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Thema: Weihnachten

  1. #121
    Admin Avatar von felin
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    Zitat Zitat von ein Gast Beitrag anzeigen
    Hola felin

    ...wenn sich in diesem Forum ein "BUG" eingeschlichen hat, musst Du mich NICHT dafür verantworlich machen !

    Das meine Vermutung mit einem "BUG", richtig ist, dürftes Du auch hieran erkennen:

    http://www.gran-canaria-insider.info...376#post309376

    siehe auf diese Buchstaben "Ä" oder auch "Ü" wie sie wiedergegeben werden, dass auch schon auf 1. Seite i. g. Link.
    Welchen Zeichensatz sich ein User einstellt, ist Sache des Users, und liegt nicht an der Forensoftware.
    Die Funktion "UTF-8 für die Unterstützung weltweiter Sprachen verwenden" in Windows deaktivieren.
    Ebenso sind die Doppel-Postings nicht auf einen Bug zurückzuführen, sonst wäre es ja bei jedem Beitrag der Fall.

  2. #122
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    Letzte Lieferung vor Weihnachten

    vonThomas Weinmann


    Heute war wieder eine besonders umfangreiche Lieferung eingetroffen. Eigentlich, wie immer in diesen Tagen, an denen auf der Erde bald – wie sie es nennen – Weihnachten gefeiert wird. Wagen um Wagen wurden herangebracht, schwer beladen mit all den vielen Gebeten der Menschen. Eine grosse Schar beauftragter Engel stürzte sich auf die unüberschaubare Flut, um wenigstens eine gewisse Ordnung in das Ganze zu bringen. Da wird mal grob zwischen Stossgebeten, gewöhnlichen Bitten, wiederkehrenden Bitten, Lobpreisungen und was es sonst noch gibt. unterschieden. Der Berg der Lobpreisungen und Danksagungen ist dabei, wie üblich, markant kleiner im Vergleich zu den Bitten. Nach etlichen Stunden Vorarbeit wurde das herrliche Himmelstor zu Gott dem Vater aufgestossen und ein vornehmer Engel brachte den ersten Wagen zu dem Allmächtigen.

    Der Engel senkte seinen Blick und sprach demütig:
    «Heiliger Herr, heute sind besonders viele Bitten eingetroffen.» Und er dachte so bei sich: «Unglaublich, was sich die Menschen alles so von Gott wünschen! Da sind die simplen, eher materiell ausgerichteten Wünsche, wie: Ich möchte ein Haustier, ich wünsche mir eine neue Wohnung. Und dann die Wünsche nach Erfolg: Herr, schenk, dass ich die Prüfung bestehe, dass ich den Job bekomme. Und dann die Sehnsüchte, die sich wiederspiegeln:
    Ich möchte endlich eine Frau finden, ein Kind bekommen. Und die Ängste und Nöte: Mach mich endlich wieder gesund! Greif ein, dass mein Elend endlich ein Ende findet.»

    Da blickte der Herr auf den Engel, dessen Gedanken er schon längst erraten hatte, und sprach: «So unglaublich viel ist es, was die Menschen von mir erhoffen! Und doch lässt sich nicht einfach alles so erfüllen – mit all ihren Wünschen würden die Menschen ein riesiges Chaos anrichten.»

    Dann schwieg der Herr. Aber der Engel sah das nachdenkliche Gesicht des Allmächtigen. Und er wagte eine Frage: «Welche der Gebete sind denn die schwierigsten?»

    Ohne Umschweife erwiderte der Herr:
    «Das sind die WARUM Fragen».

    «Warum, Gott, lässt du das zu? Warum beendest du diesen Krieg nicht? Warum musste mein Kind sterben? Warum hat mein Partner Krebs? Warum gibt es so viel Elend? Warum sind die Menschen so selbstsüchtig?»
    Der Engel wagte nichts darauf zu erwidern, zumal er im Inneren selbst dachte, dass da ja durchaus etwas Wahres daran sei.

    «Du kannst dies also den Menschen nachempfinden?» sprach Gott ihn an. Der Engel errötete sogleich vor Scham, überzeugt davon, dass man dem Handeln und Denken des Allmächtigen in keiner Weise zweifeln, geschweige denn widersprechen sollte.
    «Die Menschen», fuhr Gott fort, «sind faszinierende Wesen. Sie sind fähig, über sich selbst nachzudenken. Sie sind sich selbst bewusst, sie folgen nicht nur einfachen Bedürfnissen und Instinkten, sie können ihr Handeln planen, überdenken. Sie haben vom Baum der Erkenntnis gegessen – darum erkennen sie. Aber das bedeutet auch, dass sie Entscheidungen treffen müssen, die in irgendeiner Weise Folgen haben werden. Und das heisst, dass sie Verantwortung übernehmen müssen. Wenn sie dabei den wichtigsten Grundsatz perfekt in Ihre Entscheidungen mit einbeziehen könnten – «liebe deinen Nächsten so wie dich selbst» – dann würde das zu einem guten Zusammenleben zwischen den Menschen und der übrigen Natur führen. Wenn sie schon die Selbstverantwortung gewählt haben, dann täte es ihnen gut, sich an meine Grundsätze zu halten.»

    Nun wurde der Engel mutiger. Er wagte einzuwenden:
    «Nun ist es ja aber nicht so, dass alles auf die mangelnde Verantwortung des Menschen zurückgeführt werden kann…»

    «Ja, aber leider ist es sehr viel mehr, als es die Menschen wahrhaben wollen. Viel Elend ist menschengemacht – das meiste sogar – manches direkt und offensichtlich, etliches aber beruht grundsätzlich auf den weitreichenden Folgen von menschlichem Fehlverhalten».

    «Die Menschen sind ein Trauerspiel für diesen fantastischen Planeten!» entfuhr es dem Engel.
    .

  3. #123
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    Papa muss Weihnachten

    von Conny Cremer


    Als Katharina das Klingeln hörte, wusste sie schon vor dem abheben des Hörers, dass er wieder mal nicht rechtzeitig zum Abendessen da sein würde.
    Aber nicht die Tatsache, dass er wieder später kommen würde, sondern der traurige Blick ihrer Tochter schmerzte sie. Gerade mal 4 Jahre alt wusste Kassandra schon, dass es immer das Gleiche bedeutete, wenn um diese Uhrzeit das Telefon klingelte. „Papa muss noch einen Bericht fertig machen!“, „Papa muss noch einen Kollegen in die Arbeit einweisen!“, „Papa muss noch an einer Besprechung teilnehmen!“, und so weiter, und so weiter.
    Das waren die Sätze, die Kassandra von ihrer Mutter hörte, wenn das Telefon die Verspätung eingeläutet hatte. Und auch die Mama fand das immer sehr traurig, denn so viel gemeinsame Zeit ging dem Vater und Ehemann verloren, weil er immer so viel anderes noch „musste“.

    Und dabei war doch jetzt Advent. Die Zeit von Ruhe und Besinnlichkeit. Die Zeit, die mit der Familie verbracht werden sollte um gemeinsam Vorbereitungen für Weihnachten zu machen oder auch nur gemeinsam zur Ruhe zu kommen.
    Im Kindergarten hatten sie Geschichten gehört vom gemeinsamen Backen der Plätzchen, denn dafür brauchte das Christkind Hilfe. Wäre ja auch viel zu viel Arbeit für’s Christkind all’ die Weihnachtsplätzchen für die ganze Welt alleine zu backen. Schließlich hat das Christkind ja auch Adventszeit sobald die erste Kerze brennt.
    Und die ganze Familie bastelt zusammen für den Weihnachtsbaum oder vorher für den Adventskranz und evtl. auch einen Adventskalender für jeden. Aber eben zusammen, also auch mit dem Papa.
    Musste Papa denn außer seiner Arbeit nicht auch für sie da sein? Für sie und ihre Mutter um alle diese schönen Sachen zusammen zu erleben? Bisher hatte er keinen Tag Zeit gehabt und morgen war schon Nikolaus. Also auch gar nicht mehr so lange hin bis Weihnachten. Ja und den Nikolaus hatte Papa letztes Jahr auch schon verpasst, so wie er es wohl auch dieses Jahr tun würde.
    Katharina hob den Hörer ab und noch bevor sie sich hatte melden können hörte sie Gabriel sagen: „Nein, mein Schatz, ich werde heute nicht zu spät sein“.
    Sie stutzte und fragt: „Wie meinst du das? Besser gefragt – wozu zu spät oder eben nicht?“
    „Heute Abend bin ich zum Essen zu Hause. Und wenn dann der Nikolaus zu uns kommen will, dann bin ich auch da. Und überhaupt werde ich jeden Abend da sein und ganz besonders auch am Heiligen Abend“.
    Katharina glaubt nicht, was sie soeben gehört hat. Noch nie hat Gabriel angerufen, wenn er pünktlich Heim kam – was sowieso selten genug passierte. Immer nur Verspätungen hatte er angekündigt oder gar plötzliche Geschäftsreisen. Dann hatte sie ihm sogar den Koffer gepackt zum Bahnhof oder Flughafen bringen müssen.
    Vorsichtig fragte Katharina nach: „Also, Gabriel, versteh’ mich bitte nicht falsch, Kassandra und ich freuen uns sehr, wenn du heute da bist. Aber was ist passiert? Noch nie hast du angerufen, wenn du nicht später oder gar nicht Heim gekommen bist? Und jetzt kündigst du dich an zum pünktlich sein für heute und die ganzen kommenden Tage. Also, was ist passiert?“
    Tja, was war passiert? So ganz genau wusste das Gabriel selbst nicht. Und genau erklären konnte er es genau so wenig, wie selbst genau verstehen was mit ihm heute passiert war. Er fühlte sich ein bisschen in das Charles Dickens-Märchen „Scrooge“ versetzt, wenn er an den heutigen Nachmittag zurück denkt.
    Seinen neuen Kunden, mit dem er heute den ersten Termin gebucht hatte, hatte er sich doch ganz anders vorgestellt.
    Die Sekretärin brachte ein kleines zierliches Mädchen in sein Büro mit den Worten: „Dein Termin, Gabriel“, und verschwand verschmitzt lächelnd.
    Er hatte aufgeschaut und blickte direkt in die großen tiefblauen Augen des zierlichen Kindes, die ihn fest und durchdringend ansahen.
    Eigentlich hatte es in dem Gespräch um die wesentlichen Strukturen von Gemeinschaft gehen sollen und jetzt stand da dieses Mädchen vor ihm.
    Er hatte sich geräuspert und dann gesagt:
    „Tja, ich glaube, du bist hier bestimmt falsch. Oder hast du dir einen Scherz mit mir erlaubt?“
    „Nein“, hatte die Kleine daraufhin gemeint, „ich bin hier genau richtig und ein Scherz ist das auch nicht.“ Sie war direkt auf Gabriel um den Schreibtisch herum zugekommen, hatte sich auf seinen Schoß gesetzt und den völlig Überraschten bei den Händen gegriffen. Dann sagte sie folgendes:
    „Gabriel, ich habe immer tolle Dinge erlebt genau in den Zeiten, in denen er den Menschen nur um die Familie ging. So schöne Dinge kann man gemeinsam tun und sich dabei die herrlichsten Geschenke machen. Und alles was mir wirklich etwas bedeutet war bisher selbst gemacht oder einfach nur die Zeit, die mit mir verbracht wurde. Alles kann man mit Geld kaufen, aber davon ist rein gar nichts wirklich wichtig. Denn alles, was wirklich wichtig ist, ist mit Geld nicht zu kaufen oder zu bezahlen. Zeit, miteinander und für einander. Liebe für den nächsten und besonders alle die uns nah sind.“
    Dann war sie aufgesprungen und zur Tür gegangen, hatte sich zu dem mit offenem Mund da sitzenden Gabriel umgedreht und gesagt: „Merk dir das, denn genau das allein ist wichtig!“
    Dann hatte sich die Tür hinter dem Kind geschlossen und Gabriel hatte da gesessen und nicht gewusst, ob er gerade geträumt hatte. Auch sich an den Kopf klopfen hatte ihm das nicht bestätigen könne. Er wollte sich gerade wieder seinen Akten widmen, aber zog dann seine Hand doch wieder zurück. Dieses Kind, wer war es und wieso hatte sie einen Termin bei ihm haben können. Er hatte seine Sekretärin dazu gerufen und diese schwor Stein und Bein, dass er weder gerade einen Termin gehabt habe, noch dass sie ihm ein kleines Mädchen ins Büro gebracht hätte. Im Gegenteil erkundigte sie sich ob bei ihm alles in Ordnung sei bevor sie das Büro wieder verließ.
    Lange hatte er da gesessen und über das Geschehene oder eben nicht Geschehene nachgedacht. Dann hatte er den Hörer genommen und seine Frau angerufen, der er jetzt einfach alles so erzählte, wie er es erlebt hatte.
    „Komm jetzt nach Hause, mein Schatz“, sagte Katharina zu Gabriel „und lass uns gemeinsam zu Abend essen, denn jetzt ist auch Kassandra wieder da. Sie war einige Zeit nicht zu finden.“
    Und als alle drei zusammen beim Abendessen saßen, da kam der Nikolaus. „Das wird das Christkind sehr freuen“, sagte er zu Gabriel und alle drei bekamen ein kleines Geschenk.
    .

  4. #124
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    Eine Leih-Oma zum Fest

    von Octavia Bender


    Besinnliche und berührende Weihnachtsgeschichte

    Leih-Oma zu sein ist gar nicht so einfach! Eine Leih-Oma muss in etwa die Leihoma Geschichte gleichen Qualitäten besitzen wie ein Schutzengel. Sie muss lieb und nett sein, Argusaugen haben, jeden Spaß mitmachen, rettend eingreifen und trösten, manchmal auch kuscheln – je nach Bedarf.
    Der Leih-Oma-Service von Tuntenhausen wusste sehr wohl um diese Voraussetzungen und erfreute sich allgemeiner Beliebtheit. Jedes Mitglied hatte oft genug seine Qualitäten bewiesen.
    Marie-Theres Waldauer war eines der fähigsten Mitglieder. Sie lebte seit einigen Jahren allein und war somit für Einsätze der besonderen Art durchaus geeignet.
    Das war auch der Grund dafür, dass man ihr den kleinen Marcel anvertraute, nachdem er mit seiner Mutter in einen Autounfall verwickelt worden war. Marcel hatte großes Glück gehabt. Das Auto wurde vollkommen zerstört. Er war verängstigt und verwirrt, so dass er kaum ein Wort herausbrachte, aber körperlich hatte er außer ein paar blauen Flecken nichts weiter abbekommen. Seine Mutter dagegen war nicht ansprechbar – und es war nicht abzusehen, wann sich dieser Zustand ändern würde. Die Nachforschungen über die Identität der beiden Verletzten liefen, doch zurzeit war ihre ärztliche Versorgung wichtiger.
    Der Junge brauchte nicht im Krankenhaus zu bleiben – man wollte ihn sogar gerne wieder loswerden, da gebrochene Knöchel und verzerrte Sehnen der Ski-Touristen die Kapazität des kleinen Krankenhauses bereits überstrapazierten. Man hatte sich jedoch gegen einen Heimaufenthalt entschieden, da man darauf hoffte, bald Angehörige zu finden. Außerdem brauchte der etwa Siebenjährige viel Aufmerksamkeit und Zuneigung, um seinen Schock zu überwinden. In seiner Not hatte das Krankenhaus sich an den Leih-Oma-Service gewandt und war auf Marie-Theres gestoßen.
    Die saß nun neben dem Sofa, auf dem sie ein Bett für Marcel hergerichtet hatte. Ein dickes Buch lag auf ihrem Schoß, aus dem sie zeitweise vorlas. Daneben lag ihr Strickzeug für die Zeit, in der Marcel schlief. Doch die Erfahrung der letzten vier Tage hatte sie gelehrt, dass Marcel jeden Moment aufwachen konnte, um nach seiner Mami zu rufen. Oder um einfach in Tränen auszubrechen, ohne erklären zu können, was ihn so erschreckt hatte. Natürlich würde ein Kind so kurz nach einem Unfall Alpträume haben, sagte Marie-Theres sich immer wieder. Und sie musste auch zugeben, dass Marcels Zustand sich rapide verbesserte. Sorgen machten ihr vor allem die scheinbaren Gedächtnislücken. Doch die Ärzte hatten ihr versichert, dass der kleine Junge sich nach seinem Schock erst langsam in die Wirklichkeit zurücktasten musste.
    Manchmal, wenn Marie-Theres an Marcels provisorischen Bett wachte, überkamen sie ungebetene Gedanken. Etwas an der Art, wie Marcel erwachte, wie er jedes Mal wieder verwirrt mit großen dunkelbraunen Augen um sich guckte, und dann beruhigt mit einem erkennenden Lächeln auf den Lippen an ihrem Gesicht hängen blieb, erinnerte sie an Sofie – ihre Tochter. Sofie musste jetzt ein Kind etwa in demselben Alter wie Marcel haben…
    Marie-Theres seufzte. Sie wusste nicht einmal, ob es ein junge oder ein Mädchen war – ihr Großkind. Schon oft hatte sie sich Vorwürfe gemacht, wie sie so stur auf der Heirat hatte bestehen können. Sofie war doch selbst noch fast ein Kind gewesen – mal gerade 18 Jahre alt – als sie ihr gestand, dass sie schwanger sei.
    Marie-Theres war überfordert gewesen. Sie hatte gerade ihren Mann verloren, der immer alles entschieden und geregelt hatte. Sie kämpfte damit, die Lücke zu schließen, die ihr Mann hinterlassen hatte, und damit, für sich und ihre Tochter ein Zuhause zu schaffen, dass auch ohne den Vater ein Heim sein sollte. Doch als sie dann vor dem ersten größeren Problem stand – nämlich vor der Schwangerschaft ihrer Tochter – da hatte sie alles falsch gemacht. Sie hatte darauf bestanden, dass Sofie den Vater heiratete. Doch Sofie hatte ihren eigenen Weg gewählt, sie war gegangen. Marie-Theres wurde klar, dass sie sich diesen Verlust selber zuzuschreiben hatte. Aber Sofie hatte ihr keine Chance gegeben, ihr eine geänderte Meinung einzugestehen. Sie war wie vom Erdboden verschwunden.
    Mit ihrer Aufgabe als Leih-Oma versuchte Marie-Theres ein kleines bisschen von dem wieder gutzumachen, was sie falsch gemacht hatte.
    Marcel rührte sich, sein kleines blasses Gesicht verzog sich weinerlich, doch dann drehte er sich nur auf die andere Seite und schlief wieder ein.
    Zufrieden lächelte Marie-Theres. Es wurde eindeutig besser mit ihrem Pflegling. Fast wünschte sie sich, man würde seine Verwandtschaft nie auftreiben, sie hatte ihn liebgewonnen und würde ihn gerne noch etwas bei sich haben. Die Ärzte sagten, dass auch der Zustand der Mutter sich stabilisiere, dass es aber für einen Besuch noch zu früh sei und dass es in Ordnung wäre, wenn Marcel noch eine Weile bei ihr bliebe. Manchmal hatte Marie-Theres den Eindruck, dass die Ärzte es sich allzu leicht machten.
    Nur wenige Tage später merkte sie, was für ein aufgewecktes Kerlchen Marcel in Wirklichkeit war. Er war mit dem Vorlesen längst nicht mehr zufrieden zu stellen. Er wollte nach draußen, sich die Berge ansehen, im Schnee toben. Ein Besuch im Zoo beschäftigte ihn für einige Stunden. Marie-Theres konnte ihm zu den einzelnen Tieren kaum folgen, so wirbelte er von Gehege zu Gehege. Bei der Streichelwiese blieben sie eine ganze Weile. Die Ponys hatten es Marcel angetan. Er kraulte und streichelte sie, redete mit ihnen und wollte sich gar nicht von ihnen trennen.
    In Gedanken versunken beobachtete Marie-Theres den Jungen und plötzlich sah sie Sofie in ihm, als sie sieben Jahre alt war. Sie liebte auch die Ponys am meisten. Auf dieser Wiese hatte Sofie Stunden ihres Lebens verbracht. Stunden? Wenn man es zusammenzählte, mussten es Tage, ja Wochen gewesen sein! Bis die Eltern ihr ein eigenes Pony geschenkt hatten. Blacky – das kleine Shetlandpony, dem sie bald über den Kopf wuchs, es aber niemals hergeben wollte. Blacky gab es noch. Er war weit über zwanzig, aber als Gesellschafter für Bauer Hubers nervöse Traberstute war Blacky genau das richtige. Morgen würde sie mit Marcel zu Hubers gehen und ihm Blacky zeigen.
    Am Abend setzte Marcel sich an den großen Küchentisch und malte. Er zeichnete alle möglichen Tiere, die er im Zoo gesehen hatte, und Marie-Theres bemühte sich, alle richtig zu erraten. Ganz zum Schluss setzte er ein Zeichen unter das Blatt Papier. Es sah aus wie eine Zickzacklinie.
    „Das kann ich jetzt aber nicht deuten!“ Marie-Theres sah Marcel fragend an. „Was soll das denn sein?“
    „Na, wenn man etwas gemalt hat“, erklärte Marcel, „dann muss man doch seine Anfangsbuchstaben darunter setzen, damit jeder weiß, wer’s gemalt hat.“
    „Ach so, die Initialien meinst du“, lächelte Marie-Theres über die Wichtigkeit dieser Regel, dann merkte sie auf einmal das flaue Gefühl in ihrer Magengegend beim Anblick der Zackenlinie. Der Junge hatte doch nicht einmal seinen ganzen Namen gewusst, als er zu ihr kam… Sie schluckte, leckte sich über die plötzlich trockenen Lippen und fragte: „Was heißt das denn? Diese Zacken stehen doch sicher für ‚Marcel’, nicht wahr?“
    „Ja, genau“, erklärte der Junge wichtig. „’M’ für Marcel, und ‚W’ für Waldauer – und damit es etwas Besonderes ist, was sonst keiner hat, schreibe ich es so eng aneinander, das…“
    Waldauer!!!
    „Du weißt deinen ganzen Namen?“ fragte Marie-Theres erstaunt.
    Marcel guckte sie groß an. Dann nickte er.
    „Aber wieso hast du es mir nicht gesagt?“
    Etwas verwirrt meinte er:
    „Du hast mich doch nicht gefragt, oder? Ich wusste nicht, dass ich…“
    Marie-Theres hörte die Worte nicht mehr. Ihr war schwindelig und flau und einfach merkwürdig, so als schwebe sie auf einer Wolke davon. Marcel Waldauer! Marcel Waldauer, hallte es in ihrem Kopf. Das konnte doch nicht sein! Dieser kleine Junge, der so verstört zu ihr gekommen war, Vertrauen gefasst hatte und sich zu einem aufgeweckten, munteren Burschen verwandelte, hieß Waldauer! Seine Mutter, die im Krankenhaus lag, musste Sofie sein! Zumindest könnte es Sofie sein, versuchte sie sich zu bremsen. Mit zittrigen Fingern griff sie zum Telefon, drückte die Nummer des Krankenhauses und fragte auf der Station nach, wie es Marcels Mutter gehe. Sie wurde mit dem Stationsarzt weiter verbunden und wiederholte ihre Frage. Ja, Marcels Mutter sei auf dem Weg der Besserung, wurde ihr bestätigt.
    „Wann dürfen wir sie besuchen kommen?“ fragte Marie-Theres nur.
    „Sie haben es herausbekommen!“ stellte der Arzt staunend fest, dann fügte er vorsichtig hinzu, „ich meine…, sie wissen…?“
    „Dass es sich um Sofie Waldauer handelt?“ nahm Marie-Theres dem Arzt die Worte aus dem Mund.
    „Meine Tochter Sofie?“
    „Hm.“

  5. #125
    Insider
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    Liebe Leser

    Dieser Thread "Weihnachten" und seine Geschichten, wurde vom:
    28.11.2021 bis zum heutigen Tage 54.600 angeklickt !!

    alle darin gepostet Beiträge, ”wurden im www ausgegraben".
    Deshalb wird so manch einer von Euch, die eine oder andere Geschichte schon gekannt haben.

    Ich hoffe aber, mit dieser kleinen Auswahl, wieder etwas Freude oder auch ein Lächeln schenken konnte.

    Angedacht war aber auch, dass die eine oder andere Geschichte zum Nachdenken anregen sollte; denn wir sollten es nicht vergessen und stets daran denken, wie gut es uns trotz aller evtl. Schwierigkeiten und Probleme doch geht.

    ... es ist so weit, diese Weihnachtsgeschichte, soll für dieses Jahr meine letzte gewesen sein.

    So Gott will ??, starte ich im nächste Jahr -zum 1.Advent- diesen Thread -mit kürzeren oder auch längeren- Geschichten wieder, es liegt aber nicht mehr in meiner Hand.

    Bitte bleibt -oder werdet- wieder schön gesund.

    Jetzt wünsche ich Allen noch ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr !

  6. #126
    Insider Avatar von Stephan1
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    25.09.2007
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    426
    Na na na "ein Gast", ein Jährchen geht noch, mindestens!!!

  7. #127
    Insider
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    04.08.2017
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    Hola mein lieber Freund Stephan,

    ich komme -morgen- über eine andere Leitung, um zu berichten !

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