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Thema: Weihnachten

Baum-Darstellung

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    Sparen beim Weihnachtsmann

    von Rolf Tischer



    Sparen, sparen, immer nur sparen.

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    Der Weihnachtsmann schimpfte vor sich hin, als er aus der Buchhaltung kam.
    Ok, irgend jemand musste aufpassen dass das Geld reichte, aber schön langsam wusste er nicht mehr wo er noch einsparen sollte. Die Spielzeugfabrik wurde schon optimiert, die Arbeitsgänge verkürzt, das war ein Kampf seine hohen Qualitätsansprüche durch zu setzen. Natürlich könnte man zum Beispiel auch dünnere Nägel verwenden, aber dann wird die Stabilität auch geringer. Genau das galt es aber zu verhindern.

    Der Weihnachtsmann rief seine Oberwichtel und Oberengel zusammen und dann erklärte er ihnen dass zu diesem Weihnachtsfest wieder 250.000 Sternentaler eingespart werden müssen. Es gibt immer weniger brave Kinder und so kommt nicht genug Geld in die Kassen der Weihnachtsfabrik.
    Ihr fragt wo das Geld her kommt?
    Nun, jede gute Tat wird von den Engeln die die Kinder beobachten bewertet und ein Teil davon fließt in das Konto der Weihnachtsfabrik, so wird dort alles finanziert.
    Der Oberwichtel Hubertus der die Spielzeugfabrik verwaltete sagte, ich kann nur noch einsparen wenn wir die Standards senken, aber das will der Weihnachtsmann ja nicht.
    Der Wichtel, der den Stall und den Fuhrpark verwaltete, sagte:
    Die Rentiere sind schon im Sommer auf Diät, jetzt in der Vorweihnachtszeit müssen sie das teure Kraftfutter bekommen, sonst schaffen wir die lange Reise nicht in der vorgesehenen Zeit, wenn wir hier einsparen, werden die letzten Geschenke zu Ostern ausgeliefert. Allen war klar, hier konnte man nichts einsparen.
    Der Wichtel Fridolin, der die Technik, die Computer und den ganzen neumodischen Kram verwaltet meinte:
    Eigentlich bräuchte ich einen neuen Computer, immer mehr Kinder malen keinen Wunschzettel mehr, sondern schreiben uns per Email. Du musst mit dem bestehenden Material in diesem Jahr noch auskommen, sagte der Weihnachtsmann, wenn wir nächstes Jahr mehr Geld einnehmen, kannst du dich noch einmal melden. Das hast du doch schon im letzten Jahr gesagt, meinte der Wichtel, dann hoffe ich mal, dass es nicht ganz so viele Emails werden.
    Der Wichtel Klaus, der die Listen mit den guten und nicht so guten Taten für den Weihnachtsmann schreibt, meinte:
    Wenn man weniger Engel zur Beobachtung der Kinder einsetzt, würde seine Arbeit und auch die Arbeit in der Spielzeugfabrik vielleicht etwas weniger werden. Der Oberengel für die Kinderbeobachtung, Konrad widersprach ihm aber sofort, wenn wir weniger gute Taten registrieren, nehmen wir auch weniger Geld ein, das ist an der ganz falschen Stelle gespart.

    Da mischte sich Fridolin ein und sagte:
    Die Menschen führen gerade die Überwachung der Bevölkerung ein, sie sagen wegen Terror und so, auf jeden Fall legen sie riesige Datenbanken an. Wenn wir die anzapfen und auswerten würden......
    Der Weihnachtsmann rief, sag mal, hast du alles richtig im Kopf, diese Datenbanken dürfen doch nicht für etwas anderes verwendet werden, das wurde doch der Bevölkerung so versprochen. Fridolin meinte, da werden sich die Menschen auch nicht daran halten, wenn eine Datenbank da ist, kommt auch immer einer der sie verwenden will. Die finden auch immer eine Möglichkeit die Gesetze zu umgehen. Notfalls greift eben der Geheimdienst darauf zu, das überprüft keiner und so bleibt alles verborgen.
    Einsparen bei den Engeln, die die Kinder beobachten?
    Alle kamen ins Grübeln, das wäre einen Versuch wert. Aber wo könnten wir es einmal testen? Fridolin meinte:
    In Europa, in Deutschland ist der Geheimdienst besonders dreist, der lässt sich gar nichts sagen, die sind auch unfähig genug, dass sie es nicht merken würden wenn wir sie anzapfen. Die haben nicht einmal gemerkt, dass man die Telefone der Regierung abgehört hat. Und wenn sie es doch merken, passiert nichts, da sind die Politiker recht dickfellig.
    Der einzige, der hier dagegen war, war der Oberengel Konrad, aber nach einer hitzigen Diskussion, gab er zähneknirschend nach und sagte, ok, dann schicke ich die Engel aus Deutschland für eine Woche in den Urlaub und dann sehen wir nach was es gebracht hat.

    So geschah es, dass drei Wochen vor Weihnachten keine Engel mehr die Kinder in Deutschland beobachteten, doch das war nicht ganz richtig, der kleine Engel Balduin war so beschäftigt, dass er die Anordnung Urlaub zu machen überhört hat und weiter seiner Arbeit nach ging, aber dazu später.
    Fridolin machte sich sofort an die Arbeit und installierte als erstes ein kleines Spionageprogramm, das allen Datenverkehr absaugen sollte.
    Programmieren musste er nicht viel, immerhin gab es das Programm bei fast jeder Regierung. Dieses versteckte er auf einem Rechner des deutschen Geheimdienstes und kopierte so alle Daten die dieser auch bekam. Als nächstes wollte er die Daten der Vorratsspeicherung anzapfen, das war schon schwerer, dachte er. Durch Zufall bemerkte er dass auch diese Daten im Rechner des Geheimdienstes zu finden waren. Eigentlich unmöglich, aber anscheinend sieht man es beim Geheimdienst nicht so genau mit den Vorschriften. Na klar, dachte er, wer nicht kontrolliert wird macht was er will. Aber das war Nebensache, seine Aufgabe war es ja die Kinder zu beobachten, also filterte er erst einmal alle Daten aus die ihn nicht interessierten. Die Emails der Politiker an die Waffenhändler interessierten ihn genauso wenig wie die Überweisungen der Stromkonzerne an die Parteien, er musste wirklich viel ausfiltern, aber es klappte.
    Er hatte am Ende die Profile der Kinder bei Facebook, ihre Emails, ihre Telefonate, auch die Schulnoten wurden in Datenbanken aufbewahrt. Sogar in den Kindergärten wurden Profile von den Kindern angelegt. Alles was er brauchte war vorhanden und er kopierte alle Taten die er so erfassen konnte in lange Listen. Ein Mädchen erzählte ihrer Freundin, dass sie shoppen gehen konnten, weil sie bei ihrer Mutter Geld gefunden hatte. Ein paar Jungen planten in einer Whatsapp-Gruppe wie sie das Auto des Lehrers lahm legen wollten. So ging es eine ganze Weile weiter, Beleidigungen, Mobbing, Hetzereien, es war nicht wirklich schön anzusehen. Zum Glück gab es auch gute Nachrichten, da wurde bei den Hausaufgaben geholfen, Tips bei der Tierpflege gegeben, Spendenaufrufe geteilt und liebe Grüße gesendet.
    Schon nach vier Tagen waren es viel mehr Daten als die die, die Engel zusammen getragen hatten und irgendwie wurde die Liste mit den schlechten Daten schneller voll als die mit den guten Sachen. Fridolin dachte sich, da haben die Engel wohl nicht richtig aufgepasst und auch mal ein Auge zu gedrückt.
    Seine Daten aber waren vollständig und so wie es aussieht muss die Spielzeugfabrik viel weniger Spielzeug herstellen, die Transportkosten werden weniger und vielleicht reicht sogar das günstigere Futter für die Rentiere. Er teilte seine Beobachtung dem Weihnachtsmann mit und der setzte auch sofort eine Besprechung der Oberwichtel und Oberengel für den nächsten Tag an. Fridolin sollte noch einmal alles kontrollieren, denn ein Fehler durfte hier nicht passieren.

    Am nächsten Tag, Fridolin hatte alle Daten und Filter noch zwei mal überprüft, das Ergebnis war immer das selbe. Die große Besprechung begann und alle hörten aufmerksam Fridolin zu. Ein großer Schrecken ging durch die Runde, sollte man in den vergangenen Jahren wirklich so unaufmerksam gewesen sein, dass man viele Geschenke zu Unrecht verteilt hatte? Jetzt hieß es, Schaden begrenzen, wenn es in Deutschland so war, dann konnte es sein , dass auch von den anderen Länder unvollständige Informationen beim Weihnachtsmann ankamen.
    Fridolin sagte, ich weiß es nicht, aber in der Kürze der Zeit bis Weihnachten, kann ich nicht alle Kinder auf der ganzen Welt überprüfen, ich schaffe vielleicht halb Europa, aber mehr geht mit meiner begrenzten Technik wirklich nicht.

    Der Oberengel war aber immer noch skeptisch, immerhin ging es hier ja um die Arbeit seiner Engel. Wenn die nicht mehr gebraucht werden, wäre auch sein Posten nicht mehr nötig. Lust auf eine andere Arbeit hatte er auch nicht, womöglich würde er am Ende Wolken reinigen müssen. Er zog sich in sein Büro zurück und überlegte. Irgendwo war da ein Fehler, aber wo, die Daten schienen alle richtig zu sein. Er schaute sich die Listen die Fridolin ausgedruckt hatte wieder und wieder an, aber er konnte keinen Fehler finden. Den ganzen Abend und die Nacht überlegte er und fand keine Lösung, spätestens im nächsten Jahr war er arbeitslos.

    Fridolin derweil begann damit die Geheimdienste in England und in Frankreich anzuzapfen, die Filter, die er in Deutschland eingesetzt hatte, funktionierten auch hier recht einfach.
    Der Weihnachtsmann war auch schon traurig, er hatte sich auf die vielen braven Kinder gefreut, und jetzt wurde die Liste der Kinder, die er besuchen sollte immer kürzer. Machte seine Arbeit überhaupt noch einen Sinn?
    Überall herrschte plötzlich eine gedrückte Stimmung, keiner hatte mehr recht Lust etwas zu tun wenn es wirklich so wenig brave Kinder gab?

    Der Oberengel Konrad hatte das leise Klopfen fast nicht gehört, so war er in seinen Gedanken versunken, missmutig rief er: herein! Da stand der kleine Engel Balduin vor ihm und fragte, was ist denn hier überall los, nur schlecht gelaunte Gesichter, da könnte man denken dass Weihnachten ausfallen soll. Ich wollte gerade meinen Bericht von den 5 Kindern bringen, die ich beobachten soll, da schickt man mich zu dir.
    Konrad sagte, warum warst du letzte Woche nicht im Urlaub? Alle Beobachtungsengel für Deutschland hatten diese Woche Pause. Wir wollten ein neues System testen. Balduin meinte, ich bin ein wenig früher losgeflogen, das habe ich nicht mitbekommen.
    Na ja, seufzte der Oberengel Konrad, unsere Arbeit wird zumindest hier nicht mehr gebraucht, das macht jetzt alles der Technik-Wichtel, viel umfangreicher als wir und auch noch viel schneller. Und billiger ist es auch noch.
    Balduin wurde sehr traurig, drehte sich um und ging langsam zur Tür.

    Da meinte sein Oberengel, warte mal, ich habe da eine Idee, wenn du deine 5 Kinder beobachtet hast, dann können wir dein Ergebnis mit dem von Fridolin vergleichen. Er nahm die Berichte des Engels entgegen und suchte in den langen Listen von Fridolin die gleichen Kinder.
    Nach einigem Suchen hatte er sie auch gefunden.

    Ein Mädchen hatte von der Mutter Geld genommen und war shoppen gegangen. Das selbe hatte auch Balduin da stehen, aber dort stand noch mehr. Das Mädchen hatte ein Weihnachtsgeschenk für seine Mutter gekauft, einen weichen langen Schal. Und als es abends mit der Mutter beim Essen saß, hatte es der Mutter unter Tränen erzählt, dass es das Geld genommen hat und dass es sich deshalb sehr schlecht fühlt, aber als es den Geldschein sah, dachte es nur noch, dass sie damit der Mutter eine Freude machen könne. Es bat die Mutter um Entschuldigung und versprach ihr nie wieder jemandem etwas weg zu nehmen.
    Das alles hatten die Daten nicht erfasst und es warf ein ganz anderes Bild auf die Situation.

    Ein Junge hatte mit seinen Freunden das Auto des Lehrers lahmgelegt, damit der zu spät zur Schule kam. Auch das hatte Balduin aufgeschrieben, allerdings stand da auch der Grund für die "Missetat", der Lehrer hatte Geburtstag und seine Schüler wollten ihn mit einer Geburtstagsfeier in der Schule überraschen, dazu musste er etwas später zur Schule kommen. Der Lehrer hatte sich sehr über die Überraschung gefreut.

    Ein anderer Junge hatte ein Mädchen böse angeschrieben, sich aber danach in der Klasse bei dem Mädchen entschuldigt und ihm bei seinen Hausaufgaben geholfen.

    Dem Oberengel ging ein Licht auf, das war schon ein ganzer Lichterkranz. Er schaute noch bei den anderen Kindern nach, auch da hatte Fridolin etwas schlechtes stehen, aber er hat das Gebet am Abend, mit der Reue nicht erfasst. Auch solche Sachen wie das morgendliche Zähne putzen, das Zimmer aufräumen, den Müll raustragen und das helfen im Haushalt, fehlte komplett.
    Er jubelte auf, nahm den kleinen Engel Balduin an der Hand und rannte zum Weihnachtsmann.

    Der hörte sich das ganze an, nahm die elektronische Liste von Fridolin und verglich sie mit dem Bericht von Balduin. Sein Gesicht wirkte mit jeder Zeile ein wenig freundlicher und nach kurzer Zeit grinste er über das ganze Gesicht und drückte einen Alarmknopf der alle zu einer Besprechung in den großen Saal rief.
    Alle Oberengel und Oberwichtel, auch alle Arbeiter kamen zusammen und wunderten sich als erstes über das fröhliche Gesicht des Weihnachtsmanns.
    Der erzählte von dem Vergleich der beiden Listen. Er sagte, es war alles richtig was der Fridolin uns sagte, aber seine Daten konnten nichts auffangen, was nicht elektronisch registriert war. Das geht nur in mühevoller Kleinarbeit von unseren Beobachtungsengeln.
    Alle freuten sich über diese Nachricht und machten sich sofort wieder mit vollem Elan an die Arbeit. Der Oberengel Konrad schickte seine Engel sofort wieder los, die Berichte über die Kinder wurden gebraucht.

    Nur Fridolin war traurig, er hatte sich schon auf die neuesten Computer gefreut. Der Weihnachtsmann klopfte ihm auf die Schulter und sagte, jetzt bearbeitest du wieder die Emails der Kinder und ich sorge auch dafür, dass du nächstes Jahr einen neuen Computer bekommst, Fridolin sah ihn erstaunt an, du bist nicht böse auf mich?
    Natürlich nicht, sagte der Weihnachtsmann, immerhin hast du mir das beste Argument für die Buchhaltung geliefert. Wer zu viel spart, hat am Ende gar nichts mehr. Um gute Ergebnisse zu bekommen muss man auch gute Leistung bringen.

    So kam es, dass auch in diesem Jahr wieder alles so läuft wie es schon immer war.
    Na ja, eines hat Fridolin nach Rücksprache mit dem Weihnachtsmann, dann doch noch gemacht. Er hat die Daten die der Geheimdienst so mühselig abfischte, heimlich verschlüsselt, so dass wirklich nur noch der daran kam der auch die nötigen Berechtigungen hatte, aber das waren nicht viele. Die Daten der Kinder, so dachte er sich, gehen nun wirklich niemanden etwas an, die werden wir automatisch löschen.

    Auf dass wir alle ein schönes friedliches Weihnachtsfest feiern.

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