und küsste mich auf die Stirn.
„ Wir helfen morgen alle zusammen und lass es einfach laufen, wir kriegen schon einen Heiligen Abend als Familie hin. Jetzt muss ich mir noch überlegen was ich mir wünsche“ überlegte er.
„Ich möchte damit erreichen, dass die Gören nach der Bescherung nicht gleich wieder abhauen.“ gähnte ich müde. Wir küssten uns und machten das Licht aus.
Am Weihnachtstag stellten Martin und ich den Christbaum auf, Lisa schmückte ihn und Jonas half mir beim Kartoffelsalat zum Fisch, so war der Plan und es lief auch erstaunlich harmonisch und friedlich ab. Später nach dem Essen gab‘s die Geschenke unter dem herrlichen Christbaum und dann setzten wir uns alle mit unserem Punsch und Plätzchen an den Esstisch. Ich zündete noch eine hübsche goldene Kerze an.
„So, jetzt mal her mit den Familienwünschen. Lisa du fängst an“ strahlte ich meine pubertierende Tochter ermutigend an. Sie hatte zur Feier des Tages schwarzen Lippenstift aufgetragen und schaute mich missmutig an. Da sie ihre teuren Reitstunden geschenkt bekam riss sie sich zumindest etwas zusammen. Sie konnte wirklich fürchterliche Laune haben und war oft wie ein Stockfisch.
„Ich wünsche mir, dass wir mehr vegetarisch essen. Ich kann das Tierleid nicht mehr ertragen. Papa und du, ihr kommt immer strahlend mit eurem Billigfleisch heim, wie Schnäppchenjäger. Aber das ein Tier qualvoll gelitten hat, das seht ihr nicht“. In ihren Augen schwammen Tränen.
Mit sowas hatte ich nun gar nicht gerechnet. Es stimmte schon, Martin und ich kauften gerne Sonderangebote und machten uns wenig Gedanken woher das Fleisch kam.
„Du hast Recht mein Schatz“, ich griff nach ihrer kleinen Hand mit den abgekauten schwarz lackierten Fingernägeln. „ Wir sollten wirklich etwas „anständiger“ essen. Und es muss auch nicht jeden Tag Wurst oder Fleisch auf den Tisch. Das schadet uns allen nicht“.
Jonas verdrehte die Augen aber er hielt sich zurück.
„Hier gibt es doch diesen Biohof im nächsten Dorf, wir könnten da mal hinfahren. Vielleicht wäre das ein guter Anfang?“ Mein Mann zwinkerte Lisa zu und schenkte ihr einen Luftkuss.
Lisa nickte und ich schämte mich etwas. Martin und ich hielten zwar nicht viel von der Bioverarsche aber ich fand es schön, dass unsere Tochter ein gutes Herz hat und sich Gedanken machte. Auch eine Gelegenheit wieder mehr zusammen zu machen, hoffte ich.
„Jetzt du Papa“ sagte Lisa.
„Mehr Sex“ grinste unser Sohn frech.
„Jonas“ rief ich entsetzt und wurde knallrot.
„Keine Sorge“ lachte mein Mann, „bin zufrieden“.
Martin und ich kannten uns seit 25 Jahren und wir waren stolz, dass wir durch alle Höhen und Tiefen eines Ehelebens geschlittert waren ohne auszurutschen. Ich liebte meine Mann sehr und er mich. Die Kinder waren unser größtes Glück, auch wenn sie uns oft an dem Rande der Verzweiflung brachten. Er schaute streng in die Runde.
„Also, ich wünsche mir, dass wir es zumindest einmal am Wochenende hinkriegen zusammen zu frühstücken, gerne auch Brunchen mit vegetarischen Aufstrichen. Damit das halbwegs funktioniert erstelle ich eine Familien-Brunch-Whatsapp-Gruppe. Ich erinnere dann mit Termin. 11.00 Uhr ist eine faire Zeit, dass solltet ihr doch hinkriegen“.
Es war ein ewiges Thema bei uns. Ich wusste, dass Martin großen Wert auf gemeinsame Mahlzeiten legte. Die Kinder kriegten ihre Hintern nicht aus den Betten, kamen irgendwann mittags runter in die Küche und verschwanden wieder mit einem Brot in der Hand. Unter der Woche klappte es auch nur bedingt, jeder stopfte sich irgendwas rein. Ich hatte oft Schicht im Krankenhaus und Martin war oft noch bei Kunden am Abend. Es war ziemlich jämmerlich bei uns und der Kühlschrank war auch noch bis oben hin voll mit unglücklichem Fleisch und Wurst.
„Sehr gute Idee“ sagte ich bestimmt. Die Gören nickten gnädig. Ich war froh, dass Martin seinen Wunsch gleich technisch geschickt verpackt hatte. Unsere Kinder schauten ständig auf ihre Handys, da gibt’s dann keine Ausreden. Ein Versuch war es wert.
Alle sahen wir zu Jonas. Unser Sohn war ein typischer Wohlstandsjüngling, frech, lässig und er war eigentlich auch ein passabler Schüler. Viel wussten wir nicht mehr über ihn aber er kam jeden Abend zum Schlafen nach Hause.
„Ich wünsche mir, dass Leon eine Zeit bei uns hausen kann. Ihr kennt ja seine Eltern, die vollen Freaks. Ich ziehe auch gerne in den Keller, aber Leo muss raus, sonst geht er drauf. Muss ja nicht für lange sein.“
Wir kannten das Familiendrama bei Jonas bestem Freund. Der Vater Alkoholiker, die Mutter hilflos, ständige Streitereien und Gleichgültigkeit dem Kind gegenüber. Leon war eigentlich seit er ein Kindergartenkind war mehr bei uns als bei sich zu Hause. Der Junge war ok, er war ein guter Schüler und wir hatten auch nichts gegen ihn. Aber gleich bei uns einziehen?
Trotzdem überraschte mich auch mein Sohn. Er würde sogar sein Zimmer räumen um seinem Freund zu helfen. Mein Mutterherz begann überzulaufen. Martin schaute zu mir und verstand mich auch ohne Worte.
„ Wir müssen das natürlich noch besprechen auch mit Leons Eltern. Dann können wir es ausprobieren. Aber er muss im Haushalt helfen und unsere Regeln einhalten. Wenn es nicht klappt, muss er wieder ausziehen.“ sagte Martin und ich nickte zustimmend.
„Du musst ihn dann auch in die Whatsapp-Gruppe mit aufnehmen, Papa. Das Aufstehen gilt dann auch für ihn“. Lisa freute sich. Sie hatte schon immer eine Schwäche für den Freund ihres Bruders.
Wir sahen uns alle an. Wir hatten es wirklich geschafft eine Weile gemeinsam am Tisch zu sitzen und jeder hatte ein Anliegen das ihm auf dem Herzen lag ausgesprochen. Ich war stolz und glücklich, für mich ein gelungener Weihnachtsabend.
„Jetzt hab ich doch auch noch einen Wunsch. Ich würde gerne Mensch-Ärgere-Dich-nicht“ spielen. Einfach so, weil es gerade so schön gemütlich ist mit euch“ lachte ich ohne es ernst zu meinen. Ich hatte einfach gute Laune.
„Oh ja, das wird sicher lustig, Papa verliert ja immer so ungern“. Lisa rannte freudig in den Keller, um das verwaiste Gesellschaftspiel zu suchen.
„Ich hol noch Plätzchen. Halleluja“. Jonas war schon Richtung Küche unterwegs.
„Genieß es einfach mein Schatz“, Martin drückte mir die Hand. „ Sie können sich ruhig auch mal von ihrer netten Seite zeigen. Das war eine super Idee von dir. Ob wir gleich alles umsetzen können an Wünschen wird sich zeigen aber ich bin wirklich überrascht über unsere Kinder. Sie haben gute Seelen und denken auch an andere.“
Ich nickte gerührt, küsste ihn und blieb ganz entspannt auf meinen Stuhl sitzen und genoss unseren Heiligen Familienabend.
Der Weihnachtsmann hat auch seine Sorgen
Autorin: Gerda Schmidt
Dieses Jahr sollte alles endlich mal etwas weniger turbulent ablaufen, als die Jahre zuvor.
Schließlich bedeutet Adventszeit auch besinnliche Zeit. Doch das galt scheinbar noch nie für den Nikolaus.
Aber diese Jahr plante er weit voraus.
Ende November begann die Arbeit für den Weihnachtsmann. Er kontrollierte zuerst das wichtigste Gefährt, seinen Schlitten. Die Sommerkissen wurden gegen Winterdecken ausgetauscht. Ein Loch in der Sitzbank, das die Motten über Sommer reingefressen hatten wurde mit einem dunkelgrünen Flicken ausgebessert. Das Rentiergeschirr musste neu poliert werden und die Zügel waren an den baumwollenen Zwischenteilen schon etwas ausgeleiert und bedurften einer Stärkung.
Dann ging es an die Tourenplanung, die den Erfolg des Unternehmens ausmachte. Durch das ständige Umziehen der Leute und den mangelnden Adressangaben kam es schon vor, dass der ein oder andere fälschlicherweise ein verkehrtes Geschenk bekam und dann dem Nikolaus die Schuld in die Schuhe schob. Das musste er dieses Mal unbedingt vermeiden. Deshalb wollte er ein neumodisches Navigationsgerät zu Rate ziehen, das angeblich Adressen bis auf 5 m genau angeben konnte. Doch bei der letzten Aufräumaktion fiel die Gebrauchsanweisung seinem Tatendrang zum Opfer und landete im Sperrmüll. Das war ihm aber doch irgendwie Recht, weil er als Unikum aus den alten Zeiten doch lieber nach althergebrachten Methoden arbeitete. So orientierte er sich lieber nach seinem roten Buch, in das er mit akurater Sütterlinhandschrift:
https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCtterlinschrift
...seine Eintragungen zu machen pflegte und natürlich nach den Sternen, denn er arbeitete hauptsächlich nachts.
Jetzt musste er nur noch das Geschenkpapier besorgen, die Rentiere rufen und die Elfen für ihre Arbeit einteilen, was auch eine genaue Logistik verlangte. Kaum hatte er den Gedanken formuliert, klopfte es an der Tür und der Specht übergab ihm einen Brief. Als Absender konnte er nur zwei Hufabdrücke ausmachen, was nichts gutes bedeuten konnte. Er öffnete das Kuvert und heraus fiel eine Krankmeldung, die gestern ausgestellt wurde. Anbei lag ein Zettel von Rentier Bertie, der hiermit erklärte, dass er beim Schlittschuhlaufen gestürzt sei und sich das Karpalgelenk am rechten Vorderbein gebrochen habe. Weihnachten fiel für ihn dieses Jahr flach. Und schon geriet die Planung ins Wanken. Was sollte der Nikolaus bloß tun?
Schnell fasste er sich wieder und überlegte scharf, wie er eine mögliche Katastrophe abwenden konnte. Ersatz musste her und zwar so schnell, wie möglich. Deshalb setzte er sich hin und malte mehrere große Suchplakate mit dem Hinweis, dass er einen Rentierersatz in der Leitposition brauche. Noch am selben Abend verteilte er sie im großen Weihnachtswald. Völlig erschöpft kam er nach Hause, trank noch ein Glas Glühwein und ging dann müde zu Bett.
Am nächsten Morgen wurde er früh von lautem Pfeifen geweckt. Als er die Türe öffnete saßen 45 Wühlmäuse auf dem Fußabstreifer und erklärten, sie wollten sich für die vakante Stelle als Schlittenzugtier bewerben. Nikolaus glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Er erklärte ihnen, dass sie zu klein für diese Stelle seien, das Geschirr nicht passe und sie das Tempo nicht halten könnten. Das ließen sich die Winzlinge nicht zweimal sagen. Zuerst begannen sie den Nikolaus zu umkreisen, bis ihn beim bloßen zuschauen schon der Drehwurm packte. Dann stürzten sie sich gemeinsam ins Kummet, dass dieses augenblicklich ausgefüllt war und sie gemeinsam aussahen, wie ein großer Hundekopf. Das zwang den Nikolaus zu einer unfeinen Ausrede. Er musste sie leider abweisen, weil die anderen Rentiere keine Mäuse akzeptierten.
Als nächstes klingelte ein Schneetiger an seiner Tür, der sich auf diesem Weg die Heimfahrt nach Sibirien verdienen wollte. Er umringte die bereits eingetroffene Rentierzugtruppe mit schmatzendem Geräusch. Dabei leuchteten die Augen und sein Magen begann zu knurren. Schnell zogen sich die anderen 6 Tiere zurück. Rudi, der Teamleiter trat hervor und drohte dem Nikolaus mit Streik, falls er den Tiger einstelle. Angst sei kein Druckmittel für sie und falls dieses gefräßige Tier jemanden auffressen wolle, würde wieder eine Lücke entstehen. Also schickte Santa Claus auch diesen Aspiranten weg.
Der dritte Bewerber war eine Giraffe, die sehr elegant mit ihrem Kaschmirschal um den Hals aussah. Amanda fror nämlich sehr schnell in diesem Klima. Sofort waren die Rentiere begeistert und wollten ihr schon die Zugregeln erklären. Doch da schaltete sich der Weihnachtsmann ein. Er war schließlich der Schlittenführer und für die Fahrt verantwortlich. Auch dieses Mal wollte er keinen Vertrag abschließen, weil ihm eine Giraffe als Zugtier zu große war. Wie sollte er denn den Weg finden, wenn ihm ständig so ein langer Hals die Sicht versperrte oder deren Schal vor dem Gesicht herumflatterte. Wieder musste er eine Absage erteilen.
Nun kam der wohl ungeeignetste Kandidat zum Vorstellungsgespräch: Ein Elefant. Mit sanfter, tiefer Stimme erklärter er, dass er bereits über Erfahrungen in der Weihnachtsbranche verfüge. Als Reittier habe er schon beim Sarottimohr so manchen Auftrag erfüllt. Er sei ohne Zweifel der in Frage Kommende. Mühsam versuchte Nikolaus ihm klar zu machen, dass eine vornehme Promenade vor erlauchtem Publikum nicht das gleiche sei, wie eine wilde Schlittenfahrt durch die Lüfte. Dafür sei Mumbo einfach zu langsam, zu dick und kurzatmig als auch zu breit, so dass die anderen gar keinen Platz mehr neben ihm hätten. Er solle sich eine Stelle als Solokünstler suchen. Beleidigt zog der Elefant ab. Als er die kleine Mäuseschar sah, erschrak er so sehr, dass er in rasendem Galopp davon eilte.
Jetzt blieb nichts mehr anderes übrig, als die Stellenvermittlung zu kontaktieren. Bereits am nächsten Tag erhielt er dann auch schon einen Stellenanwärter. Als er die Tür öffnete, stand draußen ein mürrisch dreinblickender, grauer Esel. Er musste sich dieses Jahr arbeitslos melden, weil es kaum noch Weihnachtskrippen gab. Dabei liebte er diese Arbeit. Er musste nur im warmen Stall stehen und Heu fressen. Körperliche Arbeit war nichts für ihn. Da er eine 9-köpfige Familie ernährte, blieb ihm aber keine andere Wahl, zumal das Stempelgeld gekürzt wurde. Nach kurzer Instruktion spannte Nikolaus Manolito ein und sie starteten zu einer Probefahrt. Die anderen Rentiere reklamierten zwar wegen seines ungleichen Taktes, doch im großen und ganzen waren alle zufrieden.
Endlich konnte sich der Weihnachtsmann an die eigentliche Arbeit machen - die Geschenke. Doch kaum hatte er die Werkstatt betreten, erhielt er die nächste Hiobsbotschaft. Die Elfen waren noch nicht fertig mit den Geschenken.
Adil der Vorarbeiter, hatte sich mit dem Hammer auf den Daumen gehauen und trug nun einen dicken Verband. Er konnte unmöglich das Puppenhaus für Lisa fertigstellen. Als Ersatz suchten sie ihr ein Kartenspiel aus. Mit dem sie spielen oder ein Kartenhaus bauen konnte. Bei Nichtgefallen konnte sie es einfach umstoßen. Wer spielte heute noch mit Puppen.
Nordil hatte sich einen Finger gequetscht, als er eine Eisenbahn für Thomas zusammenbauen wollte. Als Ersatz packten sie ihm einen Gameboy ein. Damit konnte er Autorennen fahren. Wer spielte heute noch mit Eisenbahnen.
Mandil fiel von der Leiter als er für Marie eine Kutsche zusammenschraubte. Als Ersatz steckten sie ein Kickboard ins Geschenkpapier. Damit kam sie auch an schmalen Stellen schneller voran und konnte sogar Treppen bewältigen. Wer fuhr heute noch mit der Kutsche.
Rudil hatte sich in den Finger geschnitten, als er die Bilder für Werner's Bilderbuch ausschnitt. Außerdem konnte er jetzt keine Weihnachtsgeschichte mehr schreiben. Schnell wickelten sie ihm ein Kindervideo ein und legten eine Hörkassette dazu. Wer betrachtete heute noch Bilderbücher, geschweige denn, dass er las.
Womit hatte er das verdient? Lage es etwa mit daran, dass die Kinder heutzutage sogar zu faul waren einen Wunschzettel zu schreiben. Er setzte sich hin und betrachtete all die halbfertigen Spielsachen, die er selbst ausgesucht hatte. Heute musste wirklich alles elektronisch oder zumindest elektrisch funktionieren. Manuelle Sachen waren nicht mehr gefragt. Wie lange würde es dauern, bis der Weihnachtsmann selbst nicht mehr gefragt war? Wer brachte dann die Geschenke?
Doch er erinnerte sich auch noch an manch lieben Brief von kleinen Kindern an das Christkind. Er lief zurück in seine Arbeitsstube und fand nach kurzem Suchen gleich mehrere Briefe. Er setzte sich in seinen bequemen Lehnstuhl und begann zu lesen.
Lieber Weihnachtsmann!
Bis Weihnachten ist es nicht mehr lange. Diese Jahr habe ich aber keine Wünsche wie sonst. Dafür wäre ich ganz froh, wenn Du mir meine kranke Omi wieder gesund machen würdest. Dafür war ich auch seit dem Herbst immer brav, habe meine Hausaufgaben pünktlich gemacht und Papi beim Rasenmähen geholfen. Ich wünsche mir dieses Jahr nur, dass wir alle zusammen unter dem Weihnachtsbaum Lieder singen und fröhlich sind.
Bitte, bitte erfülle meinen Wunsch!
Liebe Grüße
Sabine
Liebes Christkind,
dieses Jahr wollte ich auch mal andere Kinder glücklich an Weihnachten sehen. Ich habe eine Freundin, deren Eltern nicht soviel Geld haben, weil der Papa arbeitslos ist. Sie bekommt diese Jahr nichts zu Weihnachten geschenkt. Ich habe zwar viele Wünsche, die mir meine Eltern erfüllen würden, aber an Ostern bekam ich ein neues Fahrrad, zum Geburtstag gab es einen Großen Fotoapparat, in den Ferien waren wir 3 Wochen auf den Malediven und meine Großeltern haben mir ein paar Inlineskates geschenkt. Leider macht mir das nicht soviel Spaß alleine zu fahren. Jetzt schlage ich Dir vor, dass Du die Hälfte meiner Wünsche an meine Freundin Doris schickst und ich dafür auf meine Geschenke verzichte. Nächstes Jahr bekomme ich dann wieder etwas.
Ich wünsche Dir frohe Weihnachten
Thorsten
Hallo Nikolaus,
diese Jahr ist mein Wunschzettel ziemlich kurz. Da ich schon alles habe, wünsche ich mir einen tolle Geschichte von Dir. Wenn ich die nicht bekomme, bin ich enttäuscht. Hoffentlich schickst Du sie nicht an die falsche Adresse. Meine Eltern haben keine Zeit für Geschichten, dabei schauen sie den ganzen Abend Fernsehen. In der Zeit könnten sie auch eine tolle Geschichte erfinden. Mal sehen, ob Du etwas Phantasie hast.
Gruß aus München von
Bernd
Der Nikolaus war richtig gerührt, dass es auch noch Menschen gab, die nicht nur materielle Wünsche hatten und an andere dachten. Deshalb kramte er in der ganzen Weihnachtspost, bis er alle Briefe fand, die keine unverschämten Forderungen beinhalteten. Diese Kinder wollte er unbedingt glücklich machen und klebte extra einen Sticker darauf zur bevorzugten Behandlung.
Nachdem er alles was Hände hatte einspannte, um die letzten Aufträge und Arbeiten zu erledigen, konnte er getrost auf den Weihnachtsabend warten.
Lautes Getriebe herrschte vor dem Haus des Nikolaus, alle waren aufgeregt und froh gelaunt. Sogar Manolito hatte sich gut eingearbeitet. Der Schlitten wurde gepackt, die Liste kontrolliert, ob auch nichts vergessen wurde und alle nochmal schnell mit Futter gestärkt. Dann ging die Fahrt los. In der Abenddämmerung sah man schon die ersten Lichter aufleuchten. Mit schönem Geläut zog die fröhliche Schar durch die Lüfte. Wegen des etwas ungleichmäßigen Taktes fiel auch so manches Päckchen unbemerkt aus dem Schlitten. Irgend ein Kind würde sich bestimmt darüber freuen. Die Kamine wurden durch den Schornstein beliefert und nur selten hatten sie Probleme mit dem Zutritt zum Wohnzimmer. Die ganze Welt zog an ihnen vorbei. Die Tannen in Europa ersetzten die Palmen in Australien und Asien. Am schönsten war jedoch, wenn die Menschen Lieder sagen und dabei mit strahlenden und leuchtenden Augen die schön geschmückten Weihnachtsbäume betrachteten. Diese Weihnachten war mal wieder gelungen
Frohe Weihnachten!!
Guten Tag liebe Leser
...mit etwas Spaß wünsche ich Euch einen schönen 4. Advent.
Anhang 9433
https://www.youtube.com/watch?v=LMh4TcETgXg
https://www.susannealbers.de/music2/merry01.mp4
https://www.susannealbers.de/music2/merry02.mp4
Die zweierlei Freude
von Erich Bockemühl
Da haben sich einmal ein Mann und ein kleiner Junge gefreut. Und wer sich am meisten gefreut hat, das kann ich nicht sagen. Dem Mann aber standen die Tränen in den Augen, als er mir diese Geschichte erzählte.
Es war kurz vor Weihnachten. Und es war Gemeinderatssitzung. Als sie mit allen Besprechungen fertig waren, sagte einer von den Männern:
"Sollen wir nicht für die Armen jetzt vor Weihnachten etwas tun? Es sind so schlechte Zeiten, und manche Kinder haben nicht einmal für die Schule etwas Ordentliches anzuziehen."
So sagte der Mann, und alle waren damit einverstanden.
Am andern Tag fuhren der Gemeindevorsteher und sein Nachbar zur Stadt und kamen am Abend mit einem großen Paket zurück, aus dem sie dann nachher in der Wirtschaft vier Pakete machten, und vier Männer nahmen am Abend eines davon mit nach Hause, jeder eins für eine arme Familie, die am nächsten bei ihm wohnte.
Und bei den vier Männern war denn auch Bauer Hermes, und er hatte wohl das größte Paket, denn nahe bei ihm wohnten arme Leute, die sieben Kinder hatten, und der Vater war erst seit ein paar Tagen aus dem Krankenhaus zurück, wo er operiert worden war. Und sie wohnten in einem kleinen Haus am Wald, ganz einsam lag es da, und wenn im Winter der Schnee auf dem Weg und zwischen den Tannen lag, dann konnte man denken, es wäre Märchenhaus, so lag es zwischen den hohen Bäumen.
Als Bauer Hermes nach Hause kam, sagte er zu seiner Frau:
"Nun werde ich wohl am besten morgen Abend dahin gehen, übermorgen ist schon Heiliger Abend, da kommt man schlecht dazu. Und sie können ja die Sachen den Kindern auf den Tisch legen, die werden ja doch nicht viel bekommen, weil da jetzt der Vater gerade wieder aus dem Krankenhaus gekommen ist..." Und die Frau sagte:
"Da kannst du ihnen von uns auch noch was mitnehmen, ich mache dir ein kleines Päckchen fertig, ein paar Äpfel und Nüsse und Spekulatius... und ein paar Kaffeebohnen und Kakao... aber gib es den Alten nur, nicht, dass die Kinder das vorher zu sehen kriegen!"
Ja, und so ging denn Bauer Hermes am andern Abend hin. Es schneite, und er dachte so für sich:
Nun bin ich der richtige Nikolaus. Es war aber noch nicht so ganz dunkel, die Felder lagen da so weiß, und auf den kleinen Tannen lag der dicke Schnee und auf den Ginstersträuchern auch, und als Bauer Hermes das kleine Haus durch die Bäume sah, und ein Fenster leuchtete von dem rötlichen Lampenlicht, da dachte er: Als wenn der Stall von Bethlehem da liegt. und so stampfte er denn mit seinen Stiefeln weiter durch den dicken Schnee.
Aber es kam doch etwas anders, als er sich gedacht hatte. Tupp, tupp, so klopfte er an die Tür und ging hinein. Da saß der Vater wieder am Ofen und sagte, als der Bauer Hermes guten Abend gesagt und gefragt hatte, wie es ginge, dass er jetzt viel wohler wäre - bloß so vor Weihnachten wäre doch nicht viel Geld mehr übrig geblieben, mit dem Christkindchen sollte es wohl dieses Jahr nicht viel geben. Aber auch die Kinder waren in der Küche. Eins zog sich gerade das Sonntagskleid an, und Karl war schon fertig, und als Bauer Hermes fragte: "Wo wollt ihr denn hin?" da sagten sie ihm:
"Wir gehen zu Mölder in den Saal, da ist Christfeier. Mutter will auch mit, die ist noch am Anziehen..."
Ja, das hatte Bauer Hermes vergessen, da wollte er auch noch hin, aber er hatte gemeint, es wäre erst am andern Abend, am Heiligen Abend, wie sonst doch auch immer. Und als er noch darüber nachdachte, da kam der kleine Ernst in die Stube und war am Weinen. Und der Vater sagte:
"Ja, Junge, ich kann daran nichts ändern." Und zu Bauer Hermes sagte er:
"Er muss zu Haus bleiben, wir haben keine Schuhe für ihn und auch kein ordentliches Zeug, die Schuhe muss Karl anziehen, der muss ein Gedicht sagen."
Und nun kommt das Schönste von der Geschichte:
"Du hast kein Zeug?" sagte der Bauer Hermes da. "Junge, zieh dich sofort aus!
Es ist jetzt fünf Uhr, da ist noch Zeit..." Und er packte sein Paket aus, und mittlerweile kam auch die Mutter herein, und er sagte:
"Nun zieht den Jungen mal an! Erst kommt das Hemd, da ist eins, dann die Unterhose, die ist hier... und was nun? Strümpfe? Da sind sie. jetzt die Schuhe...sind auch da. Passen sie auch?" Oh, sie passten gut. "Und nun? Da hast du einen ganzen Anzug, mein Junge... und oben drauf kommt noch eine Kappe. Nun seht den feinen Kerl!... du sollst doch zur Weihnachtsfeier gehen, das wollen wir doch mal sehen..." Er gab dann den andern auch die Sachen, die er für sie hatte - und er sagte nur, als er es mir erzählte, sie hätten doch alle solche Freude daran gehabt, und - wie der Junge sich gefreut hätte und wie seine Augen geleuchtet hätten und wie er so ein paar Mal aus tiefster Seele ganz stille für sich "ha, haaa" gesagt hätte, immer nur, "ha,haaa..."ja, es hätten ihnen allen die Tränen in den Augen gestanden. Und er hätte noch sagen müssen, dass es nun bald Zeit würde, sie hätten alle die Weihnachtsfeier beinahe vergessen. Und das wäre ja schon eine Weihnachtsfreude gewesen und für ihn die Allerschönste, die er je mitgemacht hätte.
Und er hat den kleinen Jungen an der Hand genommen und gesagt:
"Heute Abend gehst du mit mir, du bist heute Abend mein Junge." Und dabei hat er sich überlegt, dass seine Kinder doch nun alle groß wären und es doch schön wäre, so einen kleinen Jungen auf dem Hof zu haben, und dass er mit den Eltern reden wollte, dass der kleine Ernst zu ihm auf den Hof käme. Und das ist denn auch so geworden. Ernst kam, bis er vierzehn Jahre alt war, zu Bauer Hermes und hat es da gut gehabt.
Ja, und wer sich am meisten gefreut hat? Das kann man nicht wissen. Der Bauer hat sich gefreut, und die Eltern, und ich, und ihr alle freut euch, wenn ihr das lest... aber vielleicht doch am meisten hat sich der kleine Ernst gefreut, der zuerst soviel geweint hatte, weil er nichts Rechtes zum Anziehen hatte und nicht mit durfte. Und wie schön war es erst, als er mit den Geschwistern und den vielen anderen Kindern in dem großen Saal saß, wo die Kerzen brannten und wo alle zusammen sangen:
"O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit...."
Vor dem Fest gibt es Sonderkonditionen
Autor: Peter Benz
„Ehevermittlung - Trautes Heim” ist in der Jungferngasse in unserer Stadt von weitem in großen Lettern zu lesen.
Am Eingang des Hauses wurde ich darauf hingewiesen, dass die Vermittlung per Computer in nur zwanzig Minuten vonstatten geht.
Ich betrat den Computerraum.
„Vor dem Weihnachtsfest Sonderkonditionen“ war das Lockangebot.
Auf einem Hinweisschild war zu lesen:
„Werfen sie bitte 5 Zwei-Euro Münzen in den Automat. Anschließend tippen sie bitte ihre Rentenversicherungsnummer ein.”
Irrtümlicherweise gab ich eine Zahl verkehrt ein. „Sie sind verheiratet Bitte verlassen sie sofort dieses Haus!” ermahnte mich der Computer.
Beim zweiten Mal klappte es. Danach wurden mir über Bildschirm die verschiedensten Fragen gestellt. Die eine Fragestellung war mir direkt peinlich. Ich bestätigte die Zahl drei. „Soll die Partnerin ihren Eigenschaften entsprechen oder entgegengesetzte Charaktereigenschaften besitzen?” fragte mich der EVC 01.
EVC 01 ist die genaue Bezeichnung für den Ehevermittlungscomputer.
Mir fiel die Redewendung „Gegensätze ziehen sich an” ein. Sollten wir, wenn die Ehevermittlung klappt, eines Tages ein Kind haben mit den gleichen Eigenschaften wie wir? Nein! So fiel meine Entscheidung auf die entgegengesetzten Eigenschaften.
„Setzen sie sich bitte mit Fräulein Erna Rauschbach, Lupenstraße 3, in Zickenhorst in Verbindung”, riet mir der Computer.
Erna wird etwa 24 Jahre alt sein, dachte ich mir. Zu Hause zog ich mir rasch noch den grüngesprenkelten Anzug an. Auf der Treppe band ich mir dann schnell den gelben Schlips um und kaufte fix einige Rosen und ein kleines Adventsgeschenk.
Nun war ich an besagter Wohnungstür. Nach dem Klingeln öffnete eine alte Dame.
„Ist ihre Tochter oder Nichte zu sprechen?” fragte ich höflich.
„Ich bin Erna Rauschbach” entgegnete sie.
Die Verblüffung war auf meiner Seite, besonders ihres Alters wegen. Wir plauderten miteinander. Dabei erfuhr ich, wie es zu diesem Missverständnis kam. Sie besaß die entgegengesetzten Eigenschaften. Sollte ich mein Glück noch mal auf diese Art suchen, wähle ich keinesfalls die entgegengesetzten Daten.
Wundersame Weihnacht
Autor: Susanne Ulrike Maria Albrecht
Mit einem lauten Knall schlug Sebastian die Tür hinter sich zu. Wütend warf er die Jeansjacke in die Ecke seines Zimmers und ließ sich traurig aufs Bett fallen. Während er mit den aufsteigenden Tränen kämpfte, schaute er auf den beleuchteten Messingstern. Wie der Stern über Bethlehem strahlte dieser elektrisch beleuchtete Stern aus blank poliertem Messing in seinem Fenster.
Anhang 9434
Seine Mutter hatte ihn dort angebracht und täglich steigerte er seine Vorfreude auf Weihnachten.
Morgen war Heiligabend und draußen fielen sogar die ersten Schneeflocken, alle Voraussetzungen für ein wunderschönes Weihnachtsfest waren gegeben, nur seine Mutter hatte ihm die Freude daran gründlich verdorben. Gerade heute beim Plätzchen backen hatte sie ihm mitgeteilt, dass er sich schon einmal mit dem Gedanken anfreunden müsse, dass sein Geschenk in diesem Jahr bei Weitem kleiner ausfallen würde als gewünscht. Bei dieser Ankündigung hatte sie Tränen in den Augen und erklärte ihm, dass sie als allein erziehende Mutter, deren Arbeitgeber die diesjährige Weihnachtsgratifikation gestrichen hatte, ganz besonders sparen müsse.
Sebastian wünschte sich ganz weit weg zu sein und wollte damit all diesen Ungerechtigkeiten, die ihm jetzt widerfuhren, entfliehen. Aber allem voran wollte er es seiner Mutter heimzahlen, ihr einen anständigen Denkzettel verpassen. Mit seinem Verschwinden würde er ihr sogar einen großen Dienst erweisen. Denn ohne ihn würde sie bestimmt viel besser zurechtkommen und müsste nicht jeden Cent zweimal umdrehen, dachte er zornig und erhob sich zu allem entschlossen von seinem Bett. Wenn er erst einmal nicht mehr da wäre, dann würde sie die Sache mit dem Geschenk und dem Sparen mehr als bitter bereuen.
Sebastian setzte sich an seinen Tisch, nahm ein Blatt Papier und fing an zu schreiben. Obwohl er noch nicht eingeschult war, konnte er bereits lesen und schreiben, was er seiner Mutter zu verdanken hatte und ihm jetzt zugutekam. Er wollte dorthin, wo sich der Weihnachtsmann das ganze Jahr über aufhielt mit all den bunten, schönen Sachen und Geschenken, die so groß waren, dass sie gar nicht eingepackt werden konnten. Solange er seinen Wunsch persönlich an den Weihnachtsmann richtete, kullerten seine Tränen aufs Papier und vermischten sich mit der Tinte. Nachdem er fertig geschrieben hatte, faltete er das Stück Papier zu einem Flugzeug, öffnete das Fenster mit dem Stern von Bethlehem und ließ es durch den dunklen Nachthimmel mit all den unzählbaren, lautlosen Schneeflocken gleiten. Erst als es nicht mehr zu sehen war, schloss er das Fenster und legte sich trotzig aufs Bett.
Der Duft der frisch gebackenen Plätzchen zog durch die ganze Wohnung und machte auch vor seinem Zimmer nicht halt. Obgleich sein Magen knurrte, wollte er standhaft bleiben und seiner Mutter die Zähne zeigen. Müdigkeit breitete sich über ihm aus, er schlief ein und wachte mitten im Traumland wieder auf. Ein wunderschöner, alles überstrahlender Engel nahm ihn bei der Hand und führte ihn an den Ort seiner Wünsche. Der Weihnachtsmann war derweil mit seinem voll gepackten Schlitten unterwegs, um all die vielen Geschenke pünktlich abzuliefern. Spielsachen, Musikgeräte, Bücher ... so weit das Auge reichte. Alles lag da, was Sebastians Herz begehrte. Aber sein besonderes Augenmerk galt dem Kleidungsstück, das direkt vor ihm lag.
Genau die Jacke, die er sich schon das ganze Jahr über sehnlichst gewünscht hatte und die er jetzt nicht erhalten sollte. Er nahm sie auf, zog sie an und tatsächlich passte sie wie angegossen. Sogar ein Spiegel stand plötzlich da, in dem er sich ausgiebig und freudestrahlend betrachten konnte. Ein wertvolles und wunderschönes Kleidungsstück von überaus langer Lebensdauer war dieser robuste Lammfellblouson im Fliegerstil. Für das Modell hatte man die Farbe Sand ausgewählt und mit Antik-Finish versehen, wodurch der Blouson noch authentischer wirkte. Mit durchgehendem Reißverschluss, zwei Schubtaschen, sportlichen Schließen seitlich am Bund sowie zwei Innentaschen mit Reißverschluss war er ein treuer Begleiter durch die kalte Jahreszeit. Sebastian hörte nicht nur die Worte des Verkäufers, sondern sah diesen geradewegs und zuversichtlich lächelnd hinter sich stehen, während er sich selber im Spiegel bewunderte. Dennoch verging ihm blitzartig die Freude an seinem schönen, teuren Geschenk, als ihm der Engel zeigte, wie traurig seine Mutter über sein Verschwinden war und sich aus Verzweiflung über den Verlust ihres über alles geliebten Sohnes von einer Brücke stürzte. Sebastian zog die Jacke aus und ließ sie achtlos auf den Boden fallen, während er mit tränenerstickter Stimme den Engel bat, ihn doch wieder nach Hause zu seiner Mutter zu bringen, die er mehr als alles und jeden anderen liebte. Der Engel nahm ihn gütig lächelnd bei der Hand und erklärte ihm, dass nur allein die Liebe das größte Geschenk im Himmel wie auf Erden sei. Es war Weihnachtsmorgen. Sebastian rieb sich den Schlaf aus den Augen und schaute durch das Fenster mit dem Bethlehemstern auf die einladende geschlossene Schneedecke. Bei dem Anblick des Sterns musste er sogleich an seine Mutter denken, die diesen so liebevoll an seinem Kinderzimmerfenster aufgehängt hatte. Beunruhigt und angsterfüllt schlich er auf der Suche nach ihr durch die Wohnung und fand sie glücklicherweise in der Küche vor. Dort war sie noch immer zugange, ganz leise zwar, um ihn nicht zu wecken. Und wieder stieg ihm der Duft der frisch gebackenen Plätzchen in die Nase. Die Tränen der Freude und Erleichterung liefen ihm bei ihrem Anblick über die Wangen. Wie immer wenn er sie sah, ging die Sonne für ihn auf. Er war Zuhause und seine über alles geliebte Mutter stand vor ihm. Rasch lief er zu ihr hin und umarmte sie wortlos. Sie zog ihn schweigend und verständnisvoll an sich. Sie brauchten keine Worte. Sie verstand ihn, so wie sie immer alles verstand. Sebastian fühlte sich glücklich und geborgen. Er hörte wieder die Stimme des wunderschönen, alles überstrahlenden Engels, der ihm ins Ohr flüsterte, dass nur allein die Liebe das größte Geschenk im Himmel wie auf Erden sei. Als sie am Abend von der Kirche zurückkamen und es Zeit war für die Bescherung, fand Sebastian unter dem Weihnachtsbaum den Lammfellblouson, den er sich so sehr gewünscht und den er in seinem Traum, oder war es gar kein Traum gewesen, so achtlos hatte zu Boden fallen lassen.
Hastig schlüpfte er in die Jacke und warf sich voll Dankbarkeit in die Arme, seiner nicht weniger überraschten Mutter.
Die kleinen goldfarbenen Glöckchen am Baum fingen leise an zu klingen und Sebastian wusste, dass er dieses wundersame Weihnachtsfest niemals vergessen würde.
ALDI oder NETTO...
Verfasser unbekannt
Wer gammelt so spät noch durch Sträucher und Tann?
Ich mag es nicht glauben, der Weihnachtsmann.
Sein Mantel ist rot und sein Bart nicht verschneit,
und für einen Schwatz hat er wohl eh keine Zeit.
Die Hände voll mit Tüten von Aldi und Netto,
und bestimmt hat der Alte auch noch andere Marken in petto.
Jetzt wird mir's auch klar und ich wundre mich nich,
das ich jedes Jahr von Aldi nen Schlafanzug krich.
Er schleppt sich kraftlos dahin durch Fichten und Tann
und es ist nicht mehr aus der Kindheit der Weihnachtsmann.
Denn der kam mit einen Schlitten und Rentier davor,
darauf einem Sack voll Spielzeug und Süßen und dazu sang ein Engelchor.
Der Weihnachtsmann aus der Kindheit war ein lustiger Mann,
doch der hier ist traurig man sieht es ihm an.
Er schleppt keinen Sack mehr mit kleinen Geschenken.
Nein, er hält duzende Plastetüten in seinen knorrigen Händen.
"He Alter", so sag ich ganz still vor mich hin,
"was ist nur aus Dir geworden, was ist des Weihnachtsfest Sinn?"
Da plötzlich dreht er sich zu mir um,
er macht einen Schritt auf mich zu und ich werde stumm.
Dann spricht er zu mir der alte Weihnachtsmann,
und es fällt ihm wohl schwer, man sieht es ihm an.
"Das Fest der Liebe ist es lange nicht mehr,
alle wollen viel Fressen und der Geschenke noch mehr.
Nur die teuersten Geschenke müssen es sein,
aber es gibt auch welche, für die kauf bei Aldi ich ein.
Die Menschen wurden undankbar, geldgeil und gierig
und sagt überhaupt einer Danke, dann klingt das schon schmierig.
Dabei gibt es anderswo viel Kummer und Leid.
Doch daran zu denken hat wohl keiner mehr Zeit.
Auch der Sinn des Christfest von einst ging verloren
wurde einst doch laut Bibel der Heiland geboren.
Doch besinnliche Weihnacht, das kannst Du heute vergessen,
erst Geschenke aufreißen dann kräftig fressen,
welch Kind singt heut noch ein Lied, wer kennt noch ein Gedicht
und nach dem Ursprung der Weihnacht frag ich lieber nicht.
Das heilige Fest wie wir einst es gedacht,
wurde lange schon durch Euch zum Konsumrauschfest gemacht.
Ich schleppe mich ab jedes Jahr mit den teuersten Geschenken
aber an den Ursprung der Weihnacht tut heut keiner mehr denken."
Und als seine Worte zu Ende er bringt,
eine Träne mehr über seine Wangen rinnt.
"Mach's besser, mein Freund" so ruft er mir noch zu,
dann verschwindet er zwischen den Bäumen im Nu.
Noch lange steh ich zwischen Fichten und Tann,
dann nehme ich meine Gedanken zusamm,
ich gehe nach Hause und für mich steht es fest
ich feiere dieses Jahr das alte Weihnachtsfest.
Wir werden zusammen sitzen unterm Tannenbaum
und ich erzähle meinen Kindern von einem Traum.
Von einem Traum eines alternden Mann
den dennoch jeder der will auch erfüllen kann.
Und wir werden der wahren Weihnacht gedenken
und uns nicht sinnlos mit Werten beschenken,
und singen die alten Lieder im Kerzenschein,
ja, und wer weiß, vielleicht kehrt der alte Weihnachtsmann dann bei uns ein.
Ich wünsche es mir und Euch allen von Herzen
eine frohe gesunde Weihnacht ohne Ärger und Schmerzen,
ohne viel Stress mit viel mehr besinnlicher Zeit, die Ohren macht auf, die Herzen macht weit.
Ich hoffe es wird ein Fest der Liebe und Freude denn dann,
und das sage ich Euch schon heute, gibt es irgendwo zwischen Sträuchern und Tann,
einen alten, aber glücklichen Weihnachtsmann.
Der Weihnachtsmann kommt in den Knast
Verfasser unbekannt
Erhalten von der "Notar- & Anwalts-Kanzlei Raabe"
Lieber guter Weihnachtsmann, Anhang 9439
jetzt ist`s soweit, jetzt bist du dran.
Mein Chef ist nämlich Rechtsanwalt.
Der klagt dich an, der stellt dich kalt.
Schon seit vielen hundert Jahren,
bist du nun durch das Land gefahren,
ohne Nummernschild und Licht.
Auch TÜV und ASU gab es nicht.
Dein Schlitten eignet sich nur schwer,
zur Teilnahme am Luftverkehr.
Es wird vor Gericht zu klären sein:
Besitzt du 'nen Pilotenschein?
Durch den Kamin ins Haus zu kommen,
Anhang 9435
ist rein rechtlich streng genommen
Hausfriedensbruch - Einbruch sogar.
Das gibt Gefängnis, das ist klar.
Und stiehlst du nicht bei den Besuchern,
von fremden Tellern Obst und Kuchen?
Das wird bestraft, das muss man ahnden.
Die Polizei lässt nach dir fahnden.
Es ist auch allgemein bekannt,
du kommst gar nicht aus diesem Land.
Wie man so hört, steht wohl dein Haus
am Nordpol, so sieht es aus,
als kämmst du nicht aus der EU.
Das kommt zur Klageschrift dazu!
Hier kommt das Deutsche Recht zum Tragen.
Ein jeder Richter wird sich fragen,
ob deine Arbeit rechtens ist,
weil du ohne Erlaubnis bist.
Der Engel, der dich stets begleitet,
ist minderjährig und bereitet
Anhang 9438
uns daher wirklich Kopfzerbrechen.
Das Jugendamt will mit dir sprechen!
Jetzt kommen wir zu ernsten Sachen.
Wir finden es gar nicht zum Lachen,
dass Kindern du mit Schläge drohst.
darüber ist mein Chef erbost.
Nötigung heißt das Vergehen
und wird bestraft, das wirst du sehen,
mit Freiheitsentzug von ein paar Jahren.
Aus ist's bald mit dem Schlittenfahren.
Anhang 9436
Das Handwerk ist dir bald gelegt,
es sei denn dieser Brief bewegt dich,
die Kanzlei reich zu beschenken.
Anhang 9437
Dann wird mein Chef es überdenken.
Es ist gar nicht so einfach, etwas Neues zu finden. x97
erhalten von der "reisenden Lady Brigitte"
So ändern sich die Zeiten...
Draußen schneit' s, es ist so weit,
begonnen hat die Weihnachtszeit.
Der Opa holt vom Abstellraum
den Weihnachtsschmuck und schmückt den Baum.
Sein Enkel hilft, so gut er kann
und freut sich auf den Weihnachtsmann.
Zum Schluss die Lämpchen dran noch schnell,
den Stecker rein, schon strahlt es hell.
Da wird der Opa nachdenklich.
Wie war das früher eigentlich?
Die Kerzen waren da noch echt,
aus Wachs mit Docht, das war nicht schlecht.
Der Enkel aber glaubt es kaum:
"Echte Kerzen an dem Baum???"
Die Zeit jedoch bleibt niemals steh' n
und fünfzig weit're Jahr' vergeh'n.
Der Enkel - längst erwachsen schon -
hat heute selbst ' nen Enkelsohn.
Und wieder schneit' s zur Weihnachtszeit.
Ja wieder mal ist es so weit.
Der Opa holt vom Abstellraum
wie jedes Jahr den Plastikbaum.
Sein Enkel hilft so gut er kann
und freut sich auf den Weihnachtsmann.
Der Christbaumschmuck wird angebracht.
Schon strahlt der Plastikbaum voll Pracht.
Da wird der Opa nachdenklich.
Wie war das früher eigentlich?
Da war der Weihnachtsbaum noch echt,
frisch aus dem Wald, das war nicht schlecht.
Der Enkel aber glaubt es kaum:
"Im Wohnzimmer ' nen echten Baum???"
Die Zeit bleibt doch auch jetzt nicht steh 'n
und nochmal fünfzig Jahr' vergeh 'n.
Der Enkel - längst erwachsen schon -
hat wiederum ' nen Enkelsohn.
Und schneit' s auch draußen noch so sehr,
das Weihnachtsfest, das gibt's nicht mehr.
Man holt nichts mehr vom Abstellraum
und hat auch keinen Weihnachtsbaum.
Der Enkel denkt auch nicht daran,
hat nie gehört vom Weihnachtsmann.
Auch vieles andre gibt's nicht mehr.
Die ganze Welt wirkt ziemlich leer.
Da wird der Opa nachdenklich.
Wie war das früher eigentlich?
Da feierte man wirklich echt
ein Fest mit Baum, das war nicht schlecht.
Der Enkel aber glaubt es kaum
und fragt erstaunt:
"Was ist ein Baum???"
Eine Geschichte...
geschrieben von Charlotte Cherete.
Was, wenn Weihnachten nicht vor 2021 Jahren, sondern heute stattgefunden hätte...
Wahrscheinliche Zeitungsschlagzeile:
Säugling in Stall gefunden -
Polizei und Jugendamt ermitteln, Schreiner aus Nazareth und unmündige Mutter vorläufig festgenommen !
BETHLEHEM, JUDÄA -
In den frühen Morgenstunden wurden die Behörden von einem besorgten Bürger alarmiert. Er hatte eine junge Familie entdeckt, die in einem Stall haust. Bei Ankunft fanden die Beamten des Sozialdienstes, die durch Polizeibeamte unterstützt wurden, einen Säugling, der von seiner erst 14-jährigen Mutter, einer gewissen Maria H. aus Nazareth, in Stoffstreifen gewickelt in eine Futterkrippe gelegt worden war.
Bei der Festnahme von Mutter und Kind versuchte ein Mann -der später als Joseph H., ebenfalls aus Nazareth identifiziert wurde- die Sozialarbeiter abzuhalten.
Joseph, unterstützt von anwesenden Hirten, sowie drei unidentifizierten Ausländern, wollte die Mitnahme des Kindes unterbinden, wurde aber von der Polizei daran gehindert.
Festgenommen wurden auch die drei Ausländer, die sich als "weise Männer" eines östlichen Landes bezeichneten. Sowohl das Innenministerium als auch der Zoll sind auf der Suche nach Hinweisen über die Herkunft dieser drei Männer, die sich anscheinend illegal im Land aufhalten. Ein Sprecher der Polizei teilte mit, dass sie keinerlei Identifikation bei sich trugen, aber in Besitz von Gold, sowie einigen möglicherweise verbotenen Substanzen waren. Sie widersetzten sich der Festnahme und behaupteten, Gott habe ihnen aufgetragen, sofort nach Hause zu gehen und jeden Kontakt mit offiziellen Stellen zu vermeiden.
Die mitgeführten Chemikalien wurden zur weiteren Untersuchung in das Kriminallabor geschickt.
Der Aufenthaltsort des Säuglings wird bis auf weiteres nicht bekanntgegeben. Eine schnelle Klärung des ganzen Falls scheint sehr zweifelhaft. Auf Rückfragen teilte eine Mitarbeiterin des Sozialamts mit:
"Der Vater ist mittleren Alters und die Mutter ist definitiv noch nicht volljährig. Wir prüfen gerade mit den Behörden in Nazareth, in welcher Beziehung die beiden zueinander stehen."
Maria ist im Kreiskrankenhaus in Bethlehem zu medizinischen und psychiatrischen Untersuchungen. Sie kann mit einer Anklage wegen Fahrlässigkeit rechnen. Ihr geistiger Zustand wird deshalb näher unter die Lupe genommen, weil sie behauptet, sie wäre noch Jungfrau und der Säugling stamme von Gott. In einer offiziellen Mitteilung des Leiters der Psychiatrie steht:
"Mir steht nicht zu, den Leuten zu sagen, was sie glauben sollen, aber wenn dieser Glaube dazu führt, dass - wie in diesem Fall - ein Neugeborenes gefährdet wird, muss man diese Leute als gefährlich einstufen. Die Tatsache, dass Drogen, die vermutlich von den anwesenden Ausländern verteilt wurden, vor Ort waren, trägt nicht dazu bei, Vertrauen zu erwecken. Ich bin mir jedoch sicher, dass alle Beteiligten mit der nötigen Behandlung in ein paar Jahren wieder normale Mitglieder unserer Gesellschaft werden können."
Zu guter Letzt erreicht uns noch diese Info:
Die anwesenden Hirten behaupteten steif und fest, dass ein großer Mann in einem weißen Nachthemd mit Flügeln auf dem Rücken (!) ihnen befohlen hätte, den Stall aufzusuchen und das Neugeborene zu seinem Geburtstag hoch leben zu lassen.
Dazu meinte ein Sprecher der Drogenfahndung:
"Das ist so ziemlich die dümmste Ausrede eines vollgekifften Junkies, die ich je gehört habe."
Gibt es einen Weihnachtsmann ?
Der folgende Briefwechsel zwischen Virginia O 'Hanlon und Francis P. Church stammt aus dem Jahr 1897.
Er wurde über ein halbes Jahrhundert - bis zur Einstellung der "Sun" 1950 - alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit auf der Titelseite der Zeitung gedruckt.
Die achtjährige Virginia aus New York wollte es ganz genau wissen. Darum schrieb Sie an die Tageszeitung "Sun" einen Brief:
Ich bin 8 Jahre alt. Einige von meinen Freunden sagen, es gibt keinen Weihnachtsmann. Papa sagt, was in der "Sun" steht, ist immer war. Bitte, sagen Sie mir:
Gibt es einen Weihnachtsmann?
Die Sache war dem Chefredakteur Francis Church so wichtig, das er selber antwortete - auf der Titelseite der "Sun":
"Virginia,
Deine kleinen Freunde haben nicht recht. Sie glauben nur was sie sehen; sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit Ihrem kleinen Geist nicht erfassen können. Aller Menschengeist ist klein, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt.
Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann.
Es gibt ihn so gewiss wie die Liebe und Großherzigkeit und Treue. Weil es all das gibt, kann unser Leben schön und heiter sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe!
Es gäbe dann auch keine Virginia, keinen Glauben, keine Poesie - gar nichts, was das Leben erst erträglich machte. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das Licht der Kindheit, das die Welt ausstrahlt, müsste verlöschen. Es gibt einen Weihnachtsmann, sonst könntest Du auch den Märchen nicht glauben.
Gewiss, Du könntest deinen Papa bitten, er solle am Heiligen Abend Leute ausschicken, den Weihnachtsmann zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme den Weihnachtsmann zu Gesicht - was würde das beweisen? Kein Mensch sieht ihn einfach so. Das beweist gar nichts.
Die wichtigsten Dinge bleiben meistens unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie. All die Wunder zu denken - geschweige denn sie zu sehen -, das vermag nicht der Klügste auf der Welt. Was Du auch siehst, Du siehst nie alles. Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönsten Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter.
Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal die Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann werden die Schönheit und Herrlichkeit dahinter zu erkennen sein.
"Ist das denn auch wahr?" kannst Du fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist wahrer und nichts beständiger.
Der Weihnachtsmann lebt, und er wird ewig leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie Dich und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen.
Frohe Weihnacht, Virginia".
Dein Francis Church.