Hallo zusammen,

ich finde die Diskussionen zu dem Thema immer ziemlich gut. Es macht Sinn sich nicht nur über die Zeitungen zu informieren, sondern auch darüber zu sprechen und auszutauchen.
Zunächst mal kurz zu paradisegarden, ich bin kein Finanzwissenschaftler, aber soweit mir das bekannt ist hat MwSt Erhöhung und Target 2 ziemlich wenig miteinander zu tun. Vor allem nicht über "billiger werdende importe". Wenn man die MwsT erhöht werden alle Produkte prozentual gleichermaßen teurer. Wenn wir jetzt also ein deutsches Produkt nehmen, das EUR 150 kostet und die MwSt um 3% steigt wird es 154,50 kosten. Wenn das vergleichbare spanische Produkte vorher EUR 100,- gekostet hat wird es EUR 103,- kosten. Die MwSt-Erhöhung macht in jedem Fall keine einheimischen Produkte teuerer. Auch nicht indirekt.
Jetzt aber zu ein paar Überlegungen zu dem Thema. Eine Meinung, was das beste ist habe ich leider nicht mehr wirklich.
1. Ich denke eine Erhöhung der MwSt ist ein Problem in wirtschaftlich schwachen Zeiten, da sie den Konsum noch ein Stück mehr abwürgt und Arbeitsplätze im Handel kostet. Das sollte eigentlich vermieden werden.
2. "Reiche" beispielsweise durch eine "Zwangsanleihe" an der Beseitigung des Problem halte ich für Ordnungspolitisch falsch. Auf der anderen Seite hat der Staat ihnen (auch wenn wir Korruption mal ausser acht lassen) die Möglichkeit sehr viel Geld zu verdienen auch erst eröffnet. Somit kann (muss man aber nicht) auch sagen, es ist okay, wenn man sie jetzt zur Unterstützung nötigt.
3. Auch wenn es viele nicht gerne höhren, das Lohnniveau der Spanier ist viel zu schnell gestiegen, viel schneller als die Produktivität. Vor 30 bis 40 Jahren war fast das ganze Land durch Landwirtschaft geprägt, heute braucht jeder ein dickes Auto, ein Haus, zwei Mietwohnungen, ein Quad oder Motorrad und nen tollen Urlaub. Ich gönne es jedem, aber das ging zu schnell und muss wieder auf ein Maß geschrumpft werden, das mit der Steigerung der Produktivität zusammen passt.
4. Der Staat und ich denke da haben wir das größte Problem, daher mit ein paar Unterpunkten.
4.1. Spanien hat viel viel viel zu viele Staatsbedienstete auf allen Ebenen. Spanien hat bei gut halb so vielen Einwohnern fast drei mal so viele Politiker, wie Deutschland. (zumindest soweit meine Infos stimmen) Das zieht sich aber dann auch durch alle Verwaltungsebenen. Wenn man sich überlegt das drei verschiedene Polzeien nötig sind um eine Verkehrskontrolle zu machen, dann will man nicht mehr wissen, was für Bedienstete es noch im Überfluss gibt. Ich halte in diesem Punkt aber nicht mal Deutschland für sonderlich effizient. Hier den Personalbestand auf ein "Normalmaß" zu schrumpfen bedeutet aber auch eine Menge neuer Arbeitsloser und weniger Kaufkraft.
4.2. Der Irrsinn des Bauenes. Es gibt wahrscheinlich wenige Länder in der Welt, die soviel tolle neue Straßen haben, so viele Fußballplätze, so viele Parks, Kulturzentren, Bibliotheken, neue Dorfplätze und was noch alles. Die eine hälfte des Geldes kam von der EU und die andere aus Schulden. Jetzt muss alles in Stand gehalten werden und kostet noch mehr Geld. Die Menschen werden aufschreien, wenn es wieder geschlossen wird, aber es wird kein Weg dran vorbei führen.
4.3. Der Punkt mit der Korruption oder auch der Kumpanei. Beides geht gar nicht und muss unbedingt in den Griff bekommen werden.
4.4. Der Punkt betrifft den Staat und die Privatwirtschaft. Es geht um die geschäftliche Moral. Es müssen Zahlungsziele eingehalten werden. Es darf nicht sein das Unternehmen reihenweise Probleme haben ihre Rechnungen zu bezahlen, weil irgendjemand in der Kette nicht rechtzeitig zahlt. In dem Punkt ist der Staat ganz ganz groß dabei.
Insgesamt ne ganz doofe Situation. Aber vielleicht liegt die kurzfristige Lösung tatsächlich darin die "Reichen" eines Landes in die Lösung zu integrieren, mittelfristig die Staatsquote zu senken und eine diversifizierte Wirtschaftsförderung für kleinere und mittlere Unternehmen in verschiedensten Branchen aufzubauen.

Ne gute N8 und mit fröhlichem Gruss

Wolfgang