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Thema: Weihnachten

  1. #91
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    Im Weihnachtshimmel

    von Gernot Jennerwein


    In der Dunkelheit am frühen Weihnachtsabend konnte man das kleine Haus schon aus weiter Ferne erkennen. Gedämpfter Lichtschein aus einem Fenster ließ es aussehen wie eine Laterne im Schnee. Das Häuschen stand ein wenig schief, das Holz trug schwer am Schnee auf dem Dach und von Zeit zu Zeit da krachte es im Gebälk.
    Eine alte Frau wohnte in dem Haus. Sie war recht mager und manchmal zitterten ihre Glieder. Sie saß bei Tisch, die Hände hatte sie in den Schoß gelegt und sie betrachtete ihren winzigen Weihnachtsbaum, an dem drei Kerzen brannten. Aus dem Radio auf der Kommode klang Musik, ein Chor sang von der schönen Weihnachtszeit. Die Frau dachte daran, wie es früher einmal gewesen war. Sie dachte an ihren Mann Albert, an ihre beste Freundin Anna, und an ihren Sohn, den Toni, der in jungen Jahren verstorben war. Sie dachte an all die Menschen, die ihr im Leben nahegestanden und schon längst von ihr gegangen waren. Nur die Erinnerungen waren ihr geblieben. Sie senkte den Kopf, ihre schmächtigen Schultern begannen zu zucken, und dann fing sie an zu weinen. Es war kein lautes Weinen, keinen Ton gab sie von sich, sie machte nie einen Lärm, ihr Wesen war still und ruhig. Oft fragte sie sich, weshalb das Schicksal ihr die Last der Einsamkeit auferlegt hatte, und dann wurde sie sehr traurig.
    Ein Klopfen an der Tür holte die Frau aus ihren Gedanken. Erschrocken wischte sie mit beiden Händen die Tränen aus dem Gesicht. Sie erhob sich, ging zaghaften Schrittes an die Tür und öffnete diese.
    Ein Junge stand ihr gegenüber. Unscheinbar von Statur, mit blond gelocktem Haar und strahlend schönen Augen in einem zarten Gesicht.
    „Du bist Ida“, sagte er.
    „Ja, ich bin Ida“, überrascht sah sie den Jungen an, „und wer bist du?“
    „Ich bin Michael“, erwiderte der Junge.
    „Michael?“
    „Ja, Michael 154“, lächelte er.
    „154? Was bedeuten die Zahlen? Das ist doch kein Name.“
    „Doch, das ist mein Name. Michael 154, weil ich als der 154. Engel mit dem Namen Michael das Licht des Himmels in diesem Jahr erblickte“, antwortete der Junge vergnügt.
    Ida staunte. „Was kann ich für dich tun, Michael?, fragte sie ernst und sah den Jungen fest an.
    „Sie haben gesagt, ich soll dich abholen.“
    „Wer hat das gesagt?“
    „Nun, Albert, Anna, Toni und all die anderen.“
    Ida wurde blass. „Wie soll das gehen?“
    „Es ist ganz einfach“, sagte Michael, „gib mir deine Hand und schließe deine Augen.“
    Ida wusste nicht so recht, was hier geschah, aber sie tat, wie ihr geheißen.
    Wärmend spürte sie die Hand des Jungen nach der ihren fassen, und auf einmal, da fühlte sie sich ganz leicht. Nach kurzer Zeit hörte sie Michael sagen:
    „Mach sie wieder auf, deine Augen, mach sie wieder auf.“
    Ida gehorchte seinen Worten.
    Geblendet blinzelte sie in eine Welt, die aus gleißenden Lichtern und funkelnden Sternen zu bestehen schien. Ida sah sich um und glaubte zu träumen. Sie befand sich in einem festlich geschmückten Saal, der voll von Menschen an reichlich gedeckten Tischen war. Ein Weihnachtsbaum stand in der Mitte, eine mächtige Tanne, mit saftig grünen Nadeln an Ästen und Zweigen, an denen Hunderte Christbaumkugeln schwebten, die den Lichtschein der Kronleuchter tausendfach zurückwarfen, Kerzen, die in allen Regenbogenfarben schimmerten und lieblich brannten, und darunter waren spielende Kinder, die lachten.
    Und da ! Da standen ihr geliebter Albert, die Anna, der Toni und ringsum sah sie lauter Gesichter, die sie kannte.
    Michael ließ ihre Hand los. „Nun geh schon, sie warten auf dich.“
    Und Ida ging zu den Menschen, die sie liebte.
    Sie fiel ihnen glücklich in die Arme, fand jedoch keine Worte, so sehr war sie angetan, doch bald erzählte sie, wie es ihr in den letzten Jahren ergangen war und jeder wollte sie daraufhin berühren, ihr eine kleine Zärtlichkeit schenken. Später saßen sie an der üppigen Tafel zusammen, naschten von all den Köstlichkeiten, tranken süßen Wein und ihr Gesang war so hell und melodisch, wie sie selbst es noch nie gehört hatten.
    Ida erlebte das schönste Weihnachtsfest. Überglücklich weinte sie Tränen der Freude. Aber sie wusste, alles ging einmal zu Ende.
    Gegen Mitternacht kehrte sie zu Michael zurück, der dem Fest etwas abseits beigewohnt hatte. Ida versuchte die Traurigkeit in ihrer Stimme zu unterdrücken, was ihr aber nicht so recht gelang, als sie sagte:
    „Michael, ich weiß gar nicht, wie ich dir danken kann. Du hast heute Abend meinem Herzen das größte Glück geschenkt und mich meine Lieben sehen lassen. Aber nun ist es spät und du wirst mich wohl wieder zurück nach Hause bringen müssen.“
    Michael schaute sie mit seinen gütigen Augen an. „Nein, Ida. Dein Zuhause ist jetzt hier bei uns. Ich habe dich auf der Erde abgeholt, weil dort deine Zeit abgelaufen war. Du bist jetzt im Himmel und wirst es auch bleiben.“

    Es war nach Mitternacht, als in dem kleinen, schiefen Haus auf der Erde die drei Kerzen am Weihnachtsbaum für immer erloschen.

  2. #92
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    Wundersame Begegnung

    von Traudl Wirsing


    In zwei Teilen.

    Tagelanger Schneefall hatte Stadt und Land ist einen weißen Wintertraum verzaubert. Baumwipfel bogen sich unter der Last der glitzernden Pracht und die Hausdächer hatten sich mit weißen Hauben festlich für die Weihnachtsfeiertage herausgeputzt.
    Franz Meier schob schon zum zweiten Mal an diesem Vormittag den Neuschnee vom Dampfersteg in die dunklen Wellen des Chiemsees. In fünf Minuten sollte die „Irmingard“ ablegen und die wenigen Passagiere auf die Herreninsel bringen.
    Gerade mal sechs ältere Paare und eine Handvoll junge Leute hatten Tickets gelöst.
    Er wartete.
    Sein Blick wanderte in immer kürzeren Abständen zum Fahrkartenhäuschen.
    Sie müsste doch längst da sein! Sie war doch sonst immer überpünktlich!
    „Wird schon nix passiert sein“, murmelte er vor sich hin und strahlte im nächsten Augenblick über das ganze, wettergegerbte Gesicht, als er eine schlanke Frauengestalt im langen Wildledermantel beschleunigten Schrittes vom Parkplatz her kommen sah.
    Er beobachtete sie bewundernd, während sie die Fahrkarte löste und lächelnd den Dampfersteg betrat.
    „Grüß Gott“, rief er ihr entgegen.
    „Das ist aber schön, dass wir uns auch dieses Jahr wieder an Weihnachten sehen.“
    Sie lachte leise und wechselte ein paar freundliche Sätze mit ihm, während er ihr galant den Arm bot und sie in den großen Fahrgastraum begleitete. Mit leuchtenden Augen sah sie sich um.
    Ihre Blicke musterten rasch und konzentriert alle anwesenden Personen, wanderten hinaus auf den menschenleeren Steg und wieder zurück, um nochmals jeden einzelnen Fahrgast gründlich zu taxieren.
    Tiefe Enttäuschung zeigte sich spontan auf ihrem Gesicht und war trotz ihres Bemühens nicht wegzulächeln. Mit hängenden Schultern ließ sie sich auf eine Sitzbank fallen.
    Einem Franz Meier entging so was natürlich nicht!
    Seit fast vier Jahrzehnten war er bei der Chiemseeflotte angestellt und hatte sich im täglichen Umgang mit Touristen und Einheimischen eine grandiose Menschenkenntnis angeeignet.
    Die Frau war ihm vor ungefähr vier oder fünf Jahren durch ihre sympathische und attraktive Erscheinung aufgefallen.
    Nicht dass sie eine makellose Schönheit gewesen wäre, gewiss nicht, aber mit ihrem eleganten Auftreten und ihrer selbstbewussten Ausstrahlung wusste sie stets viele Blicke auf sich zu ziehen.
    Er kannte noch nicht mal ihren Namen. Wäre da nicht seine Elisabeth gewesen, mit der er mittlerweile seit siebenunddreißig Jahren glücklich verheiratet war, er hätte wohl versucht, mit der Frau ein wenig anzubandeln.
    Franz Meier schmunzelte: Wenn das seine Elisabeth wüsste!
    Seit Jahren schickte sie ihn immer am vierundzwanzigsten Dezember - sehr zur Freude seiner Kollegen - zur Arbeit, weil er ihr bei ihren akribischen Weihnachtsvorbereitungen angeblich nur im Wege stand. Er wusste natürlich nur zu genau, dass sich seine Elisabeth das ganze Jahr über auf Heilig Abend im Kreis der Kinder und Enkelkinder freute und jedes Mal noch mehr Anstrengungen unternahm, damit es für die ganze Familie ein wunderbares und harmonisches Fest wurde.
    So kam es also, dass Franz Meier mit der geheimnisvollen Frau, die er auf Anfang Fünfzig schätzte, Bekanntschaft gemacht hatte. Jahr für Jahr fuhr sie gegen Mittag von dem beschaulichen Ort Prien am Chiemsee mit einem Dampfer zur Herreninsel und am späten Nachmittag wieder zurück. Immer allein und immer mit erwartungsvollem Blick bei der Ankunft und traurigen Augen bei der Rückfahrt.
    Er hatte sich schon oft Gedanken darüber gemacht:
    Was trieb die Frau stets an Heilig Abend auf die Herreninsel? Wen suchte sie?
    Für Franz war alles klar:
    Hier konnte es sich nur um eine Herzensangelegenheit handeln!
    Mit einem aufmunternden Lächeln spendierte er der hübschen Dame ein Glas heißen Tee und plauderte Belangloses, während sich die behäbige „Irmingard“ stampfend der Herreninsel näherte.
    Wie gewohnt schlug Regina Brunner vom Dampfer-Anlegeplatz aus den Weg zur Nordseite der Herreninsel ein. Bis zur Kreuzkapelle war es nur ein kurzer Fußmarsch.
    Große, weiche Schneeflocken taumelten vom wolkenverhangenen Himmel, begrenzten die Sicht auf wenige Meter und blieben an Mütze und Mantel hängen. Sie atmete in tiefen Zügen die kalte, reine Winterluft und ließ ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf. Hier war sie ungestört, niemand würde ihre Tränen sehen. -

    Der zweite Teil folgt gleich hinterher !

  3. #93
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    Der zweite Teil:

    Wundersame Begegnung von Traudl Wirsing

    Heilig Abend vor fünf Jahren:

    Sie ist der glücklichste Mensch der Welt. Peter hat sie fest an sich gedrückt und sie genießen schweigend den herrlichen Blick von der Kreuzkapelle aus auf die nördlichen Chiemseebuchten. Gleich werden sie die Christmette in der Marienkapelle beim Augustiner Chorherrenstift besuchen, danach in der früh hereinbrechenden Dunkelheit mit einem Dampfer zurück aufs Festland fahren und sich dann voneinander verabschieden. Es werden Monate vergehen bis sie sich wieder für ein paar unendlich kostbare Tage treffen werden. Irgendwo. Heimlich.
    Niemand weiß von ihrer Beziehung. -
    Regina runzelte gedankenverloren die Stirn. Es war das letzte Mal gewesen, dass sie Peter gesehen hatte.
    Seither kam sie – getrieben von Sehnsucht und Hoffnung – stets an Heilig Abend zur Herreninsel, verbrachte hier ein paar Stunden in noch immer überwältigenden Erinnerungen, um letztendlich doch wieder allein und enttäuscht die Rückfahrt anzutreten.
    Wehmütig verharrte sie ein paar Minuten an der Kreuzkapelle und blickte sich suchend um.
    Kein Mensch weit und breit.
    Bedrückt schlug sie den Insel-Rundwanderweg nach Süden ein. In der gedämpften Stille war nur das Knirschen des Schnees unter ihren Stiefeln zu hören.
    Nicht weit vom Schloss Herrenchiemsee begann ihr Herz plötzlich wie wild zu rasen. Sie hatte im Schlosspark trotz dichtem Schneetreiben eine Person erspäht, in der sie für einen Moment Peter zu erkennen glaubte. Aber noch ehe sie die Stelle erreichte, war der Unbekannte verschwunden. -

    Das war schon einmal vor zwei Jahren passiert. Damals war sie wie vom Blitz getroffen stehen geblieben bis sich der Mann aus ihrem Gesichtsfeld entfernt hatte. Später war sie auf der Suche nach ihm kreuz und quer über die Insel gelaufen. Ohne Erfolg. Seitdem quälte sie sich mit der stets gleichen Frage: Hatte sie möglicherweise Peter gesehen?
    Regina schalt sich eine Närrin. Warum konnte sie nach all der Zeit nicht endlich einen Schlussstrich ziehen? Sie musste dringend mit ihrem Wunschdenken aufhören und die Realität akzeptieren: Peter war seit fünf Jahren spurlos aus ihrem Leben verschwunden! -
    Dennoch folgte sie mit immer schneller werdenden Schritten den Fußspuren des Unbekannten im Schnee. Nach wenigen Minuten hatte sie ihn eingeholt. Ihre Nerven flatterten.
    „Peter …?“
    Der Mann drehte sich langsam um. – Erstaunte Augen musterten sie von Kopf bis Fuß, dann glitt ein breites Lächeln über das stoppelbärtige Gesicht.
    „Bedauere, aber wenn Sie sich mit einem Manfred anfreunden könnten ...?“
    Regina starrte ihn irritiert an und murmelte schließlich gepresst eine kurze Entschuldigung. Dann hastete sie eilig an ihm vorbei.
    Verzweifelt versuchte sie gegen die aufsteigenden Tränen anzukämpfen. Unendlich enttäuscht setzte sie sich auf eine der vielen wunderbar verschneiten Brunnenumrandungen.
    Schließ endlich diese Geschichte ab, forderte ihr Verstand zum tausendsten Mal. Dein Peter hat Frau und Kinder! – Mach dir nichts vor! - Er ist sowieso bloß vier oder fünf Mal pro Jahr für ein paar Wochen geschäftlich nach Deutschland gekommen und bei diesen Gelegenheiten hat er sich kaum mehr als an den Wochenenden für dich Zeit genommen. Das ganze übrige Jahr war er in New York bei seiner Familie. So wichtig kannst du ihm gar nicht gewesen sein!
    Mittlerweile weißt du ja nicht mal mehr, wo er sich aufhält - und ob er überhaupt noch lebt! -
    Regina fröstelte:
    Nein, diesen Gedanken würde sie nicht zulassen! Aber warum hatte er nach dem letzten Treffen nie mehr wieder etwas von sich hören lassen?
    Diese Frage stellte sie sich Tag für Tag. -
    Kurz nachdem sie sich zum ersten Mal am Münchener Flughafen begegnet waren, hatte sich Peter ein Handy besorgt, dessen Nummer ausschließlich Regina bekannt war. Außerdem hatten sie sich beide eine E-Mail-Adresse eingerichtet, die ebenfalls niemand außer ihnen kannte. So konnten sie miteinander telefonieren, sich schreiben, Fotos schicken und sich gelegentlich mittels Internet und Webcam unterhalten.
    Sie hatte Peter´s Wunsch nach Diskretion und Heimlichkeit akzeptiert, zumal sie zum Zeitpunkt des Kennenlernens – konnte das wirklich schon fast zehn Jahre her sein? - selbst noch verheiratet gewesen war, wenngleich sie damals aufgrund der zunehmenden Spielsucht ihres Mannes eine Scheidung bereits in Erwägung zog.
    Peter´s Kinder waren zu dieser Zeit gerade mal drei und vier Jahre alt. Ihretwegen wollten er und seine Frau vorläufig auf eine Trennung verzichten, obwohl ihre Ehe längst zu einer Wirtschafts- und Interessengemeinschaft verkommen war. Das zumindest beteuerte er Regina gegenüber immer und immer wieder.
    Ein glückliches Lächeln huschte über ihr Gesicht:
    So unsterblich verliebt war sie noch nie vorher in ihrem Leben gewesen! Peter war der wunderbarste Mann, den sie sich vorstellen konnte. Ohne viele Worte verstanden sie einander, teilten gemeinsame Interessen und schmiedeten Zukunftspläne. Für beide war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. -
    Ihr Verstand ließ nicht locker:
    Unbelehrbare Träumerin! – Warum existiert seine Handynummer und seine E-Mail-Adresse nicht mehr? Warum hat man dir auf all deine Anrufe in seinem Büro stets nur die Auskunft erteilt, dass Dr. Peter Berg nicht mehr in dem Unternehmen tätig sei und weitere Angaben zu seiner Person nicht gemacht werden dürften? Warum hast du bei rund einem Dutzend Telefonaten, die du in den ersten Monaten nach seinem Verschwinden unter den fadenscheinigsten Vorwänden mit seiner Frau geführt hast, immer nur die knappe Auskunft bekommen, dass er für längere Zeit persönlich nicht erreichbar sei und alle privaten und geschäftlichen Angelegenheiten ausschließlich von ihr abgewickelt werden würden? Warum hast du in endlosen Recherchen im Internet absolut nichts über ihn erfahren können, was aktueller als fünf Jahre ist?
    Warum quälst du dich noch immer? Warum, warum …??
    Schniefend ließ sich Regina von der Bank auf den Boden gleiten.
    „Ich vermisse dich so sehr, Peter!“
    Als sie spürte, wie ihre Augen feucht wurden, vergrub sie den Kopf zwischen den Händen.
    Nach und nach hatte der anhaltende Schneefall aufgehört und eine bleiche Dezembersonne verwandelte den Schlosspark in ein glitzerndes Wintermärchen.
    Eine Landschaftsidylle wie auf einer Weihnachtskarte, dachte Regina beeindruckt. Was für ein traumhafter Heilig Abend!
    Entschlossen stand sie auf und kramte in ihrer Handtasche nach Spiegel und Schminkzeug. Niemand sollte die Spuren ihres Seelenschmerzes in ihrem Gesicht entdecken können.
    Sie blinzelte. Vom südlichen Waldrand her näherten sich drei Personen: Zwei Erwachsene und ein Kind mit auffallend blond gelocktem Haar. Irgendwie kamen Regina die Leute bekannt vor. Sie hatte sie mit Sicherheit schon öfters gesehen, nur konnte sie sich im Moment partout nicht an das Wo und Wann erinnern. Ungewöhnlich war die Familie in jedem Fall: Der Mann mit seltsam gekräuseltem Bart und einem altmodischen Cape, die Frau mit einem großen dunklen Tuch, das sie über Kopf und Schultern geschlungen hatte.
    Während das seltsame Paar Arm in Arm still dem Weg folgte, hüpfte und tanzte das Kind mit ausgebreiteten Armen und glucksendem Lachen durch den Park, ließ sich rücklings in den Schnee fallen, rollte kleine Abhänge hinunter und lief schließlich schnurstracks auf Regina zu.
    Noch nie hatte sie in so strahlend blaue Augen geblickt. Sie konnte sich an dem hübschen Jungen gar nicht satt sehen: Die Wangen von der Kälte sanft gerötet, die weiche Lockenpracht, das vertrauensselige Lächeln. Fasziniert von dem ungetrübten Glück, das dieses kleine Wesen ausstrahlte, konnte sie kaum dem Wunsch widerstehen, es an sich zu drücken und festzuhalten. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, kletterte der Junge auf ihren Schoß und umarmte sie mit einer Zärtlichkeit, die sie in tiefster Seele berührte.
    „Ach, du süßer Engel“, flüsterte Regina. Die spontane Zuneigung des Kindes verwirrte sie. Sie wollte etwas sagen, wusste aber nicht was. Stattdessen verspürte sie eine Freude wie lange nicht mehr. Irgendetwas ganz Seltsames passierte gerade. Nein, nichts Seltsames, vielmehr etwas Wunderbares, das sie völlig unvorbereitet in ihrem tiefsten Inneren anrührte.
    Von dem Kind schien eine Magie auszugehen, die ihr Herz erwärmte.
    Regina schloss die Augen. Unbegreiflich! Gerade noch tief traurig, fühlte sie sich nunmehr hochgehoben und getragen von einer Woge des Glücks. Liebevoll hielt sie den Jungen fest und wollte ihn gar nicht mehr loslassen. Schließlich wurde dieser unruhig und so stellte ihn Regina wieder auf die Füße. Lächelnd streichelte sie ihm über den Kopf.
    Da war es wieder - dieses unwiderstehliche, glucksende Lachen. Das Kind strahlte übers ganze Gesicht und machte lustige Sprünge und Pirouetten, so dass Regina begeistert klatschte und lauthals lachen musste.
    Schließlich drehte es sich suchend nach seinen Eltern um. Diese warteten nur ein paar Meter entfernt. Mit ausgebreiteten Armen lief es darauf zu und wurde von der Mutter liebevoll aufgefangen und hochgehoben.
    Da standen sie nun zu dritt und winkten Regina lächelnd zu. Wie Gelbgold strahlendes Sonnenlicht hatte sich im Blondschopf des Jungen gefangen und tauchte ihn in ein fast überirdisches Leuchten. Zusehends wurden die Strahlen intensiver und reflektierten mit gleißenden Blitzen auf den verschneiten Flächen. Regina blinzelte und wischte sich über die Augen. Wie wundersam – irgendwie schien die ganze Familie in dem grellen Licht zu einer Einheit zu verschmelzen. Was für eine Sinnestäuschung! Sie schüttelte unwillkürlich den Kopf und hob schützend die Hände vors Gesicht. Trotzdem fühlte sie ein Brennen auf den geschlossenen Lidern.
    „Von wegen fahle Dezembersonne!“, murmelte sie verblüfft und drehte dem gänzlich außergewöhnlichen Lichtspektakel geblendet den Rücken zu.
    Wenige Augenblicke später schien die Landschaft um sie herum für kurze Zeit in abrupte Dämmerung zu fallen. Eine Sonnenfinsternis? Ganz bestimmt nicht! - Vielleicht sollte sie einen Augenarzt aufsuchen.
    Möglicherweise litt sie ja unter einer akuten Augenentzündung. Aber gleich so spontan und so heftig? Irgendwie war das alles doch sehr verwunderlich. In jedem Fall musste sie der Angelegenheit nachgehen. Zunächst wollte sie aber noch ein paar freundliche Worte mit der ungewöhnlichen Familie wechseln.
    Lächelnd drehte sie sich um: „Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie einfach so ….“ Regina blickte verdutzt auf die Parkanlage vor ihr: Sie stand allein. Von den drei Personen war nichts mehr zu sehen. Das konnte doch gar nicht möglich sein! Verwirrt drehte sie sich mehrmals um die eigene Achse, lief ein Stück des Weges nach Süden, dann nach Norden. Sie konnte einen Großteil des Schlossparks frei überblicken. Niemals hätten sich die Leute in der kurzen Zeit, in der sie ihnen den Rücken zugedreht hatte, aus ihrem Gesichtsfeld entfernen können. Noch vor wenigen Augenblicken waren die drei winkend vor ihr gestanden.
    „Das gibt´s doch nicht!“ Regina schüttelte konsterniert den Kopf. Während sie ihre Augen immer weiter konzentriert über verschneite Hecken, Wege, Bäume und Brunneneinhausungen gleiten ließ, suchte ihr Verstand angestrengt nach einer rationalen und plausiblen Erklärung. Tief in ihrem Inneren aber war ihr, als wüsste sie, dass sie die einzig mögliche Antwort bereits kannte. – Oh, mein Gott! – Das konnte doch gar nicht sein! – Sie wollte weglaufen, aber ihre Füße gehorchten ihr nicht. So stand sie wie angewurzelt und versuchte, das Unbegreifliche auf irgendeine Art und Weise anzunehmen.
    „Regina.“
    Nur gedämpft drang eine Stimme an ihr Ohr.
    „Regina.“
    Sie erstarrte. Für eine kleine Ewigkeit setzte ihr Herzschlag aus, um sich gleich danach in wilden Kapriolen zu überschlagen.
    Sie wagte kaum, sich umzudrehen, tat es aber dann doch und blickte mit weit aufgerissenen Augen in das Gesicht eines Mannes, das ihr im ersten Augenblick völlig fremd vorkam, in dem sie aber schließlich doch vertraute Züge entdecken konnte.
    „P…Peter?“, stammelte sie fassungslos.
    Der Mann nickte stumm.
    Regina spürte, wie ihr der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Sie taumelte und fürchtete, gleich das Bewusstsein zu verlieren. Aber sofort waren da diese vertrauten Hände, die sie festhielten und stützten, und sie dann sanft auf eine Steinstufe schoben.
    „W.., wie…, wie bist Du hierher gekommen?“
    Als hätte er ihre Frage nicht gehört, fühlte er ihren Puls und brachte dann Regina´s Beine in eine erhöhte Position.
    „Es wird Dir gleich wieder besser gehen, nur eine kleine Kreislaufschwäche.“
    Regina fühlte sich benommen und kraftlos. Ihre Lider waren schwer wie Blei, alles an ihr zitterte.
    Als sie bemerkte, dass Peter seinen Mantel auszog und ihn um ihre Schultern legte, riss sie entschlossen die Augen auf und starrte ihn an. Dieses fremde Gesicht! - Von Narben übersäht, unübersehbar eine modellierte Nase, an der die chirurgischen Eingriffe noch deutlich erkennbar waren, irgendwie war auch das Kinn verändert.
    „Kein Wunder, dass Du fast ohnmächtig geworden bist. – Auf einen entstellten Menschen warst Du nicht vorbereitet. – Tut mir leid.“ Abrupt wandte er sich ab.
    Regina rang um Fassung. Irgendwie war das heute alles zuviel für sie. Voller Mitgefühl betrachtete sie den Mann, den sie so ganz anders in Erinnerung hatte. Er war sichtbar gealtert, das helle Haar von vielen grauen Strähnen durchzogen.
    „Bitte sag mir, was passiert ist.“
    Noch immer drehte er ihr den Rücken zu. Die selbstbewusste Ausstrahlung, die Energie von früher war unübersehbar einer resignierten Schwäche gewichen.
    „Peter, bitte.“ Vorsichtig stand Regina auf. Sie fühlte sich noch ein wenig schwindelig, aber ihr Kreislauf hatte sich weitgehend stabilisiert. Zögernd tastete sie nach seiner Hand. Er öffnete sie und drückte ihre ganz fest.
    „Ich hatte einen schweren Autounfall.“ Peters Blick schien an ihr vorbei in weite Ferne zu schweifen. „ Es passierte nur wenige Tage nach unserem letzten Treffen hier auf der Herreninsel. – Man hat mich bewusstlos aus dem brennenden Wagen gezogen. Dass ich überlebt habe, ist ein echtes Wunder.
    Es ist wirklich unbegreiflich.“
    Weiches Sonnenlicht fiel auf sein Gesicht und zauberte einen warmen Schein auf seine Haut. In den strahlend blauen Augen spiegelten sich glitzernde Lichtpunkte. Blinzelnd strich er sich eine Haarlocke aus der Stirn.
    Déjà-vu.
    Oh, mein Gott – das Kind!
    Regina verstand. Jetzt endlich verstand sie.
    Lächelnd gab sie ihm seinen Mantel zurück. „Lass uns ein Stück durch den Park gehen.“
    Franz Meier sah sie schon lange, bevor sie den Dampfersteg betraten: Arm in Arm, in ein vertrautes Gespräch vertieft, die Köpfe einander zugewandt, strahlend.
    So ein ungewöhnliches Paar hatte es in seinem ganzen Berufsleben noch nicht gegeben!
    Franz kannte den Mann. Aber trotz seiner routinierten Beobachtungsgabe und seiner hervorragenden Menschenkenntnis wäre er nie auf die Idee gekommen, dass diese Zwei zusammengehören könnten.
    „Ja, da wenns´d ma ned gehst!“, staunte er mit offenem Mund. -
    Ein Nachbar von Franz Meier hatte zum ersten Mal vor drei Jahren von einem entstellten Mann berichtet. Dieser habe kurz vor Weihnachten für ein paar Tage ein Fischerboot von ihm gemietet. Er konnte kaum was über das Aussehen des Mannes sagen, da sich dieser mit dunkler Brille, riesigem Schal und tief in die Stirn gezogenem Schlapphut vermummt hatte. Aber er hatte den Eindruck gehabt, dass das Gesicht praktisch keine Nase gehabt hätte.
    Ein Jahr später war der Mann wiederum kurz vor Heilig Abend aufgetaucht und erstmals habe er auch ein wenig von sich erzählt.
    „Der kann einem wirklich leid tun“, wusste der Nachbar erneut zu berichten. Offensichtlich hatte ihn seine Frau mit den zwei Kindern bereits vor längerer Zeit verlassen. Zehn Operationen hatte er schon hinter sich und ein halbes Dutzend würde noch vor ihm liegen.
    „Muss schon was auf der hohen Kante haben oder einen Batzen Rente beziehen. Wie sonst könnte er seit dem Unfall ohne Arbeit seinen Lebensunterhalt bestreiten? Lebt offensichtlich ganz allein.“
    Vor einem Jahr war dann auch Franz Meier dem Fremden mehrmals begegnet. Die letzte Operation hatte sein Gesicht weitgehend wieder hergestellt, so dass er immer häufiger in der Öffentlichkeit gesehen wurde. Nur die Nase musste noch weiter aufgebaut und unterfüttert werden.
    „Ich frag mich bloß, für was der jedes Jahr an Weihnachten ein Fischerboot braucht“, wunderte sich der Nachbar immer wieder. „Hab jetzt schon von mehreren gehört, dass sie ihn das ein oder andere Mal auf der Herreninsel gesehen hätten.“
    Eng aneinandergedrückt saßen sie trotz eisigem Fahrtwind auf einer kleinen Sitzbank an Deck der „Irmingard“.
    „Verstehst Du jetzt, warum ich so handeln musste?“ Peter hielt Regina so fest im Arm, dass es ihr fast den Atem nahm.
    „Ich verstehe Dich, selbst wenn diese Entscheidung für jeden von uns sehr schmerzlich gewesen ist. Wahrscheinlich hätte ich es an Deiner Stelle aber genauso gemacht.“ Liebevoll zeichnete sie mit dem Finger die Kontur seiner Nase nach. „An die muss ich mich erst gewöhnen“, meinte sie lächelnd.
    „Ja, warte erst mal noch zwei, drei Jahre. Dann werde ich der schönste aller Männer sein!“ Sein leises Lachen rührte sie zu Tränen.
    Franz Meier strahlte wie ein Honigkuchenpferd: Für ihn war jetzt Arbeitsschluss. Zuhause wartete die ganze Familie bestimmt schon mit Ungeduld auf seine Heimkehr. Er würde heute eine wundersame Geschichte zu erzählen haben. Und zwei außergewöhnlichen Menschen wünschte er aus tiefstem Herzen alles Glück der Welt.
    Im weihnachtlich erleuchteten Prien am Chiemsee kündete heller Glockenklang vom Wunder der Heiligen Nacht.

    „Frohe Weihnacht, Peter“, sagte Regina glücklich.
    „Lass uns heimfahren.“

  4. #94
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    Stumme Nacht
    von Gernot Jennerwein


    Es gibt Augenblicke im Leben, da wartet man auf jemanden, weiß aber nicht, auf wen man wartet und macht es trotzdem. Solche Stunden sind immer langwierig und überaus vergeblich. Wenn niemand kommt, dann kommt eben niemand. Begreift man das nach einer Weile, dann macht man sich auf den Weg.

    In diesem elenden Zustand betrete ich meine Stammkneipe. Es ist zu warm in der Stube. Die Beleuchtung ist heruntergedreht. Brennende Kerzen stehen ringsherum und ein krummer Weihnachtsbaum blinkt in der Ecke, wie eine Illusion. Am Stammtisch sitzen ein paar altbekannte, traurige Gestalten. Die Stimmung ist arg und ich bin willkommen.
    Nichts, wenn man es überlegt, kann wohltuender sein, als sich in einsamen Momenten unter Gleichgesinnten zu befinden. Man trinkt zusammen, nimmt Anteil und hat sich gerne. Es ist der Klub, der einsamen Seelen, dem man beigetreten ist.
    Und doch kann diese Laune nicht darüber hinwegtäuschen, dass es einen tief im Innern friert und so schmachten wir an diesem Abend dahin.
    Es wird nur wenig gesprochen und man prostet sich verständnisvoll zu. Die Wirtin; eine Steyrerin, von Beruf aus recht trinkfest, ist doch stark benebelt; ich sehe sie kläglich das Bier ausschenken, wobei sie hin und her schwankt. Sie schaut sentimental drein und schwarze Tränen rutschen über ihre Backen.
    Ein alter Bekannter betritt das Lokal und gesellt sich zu unserem Haufen. Er setzt sich neben mich. Wir werden schüchtern, denn er ist der großartigste Kerl der ganzen Stadt. Trotzdem aber entgeht es mir nicht, dass auch er mit einer gewissen Verlegenheit dasitzt. Das erste Bier kippt er beinahe in einem Zug hinunter und dann sagt er vorwurfsvoll:
    „Was sind das für Tage, die ihr verbringt?“
    Wir werden etwas verlegen. Der hünenhafte Kerl hat leicht lachen. Er ist gut aussehend, hat in allen Zeiten Geld und die Frauen liegen ihm zu Füßen.
    „Armselig seid ihr“, sagt er, „seht mich an, ich hab mich vor drei Monaten scheiden lassen und mir geht es hervorragend. Die Kinder sehe ich nur noch jedes zweite Wochenende, die restlichen verbringe ich mit Frauen, mit immer anderen, versteht sich. Das Leben ist herrlich und ihr erstickt hier beinahe vor Selbstmitleid.“
    Keiner von uns sagt etwas darauf. Seine Worte treffen uns hart. Zum Trost bestellt er eine Runde Schnaps. Misshandelt, wie ich bin, trinke ich gerne mit. Es ist, als wäre es Medizin, die uns der Peiniger verabreicht.
    Nach drei weiteren Runden freuen wir uns laut, nur die Wirtin bleibt still hinter der Theke. Wir sind auf einmal mutig, erzählen uns billige Witze und lachen fortwährend.
    Aber der viele Alkohol zeigt bald seine andere Wirkung. Wir sitzen wieder stumm und betreten am Tisch.
    Es ist nach zehn Uhr und die Wirtin dreht das Radio an. Ein Chor singt „Stille Nacht“ und ich glaube, im Gedanken singen wir alle mit, so schauen wir in den Raum. Ich sehe in das Gesicht unseres Wohltäters. Sein Blick scheint in die Ferne gerichtet. Er ist bleich geworden. Seine Brust hebt sich unruhig auf und ab. Zwei tiefe Schluchzer kommen aus seiner Kehle. Er steht auf und schleicht sich aus dem Lokal.

    ************************************************
    Liebe Leser...

    ...am 25.11.2022 postete ich -in diesem Jahr- die erste Geschichte diesen Thread “WEIHNACHTEN”.
    Der “HIT-Zähler” stand auf “29.965”, es war eine sehr hohe Zahl.
    Fazit:
    dass dieser Thread mit den “Weihnachten-Geschichten” über das gesamte Jahr gelesen wurde !!
    Deshalb bin ich gespannt, wie sich diese “Hit-Zählerzahl” von heute mit:
    “32.830” bis zum 1. Advent 2023 entwickelt !?

    Alle gepostet Beiträge, ”wurden im www ausgegraben".

    Deshalb wird so manch einer von Euch, die eine oder andere Geschichte schon gekannt haben.
    Ich hoffe aber, dass ich mit dieser kleine Auswahl, wieder etwas Freude oder auch ein Lächeln schenken konnte.
    Angedacht war aber auch, dass die eine oder andere Geschichte zum Nachdenken anregen sollte; denn wir sollten es nicht vergessen und stets daran denken, wie gut es uns trotz aller evtl. Schwierigkeiten und Probleme doch geht.

    ... es ist so weit, diese Weihnachtsgeschichte, soll für dieses Jahr meine letzte gewesen sein.

    So Gott will, starte ich nächstes Jahr -zum 1.Advent- diesen Thread wieder -mit kürzeren oder auch längeren- Geschichten.

    Bitte bleibt -oder werdet- wieder schön gesund.

    Ich bedanke mich recht herzlich für eure Aufmerksamkeit und wünsche Allen noch ein frohes Fest und einen:

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  5. #95
    Insider
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    Liebe Leser

    ...es ist kaum zu glauben, dass dieser Thread mit den “Weihnachten-Geschichten” das gesamte Jahr über gelesen wird !!

    Deshalb war ich gespannt, wie sich diese “Hit-Zählerzahl” vom 25.12.2022 mit:
    “32.830” bis zum 1. Advent 2023 entwickelt ?


    Zur Info:
    Der Zähler steht jetzt bei 52.012 !

    über das gesamte Jahr 2023 haben bis heute, 19.182 Leser diesen Thread besucht !


    Deshalb werde ich, so gut es geht, auch in diesem Jahr weitere Gedichte & Geschichten posten.



    Ich wünsche heute schon allen Lesern einen schönen 1. Advent


    ************************************************

    Der kleine Lichtschalter an Weihnachten

    von Thomas Weinmann


    Die Förderbänder liefen auf Hochtouren, denn bald war Weihnachten und alle Aufträge mussten fertiggestellt werden.
    Flinke Roboterhände setzten in den Keramikkörper allerlei Einzelteile aus Kupfer und Eisen ein, ein Knopf wurde angebracht, kleine Schrauben eingedreht, die später die elektrischen Drähte festhalten würden. Im Nu wurde die weiße Verschalung aus Kunststoff darübergestülpt und festgeschraubt.

    Das war die Geburt des kleinen elektrischen Schalters, die Hauptperson unserer Weihnachtsgeschichte.

    Der Schalter hatte noch gerade die Gelegenheit einen Eindruck von der riesigen Fabrikhalle zu bekommen, von dem Lärm und der Hektik um ihn her. Dann wurde es dunkel, denn unversehens landete er in einer Verpackung aus Karton - zusammen mit vielen anderen seiner Art.

    Nach einer geraumen Zeit verstummte der Lärm, die Maschinen standen still.
    Da stieß der kleine Schalter verängstigt aus: „Ist da jemand?“
    Er bekam viele, ebenso verängstigte Antworten aus seiner nächsten und weiteren Umgebung. In der Schachtel befanden sich wohl gegen 50 andere, alles die gleichen Lichtschalter.
    In dieser Nacht konnte niemand schlafen und es entspann sich eine aufgeregte Diskussion über den Sinn und Zweck des Schalterlebens. Das Problem war wohl, dass niemand eine wirkliche Ahnung hatte.

    Am nächsten Morgen packte jemand die Schachtel und warf sie in einen Lieferwagen.
    Nach der holprigen Fahrt - plötzlich gleißendes Licht, der Deckel wurde geöffnet, ein paar der Schalter wurden auf einen Tisch gelegt, auch unser kleiner Schalter war mit dabei.

    Er sah sich um und erkannte Gestelle mit Kabeln und Drähten, Schaltern und Steckern, Lampen und mehr.
    Ein Elektrogeschäft eben.
    Und auf dem Tisch lagen andere Schalter, die einen gebrauchten Eindruck hinterließen, der eine war sogar ganz angesengt und murmelte immer wieder:
    „Überlast ! Das hält doch kein 10 Ampere Schalter aus !“

    Auf seine Fragen antworteten die erfahrenen Schalter unserem Neuling, dass sie eine wichtige Funktion zu erfüllen hätten.
    Es war die Rede von Strom und so. Und von einem wichtigen Dienst bei den Menschen. Gerade jetzt in der dunklen Zeit vor Weihnachten.
    Das erfüllte den kleinen Schalter mit großer Freude und Erwartung, denn er sehnte sich nach einem sinnerfüllten Leben im Dienste anderer.

    Das Gespräch wurde jäh unterbrochen, denn ein Monteur kam, packte die Werkzeuge, Drähte und eben auch ein paar von den Schaltern zusammen. Und der kleine Schalter war mit dabei. Er machte sich auf ein großes Abenteuer gefasst und freute sich sehr.

    Sein Schicksal führte ihn in einen Neubau, ein Einkaufszentrum, das in wenigen Tagen eröffnet werden sollte. Noch waren die Schaufenster dunkel - und der kleine Schalter wurde in eine Wand geschraubt. Auf beiden Seiten waren Kupferdrähte befestigt, und er erkannte, dass die einen Drähte zu einem Weihnachtsbaum führten, der in der Mitte des großen Schaufensters stand. Das war also seine Aufgabe: Den Weihnachtsbaum zu erleuchten! Und wie er sich freute auf diese Aufgabe!

    Es wurde Abend, der Monteur packte seine Sachen zusammen und fuhr weg.
    Der kleine Schalter sah aus dem Fenster auf die Straße, sah die anderen Schaufenster gegenüber, die vielen Weihnachtsbeleuchtungen, die in allen Farben funkelten. Es war an der Zeit, den tollen Weihnachtsbaum zum Leuchten zu bringen. Er wusste ja mittlerweile vom Strom und begann, sich anzustrengen, Strom zu erzeugen.
    Aber nichts geschah. Noch einmal nahm er alle Kraft zusammen, spannte sich an, stemmte sich gegen das Gehäuse, gegen die Wand - hielt den Atem an…

    Jedoch, alle Anstrengungen halfen nichts. Nicht das kleinste Lichtlein am Baum erhellte sich, das Fenster blieb stockdunkel. Da packte den Kleinen eine große Verzweiflung! Das konnte doch nicht sein! Immer und immer wieder versuchte er, mit aller Gewalt Strom in die Leitungen zum Baum zu pusten - doch alles war vergebens.

    Tiefe Traurigkeit befiel ihn - und in seinen düsteren Gedanken schlief er ein.

    Am nächsten Tag war der Monteur wieder da.
    Am liebsten hätte der Schalter geschrien:
    „Schrauben Sie mich heraus! Ich kann es nicht ! Ich bin unnütz !“
    Aber der Monteur hantierte in Sichtweite an einem Sicherungskasten. Er schraubte Drähte, die zu dem kleinen Schalter führten, an eine Sicherung und legte einen Kipphebel um.
    Da verspürte unser kleiner Schalter eine nie geahnte Kraft in sich, die sogleich weiterfloss, als der Monteur auf seinen Knopf drückte. Unglaubliches geschah - ohne die geringste Anstrengung wurde der Baum hell, Hunderte von Lämpchen erstrahlten, die mit ihrem warmen Licht das Schaufenster fluteten. Unweigerlich blieben Kinder mit ihren Eltern vor dem Fenster stehen und staunten mit großen Augen über die Pracht der Lichter und der ausgestellten Geschenke.

    Die Freude, die der kleine Schalter empfand, lässt sich hier in Worten nicht beschreiben.

    Und der tiefere Sinn dieser Geschichte?
    Wer Christus in seinem Leben entdeckt, wird von seiner Kraft durchflossen. Er wird göttliche Wärme und Liebe in eine dunkle Welt hinaustragen - manchmal sogar ganz unwissentlich.
    An Weihnachten ist Jesus gekommen, damit wir uns Gottes unerschöpflichen Kraftquelle anschließen.

  6. #96
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    Kennt ihr dieses Gedicht

    es ist von "Brigitte" einer lieben Freundin !

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    Draußen schneit' s, es ist so weit,

    begonnen hat die Weihnachtszeit.

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    Der Opa holt vom Abstellraum

    den Weihnachtsschmuck und schmückt den Baum.

    Sein Enkel hilft, so gut er kann

    und freut sich auf den Weihnachtsmann.

    Zum Schluss die Lämpchen dran noch schnell,

    den Stecker rein, schon strahlt es hell.
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    Da wird der Opa nachdenklich.

    Wie war das früher eigentlich?

    Die Kerzen waren da noch echt,

    aus Wachs mit Docht, das war nicht schlecht.

    Der Enkel aber glaubt es kaum:

    "Echte Kerzen an dem Baum???"
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    Die Zeit jedoch bleibt niemals steh'n

    und fünfzig weit're Jahr' vergeh'n.


    Der Enkel - längst erwachsen schon -

    hat heute selbst 'nen Enkelsohn.


    Und wieder schneit' s zur Weihnachtszeit.

    Ja wieder mal ist es so weit.

    Der Opa holt vom Abstellraum

    wie jedes Jahr den Plastikbaum.

    Sein Enkel hilft so gut er kann

    und freut sich auf den Weihnachtsmann.
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    Der Christbaumschmuck wird angebracht.

    Schon strahlt der Plastikbaum voll Pracht.


    Da wird der Opa nachdenklich.

    Wie war das früher eigentlich?

    Da war der Weihnachtsbaum noch echt,

    frisch aus dem Wald, das war nicht schlecht.

    Der Enkel aber glaubt es kaum:

    "Im Wohnzimmer ' nen echten Baum???"
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    Die Zeit bleibt doch auch jetzt nicht steh 'n

    und nochmal fünfzig Jahr' vergeh 'n.

    Der Enkel - längst erwachsen schon -

    hat wiederum ' nen Enkelsohn.

    Und schneit's auch draußen noch so sehr,
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    das Weihnachtsfest, das gibt's nicht mehr.


    Man holt nichts mehr vom Abstellraum

    und hat auch keinen Weihnachtsbaum.

    Der Enkel denkt auch nicht daran,

    hat nie gehört vom Weihnachtsmann.
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    Auch vieles andre gibt's nicht mehr.

    Die ganze Welt wirkt ziemlich leer.

    Da wird der Opa nachdenklich.

    Wie war das früher eigentlich?

    Da feierte man wirklich echt

    ein Fest mit Baum, das war nicht schlecht.

    Der Enkel aber glaubt es kaum

    und fragt erstaunt: "Was ist ein Baum???"

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  7. #97
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    Der Münchner im Himmel

    ist eine humoristische Satire des bayerischen Schriftstellers Ludwig Thoma, die 1911 veröffentlicht wurde. In ihr behandelt Thoma mit einem liebevollen Augenzwinkern das Klischee des typisch bayerischen, insbesondere des Münchner Grantlers.

    [B]Handlung:

    Die Kurzgeschichte handelt von Alois Hingerl, Dienstmann Nummer 172 auf dem Münchner Hauptbahnhof.
    Dieser erledigt einen Auftrag mit solch einer Hast, dass er vom Schlag getroffen zu Boden fällt und stirbt.
    Zwei Engel schleppen ihn mühevoll in den Himmel, wo er von Petrus seinen jenseitigen Namen „Engel Aloisius“, eine Harfe und eine Wolke zugeteilt bekommt, auf der er gemäß der „himmlischen Hausordnung“ künftig nach einem festen Terminplan frohlocken und Hosianna singen soll.
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    Auf seine Frage, wann er denn endlich etwas zu trinken bekomme, antwortet Petrus dem Aloisius mit den Worten:
    „Sie werden Ihr Manna schon bekommen.“

    Aloisius ahnt angesichts der Aussicht auf Manna statt des von ihm geliebten Bieres Schlimmes, zugleich kommt es zu Handgreiflichkeiten mit einem himmlischen Rote-Radler-Engel, seiner verhassten Konkurrenz auf Erden.
    Frustriert beginnt er auf seiner Wolke zu frohlocken.
    Als ein vorbeifliegender „vergeistigter Engel“
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    seine Bitte nach „am Schmaizla“ (einer Prise Schnupftabak) mit einem verständnislosen, gelispelten „Hosianna!“ beantwortet, steigt sein Zorn, worauf Aloisius zu schimpfen und zu fluchen beginnt, was sich auch in seiner Art zu frohlocken niederschlägt.
    Durch sein Schimpfen, Fluchen und lautstarkes Frohlocken („Ha-ha-lä-lä-lu-u-uh – – Himmi Herrgott – Erdäpfi – Saggerament – – lu - uuu - iah!“) wird Gott auf ihn aufmerksam.
    Nach einer kurzen Begutachtung des Delinquenten samt Beratung mit Petrus kommt er nach den Worten „Aha!
    Ein Münchner!“ zu dem Schluss, dass Aloisius für den Himmel nicht zu gebrauchen sei.
    Darum erhält dieser eine andere Aufgabe:
    Er soll der bayerischen Regierung (im Original von Thoma der Bayerische Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten Anton von Wehner) die göttlichen Ratschläge übermitteln; dadurch komme der Münchner ein paar mal jede Woche nach München und die liebe Seele habe ihre Ruhe.

    Alois ist sehr froh über diesen Auftrag, nimmt den göttlichen Ratschlag an und fliegt ab.
    Wie gewohnt geht er mit seiner Botschaft zuerst ins Hofbräuhaus,
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    wo er sich ein Bier nach dem anderen bestellt, darüber seinen Auftrag vergisst und dort bis zum heutigen Tage sitzt. Derweil wartet die bayerische Regierung (bzw. der bayerische Kultusminister) noch immer auf die göttlichen Ratschläge (bzw. die göttliche Eingebung).

  8. #98
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    Ein ganz besonderer Adventkalender

    von Carina Schmidt


    Lara hatte viele Gründe dafür, warum der Dezember für sie der schönste Monat im ganzen Jahr war. Genau genommen hatte sie sogar jeden Tag dieses Monats einen Grund dafür, zumindest bis zum Weihnachtsfest, denn während dieser Zeit durfte sie gemeinsam mit ihrem Bruder Tom die vierundzwanzig Türchen ihres Adventkalenders öffnen. Allerdings hatten Lara und Tom nie einen ganz gewöhnlichen Adventkalender, indem man so etwas Einfaches wie Schokolade finden konnte, nein, das Öffnen ihrer Türen war von Nummer 1 bis 24 ein ganz besonderes Ereignis.

    Lara und Tom bekamen ihren Adventkalender immer von ihrer Großmutter geschenkt, die sie nur einmal im Jahr besuchte. Äußerlich merkte man dem Kalender nicht an, dass er besondere Geschenke beinhaltete, aber hatte man erst herausgefunden wie er funktionierte, war er mehr als originell. Er bestand nicht aus Papier oder Karton, sondern aus einer schmalen Holzplatte, auf deren Vorderseite vierundzwanzig Türchen prangten, die sich durch das Drehen eines winzigen Schlüssels öffnen ließen.
    Hinter den Türen befand sich immer ein zusammengefaltetes Stück Papier, das natürlich noch nicht das eigentliche Geschenk war. Das echte Geschenk musste man sich zuerst verdienen und die Papierstücke waren nur ein Hinweis auf dem Weg dorthin. Als die Großmutter Lara und Ben zum ersten Mal mit diesem sonderbaren Adventkalender überrascht hatte, hatten sie ihn nicht verstanden. Lara war mehr als enttäuscht gewesen, als sie in atemloser Spannung die erste Tür geöffnet hatte und dahinter einen Papierfetzen vorgefunden hatte.

    Aber mittlerweile wussten die Geschwister die Hinweise zu deuten. Manchmal war der Grundriss ihres Hauses aufgezeichnet und sie mussten an einer markierten Stelle nach einem Geschenk suchen. Oft führten Zeichnungen sie zu einem Geschäft, indem sie etwas abholen mussten oder ihre Großmutter hatte eine Kleinigkeit bei den Nachbarn hinterlegt. Wenn man es sich so recht überlegte, musste sie auf jeden Fall öfter in der Stadt sein, denn der Kalender wirkte sehr durchgeplant.
    In diesem Jahr hatte Lara die meisten Türen allein geöffnet. Ihr Bruder war seit Anfang Dezember im Krankenhaus, weil er sich die Nase und ein Bein gebrochen hatte. Obwohl Lara ihn täglich besuchte, damit sie die Hinweise gemeinsam diskutieren konnten, war es nicht dasselbe. Außerdem war ihnen in diesem Jahr ein Geschenk verborgen geblieben, weil sie es nicht geschafft hatten, den Hinweis zu deuten. Am 20. Dezember saßen sie immer noch ratlos vor dem Papier aus Türchen Nummer 17 und wie sie es auch drehten und wendeten, sie schafften es nicht, das Rätsel zu lösen. 18, 19 und 20 waren wieder eine Leichtigkeit gewesen, aber 17 … . „Du hast am 17. Dezember Geburtstag! Es muss für dich sein, hast du irgendwas erwähnt? Überleg doch noch einmal!“ forderte Lara ihren Bruder auf. Beide starrten auf eine Zeichnung, die nicht sonderlich kompliziert war. Ihre Großmutter hatte ein Haus, Bäume und irgendein Tier skizziert.
    „Das sagt einfach nichts aus!“ beschwerte sich Tom, während er sich mutlos in die Kissen zurücksinken ließ. Was er sagte, stimmte. Ihr Haus konnte es nicht sein, denn es gab keine Bäume rundherum und ein Tier hatten sie auch keines. „Zeig mir noch mal das Tier“, sagte Lara, obwohl sie sich schon an die hundert Mal vergewissert hatte, dass es weder Hund noch Katze sein konnte. „Vielleicht ist es ja ein Fuchs … “, schlug Tom ratlos vor. Irgendwie ähnelte das Tier tatsächlich einem Fuchs, aber wieso sollte ihre Großmutter einen Fuchs zeichnen? Selbst wenn sie die Absicht hätte, ihnen ein Tier zu schenken, Füchse gab es in keiner einzigen Zoohandlung zu kaufen … . „Wenn wir es bis Weihnachten nicht herausgefunden haben, rufen wir sie an!“ meinte Lara und verabschiedete sich von ihrem Bruder.

    Tom wurde am 23. Dezember entlassen und seine Eltern wunderten sich, warum er sich nicht richtig freute, nach so langer Zeit endlich nach Hause zu kommen. Doch Lara verstand ihn. Lara und Tom dekorierten gemeinsam den Weihnachtsbaum und schwiegen dabei missmutig. Irgendwo zwischen glänzenden Kugeln und Lametta lag die Skizze aus Tür Nummer 17. Lara und Tom warfen ihr abwechselnd böse Blicke zu. Morgen, am 24. Dezember, erwartete sie das größte, schönste und teuerste Geschenk, an diesem Tag gab es sogar zwei, für jeden ein eigenes, aber das würde alles nichts helfen, wenn … .
    „Komm mit!“ rief Tom plötzlich ohne Vorwarnung und packte seine Schwester am Arm. Er rannte aus dem Haus und zog sie hinter sich her. „Ich weiß es!“

    Lara musste sich anstrengen, mit ihm mitzuhalten, denn er rannte und rannte – bis in den Wald. Erstaunlicherweise schien er genau zu wissen, wo es hingehen sollte, denn er lief zielstrebig durch die dichten Fichten auf eine bestimmte Stelle zu. „Ich habe mir ein Schneehaus gewünscht!“ rief Tom glücklich. „Sie hat mir ein Schneehaus gebaut, tief im Wald, dort, wo wir vor Jahren einen Fuchs gesehen haben!“ Plötzlich erinnerte sich Lara an den Spaziergang mit Tom und ihrer Großmutter. Tatsächlich war ein Fuchs an ihnen vorbeigehuscht, alle hatten ihn gesehen und jetzt, Jahre später, hatte ihre Großmutter ihn als Hinweis in ihrem Adventkalender verarbeitet.

    „Sieh nur! Es ist wunderschön!“ staunte Tom. Mitten im Wald stand ein kleines, weiß leuchtendes Häuschen aus Schnee und Eis.
    Toms Geburtstaggeschenk. Ein wunderschönes und einzigartiges Geburtstagsgeschenk.
    Endlich hatten sie das Rätsel hinter Tür Nummer 17 gelöst. Aber das Warten hatte sich gelohnt. Nur – bis sie das Geschenk ganz auskosten konnten, würden sie noch ein bisschen länger warten müssen, denn auf der Tür stand die Aufschrift
    „Vorsicht: Weihnachtsüberraschung!
    Nicht vor dem 24. Dezember betreten!“
    Nun wussten sie immerhin schon, wo sie die morgigen Geschenke finden würden.

  9. #99
    Insider
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    Frau Schneider rettet Weihnachten

    von Carina Schmidt


    Die Zugehfrau war dabei den weihnachtlich dekorierten Kaminsims abzustauben, als ihr Blick in die Asche fiel.
    Ein weißer Zettel lag dort.
    Vorsichtig griff Frau Schneider danach, schüttelte den Aschestaub ab und las die Nachricht.
    „Lieber Weihnachtsmann. Bitte bring mir dieses Jahr keine Geschenke.
    Lass Papa nur Zeit für mich haben. Deine Lisa.“
    Die ältere Frau erhob sich und machte sich auf den Weg zu ihrem Arbeitgeber.

    Hektik schlug ihr entgegen, als sie das Büro der Werbefirma betrat. Ihr Chef schrie irgendjemanden am Telefon zusammen. An einem zweiten Schreibtisch wühlte sich ein Mitarbeiter durch einen Stapel Fotos. Ein Fernseher plärrte im Hintergrund, und ihr Chef endete sein Gespräch mit einem „Ich kündige den unfähigen Vollidioten!“.
    Frau Schneider räusperte sich kurz.

    „Entschuldigen Sie die Störung.“
    Michael von Wedel blickte auf, dann lächelte er.
    „Frau Schneider, was kann ich für Sie tun?“ –
    „Es geht um ein Weihnachtsgeschenk für Lisa“, erwiderte die Zugehfrau und spürte den kleinen Brief in ihrer Hand. „Alles schon erledigt“, tönte ihr Chef und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
    „Sie hat sich nichts gewünscht dieses Jahr, also habe ich ihr ein iPad gekauft. Das neueste Modell, sie wird der Hit in ihrer Klasse sein.“ Stolz blickte er seine Angestellte an.
    „Lisa hat sich etwas gewünscht“, begann Frau Schneider und hielt den Zettel in die Höhe.
    „Ich habe das hier im Kamin gefunden.“

    Verwundert stand von Wedel auf und griff nach dem geheimen Brief. Er las. Röte schoss ihm ins Gesicht und mit einer kurzen Kopfbewegung schickte er seinen Mitarbeiter aus dem Zimmer. Dann ließ er sich auf einen Sessel fallen und schwieg.
    „Das iPad war teuer“, sagte er schließlich, fast verteidigend.

    „Es ist nicht leicht, seit meine Frau…“. Er blickte aus dem Fenster und betrachtete die tanzenden Schneeflocken.
    Die weißhaarige Frau schwieg.

    Plötzlich erschien ein Lächeln auf dem Gesicht des Witwers.
    „Ich bin hier der Chef, richtig? Also entscheide ich über meine Zeit!“
    Er sprang auf, öffnete die Tür zum Flur und rief in die erste Etage:
    „Ist hier ein wunderschönes Mädchen, das mit ihrem Vater auf den Weihnachtsmarkt gehen will?“
    Für ein paar Augenblicke geschah nichts. Dann ertönte ein Juchzen aus der ersten Etage. Ein Mädchen mit braunen Locken flog die Treppe hinunter und landete in den Armen des Vaters.
    „Ja, ich!“ strahlte sie. Hand in Hand verließen Vater und Tochter das Haus.
    Leise schloss Frau Schneider die Tür zum Büro.
    „Fröhliche Weihnachten“, sagte sie und lächelte.

  10. #100
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    Weihnachten mit dem alten Hasen Maximilian und Co“

    Anneliese Kranzberger


    Hase Fred rief ausgelassen. „Heute feiern wir Weihnachten! Weihnachten! Hurra wir feiern Weihnachten!“
    Der alte Hase Maximilian hatte sie dazu eingeladen.
    „Jetzt komm schon! Wir haben Maximilian versprochen pünktlich zu sein!“, stupste er seinen Bruder Freddy aufgeregt in die Seite. Aber Freddy war überhaupt nicht begeistert davon und sagte deshalb. „Ich komme nicht mit!“
    Fred starrte ihn an. Was soll das jetzt!!! Schon lange wussten sie von dieser Einladung, aber er hatte ihm gegenüber nie erwähnt, dass er nicht mitkommen wollte.
    „Aber warum denn nicht!“, fragte er ihn überrascht.
    „Weil ich Weihnachten nicht feiern will!“, antwortete Freddy.
    „Und warum willst du Weihnachten nicht feiern?“, fragte ihn Fred, noch verdutzter über seine Antwort.
    „Weil ich es für keine gute Idee halte!“, gab ihm Freddy zu verstehen.
    „Aber warum soll das keine gute Idee sein?“, meinte Fred und schnappte nach Luft.
    „Weil auch die Familie Fuchs dazu eingeladen ist!“, sagte Freddy nun mit leicht bebender Stimme und hoffte, das Fred es sofort schnallte, was er damit sagen wollte.
    Aber Fred sagte nur. „Ja und!“
    „Ja und!“, äffte Freddy ihn daraufhin verärgert nach, aber wagte gleich einen erneuten Versuch.
    „Und die Hirsche vom Oberwald werden auch kommen!“
    „Ja und!“, meinte Fred wieder und nahm sich ganz fest vor, sich von Freddy mit diesen sinnlosen Spielchen nicht aus der Ruhe
    bringen zulassen.
    „Ja und! Ja und! Und auch die Rehe und somit auch Reh Thekla werden kommen!“, erwiderte Freddy angespannt und hoffte nun das bei Fred endlich der Groschen fallen würde, warum er Weihnachten mit all denen nicht feiern wollte.
    Aber Fred sagte wieder. „Ja und!“
    „Du mit deinem ‚Ja und! Ja und! Verstehst du denn nicht!“, und er fuhr fort! „Auch der Bussard Joe und die Käuze und Eule Groß Auge werden anwesend sein!“, giftete ihn Freddy an.
    „Ja und!“, meinte Fred zum wiederholten Male und hatte nun dieses Tamtam allmählich statt, aber Freddy gab ihm weiter zu verstehen. „Und auch Wildschwein Borstel und Eugen der Auerhahn werden mitfeiern!“
    „Ja und!“, sagte Fred und wollte nun endlich von Freddy den eigentlichen Grund für seine Ablehnung erfahren, bevor ihm der Kragen platzte.
    „Jetzt sag schon und rede nicht mehr lange um den heißen Brei herum! Was hast du dagegen, dass sie auch zum Weihnachtsfest kommen?“
    „Dagegen habe ich nichts! Aber das kann nicht gut gehen!“, sagte Freddy.
    „Was soll dabei nicht gut gehen!“, fragte ihn Fred und war nun wirklich gespannt auf seine Antwort.
    „Weil die Familie Fuchs uns bestimmt auffressen wird. Sie sind so hinterhältig!“, rückte Freddy nun endlich mit seinen Befürchtungen heraus.
    „Das glaube ich nicht! Es ist doch Weihnachten! An Weihnachten tut man das nicht! Es ist doch das Fest der Liebe!“, entgegnete Fred ihm rasch und fragte sich wie Freddy nur zu Weihnachten auf solche Gedanken kam.
    „Und die Hirsche vom Oberwald werden sich rühmen, wie groß und schön sie sind, im Gegensatz zu uns kleineren Waldtieren. Ihr eingebildet sein wird das Fest nicht so sein lassen, wie es sein soll!“, meinte Freddy.

    „Das glaube ich auch nicht! Es ist doch Weihnachten! An Weihnachten tut man das nicht! Es ist doch das Fest der Liebe!“, sagte Fred.
    „Und du kennst Reh Thekla! Sie ist doch immer nur auf Streit aus. Sie wird es auch heute nicht lassen können, uns allen die Stimmung zu verderben!“, fuhr Freddy fort.
    „Das glaube ich auch nicht! Es ist doch Weihnachten! An Weihnachten tut man das nicht! Es ist doch das Fest der Liebe!“, sagte Fred.
    „Und du kennst Bussard Joe! Du glaubst doch nicht allen Ernstes das er den Waldmäusen widerstehen kann!“, meinte Freddy.
    „Das glaube ich auch nicht! Es ist doch Weihnachten! An Weihnachten tut man so was nicht! Es ist doch das Fest der Liebe!“, sagte Fred erneut.
    „Und ich glaube sowieso nicht, dass die Mäuse zum Fest erscheinen werden! Sie wären doch allen hilflos ausgeliefert!“, meinte Freddy. „Und denke an Wildschwein Borstel und Eugen den Auerhahn. Sobald sie sich auch nur riechen können, sträuben sich bei ihnen die Borsten und Federn!“
    „Das glaube ich jetzt auch nicht!“, sagte Fred erzürnt. „Wie kommst du nur auf solche Gedanken? Es ist doch Weihnachten! An Weihnachten tut man so was nicht, Freddy! Es ist doch das Fest der Liebe!“, und er hatte nun endlich die Nase voll, von Freddys, an der Nase herbei gezogenen sinnlosen Vermutungen. Er wollte nun endlich los! Schließlich feierten sie heuer zum ersten Mal Weihnachten in ihrem Wald. Und er wollte unbedingt Dasein. Mit oder ohne seinen Bruder! Deshalb stellte er ihn nun vor die Entscheidung.
    „Also ich mache mich jetzt auf den Weg! Kommst du nun mit oder nicht?“
    Freddy starrte ihn entsetzt an.
    „Du…u… willst wirklich dort hingehen! Ohne auf meine Warnungen zu hören! Nicht zu fassen! Und was mache ich? Soll ich etwa alleine hier bleiben!“ Er kam ins Schleudern mit seinen Überlegungen. Eigentlich wollte er auch Weihnachten feiern. Aber er hatte wirklich Angst davor. Angst vor Familie Fuchs, vor Reh Thekla, vor Bussard Joe, vor …….. , aber… aber, alleine wollte er heute auch nicht sein. Deshalb!!!
    „Also gut ich komme mit! Aber auf deine Verantwortung! Wie du sagst. „Es ist Weihnachten! Das Fest der Liebe! An Weihnachten tut man so was nicht! Und ich hoffe du behältst Recht!“
    Fred war froh über seine Entscheidung.
    „Dann los! Sonst kommen wir noch zu spät.“

    Sie kamen aber zu spät. Denn alle, die Familie Fuchs, die Hirsche vom Oberwald, die Rehe, Bussard Joe, die Käuze, Eule Groß Auge, Wildschein Borstel, Eugen der Auerhahn, die Waldmäuse und alle Vögel des Waldes hatten sich schon um einen Tannenbaum herum versammelt.
    Aber was war nur mit dem einen Tannenbaum passiert? Von seinen fetten Zweigen hingen abertausende kunterbunte Glitzerstreifen. Hase Maximilian hatte die Elstern damit beauftragt, ihn zu schmücken. Und sie hatten ganze Arbeit geleistet. Sein funkeln breitete sich weit über ihn hinaus. Vielleicht auch deshalb, weil der Mond und die Sterne ihr besonderes Licht auf ihn warfen. Ja, es war ein besonderes Licht, voller Glanz und Herrlichkeit, wie man es selten sah.
    Fred und Freddy waren so überwältigt davon, dass sie zunächst alles um sich herum vergaßen. Erst als der alte Hase Maximilian auf sie zu kam und sie begrüßte, kamen sie aus ihrem Staunen wieder heraus.
    „Schön, dass ihr gekommen seid! Nun sind wir vollzählig!“, begrüßte er sie und zeigte auf die übrigen Gäste.
    Fred strahlte. Aber Freddy! Als er die versammelte Schar um dem Weihnachtsbaum stehen sah, überfiel ihn ein zittern und so schnell er nur konnte, versuchte er sich hinter Freds Rücken zu verstecken.
    Fred konnte es nicht fassen! Begann jetzt das ganze Theater wieder von vorne. Freddy war ja immer schon der größere Angsthase von uns Beiden! Aber heute überspannte er den Bogen gewaltig. Auch Hase Maximilian wunderte sich über Freddys Verhalten und fragte deshalb Fred.
    „Was ist denn mit ihm los?“
    „Er hat Angst!“, sagte Fred.
    „Was? Vor wem oder was denn?“, fragte Hase Maximilian.
    „Vor der Familie Fuchs!“, sagte Fred.
    „Was?“, rief Maximilian überrascht.
    „Und vor den Hirschen vom Oberwald!“, sagte Fred.
    „Was?“
    „Und vor Reh Thekla!“, sagte Fred.
    „Was?“
    „Und vor Bussard Joe, den Käuzen und Eule Groß Auge!“, sagte Fred.
    „Was?“
    „Und vor Wildschwein Borstel und Eugen den Auerhahn!“, sagte Fred.
    „Was? Aber warum denn? Das kann doch nicht sein!“, richtete Maximilian nun seine Frage an Freddy, der sich hinter Freds Rücken zusammen gekrümmt hatte.
    Fred trat ein Stück zur Seite, so dass Hase Maximilian nun Freddy genau gegenüber stand. Er war wirklich erbost über sein Verhalten, und forderte Freddy nun unverzüglich dazu auf, Hase Maximilian sein Verhalten zu erklären.
    „Jetzt mach schon! Sage endlich Hase Maximilian, was dir so Angst macht!“ Er war mit seiner Geduld am Ende. Er wollte jetzt Weihnachten feiern. Sonst nichts! Aber Freddy machte nicht die geringsten Anstalten, zu tun, wozu er ihn aufgefordert hatte. Bevor er aber seinen bevorstehenden Wutausbruch nicht mehr unter Kontrolle halten konnte, erklärte er rasch.
    „Freddy glaubt das ihn die Füchse auffressen werden, dass die Hirsche vom Oberwald wieder protzen werden, Reh Thekla wieder nur auf Streit aus ist, Bussard Joe nur die Waldmäuse im Visier hat und Wildschein Borstel und Eugen der Auerhahn alles Tun werden um den Frieden zu stören!“
    Hase Maximilian war entsetzt und für einen kurzen Moment sprachlos. Wie kam Freddy nur auf so dumme Gedanken! Schließlich hatte er sich aber wieder gefasst und versuchte Freddy ruhig zu erklären.
    „Heute ist Weihnachten! An diesem Tag wurde der Sohn Gottes geboren. Damals, vor vielen tausenden von Jahren, als das geschehen ist, hatte ein Engel verkündet, dass Friede auf Erden herrschen soll. Schwierig sich das vorstellen zu können. Aber an dem einen Tag im Jahr, wo wir Jesus Geburtstag feiern, muss das möglich sein. Und daran glaube und halte ich fest und deshalb brauchst du dir auch keine Sorgen zu machen, dass das geschehen ist, hatte ein Engel verkündet, dass Friede auf Erden herrschen soll. Schwierig sich das vorstellen zu können. Aber an dem einen Tag im Jahr, wo wir Jesus Geburtstag feiern, muss das möglich sein. Und daran glaube und halte ich fest und deshalb brauchst du dir auch keine Sorgen zu machen, dass das eintreffen wird, wovor du solche Angst hast. Ich habe auch mit den anderen Tieren darüber gesprochen. Es ist Weihnachten das Fest der Liebe und des Friedens!“ Hase Maximilian sagte das so überzeugend, dass Freddys Augen zu leuchten begannen und man ihm ansah, wie alle Angst von ihm abfiel. Und, als hätte er nie Zweifel daran gehabt sagte er.
    „Dann wollen wir Weihnachten feiern!“

    „Dieser Meinung bin ich auch! Wir feiern Weihnachten! Mit einem Weihnachtsbaum, wie ihr seht, mit singen, tanzen, beten, essen und natürlich mit Geschenken. Ich habe für jeden ein Geschenk besorgt! Ich werdet staunen!“, sagte der alte Hase Maximilian erleichtert.
    Freddy jubelte. „Geschenke gibt es auch!“
    „Jetzt kommt schon!“, riefen ihnen die Anderen ungeduldig zu. „Die Vögel möchten mit ihrem Liedervortrag beginnen!“
    „Wir sind schon zur Stelle!“, sagte Hase Maximilian und wies Fred und Freddy den Weg zu den anderen.
    Die Vögel des Waldes, die sich auf den Zweigen des Weihnachtsbaumes niedergelassen hatten, stimmten ihren Gesang an. Voller Gloria ertönte ihr Gezwitscher, zuerst zweistimmig, dann dreistimmig. Zu guter Letzt boten sie das Halleluja zum Besten, wo auch die anderen Tiere begeistert mitsangen. Die Waldmäuse tanzten dazu, dass auch die Hirsche vom Oberwald dazu veranlasste, ebenfalls ausgelassen um den Weihnachtsbaum herumzutanzen. Fred hielt es auch nicht mehr auf seinen Platz und mischte sich unter sie. Die Anderen trommelten dazu auf den Boden nur Bussard Joe, die Elstern und Eule Groß Auge flatterten vereint mit ihren Flügeln. Nach einer Weile ausgelassen sein, wandte sich Hase Maximilian an seine fröhlichen Gäste.
    „Nun lasst uns ein wenig zur Ruhe kommen, damit ein jeder von uns, in aller Stille, seine Weihnachtswünsche zum Himmel empor schicken kann!“
    Dieser Vorschlag gefiel allen und so wurde es gleich still. Und mit dem Glanz ihres Weihnachtsbaumes flogen nun wohl ihre Wünsche hinauf – hinauf zum sternenklaren Himmel.
    „Und jetzt gibt es die Geschenke“, rief Hase Maximilian danach und ließ ein hell klingendes Glöckchen erschallen.
    „Es ist Bescherung!“, und leerte einen großen Sack voller Geschenke vor ihnen aus. Er hatte sich damit sehr viel Mühe gegeben. Aber was es für Geschenke waren. Keine Ahnung! Vielleicht wisst Ihr es ja?

    „Frohe Weihnachten!“, rief Hase Maximilian.

    „Frohe Weihnachten!“, erwiderten seine Gäste im Chor.

    .

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